Konzession machte. Es handelte sich um den ofterwähnten Compound Householder (einen Miether, der nicht persönlich Steuern zahlt, son⸗ dern sich darüber mit dem Vermiether abgefunden hat). Um allem Streite ein Ende zu machen, brachte Hodgkinson ein Amendement ein, dem zufolge auf dieses bisher stark verbreitete Abfindungssystem weiter keine Rücksicht genommen und jeder Miether fortan verpflichtet wer⸗ den solle, sein Steuerquantum selber zu zahlen, wodurch derselbe praktisch das Stimmrecht erhalte. Gladstone sprach für das Amendement und empfahl der Regierung die Annahme desselben. Nach ihm er⸗ klärte Disraeli: Das eben eingebrachte Proviso enthalte nichts, was gegen das Prinzip der Bill streite, und hätte die Regie⸗ rung sich als Herrin der Lage gefühlt, wäre sie nicht vor dem muth⸗ maßlichen Widerstande des Fauses zurückgeschreckt, sie hätte das Amen⸗ dement von Anfang an der Bill einverleibt. Wohl würden dadurch große soziale Veränderungen hervorgerufen werden, doch wolle die Re⸗ gierung dieser Verantwortlichkeit nicht aus dem Wege gehen. RNur das eine erlaube er sich vorzuschlagen, daß über diesen Gegenstand eine separate Maßregel eingebracht werden möge, deren Ausarbeitung die Regierung zu übernehmen gern bereit sein würde. — Nach einigen Bemerkungen von verschiedenen Seiten gab Disraeli nochmals die Versicherung, daß die Regierung sich ernstlich und ohne Verzug mit dem beantragten Proviso befassen und darüber schon am nächsten Mon⸗ tag dem Hause Mittheilungen machen werde.
Wenn auch die Versammlung der Schneider auf dem Trafalgar Square als Demonstration keinen direkten Erfolg auf den zwischen Meistern und Gesellen bestehenden Zwist ge⸗ habt hatte und haben konnte, so ist sie doch nicht ohne Wir⸗ kung auf die Gegenpartei geblieben, und man giebt sich der Hoffnung hin, daß es wohl in den nächsten Tagen zwischen der Mehrzahl der kleineren Firmen und der Union zum Kompro⸗ miß kommen und eine große Menge der jetzt feiernden Arbeiter in nächster Woche wieder ihre Arbeit aufnehmen dürfte.
Nach einem Telegramm aus Dublin wurden die drei enier Flood, Duffy und Cody von den Geschwornen ür »schuldig« erklärt, der Urtheilsspruch jedoch wegen formeller Bedenken seitens des Vertheidigers einstweilen verschoben.
Frankreich. Paris, 17. Mai. (Köln. Ztg.) Für das Budget des Jahres 1868 ist ein Zusatzartikel aus⸗ gearbeitet worden, der statt des bisherigen firen Stempels der politischen Journale mobile Stempelmarken einführt. — Gestern wurde Marschall Bazaine in den Senat aufgenommen und als Senator beeidigt.
Spanien. Aus Madrid, den 14. Mai, meldet man dem »Moniteur«: Das Kabinet hat den Cortes das Budget für 1867—1868 vorgelegt und dasselbe mit einer ausführlichen Darlegung der Motive versehen, worin der Finanzminister Barzanallara die finanziellen Schwierigkeiten angiebt und den Weg der Reformen und der Sparsamkeit betritt. An Stelle des ordentlichen, außerordentlichen und Supplemen⸗ tar⸗Budgets unterbreitete er den Kammern ein einzi⸗ ges Budget, das in den Einnahmen 128,439,085 schwere Piaster, in den Ausgaben 131,973,388 Piaster beträgt oder ungefähr 605 Mill. Fres. Das Defizit beläuft sich also auf 3,534,303 Piaster. Um den Finanzen aufzuhelfen, will man die Königliche Druckerei, mehrere Konsulate, 3 Gesandtschaften, 4 Uni⸗ versitäten und einige Kammern bei den Appellhöfen aufheben. Der Minister denkt überdies an neue Auflagen, auch ver⸗ langt er die Besteuerung der Gehalte, Renten, Divi⸗ denden und anderer Königlicher, provinzieller und städtischer Einnahmen, der Bankactien⸗ und Obligationen oder der Staats⸗ papiere mit 5 pCt., so wie die Einführung einer Luxussteuer von Pferden und Wagen, und endlich eine Steigerung aller direkten Steuern um ein Zehntel. Das spezielle Kriegsbudget ist ansehnlich beschränkt worden. Für das Budget der Marine fordert er einen Eventual⸗ und Supplementar⸗Kredit von acht Millionen Fres. Die Cortes werden unmittelbar die Prüfung des Budgets vornehmen. Unabhängig von dem allgemeinen Budget, hat man den Kammern besondere Budgets für die Antillen und die Philippinen vorgelegt. Bei ihnen betragen die Ausgaben 10 Mill. resp. 12 Mill. Piaster.
Die Abgeordneten⸗Kammer hat, dem »Moniteur« vom 17. Mai zufolge, den Regierungs⸗Vorschlag einer Kanalisirung des Ebro genehmigt.
1 Italien. Florenz, 17. Mai. Auf die Interpellation des Abgeordneten Massari, welcher die Meeee der auf die Londoner b bezüglichen Dokumenke verlangte, er⸗ klärte der Minister des Auswärtigen in der gestrigen Sitzung der Abgeordnetenkammer, daß, dem diplomatischen Gebrauche emäß, die offiziellen Aktenstücke erst nach Auswechselung der atificationen des Traktates auf das Büreau niedergelegt
werden — 18. Mai. (W. T. B.) Der König ist nach Turin gereist. Das Büreau der Deputirtenkammer bat die Bhrahung der Vorlage, betreffend die Liquidation der Kirchengüter, ver⸗ 8
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schoben, bis die Regierung die hierauf bezüglichen Verträge mit den Bankhäusern vorgelegt haben wird.
Die »Italie« vom 15. d. M. veröffentlicht den Wortlaut des Gesetz⸗Entwurfs über die Kirchengüter, welcher vom Finanzminister bei der Kammer deponirt ist. Derselbe besteht aus 14 Artikeln. — Wie die »Gazetta di Torino« meldet, be⸗ finden sich augenblicklich in Florenz verschiedene Repräsentanten fremder Indusexleeg, besonders Franzosen, welche sich anbieten, für 20 Millionen Bronzemünzen zu prägen. Bekanntlich hat der Finanzminister einen Gesetz⸗Entwurf über diesen Gegenstand eingebracht.
Man schreibt dem »Moniteur« aus Florenz unter dem 14. Mai: Die vom Unterrichts⸗Minister niedergesetzte Spezial⸗ Kommission, um einen Gesetzentwurf über die höheren Studien vorzubereiten, hat ihre Arbeiten beendigt. Die wichtigste Be— stimmung, die von der Kommission vorgeschlagen wird, besteht in der Verminderung der Universitäten, welche auf 7, nämlich Bologna, Neapel, Padua, Palermo, Pavia, Pisa und Turin, eingeschränkt werden sollten. In Florenz würde eine Art von Fakultät bleiben, aber nur für die 2 letzten Jahre der medico⸗chirurgischen Studien und für die Prüfungen, welche in diese Zeit fallen. Die 7 Universitäten, die unter dem Namen »Gouvernemental⸗Universitäten« fortbeständen, sollten alle auf die Medizin und das Recht bezüglichen Lehrfächer umfassen, einige sollten außerdem auch noch einen philosophischen Cursus, der die Philosophie, die Litteratur, die Physik und die Natur⸗ wissenschaften in sich begreift, erhalten. Mit jeder medizinischen Schule sollte eine pharmazeutische verbunden werden.
Rumänien. Bukarest, 11. Mai. Das letzte »Amts⸗ blatt« veröffentlicht das von dem Fürsten sanctionirte Geset über die Einführung eines neuen Münzsystems und über die Anfertigung von National⸗Münzen nach dem metri⸗ schen Decimal⸗Münzsystem, wie es in Frankreich, Italien, Bel⸗ gien und in der Schweiz besteht. Die Gold⸗ und Silbermünzen Frankreichs, Italiens, der Schweiz und Belgiens, welche nach demselben Münzsystem angefertigt sind, werden bei allen öf⸗ fentlichen Kassen gleich der gesetzlichen Landesmünze angenom⸗ men. Die sonstigen fremden Gold⸗ und Silbermünzen, welche heute im Lande im Umlauf sind, werden an den öffentlichen Kassen nur so lange als Zahlungsmittel angenommen, bis die erste Emission der nationalen Gold⸗ und Silbermünzen erfolgt ist. Nach Ablauf von sechs Monaten, von der ersten Emission der nationalen Gold⸗ und Silbermünzen an gerechnet, wird jede Münze, welche nicht nach dem Decimalsystem geprägt ist, aufhören, legalen und obligatorischen Cours zu haben.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. Mai,. Die »Post⸗Tidning« bestätigt die baldige Erhebung der vom Reichstage beschlossenen erhöheten Einfuhrzölle und der Steuer für die Branntweins⸗Production. Die Regierung hofft durch die Steuermehr⸗-Einnahme das von Seiten des Staats⸗Aus⸗ schusses für das Finanzjahr mit 4,900,000 Thlrn. in Anschlag gebrachte Desicit zu decken. Nebenher ist bekanntlich die Kontrahirung einer spätestens in 5 Jahren rückzahlbaren Staatsanleihe von 6 Mill. Thlrn. in 5 prozentigen Obligationen beschlossen worden, wobei jedoch zu bemerken ist, daß das Er⸗ gebniß der neuen Anleihe lediglich für die projektirten Eisen⸗ bahnbauten verwendet werden soll.
Der Herzog von Ostgothland wird zu Ausgang dieses Monats aus Frankreich zurückerwartet, worauf dann der König die Pariser Weltausstellung besuchen wird.
Die von der ersten Reichstagskammer an Capitain John Ericson in New⸗York beschlossene Danksagungs⸗Adresse ist auch von der zweiten Kammer gutgeheißen worden. Bei dieser Ge⸗ legenheit verdient ein an den schwedischen Marineminister ge⸗ richtetes Schreiben des Capitain Erieson erwähnt zu werden, nach welchem der Handkraft⸗Mechanismus, die Schraube u. s. w. zu dem ersten schwedischen Panzer⸗Kanonenboot jetzt in New⸗ York in Arbeit stehen und nach ihrer Vollendung ohne Ver⸗ bütung nach Schweden werden transportirt werden. Capitain rieson fügt hinzu, daß der Handkraft⸗Mechanismus mit einer selbstwirkenden Hülfsmaschine von nicht geringer Kraft in Ver⸗ bindung gesetzt werden wird. Die Hülfsmaschine soll jedoch nur unter kritischen Verhältnissen verwendet werden.
Dänemark. Kopenhagen, 16. Mai. Das Folkething beschäftigte sich heute wieder mit dem städtischen Kommunalgeset in dritter Behandlung. Der Ausschuß will nicht auf die Vor⸗ chläge des Ministers des Innern eingehen, daß die Bürgermeister als solche die Vorsitzenden des Stadtraths sein sollen; ebenfalle hält er fest, daß das Hafenwesen Kommunalsache werde. Da Ausschußgutachten über den neuen Armeeplan wurde gestern im Folkething vertheilt.
Amerika. New⸗York, 3. Mai. Der Schatzsecretait hat eine Anzeige veröffentlicht, wonach in Zukunft die Regie⸗
C1“
1 1“ J 111““ 8 rung nicht mehr die Inhaber ihrer Bonds gegen die Folgen djre Achtlosigkeit oder Unglücksfälle schützt. Bonds, Noten und Coupons werden von jetzt an dem zeitigen Besitzer, der sie
räsentirt, ausgezahlt werden. 8 .“ Mai. Die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und
S 1—
Arbeitern in Chicago sind in der Hauptsache beigelegt, und
zwar so, daß die Arbeiter zum Theil wieder wie früher 10 Stun⸗
den per Tag arbeiten, zum Theil indessen nur 8 Stunden und sich dabei einen Abzug von 20 pCt. gefallen lassen. In St. Louis und an andern Orten dagegen dauern die Strikes fort.
— 16. Mai. Jefferson Davis ist auf dem Wege nach Kanada hierselbst eingetroffen.
Man schreibt dem »Moniteur« aus Port⸗au⸗Prince unter dem 23. April, daß vermittelst gegenseitiger Konzessionen zwischen der provisorischen Regierung der Republik Haiti und dem General Salnave, welcher an der Spitze seiner Armee nächstens seinen Einzug in Port⸗au⸗Prince halten würde, die Eintracht hergestellt worden sei.
Telegraphische Depeschen 8 8
aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. 9 Weimar, Montag, 20. Mai. Der Landtag hat die Ver⸗ fassung des norddeutschen Bundes einstimmig, die Anträge von Fries und Genossen, betreffend die Aufnahme der Grundrechte in die Verfassung und Bewilligung von Diäten an die Reichs⸗ tagsabgeordneten, mit 22 gegen 5 Stimmen angenommen.
Triest, Sonntag, 19. Mai, Abends. Der Lloyddampfer »Progresso« ist heute Abend mit der ostindischen Ueberlandpost hier eingetroffen.
Belgrad, Sonntag, 19. Mai. Die ausgewanderten Tscherkessen, die gewaltsam einen Durchzug durch Serbien er⸗ zwingen wollten, sind durch türkische Truppen in das Innere der Türkei zurücktransportirt worden. Bei den hierdurch ent⸗ standenen Tumulten sind einige Tscherkessen getödtet und mehrere türkische Soldaten verwundet worden.
Riga, Montag, 20. Mai, Vormittags. Der russische Thronfolger nebst Gemahlin sind heute Morgen 9 Uhr ein⸗ getroffen und von den Spitzen der Militair⸗ und Civilbehörden auf dem Bahnhofe empfangen worden. — Der Einzug in die festlich geschmückte Stadt erfolgte unter allgemeinem Volksjubel.
Nach einem einstündigen Aufenthalte fuhr das hohe Paar nach der Rhede, um sich zur Reise nach Kopenhagen an Bord des hierzu bestimmten russischen Kriegsschiffes zu begeben.
Zur Pariser Ausstellung. (Gemälde.⸗ Ausstellung Preußens und des übrigen Deutschlands.) Tritt man in die Eingangshalle vor der Kunstgallerie, in der sich die Ausstellung der norddeutschen Künstler befindet, so bemerkt man, einer Mittheilung der »Schles. Ztg.« zufolge, sofort manches Beachtenswerthe, und zwar zumeist in Bildwerken. Zunächst fällt ein Gipsmodell des bekannten großen Reliefs an der Dirschauer Brücke, von Blaeser, und die Ein⸗ weihungs⸗Ceremonie der Brücke darstellend, in die Augen. Von dem⸗ selben Künstler ist auch eine Gewandfigur in edlem Stile, »Gastfreund⸗ schaft, die Schaale darreichend«, ausgestellt. Daneben findet man von Begas, dem Künstler, welchem die Ausführung des Schillerdenkmals
für Berlin anvertraut ist, das Gipsmodell einer anmuthigen Statue:
Bade«, während die Broncestatue eines betrunkenen Faun von Süßmann⸗Gellhorn einen weniger ästhetisch be⸗ friedigenden Eindruck macht. Köstlich dagegen sind zwei kleine Marmorreliefs vom verstorbenen Rietschel aus Dresden, Amor auf dem Panther darstellend. Die komisch⸗naive Darstellung des Sujets reizt unwillkürlich zum Lachen, während jede Form edel und natur⸗ wahr wiedergegeben ist. Auf dem einen Relief scheint Amor den Panther für die Reitkunst zu dressiren, statt der Zügel dienen ihm die Ohren der Bestie, die er mit seiner kleinen Faust kräftig ge⸗ faßt hält; auf dem zweiten befindet sich aber Amor in einer bedenk⸗ lichen Lage. Die Schecke geht offenbar mit ihrem Reiter durch, und dieser, der sich nicht recht sattelfe fühlen mag, klammert sich um den
»nach dem
1 Hals des Panthers fest. Gleich daneben erregt eine Marmorgruppe:
»Juno und Bacchantin«, von Werres, wegen der schönen Ausführung die Aufmerksamkeit der Beschauer, so wie auch der Gypsabguß der Gruppe: »Hagar mit ihrem Sohne Ismael,« von Wittig, jede Beach⸗ tung verdient. — Aber auch werthvolle Gemälde schmücken die Halle.
„Eine anmuthige Landschaft: »das Herzogliche Schloß zu Schwe⸗ rin« von Jantzen, »die Grablegung Christi« von Roetling, eine „heilige Cäckliee von Heyden, »ein Portrait« von Kaulbach, und »Christus 12 Jahr alt im Tempel lehrend« von Hübner sind hier in erster Linie zu nennen. Tritt man jedoch aus der Eingangshalle in den Bildersaal selbst ein, so findet man über der Eingangsöffnung noch zwei Bilder des zuletzt genannten Meisters, »Magdalene am Leichnam Christi« und »die Disputation Luthers mit Dr. Eck.⸗ Letz⸗ teres, das größte Gemälde im ganzen Saale, kann jedoch nicht zugleich als das hervorragendste bezeichnet werden. Die Zeichnung ist des Meisters
11111“ 111““ „22 e, v. würdig, un stellung physiognomischer Charakteristik unüber⸗ trefflich; in der Licht⸗ und Farbengebung leidet das Bild dagegen au einer eigenthümlichen Unruhe, die ein längeres behagliches Be⸗ trachten dem Beschauer schwierig macht. In dieser Hinsicht wird es durch das daneben hängende Bild Kaselowskis: »Die Grablegung Christi« bei Weitem übertroffen, welches einen wohlthuenden Licht⸗ und Farbeneffect bietet. Eine Gruppe von fünf zusammengehörigen Bildern von Schlesinger fällt demnächst auf. Der Katalog bezeichnet sie als Ei⸗ genthum des Kaisers. Je 2 hübsche Mädchengestalten auf jedem Bilde sol⸗ len eine Darstellung der 5 Sinne: »des Gesichts, des Gehörs, des Gefühls, des Geruchs und des Geschmacks« geben. Die Ausführung ist in technischer Hinsicht meisterhaft zu nennen. Wendet man sich um, so begegnet der Blick dem »Bankett der Generale Wallensteins« von Julius Scholtz in Dresden. Dann haftet mit Wohlgefallen der Blick auf einem der bedeutendsten Gemälde der ganzen Sammlung: »Orpheus und Eury⸗ dicec von Magnus. Eurydice, kaum im Bewußtsein des ihr wieder⸗ gegebenen Daseins, stützt sich halb träumerisch und wie ermüdet auf den geliebten Gatten an ihrer Seite, der noch unter dem Eindruck der Schrecken der Unterwelt dem ihm wieder entgegendämmernden irdischen Lichte zueilt. — Die Bilder von Brücke: »Columbus die Küste Amerikas erblickend«, »Luther auf dem Reichstage zu Worms« von Plüddemann, und »die Trennung Maria Antoinettes von ihren Kindern im Gefängniß des Temple« von Piotrowski dürfen nicht unerwähnt bleiben, ehe wir unsere Aufmerksamkeit den eine besondere Stellung in der Historienmalerei einnehmenden Schlachtenbildern zuwenden. ir haben deren drei zu registriren. Das eine, von Menzel gemalt, stellt Friedrich den Großen in der Nacht bei Hochkirch« dar und ist Eigenthum Sr. Majestät des Königs Wilhelm. Die beiden andern Bilder, von Hünten gemalt sind Eigenthum Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen. Sie steller die Erstürmung der Düppeler Schanzen Nr. 4 und 6 dar und sind von den betreffenden Regimentern »Königin Elisabeth«, »Königin Augusta« und Nr. 53 und 55 dem Kronprinzen zum Andenken über reicht worden. Diese Bilder haben ein doppeltes Interesse, da si außer dem dargestellten Gegenstande auch durch die Portraitähnlichkei der Figuren ein werthvolles Andenken an jene ruhmreiche That unseres Heeres und namentlich der genannten Regimenter bilden. — In de Genremalerei bietet die Sammlung manches sehr Beachtenswerthe Wir dürfen in erster Linie die Bilder von Knaus und unter dieser den »Invaliden« aufführen. Ein zweites Bild desselben Künstlers „ein Bauernmädchen auf der Wiese Blumen pflückend«, wird zwa weniger beachtet, steht aber an Meisterschaft keinem anderen nach Ein reizendes Pendant dazu ist »Rothkäppchen« von Ernst Bosch das Zusammentreffen des unschuldigen Kindes mit dem Heuchle »Wolf« im Walde, und wie die bunte Meise vor Angst, aber ver⸗ geblich mit den Flügeln schlägt, um das leichtgläubige Kind zu war⸗ nen; hier scheint das Märchen zur Wahrheit geworden zu sein. — Einige Bilder von Senheeeea Scenen aus Italien, überraschen auch durch die lebendige Darstellung der gewählten Sujets. — An Land⸗ schaftsgemälden nehmen eine hervorragende Stellung ein: ein Seestück „der Hafen von Ostende« von Achenbach, und »der Urwald in den Cordilleren von Venezuela« von Prof. Bellermann, so wie unter den Portraits die von Kaulbach, welcher hier allein in diesem Genre figu⸗ rirt, die erste Stelle einnehmen. Im nächsten Saale findet man die Bilder von Hessen, Baden und Württemberg vereinigt. Gleich bei der ersten Umschau fällt eine der Perlen der ganzen Sammlung ins Auge: »Hagar mit ihrem Sohne Ismael in der Wüste hungernd« von 8. Grund in Baden⸗Baden. Die Gruppe dieser beiden einzigen Gestalten, über welchen der gelbe heiße Schein der end⸗ und erbarmungslosen Wüste lagert, erzählt eine ganz rührende Geschichte von furchtbaren Entbehrungen und liebevoller Aufopferung. Nicht weit davon trifft das Auge wie⸗ der auf ein Bild, welches uns in anderer Weise fesselt: »Eine rück⸗ kehrende Schnitterin« von Hermine von Reck in Karlsruhe, ein lieb⸗ liches deutsches Geschöpf in ihrer nicht minder kleidsamen originellen Tracht, die aus dem Bilde herauszutreten scheint. Harmonische Fär⸗ bung und wundervolle Lichteffekte machen dies Bild bei korrekter Zeich⸗ nung zu einem der fesselndsten in der ganzen Sammlung. Wir wollen hier gleich noch eines Bildes erwähnen, welches wohl auch seine Bewunderer finden wird, aber uns nicht in höherem Maße zu fesseln im Stande ist. Es ist »Der Tod Philipp II. von Spanien«, gemalt von Keller in Karlsruhe. Weit mehr interessirt eine darunter hängende Landschaft: »Der Wald von Fontainebleau im Mondlicht« von Georg Saal, sowie die dicht daneben hängende: »Deutsche Eichen⸗« von Vollweider in Karlsruhe. Eine von sorgfältigem Studium zeu⸗ gende Marine von F. Sturm in Karlsruhe: »Sturm auf dem Meere« bildet das dritte höchst beachtenswerthe Stück unter den landschaftlicher Darstellungen dieser Abtheilung.
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— Die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn⸗Ver⸗ waltungen (Nr. 20 vom 18. Mai) hat folgenden Inhalt: Gesetz für das Herzogthum Oldenburg, betreffend Verminderung der durch den Eisenbahnbetrieb herbeigeführten Feuersgefahr. Concession und Sta⸗ tuten der Märkisch⸗Posener Eisenbahn⸗Gesellschaft. — Mittheilungen über Eisenbahnen. Vereinsgebiet. Zur Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen, Tagesordnung; zu II der⸗ selben, Abänderungen des Vereinsstatuts. — Gfenbahn⸗VGesetzgebung. Süereusüsche Südbahn, Privilegium zur Ausgabe von Prioritäten. Süd⸗Norddeutsche Verbindungsbahn, Nachtrags⸗Vertrag zur Con⸗ cessionsurkunde. — Projekte und Bau: Märkisch⸗Posener Eisenbahn, Bau. — Betrieb. Thuringische Eisenbahn, Dietendorf⸗Arnstadt er⸗ öffnet, Sonntags⸗Tagesbillets. Mitteldeutscher Eisenbahn⸗Verband, direkter Güterverkehr, Tarifänderung. Stargard⸗Posener Eisenbahn, Generalversammlung. Oberschlesische Eisenbahn, neuer Tarif. Nieder schlesisch-Märkische Eisenbahn, Extrazüge nach Paris. Erfurt⸗Ilvers gehofen, Betriebsresultate in 1864 — 66. Süd⸗Norddeutsche erbin⸗
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