Potsdam,
Um 11 Uhr fanden im Beisein des Gouverneurs und des Kommandaänten militairische Meldungen und die Ueber⸗ gabe der Monats⸗Rapporte seitens der betreffenden Com⸗ mandeure an Se. Majestät statt und empfingen Allerhöchst⸗ dieselben hierauf noch den Oberstkämmerer Grafen Redern, den Oberst und Flügel⸗Adjutanten von Schweinitz und arbeiteten alsdann wieder mit dem Kriegsminister und General⸗Adjutan⸗ ten von Tresckow.
Später nahmen Se. Majestät die Vorträge des Feöheimen Kabinets⸗Raths von Mühler und des Wirklichen Geheimen Rathes von Okfers entgegen. 88
Potsdam, den 31. Mai. Se. Majestät der König haben während des Aufenthaltes Sr. Majestät des Kaisers von Rußland im Potsdamer Stadtschlosse Wohnung genommen. Heute Morgen machte der Kaiser im einfachen Militair⸗Ueber⸗ rocke einen Spaziergang in den Alleen des Lustgartens. Um 10 Uhr war zu Ehren des Kaisers Parade befohlen. Gegen 810 Uhr begann das Einrücken sämmtlicher dazu be⸗ fohlenen Truppen der Garnison Potsdam in den Lust⸗ garten und die Aufstellung derselben in Compagnie⸗ Kolonnen, nämlich des I., II. und Füsilier⸗Bataillons des ersten Garde⸗Regiments z. F. in den Parademützen, des Lehr⸗Infan⸗ terie⸗Bataillons, der Unteroffizierschule, des Garde⸗Jäger⸗Batail⸗ lons, der zwei Schwadronen des Regiments Gardes du Corps in schwarzen Kürassen, des Garde⸗Husaren⸗Regiments, des 1. Garde⸗Ulanen⸗Regiments, der zwei Schwadronen des 3. Garde⸗Ulanen⸗Regiments, und zwar die vollständigen Kavallerie⸗Regimenter in doppelten Schwadrons⸗Fronten. Se. Majestät der König in Generals⸗Uniform mit dem großen Bande des Andreas⸗Ordens kamen kurz vor 10 Uhr allein, um die Parade zu kommandiren, und ritten dann dem Kaiser ent⸗ gegen, Allerhöchstwelcher die Uniform des Brandenburgischen Ulanen⸗Regiments Nr. 3 mit dem Bande des Schwarzen Adler⸗ Ordens trug, und mit Allerhöchstdemselben die Front hinab unter dem Präsentiren und dreimaligem Hurrah der Truppen und den Klängen der russischen Nationalhymne. In der Suite befanden sich Großfürst Wladimir, Prinz Oskar von Schweden, die Prinzen des Königlichen Hauses, mit Ausnahme des abwesenden Kron⸗ prinzen, Graf Adlerberg, Graf Bismarck, General von Bonin, General von Loën, General von Kutusow, Oberst von Schweinitz und die Commandeure der Regimenter, deren Chef der Kaiser ist. Der Parademarsch wurde zuerst, die Seenbeen und Kavallerie in Zügen, darauf die Infanterie in ompagniefront, die Kavallerie in Escadronfront gemacht. Nach der Parade geschah vor dem Kaiser durch den König die Vorstellung sämmtlicher anwesenden aktiven und inaktiven Generale. Gegen 23 Uhr fuhren die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach Schloß Sanssouci, wo vor der Abreise des Kaiserlichen Herrn ein Dejeuner dinatoire im engeren Familienkreise eingenommen wurde. Die Abreise sollte von der Wildparkstation bei Potsdam aus erfolgen. Zur Verabschiedung von dem Kaiserlichen Herrn waren hier versammelt: Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Karl, Albrecht Sohn, Adalbert, Alexander, Georg, August von Württemberg, Graf Bismarck, der Kaiserlich ruüssische Ge⸗ sandte von Hubril mit den Mitgliedern der Legation, der Kaiserlich russische Militair⸗Bevollmächtigte General von Kutu⸗ sow; von Militair⸗Behörden der Kommandant von Po. Oberst von Kessel, die Königlichen Flügel⸗ Adjutanten; von Civil⸗Behörden der Ober⸗Präsident der Pro⸗ vinz Brandenburg Wirkliche Geheime Rath von Jagow, Polizei⸗ Direktor Engelcken. Gegen 15 Uhr langten Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Majestät dem Könige an, in einem zweiten Wagen folgten der Großfürst Wladimir und Prinz Albrecht Vater, dann Prinz Karl. Der Kaiser trug die Uniform des Brandenburgischen Kürassier⸗Regiments Nr. 6, der König die Seines russischen Regiments ohne Ordensband. Seine Majestät der Kaiser und der Großfürst verabschiedeten sich von Sr. Majestät dem Könige und den Königlichen Prinzen auf das herzlichste, der Kalser richtete an den Gesandten von Oubril und die Damen der Legation huldvolle Abschieds⸗ worte, worauf Allerhöchstdieselben den Salon⸗Wagen der Rhei⸗ nischen Bahn bestiegen, in welchem Fürst Dolyoroukoff, Fürst Gortschakoff, Graf Adlerberg, General von Bonin, Oberst von Schweinitz und auf besondere Einladung des Kaisers Ge⸗ neral von Loën Platz genommen hatten. vor 5 Uhr erfolgte die Abfahrt des Kaiserlichen Extrazugs. Berlin, 1. Juni. Ueber die Anwesenheit Ihrer König⸗ lichen Hoheiten des Kronprinzen und 8 Nau erbr, gghig 3 zessin in Paris sind uns fplgende Mittheilungen zugegangen: B. Paris, 27. Mai. hre Königlichen Böbosten der Kronprinz und die Kr. nprinz t
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sin begaben Sich gestern, nach
Zwanzig Minuten
dem Vesuche in der Ausstellung, in die Kapelle des hiesige nglischen Botschafts⸗Hotels, wo Höchstdieselben dem Gottesdiegg beiwohnten. Um zwei Uhr fuhr Ihre Majestät die Kaiserin 8 Königlichen Botschafts⸗Hotel vorundholte Ihre Königliche Hoheitde Kronprinzessin zu einer Spazierfahrt im Bois de Boulogne v Graf v. d. Goltz nahm an diesem Ausfluge Theil. Se. Könsin⸗ liche Hoheit der Kronprinz nebst Gefolge begab sich zum We rennen, bei welchem der Regen etwas störend einwixkte. Das Diner fand im Botschafts⸗Hotel statt. Nach demselben fuhr n Kronprinz in das Théatre francals, wo Mlle. de la Seiglitg egeben wurde. Die Kronprinzessin verließ am Abend Ihr Saͤlons nicht. bre
Heute früh fand der zweite Besuch der Ausstellung stat Im Gefolge Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen war dem Kanmerherr Major von Normann, in dem der Kronprinzessu die Gräfin von Hohenthal. Graf von der Goltz schloß sich um 10 ½ Uhr dem Besuche an. Ihre Königlichen Hoheiten nahmen mit besonderem Interesse die Maschinen, Eisenbahnwagen und die in diese Klasse einschlagenden Gegenstände in Augenschenn Heute Abend diniren Höchstdieselben bei dem Herzoge und der Herzogin von Valencah. Morgen findet auf der österreichischen Botschaft der große Ball statt, zu welchem der Kaiser und die Kaiserin Ihren Besuch zugesagt haben. Ihre Königlichen Hoheiten werden dieses Fest wahrscheinlich gleichfalls beehren Für Freitag ist ein Ball bei Madame Schickler angesagt und ein anderes Ballfest soll bei dem für die Interessen der Aus⸗ stellung so thätigen Banquier Hüffer, Mitglied der König⸗ lichen Kommission, stattfinden. B Paris, 30. Mai. Gestern nahmen Se. Königliche Hoheit der Kronprinz einen Theil der Sehenswürdigkeiten von Paris in Augenschein. Höchstdieselben wurden von dem Ki⸗ niglichen Botschafter Grafen v. d. Goltz, dem Seine⸗Preäͤfel ten Baron Haußmann und Höchstihrem Gefolge begleite zu dem Eingange in die großen Egouts geführt, der sch auf dem Chatelet⸗Platze befindet. Der Kronprinz und die be⸗ gleitenden Herrschaften befuhren in diesen unterirdischen Bauten die Eisenbahn und zwar die Stxrxaße, die unter der Rue de Rivoli läuft. Auf dem Magdalenen⸗Platze stieg Se. Königl. Hoheit dann in den großen Egout collecteur hinab. Höchsidieede fuhren dort auf dem Kahne und bewunderten die Großartze keit dieser Anlagen. Der Kronprinz begab sich hierauf nach den Bouttes Chaumont, wo bekanntlich ein Park in der Art des Bois de Boulogne angelegt- wird und die Fernsicht auf Paris ein besonders imposantes Schau⸗ spiel darbietet. Auf die Nähe einer evangelischen Kirche aufmerksam gemacht, besuchten Höchstdieselben dieses Gottes⸗ haus, so wie die daran stoßende deutsche Schule und die Pfar⸗ rei. Der Prediger von Bodelschwingh, ein Verwandter des ehemaligen Finanz⸗Ministers, wurde Sr. Königlichen oheit vorgestellt, desgleichen der für die evangelische Kirche in Lissabon bestimmte Geistliche. Der Kronprinz hatte die Gnade, sich auch in der herablassendsten Weise mit den Schulkindern zu unterhalten und auf die tleinsten Details der Anstalt einzugehen. Einen interessanten Kontrast zu den genannten Monumenten bildete die Besichtigung der grofen Reservoirs von Menilmontant, welche jene Stadttheile mit Wasser versehen. Den Schluß dieser Rundfahrt bildete die Be⸗ schauung der im Bau begriffenen neuen Stadttheile. — Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin besuchte im Laufe des Tages die Ateliers des Portraitmalers Winterhalter. Der Besuch Ibrer Königlichen Hoheit in der Conciergerte hat nicht, wie in der gestrigen telegraphischen Depesche irrthümlich gemeldet worden ist, gestern, sondern schon vorgestern stattgefunden. Ihre König⸗ lichen Hoheiten nahmen das Diner bei der Herzogin von Hamilton ein und begaben Höchstsich hierauf in die grofße Oper, wo die Vorstellung der Afrikanerin stattfand.
— 1. Juni. In der heutigen (5.) Sitzung des Herren⸗ hauses, welche der Präsident Graf Eberhard zu Stolberg⸗Wer⸗ nigerode um 12 ¼ Uhr eröffnete, war der Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Graf von Bismarck⸗Schönhausen, erschienen. Der Präsident theilt mit, daß mehrere Schreiben des Herrn Mr. nisters des Innern, den Personenstand des Hauses betreffend, ein⸗ gegangen seien. In einem derselben wird mitgetheilt, daß von Sr. Majestät dem Könige der Graf Hardenberg als Mitglied des Hauses berufen sei. Derselbe ist heute in das Haus ein⸗ getreten und wird von dem Präsidenten begrüßt, auf die Fragt des Herrn Präsidenten giebt er die Erklärung, daß er bereils früher den verfassungsmäßigen Eid geleistet habe. — Ferne⸗ sind mehrere statistische Werke eingesandt, welche der Bibliothek des Hauses übermittelt werden. — Der Ritterguts⸗ besitzer Gutstedt bittet das Haus, daß es sich an der Vollendung des Hermanns⸗Denkmals im Teutoburger Walde betheiligen möge. — Herr v. d. Bussche⸗Streithorst hat ein Schreiben an das Haus gerichtet, in welchem er die Anzeige macht, da bei ee aussuchung stattgefunden habe. Er versichen
einlassen werde.
des Herrn
rigen Regelung der Natural⸗Leistungen für die Armee im Frie⸗
“ vEC““ 1II1I1“X“ 8 lichzeitig auf Ehre und Gewissen, sich nie in eine Verschwö⸗ rung gegen den König von Preußen eingelassen zu haben, nd daß er sich nie in eine Verschwörung gegen Se. Majestät 1 Der Präsident erklärt, daß das Haus mit Genugthuung diese Erklärung vernommen habe. Die letzten Beschlüsse des Abgeordnetenhauses sind dem Hause mitgetheilt worden. Dann tritt das Haus in die Schlußberathung über den Verfassungsentwurf für den Norddeutschen Bund. Der Keferent, Hr. Dr. Heffter, beantragt: über die Vorlage nach dem Schlusse der allgemeinen Diskussion ohne weitere Berathung im Ganzen abzustimmen, in der Sache selbst aber der von der Königlichen Staatsregierung beiden Häusern des Landtags vorgelegten Verfassung des Norddeutschen Bundes nebst dem Publications⸗ und Einführungs⸗Gesetz die Zu⸗ stimmung zu ertheilen. Nachdem der Referent diesen Antrag kurz befürwortet, nimmt bei der General⸗ Diskussion Freiherr von Senfft⸗Pilsach das Wort, um den Antrag
Referenten gleichfalls zu befürworten. Herr von Kleist⸗Retzow hebt zwar einige Bedenken gegen den Entwurf hervor, befürwortet denselben jedoch ebenfalls. — Ein Antrag auf Schluß der General⸗Discussion wird abgelehnt. Der nächste Redner Graf v. Brühl erklärt, sich einer politischen Nothwendigkeit zu fügen, indem er dem Entwurfe zustimme. Herr v. Kröcher hegt Bedenken wegen des Budgetrechts und des Allgemeinen Wahlrechts, und stimmt mit schwerem Herzen für die Verfassung. Fürst zu Solms⸗Lych tritt den Anführun⸗ en des Referenten in kurzen Worten bei. Dann wird die Pencral⸗Discussion geschlossen. Der Referent verzichtet auf das Wort. Das Haus nimmt den ersten Theil des Antrages des Referenten einstimmig an; über den Verfassungs⸗ Entwurf wird namentlich abgestimmt, wobei sämmtliche an⸗ wesende 112 Mitglieder mit »Ja!« stimmen. Der Entwurf ist somit angenommen. Der Präsident ernennt zum Referenten für den Gesetzentwurf, betreffend die Umänderung der Maisch⸗ steuer im Kreise Wetzlar Herrn von Rabe, für den Gesetz⸗ entwurf betreffend die Branntweinsteuer im Jahdegebiet Herrn von Meding und für den Bericht der Staatsschulden⸗Kom⸗ mission Herrn von Bernuth zum Referenten. Die drei Gegenstände werden durch die Schlußberathung erledigt; die in der am 24. d. Mts. Vorm. 11 Uhr stattfindenden nächsten Sitzung auf die Tagesordnung gestellt werden soll. In dieser Sitzung wird auch die zweite Abstimmung über die Verfassung des Norddeutschen Bundes erfolgen. Schluß der Sitzung 2 U. 50 M.
— In der heutigen (10.) Plenar⸗Sitzung des Abge⸗ ordnetenhauses, welcher Seitens des Königlichen Staats⸗ Ministeriums der Finanz⸗Minister, Freiherr von der Heydt, und der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, bei⸗ wohnten, wurde nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Präsidenten von Forckenbeck zunächst die Interpellation des Abgeordneten von Bonin verlesen.
Der Minister des Innern Graf zu Eulenburg er⸗ klärte sich zur sofortigen Beantwortung derselben be⸗ reit. Der Abgeordnete von Bonin begründete seine an die Königliche Staats⸗Regierung gerichtete Anfrage: Wird die bereits wiederholt zugesicherte Vorlage, Behufs anderweiter gesetzlicher Regelung der vom Lande auch fernerhin zu übernehmenden Natural⸗Leistungen für die be⸗ waffnete Macht in Krieg und Frieden und deren Vergütung in der nächsten ordentlichen Session des Landtages eingebracht werden?« Darauf erklärte der Minister des Innern Graf zu Eulenburg:
»Die Königliche Staats⸗Regierung ist mit der sehr schwie⸗ Sie ist nicht der
den und im Kriege unausgesetzt beschäftigt. erwartenden
Ansicht, daß diese Regelung mit dem zu Bundesgesetz im nothwendigen Zusammenhange stehe in der Art, daß die Regelung beider uno actu erfolgen müsse; allein auf der anderen Seite kann ich bei den ganz außerordentlichen Anforderungen, die an die organisatorisch und gesetzgeberisch vorbereitende Thätigkeit der Regierung gerade in den nächsten Monaten gestellt werden, mit Bestimmtheit nicht die Zusicherung ertheilen, daß eine solche Gesetz⸗Vorlage schon dem nächsten Landtage vorgelegt werden wird.« Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Schlußberathung über den Entwurf eines Gesetzes wegen Er⸗ hebung der Maischsteuer im Kreise Wetzlar. Nach einigen Erläuterungen des Referenten Abg. Michaelis (Stettin) wurde der Gesetzentwurf ohne jede Debatte mit sehr großer Majorität angenommen.
„Auch über den Entwurf eines Gesetzes we des Branntweins im Jadegebiete fand die Schlußberathung statt. Der Referent, Abg. Michaelis (Stettin) erstattete münd⸗ lichen Bericht. Nach einigen Einwendungen des Abg. Bresgen,
en Besteuerung
Gesetzentwurf die verfassungsmäßige Zustimmung der großen
Majorität des Hauses.
Ueber den 17ten Bericht der Staatsschulden⸗Kommission, betreffend die Verwaltung des Staatsschuldenwesens im Jahre 1865, trat das Haus demnächst in die Schlußberathung ein. Der Referent, Abgeordneter Freiherr von Hoverbeck, empfahl mit kurzen Worten die Ertheilung der Decharge, welche auch Seitens des Hauses fast einstimmig erfolgte. Die Wahlen der Abgeordneten Cretius, Schultz und von Richthofen wurden geprüft undfür gültig erklärt. Schließlich wurden nach dem Antrage der Petitions⸗ Kommission mehrere Petitionen für nicht geeignet zur Erörte⸗ rung in pleno erachtet. Die nächste Sizung wird erst statt⸗ finden, sobald im Herrenhause die zweite Lesung der Verfassung des Norddeutschen Bundes erfolgt sein wird, und wird alsdann der Bericht der Petitions⸗Kommission zur Berathung ge- langen. 8
Köln, 31. Mai. (Köln. Ztg.) Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland traf, von Kopenhagen kommend, heute Vormittag 8 Uhr hierselbst ein und wird, wie wir hören, bis zu der morgen früh gegen 4 Uhr zu erwarten⸗ den Ankunft des Kaisers Alexander hier verweilen und dann mit demselben die Reise nach Paris fortsetzen. Mecklenburg. Schwerin, 31. Mai. (Meckl. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist heute Morgen um 4 Uhr in Begleitung des Flügeladjutanten Major v. Branden stein im erwuͤnschten Wohlsein hier eingetroffen. Der Landtag wird morgen Mittag um 12 Uhr, nach in der Schloßkirche vo aufgegangenem Gottesdienste, im Thronsaale durch Se. Königliche Hoheit den Großberzog in Person eröffnet werden. u. Neustrelitz, 28. Mai. (Meckl. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist von London, über Berlin und Neubrandenburg zurückkehrend, gestern Abend in erwünschtem Wohlsein hier eingetroffen. Se. Königliche Hoheit der Erb⸗ großherzog ist schon vor einigen Tagen von London nach Dresden gereist. Lübeck, 30. Mai. Der Großfürst⸗Thronfolger von Ruß⸗ land ist, von Kopenhagen kommend, heut Vormittag hier ein⸗ getrofften und gegen Abend mit dem Courierzuge nach Köln, resp. Paris weitergereist. Sachsen. Dresden, 31. Mai. (Dresd. J.) Ihre König⸗ liche Hoheit die Prinzessin Marie Anna, Gemahlin Sr. Königlichen Hoheit des Uaeh- Georg, ist heute früh 2 Uhr von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Das Befinden der hohen Wöchnerin ist den Umständen nach das erwünschteste, und die neugeborene Prinzessin ist munter und kräftig. Weimar, 31. Mai. (Weim. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist heute nach Magdeburg gereist, um Se. Ma⸗ jestät den Kaiser von Rußland zu empfangen, und nach Höchst⸗ dessen Wunsch eine Strecke mit Sr. Majestät zu reisen. Coburg, 29. Mai. (Leipz. Ztg.) Gestern war das Ge⸗ sammt⸗Ministerium beider Herzogthümer Coburg und Gotha hier versammelt. Der Gegenstand der gemeinschaftlichen Be⸗ rathungen sollen neue organische, auf Ersparungen abzielende Einrichtungen gewesen sein. 8 Reuß. Greiz, 28. Mai. (D. A. Z.) In Folge des zu⸗ nehmenden Nothstandes unter der theilweise arbeitslosen Weber⸗ bevölkerung in hiesiger Stadt und Umgegend, hatte sich seit längerer Zeit schon unter den Arbeitern eine Mißstim⸗ mung gegen einige Fabrikanten hier gebildet, welche in ihren mechanischen Webereien anstatt innungsmäßig ge⸗ lernter Weber junge Mädchen, namentlich auswärtige, be⸗ schäftigeen. In einer am gestrigen Tage abgehaltenen Innungs⸗Versammlung der Weber wurde die Versiegelung derjenigen mechanischen Weber⸗Etablissements, deren Besitzer nicht das Webermeisterrecht erlangt hätten, beschlossen und auf den Antrag der Innungsvorstände durch Organe des fürstlichen Justizamtes hier in Vollzug gesetzt, was Nachmittags in Begleitung von Hunderten von Webern geschah. Bei dieser Gelegenheit wurden wegen Exzesses einige Verhaftungen von der Polizei vorgenommen, was Veranlassung zu heftigen tuümultuarischen Auftritten gab. Es sollten die in den Gefängnissen des oberen Fürstlichen Schlosses internirten Exzendenten mit Gewalt befreit werden. Das in der Schloßwache befindliche Fürstliche Militair verhinderte das Eindringen der Masse durch die Schloßthore. Die erregte Menge begann gegen das Militair mit Steinen zu wer⸗ fen und die Fänster in der Wache einzuschlagen. In olge dessen sah sich das letztere genöthigt, vermittelst der Bajonnette die Menge vom Eindringen abzuhalten. Hier⸗ bei sind mehrere Verwundungen, theils auf Seiten des Militairs durch Steinwürfe, theils auf Seiten des Volks vorgekommen. Die Gefangenen hat man während der Nacht noch, um die Aufregung zu beschwichtigen, freigegeben. Der Fürst war gerade abwesend, auf einer Reise nach Dessau begriffen. Die Wieder⸗ holung ähnlicher Exzesse für die nächsten Tage steht leider zu
welche durch den Finanzminister Freiherrn von der Heydt und den Berichterstatter widerlegt wurden, erhielt
befürchten. Es ist deshalb die beurlaubte Militairmannschaft
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