1866 / 287 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ten, die Verbündeten Namens der Regierung Sr. Majestät heen⸗ s einzuladen, Bevollmächtigte zum 15. Dezember d. J.

nach Berlin zu senden, um die Verfassung des Norddeutschen

Bundes festzustellen, welche dem Reichstage zur Berathung und

Vereinbarung vorgelegt werden soll. 1

Für den Tag der Wahlen ist die letzte Hälfte des Monats anuar k. J. im Allgemeinen in Aussicht genommen.

Hanno ver, 26. Awpember. Die »N. Hann. Ztg.« ver⸗ öffentlicht heute nachstehende vom 25. d. datirte Bekannt⸗ machung des General⸗Gouverneurs und kommandirenden Generals des 10. Armee⸗Corps von Voigts⸗Rhetz:

Es ist zu meiner Kenntniß gekommen, daß sowohl Unteroffiziere

wie Soldaten der ehemaligen hannoverschen Armee von ihren früheren

Vorgesetzten mit Weisungen in Bezug auf ihr Verhalten versehen wor⸗

den, wenn dieselben zum Eintritt in die preußische Armee beordert

werden sollten.

Um mißverständlichen Auffassungen vorzubeugen und im Interesse

der Unteroffiziere und Soldaten erkläre ich hiermit:

»Daß kein Offizier der ehemaligen hannoverschen Armee berechtigt ist, irgend einem seiner früheren Untergebenen Befehle zu ertheilen, vielmehr sich hierdurch einer strafbaren Handlung schuldig machen würde, und daß somit alle derartige etwa schon ergangene Befehle null und nichtig sind.«

Coblenz, 24. November. Nach Mittheilung des »Fr. Journ.« sind die Landräthe des hiesigen Regierungsbezirks seit einigen Jahren übereingekommen, unter Vorsitz des Re⸗ gierungspräsidenten jährlich einmal zu einer Konferenz an jedesmal wechselnden Kreisorten sich zu versammeln, um durch Austausch der Erfahrungen eine bessere Einsicht in die Verhält⸗ nisse der Verwaltung des preußischen, resp. deutschen Vaterlandes zu erlangen, als dies sonst dem einzelnen Verwaltungsbeamten des Kreises möglich ist. Es schließen sich an diese Versamm⸗ lungen auch die nöthigen Exkursionen zur Besichtigung der Oert⸗ lichkeiten, was zur Nachahmung in anderen Kreisen nur bestens empfohlen werden kann. Durch die Kriegsereignisse sind in der jüngsten Zeit die diesjährigen Zusammenkünfte verzögert wor⸗ den; doch findet auf Anlaß des Landrathes von Diest, als jetzi⸗ ger Civil⸗Commissair für das ehemalige Herzogthum Nassau

fungirend, gestern und heute in Wiesbaden die regelmäßige Versammlung der Herren Landräthe der Umgebung unter dem Vorsitze des Regierungs⸗Präsidenten aus Coblenz statt. b Schleswig⸗Holstein. Kiel, 23. November. (Kiel. Ztg.) Das hier stationirte Wachtschiff Fregatte»Thetis«, Kommandant Eapitain Kinderling, welches bisher in der Mitte des Hafens lag, liegt jetzt dicht am Ufer an der Wasserallee. Im hiesigen Hafen liegen folgende Kriegsschiffe: die Segelfregatte »Gefion«, die Dampfkorvette »Arcona« und der Panzerdampfer »Armi⸗ nius«, sämmtlich, wie früher gemeldet, außer Dienst gestellt. Im Dienst befinden sich als Wachtschiff die Segelfregatte »Thetis«, das Kasernenschiff »Barbarossa«, das Kanonenboot »Scorpion⸗ und der Dampfaviso »Pfeil«. Der »Scorpion« ist zur Dispo⸗ sition des Marinedepots und versieht den Dienst im Hafen.

Sachsen. Dresden, 26. Novpember. (Dr. J.) Die Zweite Kammer hat heute vier Königliche Dekrete, die Geschäftsbehandlung auf dem gegenwärtigen Landtage, die Betheiligung bei der Pariser Ausstellung, die Budget⸗ Vorlage für die Jahre 1867—69, und die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben (ohne Erhöhung) auf das Jahr 1867 betreffend, erledigt und dabei allenthalben den Regierungsvorlagen zustimmend sich erklärt.

1 Königstein, 22. November. (Amtsbl.) Nachdem der

zum Gouverneur der hiesigen Festung ernannte Königlich

preußische Generalmajor von Rohrscheidt gestern Abend hier eingetroffen war, hat derselbe heute Vormittag sich auf die

Festung begeben und das Kommando übernommen. Der zeit⸗

herige Gouverneur, General⸗Lieutenant von Briesen, ist hierauf

heute Nachmittag abgereist.

Weimar, 25. Nopember. (Leipz. Ztg.) Das heutige Regierungsblatt enthält den Bündnißvertrag mit Preußen vom 1es lußuft d. J. und das Wahlgesetz zum norddeutschen Bun⸗ estag.

Bayern. Aschaffenburg, 24. November. (N. C.) Gestern gegen Mitternacht kam ⸗Se. Majestät der König Ludwig II. von Darmstadt wieder zurück. Heute Nachmittag hat Se. Majestät nach viertägigem Aufenthalte unsere Stadt wieder verlassen.

Würzburg, 25. November. Gestern Nachmittag um 4 Uhr traf Se. Majestät der König hier ein. Auf dem Bahn⸗

ofe wurde Se. Majestät von den Vertretern der Stadt, dem

Bürgermeister, den Magistratsräthen und Gemeindebevollmäch⸗

tigten empfangen. Nach der Ankunft in der Residenz ließ

Se. Majestät der König sofort den Bürgermeister zu sich rufen

und drückte demselben den Dank für den herzlichen und fest⸗

lichen Empfang seitens der Stadt aus.

111A1614“* 161656 d1114141“*“ G 8 8 8 u“ 8 8 1““ 5

1

Oesterreich. Pesth, 24. November. (Telgr. Dep d W. Ztg.). In der heutigen Sitzung des Deak⸗Klubs khe (wie schon gemeldet) das Königliche Reskript zur Sprache. Deah entwickelte in einer kurzen Rede, daß das Reskript von zwei G sichtspunkten zu betrachten sei, welche genau von einander unter schieden werden müssen. Vom Gesichtspunkte der Rechtscontinulti lasse das Restript viel mehr hoffen als jenes vom 3. März; doch müsse er gestehen, daß es ihn nicht befriedigen könne; befrie⸗ digt könne er nur dann sein, wenn die Rechtscontinuität nich nur in der Theorie anerkannt, sondern auch in der Praris Thatsache geworden sei. Wir müssen, fuhr er fort, an Se. Ma. jestät eine Adresse richten, in welcher wir abermals darum bitten, daß unsere Gesetze ins Leben gerufen werden. Der zweite Gesichtspunkt betreffe das Elaborat des Fünfzehner⸗ Subcomité, worüber Se. Majestät gewisse Wünsche aus⸗ sprich. Das Haus hat, wie bekannt, die Sieben⸗ undsechsziger⸗Kommission beauftragt, einen Vorschlag über die gemeinsamen Angelegenheiten auszuarbeiten; das Elaborat der⸗ selben liege dem Hause noch nicht vor, sobald aber dies der Fall sein wird, werde das Haus nicht versäumen, die Wünsche Sr. Majestät in Betracht zu ziehen. Dies müsse in der Adresse ausgedrückt werden, die übrigens kurz gefaßt sein soll. Die Arbeit der Siebenundsechsziger⸗Kommission anbelangend, sagte der Redner sodann: Da wir unsere Auffassung auch jetzt noch für die richtige halten und selbst nach dem 3. März es für zweckmäßig erachten, ein Elaborat über die gemeinsamen Angelegenheiten auszuarbeiten, so werden wir jetzt um so mehr, an dem B⸗⸗ schlusse des Hauses festhaltend, unsere Arbeit foͤrtsetzen. Es er⸗ hob sich eine Stimme, welche meinte, daß man das Elaborzt über die gemeinsamen Angelegenheiten nicht fortsetzen könne, bis nicht das Ministerium ernannt ist. Deat erklärte hierauf, daß er es als nöthig erachte, die Arbeit fortzusetzen und dem Hause zu unterbreiten; was das Haus dann beschließen will, sei Sache des Hauses. Hierauf gingen Alle ohne Ausnahme ein.

—26. November. (W. T. B.) Bis jetzt haben sich 126 Mitglieder des Unterhauses in den Klub Deak und 85 in den Klub der Linken einschreiben lassen. 16 Unabhängige bilden eine besondere Gruppe.

Lemberg, 24. November. Auf Antrag des Abgeordneten Krzeczunowicz wird der mit der Prüfung der Regierungs⸗ vorlage bezüglich einzelner Abänderungen der Landtagswahl⸗ ordnung betrauten Kommission die Vorlage eines umfassenden Wahlreformplanes aufgetragen.

Czernowitz, 24. November. Dr. Fechner begründet sei⸗ nen Antrag auf Erlassung einer Adresse, und hierauf begrün⸗ det Baron Petrino den gestellten Antrag wegen Verlängerung der Lemberg⸗Czernowitzer Eisenbahn nach Suczawa. Klagenfurt, 24. November. Abgeordneter Ritter von Tschabuschnigg überreicht einen ausführlichen Bericht über die gesammte Thätigkeit des für den Bau der Rudolfs⸗Bahn bo⸗ standenen Central⸗Comité und über die Verhandlungen mit der Regierung und den Concessionairen, denen zufolge der Bau dieser Bahn auch in Kärnten noch in diesem Jahre in Angriff genommen wird. „Innsbruck, 24. November. Den Entwurf eines Gesetzes über Benutzung, Leitung und Abwehr der Gewässer erklärt der Landtag einer Berathung nach Paragraph 19 der Landesord⸗ nung nicht zu unterziehen. Ueber die Anträge der welschtiroli⸗ schen Abgeordneten wegen Abänderung einiger Bestimmungen der Landesordnung und um Erwirkung einer besonderen Land⸗ tagsabtheilung für spezielle Angelegenheiten des italienischen Landestheiles wurde nach heftiger Debatte mit 23 gegen 22 Stimmen zur Tagesordnung übergegangen.

Schweiz. Bern, 24. November. (Köln. Ztg.). In seiner letzten Sitzung hat der Bundesrath die Berathung des Budgets für 1867 begonnen. Laut dem Voranschlag des Finanz⸗Departements weist dasselbe eine Einnahme von 20,263,000 Fr. und eine Ausgabe von 25,485,000 nach, also ein Deficit von 5,222,0 Fr. Die außerordent⸗ lichen Ausgaben figuriren in demselben mit 6,066,950. Die Ausgaben für die Einführung der Hinterladungsgewehre in die eidgenössische Armee sollen in einer besonderen Bot⸗ schaft behandelt und aus dem ordentlichen Budget ausgeschie⸗ den werden. Dieselben werden nach dem auf die Kantone fallen⸗ den Antheil ca. 10 Millionen betragen, weshalb eine Anleihe Seitens des Bundes nothwendig ist. Vor einigen Tagen hat der Bundesrath eine Kommission zur Prüfung der Frage, be⸗ treffend die Ermäßigung des Eingangszolles auf Eisen, ernannt. Dem Vernehmen nach ist dieser Schritt auf das Drängen der landwirthschaftlichen und namentlich der weinbautreibenden Be⸗ völkerung geschehen. Dieser Eisenzoll ist es nämlich, welcher hauptsächlich den schweizer Weinen den Eingang nach Deutsch⸗ land verlegt, Die Ermäßigung soll den schweizer Weinen die gleichen Zollvergünstigungen wieder verschaffen, welchen die⸗ selben früher genosser

8

greifenden Mittel, die ökonon

EEEII“ 11“

Großbritannien und Irland. London, 24. Novem⸗ ber. Der Besuch Ihrer Majestät der Königin in Wolver⸗ hampton ist auf den 30. d. festgesetzt worden.

An Stelle des verstorbenen Admirals Sir W. Parker hat die Königin den Vice⸗Admiral Earl of Londerdale zu ihrem ersten Flotten⸗Adjutanten ernannt und Mr. William Averell als General⸗Konsul für das britische Nord⸗Amerika in den Ver⸗ einigten Staaten bestätigt.

Der Dampfer »Atratog« ist, nachdem die ärztlichen Be⸗

richte von Seiten der Quarantänebehörden fortwährend günstig

ausfielen, auf Befehl des Geheimen Rathes aus der Quarantäne entlassen worden und von der Motherbank im Hafen von Southampton eingetroffen.

Nach telegraphischen Nachrichten aus Dublin wurde ein Mann beim Heraustreten aus dem Geschäfts⸗Lokal der Hibernian Bank verhaftet. Bei demselben wurde eine Pistole, eine Anweisung auf die Commercial Bank in Glasgow im Betrage von 900 Pfd. St. und gegen 30 Pfd. St. in Münze vorgefunden. Kompromittirende Schriftstücke fand man nicht, aber sein Benehmen seit seiner Ankunft aus Amerika am 6. d. erregte bei der Polizei Verdacht und er wurde in Folge dessen beobachtet. Der Gefangene nannte sich John M' Therson M' Gilvray, verweigerte aber jede weitere Auskunft über seine Person. Man vermuthet in ihm einen frühern amerikanischen Offizier und bringt sein Herüberkommen mit den Plänen der Fenier in Verbindung.

10 Personen wurden in der Stadt Limerick wegen Be⸗ theiligung an einem Fenier⸗Komplott verhaftet. Eine große Anzahl Picken und ein Faß voll Kugeln wurden entdeckt. Die Verhafteten gehören der arbeitenden Klasse an. In der Stadt herrscht große Aufregung. Die beiden Kisten mit Waffen, deren Beschlagnahme gemeldet wurde, waren als amerikanisches Tuch und Leder deklarirt.

Ueber. 300 Abgeordnete der verschiedenen Gewerke, Gefell⸗ schaften und Mäßigkeitsvereine hielten unter dem Vorsitze von Mr. Georg Potter Versammlung, um die Vorbereitungen für die bevorstehende Reformdemonstration zu berathen. Der Secretair berichtete, er habe an Lord John Manners, Minister der öffentlichen Arbeiten, geschrieben und die Erlaubniß zu einer Versammlung im Hyde Park oder Green Park nachgesucht. Schon drei Stunden nach Absendung seines Schreibens habe er eine sehr ausführliche und höfliche Antwort von dem Minister erhalten, worin derselbe sich bereit erkläre, am nächsten Mon⸗ tage eine Deputation des Comité's zu empfangen und mit der⸗ selben über den Gegenstand Rücksprache zu nehmen.

Die englischen Freiwilligen⸗Corps, welche bei den Festlichkeiten in Brüssel vertreten waren, haben sich in einer Generalversammlung ihrer Abgeordneten unter dem Vorsitze des Viscount Bury über die nöthigen Maßregeln zur Grün⸗ dung eines Fonds geeinigt, aus dem die Kosten für eine wür⸗ dige Aufnahme und Bewirthung der belgischen Schützen bestrit⸗ ten werden sollen, welche zu dem Preisschießen in Wimbleton im nächsten Jahre herüberkommen werden. Es wurde die Bil⸗ dung eines Comité's beschlossen und ein vorliushger Ausschuß ernannt. Die Versammlung beschloß, die Einladung so allge⸗ mein als möglich ergehen zu lassen. Andererseits soll auch diesseits die Einladung als eine Nationalsache betrachtet werden. Aufforderungen sind ergangen und schon sind eine Reihe der ersten Persönlichkeiten des Landes dem Comite beigetreten.

Frankreich. Paris, 25. November. Am Dienstag hält der Ausschuß für die Umgestaltung des Heeres seine letzte Sitzung, wofern er in einem Tage mit der Berathung des Textes von dem Gesetzentwurfe fertig wird, der dann sofort in den Staats⸗ rath gelangen soll.

Der Geschichtschreiber Barante ist gestorben, er hat sein fünfundachtzigstes Lebensjahr erreicht. Sein bekanntestes Werk ist die Histoire des Ducs de Bourgogne, eine vortrefflich ge⸗ schriebene, gründliche und umfassende Darstellung einer der interessantesten Perioden der Geschichte Frankreichs und Euro⸗ pa's. Prosper Brugièêre Baron de Barante war zu Riom ge⸗ boren. Unter der Restauration wurde er zum Pair ernannt; unter Louis Philippe hat er verschiedene Bdndeceests Gc bekleidet, unter anderen zu Turin und Petersburg. Die Aka⸗ demie verliert in ihm eines ihrer ausgezeichnetsten Mitglieder.

Italien. Florenz, 26. November. Die Journale mel⸗ den, daß Vegezzi nächstens im Auftrage der Regierung nach Rom zurückkehren werde. 128.1784

Aus Venedig wird berichtet, daß die bis jetzt bekannt ge⸗ wordenen Wahlen zu Gunsten der gemäßigten Partei aus⸗ gefallen sind.

Dem »Pungolo« geht aus Florenz die Nachricht zu, daß der Kaiser Napoleon Herrn Minghetti zum Mitgliede der Jury ernannt hat, welche der besten Arbeit über die zu er⸗

nische Lage des Arbeiterstandes

8 8

TZLürkei. Konstantinopel, 26. November. (W. T. B.)

zu heben, den Preis zuerkennen oll. Min wirt 2 Desember 8 Paris eintreffen. bügf,sa2 henht g ie »Gazetta di Torino« meldet, daß der Fürst von Mo⸗

8 4 1. 5 stunah senen Feeenben, zderrn RNaisibs, gem vom. seine 8 iste ufluchtsort hat anbieten lassen si d fane 8 zu verlassen. ffenf sahg er ch

Saͤmmtlichen in Venedig vor Anker liegenden italienischen Kriegsschiffen ist die Weisung zugekommen, sogleich abzuruüͤsten, sich auf den vollsten Friedensstand zu setzen und alle ihre über⸗ zählige Mannschaft zu beurlauben. In Folge dessen sind be⸗ reits mehrere hundert Matrosen der hier liegenden Schiffe be⸗ urlaubt und in ihre Heimath abgesendet worden und wurde mit der Abrüstung der Schiffe bereits begonnen. Die im dor⸗ tigen Hafen liegenden Schiffe sind die Panzerfregatten »Terri⸗ bile«, »Formidabile« und »Varese«, zwei Schraubendampfer und mehrere kleinere Dampfer.

Griechenland. Aus der Bucht von Suda (Creta), 11. November, wird der »Triest. Ztg.« geschrieben: »Vor einigen Tagen soll wieder ein Scharmützeel stattgefunden haben und die Christen sollen Sieger geblieben sein; nach Einigen sollen sie auch schon den größten Theil der Insel im Befitz haben, während von an⸗ derer Seite behauptet wird, daß die Türken, mit Ausnahme einzelner Punkte, immer noch die ganze Insel dominiren. Bei der vor einigen Tagen erfolgten Vorstellung bei Ali Bey, dem Sohne des Kommandixenden Mustafa Pascha, versicherte derselbe, daß die Waffenstreckung der Insurgenten in wenigen Tagen statt⸗ finden werde; doch scheint dieser Fall nicht sobalb eintreten zu wollen, denn die infurgirten Christen erhalten fortwährend Zufuhr an Lebensmitteln, Munition, ja sogar Unterstützung an Kämpfenden, in Folge der genauen Kenntniß der Küste gelingt es den fremden (griechischen) Schiffsführern, die türkischen Kreuzer, welche die Blokade aufrecht erhalten sollten, zu täuschen, und bisher wurde erst ein einziges Fahr⸗ zeng von diesen aufgebracht; die gefangene Mannschaft desselben ah ich am Bord des türkischen Linienschiffes »„Schah⸗Dir⸗, welches nebst anderen türkischen und ägyptischen Schiffen, nicht zu sprechen von den österreichischen, englischen, russischen, italienischen, französischen, theils größeren, theils kleineren Kriegsschiffen in der Bucht von Suda vor Anker liegt. Die gegenwärtigen Wirren sind von ungeheurem Nachtheil für die hiesige Bevölkerung; die Christen sind fast alle in die Berge gezogen, theils um am Kampfe theilzunehmen, theils um etwaigen Mißhandlungen zu entgehen, und man begegnet nur Türken oder zum Islam Bekehrten; es kann unter solchen Verhältnissen von einem Bebauen des fruchtbaren Bodens gar keine Rede sein; die einzige in ziemlich gutem Zustande befindliche Straße, welche von der Bucht von Suda nach Canea, der an der Westseite der Insel „befindlichen, mit alten Festungsmauern versehenen Stadt, führt, und vor einigen Jahren eigens für den Besuch des Sultans gebaut wurde, geht durch ein pracht⸗ volles Thal, in welchem hier und da zerstreut türkische und ägyptische Bivouacs sich befinden, in denen wohl fleißig exercirt wird, während die Kultur des Bodens so ziemlich vernachlässigt bleibt. Das Ende des Kampfes wird von Allen aufs Sehn⸗ lichste gewünscht, um aus diesen abnormen Verhältnissen her⸗ auszukommen; die Türken versprechen sich dies von dem näch⸗ sten Unternehmen Mustafa Paschas, welchem aber die von Natur aus festen Positionen der Christen namhafte Hindernisse entgegensetzen dürften.“

In Folge eines zwischen christlichen und muselmanischen Alba⸗ nesen vorgefallenen Konfliktes ist der Gouverneur von Albanien, Mudir⸗Pascha, abgesetzt worden. Zahlreiche kandiotische Insurgenten kehren nach Griechen⸗ land zurück. Den noch Widerstand Leistenden wurde eine fünf⸗ tägige Unterwerfungsfrist zugestanden. 33 Zur Zahlung der Januar⸗Coupons ist eine Anleihe im

Inlande abgeschlossen worden. 8

Dänemark. Kopenhagen, 24. November. Nachdem die erste Behandlung des Staats⸗Budgets im Folkething zu Ende gebracht, wurde gestern der große Finanz⸗Ausschuß ge⸗ wählt. Das Brautaussteuer⸗ und Mitgifts⸗Gesetz für die Prinzessin Dagmar ging ohne Diskussion zur zweiten Be⸗: handlung. Der Gesetz⸗Entwurf, betreffend die Anschaffung von Hinterladungswaffen und der dazu gehörigen Munition, gab darauf Gelegenheit zu längern eingehenden Reden.

Amerika. New⸗York, 14. November (per Australasian).

Die Behörden der Vereinigten Staaten haben, wie bereits tele⸗ 8 graphisch gemeldet wurde, Ortega mit seinem Stabe bei seiner 8 Ankunft in Brazos de Santiago verhaftet. Ortega hat, als Präsident-der Republik Mexico, einen Protest erlassen, in dem er der amerikanischen Regierung indirekte bewaffnete Einmischung