40 von geringerem Gewicht. Die Zahl der in der Gußstahlfabrik 1866 beschäftigten Arbeiter war 7625.
Im ZJahre 1864 wurden 54,000,000 Pfund Gußstahl pro⸗ duzirt; 1865: 100,000,000; 1866: 125,000,000. Das Krupp'sche Werk verbraucht alle 24 Stunden mindestens 12,000 Centner Steinkohlen. Außer der Krupp'schen Fabrit sind, was die metallurgische Industrie Essens betrifft, noch die folgenden Werke hervorzuheben:
1) die Essener Maschinen⸗Fabrik; in dieser wurden im Jahre 1866 produzirt aus 2,600,000 Pfd. Eisengußwaaren, 26,300 Pfd. Messing⸗ uß, 130,000 Pfd. aus Abfällen wiedergewonnenem Hammereisen und 60,000 Pfd. Walzeisen: diverse Maschinen, meistens für Bergwerke und Hüttenbetrieb bestimmt, im Werthe von ca. 215,000 Thlrn.
s wurden hierbei beschäftigt durchschnittlich 264 Arbeiter, über
16 und 12 Arbeiter unter 16 Jahren.
Weeiter kamen zur Verwendung: x5 Dampfmaschinen von zusammen 50 Pferdekraft, 2 Dampf⸗
himmer 55 verschiedene Werkzeugmaschinen, 5 Kupolöfen, 2 Schweiß⸗
b8 I“
letzteren 101 Arbeiter be
fen, 2 Messingschmelzöfen, 16 Schmiedefeuer. 3 2) Die Eisengießeren und Maschinenfabrik von Ewald Hilger; in derselben waren zu Anfang des Jahres 1866 130, gegen das Ende des swaftigt, durch welche, mit Hülfe von 3 Dampfmaschinen von zusammen 30 Pferdekraft, einem 10 Centner⸗ Dampfhammer, 40 Werkzeugmaschinen, 2 Kupolöͤfen, 9 Schmiede⸗ Essen: Maschinen und Maschinentheile für den Bergbau, 8 Dampf⸗
maschinen von 9 bis 75 Pferdekraft, diverse Maschinen für Tuch⸗
saeneecaßs und eine große Anzahl von Centrifugalpumpen angefertigt wurden.
3) Die Dampfkesselfabrik von Casp. Berninghaus Sohn; dieses Etablissement verarbeitete 1866 mit durchschnittlich 81 Arbeitern — 862,000 Pfund Eisen und Stahl, indem dabei zur Verwendung kamen 1 Dampfmaschine, 10 Hülfsmaschinen und 12 Schmiedeessen. 8 4) Das Puddlings⸗ und Walzwerk von Schulz, Knaudt und
ompagnie.
Außer diesen Werken der Eisen⸗Industrie giebt es in Essen Fabri⸗ ken in Tabak und Cigarren, Stöcken, Kratzen und Essig.
Von besonderer Bedeutung sind der Tuchhandel und die Tuch⸗ fabrication Essens. 1b
Die vielen Kohlenbergwerke und industriellen Etablissements, die im Kreise Essen liegen, tragen viel zur raschen Entwickelung der Stadt Essen bei. Der Kreis Essen mit einem Flächengehalt von 3/;s0 Q.⸗Meilen zählt ca. 100,000 Einwohner. In demselben be⸗ finden sich 79 Steinkohlenzechen, von welchen im Jahre 1866 66 im Betriebe waren. Im genannten Jahre waren auf diesen 67 Zechen 12,810 Bergarbeiter und 141 Dampfmaschinen von 14,465 Pferdekraft thätig. Die Eisensteinförderung im Kreise Essen betrug im Jahre 1866 1,375,174 Centner, im Geldwerth von 90, Thalern. Außer den im Kreise selbst gewonnen Eisenstein⸗Quantitäten werden auch aus dem Nassauischen und dem Siegerland Eisenerze zur Verhüttung bezogen. Von den bedeutenderen Werken der metallur⸗ gischen Industrie im Kreise Essen sind hervorzuheben:
1) Die Eisenhütte zu Borbeck, Eigenthum der Gesellschaft Phönix; dieses Etablissement besitzt: 4 Hochöfen, 16 Koaksöfen älteren belgischen Systems, 96 Koaksöfen, System Fromont, 24 Koaksöfen, System Smet, 10 Dampfmaschinen, 3 Hebevorrichtungen, 10 Dampfkessel mit Rostfeuerung, 5 Dampfkessel durch Koaksofengase geheizt. Produzirt wurden im Jahre 1866 auf diesem Werke an weißem, melirtem und grauem Puddelroheisen — 34,606,000 Pfund oder alle 24 Stunden 94,800 Pfund. Hierzu wurden an Eisensteinen 88,141,000 Pfund deeb Zur Koaksfabrication wurden 86,899,000 Pfund Kohlen verwendet.
2) Die Eisenhütte bei Kupferdreh, ebenfalls Eigenthum der Gesell⸗ schaft Phönix. Auf diesem Werke waren 1866 2 Hochöfen, 32 Koaks⸗ öfen nach dem System Francois und 68 Koaksöfen nach dem System Fromont in Thätigkeit. 1
Die Production beschränkte sich ausschließlich auf Gießerei⸗Eisen im genannten Jahre und erreichte die Höhe von 25,387,044 Pfd., oder viens Pfd. pro Tag. — Zum Verbrauch kamen 58,805,669 Pfd.
isensteine. . ü 3) Die Zinkhütte zu Borbeck, Eigenthum der Gesellschaft Vieille ontagne.
Dieselbe besitzt 40 Schmelzöfen, wovon 1866 durchschnittlich 20 in Betrieb waren und eine Production von 91,990 Ctr. Rohzink liefer⸗ ten, zu welcher 522,872 Ctr. Kohlen verwendet wurden.
ie verhütteten Erze wurden zum größten Theil von den Gru⸗ ben der Gesellschaft Vieille Montagne in Schweden und am Rhein, um Theil auch aus dem Harz, der Provinz Hannover und von ver⸗ schiedenen fremden Gesellschaften 8n
Die Zinkhütte besitzt ferner 20 Rostöfen, von welchen durchschnitt⸗ lich 13 im Betriebe waren, die eine Production von 203,256 Ctr. gergstesf Erze geliefert haben, wozu 61,441 Ctr. Kohlen erforderlich waren.
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Franz Bopp.
8 Franz Bopp wurde am 14. September 1. — am Hofe des letzten Kurfürsten 85 57 bdes Reichs⸗ a
eiherrn Karl Theodor von Dalberg. opp's er, welcher bei dem Kurfürstlichen Marstalle angestellt war, folgte seinem Herrn 1803 nach Aschaffenburg, woselbst der junge Bopp erst das Gymnasium, dann das Lyceum besuchte, an welches die Mehrzahl der Lehrer der früheren Mainzer Universität über⸗ gesiedelt waren. Bopp offenbarte schon früh eine hervor⸗ e Neigung zum Studium der Sprachen, obwohl er nie
nzahl der Arbeiter pro 1866 betrug 347 mit 744 An⸗
791 in Mainz
eine besondere Befähigung zum Sprechen oder S fremden Sprache bezeigte. Entscheidenden Einfluß auf die Ent. wicklung des Joüng ia übte der Arzt am Hofe des Fürsten⸗ Primas, C. Jos. Windischmann, der Gesinnungsgenosse der beiden Schlegel, Kreuzers und Goerres, welcher am Lyceum in Aschaffenburg Vorlesungen über Philosophte und Geschichte hielt und nach der Neugestaltung Deutschlands durch den Wiener Frieden von der preußischen Regierung an die neugegründete Universität Bonn berufen wurde. (Sein jüngerer So n, Friedrich, welcher sich durch eine Reihe von Schriften um die orientalische Wissenschaft wohlverdient gemacht hat, ist der im J. 1861 in München gestorbene Domkapitular). Windischmann huldigte der romantischen Richtung, welcher das Verdienst ge⸗ bührt, die Blicke der Gebildeten nicht nur auf die Periode des Mittelalters, sondern auch auf die Vorzeit unseres eigenen und der fremden Völker zurückgewendet zu haben. Windisch⸗ mann selbst erwartete von einer eindringenderen Kenntniß des Orients, namentlich des indischen und persischen Alterthums, die Anleitung zur Lösung der Probleme, welche die Frage nach dem Ursprunge und der Urgeschichte des Menschengeschlechts aufstellt. In dieser Hoffnung führte er, als Lehrer und serand. den jungen Bopp in das Studium der orientali⸗ chen Sprachen ein. Paris und London waren im An⸗ fange dieses Jahrhunderts die einzigen Orte in Europa, welche bamn Studium dieser Sprachen Mittel und Anregung darboten.
n Folge der politischen Ereignisse aber war Paris damals allein erreichbar. So begab sich Bopp im Herbste 1812 zunächst dort⸗ hin, Anfangs aus eigenen Mitteln, dann unterstützt von dem Könige von Bayern, Maximilian Joseph, welchen Windisch⸗ mann durch Vorlesen einer von Bopp übersetzten Episode aus dem indischen Epos Raͤmaͤyana ö hatte. An⸗ geregt durch den täglichen Verkehr mit Alexander von Hum⸗
oldt, welcher im Jahre 1807 den rinzen Wilhelm von Preußen auf seiner politischen Mission nach Paris begleitet und vom Koͤnige die Erlaubniß erhalten hatte, dort zu bleiben, um seine Reiseberichte herauszugeben, mit den beiden Schlegel und ihrer Freundin Madame de Stasl, mit Silvestre de Sacy,
E. de Chézy, Abel⸗Remusat, Fauriel, Raynouard u. A. stu⸗ dirte Bopp Sanskrit, Arabisch, Persisch, Gothisch, und legte durch Lesen und Kopiren der reichen ö“ von Sanskrit⸗ Handschriften, welche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Pere Pons für die Bibliothek des Königs veranstaltet hatte, 5 Grund zu einer Reihe von Text⸗Ausgaben und Ueber⸗
etzungen.
Vereits im Jahre 1816 veröffentlichte Bopp in Frankfurt am Main seine erste denkwürdige Schrift: »Das Conjugations.⸗ system der Sanskrit⸗Sprache im Vergleich mit jenem der grie⸗ chischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache, nebst Episoden des Raͤmaàyana und Maͤhabhärata in metrischer Uebersetzung aus dem Originaltext und einigen Abschnitten aus dem Veda, mit Vorerinnerungen begleitet von C. J. Windisch⸗ mann.
Bopp begab sich alsdann zur Fortsetzung seiner Studien nach London, wo er mit H. Th. Colebrooke bekannt wurde, welcher 1816 die Stelle des britischen Residenten am Hofe von Berar (Indien) niedergelegt hatte. Als preußischer Gesandter fungirte damals in London Wilhelm von Humboldt, welchen der junge Orientalist in das Studium der indischen Sprache einführte. Hier veröffentlichte Bopp 1819 auf e- Kosten seine erste Textausgabe (in Sanskritlettern), eine Episode des Mähabhärata, Nala und Damayanti, mit Uebersetzung, beiläufig bemerkt, das zweite Buch in altindischer Sprache, welches in Europa gedruckt worden ist (das erste war die 1810 in London erschienene Ausgabe des Hitopedeca von A. Hamilton). Im folgenden Jahre erschien in dem ersten Hefte der Londoner Annalen der orientalischen Litteratur ein Aufsatz »Analytische Ver Ffichung der Sanskrit⸗, Griechischen, Lateinischen und Gothischen Sprache, in welcher Bopp den Nachweis der ursprüng⸗ lichen Identität des grammatischen Baues dieser Sprachen unter⸗ nahm, und die Grundlinien seines späteren epochemachenden Werkes über die vergleichende Grammatik entwarf.
„Den Winter von 1820 —21 brachte Bopp in freundschaft⸗ lichem Umgange mit Ottfried Müller an der Göttinger Univer⸗ 8— zu, helcg⸗ ihn zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät
romovirte.
Die erste Professur der Sanskrit⸗Sprache und Litteratur auf dem Kontinente wurde von dem Könige Ludwig XVIII. durch Ordre vom 29. Novbr. 1814 an dem Collége de France zugleich mit der der chinesischen Sprache und Litteratur) er⸗ richtet, und während des Aufenthaltes Bopp's in Paris ein Studiengenosse desselben, E. de Chéezy, mit derselben be⸗ traut. ier Jahre später, am 18. Gktober 1818, stiftete König Friedrich Wilhelm III. die Universität Bonn, an welche dald nachher der an der Spitze des Ende 1817 neugegründeten Ministeriums für die geistlichen, Un⸗
chreiben einer
W. Jones den Zusammenha
1
“ 8 terricht⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten stehende Carl Freiherr von Stein zum Altenstein einen anderen Studien⸗ genossen Bopp's, Aug. Wilh. v. Schlegel, als Professor des Sanskrits berief. Franz Bopp endlich wurde im Jahre 1821 auf Empfehlung Wilh. v. Humboldt’s durch den Minister von Altenstein, dessen Mitwirkung bei der Gründung der Universi⸗ tät in Berlin (1810) bekannt ist, an diese als außerordentlicher
rofessor der orientalischen Litteratur und der allgemeinen Prefchentunde berufen. Im folgenden Jahre begann Bopp seine Vorlesungen, welche er ununterbrochen bis zum Jahre 1865 fortführte. Die Akademie der Wissenschaften beeilte sich, den neuen Genossen zum ordentlichen Mitgliede zu wählen. 1825 folgte die Ernennung Bopp'’s zum odentlichen Professor.
In der fast ein halbes Jahrhundert umfassenden schrift⸗ stellerischen Thaäͤtigkeit Bopp's können wir zwei Richtungen unterscheiden. Das Lehramt an der Universität erforderte vor Allem die Abfassung einer, im Gegensatz zu den ersten englischen Grammatiken, welche sich an die Originalwerke der indischen Grammatiker angeschlossen hatten, nach europäischen Anschauungen bearbeiteten Sanskrit⸗Grammatik, die Heraus⸗ gabe von anskrittegten und eines dem Anfänger genügenden Wörterbuches. Wir erwähnen hier das Ausführliche Lehr⸗ gebäude der Sanskrita⸗Sprache (Berl. 1824— 27), die Gram- matica critica linguae sanscritae (1829 —32), die kritische Gram⸗ matik der Sanskrita⸗Sprache in kürzerer Fassung (1833— 42, 2. Ausg. 1845, 3. Ausg. 1863); die Fortsetzung der bereits in London begonnenen Reihe von A. mit Uebersetzung, Episoden der indischen Epopöen Mahabhaͤrata und Rämayana, Nal und Damayanti, Arjuna's Reise nach Indra's Himmel, die Sage von der Sündfluth u. s. w. enthaltend, endlich das Glossarium linguae sanscritae (1830, 2. 1840 — 44; an der dritten Ausgabe arbeitete Bopp noch in den letzten Jahren seines Lebens).
Ungleich bedeutsamer aber als diese Leistungen, — waren die Resultate seiner fortgesetzten Studien über die vergleichende Grammatik, welche Bopp in den Jahren 1825—1833 vorerst der Akademie der Wissenschaften in einer Reihe von Studien mittheilte. Im Jahre 1833 begann Bopp die Veröffentlichung seines Hauptwerkes, der »Vergleichenden Grammatik des Sans⸗ krit, Zend (Altpersisch), Lateinischen, Griechischen, Litauischen, Gothischen und Deutschen⸗(die letzte der 6 Lieferungen erschien 1849). Die zweite, gänzlich umgearbeitete Ausgabe dieses epochemachen⸗ den Werkes (1857 — 1861) dehnt die Vergleichung auf das Armenische und das Altslavische aus. *) In der Zwischenzeit hatte Bopp, den Kreis der indo⸗europäischen Sprachen vollständig umfassend,
der Akademie der Wissenschaften Andeutungen zur Vervollstän⸗
digung seines Werkes vorgelegt: Die keltischen Sprachen in ihrem Verhältniß zum Sanskrit u. s. w. (1839), über die Ver⸗ wandtschaft der malayisch⸗polynesischen Sprachen mit den indisch⸗ europäischen (1841), die kaukasischen Glieder des indo⸗europäi⸗ schen Sprachstammes (1847), über die Sprache der alten Preußen in ihren verwandtschaftlichen Beziehungen (1853). Was Bopp in seiner vergleichenden Grammatik wollte, war zunächst eine alles Wesentliche umfassende Vergleichung des Organismus der, wie er sie nennt, indo⸗europäischen Sprachen. Bereits im Jahre 1786 hatte Sir William Jones, Richter am Ober⸗Tribunal zu Kalkutta, ein eifriger Förderer und begeisterter Bewunderer der orientalischen Litteratur, in einer Rede in der von ihm selbst gegründeten »Astatischen Gesell⸗ schaft⸗ in Calcutta folgenden Ausspruch gewagt: 1 „Die Sanskritsprache, wie alt sie auch sein mag, hat eine wunderbare Bildung; vollkommner als die griechische, reicher als die lateinische, mehr verfeinert als beide, hat sie dennoch mit beiden eine so enge Verwandtschaft, in Betreff der Wurzeln der Zeitwörter sowohl als in Betreff der gram⸗ matischen Formen, daß dieselbe nicht auf einen Zufall zurück⸗ geführt werden kann. (Die Zweifler und Gegner pflegten sich auf Handelsbeziehungen Indiens mit den griechischen Reichen in Asien zu berufen). Kein Sprachforscher, welcher diese drei Idiome geprüft hat, wird umhin können, anzuerkennen, daß dieselben aus einer gemeinschaftlichen Quelle, welche vielleicht nicht mehr existirt, geflossen sind. Gründe derselben Art, wenn auch nicht von derselben Evidenz, lassen annehmen, daß das Gothische und Celtische (wenn auch mit einem ganz fremden Idiome ver⸗ mischt), denselben Ursprung haben, wie das Sanskrit. Auch das Alt⸗Persische kann zu dieser Familie gerechnet werden.-“ Bis auf das Armenische und Slavische hatte also Sir ng der indo⸗europäischen Sprachen
v“
bereits vorgeahnt. “
*²) Eine englische Uebersetzung der ersten Ausgabe von Eastwick erschien in London 1845— 53 und hat bereits drei Auflagen erlebt; eine musterhafte französische Uebersetzung der zweiten Ausgabe verdankt
Frankreich Herrn M. Bréal, chargé du cours de graumaire comparèe ꝛollége de France. Paris 1866. Imp
Neue kunstwissenschaftliche Werke preußischer Autoren. 2
I. Bausteine zur Geschichte der griechisch⸗römischen Plastik. Gesammelt von Dr. C. Friederichs, Pro⸗ fessor an der Universität und Direktorial⸗Assistent am Museum zu Berlin. Düsseldorf, Verlagshandlung von Julius Buddeus. 1868. „ Das vorliegende Werk, das auch den Titel führt: „Ber⸗ lin's antike Bildwerke, in Seen Folge erklärt«, stellt sich eine doppelte Aufgabe. Zunächst will es einen umfassenden, korrekten, dem heutigen Standpunkte der archäologischen Wissen⸗ schaft überall thunlichst entsprechenden Commentar zu den
sämmtlichen in Berlin, sei es im Original, sei es im Ab: guß vorhandenen und öffentlich ausgestellten antiken Bild⸗ werken liefern. Da nun bei dem Reichthum des hierorts vor⸗
liegenden Materials — im neuen Museum ist die vollständigste, die irgend wo an⸗ getroffen wird, so daß nur wenige wichtige oder Hauptwerke der antiken Plastik in ihr vermißt werden — Gelegenheit ge⸗ boten ist, die Geschichte der griechisch⸗römischen Bildhauerkunst durch alle ihre verschiedenen Entwickelungsstufen zu verfolgen,
die Sammlung der Gypsabgüsse 1
so bedürfte es nur des darauf gerichteten Augenmerkes, um die
wissenschaftlich⸗kritische und exegetische Betrachtung der Berliner Antiken zu einem Gesammtbilde der antiken Sculptur zu ge⸗ stalten; und dieses weitere Ziel hat sich das Werk des Professcrs Friederichs beee
Des Verfassers eigenen Worten zufolge, will er ein Hand⸗ buch liefern, vetwa den Anforderungen entsprechend, die man an einen eingehenden Commentar zu einem alten Schriftsteller macht. Es handelt sich also nicht um eine äußerliche Beschrei⸗ bung oder noch weniger um einen bloßen Index der hiesigen Antiken, sondern um eine genaue und allseitige Erklärung.« Der Verfasser hält sich mit Recht für überzeugt, daß nichts so sehr geeignet ist, das Studium der alten Kunst, das offenbar am Besten in den Museen, vor den Dingen selbst getrieben wird, zu beleben und fruchtbar zu machen, als eingehende Com⸗ mentare.“ Und um jenem Zwecke in möglichst weiten Kreisen dienen zu können, hat er »versucht, seinem Buche eine Form zu geben, durch welche es auch für den gebildeten Dilettanten brauchbar werden kann⸗.
Dieses Programm ist in dem vor einiger Zeit erschienenen ersten Bande, der die Gypsabgüsse im neuen Museum nebst einigen wichtigen dort nicht vorhandenen Stücken aus den Sammlungen der Königlichen Gewerbe⸗Akademie, des archäo⸗ logischen Apparates in der Königlichen Universität und des Humboldt'schen Schlosses zu Tegel enthält, befolgt und ver⸗ wirklicht worden. In neun Kapiteln nach den Epochen der Kunstentwickelung und den herrschenden Stylrichtungen wer⸗ den 987 antike Denkmäler derart besprochen, daß nach einer ge⸗ drängten Charakteristik der Epoche die einzelnen Werke in fort⸗ laufender Nummerreihe nach der mathematischen historischen Aufeinanderfolge angeführt, unter dem 8 ihr Aufstellungs⸗ ort angegeben und alsdann die nöthigen Erklärungen hinzu⸗ efügt werden. Diese sind nirgends einfache Beschreibungen, hchse setzen den Leser dem Bildwerke selbst oder wenigstens genügenden Abbildungen gegenüber voraus. Sie beginnen mit den materiellen Notizen über das Original: Stoff, Herkunft, gegenwärtiger Aufenthalt, Erhaltung werden kurz aber aus⸗ reichend mitgetheilt. Es folgt sodann die erklärende Betrachtung des Denkmals, wobei die Absicht des Verfassers dahin geht, „aus der reichen Literatur, die durch diese Werke dereec en ist, alle ihm richtig oder wenigstens wichtig scheinende Bemer⸗ kungen anzuführen und mit dem, was er etwa selber vorbrin⸗ gen zu können glaubt, zu vereinigen.“ Der Gang der Unter⸗ suchung schreitet mit Lebendigkeit und Klarheit fort, und der Fluß der Darstellung läßt auch den Laien mit Interesse den Anschauungen folgen. Ein klein gedruckter letzter Absatz dient dem weiter gehenden Bedürfniß der Forschenden, und enthält die nöthigen Nachweisungen über die Literatur, Abbildungen u. s. w.; hierbei sind regelmäßig auch die neuesten Forschun ⸗ gen schon berücksichtigt. 1““
Ein Vorzug des Buches besteht in den beigefügten prakti⸗ schen Verzeichnissen. Ein alphabetisches Register läßt leicht die dem Gegenstande nach zusammengehörigen Denkmäler auffinden, während ein zweites die Nummern der in den verschiedenen Räumen aufgestellten Bildwerke mit den Nummern des Buches vergleicht. Die umgekehrte Zusammenstellung findet sich überall
leich unter dem Texte. Durch diese Einrichtung wird die Brauch⸗ barkeit des Buches wesentlich erhöht und die Benutzung er⸗
leichtert. 81 8 In der Vorrede verheißt der Verfasser das baldige Erscheinen
der folgenden Bände der »Bausteine«. Auch ergänzende Nach⸗
träge werden je nach Bedürfniß in Aussicht gestellt.