1867 / 269 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

MNiiichtaomtliches.

21 Preußen. Potsdam, 13. November. b Majestät der König sind heute hier um 1 Uhr 5 Minuten

durchgefahren und haben Sich nach Babelsberg begeben.

Berlin, 13. November. Der Ausschuß des Norddeut⸗

schen Bundesrathes für Handel und Verkehr versammelte

sich heute zur Berathung über das Konsulatswesen.

Der Finanzminister, Freiherr von der Heydt, ist von

seiner Villa in das Finanz⸗Ministerium übergesiedelt.

Coblenz, 12. November. Nach Mittheilung der »Cobl.

Ztg.“ treffen heute zum Besuch bei Ihrer Majestät der Köni⸗ in Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und die Irinzessin Wilhelm von Baden hier ein. G 3

1 Altona, 12. November. Der hiesige Magistrat hat be⸗

schlossen, auf das ihm verfassungsmäßig zustehende Präsenta⸗

tionsrecht für das Herrenhaus für jetzt zu verzichten, da er

gegenwärtig nur 4 Mitglieder zählt. Lanenburg. Ratzeburg, 12. November. Die Ritter⸗ und Landschaft genehmigte in gestriger Sitzung das neue Münz⸗

esetz, durch welches die preußtsche S11“ eingeführt wird, verwarf den Antrag auf Einführung der Wechselstempels und vertagte den Beschluß über das Berggesetz. Sachsen. Dresden, 12. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der ersten Kammer lagen die Anträge

des Ober⸗Bürgermeisters Koch zur Berathung vor. Die An⸗

räge gingen dahin: Die Stände⸗Versammlung wolle beschließen, V in Abyssinien Gefangenen geht hervor, daß deren Zall

daß die gesetzgeberische Thätigkeit der gegenwärtigen Session nur auf Beschlußfassung über ein neues Wahlgesetz und ein Gesetz über die Forterhebung der Steuern beschränkt bleibe, daß ferner

die Staatsregierung ermächtigt werde, die durch die Bundes⸗ Gesetzgebung gebotenen Bestimmungen auf dem Wege der Ver⸗

ordnung einzuführen. Gemäß dem Antrage der Kommission beschloß die Kammer mit allen gegen zwei Stimmen die Koch'⸗ schen Anträge abzulehnen. Baden. Karlsruhe, 11. November. (Karlsr. Ztg.) Ihre Hoheiten der Erbprinz und die Erbprinzessin von ohenzollern trafen heute um 1 Uhr 15 Minuten von Baden hier ein, um den Großherzoglichen Herrschaften ihren Besuch abzustatten, und kehrten Nachmittags, 30 Minuten nach 3 Uhr, wieder nach Baden zurück. —.12. November. (W. T. B.) Die Abgeordneten⸗ kammer nahm heute, nach zweitägiger Debatte, das Preß⸗ gesetz im Wesentlichen nach den Kommissions⸗Anträgen an. Der Antrag Eckhard's auf Abschaffung der polizeilichen Beschlag⸗ nahme erhielt die Majorität. Das Amendement Wundt's, welches verlangt, daß über Preßvergehen, deren Verfolgung der Staatsanwaltschaft obliegt, das Schwurgericht entscheiden solle, wurde an die Kommission zurückverwiesen.

Württemberg. Stuttgart, 12. November. In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer forderte der Abg. Hoelmer die Regierung zu baldiger Vorlage eines revidirten Verfassungsentwurfs auf. wurde beauftragt, über die zulässige Dauer ihres Mandates Bericht zu erstatten.

In Beantwortung einer von dem Abg. Mohl gestellten Anfrage erklärte der Minister von Varnbühler, daß keinerlei Verhandlungen zwischen den süddeutschen Staaten und Preußen über eine weitere gesetzgeberische Gemeinschaft eingeleitet seien.

Bayern. München, 12. November. (W. T. B.) In

daß die Staats⸗Regierung entsprechend einem heute gefaßten

Beschlusse des Hauses einen Gesetz⸗Entwurf, wonach die Richter

nicht von ihrem Amte entfernt werden können, zur Vorlage

Oesterreich. Wien, 12. November. Das Abgeordneten⸗ haus begann in der heutigen Sitzung die Generaldebatte über das Delegationsgesetz. Es ssrachen die Abgeordneten Toman, Mende, Rieger gegen, und Plener, Skene, Prato⸗ bevera für den Antrag des Ausschusses. Faen

Niederlande. Haag, 11. November. Der Minister

des Innern Herr Heemskerk wird vorläufig das Portefeuille

des verstorbenen Justiz⸗Ministers übernehmen. Zwischen der olländischen und belgischen Regierung schweben noch immer erhandlungen über die Studienstiftungen aus früherer Zeit, an welchen Unterthanen beider Länder Theil haben; die belgi⸗ sche Gesetzgebung bereitet in dieser Angelegenheit Schwierigkei⸗ ten, welche noch nicht gelöst werden konnten. Die holländische Regierung hat den Vorschlag gemacht, den Antheil an diesen Stiftungen, welcher holländischen Unterthanen zukommt, abzu⸗ kaufen, doch hat dieser Vorschlag keine Annahme gefunden,

ebenso wie ein von Seiten Belgiens. Der hol⸗ ländische Minister des Auswärtigen erklärt aber in seinen Mit⸗

(Tel. Dep.) Se.

verhieß baldige Vorlage verschiedener Gesetz⸗Entwürfe, die Revision des Seebriefgesetzes und des Paßwesens, so wie

det, gutes Trinkwasser zu haben war.

Die staatsrechtliche Kommission

.“ e1“ theilungen an die Kammer, daß er Hoffnung habe, die holläͤn⸗ dischen Forderungen schließlich doch zur Geltung zu bringen.

12. November. (W. T. B.) Die Generalstaaten be⸗ riethen heute den Etat des Finanzministeriums. Der Minister welche

die Herabsetzung der Zeitungs⸗Stempelsteuer bezwecken.

Großbritannien und Irland. London, 10. November Als Angeklagter vor der Spezial⸗Kommission in Man⸗ chester erhob einer der zum Tode verurtheilten fünf Fenier, Michael O'Brien oder Gould, welchen Namen er bei seiner Verhaftung angab, den so oft wiederkehrenden Einwand, daß er als amerikanischer Bürger Anspruch auf eine gemischte Jury habe. Er wandte sich gleichzeitig an den hiesigen Gesandten der

Vereinigten Staaten, um ihn um seine Unterstützung anzugehen, Darauf erhielt er folgendes Antwortsschreiben von der Ge⸗

sandtschaft. b »Mein Herr! Im Auftrage des Herrn Adams habe ich die Ehre, den Empfang Ihres Briefes anzuzeigen. Mittheilungen auß

V seereeg Quelle überzeugen ihn, daß Sie derselbe Michael O'Brien

ind, der 1866 in Liverpool vor Gericht stand und den amertkanischen

Schutz nachsuchte Es wurde Ihnen damals von dem dortigen Kon⸗

sul der Vereinigten Staaten genügende Mahnung zu Theil, sich nicht

nochmals in Gefahr zu begeben, und Herr Adams bedauert, daß Sie diesem weisen Rathe nicht gefolgt sind. Ich habe die Ehre, mein

Herr, zu zeichnen als Ihr ergebener Diener Benjamin Moram, Ge⸗

sandtschafts⸗Secretair.« 11. November. Aus einer genauen Namenzsliste der im Ganzen 32 beträgt, darunter nicht weniger denn 19 Deut⸗ sche: die Missiongaire Stern und Rosenthal mit ihren Frauen, die Missionaire W. Steiger und T. Brandeis, die Naturalien⸗ Sammler K. Schiller und J. Eßler nebst 12 deutschen Hand⸗

werkern. Die neuesten Berichte sind aus Zula vom 13. Oktober

datirt. Die Ausschiffung der ankommenden Truppen und Vor⸗ räthe ging in Ordnung vor sich und rückten die Truppen von dem

Landungsvplatze so rasch als möglich nach dem 16 Meilen land⸗

einwärts gelegenen Plateau, woselbst, wie früher schon gemel⸗

Die Hitze war während

892 Tages 104 Grad F., kühlte sich aber des Nachts bis auf ab.

12. November. Der preußische Botschafter, Graf Bernstorff, ist gestern hier wieder eingetroffen. Das Gicht⸗ leiden Graf Derby's hat in den letzten Tagen bedeutend zuge⸗ nommen.

In Oxpford haben wegen der Theuerung der Brodpreise Unruhen stattgefunden. 38

Die Legung des neuen Kabels von der englischen nach der belgischen Küste (nach dem Dorfe La Panne) ist glücklich von Statten gegangen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 12. November⸗

(W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland verläßt heute Warschau und kehrt nach St. Petersburg zurück.

Anläßlich der Polemik, welche das »Journal de St. Peters

bourg« mit dem Pariser »Journal des Débats« über die von der russischen Regierung der Zeitung »Golos« ertheilte Verwar⸗ nung neuerdings geführt haben, erklärt die ministerielle »Nord⸗ post«: Die Regierung befolge als Regel, jeder Art von pol—⸗ tischer Inspirirung der Presse fern zu bleiben, sie habe jedoch

. dafür Sorge zu tragen, daß die Zeitungen den Anstand nicht der Kammer der Abgeordneten erklärte der Justizminister,

verletzen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Novem⸗ ber. Dem »Aftonbladet« zufolge sind von den in Amerika von der hiesigen Regierung bestellten 20,000 Stück Gewehrschlössern für Remingtongewehre 40 Collis in der Königl. Gewehrfabrlk bei Gustavsstad angekommen, woselbst man die entsprechende Anzahl Gewehre vaeheeh gedenkt. 10,000 Gewehre sind in Amerika bestellt und ebenfalls die zur Anfertigung der verschie⸗ denen einzelnen Theile erforderlichen Maschinen.

Durch Vermittelung des Königlich preußischen Gesandten

Freiherrn von Richthofen ist dem Minister des Auswärtigen

von einem in Elberfeld gebildeten Comité, die Summe von 6694 Rdl. 41 Oere als Beitrag zur Unterstützung der Norr⸗ länder überreicht worden. 6

.B. N)

Dänemark. Kopenhagen, 10. November. ( N Der Verwaltungsrath der seeländischen Eisenbahn be⸗ chloß in seiner gestrigen Sitzung, den Actionairen die Ausführung der vom Ministerium vorgeschlagenen Eisenbahn von Kopenhagen über Kjoege bis Vordingborg und auf Falster bis Nykjoebing anzuempfehlen. 1 G

Privat⸗Nachrichten von Island über Schottland, datire den 22. Oktober, melden, daß das »Althing« den Vorschlag

zu einer Verfassung für Island den Hauptpuntten nach 1

22. in Philadelphia tagte, auf den Kongreß

nommen, dagegen aber viele, nicht überall empfehlenswerthe Abänderungen der Einzelnheiten vorgenommen hat.

Amerika. New⸗York, 31. Oktober. Die Präsident⸗ schaftskandidaten mehren sich. Horatio Seymour in New⸗

ork, Gouverneur Englishin Connecticut, General M'Clellan.

eneral Grant, um den sich Republikaner wie Demokraten bemühen, hat die meisten Aussichten, vermeidet es aber, sich zu einer der beiden Parteien zu erklären. Das Anklageprojekt ist für den Augenblick in den Hintergrund getreten, dagegen regt sich aber wieder für die bevorstehende Kongreßsitzung die Schutz⸗ zollagitation. Eine Versammlung von Fabrikanten, die am beschloß ihren ganzen Einfluß at anzustrengen, um entweder den Tarif zu er⸗ höhen oder die Besteuerung der Landesindustrie zn entfernen.

An gefälschten 7—30 Noten sind bis jetzt 1,100,000 Doll. ent⸗

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deckt worden und hat eines der permanenten Kongreß⸗Comités gegen das Münzbüreau, dem dieselben nach der vox populi entstammen sollen, Untersuchung eingeleitet. Der frühere Gou⸗ verneur von Massachusetts Andrew ist mit Tod abgegangen. Der Präsident hat für den 28. November einen allgemeinen Dank⸗ und Bettag angesetzt. 1

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’schen Telegraphen ⸗Büreau.

Wien, Mittwoch, 13. November, Morgens. Die heutige »Debatte« erfährt, daß die Einladung zur Konferenz heute hier eingetroffen ist. Der König und die Königin von Griechen⸗ land trafen gestern hier ein und wurden vom Kaiser persönlich am Bahnhofe begrüßt. Außerdem waren die höchsten Militair⸗ und Civilbehörden sowie die russische und dänische Gesandtschaft bei dem Empfange anwesend. Die hohen Herrschaften begaben

8 sich vom Bahnhofe sofort nach der Hofburg.

London, Mittwoch, 13. November, Morgens. Nach den

neuesten aus Havannah eingegangenen Berichten sind die

Mannschaft und die Passagiere des gescheiterten Packetboots »Columbia« (Tour Liverpool⸗Colon) gerettt.

Florenz, Dienstag, 12. November, Abends. Der Wort⸗ laut der von dem Minister⸗Präsidenten Menabrea am 7ten d. M. an den italienischen Gesandten in Paris erlassenen De⸗ pesche ist nach der »Gazzetta uffiziale⸗ folgender: Die Gründe, welche die Regierung bestimmten, einige Punkte des päpst⸗ lichen Gebietes besetzen zu lassen, sind in dem dies⸗ seitigen Rundschreiben vom 30sten v. Mts. entwickelt. Das Ziel, welches wir uns gesetzt hatten, ist erreicht worden. Ueberall hat die Bevölkerung die Truppen des Königs mit Dankbarkeit aufgenommen. In vielen von den italienischen Truppen unbesetzten Orten veranstaltete die Bevölkerung ein Plebiszit und votirte die Annexion an das Königreich Italien. Die Regierung verweigerte jedoch die Annahme dieses Ergeb⸗ nisses, indem sie sich fest an das von ihr gegebene Wort hielt, daß die von ihr beschlossene Grenzüberschreitung zu keinerlei Feindseligkeiten führen solle. Die an die Freiwilligen ergangene Aufforderung zum Rückzuge wurde von Garibaldi nicht ge⸗

1.“

hört. Französische und päpstliche Truppen schritten deshalb zum

Angriff und brachten ihm eine Niederlage bei. Die Frei⸗ willigen kehrten darauf in das Königreich zurück und wurden entwaffnet. Garibaldi selbst wird in Varignano zurückge⸗ halten. Die Gefahren, welche die päpstlichen Staaten bedroh⸗ ten, haben demnach aufgehört. Die italienische Regierung ließ darauf ihre Truppen innerhalb der Grenzen des Königreiches zurückkehren. Auch die französische Regierung hat durch ihr Rundschreiben vom 25. v. M. die feierliche Verpflich⸗ tung übernommen, nach der Räumung des päpstlichen Gebietes seitens der Freiwilligen, sowie nach Wieder⸗ herstellung der Sicherheit daselbst, sich zurückziehen zu wollen. Diese Bedingungen sind bereits verwirklicht. Im vollen Vertrauen auf das von Frankreich gegebene Wort er⸗ warten wir, daß die französische Regierung eine Intervention werde aufhören lassen, welche, wenn sie sich verlängert, nur ein Hinderniß für ein dauerhaftes Abkommen sein würde. Wenn die Haltung der Königlichen Regierung Sicherheit dagegen giebt, daß

Vorgänge, wie sie in der letzten Zeiteintraten, sich nicht erneuern wer⸗

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den, so kann doch Jede 1— etzt daß der Zweck der Septemberconvention vollständig verfehlt worden ist. Thatsächlich hat bis jetzt Nichts die Haltung des päpstlichen Stuhles gegen Italien ändern können. Rom bietet heute das Schauspiel einer Regierung, welche, um sich zu hal⸗ ten, eine Armee von Individuen aller Länder in Sold nimmt und sich verpflichtet glaubt, zu fremder Intervention ihre Zuflucht zu nehmen. Eine aufrichtige Uebereinstimmung mit Italien würde für den heiligen Stuhl jede Gefahr be⸗ seitigen und gestatten, die in überflüssigen Rüstungen veraus⸗ gabten Schätze zu Gunsten der Religion zu verwenden; so würde die Halbinsel gegen neues Blutvergießen gesichert und ein Unterpfand für die Dauerhaftigkeit des Friedens gegeben werden. Unser Land hat lebhafte und tiefe reli⸗ giöse Gefühle, aber es fühlt die Schwierigkeiten, welche aus der Vereinigung einer auf unveränderliche Normen be⸗ gründeten und in den höchsten Regionen des Glaubens aus⸗ geübten Kraft mit den Sorgen einer irdischen Regierung ent⸗ stehen, einer Regierung, welche dem Einfluß politischer Leiden⸗ schaft unterworfen und bestimmt ist, sich nach dem Fortschritt der Civilisation zu ändern. Der das Grab der Apostel umschließende Boden ist der sicherste Sitz für das Papstthum. Italien wird letzteres zu vertheidigen, mit aller Verehrung zu umgeben und dessen Unabhängigkeit und Freiheit zu achten wissen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Abmachungen unerläßlich, welche die Interessen des heiligen Stuhls mit denen Italiens in Einklang bringen. Soll Ita⸗

lien ein großes Element des Fortschritts und der Ordnung sein, 8

so ist es nothwendig, daß es den Ursachen entrückt werde, welche dasselbe in einem Zustande permanenter Aufregung erhalten. Sie werden, Herr Gesandter, die Ueberzeugung zur Geltung z

bringen wissen, wie dringlich es ist, die römische Frage ohne

Aufschub zu lösen.

Das amtliche Blatt schreibt ferner: Die römischen Jour⸗

nale veröffentlichen eine paͤpstliche Bulle, welche die apostolische

Legation in Stcilien aufhebt. Die Regierung hat nicht erst nöthig, den Mißbrauch dieser Maßregel zu konstatiren, welche dahin zielt, die Krone einer ihrer unverletzlichen Prärogative zu berauben. Sie beschränkt sich darauf, zu erklären, daß die nö⸗ thigen Maßnahmen ergriffen worden sind, um Jeden, der diese Verfügung ausführen wollte, sofort vor Gericht zu stellen.

e Konstantinopel, Dienstag, 12. November. Die Pforte ist im Begriff, mit der Société géné ale eine Anleil

2 Millionen Pfd. St. abzuschließen. 88

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

(Die Handzeichnungen des Königs Friedrich Wil⸗ helm IV.) Einem in patriotischen und künstlerischen Kreisen langge⸗ hegten Wunsch entsprechend, hat Ihre Majestät die Königin Wittwe vor einiger Zeit die Sammlung der in den verschiedenen Schlössern zerstreuten Zeichnungen des Königs Friedrich Wilhelm IV. verstattet, und eine Auswahl derselben, etwa 30 Blatt in photographischen Ab⸗ Aufsatz von

Ein Westermann

drücken, weiteren Kreisen zugänglich gemacht. Julius Lessing in dem Oktober⸗Heft der

schen illustrirten deutschen Monatshefte macht uns mit dieser Sammlung und den Umständen, unter welchen die Zeichnungen

entstanden sind, näher bekannt.

Köͤnig Friedrich Wilhelm IV. legte seine Zeichnungen fast niemals sorgfältig an, noch führte er sie vollständig durch; er entwarf sie wäh⸗ rend der Theestunden oder des Vorlesens in leichten geistvollen Skizzen

ignissen schließen,

mit Dinte oder Bleifeder, oft mit Zuhülfenahme farbiger Stifte und Dinten auf Papierblättern, welche ihm gerade zur Hand waren.

Unter klassisch

den Bauplänen, welche die Fachkenntniß und

gebildeten Kunstsinn des Königs bekunden,

hervor, welches auf dem Tornow bei Potsdam erbaut werden sollte. Die meisten der veröffentlichten Zeichnungen stellen freikomponirte Landschaften dar, zum kleinsten Theil der nordischen Natur, der Mehr⸗ zahl nach dem Süden entnommen. »Und zwar, urtheilt Lessing, sind die Blätter von einer Schönheit in den Linien, von einer Harmonie zwischen den einzelnen Theilen und in dem Verhältniß der Architektur zu der umgehenden Natur, von einem Reichthum der

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den gebildete treten be⸗- sonders die Ansichten von dem Phantasie⸗Schlosse »Belriguardo⸗

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