1867 / 65 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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stsammlungen der neuen La

V.

Nioch weit vorzüglicher ist die Holländische Schule bestellt, die den eigentlichen Glanzpunkt der Kasseler Galerie ausmacht. Der nam⸗ hafteste Meister, der in Italien sein von Hause aus dem Realismus ugewandtes Künstlerindividuell durch die Kunstweise Caravaggio's maßgebend beeinflussen ließ, ist Gerard Honthorst (Gherardo dalle ꝛotti, 1592 1662). Unter den vier von ihm an dieser Stelle be⸗ findlichen Bildern (255, 256, 259, 260) sind die beiden ersten sehr be⸗ deutend: eine alte Frau wiegt bei Licht das Geld, welches ihr ein böser Geist auf den Tisch schüttet, hinter ihr steht ein Mann mit einem Geldbeutel (225); und die heilige Cäcilie spielt bei Licht die Orgel und singt dazu, zwei Engel begleiten ihren (256). Beide Gemälde sind ausgesucht schöͤn in den Beleuchtungseffekten, die dem Meister seinen Beinamen verschafft haben. In der musicalischen Unterhaltung (260) macht sich ein unschöner Naturalismus breit. Ihm zur Seite, wenngleich in ganz verschiedenem Genre, geht Co rnelis Poelen⸗ burg (1586 1660)0. Von seinen zierlichen Bildchen zählt man eilf, (234 244), davon vier bisher auf Wilhelmshöhe; sie sind von sehr ungleichem Werthe, einige aber recht gut, besonders ein Urtheil des Paris (236) und zwei Landschaften mit badenden Mädchen (242, 243). Der in seinen Porträten höchst geistvolle Frans Hals (1584 bis 1666), der zuerst die breite Behandlung mit kräftigem Impasto, wie sie Rubens in Schwung gebracht, seiner Schule aneignete, tritt uns hier in sieben Bildern (222 228) als ein sehr bedeutender Künstler entgegen. Von seinen Bildnissen müssen hervorgehoben werden: ein Mann in schwarzem Anzuge, goldenem Leibgürtel und weißer Hals⸗ krause, die Rechte in die Seite gestemmt, in der Linken einen breit⸗ krämpigen Hut (224), und eine junge Frau in rother reich mit Gold besetzter Kleidung und goldenem Leibgürtel (225). Nächstdem interessirt beschübrt ein lachender Bauer mit einem Kruge in der linken Hand, in röthlichem Anzuge mit gelben Borden (222), skizzenhaft in schmutziger Farbe mit ungeheurer Sicherheit und Bravour hingesetzt und von wunderbarer Lebendigkeit. Aller seiner Bilder Preis und Krone aber, sicher der hiesigen, vielleicht aller unter seinem Namen vorhandenen, sind die zwei musicirenden Knaben (223). Die Auffassung ist gleich großartig, wie in dem vorigen Bilde, aber bei weitem schöner und maßvoller. Die treffliche Lichtwirkung und der fette, flotte Vortrag, mit dem Alles belebt und individualisirt ist, treffen sich so glücklich nicht leicht bei ihm mit einem so anmuthenden Ausdruck zusammen. Es ist ein Bild, das neben eines Murillo Genrescenen mit allen Ehren besteht. Von den holländischen Portraitmalern, die alle unter seinem Einflusse stehen, finden sich von mehreren einzelne Stücke. Hier soll nur der Bedeutendste erwähnt werden, Bartholomäus van der Helst (1613 1670), von dem drei sehr rühmliche Portraits (434—436) aufgeführt werden.

Mit der Vortragsweise des Frans Hals hat auch die Kunstart Rembrandt's größere Verwandtschaft, als mit der irgend eines anderen ihm vorangegangenen holländischen Meisters. Dieser größte Künstler der holländischen Schule, vielleicht das originellste und eigen⸗ artigste Maleringenium, welches je die Kunst des Pinsels geübt, Rembrandt Hermanszoon van Ryn (1608—–1669) ist der Hauptmeister der Kasseler Galerie, sowohl was die Zahl, als was die Mannichfaltigkeit und Vortrefflichkeit der bewahrten Gemälde seiner Hand anbetrifft. Fünfundzwanzig Bilder von ihm (347 352,355 373) schmücken diese Sammlung, sämmtlich von solcher Schönheit, daß es schwer wird, eine Auswahl des Hervorragendsten zu treffen, und da⸗ bei darf doch nicht vergessen werden, daß eine nicht unerheb⸗ liche Anzahl der allerschönsten Werke des Meisters für die Galerie verloren gegangen ist, wie, um nur eins zu nennen, die jetzt in der Eremitage zu St. Petersburg befindliche Abnahme Christi vom Kreuz. Bei weitem die meisten Kasseler Bilder sind Portraits, aber durchgängig von der höchsten Meisterschaft, welche schon die ersten Schritte des Künstlers bezeichnete und durch das Mißgeschick

des Lebens auch im Alter nicht alterirt werden konnte; nur der Cha⸗ rakter seiner Auffassung und seiner Technik änderte sich. Der früheren eit gehört das Bildniß des Poeten Croll (351) an, ebenso das des chreib⸗ und Rechenmeisters Kopenol (358) Dieses ist ganz besonders geistvoll in der Auffassung und delikat in der Ausführung. Der Kopf ist im vollen Lichte genommen; in dem feinen, etwas gekniffenen und verzogenen Munde spiegelt sich in unwillkürlicher und natürlicher Weise die penible Aufmerksamkeit, welche er auf das Geschäft des Feder⸗ schneidens verwendet. Die hiermit beschäftigten fleischigen, schönen Hände sind mit einer besonderen Sorgfalt und Feinheit behandelt,

viel mehr, als es gemeiniglich Rembrandt's Art ist, mit ächt künst⸗

lerischem Takt und Verständniß, weil sie durch ihre Handlung die Auf⸗ merksamkeit auf sich lenken. Der mittleren Periode des Meisters, aber noch dem Anfange derselben, verdankt ein SJ weibliches Portrait in reicher Kleidung mit einem rothen Sammethute mit weißer Feder, im Profil, (356) seine Entstehung. Es gilt hier, wiewohl mit Inrecht, für Rembrandt's Gattin Saskia Uilenborgh und ist, obzwar die mit außerordentlicher Schärfe und Eleganz gegen den dunklen Grund gezeichneten regelmäßigen Züge nichts weniger als geistvoll sind, von außerordentlichem Reiz und in dem Beiwerk von seltener Durchführung und Vollendung. Der glücklichsten Zeit des Meisters gehören wei Portraits an: das einer jungen niederländischen Dame in gelbgrün schillerndem Kleide und dunkelgrünem pelzverbrämtem Ueberwurf, in der Linken eine Nelke haltend (347), und das eines alten Mannes, sitzend, in Pelzkleidung, ein Winkelmaß in der einen, eine Feder in der anderen Hand 6509, Die milde Kraft der gesammelten Beleuchtung und die goldige Wärme aller Töne ist unübertrefflich. Vier männliche Vrustbilder (348, 349,

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355, 365) sind zu schön, um nicht wenigstens angeführt zu wer

dem Jahre 1639 stammt das Bildniß eines Mannes in schwanden nnn „(364), der fälschlich für den Bürgermeister Si ausgegeben wird Ein Bild von wahrhaft bezaubernder Wirkung ist ein holländisch Bürgerfähnrich des 17. (der Katalog sagt irrthümlich des 16.) ohr hunderts (371). Es ist wunderbar, mit welcher frappanten Kraft b5 Wirkung sich der duntle Kopf des Mannes gegen die helle Fahne ab hebt. Einen interessanten, wenn auch traurigen Einblick in die ver. düsterte Gemüthsstimmung, die sich Rembrandt's beim Herannahen der traurigen Katastrophe seines Lebens, des Ruines seines Vermögens in dem 1656 endlich ausbrechenden Bankerutt, bemächtigte, gewähren zwei Bildnisse. Zuerst das eines Mannes mit einer Sturmhaube auf dem Kopfe (357), im Jahre 1654 gemalt, unverkennbar des Maler⸗ eigene, so oft wiederholte Züge tragend. Dertief gefaßte Kopf ist ausgezeichnet in dem apathischen Ausdruck, die Malerei an der Sturmhaube von getrie bener Arbeit ganz vortrefflich. Das folgende Jahr ließ den geharnischten Mann ohne Kopfbedeckung, mit dem Spieß in seiner rechten Hand (370) entstehen. In sinnender Stellung stützt er sich auf den Uintken Ellenbogen. Das machtige Helldunkel, durch die Reflexe der Rüstun noch gehoben, und die melancholisch⸗träumerische Stimmung paß wohl in diese Zeit. Aus späteren Tagen tritt uns noch einmal Rem⸗ brandt's eigenes Bildniß in brauner Kleidung mit einer schwarzen Mütze (360) entgegen. Lebenserfahrung und Resignation liegen in den gealterten Zügen. Von anderen Bildern gehört die Gefangennahme und Blendung des Simson (369) der frühen Zeit der mittleren Pe⸗ riode an. Simson von zwei Philistern gehalten, liegt am Boden; ein dritter stößt ihm den scharfen Stahl ins Auge, so daß er vor Schmerz Gesicht und Gliedmaßen krampfhaft zusammenzieht. Delila haͤlt voll Schadenfreude triumphirend, das abgeschnittene Haar empor; lints im Vordergrunde noch ein Philister mit einer Lanze. Der krasfe Naturalismus dieser Scene, die in lebensgroßen, fast ganzen Figuren dargestellt ist, macht einen abstoßenden, schaudererregenden Eindruck; doch ist die Ausfuhrung von der höchsten Meisterschaft, und die Hauptgruppe lebendig, wenn auch eiwas unklar componirt. Ein zweites Exemplar dieses Bildes findet sich iu Wien bei dem Grafen Schönborn, doch is auch das Kasseler Gemälde von des Meisters Hand. Viel ansprechen⸗ der, rührend und ergreifend und dabei von seltener Großartigkeit ist eine bedeutend spätere Composition, Jakob segnet die Söhne Josephes Ephraim und Manasse (367). Der Erzvater sitzt auf seinem Lager, die zwei Knaben stehen neben ihm, hinter diesen Joseph und seine Gattin Asnath. Ueberaus glücklich ist zur Darstellung der Moment gewählt, wo Joseph, als er bemerkt, daß Jakob seine rechte Hand auf den Kopf Ephraim s, des Jüngeren, legt, des greisen Vaters Hand ergreift und spricht: Nicht so, mein Vater; dieser ist der Erstgeborene, lege Deine rechte Hand auf sein Haupt! Köstlich ist der Ausdrut aller Gestalten, von dem weihevoll segnenden Großvater, bit zu dem ziemlich zerstreuten Manasse, dem der kindlich fromme lüngere Bruder durch des Greises Segen vorgesetzt witrd. Dieses Bild, das gerade in dem Jahre des Bankerutt 1656 gemalt worden, zeigt die Schoͤpferkraft des Künstlers wieder ganz auf ihrer höchsten Höhe. Es ist, als ob die Thatsache, die einem jahrelangen schwebenden Zustande ein Ende gemacht, auch seinen Geist von lih⸗ menden Fesseln befreit, und ein, wie es scheint, im nämlichen Jahre geschlossener neuer Ehebund die Schwingen seines Geistes zu neuem Fluge entfaltet hätte. Auf Wilhelmshöhe endlich befand sich die Haushaltung eines holländischen Holzhauers (366). Die Frau sizt am Feuer mit einem sie liebkosenden Kinde in den Armen, im Hinter⸗ grunde der Mann, welcher Holz spaltet; vorne eine sich wärmende Katze. Die tiefe Poesie dieses Bildchens stellt es auf eine sehr hohr Stufe der Werthschätzung, nicht minder die wundervolle Behandlung des Helldunkels. Der dunkele bräunliche Ton, der so viel man an der früheren Stelle erkennen konnte, nur zum Theil Erzeugniß des Nach— dunkelns zu sein scheint, weist es der späteren Zeit des Meisters zu. Zum Schluß erfordern die Landschaften eine nachdrückliche Hervorhebung. Rembrandt ssche Landschaften gehören überhaupt zu den größten Seltenheiten. Eine so vorzügliche, wie die eine der hier be⸗ findlichen (372), wird aber nach dem übereinstimmenden Urtheil aller Kenner nirgends gefunden. Dieses Bild mit der deutlichen und un⸗ zweifelhaften Namenbezeichnung des Malers ist somit eine Art Unicum. Aber nicht nur als solches hat es einen hohen, doch nur eingebildeten Werth; sondern es ist an und für sich ein äußerst treffliches und an⸗ Werk, ganz würdig des größten holländischen Malers und einen übrigen ausgezeichneten Leistungen ebenbürtig. Im Vorder⸗ grunde sieht man eine Brücke, auf einer Anhöhe ein altes Bergschloß mit Ruinen. Abendliche Stimmung breitet sich über die Landschaft und eine großartige Melancholie spricht aus dem ganzen Bilde. Der Vortrag ist eminent geistvoll, frei und bewußt; man ahnt nicht, daß der Meister dieses Bildes in diesem Stoffe nicht ausschließlich zu Hause msft Die beiden anderen kleineren Bilder des Genres, eine Winterlandschaft mi Schlittschuhläufern (368), und eine Felsenhöhle mit Durchsicht 1 eine Landschaft (373) sind weniger hervorragend, obschon bei der 86 tenheit derartiger Bilder immerhin werthvoll und interessant. Au dem Gesagten erhellt, daß die eine Kasseler Galerie eine so vollständige und genügende Uebersicht über die gesammte künstlerische Entwickelung und Thätigkeit Rembrandt's bietet, wie sie sonst nur durch Zusammen⸗ halten und Vergleichen mehrerer Sammlungen erreichbar ist

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sivfrist für Rekursbeschwerden.

(RNekrolog).

tterer Neuigkeiten über Liv ingstone's Tod

der deren Angaben kaum für hinreichend halte,

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Koͤniglich Preußischen Staats⸗Ar

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Das »Preußische Handelsarchiv« (Nr. 11 vom 15. März) thält Bef 8aen g. Deklaration zu dem Vertrage zwischen 2 nkreich, England, Belgien und den Niederlanden vom 8. Novem⸗ 11 1864, betreffend die Ergebnisse der zu Köln vorgenommenen Ver⸗ ce im Raffinitren von Rohzucker. Unter Statistik: Ein⸗, Aus⸗ uhr und Schifffahrt von Danzig in 1866. Schifffahrt von Geeste⸗ ünde in 1866. Jahresbericht der Handels⸗ und Gewerbekammer zu Plauen von dem Jahre 1865 (Fortsetzung). Geschäfts⸗Erträgnisse uUnd Stand der priv. Oesterreichischen Nationalbank und deren Ver⸗ vendung im Jahre 1866. Handel und Schifffahrt von Kronstadt n 1866. Jahresbericht des Preußischen Konsulats zu Stavanger ür 1866. Unter Mittheilungen: Berlin. Königsberg. Tunis. Unter Literatur: Das gesellschaftliche System der menschlichen

Wirthschaft. Dietionnaire douanier etc.

Das März⸗Heft des »Centralblattes für die ge⸗ sammte Unterrichts⸗Verwaltung in Preußen« hat folgenden nhalt: Stellung der Militair⸗Ober⸗Prediger in den ProvinzialSchul⸗ Kollegien. Beschlagnahme von Besoldungen und Pensionen. Präklu⸗ Militairdienstpflicht der Schulamts⸗ andidaten und der Theologen. Preisbewerbung bei der Akademie der Künste in Berlin. Prorektorwahl bei der ö in Königs⸗ berg. Schutz von Werken der Wissenschaft und Kunst. 2 lusführung des Reglements für die Prüfung der Kandidaten des höheren Schulamts. Col- loquinm pro rectoratu. Ascensionen innerhalb der Ober⸗Lehrerstellen. Religionsunterricht für die jüdischen Schüler in den höheren Unter⸗ ichts⸗Anstalten. Stenographie in den höheren Unterrichts⸗Anstalten. Kortegarnsches Institut in Bonn. Auszug aus einem Bericht über⸗den Besuch von Seminarien. Verbeserung der Elementar⸗ lehrer⸗Gehälter. Instruction wegen Verbesserung der Elementar⸗

lehrer⸗Gehälter. Evangelisches Hülfs⸗Seminar in Friedrichshoff.

Fürsorge der Behörden für emeritirte Lehrer Ausnutzung der Schulzeit. Aufgabe der Volksschule in der Gegenwart. Aus⸗ übung des Züchtigungsrechtes in den Elementarschulen. Kohlrausch Personal⸗Chronik.

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Die Annalen der Landwirthschaft (Nr. 11. vom 13ten März) in den Königlich preußischen Staaten haben folgenden Inhalt: Allgemeine Ausstellung von 1867 zu Paris. Weinbau⸗Ausstellung. XII. Sitzungs⸗Periode des Königl. Landes⸗Oekonomie⸗Kollegiums (Fortsetzung). Sicheres Heilmittel gegen Lungenseuche beim Rindvieh. Von Hermann Henze. Verzeichniß der Vorlesungen, welche im Som⸗ mer⸗Semester 1867 bei dem mit der Universität in Beziehung stehenden Lchr⸗Institute zu Berlin stattfinden werden. Verzeichniß der Vor⸗ lesungen, praktischen Uebungen und Erläuterungen im Sommer⸗Se⸗ mester 1807 an der landwirthschaftl. Akademie Proskau in Schlesien. Berichte und Korrespondenzen: Aus dem Regier.⸗Bezirke Magdeburg. Literatur: Die Zwitterbildung bei den weiblichen Thieren der Rinder⸗ zwillingsgeburten von Prof. Dr. May. Die Meliorationen des Warthe⸗ bruches von Dannemann. (Schluß.) Vereins⸗Versammlungen: Vom 16ten bis inkl. 31. März. Notizen: Zusammenstellung der neuesten Verordnun⸗ gen gegen die Einschleppung und zur Tilgung der Rinderpest, wie sie für den Regierungsbezirk Düsseldorf erlassen worden sind. Zweite General⸗ Versammlung des Vereins zur Unterstützung von Landwirthschafts⸗ beamten für die Provinz Brandenburg. Die Zug⸗, Zucht⸗ und Mast⸗ vieh⸗Auction des Rittergutes Gröoßkmehlen. Personalien. 6

und wissenschaftliche Nachrichten.

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Die Versammlung der geographischen

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L Gesellschaft, die gestern Abend, wahrscheinlich in Erwartung wei⸗

LCondon, 12. März.

zahlreicher als gewöhnlich war, fand unter dem Vorsitze des Vicepräsidenten Henry Rawlison satt, der einen Brief des, durch Unwohlsein verhinderten Präsidenten verläs: R. Murchison bemerkt darin, auf die Berichte mehrerer Rei⸗ senden über den Charakter des Stammes der Johanna gestützt, daß ber um an den Tod des güͤhmten Afrika⸗Reisenden zu glauben. Diese Eingeborenen sind Kohamedaner, die leicht aus Furcht oder Abneigung gegen Areinvilden, kriegerischen Stämme am See Nyassa ihren Unführer verlassen und sich über das Märchen, das sie gegen⸗ kncttig erzählen, geeinigt haben mögen. Es ist, fährt Sir R. Murchison Rei Verlaufe seines Briefes fort, so oft vorgekommen, daß Afrika⸗ sneisende, die lange und meist von entlaufenen Eingeborenen todt ge. 8” waren, wohlbehalten nach England zurückkehrten, daß ich die Foffnung nicht aufgeben werde, bis Dr. Kirk, der alte, vertraute Ge⸗

lührte Livingstone's, der * nach dem Schauplatz des Ereignisses be⸗

geben, sich überzeugt hat, daß die Unglückspost auf Wahrheit beruht.

Freitag, den 15. Maͤrz

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Sttatistische Nachrichten.

ba Wiesbaden, 13. März. In gestriger Sitzung des Bürgeraus⸗ schusses wurde das Budget der Stadtgemeinde pro 1867 publi⸗ irt. Dasselbe weist eine Einnahme von 369,958 Fl. 54 Kr. und eine

usgabe von 373,090 Fl. 3 Kr., mithin eine Mehrausgabe von 3131 Fl. 9 Kr. nach. In der Einnahme für 1867 sind gegen die Vorjahre be⸗ sondere außergewöhnliche Posten nicht enthalten, und hiernach richten sich dann auch die Spezial⸗Etats in der Ausgabe. Als die namhaf⸗ testen Beträge in der Ausgabe stehen für Unterhaltung der öffentlichen Anlagen 30,048 Fl., für die Erwerbung von Grundeigenthum bei neuen Bauquartieren 18,000 Fl., und für neue Weganlagen und Bauungen 83,274 Fl. im Voranschlage, welche sich natürlich auf das Nothwendigste beschränken. Daß unter diesen Verhältnissen, und da namentlich für 1867 drei Simpel Gemeindesteuer in Aussicht genom⸗ men sind, die Accise fern Brod und Mehlchon 10,000 Fl. nicht ent behrt werden kann, bedarf gar keiner weiteren Erörterung.

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Gewerbe⸗ und Handels⸗ Nachrichten. b 8

(Zur Pariser Ausstellung.) Was die Vertheilung des Raumes im Industriepalast betrifft, so hat Frankreich 61,314 Q. Metres, Groß⸗ britannien 21,633, Preußen und Oesterreich je 7880 und Süddeutsch⸗ land 7879 Q. Metres zu seiner Verfügung. Dann folgt Belgien mit 6881, Italien mit 3249, die 2 Lereinigten Staaten Nordamerikas mit 2867 O. Metres. Aegypten hat sich mit dem geringsten Raume, mit 396 OQ. Metres, begnügt.

Die Kommission für musikalische Comp Sfttion macht in »Moniteur« bekannt, daß für die Worte der Ausstellungscantate und der Friedenshymne ein Konkurs eröffnet worden ist. Die Cantate muß für Soli's und Chöre geschrieben werden; die Friedenshymne darf nicht mehr als vier achtzeilige Strophen von gleichem Rhythmus und mit männlichem Reim enthalten. Der oder die preisgekröntern Dichter erhalten goldene Medaillen. Die Manuskripte müssen ver siegelt und mit einem Motto versehen spätestens am 10. April um Mittag auf dem Generalkommissariat der Ausstellung, Avenue de la Bourdonnaye, eingelaufen sein. Die Preisgedichte werden sofort im »Moniteur« veröffentlicht. Der Compositions⸗Konkurs, an dem sich französische wie auswärtige Tonkünstler betheiligen können, endigt am 1. Juni um Mittag.

Aus Japan schreibt man: Eine große Zahl Japanesen hab die Absicht, die große Ausstellung in Paris zu besuchen. Am Bord des Dampfers »Azoff« seien 400 Kisten mit Merkwürdigkeiten für Paris eingeschifft worden. . 1

Nach dem Jahresbericht des schweizerischen Konsuls in Odessa für 1866 war das verflossene Jahr für Süd⸗Rußland ein so außergewöhnlich segensreiches, daß es in den Annalen dieses Landes Epoche machen wird. Das Zusammentreffen einer in jeder Hinsicht sehr befriedigenden Ernte mit einer fast allgemeinen Miß⸗ ernte im Auslande gab den Produzenten Gelegenheit, ihr Getreide zu Preisen zu verkaufen, wie sie nur selten erhältlich sind, und der dop⸗ pelte Vortheil einer reichen Ernte in Verbindung mit gleichzeitigen hohen Preisen bildete eine Quelle des Wohlstandes, der die Grund⸗ besitzer nicht allein ihrer beinahe verzweifelten 8 entriß, sondern auch auf mehrere Jahre hinaus denselben reiche Hilfsmittel sicherte. Die Petroleums⸗Huellen in der Krimm und auf der Halbinsel Taman (schreibt der Consul), sind nach einem Bericht des Professor Anständt für die Industrie Südrußlands von unberechenbarer Wichtig⸗ keit, weil unerschoͤpflich, indem sie sich durch den ganzen Kaukasus bis zum kaspischen Meer erstrecken. 1 u“

AUeber die am 17. v. M. stattgehabte Fahrt des österreichischen Luggers »Primo«, 80 Tonnen, Kapt. Johann Randich, durch den Kanal von Suez erfährt die »Triest. Ztg.« jetzt aus Cairo Näheres. Der »Primo« war vom Marquis de Bassano gemiethet, verließ Alexandrien am 8. Februar und traf nach 32 Stunden Fahrt in Port Said ein. Da er sich zwei Tage in Port Said und einen Tag in Ismailia aufhielt, so brauchte er zum Passiren des Kanals etwas über vier Tage. Von Port Said bis Ismailia wurde die Fahrt auf der Rigole maritime und von Ismailia bis Suez auf dem Süßwasser⸗ kanal gemacht. Der Lugger benutzte theils Segel, theils Zugpferde. Die Fahrt ging sehr gut von statten, weil das Schiff unbeladen war und deshalb nur 3 Fuß Tiefgang hatte, nur mußte bei dem Kilometer 44 das Steuerruder abgeschnitten werden. Der »Primo« ging am 18. Februar mit einem Ingenieur und acht Mineurs nach Ranga bei Kosseir (an der Ostküste des Rothen Meeres) ab, wo sich die Schwefel⸗ gruben des Marquis de Bassano befinden, und ist für die Cabotage zwischen Kosseir und Suez bestimmt. Wie bekannt, war der »Primo« das erste Seeschiff, welches den Isthmus von Suez durchschnitt.

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