1868 / 168 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

orden geschmückt, die Söhne bis auf einen, der über die gold⸗ durchwirkte Schaube denselben Orden trägt und wohl den Nach⸗ folger Friedrichs, Geoorg den Frommen, darstellt, in rothe, pelz⸗ verbrämte Gewänder gekleidet; hinter dem Markgrafen steht ein Vasall, der Helm und Wappenschild des Lehnsherrn hält. Auf der linken Flügelthür knieen Sophia von Polen, Gemahlin Friedrichs des Aelteren, und ih 8 Töchter, die Mutter (geboren 1464, vermählt zu Frankfurt a. d. O. 1479, gestorben 1512) in goldstoffenem Hermelin⸗Gewande, die Töchter vor ihr im rothen Kopfputz und rothen, schwarzbesetzten Oberkleidern. Die beigefügten Lebensnachrichten haben vornehmlich von ritterlichen Kriegs⸗ fahrten des Markgrafen zu melden.

ie landwirthschaftlichen und industriellen Verhält⸗

nisse des Königreichs Württemberg. III. II. Industrie und Gewerbe. Würtembergs Industrie und Gewerbehaben währendder letzten Jahr⸗ zehnte einen Aufschwung genommen; man hat dort in dieser Periode aus

vorherrschend landwirthschaftlichen Zuständen den Uebergang zur Ent⸗

wickelung der Manufakturkraft und zur Groß⸗Industrie gemacht. Unter den Mitteln zur Hebung der Gewerbe bewährte sich als eines der wirksam⸗ sten die im Jahre 1848 erfolgte Errichtung einer besonderen Staats⸗Behörde, der Centralstelle für Gewerbe und Handel. Zu den Aufgaben der⸗

selben gehören namentlich: Die Förderung der Production durch Er⸗

theilung von Auskunft und Rath an die Gewerb⸗ und Handeltreiben⸗ den, durch Erwerbung von vorzüglichen Mustern, Werkzeugen und Verfahrungsarten, durch Vorschläge zur Erleichterung des Verkehrs, durch Anregung von Kreditanstalten; ferner die Leitung der rein ge⸗ werblichen Unterrichts⸗Anstalten, Begutachtung der auf Gewerbe und Handel sich beziehenden Gesetze und Verwaltungsmaßregeln, der den Zollverein und den Zolltarif betreffenden Fragen, die Besorgung des Patentwesens und der mit den Gewerbe⸗Ausstellungen ꝛc. zu⸗ sammenhängenden Geschäfte ꝛc. Die Einwirkung dieser Behörde hat namentlich die Reform der Gewerbeverfassung veranlaßt; nachdem der Zunftzwang bereits im Jahre 1828 theilweise aufgehoben war, wurde durch die Gewerbeordnung vom 12. Februar 1862 die Ge⸗ werbefreiheit eingeführt. Zum Zwecke der Förderung des lokalen Gewerbewesens bestehen in den meisten Städten des Landes Ge⸗ werbevereine, die von Zeit zu Zeit Lokal⸗Gewerbe⸗Ausstellungen ver⸗ anstalten, durch Vorträge und Circulation geeigneter Schriften für Belehrung ihrer Mitglieder sorgen und in allgemeinen Fragen mit den Handels⸗ und Gewerbekammern der Centralstelle oder anderen Behörden in Verkehr treten. Außer den höheren technischen Lehr⸗ anstalten (polytechnische Schule, Baugewerkeschule) sind in den gewerb⸗ reicheren Orten Sonntagsgewerbeschulen und gewerbliche Fortbildungs⸗ schulen errichtet, die vom Staate unterstützt und gefördert werden. Die in den letzten Jahren eingetretene Industrie⸗Entwickelung

Württembergs tritt besonders hervor, wenn man die Zahl der Gewerb⸗ treibenden mit der Gesammtzahl der Einwohner des Landes für mehrere

Jahre nebeneinander vergleicht; es war nämlich: 1829: 1835: Zahl der Einwohner 11,562,233 1,571,012 Gewerbtreibenden.. 192,000 197,000 Zunahme der Einwohner.... 0,6 % 10,3 % 0/8 % »Gewerbtreibenden 2,6 % 15,7 % 18,07 % Während hiernach in der Zeit von 1829 1861 die Bevölkerung

1852: 1 7733,263 228,000

1861: /720/,708 269,000

nur um ca. 10 pCt. stieg, hat die Zahl der Gewerbetreibenden um

40 pCt. zugenommen. Einen weiteren Anhalt giebt sodann eine Ver⸗ gleichung der Maschinen, welche nach den Aufnahmen in den Jahren 1852 und 1861 für Industriezwecke im Betriebe waren, wobei indeß die für Handels⸗ und Transportgewerbe dienenden Maschinen (Loko⸗ motiven und Schiffsmaschinen) außer Ansatz geblieben sind. Vorhan⸗ den waren:

1852. Maasch. Pferdekr.

1861. Masch. Pferdekr.

270¾

106

83 112

Für Spinnerei, Weberei und Walleret...... ö Für Maschinenfabriken ...... b dn metallische Fabriken aller Für Bergbau, Hütten und Sa- linenbetrieb ür Schneidemühlen Getreidemühlen landwirthschaftliche Zwecke andere Industriezweige... 1 50 Zusammen 25 211 2864 ¼ Die erste Dampfmaschine von 16 Pferdekraft stellte im Jahre 1841

die Kattunfabrik in Heidenheim auf; seitdem hat die Anwendung der

Dampfkraft eine bedeutende Ausdehnung erfahren. Die Zahl der

Measchinen ist von 1852 61 um 232 mit 2654 Pferdekraft gestiegen, was auf einen erheblichen industriellen und technischen Fortschritt schließen läßt. Hierbei bleibt noch zu berücksichtigen, daß das Land einen großen

Reichthum an Wasserkräften besitzt, deren Benutzung ebenfalls zuge⸗ nommen hat. Nach den Erhebungen der Centralstelle fuͤr Gewerbe und Handel waren 1861 in 3333 verschiedenen Gewerbsanstalten mit 4842 lau⸗ fenden Werken 37,443 Pferdekraft Wasser in Thätigkeit, während noch 10,656 Pferdekraft in den württembergischen Gewässern unbenutzt

waren. Die Gesammtsumme aktiver Kraft der württembergischen Arbeitsmaschinen betrug also 2,864 ⅞0 Pferdekraft in Dampfmaschinen, 37,443 8 in Wasserwerken, überhaupt 40,307 ¾ Pferdekrft.

UMUnter allen Industriezweigen des Landes ist die Baumwollen⸗ Industrie von größester Bedeutung; sie zeigt die erheblichste Zunahme nach Zahl und Umfang der Unternehmungen und nimmt gegenwär⸗ tig, was die Größe der in ihr angelegten Kapitalien, der Werthschaf⸗ fung und des Arbeitsverdienstes in Spinnerei, Weberei ꝛc. betrifft, die erste Stelle in der Landes⸗Industrie ein. Die erste mechanische Baum⸗ wollenspinnerei entstand 1810 in Berg bei Stuttgart, zwei weitere folgten 1812 in Eßlingen und Heidenheim, doch nahm diese Industrie, wenngleich noch einige andere Etablissements begründet wurden, zu⸗ nächst keinen erheblichen Aufschwung. Ein solcher datirt erst aus dem Jahre 1852, in welchem allein 8 bedeutende Spinnereien theils in Verbindung mit mechanischen Webereien, theils abgesondert entstanden, während mehrere ältere Spinnereien durch neue Einrichtungen ver⸗ bessert und vergrößert wurden. Der Stand der Baumwollenspinnerei in Württemberg ergiebt sich für verschiedene Jahre aus der folgenden Zusammenstellung:

Zahl der Spinnereien

——

Durchschnitts⸗Spindel⸗ Spindelzahl zahl jeder Anstalt 37,193 S. 111 6535 . 171,566 8578 KHiernach ist von 1830—61! die Zahl der Spinnereien um 15 ge⸗ stiegen, während sich die Spindelzahl von 5860 auf 171,566, d. i. im Verhältniß von 1:29,3 vermehrt hat. Von 1840 52 war der Fort⸗ schritt kein besonderer, um so größer aber die Entwickelung von 1852 bis 61 und nach dieser Zeit, da bei statistischen Aufnahmen im Jahre 1862 bereits 236,862 Feinspindeln in den Baumwollspinnereien ge⸗ zählt worden sind, was also in einem Jahre eine Vermehrung der Spindelzahl um 38 pEt. ergiebt. Daß in letzter Zeit vorzugsweise Spinnereien von größerem Umfang eingerichtet worden sind, läßt sich aus der in der vorstehenden Uebersicht berechneten durchschnittlichen Spindelzahl für jedes Etablissement ersehen; diese ist von 1172 im Jahre 1830 auf 8578 im Jahre 1861 gestiegen und wird sich gegen⸗ wärtig noch erheblich höher stellen. Nach dem Stande von 1861 W Spinnereien in den einzelnen Landeskreisen folgendermaßen vertheilt: t

1830

Zahl der Spinnereien. Spindelzahl. Arbeiterzahl. 1 3 30,736 385 Gee wwalvdiretrs 1168 Faptiret.... .. 2 6902 338 Donaukreis..... 1 1111“ 279

zusammen 20 171,566 2497 Die bedeutendsten Spinnereien bestanden im Jahre 1862 in: Mettlingen (45,000 Spindeln), Unterhausen (34,000), Kuchen (27,000), Wangen (20,000), Altenstadt (18,532), Urach (17,000), Unterkochingen (15,000), Herbrechlingen (11,500) und Bempflingen (10,000); sie sind sämmtlich mit Spinnmaschinen neuester Construction ausgerüstet. Unter 185,770 Spindeln in 10 verschiedenen Etablissements befanden sich 19,40 pCt. Drosseln, 4,51 pCt. Handmules, 33,86 pCt. Halb⸗ und 42,23 pCt. Ganz⸗Selfaktors. Der durchschnittliche Feinheitsgrad der Gespinnste hat sich in den letzten Jahren bedeutend gehoben; die größere Hälfte (ca. 65 pCt.) besteht in den Nummern 30—42, der Rest in den Nummern 6—30. Bis Nummer 50, 60 und 80 wird nur wenig ge⸗ sponnen. Das jährliche Garnerzeugniß wird auf 6,800,000 Pfund im Werthe von 4 ½1 Millionen Gulden aus 7,500,000 Pfund Rohstoff

im Werthe von 2,800,000 Fl. berechnet. .

Neckarkreis

Die Nordseebäder.

(S. die Bes. Beil. zu Nr. 127 d. Bl.)

Der Unterschied zwischen den preußischen Küsten und Nordsee ist ein ganz bestimmter und allgemein gültiger. Auf einem beschränkten Küstengebiet der letzteren münden die einander nahe gelegenen Ausflüsse der Eider, Elbe, Weser und Ems. Sie ergießen sich in eines der bewegtesten Meere, dessen Gewässer durch Winde, Strömungen, Ebbe und Fluth in beständiger Aufregung erhalten werden. Die herrschenden Winde sind der Richtung dieser Ströme entgegen, sie verschlagen das (mit dem Flußwasser) herangebrachte Ma⸗ terial nach rechts und links. Ein so geformter Küstensaum, der von einem oft zu reichlich mit Flußwasser gemischten Meer⸗ wasser bespült wird, ist für Seebäder wenig geeignet. Es ist daher an dieser Küste das ziemlich besuchte und mit guten Badeeinrichtungen versehene, im Dithmarschen befindliche See⸗ bad Bysum allein namhaft zu machen. Die übrigen sind sämmtlich Inselbäder. Das Zahlenverhältniß der Insel⸗ und Küstenbäder der Nordsee ist somit gegen das der Ostsee⸗Bäder ein umgekehrtes.

Da unter sonst gleichen Verhältnissen Inselbäder fast stets vor Küstenbädern den Vorzug verdienen, so gelangte das Bade⸗ leben auf den Nordsee-Inseln zu einer bedeutenden Ausbildung. Klima und Atmosphäre sind hier vom Meere unmittelbarer

abhängig als auf dem Festlande. Diese Inselbäder werden

Fernsten Sinne« handelt.

weelches nur für kräftigere Kranke,

von

rationell kultivirt.

setzen

der Ost⸗

8 8

er besonders besucht, wenn es sich um eine Seebadekur »im aber 1 lache Heaeaclc Personen von hinreichend räftiger Constitution werden diese Bäder empfohlen. Für chwache Frauen, ältere Leute und Kinder verdienen Ostseebäder neist den Vorzug.

Das in eben angedeutetem Sinne strengste Nordseebad, für diese jedoch vorzüglich auf Sylt, welchem Apenrade an Sylt ist die größte (1,5 ◻M.)

In 13 Ortschaften die meist das See⸗

aßt, ist das zu Westerland der Ostsee gerade gegenüberliegt. 1 und interessanteste der schleswigschen Inseln. wohnen 3000 Einwohner, deutsche Friesen, mannsleben dem Fischerhandwerk vorziehen. Unmittelbar an der 5 Meilen langen, von Nord nach Süd verlaufenden West⸗ küste erheben sich die Dünen und erreichen die Höhe von 100 und 160 Fuß. Der Strand dieser Seite, an welchem auch ge⸗ badet wird, ist etwas steiler als an den anderen Nordsee⸗Inseln abgedacht. Daher die Brandung, d. h. die Linie, in welcher die zum Ufer heranstrebenden Wellen mit den demselben abfließenden zusammenstoßen, der Küste nahe ist. Der bei sehr starkem Wellenschlag Badende wird mittelst eines kleinen Ankers und Taus an hierdurch bei Verlassen des Bades die Passage durch das vom lfer in 1 hte Was Badewasser ist bei starkem Wellenschlage, der die oberfläch⸗ lichen wärmeren mit den tieferen kälteren Wasserschichten mischt, kälter und aus demselben Grunde salzhaltiger als bei weniger bewegter See, was auch für die übrigen Seebäder gilt. Das erst 1857 eingerichtete Seebad zu Westerland, dessen Mutter⸗ dorf Eidum 1436 in einer Sturmfluth unterging, war 1865 von etwa 1000 Kurgästen besucht, deren Anzahl im Steigen begriffen ist. An der Ostseite werden Austernbänke stark und Der jährliche Absatz beläuft sich auf 12— 1300 Tonnen zu je 1000 Austern.

Südöstlich von Sylt, durch diese und die Insel Amrum zum Theil gegen die herrschenden Westwinde geschützt, liegt das weit mildere Wilhelmsbad bei Wyck auf der süd⸗östlichen Küste von Föhr. Wie viele anderen schleswigschen Orte liegt Wyck auf der Grenze zwischen Marsch⸗ oder Wiesen⸗ und dem höheren und älteren Geest⸗ oder Acker⸗Land. Im Schutze des im Süden gelegenen Geest⸗Landes ko⸗ 1 gut fort. Der Bedeftrang . geringen Wellenschlag. Strö⸗ mungen jedoch, die durch Ebbe und Wasser in stete Bewegung. Das Bad wurde 1819 errichtet und wird jährlich von etwa 1200 Badegästen besucht. Eine, das Seebad behandelnde Monographie erschien 1843 von Eckhoff. 1 1 Die zehn Meilen lange preußische Inselreihe, welche sich an der ostfriesischen Küste, von dieser 12 hinzieht, besteht aus 6 Inseln, ereits ntli vorrichtungen versehen sind. Reste einer einstigen Dünen⸗ reihe, die (nach dem Durchbruch des englischen Kanals) von der verstärkten Meeresfluth vielfach zerbrochen wurde, bieten diese kleinen öden Eilande noch heute in Beschaffenheit und Lage große Aehnlichkeit untereinander dar. Im Schutze der am nördlichen Ufer aufgerichteten Dünen, die, zum wachsen, sich fast alljährlich zu neuen Formen gestalten, ist das südliche, gegen das Watt geneigte Ufer der Träger eines man⸗ nigfachen Pflanzenwachsthums. Hier findet sich wohlbestelltes Garten⸗ und Wiesenland. ist del doch gedeiht die Kartoffel vorzüglich. Die bewachsenen Höhen sind der Aufenthalt zahlreicher wilder Kaninchen und große Massen von Seevögeln beleben den Strand.

Die östlichste dieser Inseln, Spiekeroog, zählt ca. 200 Ein⸗ wohner. Der Flächeninhalt beträgt mit dem Strande 0,5 Qu.⸗ M. Die Fremdenzahl betrug im Jahre 1865 640 und ist all⸗ jährlich im Zunehmen begriffen. Einzelne Bäume erreichen die Höhe der Häuser. Die westlich folgende Insel Langeroog, noch etwas kleiner, wurde 1865 von 200 Badegästen besucht. Das Badeleben auf dem zunächst gelegenen Baltrum ist erst im Entstehen. 1

Norderney ist das älteste, schon 1801. gegründete Nord⸗ seebad. Seit vielen Jahrzehnten fleißig besucht, mit allen nur wünschenswerthen Einrichtungen glänzend ausgestattet, nimmt dieses Seebad unter den deutschen Seebädern den ersten Rang ein. Im Jahre 1825 wurde Norderney von 525 Kurgästen besucht, die Zahl derselben belief sich 1858 auf 2560, 1867 auf mehr als 3000. Hier haben zahlreiche Gelehrte im Dienste der Naturwissenschaften gearbeitet und durch fruchtbringende Resul⸗ tate zu weiteren Forschungen angeregt. Temperaturmessungen der Luft haben ergeben, daß der Ort eine mittlere Jahrestempe⸗ ratur von 8 Grad R. hat, während im Sommer eine durch⸗ seg Wärme von 16, im Winter von 2 Grad R. herrscht,

o daß Norderney sich demnach eines für seine Lage in 53° 42 1 isnahmsweise milden Klimas erfreut. Eine im

Tau's am Ufer befestigt und

mächtiger Strömung abfließende Wasser erleichtert.

Fluth veranlaßt werden,

Theil unbe⸗

Nordseeküsten viel zu erzählen hat.

ständige oder meistberichtigte

kommen Eichen und Tannen 43 Vereine mit 60,734 Mitgliedern (1358

26,132, 160,79 pro (13,99 p. M.).

2,29 p. M. auf

Sehr gering ist der Getreidebau,

(49,27

pro Kopf.

Jahre 1858 von Wiedasch erschienene Monographie über Nor⸗ derney darf nicht unerwähnt bleiben.

Juist und Borkum liegen der Küste etwas ferner als die uͤbrigen ostfriesischen Inseln und sind nicht mehr wie jene vom Festlande aus zur Ebbezeit mittelst Wagen zu erreichen. Früher vereinigt, wurden diese beiden Inseln erst im 13. Jahr⸗ hundert durch eine Sturmfluth gebildet. Die gewöhnliche Fluth- höhe an diesen Inseln beträgt 5— 12 Fuß; bei länger an⸗ dauernden und heftigen Westwinden wird das Meerwasser jedoch an den Küsten zu weit größerer Höhe angestaut, und es ent— steht die Sturmfluth, von deren Verwüstungen die Geschichte der Juist, die bei weitem klei⸗ nere dieser beiden Inseln, wird noch nicht stark besucht, gewährt 5 auch deshalb einen stilleren und weniger kostspieligen Auf⸗ enthalt.

Borkum, die größte der ostfriesischen Inseln mit 512 Ein⸗ wohnern, deren das kleinere Norderney 1333 zählt, ist erst im Jahre 1856, seit Anlage der hannoverschen Westbahn, zum Bade eingerichtet. Der Fremdenverkehr, 1865 schon 1000 Bade⸗ gäste, ist in starker Zunahme. Borkum, etwa 3000 Schritt lang und 1000 Schritt breit, hat schöne Weide, daher viele Kühe und Schafe. 8

Hier, wie auf den anderen Nordsee⸗Inseln, beginnt die Saison schon in der Mitte des Sommers. Zu dieser Zeit ist die See am ruhigsten. Mit dem August nehmen die Winde an Mächtigkeit zu. 1 1.

8

II1 Knappschafts⸗Vereine in Preußen. Nach den in der Zeitschrift für das Berg⸗, Hütten und Salinen⸗ wesen (15. Band, A. Statistik, 2. Lief.) veröffentlichten Uebersichten, bestanden in den alten Provinzen des preußischen Staats im Jahre 1866 77 Knappschafts⸗Vereine, welche 2810 Bergwerke, Hütten und Salinen in 722 Knappschaftsältesten⸗Sprengeln umfaßten. Die Mit⸗ gliederzahl belief sich Ende 1866 auf 160,655 aktive und zwar 71,805 und 88,850 unständige, meist nur zur Krankenverpflegung berechtigte. Die Zahl der ständigen Mit⸗ glieder hat seit Ende 1865 um 590 (0s pCt.), die der unständigen um 5,285 (6/3 pCt. zugenommen.) Im Ober⸗Berg amts⸗Bezirk Bonn waren erke), im Ober-Bergamts Bezirk Halle 19 Vereine mit 22,078 M. (428 Werke), im Ober⸗Berg amts⸗Bezirk Dortmund 11 Vereine mit 42,218 M. (308 W.) und im Ober⸗Bergamts Bezirk Breslau 4 Vereine mit 35,625 M. (716 W. vorhanden. Die größten Vereine sind der Oberschlesische Knappschafts Verein (Tarnowitz) mit 27,463 Mitgliedern, der Saarbrücker Knapp schafts⸗Verein (Saarbrücken) mit 17,587 M., der Märkische Knapp schafts⸗Verein (Bochum) mit 13,731 M., der Essen⸗Werdensche Verein (Essen) mit 13,731 M., der Niederschlesische Knappschafts⸗Verein

bis 3 Meilen entfernt, (Waldenburg, mit 7471 M. und der Mansfelder Knappschafts⸗Vereir

die bereits sämmtlich mit Bade⸗

(Eisleben) mit 5685 M. 1

Der Abgang an Mitgliedern belief sich im Jahre 1866 auf Mille, und zwar durch Ausscheiden 22,832 (142,12 durch Invalidität 1052 (6,56 p. M.), durch Tod 2247 Unter den Gestorbenen verunglückten 354 (2,20 p. M.

Im Durchschnitt der Jahre 1863—1865 warer diese Weise ums Leben gekommen. Das durchschnitt⸗ liche Lebensalter beim Eintritt der Ganzinvalidität war 51,30 Jahr Mittel 1863 65 53,82 J.), beim Eintritt der Halbinvalidität 45,/86 J Meittet 1863 65 47,50 J.). Erkrankt waren im Laufe des Jahres 1866 102,243 M., 648/26 p. M., von denen 14,751 (93,53 p. M.) sich ihre Krankheit bei der Arbeit, 554,74 p. M. aber auf andere Weis zugezogen hatten. 10,255 Kranke, 10,57 pCt., wurden in den 57 Vereins Lazarethen verpflegt. Am Jahresschlusse waren 3455 M., 3/,2 pCt krank. Unterstützt wurden von den Vereinen im Jahre 1866 29,706 Personen (9 % 5 pCt. mehr als 1865) und zwar 6102 Ganzinvaliden (84,98 p. M. der Mitgliederzahl), 451 Halbinvaliden (6/28 p. M.), 9227 Wittwen (128,5 p. M.), 13,008 vaterlose (181,26 p. M.) und 928 vater⸗ und mutterlose Waisen (12,92 p. M.).

Die Einnahmen sämmtlicher Vereine beliefen sich im Jahre 1866 auf 1,492,027 Thlr., 30,927 Thlr., 2,12 pCt., mehr als 1865, die Aus gaben auf 1,448,536 Thlr., 99,645 Thlr., 7,39 pCt., mehr als 1865 der Ueberschuß auf 43,490 Thlr. gegen 112,209 Thlr. im Vorjahr. Der ungünstigere Abschluß des Jahres 1866 ist durch die Cholera herbei geführt worden. Die Einnahmen bildeten sich mit 735,183 Thlr pCt.) aus den laufenden Beiträgen der Mitglieder, 587,335 Thlr. (39,37 pCt.) aus denen der Werkbesitzer, 109,779 Thlr. 7,36 pCt.) aus Kapitalzinsen; das Uebrige floß aus Eintritts⸗ geldern, Trauschein⸗Gebühren, Strafgeldern u. dergl. Unter den Ausgaben erforderte die Krankenpflege 556,413 Thlr. (38,4 pCt)., die laufenden Unterstützungen 657,429 Thlr. (45/39 pCt.), die Be⸗ gräbnißbeihülfe 28,594 Thlr. (1,97 pCt.), außerordentliche Unter stützungen 30,770 Thlr. (2/12 pSt.), der Schulunterricht 57,130 Thl. (3,94 pCt.), die Verwaltung 73,565 Thlr. (50s pCt.) und sonstig Ausgaben 44,635 Thlr. (3%8 pCt.) Auf den Kopf gerechnet hatten die Vereine 9 Thlr. 8 Sgr. 7 Pf. Einnahme (darunter 4 Thlr. 17 Sgr. 3 Pf. laufende Beiträge der Mitglieder) und 9 Thlr. Ausgaben

pro Mille),

bei der Arbeit.

der Vereine betrug am Schlusse mehr als E (39,118 T

Das Kapitalvermögen 1866 2,682,612 Thlr., 101,877 Thlr. 3/98 pCt. außerdem besaßen die Vereine noch 592,838 Thlr

8 G““ 8