1868 / 3 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Marmorsäulen den Chor, auf welchem eine reich vergoldete DHrgel, in der Mitte durch eine zierliche Fensterrose durchbrochen,

bis in das Gebälk emporsteigt. Vor der Orgel und zwischen den Saulen schweben 22 bronzene Ampeln.

Mit besonderer Pracht und Schönheit hat der König den heiligen Tisch und seine Umgebung geschmückt. Die Wölbung der Absis ist durch ein, etwa aus dem elften Jahrhundert stammendes byzantinisches Mosaikbild ausgefüllt, welches frü⸗

her der Kirche S. Cypriano zu Murano bei Venedig ange⸗

hörte, woselbst es vom Könige aus der zum Abbruch bestimm⸗

ten Kirche im Jahre 1834 angekauft worden war. Dem Stuccateur Koch in Potsdam gelang es nach zweijähriger, vom Könige oft beobachteter Arbeit, das Bild an der Kuppel der Absis zu befestigen, wo es den altchristlichen Charakter, welcher der Friedenskirche aufgeprägt ist, wesentlich verstärkt; es zeigt den Heiland, umgeben von Maria, Petrus, Johannes und dem heiligen Cyprian. An dem die Wölbung vorn umschließenden Triumphbogen sind die Erzengel Raphael und Michael als Wächter des Heiligthums, über ihnen das Lamm Gottes ange⸗ bracht. Die Figuren und die Inschrift heben sich in bräun⸗ lichen Farbentönen von dem Goldgrunde des Bildes ab. Die Wand der Nische unter dem Mosaik ist mit grauem Serravezza⸗ Marmor, in welchem dunkelgrüne Füllungen von Polcevere⸗ Marmor durch musivisch gezeichnete Lava eingerahmt sind, be⸗ kleidet und ruht auf einem schwarzen Marmorsockel. Der Altar⸗ tisch besteht, wie das sich hinter ihm erhebende Kreuz, aus weißem pentelischen Marmor. Der Tisch zeigt an der vorderen Seite ein eingelegtes kostbares Kreuz aus Lapislazuli und ist von einem reich vergoldeten Baldachin überbaut, den vier 9½¼4 hohe korin⸗ thische Säulen, Monolithe von grünem, weißgestreiftem Jaspis, Geschenke des Kaisers Nikolaus von Rußland, tragen. Das vordere Frontispiz des Baldachins schmückt ein goldenes Kreuz, unter der mit Mosaik ausgelegten Decke schwebt eine aus Elfen⸗ bein geschnitzte Taube. Der Boden der Absis ist mit Mosaik und Getäfel in Marmor bedeckt. Die Tribuna (der Raum vor der Absis) trennt von der Kirche eine Brüstung von orientalischem Porphyr und dunkel⸗ rünem Serpentin. Drei Stufen von pentelischem Marmor führen in den Raum hinab. Ueber der rechten Seite der Brüstung erhebt sich die den alten Ambonen nachgebildete Kanzel aus weißem pentelischen Marmor mit Füllungen von dunkelgrünem Porphyr. Ein marmornes Lesepult stuützt sich auf die rechte Hälfte der Brüstung, ein zweites, für den litur⸗ gischen Dienst bestimmtes ruht auf zwei kleinen Säulen mitten zwischen beiden Brüstungen. Auf der linken Seite hat ein vom Könige auf seiner letzten Reise in Italien bei dem Bildhauer Carl Steinhäuser aus Bremen bestellter prachtvoller Marmor⸗ Candelaber, der von Engeln mit den Marterwerkzeugen ge⸗ tragen wird, seinen Platz gefunden. „AUnmittelbar vor der Absis wacht ein Auferstehungsengel über des Königs Gruft. Das Bildwerk, ein sitzender Engel, mit dem Buche des Lebens auf dem Schoße und der Posaune des Weltgerichts in der Rechten, aus carrarischem Marmor, war von dem Könige selbst für sein Grabmal bei dem Bildhauer Tenerani nach einem in der Kirche Sta. Maria sopra Minerva zu Rom befindlichen Vorbilde bestellt. Zu Füßen des Engels bezeichnet ein einfacher Marmorstein die Stelle, wo König Friedrich Wilhelm IV. der Auferstehung harrt. Zur Königlichen Gruft führt am nördlichen Seitenschiffe in schräg absteigender Gang hinab, welcher sich rechts zur Grabstätte wendet, die durch eine bronzene Flügelthür, mit den Namenszügen F. W. IV. und E. L. unter Engelsgestalten, geschlossen ist. Die Gruft, in welcher der König unter dem Denkmal seiner Frömmigkeit, seiner Liebe und seines stets auf as Höchste gerichteten Kunstsinns seit dem 15. Oktober 1864, enau an der von ihm selbst bezeichneten Stelle ruht, ist 14 ang und 8“ hoch, durch Cementirung gegen Feuchtigkeit ge⸗ schützt und mit hellem schlesischen Marmor bekleidet. Der aus englischem Zinn gefertigte äußere Königliche Sarg trägt, wie die über ihm dem Fußboden der Kirche eingefügte Marmor⸗ latte, folgende Inschrift, deren Anfangszeilen bis zu dem Worte der König selbst im Jahre 1854 verfaßt hat: 8

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Hier ruhet in Gott, seinem Heilande, in Hoffnung einer 8 . . . 2812 8 eeligen Auferstehung und eines gnädigen Gerichts, allein be- gründet auf das Verdienst Jesu Christi, unsers allerheiligsten Erlösers und ewigen Lebens, weiland Seine Majestät König FRIEDRICH WILHELM IV., geboren am 15. October 1795, gestorben am 2. Januar 1861,

im 21sten Jahre Seiner glorreichen Regierung.

8 Das Fabrikwesen Berlins in den Ja 8 18805 bis 1816. Iahesn (S. Nr. 306 d. Bl. vom vor. Jahre.) 5

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1 1“ Wenden wir uns nun zur metallischen Fabrikation 1

so stand Berlin in diesem wichtigen Industriezweige, wel durch die Fertigung der verschiedenartigen W E schinen, die Grundlage der henwwpuch⸗ esseenge Fhtehe

bildet, noch auf einer sehr niedrigen Stufe. Zum Umschmelzen

des unmittelbaren Erzeugnisses des Eisenhüttenbetriebes, des

aus den Erzen gewonnenen Roheisens, gab es nur erst ei

größere Anstalt, die Königliche Essen gtsecei⸗ welche 3 Maschinenbau⸗Anstalt war. Dieses Etablissement war im Jahre 1805 gegründet und damals nur mit 2 Kupol⸗Oefen kleinen Schacht⸗Oefen zum Umschmelzen des Roheisens für die Herstellung von Gußwaaren, versehen worden. Wegen der schwierigen Zeitumstände erweiterte man den sehr beschränkten Betrieb erst im Jahre 1814 durch die Anlage größerer Baulichkeiten, die Aufstellung einer bedeutenden Dampf⸗ maschine, sowie die Errichtung großer Bohr⸗ und Schleifwerke. Es wurden seitdem jährlich etwa 10,000 Centner Gußeisenwaaren, bestehend in Maschinentheilen und in Gegenständen aller Art, gefertigt. Neben dieser König⸗ lichen Anstalt, welche 68 Arbeiter beschäftigte, gab es zwar noch zwölf Anstalten für Maschinenbau, es waren dies aber fast sämmtlich eigentlich nur größere Schlosserwerkstätten, deren Leistungen bei dem geringen Umfange ihres Betriebes ziemlich unbedeutend blieben. Die meisten beschäftigten nur wenige Ar⸗ beiter und fast jede beschränkte ihre Thätigkeit auf die Herstel⸗ lung irgend einer bestimmten Art von Maschinen. Besondere Erwähnung verdienen neben der Königlichen Maschinenbau⸗ anstalt nur die Cockerillsche, aus welcher für den Bedarf der Spinnerei und der Weberei alle Arten von Maschinen bis zu 100 Pferde⸗Kraft, namentlich Webestühle, Scheer⸗, Bürst⸗ und Appretur⸗Maschinen, hervorgingen, und die Hummelsche, welche schon in der Herstellung von Kanonen⸗ und Gewehrlauf⸗Bohr⸗ maschinen, Kupferdruckpressen, Schrootmühlen mit eisernen Wal⸗ zen, Maschinen für die Feilnersche Ofenfabrik, des eisernen Gelän⸗ ders der Langen Brücke, einer Wasserpresse zum Hafenbau in Swinemünde, und der Windewerke beim Opernhausbau eine viel⸗ seitige Thätigkeit entfaltet hatte. Für die Königliche Münze

gab es eine besondere kleine Gießerei mit Walzwerken zur Her⸗ stellung der Geldstempel und Matrizen. Die Streck werte in

der Münze wurden damals durch Wasserkraft in Bewe Mün Hamals gung gesetzt, der gesammte übrige Betrieb ab . d 3 laüt, vwi g aber nur durch Menschen ie Gold⸗ und Silber⸗Manufakturen hatten⸗ noch einen vollständig handwerksmäßigen Benscabe ven reicher waren die Anstalten zur Herstellung von ächten und unächten Gold⸗ und Silber⸗Gespinnsten und Tressen⸗Waaren. Schon unter der Regierung des Großen Kurfürsten war die erste derartige Manufaktur, und zwar zunächst für ächte Waaren, gegründet worden. Friedrich Wilhelm hatte dieselbe dann angekauft und sie zunächst dem Potsdamer Waisenhause, später aber einer Privatperson mit allen Rechten gegen jährliche Zinszahlung übergeben. Diese durch umfangreiche Privilegien fast vor jeder Konkurrenz geschützte Anstalt gelangte durch den im Tragen gold⸗ und silber-gestickter Kleidungsstücke lange Zeit herrschenden Luxus zu einem ausgedehnten Betriebe; im Jahre 1782 beschäftigte sie 813 Personen. Nach dem Aufhören des Gewerbezwanges und mit der Erfindung der unächten, soge⸗ nannten plattirten Gespinnste trat schnell eine bedeutende Kon⸗ kurrenz in diesem Fabrikationszweige ein. In Berlin war die im Jahre 1805 gegründete Hensel u. Schumann’'sche Fabrik die erste, in welcher unächte Metalle durch Maschinen⸗ druck mit ganz feinen Platten ächter Metalle überzogen und hierdurch die ächten Waaren, besonders die Ge⸗ spinnste täuschend nachgeahmt wurden. Bald darauf entstand die Felix'sche Fabrik unächter Gold⸗ und Silber⸗Gespinnste, welche im Jahre 1806 schon 90 Arbeiter beschäftigte. Der bald darauf ausbrechende Krieg brachte jedoch dieser vorzugsweise auf den Luxus berechneten Fabrikation große Nachtheile. Erst nach wieder hergestelltem Frieden trat ein neuer Aufschwung ein, besonders bei der Hensel'schen Anstalt, welche mehrere neue Malczinen 1 und 8— Nüößes 14 ein Cylinder⸗

erk, sowie ein großes und ein kleines F. -

Thätigkeit hatte. 3 ö1“ Im Anschlusse an die metallische Fabrikation haben wir die auf die Herstellung von Kurzwaaren aller Art ge⸗ richtete industrielle Thätigkeit zu betrachten. Einen fabrikmä⸗ ßigen Betrieb finden wir bei derselben eigentlich nur für die Anfertigung lackirter Waaren. Durch das Verdienst eines ein⸗ zigen Mannes hatte sich in diesem Industriezweige in kurzer Zeit eine umfangreiche Thätigkeit entwickelt. Seit dem Jahre

fabrikativen Thätigkeit

1776 war durch Stobwasser eine zuerst nur unbedeutende An⸗ alt zum Lackiren von meist aus Papier⸗maché gefertigten Gegenständen eingerichtet worden. Durch unermüdliche Thätig⸗ keit und große Umsicht erweiterte Stobwasser diesen geringen Betrieb nach und nach in eine großartige Fabrikation. Für jede einzelne Gattung der verschiedenen zum Lackiren geeigneten Gegenstände bildete er sich Arbeiter heran, errichtete mehrere Nebenanstalten und eine Malerschule, in welcher er den mit dem Malen der Fabrikate beschäftigten Personen eine künst⸗ lerische Ausbildung zu Theil werden ließ. Diese Bemühun⸗ gen setzten ihn schließlich in den Stand, Gegenstände aller Art, wie Leuchter, Feuerzeuge, Vasen, Glocken, Kaffee⸗und Thee⸗Ma⸗ schinen, Bretter, Lampen, Dosen, Schreibzeuge, Kästchen u. s. w. in geschmackvoller Form, mit schönen Farben lackirt und gut emalt, herzustellen. Diese außerdem durch ihre Wohlfeilheit scch empfehlenden Fabrikate verdrängten die ausländischen bei⸗ nahe vollständig und fanden sogar auf fremden Märkten, selbst in England, Absatz. u

In den Werkstätten Stobwasser's fanden im Jahre 1816 chon 97 Personen Beschäftigung, es waren außer den Offi⸗ zianten und Werkmeistern Lackirer, Schleifer, Farbenreiber, Klempner, Plattirer, Zinngießer, Tischler, Drechsler, Gürtler, Polirer und Maler.

Ein von solchem Erfolge begleitetes Unternehmen rief schnell mehrere ähnliche Anstalten ins Leben. Der Betrieb derselben war aber zunächst ein nur handwerksmäßiger, bis auf denjeni⸗ gen der Sybel'schen Fabrik, in welcher hauptsächlich chemische Feuerzeuge und Zündhölzer gefertigt wurden. Von letzteren setzte die Fabrik jährlich 50 Millionen Stück, größtentheils nach dem Auslande, ab, es waren 78 Arbeiter in der Anstalt beschäftigt.

In der Herstellung von lackirten Waaren aus Leder zeich⸗ nete Berlin sich schon seit langer Zeit aus. Die erste deutsche Lederfabrik war hier im Jahre 1790 von Weström u. Dotti mit Königlicher Unterstützung entstanden und hatte sich durch die bedeutenden Lieferungen an die Armee einer schnellen Zu⸗ nahme des Betriebes erfreut. Der schwierige Prozeß die⸗ ser Fabrikation, nämlich das Erweichen des Leders und das Ueberziehen desselben mit Lack, so daß das Fabrikat glänzend und elastisch wird, ohne irgendwie klebrig zu sein oder einen unangenehmen Geruch zu verbreiten, wurde im Jahre 1816 in zwei Anstalten mit großer Fertigkeit fabrikmäßig ausgeführt. Auch für die Bereitung von Saffianen, verschiedenartig gefärb⸗ ten Ziegenfellen, gab es eine im Jahre 1805 durch Cottenet errichtete Fabrik. 1 1

Die Gerberei, die Zubereitung der Häute für den verschie⸗ denen Gebrauch, wurde in ausgedehntem Maße betrieben; die Lohgerbereien der Provinz Brandenburg, namentlich Berlins, deckten fast den ganzen Bedarf Preußens an Sohlledern. Seit dem Jahre 1814 begann indessen die Konkurrenz des Rhein⸗ lands, namentlich Malmedy's und seiner Umgegend, in diesem Industriezweige überwiegend zu werden. 1

In Betreff der mineralischen Waaren ist vor Allem der großartige Betrieb der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur zu erwähnen. Diese im Jahre 1757 durch den bekannten Kauf⸗ mann Gotzkowsky errichtete Anstalt ging schon 1760 für 225,000 Thlr. in den Königlichen Besitz über und wurde seitdem für Königliche Rechnung verwaltet. Die Verwendung bedeu⸗ tender Geldmittel und die Verleihung des Privilegs der Allein⸗ Fabrication und des Allein⸗Handels sicherte lange Zeit den ausgedehnten Betrieb dieser Anstalt. Die im Jahre 1806 ein⸗ tretende Konkurrenz französischen Porzellans und demnächst die Einführung der Gewerbefreiheit übten auf den Umfang des Absatzes dieser Anstalt, in welcher die Generalkosten sehr erheb⸗ lich waren, und im Ganzen mehr auf die Herstellung guter als wohlfeiler Waaren geachtet wurde, einen nachtheiligen Ein⸗ fluß aus. Auch zeigte es sich bald, daß die wahrhaft künst⸗ lerischen Leistungen dieses Instituts doch in den feineren Fabrikaten den ausländischen Produkten, sowohl hinsichtlich der Form, Vergoldung und Malerei, als auch bezüglich der gestellten Preise, bedeutend nachstanden. Uebrigens war die Anstalt eifrig bemüht, sich von dieser Ueberlegenheit des Auslandes frei zu machen. Zeugniß von der entfalteten Thätigkeit giebt der Umfang des Betriebs im Jahre 1816. Bei einem Verbrauche von 60 Mark fein Gold und 500 Haufen Holz, bei einer täglichen Verwendung von 1000 Pfd. Porzellan⸗ masse und 5500 Pfd. Porzellan⸗Thon lieferte die Anstalt, in welcher 484 Personen beschäftigt waren, ungefähr 420,000 Stück Porzellan⸗Geschirre.

Meben der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur wurde noch in der im Jahre 1797 gegründeten von Eckardstein’schen Steingut⸗ Manufaktur die Herstellung irdener Geschirre fabrikmäßig be⸗ trieben. Diese Anstalt erhob sich bald über die Herstellung des gewöhnlichen Steinguts und lieferte in Porzellan und Steingut

Muster für alle in Thon arbeitenden Fabriken abgaben. Ihr Haus⸗ und Tischgeräth übertraf an Reinheit des meist antiken Mustern nachgebildeten Styls häufig selbst die in jener Zeit wegen ihrer Form berühmten englischen Fabrikate. Besonders seit der Einfuͤhrung der allgemeinen Gewerbefreiheit hob sich diese Anstalt, da sie jetzt ihren Thonbedarf, über 6000 Centner jährlich, frei entnehmen konnte, während sie denselben früher von der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur hatte beziehen müssen, welcher das ausschließliche Recht des Grabens von Porzellan⸗Erde und Thon in den besten Gruben zugestanden hatte. Nach dem Kriege wurde auch in der Eckardstein’schen Anstalt zuerst das sogenannte weiße ächte Steingut mit porzellan⸗ artiger Glasur hergegtellt und mit dieser Waare eine erfolgreiche Konkurrenz gegen die englischen Steingute begonnen.

Bei der Erzeugung von Töpferwaaren fand die Herstellung von Ofenkacheln und ganzen Oefen schon in dieser Zeit eine fabrikmäßige Seha lan. Eine einzelne Persönlichkeit be⸗ gründete diesen später so bedeutenden Industriezweig. Im Jahre 1793 begann nämlich Feilner als Töpfermeister mit vier Ge⸗ sellen die Anfertigung von Kacheln. Begabung und Fleiß ließen ihn in kurzer eit Bedeutendes erreichen. Aus einer fein geschlemmten Thonmasse schuf er geschmackvolle Fabrikate, die sich durch plastische Kunst auszeichneten, er erfand die Herstellung einer farbigen Glasur für die Ofen⸗ kacheln, entdeckte die Kunst der Malerei in gebrannter Thon⸗ erde, die sogenannte enkaustische Malerei, und später die Emaille⸗ Malerei. Seine Fabrikate, außer Ofenkacheln auch Blumen⸗ töpfe, Vasen, Schaalen, Figuren, Baustücke zu Gesimsen, fan⸗ den weithin Absatz. Im Jahre 1816 beschäftigte er schon 120 Personen. Mehrere aͤhnliche Fabriken, von denen einige sich hauptsächlich die Herstellung von Thonpfeifen, andere von Büsten und Figuren aller Art zur Aufgabe machten, entstan⸗ den in dieser Zeit. -

An diese Fabrikation aus reiner Thonmasse schließt sich die gleichfalls fabrikmäßig betriebene Kunst an, statt der kost⸗ baren, im Inlande noch fast gar nicht hergestellten Bronce⸗ waaren, aus einer bildsamen Holzmasse, bestehend aus geriebe⸗ nem Holze, Töpferthon und einem geheim gehaltenen Binde⸗ mittel, Gegenstände aller Art darzustellen, die in getrocknetem Zustande steinartig erscheinen, dabei aber ganz leicht bleiben. Diese Kunst ist eine Berliner Erfindung der Kaufleute Mencke und Schwitzky, welche im Jahre 1815 hierfür ein Patent auf fünf Jahre erhielken. Aus den beiden Fabriken derselben gingen die verschiedenartigsten Gegenstände hervor: Zimmer⸗ und Möbel⸗Verzierungen, Con⸗ solen, Candelaber, Figuren, Bilderrahmen, Kronleuchter, Lampen, Landkarten u. s. w. Mehrere Maschinen waren zur Bearbei⸗ tung und Gestaltung der Masse, zum Abdrehen und Schleifen thätig, und eine große Anzahl von Personen, besonders viele Invaliden, fanden eine lohnende und im Ganzen leichte Be⸗ schäftigung. Der Absatz dieser beiden Fabriken erstreckte sich bis in das Ausland.

Hinsichtlich der Erzeugung chemischer Pro dukte ist neben der Königlichen Pulverfabrik, welche später nach Spandau ver⸗ legt wurde, nur der bereits oben gedachten Fabrikation chemi⸗ scher Feuerzeuge Erwähnung zu thun.

In den 42 Brauereien Berlins wurden im Jahre 1816 59,110 Scheffel Weizen und 207,860 Scheffel Gerste verbraut. Die 126 Brennereien brannten 5,061,912 Quart. Fünf Zuckerraffinerieen, von denen die erste im Jahre 1750 durch Splittgerber begründet worden war, beschäftigten ungefähr -” Arbeiter und verarbeiteten jährlich gegen 40,000 Ctr. Roh⸗

ücker. Schon ziemlich entwickelt war die Tabakfabrikation. Man zählte 16 Anstalten mit 111 Arbeitern; jedoch konnte die Blüthe dieses Industriezweiges erst später mit dem zunehmen⸗ den Verbrauche der Cigarren eintreten.

In Papier und Erzeugnissen aus diesem Stoffe war ein fabrikmäßiger Betrieb nur für die Herstellung von Puppen⸗ larven und Masken vorhanden. In ersterer Branche beschäftigte die Brandtsche Anstalt 25 Personen. Für die Fertigung von Masken gab es drei Anstalten, welche einen bedeutenden Absatz nach dem Ausland hatten. In der größten derselben, der Gropius'schen Fabrik, wurden mittelst einer Presse Abdrücke von über tausend Stück verschiedener Formen gemacht.

Hinsichtlich der Anstalten für den literarischen Ver⸗ kehr ist nur der im Jahre 1713 von Arnaud Dusarrat ge⸗ gründeten, 1756 an die Deckersche Familie gekommenen Buch⸗ druckerei, mit welcher seit 1767 eine Schriftgießerei nach franzö⸗ sischem Muster verbunden war, Erwähnung zu thun. In

dieser seit 1787 zur Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei erhobenen Anstalt wurde im Jahre 1810 die Steindruckerei eingeführt und 1816 in Gegenwart des Erfinders James Watt die erste Stereo⸗ typplatte gegossen. Außer der Deckerschen gab es in Berlin

Gefäße in so geschmackvollen Formen, daß dieselben bald das

im Jahre 1816 nur noch zwei Schriftgießereien.