schaft ist
wälte und 36 Staatsanwaltsgehülfen. Rechtsanwälte und Notare
sind 1349 vorhanden. Die Gesammtzahl der Justizbeamten
in den bezeichneten Departements beträgt 4604. Hierunter ist
indessen das Kommerz⸗ und Admiralitäts⸗Kollegium in Königs⸗
berg mit 1 Direktor, 2 Richtern und 5 kaufmännischen Mit⸗ liedern, und das zu Danzig mit 1 Direktor, 2 Richtern und kaufmännischen Mitgliedern nicht mit einbegriffen.
Die Provinz Hannover besitzt 1 Appellationsgericht (zu Celle), 12 Obergerichte und 104 Amtsgerichte (mit Einzelrich⸗ ern), — bei einer Seelenzahl von 1,924,172. 7 Obergerichte
sind zugleich Schwurgerichte. Das Appellationsgericht zählt 3 Präsidenten und 20 Räthe. Die Obergerichte haben 24 Prä⸗ identen und 78 Räthe. Die Zahl der Amtsrichter beträgt 241. Die Kronanwaltschaft wird durch 1 Kron⸗Oberanwalt und 3 Stellvertreter desselben, 12 Kronanwälte und 15 Stellvertreter erselben repräsentirt. Anwälte giebt es 170, Advokaten und Notare 195. Die Summe der Justizbeamten beträgt 762.
In den Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden (aus⸗ schließlich der Stadt Frankfurt a. M.) und in den Elb⸗Herzog⸗ thümern bestehen 3 Appellationsgerichte, 14 Kreisgerichte, welche
die Schwurgerichte bilden, und 197 Amtsgerichte, — für 2,243,454 Einwohner. An den Appellationsgerichten sind 6 Präsidenten und 36 Räthe, an den Kreisgerichten 14 Direktoren und 95 Richter an⸗ gestellt. Die Zahl der Amtsrichter beläuft sich auf 271. An Beamten der Staatsanwaltschaft sind 3 Ober⸗Staatsanwälte, 13 Staatsan⸗ wälte, 6 Staatsanwaltsgehuüͤlfen vorhanden. Rechtsanwälte giebt es 314. Die Gesammtzahl der Justizbeamten beträgt 758.
In dem Departement des Appellationsgerichtshofes zu Cöln bestehen 9 Landgerichte, sämmtlich zugleich Schwurgerichte, 2 Untersuchungsämter, 128 Friedensgerichte und 9 Handels⸗ gerichte, — bei einer Einwohnerzahl von 2,925,737. Der Appellationsgerichtshof zu Cöln hat ein richterliches Personal von 4 Präsidenten und 28 Räthen. Die Landgerichte zählen 9 Landgerichts⸗Präsidenten, 14 Kammer⸗Präsidenten, 61 Räthe und 28 Assessoren. Friedensrichter sind 128 vorhanden. Die Beamten der Handelsgerichte sind 9 Präsidenten, 45 Richter und 43 Ergänzungsrichter. Die Staatsanwaltschaft ist ver⸗ treten durch 1 General⸗Prokurator, 3 General⸗Advokaten, 9 Ober⸗Prokuratoren und 28 Staats⸗Prokuratoren. Advokat⸗ Anwälte sind 157, Notare 222 vorhanden. Die Gesammt⸗ zahl der Justizbeamten beträgt 789.
In Frankfurt a. M. besteht ein Appellationsgericht mit 1 Präsidenten und 6 Räthen, — für 92,384 Einwohner. Das Stadtgericht zu Frankfurt a. M. zählt 1 Direktor und 9 Rich⸗ ter, das Stadtamt 3 Richter, das Land⸗Justizamt 1 Richter, das Rügegericht 2 Richter, die Transscriptions⸗ und Hypotheken⸗ Behörde 3 richterliche Mitglieder, das Fiskalat 2 richterliche Beamte. Die Beamten der Staatsanwaltschaft sind 1 Ober⸗ Staatsanwalt und 1 Staatsanwalt. Notare sind 12 vorhan⸗ den. Die Summe dieser Justizbeamten beträgt 42.
Die Gesammtzahl der Justizbeamten des preußischen Staates an den ordentlichen Gerichten I. und II. Instanz, mit Ausschluß der Subaltern⸗Beamten, die auch oben nicht berücksichtigt wor⸗ den sind, beläuft sich auf 6961.
Die beiden höchsten Gerichtshöfe sind das Ober⸗Tribunal und das Ober⸗Appellationsgericht zu Berlin, das erstere für die altländischen Provinzen des Staates mit Einschluß der Rhein⸗ Provinz und für Frankfurt a. M., das letztere für die übrigen Departements. An dem Ober⸗Tribunal sind 6 Präsidenten und 48 Räthe, an dem Ober⸗Appellationsgericht 2 Präsidenten und 14 Räthe angestellt. Die Geschäfte der Staatsanwaltschaft werden bei beiden gemeinsam durch 1 General⸗Staatsanwalt und 3 Ober⸗Staatsanwälte versehen. Die Zahl der Rechts⸗ anwälte bei dem Ober⸗Tribunal beläuft sich auf 15, die der Rechtsanwälte bei dem Ober⸗Appellationsgericht auf 6. Bei beiden Gerichtshöfen sind im Ganzen 95 höhere Justizbeamte angestellt.
Der Handel von Cöln während der Jahre 1815 bis 1865. (S. Nr. 17 d. Bl.)
Die Niederländer benutzten sofort die umschlagsfreie Vorbeifahrt
2 „ 2 / indem sie die Frachten nach Mainz und Mannheim herabsetzten, die
nach Cöln aber in hohem Preise erhielten, und so wurden diese Städte Cölns Rivalinnen. Letztere erwiederten das Entgegen⸗ kommen der Niederländer durch beträchtliche Erleichterungen bei der steuerlichen Abfertigung und Vergütigung des preußischen Rhein⸗ zolles. Hat Cöln vor jenen Städten den Vortheil voraus, daß der Rhein vom Meere bis zum Cölnischen Hafen für größere und tiefer gehende Schiffsgefäße fahrbar ist, so haben dagegen Mainz und Mann⸗ Serf den Vorzug der Lage an der Mündung zweier Nebenflüsse des Rheins, deren Anwohner gewerbthätig und deren Umgegend reich an Produkten aller Art ist. Dazu kam noch, daß Mainz sich besserer Hafenanstalten als Cöln erfreute. Der Abnahme der Spedition ent⸗ sprach, wie schon erwähnt, die Zunahme des Eigenhandels. Dieser
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vertreten durch 21 Ober⸗Staatsanwälte, 137 Staatsan⸗
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den Absatz der überflüssigen Vorräthe des QOber⸗, Mittel. und Nieder⸗ Rheins nach Holland, England und dem Norden vermittelte, ferner aus dem Kolonialwaarenhandel und dem Umsatze überseeischer Pro⸗
dukte, der seine alte Richtung beibehält, und aus dem Handel mit ein eimischen 1 Erzeugnissen der Industrie. Was da Jroduktengeschäft betrifft, so bilden Roggen, Weizen, rother (deutsche leesaamen, Wein, Mineralwasser und Holz die Hauptartikel. Bedeutun Erzeugnisse datirt aber erst von dieser Zeit ab.
welche sich besonders mit der Fabrication wollener Strümpfe beschä tigten, Baumwollen., Leinen⸗ und Spitzen⸗Manufakturen, Seide und Sammet⸗Fabriken, Zucker⸗Raffinerieen, Leimsiedereien, Taback⸗, Stecknadel⸗, Spiegel-. Tapeten⸗, Fayence⸗, Porzellan⸗, Koͤlnisch Wasser⸗ und Stärke⸗Fabriken, Seilereien, Oelmühlen, Seifensiedereien, Dampf⸗ mühlen nebst Ofenschleifereien, Roth⸗ und Weißgerbereien. Hierzu kamen noch im Laufe der Periode Baumwollspinnereien, Baumwoll⸗ webereien und Baumwolldruckereien, Eisengießereien, Spiritus⸗, Wat⸗ 1 bbcee. Saffian⸗ und Bleiweiß⸗Fabriken, so wie eine Piano⸗ orte⸗Fabrik.
Fer allen diesen industriellen Zweigen ist die Zuckersiederei für die Handelsverhältnisse Cöln's der bei Weitem wichtigste, so daß Zucker und Wildhäute im Laufe dieser Periode die Artikel geworden sind, an denen der noch in der ersten Entwickelungsperiode begriffene Cölner Eigenhandel ein seinen dermaligen Verhältnissen entsprechendes
langung einer festen Grundlage überhaupt erst verdankte.
Von den andern aufgezählten in ustriellen Zweigen sind es ins⸗ besondere die Baumwollspinnereien, die Seiden⸗ und Bam metfabriten, die Tabacksfabriken, Leimsiedereien und die Tapetenfabriken, welche von Jahr zu Jahr unter dem Einflusse des Vereinstarifs und bei einer größeren Lebhaftigkeit des Binnenverkehrs zu immer höherer Entfaltung gelangten.
Der Stand der Industrie war im Jahre 1840 in Cöln folgender: es bestanden 1) 12 Zuckerraffinerien, welche jährlich etwa 350,000 Ctr. Rohzucker und Lumpen verarbeiteten. 2) 2 Baumwollspinnereien mit 69 Maschinen, von denen die Hälfte Dampfmaschinen, welche jährlich 250,000 Pfd. Baumwolle verspannen. 3) 12 Baumwollwebereien, welche jährlich 242,000 Pfd. Baumwolle verbrauchten. 4) 13 Baum⸗ wolldruckereien. 5) Seidenfabriken mit zusammen 220 Webestühlen, welche jährlich 11,600 Pfd. rohe Seide verarbeiteten, daneben 2 Fabri⸗ ken von seidenen und halbseidenen Bändern. 6) 22 Wollfabriken, welche jährlich 218,000 Pfd. Wolle verarbeiteten. 7) 5 Leimsiedereien, welche jährlich 3800 Ctr. Leim fabrizirten. 8) 4 Saffianfabriken, 9) 4 Tapetenfabriken, welche jährlich 100,000 Stück Tapeten fabrizir⸗ ten. 10) 29 Tabaksfabriken. 11) 33 Rothgerbereien, welche jährlich 14,000 Stück Ochsen⸗, 800 Roß⸗ und 1700 Ziegenhäute, sowie 24,000 Kalbfelle, außerdem noch 8 Weißgerbereien, welche jährlich 27,200 Stück Schaffelle verarbeiteten. 12) Kölnisch⸗Wasserfabriken. 13) Seifensiede⸗ reien, welche jährlich 4000 Tonnen schwarze Seife fabrizirten. 14) 13 Seilspinnereien. 15) 4 Wattenfabriken. 1 2 Spiegelfabriken. 17) 1 Spiritusfabrik. 18) 1 Fayence⸗ und Porzellanfabrik. 19) 1 Eisen⸗ gießerei. 20) 1 Dampfmühle. 21) 2 Stecknadelfabriken. 22) 1 Neu⸗ silber⸗ und Bleiweißfabrik. 23) 1 Lederlackirfabrik. 24) 1 Pianofortefabrik.
Die Dampfschifffahrt, über alle Strecken des Rhein's und über 2 seiner Nebenflüsse ausgedehnt, erzielte auf dem Nieder⸗ und Mittel⸗ rhein immer vollkommnere Resultate, wogegen die Dampfschifffahrt auf dem Oberrhein und dem Main so sehr ins Stocken gerieth, daß die Gesellschaft ihr ganzes Geschäft für eine billige Abfindung der Cölner Gesellschaft überließ, unter der Bedingung, daß die Waaren fortwährend zu Mainz überladen werden müßten, und die Cölner Gesellschaft keine Spedition treiben dürfte. Im Jahre 1836 bildete sich auch in Düsseldorf eine Gesellschaft zum Bekriebe der Dampf⸗ schifffahrt auf dem Nieder⸗ und Mittelrhein für den Transport von Gütern und Passagieren von Mainz bis Rotterdam. Die mittel⸗ rheinische Dampfschifffahrt, welche im Jahre 1831 noch mit 7 Fahr⸗ zeugen von Coͤln aus betrieben wurde, hatte 1839 deren 14, 1842 22 mit 120 — 130 Pferdekräften im Dienste, während in dem letztge⸗ nannten Jahre die Düsseldorfer mit 8, die Rotterdamer mit 12, die Amsterdamer mit 2 Dampfschiffen den Rhein befuhren. In den letz⸗ ten Jahren unseres Zeitabschnittes dehnte die Rotterdamer Dampf⸗ schifffahrts⸗Gesellschaft ihre Fahrten zum großen Nachtheil des Cölner Speditions⸗Geschäfts sogar bis Mannheim aus.
Diese Periode schließt mit der Einführung der Eisenbahnen, welche auf alle sozialen und internationalen Beziehungen den größten Einfluß auszuüben bestimmt waren.
Die projektirte Eisenbahn zwischen Cöln und der belgischen Grenze stellte ganz besondere Veränderungen in der bisherigen Richtung des cölner Handels in Aussicht. Schon im Jahre 1834 war die Subserip⸗ tion für die Zeichnung des Baukapitals für die Eisenbahnlinie Cöln⸗Antwerpen eröffnet, im folgenden Jahre wurden die Statuten der »Rheinischen Eisenbahn⸗Gesellschaft« festgesetzt, und am 2. August 1839 die Bahnstrecke von Cöln nach Müngersdorf, am 1. September 1841 bis Aachen, dem Betriebe übergeben. Gleichzeitig begann die Thätigkeit für den Bau der Bahn längs des linken Rheinufers. Schon am 15. Februar 1844 konnte die Strecke von Cöln nach Bonn eröffnet werden, und dadurch war das erste Glied in der angestrebten Ver⸗ bindung mit Süd⸗Deutschland zu Stande gekommen, wenn auch die Vollendung der Linie bis Bingen noch bis in das Jahr 1859 auf sich warten ließ. Um eben jene Zeit gelangte auch die Eisenbahn⸗Verbin⸗ dung Cöln's mit dem Niederrhein über Crefeld und Neuß, sowie auch der rechten Rheinseite mit Holland, und durch den Bau der Mindener Bahn mit dem Osten Deutschlands zur Ausführung. Während das rheinisch⸗westphälische Eisenbahnnetz sich immer vollständiger entwickelte,
Objekt fand, und deren nlate ube und Vertrieb er die Wiederer⸗
und Cöln mit der westphälischen Industrie in immer engere Verbin⸗ bestand in einem lebhaften Produktengeschäfte, welches hauptsächlich / dung setzte, wurde dieser Platz durch den Bau de 8
Cölns als Industriestadt und als Stapelplatz industrieller zeugnisse 1 1 m Anfange dieses Zeitabschnittes gab es in Cöln ungefähr 20 Wo en⸗Manufakturen,
Mannheim im
1“ L1““ 1.“ 8 8 5 8
isenbahn der metallurgischen Industrie des Siegener Landes näher Eisaen 8* die Verbindung mit dem südöstlichen Deutschland erleichtert. Gleichzeitig brachte die Strecke Cöln⸗Emden die Stadt Cöln in direkten Verkehr mit der Nordseec. Waren schon die Bande der politischen Zusammen ehörigkeit der östlichen und westlichen Provinzen Preußens durch eine Eisenbahnverbindung enger und fester geschlossen worden, so wurde die kommerzielle Einigung durch den Bau einer stehenden Rheinbrücke bei Cöln, welcher im Jahre 1855 begann, und im Jahre 1859 vollendet wurde, noch vollständiger. — So nahm Cöln im Laufe dieser Periode immer mehr den Cha⸗ rakter einer Industriestadt und eines Stapelplatzes industrieller Er⸗
eugnisse an, dagegen trat seine vermittelnde Stellung im überseeischen
gztausche mehr und mehr in den Hintergrund, weil solche Vermit⸗ sch vige der dercehn Verbindungen des Binnenlandes mit den Seeplätzen nunmehr überflüssig geworden war. Das Speditions⸗ geschäft gerieth deshalb in Abnahme.
Auch die Rheinschifffahrt erfuhr im Laufe unserer Periode wesent⸗ liche Erleichterungen. Es wurde nicht nur die Entrichtung der Rhein⸗ zölle bei den Zollämtern zu Emmerich, Coblenz, Caub, Main und
Voraus für die ganze zu durchfahrende Strecke ge⸗ stattet, wodurch der Verlust an Zeit in Folge des Anlegens an der großen Zahl der Zollstellen bedeutende Minderung erfuhr, sondern es fand auch eine Herabsetzung der Zölle selbst statt. Eben so wurde die
Fahrt zwischen den preußischen Rhein⸗ und den preußischen Ostsee⸗ Häfen den Flaggen aller conventionsmäßig zur Rheinschifffahrt qua⸗ lifizirten Staaten freigegeben, und damit ein Anfang zur Abschaffung der Scerechaͤgung der nationalen Flagge für die Küstenschiff⸗ ahrt gemacht. 18 — 88 Den gewaltigen Aufschwung des Cölner Handels veranschaulichen einige statistische Angaben:
„Die Güterbewegung zu Cöln betrug im Jahre 1848 insgesammt 5/562,118 Ctr., im Jahre 1863 20,943,688 Ckr. Davon kamen auf den Empfang und Versandt zu Wasser in 1848: 3/611,567 Ctr., in 1863: 5/127,426 Ctr.; mittelst der Rheinischen Eisenbahn in 1848: 1,284,370 Ctr., in 1863: 8,290,057, Ctr.; mittelst der Cöln⸗Mindener Eisenbahn in 1848: 666,181 Ctr., in 1863: 7,525,505 Ctr. b
Hiernach hat sich die gesammte Güterbewegung Cölns, die das Speditionsgeschäft wie den Eigenhandel, den Binnen⸗ wie den inter⸗ nationalen Verkehr umfaßt, in den enannten 15 Jahren beinahe ver⸗ vierfacht, während gleichzeitig der Eisenbahnverkehr auf Kosten des Schifffahrtsverkehrs hinsichtlich der Gütertransporte mit jedem Jahre an Umfang zunahm.
Von entsprechender Steigerung war auch die Zunahme der Ge⸗ werbesteuerpflichtigen aus dem Stande der Kaufleute und Fabrikanten. Während im Jahre 1848 die Zahl ihrer Geschäftsstellen nur noch 809, und das von ihnen aufzubringende Steuerquantum 26,604 Thlr. betrug, hatte sich erstere im Jahre 1863 auf 1172 mit einem Steuerbetrage von 46,013 Thlr. erhoben. 1 8
Die Zahl der kaufmännischen und Fabrikgeschäfte hat sich also in 15 Jahren etwa um die Hälfte vermehrt, während sie sich seit dem Jahre 1832, wo sie nur 481 mit einem Steuerquantum von 14,514 Thalern erreichte, beinahe verdreifacht hat.
Die Zahl der im Jahre 1859 zu Cöln angekommenen Briefpost⸗ ge G war im Jaͤhre 1859 2,696,447, im Jahre 1862 dagegen 3,418,233.
Der Telegraphen⸗Verkehr ergab für das Jahr 1855 auf der Sta⸗ tion Cöln an abgesandten Privatdepeschen 8960, für das Jahr 1862 aber 29,643. Empfangen wurden dort in 1855: 11,836 in 1862: 31,837 Privatdepeschen. “
Das aus diesen Zahlen ersichtliche Anwachsen der Cölner Han⸗ delsthätigkeit ist, wie schon oben bemerkt, auf Rechnung des Eigen⸗ handels zu schreiben, während das Speditionsgeschäft in jedem Jahre mehr herabsank. Die Wasserspedition wies im Jahre 1845 noch 376,415 Ctr. auf, im Jahre 1863 war sie schon auf 134,209 Ctr. zurückgegangen, davon fand im Jahre 1845 noch für 187,976 Ctr.
Waaren eine Benutzung der Werfte statt, im Jahre 1863 hingegen
nur noch für 67,176 Ctr. zu spedirender Güter.
Der Hessengau.
Da die im Jahre 1856 von dem verstorbenen Dr. G. Landau veröffentlichten gründlichen Forschungen über den Hessengau auch heute noch als entscheidend in allen, diesen Gau Helre gen⸗ den Fragen erscheinen, so hat sich die Verlagshandlung von G. Emil Barthel in Halle a. S. im Jahre 1866 entschlossen, die »Beschreibung des Hessengau's von Dr. Landau« in unver⸗ ändertem Abdrucke neu herauszugeben. Nach dem Landau'schen Werke stieß der Hessengau im Süden mit der Wettereiba zu⸗ sammen; nördlich zogen seine Grenzen an dem Gau der Che⸗ rusker und namentlich an dem südlichsten Theile des letzteren, dem sächsischen Hessen hin; westlich berührte er den Lahngau und östlich den sächsischen Leinegau, das Land Thüringen und das Grabfeld.
Der Hessengau ist das Stammland der Chatten, welche zu dem Suevenvolke gehörten und nie von einem anderen Volke unterjocht wurden, wohl aber ihrerseits sowohl gegen Norden — im Lande der Cherusker —, wie gegen Westen — im Lahn⸗ gau — erobernd vordrangen.
Gegen die Chatten und die ihnen tributpflichtigen Stämme war das gewaltige Befestigungswerk der Römer, welches unter dem Namen Pfahlgraben bekannt ist, gerichtet.
Ueber die älteste Verfassung des chattischen Volkes berichtet Tacitus. Er sagt in seiner Germania: Die Chatten räumen den Vorrang den Männern ihrer W
8 1“
ahl ein (praeponere electos). . Estrade der Tisch nebst dem Sitz des Lehrers,
An der Spitze der Chatten stand ein § uptling (princeps). Sehr wahrscheinlich hatte die Wahl des Oberfürsten sich schon frühe an eine bestimmte Familie geknüpft. Mit der Entstehung des fränkischen Königthums trat an die Stelle des Fürsten ein vom Könige eingesetzter Graf.
An die Stelle des chattischen Namens, dem man 455 nach Christi zum letzten Male begegnet, trat der der Hessen, der seit dem Jayre 719 vorkommt. Nach Jacob Grimms Ausfüh⸗ rung ist dieser neue Name nur durch eine Lautverschiebung des alten entstanden, der, wie er vermuthet, von einem den Chatten eigenthümlichen Kopfschmucke entlehnt worden sei. „Seeit der weiteren Ausdehnung des fränkischen Königthums über Thüringen und Gallien gehörte Hessen zu Ostfranken oder dem Ostlande (Austrasien).
Allmälig wird, wie auch anderwärts, die Grafschaft im Hessengaue erblich. Seitdem verändert sich die ursprüngliche Natur der Grafschaft immer mehr, und schon im zwölften Jahrhundert hat sich dieselbe in eine Lan desherrschaft um⸗ gewandelt.
Die Hauptmalstätte des Hessengau's war Maden, am Fuße des Gudensberg, des Wodansbergs; Mattium, id genti caput, erzählt Tacitus. Als Germanicus im Jahre 15 nach Chr. seinen bekannten Zug in das chattische Gebiet unternahm, richtete er seinen Hauptangriff gegen dieses Mattium, durch dessen Verwüstung er das Chattenvolk am empfindlichsten zu treffen vermeinte. Maden, welches also schon im Anfang der christlichen Zeitrechnung als die Hauptstätte des hessischen Volks bezeichnet wird, besaß noch im dreizehnten Jahrhundert das höchste Landgericht des Hessengaus.
Was die politische Eintheilung des Gaus betrifft, so läßt sich der Bestand der alten Centen desselben mit Hülfe der kirchlichen Verfassung, welche mit der weltlichen Gliederung nir⸗ gends in Widerspruch tritt, zuverlässig herstellen.
Der Hessengau zerfiel in neun Hundertschaften, die von Maden, Kirchditmold, Gensungen, Brach, Ottrau, Mardorf, Urf, Bergheim und Schützeberg.
Die ältesten Burgen des Hessengaus waren Gudensberg, Büraburg, Densburg, Reichenbach und Schaumburg; zu den ältesten Städten zählen Hersfeld, Fritzlar, Kassel, Wolfhagen, Homburg, Felsberg, Gudensberg, Naumburg, Melsungen und Rotenburg.
Die ersten Klöster wurden zu Fritzlar, Hersfeld, Kaufungen und Hasungen gegründet. v11AAA“
Die Preußische einklassige Elementarschule auf der Pariser allgemeinen Ausstellung im Jahre 1867.
Dem Bericht über die Preußische einklassige Ele⸗ mentarschule auf der Pariser allgemeinen Ausstel⸗ lung von 1867, welchen das »Centralblatt für die gesammte Unterrichts⸗Verwaltung in Preußen⸗« in seinem Februar⸗Heft enthält, entnehmen wir folgenden Auszug:
Die zehnte Gruppe der allgemeinen Ausstellung zu Paris umfaßte die Gegenstände, welche die Verbesserung der physischen und moralischen Lage des Volkes bezwecken. Von den sieben Klassen, welche diese Gruppe bildeten, war die erste (Klasse 89) der Ausstellung von Unterrichtsmethoden und Unterrichtsmaterial für Kinder, die zweite (Klasse 90) der Ausstellung von Biblio⸗ theken und Material für den Unterricht Erwachsener in Familie, Werkstatt und Gemeinde gewidmet. 8
Indem die Königlich preußische Regierung durch die Errich⸗ tung einer einklassigen Elementarschule nebst zugehöriger Lehrer⸗ wohnung in diesen Klassen als Aussteller auftrat, hat sie dem ihr ausgesprochenen Wunsche Rechnung getragen, für die all- gemeine Ausstellung ein Spezimen zu liefern, in welchem dem Ausland ein Bild von Organisation, Einrichtung, Ausstattung und Erfolg des Unterrichts in preußischen Schulanstalten vor die Augen treten sollte. 8
Das preußische Schulhaus befand sich in dem Theil des Ausstellungsparkes, welcher der preußischen Abtheilung im Aus⸗ stellungs⸗Palais entsprach und zur Repräsentation der preußi⸗ schen Gartenkunst ꝛc. reservirt war. Es war das getreue Ab⸗ bild eines wirklich vorhandenen Schulhauses, errichtet nach einem Plan, wie er überhaupt seit längerer Zeit bei Neubauten in den mittleren Provinzen der Monarchie Typus geworden ist. Es enthielt in seinem unterkellerten Erdgeschoß die Klasse, Raum bietend für eine Zahl von 60 bis 70 Schülern, und die Lehrer⸗ wohnung, welche aus 2 Zimmern, Kabinet, Küche und Vor rathskammer bestand. 8 1
Im oberen Stock war der über der Schulklasse befindliche Raum gleichfalls zu 2 Zimmern für den Lehrer hergerichtet. In dem Entree waren Haken angebracht zum Anhängen der den Kindern zugehörigen Kleidungsstücke zꝛc.
In der Schulklasse waren 9 Subsellien, in ihren 3 ver schiedenen Höhen, den 3 Hauptabtheilungen der Schüler ent⸗ sprechend, aufgestellt. Vor denselben erhob sich auf erhöhte über denselben