1868 / 144 p. 13 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Verschiedene Beka Bekanntmachung. 8 Das neue Johannes⸗Gymnasium auf dem Grundstücke Nr. Ia. der Paradiesgasse hiersekbst soll vorbehaltlich der staatlichen Geneh⸗ migung, wenn möglich, zu Michaelis dieses Jahres eröͤffnet werden. Wir fordern daher alle diejenigen Philologen, welche sich um das Direktorat an dieser Anstalt bewerben wollen, hiermit auf, sich unter Beibringung ihrer Qualificationszeugnisse bis zum 15. Juli cr. bei uns zu melden. A“““ Breslau, den 15. Juni 1868. Der Magistrat hiesiger Haupt⸗ und Residenzstadt.

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Cölnische Maschinenbau⸗Actien⸗ Gesellschaft. General⸗Versammlung. —Die zwölfte ordentliche General⸗Versammlung der Actionaire der Cölnischen Maschinenbau⸗Actien⸗ Gesellschaft wird Samstag, den 27. Juni d. Js., Vormittags 11 Uhr, im Lokale des A. 'schen Bankvereins hierselbst, stattfinden. inweisung auf die §§. 28 bis inkl. 34 unserer Gesell⸗ uten laden wir die dazu berechtigten Actionaire ein, an dieser General⸗Versammlung Theil zu nehmen, mit dem Bemerken, daß die Eintrittskarten und Stimmzettel am Freitag, den 26. Juni er., Vormitta 12 und Nachmittags von 3 bis 6 Uhr, auf ein ankhäuser Sal. Oppenheim Jun. & Cie., J. H. „Schaaffhausen'schen Bankvereins, über die bei inem derselben wenigstens acht Tage vor der General⸗Versammlung Femtedhzung der Actien⸗Dokumente, in dem Effekten⸗Büreau l. Schaaffhausen'schen Bankvereins in Empfang genommen wer⸗ en können.

[1915]

EE1“ 1 1) Bericht über die Lage des Geschäfts im? llgemeinen und über die Resultate des ver ossenen Geschäftsjahres insbesondere; 2) Wahl von Mitgliedern des Verwaltungsrathes, und 3) Wahl von drei Kommissarien zur Revision der Bilanz und Dechargirung der Rechnung.; en 1. Juni 1868. ““ Der Verwaltungsrath.

8 8 vb“

Bergisch⸗Märkisch isenbahn⸗Gese

Die Herren Actionaire der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn⸗Gesell⸗

schaft werden zur diesjährigen ordentlichen General⸗Versammlung hierdurch eingeladen, welche

am 27. Juni dieses Jahres, Vormittags 11 Uhr,

im hiesigen Stationsgebäude stattfinden wird, um den Geschäfts⸗Bericht der Königlichen für das Jahr 1867 entgegen zu nehmen und die Ergänzungs⸗ wahl der Deputation zu vollziehen.

. Legitimation zur Betheiligung an der General⸗Versammlung

hat in den drei letzten Tagen vor derselben nach Maßgabe der §§. 66

und 67 des Statuts zu erfolgen. öA11XX“

Elberfeld, den 24. Mai 1868. u Der Vorsitzende der D

Gesellschaft. Geheime Commerzien⸗Rath Daniel von der Heydt.

ederschlesisch⸗Märkische Eisenbahn.

tritt ein direkter Verkehr für Güter ab Breslau era via Leipzig und Gößnitz mit derselben Classi⸗ fication und den Sätzen wie im schlesisch ⸗thüringischen Verbands⸗ Güterverkehr via Weißenfels in Kraft. Berlin, den 11. Juni 1888.

Königlich Direction der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn.

Bekanntmachung. Schwefelkohlenstoff wird fortan bei Aufgabe in eisernen, widerstandsfä⸗ gen, festen und dichten Umschließungen zum Trans⸗ port auf der Ostbahn auch dann zugelassen, wenn die betreffenden Behälter bis 1000 Pfd. von diesem Stoffe fassen. Bromberg, den 13. Juni 1868.

Königliche Direction der Ostbahn.

Feuerversicherungs-Cesellschaft. 8672

Abschluss pro 1 .

Ngr. 75,947. 29.

236,784. 9.

Prämien-Reserve aus 1866 Prämien-Einnahme pro 1867, abzüg- lich Ristorni

312,732 39,401 10,570

Schaden-Reserve aus 1866 . Poli nkosten, Zinsen und verschiedene Einnahmen

1I1““

Aausgabe. . Bezahlte Schäden abzüglich der Vergütung aus 8 Rückversicherungen 119,550 Rückversicherungs-Prämien 41,814 Agentur-Provision und Agentur-Unkosten 8 34,586 Gehalte, Reisespeesen, Steuern und andere Un- kosten 11““ 32,423 Abschreibung an Effekten und Agio-Verlust 1,774 Reserve für noch unerledigte Schaäden 28,046 Reserve für unverdiente Prämien a) für jährlich zahlbare Prämien b) für mehrjährig vorausbezahlte

Prämien.. 1e-

Thlr. N gr. 62,443. 1.

23,443. 20.

344,081

Einnahme Ausgabe

362,703 344,081

18,622 Gesehäfts-Ergebmnise im König

18

Aectiva.

Wechsel-Schuldscheine Hypotheken, Sta ritäten. Baare Casse, Guth Wechselbestand Debitoren in laufender Rechnun Inventar und Schilder-Vorrath

Thlr. 1,063,150

84,831

19,019 8

110,359 2 1,204]2

8*

Gewinn- und Verlust-Conto

ab nebenstehender Gewinn pro 1867

Actien-Ka ab nick

Creditoren in laufender Rechnung

Schaden-Reserve Prämien-Reserve

eich Preussen

apitalien der geleisteten Versicherungen auf Gebäude und bewe

b) Prämien-Einnahme aus obigen Versicherungen. u. e) Kapitalien der am 31 Dezember 1867 in Wati befindlichen ee8

gliche Gegenstände..

———

Thlr. sSgr 34,913,055 . 70,971 5 gliche Gegenstände 33,714,700%m —0

8 folgt die bes ondere Beilage 8

esellschaft.

Eisenbahn⸗Direction

utation der Actionaire der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn⸗

1“ b 8 v“

Besondere Beilage glich Preußischen Staats⸗Anzeigers.

Zu No.

144 vom 20. Juni 1868.

8 Inhalts-Verzei chniß: Das Lutherdenkmal. Die Zollerträge im Zollverein 1866, nach Prozenten vom Gesammt⸗ ollertrage gruppenweise zusammengestellt. Der norddeutsche Handelsverkehr in China. Das Diakonissen⸗Mutterhaus zu grsammt.e am Rhein 28 bafis

aauswärtige Filiale und Stationen während des Jahres 1867.

Die Gewehrfabrik auf dem Plane bei Spandau. J. G. Boltze.

u“

Das Lutherdenkmal. Rietschel's Lutherdenkmal, welches am 25. Juni, dem Tage,

an welchem die evangelischen Fürsten und Staͤnde dem Kaiser

im Jahre 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg die von Me⸗ lanchthon verfaßte Konfession vorlasen, in Worms enthüllt werden soll, war in den Tagen vom 15. bis 21. Mai in dem räflich Einsiedelschen Eisenwerk Lauchhammer, welchem der Erzguß des Denkmals übertragen war, in derselben Anord⸗ nung, in welcher die einzelnen Theile des Werks in Worms ihren Platz finden werden, ausgestellt.

Der Gedanke, dem Reformator an der Stelle, wo er am 18. April 1521 vor Kaiser und Reich sein Bekenntniß ablegte, ein Denkmal zu errichten, wurde, wie wir der „Spen. Ztg.⸗ entnehmen, im Jahre 1856 von angesehenen Männern in Worms, an deren Spitze der Pfarrer Keim und der Gymnasiallehrer Dr. Eich standen, angeregt und fiel auf so günstigen Boden, daß das Comite schon Anfangs 1858 Ernst Rietschel Rauch war am 3. Dezember 1857 gestorben mit der Ausführung des Denkmals beauftragen konnte. Riet⸗ schel legte dem Comite schon im August 1858 zwei Projekte vor, für welche er auf Verlangen Modelle anfertigte, die er im Frühjahr 1859 vollendete. Das Comite entschied sich für das größere. Es stellt nicht die Person des Reformators allein,

scoondern die Reformation als das Ergebniß und den Abschluß

einer Reihe vorbereitender und mitwirkender Ereignisse dar: eine harmonische Gruppe von Gestalten, welche die Vorläufer und, nach Rietschel's Ausdruck, die »Waäͤchter und Kämpfer der

Reformation⸗ repräsentiren, deren hervorragenden Mittelpunkt das Luther⸗Standbild einnimmt.

Unter den Vorreformatoren hat Rietschel den Franzosen Petrus Waldus 1197), den Engländer Wiklef (†. 1387) Johann Huß (†+ 1415), und den Florentiner Dominikaner⸗ mönch Girolama Savanarola († 1498) ausgewählt, die gleichzeitig die gebildeten Nationen jener Zeit repräsentiren. Die »Wachter und Kämpfer der Reformation⸗ sind durch die Männer der That, die Fürsten Friedrich der Weise von Sachsen und Philipp der Gröoßmüthige von Hessen, und durch die Männer der Wissenschaft Melanchthon und Reuchlin († 1522, der ur⸗ sprünglich seine Stelle unter den Vorreformatoren finden sollte, später aber statt Ulrich von Hutten seinen Platz unter den Kämpfern der Reformation erhielt) vertreten. 1 .

Auch von den Städten, die in der Reformation eine hervorragende Rolle spielten, haben Augsburg, Speier und Magdeburg in symbolischen weiblichen Figuren im Denkmal eine Stelle erhalten. Diese elf Bildwerke sind um Luther kunst⸗ gerecht und mit Berücksichtigung der historischen Momente grup⸗ pirt, so daß die Idee des Denkmals dem Beschauer ebenso groß⸗ artig wie faßlich entgegentritt. Die »Wächter und Kämpfer der Reformation« stehen in weiterer Entfernung vom Refor⸗ mator, die beiden Männer des Schwerts, gleichsam auch als Wächter der Burg, an der vorderen Seite; die Vorreformato⸗ ren dagegen sitzen unmittelbar zu Luther's Füßen, dessen Ge⸗ stalt die ganze Gruppirung beherrscht und ästhetisch wie geistig die einzelnen Glieder verbindet. 1“ 1

Das Denkmal, bei dessen Beschreibung wir einige Einzelheiten einem Aufsatz von Alfred Woltmann in der »National⸗Zei⸗ tung« entnehmen, nimmt ein von zwei Stufen getragenes qua⸗ dratisches Plateau ein, dessen Seiten je 40 Fuß lang sind. Das Plateau ist an drei Seiten durch eine niedrige (Syenit⸗) Zinnenmauer eingefriedigt, die an die »feste Burg« erinnert die Vorderseite ist für den Aufgang freigelassen. Die »Wächter und Kämpfer der Reformation« haben auf 8 Fuß hohen Postamenten an den vier Ecken der Mauer ihre Stelle erhalten, vorn am Eingang zur Linken Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, zur Rechten Landgraf Philipp von Hessen. Der Kurfürst von Sachsen trägt das kur⸗ fürstliche Ornat, die Rechte hält das Neichsschwert empor, zu seinen Füßen liegt die Kaiserkrone. Philipp von Hessen ist in Rittertracht dargestellt, mit kurzem Mantel und Federhut; seine Hände stützen sich fest auf den Griff des Schwertes und sein Haupt wendet sich kühn empor. Die Eckpostamente der Rückseite tragen Melanchthon und Reuchlin, die beiden größten Gelehrten jener Zeit, die passend nebeneinander gestellt sind, weil Reuchlin, der Verfasser der ersten hebräischen Gram⸗ matik, die Uebersetzung des alten Testaments ebenso ermöglicht

hat, wie Melanchthon, der Erforscher der griechischen Sprache,

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die des neuen, und weil beide Männer die geistigen Haupt⸗ richtungen ihrer Zeit repräsentiren. Melanchthon ist im Boktor⸗ mantel dargestellt, seine Linke hält die Bibel, während die Rechte lehrend vorgestreckt ist; aus seinen Zügen und seiner Haltung spricht der einfache, milde Benker. Reuchlin dagegen, der Humanist, ist als Weltmann aufgefaßt, er trägt den faltenreichen Talar des Gelehrten und das Baret, sein Gesicht zeigt feine, geistvolle Züge, die Rolle in seiner Hand und einige Bücher zur Seite deuten auf seine tiefen Studien hin. Zwischen je zwei dieser vier Bildwerke trägt die Zinnen⸗ mauer auf niedrigeren, 6 Fuß hohen Postamenten eine sitzende Figur, lintks Augsburg, auf der Rückseite Speier, rechts Magde⸗ burg. Während die erste stolz und ruhig, die Siegespalme in der Hand, auf ihrem Throne ruht, sitzt Magdeburg voll Schmerz in sich versunken, in der Hand das zerbrochene Schwert. Die Zinnen der Mauer zeigen an ihrer Innenseite die Wappen von 24 Städten, welche für die Reformation gelitten und gestritten haben: Braunschweig, Bremen, Constanz, Eisenach, Eisleben, Emden, Erfurt, Frankfurt a. M., Schwäbisch⸗Hall, Hamburg, Heilbronn, Jena, Königsberg, Leipzig, Lindau, Lübeck, Marburg Memmingen, Nördlingen, Riga, Schmalkalden, Straßburg Ulm und Wittenberg.

In der Mitte des Mauervierecks steht Luther auf einem 16 Fuß hohen Postament. Auf den vier vorspringenden, 8 Fuß hohen Sockelpfeilern des Piedestals sitzen die Gestalten der Vor reformatoren, vorn Huß und Savanarola, an der Rückseite Waldus und Miklef. In Huß, der in dem Anblick des Kru zifixes in seinen Händen versunken ist, drückt sich Innigkeit des Glaubens aus, in Savanarola dagegen leidenschaftliche Begei⸗ sterung. Waldus ist als der freiwillig Arme aufgefaßt, er weist eindringlich auf eine Stelle der auf seinem Schoße ruhen⸗ den Bibel hin. Der greise Wiklef, der nachdenklich auf seinem Stabe ruht, ist in dem Studium der Bibel vertieft.

Das Postament besteht aus drei Theilen: dem Sockel von polirtem Syenit und dem unteren und oberen bronzenen Würfel von ungleicher Höhe und Breite. Am Sockel sind die Fürsten und Städte, welche die Augsburger Konfession unterschrieben, Brandenburg, Kursachsen, Anhalt, Hessen, Braunschweig⸗Lüne⸗ burg, Nürnberg und Reutlingen, durch ihre Wappen bezeichnet. Die unteren Würfelflächen des Postaments sind mit Reliefs ge⸗ schmückt: vorn Luther auf dem Reichstage zu Worms; die Figuren rechts in dieser Gruppe tragen die Portraits Rietschel's und der Vorsitzenden des Denkmal⸗Comite's, Keim und Dr. Eich;, an der Rückseite: Luther, die Thesen anschlagend, links die Aus theilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt und die Vermäh⸗ lung Luthers mit Katharina v. Bora, als Symbol der Priester⸗ ehe, rechts: Luther predigend und die Bibel übersetzend. Ueber diesen Reliefs sind auf jeder der oberen Würfelflächen noch je zwei Medaillons mit Portraits von Freunden der Reformation ange⸗ bracht: die Kurfürsten Johann der Beständige und Johann Frie⸗ drich der Großmüthige von Sachsen, die deutschen Ritter Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen, die schweizer Reformatoren Johann Calwin und Ulrich Zwingli und die Wittenberger Professoren Justus Jonas und Johann Bugenhagen. Ueber allen Portraits liest man auf Inschrifttafeln Kernworte Luthers, an der Vorderseite: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!«

Die Rechte fest geschlossen auf die Bibel in der Linken stützend, in gläubiger Zuversicht nach oben schauend, drücken sich diese Worte in Luther's über das Ganze hoch emporragen⸗ der Gestalt deutlich aus. Das Motiv, nicht einen Moment der lutherischen Reformation, sondern nach Rietschel's Worten, „den ganzen Mann in seiner Durchschnitts⸗Erscheinung⸗ aufzufassen, hat Rietschel veranlaßt, den Reformator nicht in dem Augustinergewande, welches er in Worms trug, und nicht in rein historischer Portraitähnlichkeit darzustellen, sondern in dem einer späteren Zeit angehörigen Doktorrock und in den Zügen, die wie diese Kleidung durch das Kranachsche Bild Eigenthum der Volksanschauung geworden sind. Rietschel wollte dadurch, daß er Luther in dem Kleide darstellte, welches durch ihn Symbol geworden ist, auch erkennen lassen, daß Luther der Voll⸗ ender des von den Vorreformatoren begonnenen Werks ist und daß er als solcher das Recht habe, über ihnen zu stehen. Die künstlerische Ausführung der Statue hat dadurch, daß der Doktorrock an die Stelle des schmiegsamen Mönchsgewandes getreten ist, nicht gelitten, die Gewandung ist dem Meister vorzuͤglich gelungen.