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Majorität herausbilden könnte, so würde sie ihre De⸗ mission geben und einer aus dieser Majorität genommenen Regierung Platz machen. Welcher Geist im Senate herrsche, sei aus der Ablehnung der Verlegung des Kassationshofes und anderer für das Land hochwichtiger Vorlagen ersichtlich. Da der jetzige Zustand der Dinge die Verwaltung lähme, Justiz und Finanzen kompromittire, den Landeskredit schädige, und die Befähigung zur Selbstregierung dem Auslande zweifelhaft erscheinen lasse, so räth der Ministerkonseil dem Fürsten, an die Nation zu appelliren und auf Grund Art. 95 der Verfassung die Kammern aufzulöͤsen und Neuwahlen anzuordnen.

St. Petersburg, Sonntag, 17. November, Abends. Die für die Reform der Tarife niedergesetzte Kommission hat heute unter Zuziehung aller Handels⸗Experten ihre erste Sitzung gehalten. Bei Eröffnung derselben forderte der Präsident die Mitglieder der Kommission in einer kurzen Ansprache auf, bei den Berathungen weniger die Prinzipfragen zu berücksichtigen, als die praktischen Details der einzelnen Theile des Tarifes zu

Landtags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 16. November. Heute Vormittag haben sich die Ab⸗ theilungen des Hauses der Abgeordneten in folgender Weise konstituirt: I. Abth.: Waldeck (Vorsitzender), v. Bennigsen (Stellvertreter), Bahlmann (Schriftführer), Sachse (Stellv.) I. Abth.: v. Denzin on⸗ Bieck (Stellv.), Thilo (Schriftf.), v. Wangenheim (Stellv.). II Abth.: v. Bonin (Vors.), Dr. Braun [Wiesbaden] Stellv.), Scharnweber (Schriftf.), v. Saldern (Stellv.). IV. lbtheil.: v. Vincke⸗Minden (Vors.), v. Savigny (Stellv.), v. Budden⸗ brock (Schriftf.), Dr. Künzer (Stellv.). V. Abth.: Stavenhagen (Vors.), v. Dechend (Stellv.), v. Sybel (Schriftf.), Boebmer (Stellv.). VI. Abth.: v. Köller (Vors.), Rothe (Stellv.), v. Sey⸗ dewitz (Schriftf.), v. Pommer⸗Esche (Stellv.). VII. Abtheil.: v. Bockum⸗Dolffs (Vors.), mann (Stellv.), v. Kleinsorgen (Schriftf.), Witt (Stellv.).

Literatur über das Finanzwesen des Preußischen Staates. Beiheft des Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers. Hoch⸗Quart. (50 Seiten.)

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Literatur des Finanzwesens des preußischen Staates gefehlt hat, so ist in der vorliegenden Schrift der Versuch gemacht, ein moöglichst vollständiges Verzeichniß aller Schriften und Abhand⸗ lungen, welche sich auf das Finanzwesen des preußischen Staa⸗ tes beziehen, zusammenzustellen. Es wurde hierbei zwar der egenwärtige Stand desselben zu Grunde gelegt, doch sind auch ie früheren Finanzverhältnisse und Einrichtungen berücksichtigt. Die aufgestellte Uebersicht umfaßt demnach nicht allein das Finanzwesen des preußischen Staates überhaupt, sondern auch die finanziellen Verhältnisse der einzelnen Provinzen, der alt⸗ preußischen wie der neuen Landestheile. Neben der Angabe der über das preußische Finanzwesen speziell veröffentlichten Schriften führt dieselbe gleichzeitig eine große Menge von Ab⸗ handlungen auf, die sich in einzelnen Werken und Zeitschriften zerstreut vorfinden. Die Uebersicht enthält hiernach folgende Abschnitte: Quellen. Schriften über das preußische Finanzwesen überhaupt. Schriften über das Etatswesen: 1) das Etatswesen im Allgemeinen; 2) den Staatshaushalt insbesondere oder das Budget. Schriften über das Staats⸗ Vermögen: ¹ den Fiskus und die Rechte desselben; 2) die Domainen; 3) die Staats⸗ forsten; 4) die Staatsgebaude; 5) den Staatsschatz. Schriften über die Staats⸗ Einnahmequellen: 1) die Einkünfte von den Domainen; 2) die Einkünfte von den Staats⸗Forsten; 3) die Einkünfte aus den soge⸗ nannten niedern Regalien: den sogenannten herrenlosen Sachen, dem Abzugs⸗ und Abschoßrecht, dem Wasser⸗ regal, dem Jagdregal, dem Bergwerksregal, dem Wege⸗ und Straßenregal, den Eisenbahnen, den Telegraphen, dem Postregal, dem Münzregal; 4) die Einkünfte aus Gerichtssporteln, Geldstrafen und allerhand Gebühren;, 5) die Erträge aus den Staatsmonopolen und zwar so⸗ wohl aus den ehemaligen Staatsmonopolen, wie dem Tabaks⸗, Kaffee⸗, Salpeter⸗, Salzmonopol u. s. w., als aus dem noch bestehenden Lotterie⸗-Monopol, 6) die Ein⸗ künfte aus gewerblichen Unternehmungen, wie dem ehe⸗ maligen Handel mit Nutzholz, der Seehandlung, dem Königl. Leihamte in Berlin, der Königl. Porzellan⸗ und Gesundheitsgeschirr⸗Manufaktur in Berlin, die Bank,

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die Staatsdruckerei, den Gestüten; 7) die Staatssteuen und zwar sowohl die direkten, wie die Grundsteuer,

steuer, die Mennonitensteuer, als die indirekten, wie di Mahl⸗ und Schlachtsteuer, die Braumalzsteuer, di

Branntweinsteuer, die Weinsteuer, die Zuckersteuer, di Tabackssteuer, die Stempelsteuer und die Zölle. Unte dem Titel der direkten Steuern werden außerdem auch saämmt. liche einzelne direkte Steuern, die ehemals üblich waren, nebhs

indirekten Steuern angeführt.

Schriften über die Staats⸗Ausgaben: 1) die laufen⸗ den Staats⸗Ausgaben; 2) die Staatsschulden, Staatz. ehne das Papiergeld.

wesen. b öI11“ VIII. Schriften über die Finanzbehörden.

Das in Rede stehende Beiheft kann von den Abonnenten des Preußischen Staats⸗Anzeigers für 5 Sgr., indeß nur durch die Königlichen Post⸗Anstalten, bezogen werden.

Für Nicht⸗Abonnenten dieses Blattes ist der Preis des

handlungen, in Berlin in der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. von Decker), Wilhelmsstr.

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No. 75, zu erhalten ist.

Das e»Central⸗Blatt der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und Handels. Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staatena⸗, Nr. 23 vom 9. November, enthält u. A.: Verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Uniform der Zoll⸗ und Steuerbeamten, welche als Offiziere einer anderen, als der Preußischen Armee ange⸗ hört haben, betreffend, vom 24. Juli 1867. Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Abfertigung der vom Auslande eingegangenen Postgüter betreffend, vom 13. Juli 1867. Cirkular⸗ Verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die portofreie Be⸗ förderung von Geldsendungen der außergerichtlichen Stempeldistribu⸗ teure betreffend, vom 31. Juli 1867. Cirkular⸗Verfügung des König⸗ lichen Finanz⸗Ministeriums, die Aufhebung der Binnenkontrole in Beziehung auf Branntwein in den Hauptamtsbezirken Münden, Han⸗ nover, Hildesheim, Celle und Osnabrück betreffend, vom 13. Auguft 1867. Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Erhehung der Salzabgabe bei den Zoll⸗ und Steuerstellen, welche sich nicht an Salzwerksorten befinden, betreffend, vom 2. Oktober 1867.

Die Nr. 46 der »Annalen der Landwirthschaft in den Köni Preußischen Staaten⸗ vom 13. November hat iehe Inhalt: Val wirthschaftliches in Beziehung auf die ländlichen Arbeiter. Vom Landes⸗Oekonomierath Weyhe. Die Wirthschaftsmethode und na⸗ mentlich der Zuckerrübenbau des Grafen Bobrinski in Smela im Gouvernement Kiew in Klein⸗Rußland. Von v. Falken⸗Plachechk. (Schluß.) Saat. Ernte. Ertrag. Stellung der Beamten. Göpeldreschmaschine von Gustav Melcher in Friemersdorf. Malz⸗ Extrakt von J. v. Liebig Außerordentliche General⸗Versammlung des landwirthschaftlichen Central⸗Vereins für Litthauen und Masuren am 30. September 1867. Die landwirthschaftliche Kreditfrage. Stutenprämiirung. Berichte und Korrespondenzen: Aus Pariz. Anfangs November. Aus den Regierungsbezirken Potsdam, Magde⸗ burg, Erfurt, Arnsberg und Trier. Erntebericht aus dem Kreise Büren. Literatur: British Grasses by Margaret Plues. Vereins⸗ Versammlungen. Vom 14. bis inkl. 31. November. Notizen: Die Eruption der Rinderpest in Ober⸗Schlesien. Die Rinderpest in Oester⸗ reich. Ein Kleesamen⸗Zerstörer. Statistik der Brauereien in Preu⸗ ßen (alte Provinzen) und in denjenigen Ländern und Gebietstheilen des Zollvereins, deren Regierungen mit Preußen die Uebergangsabgabe von Bier als gemeinschaftliche theilen, fuͤr das Jahr 1866. Baye⸗ rische Ernteergebnisse. Mittel gegen die Tollwuth. Bericht der agrikultur⸗ chemischen Versuchsstation zu Dahme über die September⸗ Se Berliner Dampftnochenmehl⸗Fabrik zu Martinikenfelde e oabit.

„— Das 144. Stück des »Verordnungsblattes für Schleswig⸗Hol⸗ stein« enthält eine Verordnung, betreffend die Zulassung von Fabri⸗ kanten und Gewerbtreibenden zum Aufsuchen von Waarenbestellungen und zum Weareneinkaufe im Gebiete des Zollvereins auf Grund der Gewerbe⸗Legitimationskarten. 88

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Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten. Berlin, 6. November. Von dem Koͤniglichen Oberamts⸗

Secretair Schulz in Sigmaringen (Hofbuchhandlun von Carl Tappen daselbst) liegt uns eine tabellarische Uebersicht meteoro⸗ logischer Beobachtu ngen vor, welche eine Zusammenstellung der Notizen über den höchsten, niedrigsten undmittleren monat⸗ lichen Stand des Thermometers und Barometers nach den in dem fünfzehnjährigen Zeitraum von 1852 1867 in der Stadt Sigmarin gen gemachten Aufzeichnungen enthält. Für 1867 erstrecken sich diese Beobachtungen über die ersten acht Monate

inkl. August und zeigen folgendes Resultat:

Gewerbesteuer, die Klassen⸗ und klassifizirte Einkommen,

den darauf bezüglichen Schriften, so wie unter dem Tite der indirekten Steuern die Literatur über die ehemaligen Luxussteuern und die übrigen vormals gebräuchlichen

chriften über das Staats⸗Kassen⸗ und Rechnungse

Beiheftes auf 10 Sgr. festgestellt, wofür es in allen Buch.

nd des Thermometers nach Réaumur.

Zeit der Beobach⸗ tung. tung. . Vor⸗ Nach⸗ mittag. mittag.

Uhr. 5 Uhr.

Zeit der Beobach⸗

Mi 82²2 Kdittlerer. 8*

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1 8 b Monatlicher Stand des Barometers.

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Höchster. Niedrigster. Mittlerer.

Datum. Datum.

Zoll. Linien. 26 26 26 26

Zoll. Linien. Linien.

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Jarltkte 9 August 27 13 7

Statistische Nachrichten.

Die Zahl der im Jahre 1866 in den Kreisen Reichenbach, Schweidnitz und Waldenburg vorhandenen Weberbevöl⸗ kerung und der im genannten Jahre in denselben gehenden Webe⸗ stühle, war nach dem Bericht der Handelskammer zu Schweidnitz folgende: die Anzahl der selbstständigen Weber war im Kreise Reichenbach 4558; im Kreise Schweidnitz 1490, im Kreise Waldenburg 2362 im ganzen Bezirke 8410; die Anzahl der männlichen und weiblichen Gehülfen mit Einschluß der Familienglieder betrug im Kreise Reichenbach 3949; im Kreise Schweidnitz 1539; im Kreise Wal⸗ denburg 2503 im ganzen Bezirke 7991. Die gesammte Weber⸗ bevölkerung betrug demnach in den drei Kreisen 16,401. Von den Webern und Gehülfen trieben Nebenbeschäftigung: im Kreise Reichenbach 772; im Kreise Schweidnitz 791; im Kreise Waldenburg 751 in Summa 2314. Von den Webern waren ganz ohne Arbeit im Kreise Reichenbach 30; im Kreise Schweidnitz 30; im Kreise Wal⸗ denburg 32 zusammen 92.

Die Zahl der gehenden Stühle betrug: im Kr. Reichenbach 7094, im Kreise Schweidnitz 2338, im Kreise Waldenburg 3732 zusammen 13,164. Von den gehenden Stühlen arbeiteten 1) in Lei⸗ nen im Kr. Reichenbach 130, im Kr. Schweidnitz 372, im Kr. Wal⸗ denburg 2438, zusammen 2940; 2) in Baumwolle im Kr. Reichen⸗ bach 6407, im Kr. Schweidnitz 1934, im Kr. Waldenburg 1025, zu⸗ sammen 9366; 3) in Wolle im Kr. Reichenbach 132, im Kr. Schweid⸗

nitz 6, im Kr. Waldenburg 28 in Summa 166; 4) in gemisch⸗

ten Stoffen im Kr. Reichenbach 425, im Kr. Schweidnitz 26, im Kr. Waldenburg 241 zusammen 692. Die Gesammtsumme der gehenden Webestühle betrug 13,164.

Folgende Gattungen Gewebe wurden gefertigt: 1) Haus⸗, Hemd⸗, Züchen⸗, Kreas⸗, rohe Sack⸗, Pack⸗ und Wollzüchen⸗Leinwand, 2 Handtücher, 3) Tischzeuge, 4) Kleider⸗, Rock⸗, Hosen⸗, Westen⸗ und

chürzen⸗Zeuge, 5) Tücher, 6) Zwillich, 7) Drillich und Moͤbeldrillich, 8) Damast, 9) Schachwitz, 10) Kattun, roh und bunt, 11) Köperstoffe, 12) Mousselin, 13) Neapolitain, 14) Migx⸗ lustre, 15) Struck, 16) Twill, 17) Orleans, 18) Wallis, 19) Regen⸗ schirmzeuge, 20) Kamelot, 21) Parchent, 22) Plüsch, 23) Fries 24) Flanell, 25) Umschlagetücher von Wolle, 26) Imperials, 27) Buks⸗

kin, 28) Tuch, 29) Stubendecken, 30) Bänder.

Die Idee einer periodisch wiederkehrenden Versammlung

deutscher Strafanstaltsbeamten wurde im Jahre 1863 vielseitig

sehr beifällig aufgenommen. Die Nützlichkeit, ja Nothwendigkeit ge⸗ meinsamer Normen auf dem Gcebiete des deutschen Gefängnißwesens wurde allseitig eingeräumt. Deshalb war denn auch die Versamm⸗ lung zu Bruchsal im Jahre 1864 aus allen Theilen Deutschlands zahlreich besucht. Auch dem von dem Direktor des Zellengefängnisses zu Bruchsal redigirten Vereinsorgan »Blätter für Gefängnißkunde⸗, wurde eine große Theilnahme entgegengebracht. Die 1865 in Dres⸗ den beabsichtigte Versammlung der Vereinsmitglieder konnte daselbst erst im September 1867 stattfinden. Bei der diesjährigen von 75 Mit⸗ gliedern besuchten Vereinsversammlung zu Dresden wurden insbeson⸗ dere folgende Fragen einer eingehenden Erörterung unterzogen: 1) wie sollen die Gefängnißeinrichtungen für Untersuchungsgefangene und für Strafgefangene mit kurzer Strafzeit beschaffen sein? 2) wie soll die Bewegung der Sträflinge in freier Luft stattfinden? 3) wie soll die Kleidung der Sträflinge beschaffen sein? 4) wie sollen die Sträflinge angeredet werden? 5) wie soll die Haft der weiblichen Strafgefangenen r sein? 6) in welcher Weise ist eine Normalstatistikaller deutschen Strafanstalten herzustellen? Bezüglich der 6ten, ohne Zweifel in vielen Beziehungen höchst wichtigen Frage hatte das Vereinsorgan schon im vorigen Jahre sehr beherzigenswerthe Vor⸗ schläge mitgetheilt; in der genannten Versammlung wurde der Frage einer vergleichenden deutschen Gefängnißstatistik eine ganz besondere Theilnahme gewidmet.

„— Dem Berichte des bayerischen General⸗Konsuls in Bremen für 1866 entnehmen wir folgende Notizen über den Handel Bre⸗ mens im verflossenen Jahre: Der Werth der Einfuhr Bremens, der 1861 69,561,503 Thlr. Gold, 1862 67,000,863 Thlr. G., 1863 67,145,146 Thlr. G., 1864 67,113,930 Thlr. G, 1865 77,294,373 Thlr. G. betragen hatte, hob sich im Jahre 1866 auf 89,223,312 Thlr. G. Der Werth der A usfuhr, der 1861 62,824,985 Thlr. Gold, 1862 61,374,916 Thlr. G., 1863 60,406,056 Thlr. G., 1864 61,466,848 Thlr. Gold, 1865 70,879,813 Thlr. Gold betragen hatte, stieg im Jahre 1836 auf 80,329,314 Thlr. G. Der Werth der Gesammthandelsbewegung, der 1861 132,386,488 Thlr. G. gewesen, war 1866 169,552,626 Thlr. G. Was die wichtigeren Handelszweige betrifft, so hat zunächst im Tabakshandel Bre⸗ men seine Stellung als erster europäischer Markt auch in den letzten Jahren behauptet. Nicht bloß aus Nordamerika und Westindien, son⸗ dern auch aus Südamerika, Brasilien und Neu⸗Granadabezieht neuerdinge Bremen bedeutende Zufuhren von Tabak. Auch im Reis⸗ handel hat sich Bremen in den letzten Jahren zu einem Hauptmarkt des Kontinents erhoben. Der Umsatz des J. 1866 war 1,719,189 Ctr. im Werthe von 6,692,593 Thlr. Der Baumwollhand el, der seit der Seces⸗ sion der Südstaaten sehr gelitten hatte, hat sich im verflossenen Jahre wieder ansehnlich gehoben. Im Jahre 1865 wurde Baumwolle im Werth von 5,649,053 Thlr., im Jahre 1866 im Werth von 11,874,685 Thlr. eingeführt. Die Einfuhr von Petroleu m, von dem im Jahre 1861 425 Ctr. eingeführt wurden, betrug im Jahre 1866 338,715 Ctr. im Werthe von 2,762,176 Thlr. Die Einfuhr deutscher Stein⸗ kohlen betrug in Bremen 1859 nur 35,440 Ctr. im Werthe von 8498 Thlr., im Jahre 1866 betrug sie 1,723,360 Ctr. im Werthe von 357,220 Thlr.

Aus Paris schreibt man den »preußischen Annalen der Land⸗ wirtschaft: Den 22. Oktober wurde der neue große Pariser Vieh⸗ markt im Stadtviertel La Villette eröffnet; aber ohne alle Feierlich⸗ keit, indem man einfach die Thore öffnete und das gehörnte, bewollte und berüsselte Personal einließ. Der Haupteingang ist in der Rue d'Allemagne, wo ein 140 Meter langes Gitter drei Pavillons verbin⸗ det, einen für den gardien (Kastellan) und zwei für die octroi (Accise). Der Hof hat 20,000 Q.⸗Meter, d. h. 8 preuß. Morgen, in dessen Mitte ein großer Springbrunnen sich in drei runde konzentrische, über ein⸗ ander stehende, mit gußeisernen Löwen verzierte Becken ergießt. Rechts und links im Hofe stehen zweistoͤckige Gebäude, eins ist die Viech⸗ oder Fleischbörse, das andere der Sitz der Verwaltung. Dem Eingange gegenüber stehen die Hallen. Die Centralhalle ist 120 Meter lang und 90 breit Sie ist für die Ochsen bestimmt. In der Mitte ist ein breiter Gang, und auf beiden Seiten desselben ist der Raum je in 50 Fächer (travées) oder durch eiserne Balustraden getrennte Abtheilungen getheilt, und jedes Fach kann durch eine Kette abgesperrt werden. Jenseits oder außerhalb dieser Fächer, also an den beiden äußersten Enden rechts und links des Hallenraumes, d. i. längs der Wände ist je noch ein 10 Meter breiter Gang, wo überzähliges Vieh untergebracht werden kann. Im Ganzen ist Platz für 4000 Ochsen in der Centralhalle. In den Scitenhallen sind Abtheilungen, in denen 22,896 Hammel, 2500 Kälber und 2500 Schweine Raum finden. Wenn die vorgesehenen Vergrößerungen ausgeführt werden, so können unter demselben Dach 6590 Ochsen, 37,692 Hammel, 3000 Kälber und 6000 Schweine aufgestellt werden. Central⸗ und Seiten⸗ hallen sind ganz aus Eisen und Glas crrichtet. Ställe für Groß⸗ und Kleinvieh sind längs der Ringmauer angebracht. Der Markt nebst Zubehör hat eine Gesammtlänge von 520 Meter, und die größte Breite erreicht 480 Meter. Die Ausgabe belief sich auf 10,500,000 Frs., den Boden ungerechnet; letzterer, der zugleich mit dem zum Schlachthaus nöthigen expropriirt wurde, mag etwa 4 Millionen gekostet haben. Das Schlachthaus steht neben dem Markte.

Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Dem Kanton Neuenburg erblüht aus seinen Asphalt⸗ Minen eine außerordentliche finanzielle Einnahmequelle, worüber dem »Handels⸗Courier« Folgendes mitgetheilt wird: »Am 9. Novem⸗ ber hat die Zutheilung der Asphaltminen von Travers im Schloß zu Neuenburg stattgefunden. Der von der Regierung angesetzte Preis von Fr 5 per Tonne von 1000 Kilogramm war sofort überschritten und bald hatte er das Doppelte und das Dreifache erreicht. Die Konzessionirung wurde endlich zum Preise von Fr. 19. 75 per Tonne zugeschlagen. Es läßt sich leicht berechnen, welche bedeutende Quelle