1867 / 260 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Gesetzentwurf vorgelegt, kraft dessen alle Staatsschuldner so lange der bürgerlichen Rechte verlustig erklärt werden, bis sie ihren Verpflichtungen gegen den Staat nachgekommen sind. General Hadgi Petros, General⸗Adjutant des Königs, ist zum Kommandanten der Nationalgarde ernannt.

Türkei. Konstantinopel, 26. Oktober. Der Dampfer »Arkadion« wird im hiesigen Arsenale umgebaut und für den türkischen Dienst eingerichtet. Der Fürst von Serbien verlangt außer der Entlassung Midhat⸗Paschas noch die Auswerfung von Pensionen für die Hinterbliebenen der auf dem Dampfer »Germania« getödteten Personen. Der erste Kammerherr des Sultans, Djemil⸗Bey, ist mit einer Mission an den Großvezier nach Kandia abgegangen. Die Freiherren Franz und Leopold v. Rothschild sind von Sebastopol hier eingetroffen.

ö“ . .“.“ 11I11 18 8 1 London, Sonnabend, 2. November. Aus New⸗York vom 22. v. Mts. wird pr. Dampfer gemeldet, daß Admiral Tegethoff in Havannah eingetroffen sei. Seine Mission sei gescheitert, da er die Auslieferung der Leiche Maximilian’'s nicht habe erreichen können. v“ Manchester, Freitag, 1. November. In dem heute be⸗ endigten Fenier⸗Prozesse wurden sämmtliche fünf Angeklagte zum Tode verurtheilt. ““

Paris, Freitag, 1. November, 6 Uhr Abends. Der »Abendmoniteur« druckt das Dementi des »Constitutionnel«, betreffend den Artikel der »Patrie⸗ ab, äußert sich aber weder über den Einmarsch der italienischen Truppen in den Kirchen⸗ staat, noch über die jüngste Erklärung der »Gazetta uffiziale.⸗ Das amtliche Blatt meldet weiter, daß der Kriegsminister heute Morgen Nachrichten vom General Failly aus Civitavecchia

d. d. 30. Oktober erhalten habe. Nach denselben war der Ge⸗ neral mit der ersten Brigade der Division Dumont am 29sten Oktober 3 Uhr Nachmittags gelandet. Die Brigade Pottier hatte sich am 30. Oktober Abends ausgeschifft. General Dumont sollte mit seiner ersten Brigade am 31sten in Rom einrücken. Garibaldi befand sich mit 5000 Mann in Monterotondo. Die telegraphischen Verbindungen in Italien sind vielfach zerstört. Die Depesche des General Failly war durch einen Dampfer nach Nizza gebracht worden. Florenz, Freitag, 1. November, Abends. »Gazetta uffi⸗ ziale⸗ konstatirt, daß mehrere päpstliche Soldaten, welche sich auf Königlich italienisches Gebiet geflüchtet haben, nach Spezzia

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gebracht sind; dieselben können ungehindert von dort in ihr

Vaterland zurückkehren. »Opinione« theilt mit, daß Garibaldi sich in Monterotondo befinde, wo er seine Stellung befestige. die an ihn gerichtete Aufforderung, sich zurück— habe er ablehnend geantwortet. Dasselbe Blatt versichert, Oesterreich habe dem Vorschlage Frankreichs zum Zusammentritt einer Konferenz über die römische Frage in mündlicher Erklärung im Prinzipe beigestimmt. England und Preußen seien für Aufrechthaltung des Nichtinterventions⸗ Prinzips, Rußland reservire sich seine Entscheidung für so lange, bis Frankreich die Angelegenheiten, welche die Konferenz beschaͤf⸗ tigen sollen, genau festgestellt und auseinandergesetzt habe. Florenz, Freitag, 1. November, Abends 9 Uhr 30 Min. Ein Rundschreiben des Conseilspräsidenten Menabrea an die diplomatischen Agenten Italiens im Auslande erläutert das Programm des neuen Kabinets und bezeichnet als Hauptpunkte desselben: Aufrechterhaltung der nationalen Würde, Aufhören der französischen Okkupation, Fortdauer der Allianz mit Das in Velletri vorgenommene Stimmen für Annexion an Italien und keine dagegen. Florenz, Freitag, 1. November, Abends 9 Uhr. Das bereits kurz signalisirte Rundschreiben Menabreas an die di⸗ plomatischen Agenten Italiens im Auslande vom 30. v. Mts. lautet wie folgt: »Indem die

Plebiszit ergab 4037

September

Convention einerseits die Räu⸗

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hungen erträglich gemacht hätte.

mung des päpstlichen Gebietes durch die französischen Truppen festsetzte, legte sie andererseits auch Italien sehr ernste Verpflichtun⸗ gen auf, deren Erfüllung sehr schwierig war. Wir haben dic⸗ selben indessen mit dem aufrichtigen und unbedingten Willen übernommen, alle möglichen Anstrengungen zu ihrer Aufrechterhaltung zu machen. Entgegen den Gesetzen und ungeachtet wiederholter Er. klärungen der Regierung ist es mehreren Banden gelungen, in die Provinzen des Kirchenstaates einzudringen, indem sie die Wachsamkeit der Königlichen Truppen täuschten. Nimmt man jedoch Rücksicht auf die Terrainverhältnisse an der Grenze und auf die beträchtliche Ausdehnung des Grenzbewachungs⸗Cordons und zieht man auch in Betracht, daß dem einzelnen Bürger nach dem Gesetze nicht verwehrt werden kann, beliebig im Lande Reisen zu machen, so begreift man, daß es für das Observations⸗Corps eine absolute Unmöglichkeit war, derartige Ereignisse mit Erfolg zu verhindern. Diese Schwierigkeiten waren sicherlich der erleuchteten Einsicht der hohen kontrahirenden Theile nicht ent.

gangen, als sie die Convention unterzeichneten. Man wird sich erinnern,

daß der Termin für die Ausführung dieser Vereinbarung erst in der Zwischenzeit festgestellt worden ist. Eine Versöhnung zwischen dem heiligen Stuhle und Italien hätte noch zu Stande gebracht oder wenigstens ein Modus vivendi unter den beiden an einander grenzen⸗ den Regierungen erreicht werden können, der die gegenseitigen Bezie⸗ Diese Hoffnung ist gescheitert, sicher lich aber nicht aus dem Grunde, weil die Königliche Regierung etwas unterlassen hätte, was zu diesem Ziele führen konnte, sondern weil sie immer dem Widerstande und sebbst dem strengen Tadel des heiligen Stuhles für die Veröffentlichung bereits zur Anwendung gekommener Gesetze begegnet ist.

Es ist mithin nicht wunderbar, wenn die Krisis, welche wir be⸗ dauern, hat eintreten müssen. In einem im »Moniteur⸗ veröffent⸗ lichten Schriftstücke hat die Regierung des Kaisers erklärt, daß die Intervention der französischen Truppen keinen feindseligen Zweck habe und keineswegs beabsichtigt werde, eine Occupation zu erneuern, deren ganze Bedenklichkeit die Kaiserliche Regierung zu ermessen wisse. Die Regierung des Königs kann, wiewohl sie den Werth dieser Erklä⸗ rungen hoch anschlägt, sich dennoch nicht überzeugt halten, daß die gegenwärtigen Umstände einen Schritt jener Art nothwen⸗ dig gemacht hätten. Die Kaiserliche Regierung kann nicht verkennen, daß die September⸗Convention ganz besonders unter dem Gesichtspunkte abgeschlossen wurde, das Gebiet des heiligen Stuhles in die Lage aller anderen gewöhnlichen Fürstenthümer zurückzuversetzen, welche mit eigenen Kräften für ihre Sicherheit zu sorgen haben. Man kann bei strenger Prüfung dem Zweifel Raum geben, ob der Geist der September⸗Convention in dieser Hinsicht beobachtet worden ist. Wie dem aber auch sei, Thatsache ist, daß die von der päpstlichen Regierung angeworbenen Truppen zur Vertheidigung ihrer Fahne genügt und somit den ihnen angewiesenen Zweck erfüllt haben. Trotz unserer wiederholten Be⸗ merkungen und Protestationen hat die Kaiserliche Regierung anders geurtheilt und beschlossen zu interveniren. Die formellen Erklärun⸗ gen, welche wir neuerdings abgegeben haben, mit allen unseren Kräf⸗

ten die Invasion der Banden zu verhindern Erklärungen, welche

wir gehalten haben unglücklicherweise nicht genügt, um eine so schwer wiegende Entschließung abzuwenden. Die öffentliche Meinung Italiens ist tief erregt; und wenn die Bevölkerung sich nicht zu Hand⸗ lungen ernsterer Natur hat fortreißen lassen, so geschah es, weil die besonnene Mehrzahl der Italiener gewohnt ist, volles Vertrauen in ihre Regierung und in einen König zu setzen, welcher stets ihre Ehre gewahrt hat und wahren wird, gleichgültig um welchen Preis.

Die gebieterischen Anforderungen unserer nationalen Würde und unserer Interessen zu Rathe ziehend, mußte die Regierung die schwere Verantwortlichkeit auf sich nehmen, den Königlichen Truppen den Befehl zu ertheilen, die Grenze zu überschreiten. Diese Maßregel kann von Frankreich in keiner Weise als ein feindseliger Akt angesehen wer⸗ den. Indem unsere Truppen einige Punkte des päpstlichen Ge— bietes besetzen, sind sie angewiesen worden, die Gemüther zi beruhigen und an sich zu ziehen und so die Ruhe wiederherzustellen in der aufgeregten Bevölkerung, die sich von allen Seiten mit der Bitte um Schutz an die Regierung des Königs wendet. Die Trup⸗ pen haben Befehl, überall die bestehenden staatlichen und munizipalen Behörden zu respektiren und sich in einer Weise zu benehmen, die jeden Konflikt ausschließt, der zu weiteren Verwickelungen führen

Nachdem durch die Einmischung der Kaiserlich französischen Trup⸗ pen die durch die Septemberconvention geschaffene Situation eine Aenderung erfahren hatte, mußte die Königliche Regierung ihr Recht

wahren und sich in genau dieselbe Lage bringen, in welcher der andere 18 88 8 S 1”

1 2) Jahrbücher der deutschen Geschichte:

Kontrahent sich befand, um auf dem Fuße vollständiger Gleichheit neue Unterhandlungen beginnen zu können. Wir hegen den aufrich⸗ tigen Wunsch, daß die Unterhandlungen zu einer definitiven Lösung führen mögen, welche im Stande wäre, den berechtigten nationalen Wünschen Genugthuung zu gewähren und zugleich dem Oberhaupte

der Kirche die zur Erfüllung seiner göttlichen Mission nothwendige

Würde und Unabhängigkeit zu gewähren. gez. Menabrea.⸗« Florenz, Sonnabend, 2. November, Vormittags. Es be⸗

stätigt sich, daß Garibaldi sich geweigert hat, die Waffen

niederzulegen. Das Garibaldische Organ, die »Riforma«,

glaubt, Garibaldi werde sich hierzu nur verstehen, wenn der König ein neues Ministerium berufe. Es bestaͤtigt sich, daß die Franzosen vorgestern Morgen in

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Konstantinopel, Freitag, 1. November. Die der hohen

forte überreichte Kollektivnote wiederholt die bereits früher rtheilten Rathschläge, konstatirt das Scheitern der Mission Aali⸗Paschas nach Kandia, stellt aber weder das Verlangen nach einer Untersuchungs⸗Kommission, noch nach einer Volks⸗ abstimmung auf.

Lanenburg. Natzeburg, 30. Oktober. Das heute ausgege⸗ bene »Offizielle Wochenblatt fuͤr das Herzogthum Lauenburg« (Nr. 56) nthält eine Königliche Verordnung, betreffend die Bestellung des

Ober⸗Appellationsgerichts zu Berlin zum obersten Ge⸗

ichtshofe für das Herzogthum Lauenburg.

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Leipzig, 1. November. (L. Ztg.) Der regelmaßig am Refor⸗ mationsfeste stattfindende Personalwe sel im Rektorat der hiesigen . hat gestern in der üblichen Veise stattgefunden. Dem feier⸗ lichen Aktus, bei welchem die akademischen Fasces aus den Händen des bisherigen Rector magnificus, Geh. Justizrath Dr. von Gerber, in die des Professor Dr. Hankel übergingen, wohnte auch der Re⸗ gierungsbevollmächtigte der Universität, Kreisdirektor ꝛc. von Burgs⸗ dorff, bei. Der neue Rector magnificus trat sein Amt mit einer wissenschaftlichen Abhandlung über die Theorien von Licht, Wärme, Elektricität und Magnetismus an.

München im Oktober. In den Tagen vom 2. bis 7. Ok⸗ tober dieses Jahres hielt die historische Kommission bei der Königlich bayerischen Akademie der IE ihre statutenmäßige (8te) Plenarversammlung. on den auswärti⸗ gen Mitgliedern nahmen außer dem Vorsitzenden, Geheimen Regie⸗ rungs⸗Rath v. Ranke aus Berlin, an den Verhandlungen Antheil: Archiv⸗Vice⸗Direktor Ritter v. Arneth aus Wien, Professor Hegel aus Er⸗ langen, Geheimer Regierungs⸗Rath Pertz aus Berlin, Oberstudienrath v. Etälin aus Stuttgart, Professor v. Sybel aus Bonn, Professor Wackernagel aus Basel, Professor Waitz aus Göͤttingen, Professor Wegele aus Würzburg und Professor Weizsäcker aus Tübingen, außerdem sämmtliche einheimische Mitglieder: Professor Corne⸗ lius, Stiftsprobst von Döllinger, Bibliothekar Föringer, Reichs⸗ archiv ⸗Direktor von Löher, Staatsrath von Maurer, Reichs⸗ archiv⸗Rath Muffat, General v. Spruner und der Secretair der Kom⸗ mission Prof. v. Giesebrecht. Mit besonderer Freude begrüßte die Versammlung in ihrer Mitte die beiden hochverehrten Männer, an deren wissenschaftlichem Jubelfest sich die Kommission im Laufe des Jahres durch Adressen betheiligt hatte Pertz und von Ranke.

Ueber die Geschäfte des abgelaufenen Jahres erstattete der Secre⸗ tair den statutenmäßigen Bericht. Nach demselben waren von der durch die Kommission herausgegebenen Schriften seit dem vorigen Jahre in den Buchhandel gekommen:

1) K. Hegel, Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16ten

Jahrhundert, Bd. V. Kaiser Heinrich VI. von Th. Töche. 3 S.een zur deutschen Geschichte, Bd. VII. 4 der Wissenschaften in Deutschland. Dritte Lieferung, enthaltend: a) Fesaiche der protestantischen Theologie von Dr. J. A. orner; b) Geschichte der katholischen Theologie von Dr. Karl Werner. 5) Weisthümer, gesammelt von J. Grimm. Bd. V. Unter Ober⸗ leitung von G. L. v. Maurer herausgegeben von R. Schröder. 5) Briefe Friedrichs des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz, mit

verwandten Schriftstücken, gesammelt und bearbeitet von A.

Kluckhohn. Bd. I. 7) J. G. Lehmann, Geschichte des Herzogthums Zweibrücken. Vypon der Geschichte der Wissenschaften ist eine neue Abtheilung, die Geschichte der Aesthetik von Lotze, unter der Presse und wird bin⸗ nen Kurzem als vierte Lieferung ausgegeben werden. Nachdem Pro⸗ fessor Ihering wegen anderweitiger Beschäftigungen die Bearbeitung der Geschichte der Rechtswissenschaft aufgegeben hat, wurde dieselbe dem Professor Stintzing in Erlangen übertragen. Für die Ge⸗ schichte der Astronomie, für welche bisher noch kein geeigneter Bear⸗ beiter gefunden war, ist bestimmte Aussicht vorhanden, Professor Rud.

Wolf, Direktor der Sternwarte in Zürich, jetzt zu gewinnen.

Die Arbeiten für die Herausgabe der Städtechroniken haben an Umfang im vergangenen Jahre bedeutend gewonnen. Die mit dem Archivar Dr. Hänselmann in Braunschweig fortgeführten Unter⸗ handlungen führten zu dem Resultat, daß derselbe mit der Heraus⸗ gabe zweier Bände 2 raunschweigischer Chroniken beauftragt wurde; der erste Band ist bereits zur größeren Hälfte gedruckt. Professor Mantels giebt die Hoffnung, daß im nächsten Jahre auch der Druck der Lübecker Chroniken beginnen wird. Die Bearbeitung der Magde⸗ burger Schöppenchronik hat Archiv⸗Secretair Dr. Janicke zu Magdebur übernommen und bereits so weit gefördert, daß mit Sicherheit au die Publication derselben bis zum nächsten Herbst zu rechnen ist. In⸗ wischen hat Professor v. Kern seine Arbeiten für einen neuen Band

ürnberger Chroniken fortgesetzt und Peesser Hegel, unter dessen Leitung das ganze Unternehmen steht, selbst die Bearbeitung der Straßburger Chroniken von Closener und Königshofen in die Hand genommen.

Von der mit Ausgabe der deutschen Reichstagsakten lag der Text des ersten Bandes, die erste Hälfte der Regierung K. Wenzels (1376 bis 1387) umfassend, im Druck vollendet vor; Einleitung und Register werden alsbald hinzugefügt werden. Zur Fortsetzung der Sammlun⸗ gen verweilte der Herausgeber Professor Weizsäcker im verflossenen Frühjahre mit Bibliothekar Dr. Kerler längere Zeit in Straßburg; der letztere hat überdies eine Reihe von süddeutschen Archiven besucht und die nach Erlangen übersandten Archivalien bearbeitet. In München hat der Neichsarchivpraktikant Dr. Schäffler seine Arbeiten für die Reichstagsakten fortgesetzt.

Von den Jahrbüchern des deutschen Reichs lagen leider keine neuen druckfertigen Abtheilungen vor. Dr. Oelsner hatte Studien zu seiner Geschichte K. Pippins eingesendet; Dr. Bem ott verheiß seine Geschichte Ludwigs des Frommen im nächsten Jahre vorzulegen; Professor Köpke und Dr. Steindorff sind unausgesetzt mit ihren Werken über Otto I. und Heinrich III. beschäftigt.

Der dritte Band der historischen Volkslieder der Deutschen wird in den nächsten Tagen im Druck vollendet werden. Der vierte Band soll im Jahre 1869 erscheinen, und der 25ö Kabinets⸗Rath v. Liliencron, wird ihm noch einen leinen Band mit Beilagen

besonders alte Melodien, ein Wörterbuch, ein Verzeichniß der Lieder anfänge und Ouellennotizen enthaltend, dann sofort folgen lassen.

Die Sammlung der Weisthümer ist durch interessante Stück namentlich aus Schwaben, vervollständigt worden. Diese werden mit dem Sachregister den sechsten Band bilden, dessen Druck im nächsten Jahre beginnt. Gleichzeitig hofft Professor Frensdorff

welcher nach Lappenbergs und Junghans Abscheiden die lben der

gabe der Hanserecesse übernommen hat, den ersten Band derse Presse zu übergeben.

Landwirthschaftliche Nachrichten.

Dem „»Preußischen Handels⸗Archiv« wird aus Magdeburg ge⸗

schrieben: Während des größten Theils des Septembers verharrten und Industrie in der ihnen schon seit Monaten beiwohnenden Lebhaftigkeit

des Monats ent⸗

rägheit; nur in Getreide und Spiritus herrschte und fanden bedeutende Umsätze statt. Gegen Ende wickelte sich jedoch auch im Zuckergeschäft eine größere Regsamkeit

Woche des September einen ziemlich lebhaften Charakter an. Mehrere Angebote fertiger neuer erster Produkte (Rohzucker) begegneten bei dem augenblicklichen dringenden Bedarf verschiedener Melisfabrikanten und

die von Dauer zu sein verspricht. Das Geschäft nahm in der letzten

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Raffinadeure lebhafter Kauflust und bedangen verhältnißmäßig sehr

günstige Preise. Die rege Kauflust

hielt auch in der nächstfolgenden

Woche an und kann das in beiden umgesetzte Quantum auf circa

40,000 Ctr. angenommen werden. Raffinirte Zucker erzielten eine Preisbesserung bis zu ¼ Thlr. pr. Ctr.

Erwartungen der Raffinadeure

und scheinen sich daher die und Melis⸗Fabrikanten zu er⸗

füllen. Es bedarf jedoch noch einer weiteren wesentlichen Steigerung

von ½⅔ bis 1 Thlr. pr. Centner für Raffinaden, wenn es Raffinerien möglich sein soll, bei den ohne Verlust zu arbeiten. Ueber

Rüben lauten die bisherigen Angaben befriedigend.

den jetzigen hohen Rohzuckerpreisen den Zuckergehalt der diesjährigen Nach den vor⸗

läufig angestellten Ermittelungen wird eine Füllmasse von 11 ½ bis

was einem mäßig guten Zuckergehalte der Rüben entsprechen würde. Dagegen werden die bezüglich der quantitativen Rüben⸗Ernte schon früher herabgestimmten Erwartun⸗ gen durch den thatsächlichen Befund bei der Herausnahme der Rüben wesentlich weiter reduzirt.

12 pCt. gewonnen,

Die Rüben fallen mit wenigen Ausnah⸗

men durchweg so klein aus, daß die frühere Annahme einer guten

Mittelernte sich nicht bestätigt, der diesjährige Ertrag sich vielmehr nur als der einer schwachen Mittelernte herausstellt. Durchschnitts⸗ Erträge von 120 130 Ctr. pr. Morgen zählen in diesem Jahre schon zu den günstigen, während vielseitig nur 110—100 Ctr. pr. Morgen geerntet werden. Da nun in dieser Campagne 10 pCt. Areal weniger als in der vorigen mit Rüben bebaut worden sind, der Ausfall an der Quantität auf ca. 15pCt., und der an Füllmasse auf etwa 1 pCt. zu veranschlagen ist, so würde sich gegen das Vorjahr eine Minder⸗ production von 5 600,000 Ctr. herausstellen.

—— Aus Cassel bringt das »Preuß. Handelsarchiv« folgenden Erntebericht: In Betreff der diesjährigen Ernte⸗Erträge ist zu bemer⸗ ken, daß die Qualität des Weizens im Ganzen besser ausgefallen ist als erwartet wurde; nur einzelne Posten sind durch Rost beschädigt, meist aber ist die Beschaffenheit eine gute und bei mehreren bereits zu Markt gekommenen Posten war sie sogar eine außerordentlich gute. Gerste ist in der Quantität befriedigend ausgefallen, dagegen ist die Qualität gering, weshalb die hiesige Gerste nur gemischt mit besserer Gerste, welche von Mähren bezogen wird, für die Brauerei Verwen⸗ dung findet. Hafer hat in Betreff der Qualität und Quantität eine gute Ernte geliefert. 8 18 8