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nach Ploen, wo Se. Majestät morgen ein⸗ treffen. “ fieglön, 14. September. (W. T. B.) Se. Majestät der König sind Nachmittags 3 Uhr von Schloß Panker hier ein⸗ getroffen und wurden am Eingange der Stadt, wo Ehrenpfor⸗ ten errichtet waren, von den berittenen Gewerken und den Schulen zuerst begrüßt. Die gesammte Bevölkerung bereitete Sr. Majestät einen jubelnden Empfang. Allerhöchstdieselben be⸗ sichtigten sodann das Kadetten⸗Corps, 1g Uniform Se. Majestät angelegt hatten. Der Kriegsminister von Roon, so⸗ wie die Generale von Peucker und von Wartenberg waren anwesend. Die Abreise nach Kiel erfolgte um 4 Uhr Nach⸗ mittags. Kiel, 14. September. Soeben, Abends 6 Uhr, sind Seine Majestät der König hier eingetroffen und wurden am Bahnhofe von den Offizieren der Armee und Flotte, den Stadt⸗ behörden, den Mitgliedern der Regierung, der Universität und der Ritterschaft und einer großen Volksmenge empfangen. Auf die Ansprache, mit welcher der Bürgermeister Seine Ma⸗ jestt am Bahnhofe bewillkommnete, geruhten der Kö⸗ nig huldvoll zu erwiedern. — Die Worte Seiner Maje⸗ stät wurden mit dem lebhaftesten Jubel aufgenom⸗ men. Seitens der Bevölkerung wurden Se. Majestät mit großem Enthusiasmus begrüßt. Die Straßen waren reich be⸗ flaggt. Glockengeläute und Salutschüsse der im Hafen liegenden Kriegsschiffe ertönten während Se. Majestät Sich nach dem Schlosse begaben.
Stettin, 14. September. Durch den Anschluß der Groß herzogthümer Mecklenburg an den Zollverein ist eine anderweite Regulirung des Grenzbezirks in den Regierungsbezirken Stralsund und Stettin erforderlich geworden. Die Binnenlinie an der westlichen Grenze der Provinz Pommern ist daher neu regulirt worden und veröffentlichen die Amtsblätter der Pro⸗ vinz Pommern den neuen Lauf derselben.
Hannover, 14. September. Nach der »N. H. Z.“ sind von dem Minister des Innern die Mittel zur Aufbesserung der Gehälter der Verwaltungs⸗Subaltern⸗ und Unterbeamten der Provinz Hannover für das Jahr 1868 zur Verfügung ge⸗ stellt worden. Die angeordnete Regelung der Personal⸗ und Dienstverhältnisse dieser Beamten ist nunmehr erfolgt. Die da⸗ mit verbundenen Gehaltsverbesserungen sind nachträglich vom 1. Juli d. J. ab gewährt Ein Theil der Subaltern⸗ und Unter⸗ beamten der früheren Abtheilung des Innern hat bei den Land⸗ drosteien Anstellung und Verwendung gefunden.
Wiesbaden, 8. September. Das ⸗Intell. Bl. f. Nassau⸗ veröffentlicht in einer Beilage das Verzeichniß der im Regie⸗ rungs⸗Bezirk Wiesbaden neu gebildeten Domainen⸗Rent⸗ ämter und Steuerkassen, auf welche fortan die Geschäfte der bisher bestandenen, jetzt aufgelösten Rezepturen, Distrikts⸗Ein⸗ nehmereien und Renteikassen übergehen.
Sachsen. Chemnitz, 12. September. (Tgbl.) Der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten heute Vor⸗ mittag dem hier stattfindenden Manöver bei und reisten Nach⸗ mittags nach Dresden zurück.
Meiningen, 12. September. Der Herzog Bernhard nebst Gemahlin sind von Bad Ems hier wieder eingetroffen und haben ihr neuerbautes Palais bezogen. — Der Herzog Georg geht nach Tyrol, und seine Gemahlin auf längere Zeit nach Nizza.
Bayern. München, 14. September. Nach der »K. H.⸗ sind die kommissarischen Verhandlungen zwischen Bayern und Württemberg wegen Abschlusses eines Staatsver⸗ trags über Herstellung weiterer Eisenbahnverbindungen heut hier eröffnet worden. 1
— Das am 12. erschienene Regierungsblatt Nr. 62 ent⸗ hält eine neue allgemeine Schützenordnung für das König⸗ 8 Bayern an Stelle der bisher geltenden vom 21. Juli
Großbritannien und Irland. ondon, 12. Sep⸗ tember. Die offizielle London Gazette« meldet die Ernennung 888 Benjamin Pine zum Gouverneur der westaustralischen Kolonie.
— Der Unterthaneneid, welchen die Mitglieder des neuen Parlamentes zu leisten haben werden, lautet nach der »Engl. Corr.«: »Ich schwöre, daß ich Ihrer Majestät der Königin Victoria, ihren Erben und Nachfolgern gesetzmäßige Treue und Unter⸗ thänigkeit bezeigen will, so wahr mir Gott helfe.«
Newcwastle, 12. September. Gestern wurde als erstes Telegramm vermittelst des anglo⸗dänischen Kabels ein Gruß des Königs von Dänemark an die Königin Victoria nebst einer
Gratulation zu ihrer glücklichen Heimkehr abgesandt.
Frankreich. Paris, 13. September. Am Donnerstag machte die Kaiserin dem Grafen von der Goltz nochmals einen Besuch.
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— 14. September. (W. T. B.) Der Kaiser begiebt s am 16. d. nach dem Lager von Lannemazan, übernachtet 8 Pau und kehrt am 17. d. nach Biarritz zurück. m
Rumänien. Bukarest, 14. September. (W. T. B. Heute ist die außerordentliche Session des Senats und 8) Deputirtenkammer eröffnet worden. In der bei der Eröffnumg verlesenen fürstlichen Botschaft wird hervorgehoben, daß dd egenwärtige Session in Gemäßheit des Artikels 95 der Verk⸗ 5 sung, wonach binnen drei Monaten nach jeder Auflösung die neuen Kammern zusammentreten müssen, berufen worde sei. — Im Senat kommt die Eisenbahnfrage zur Verhandlung die Deputirtenkammer beschäftigt sich mit dem Budget pro 1869
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. Sep⸗ tember. Die Königin von Dänemark reist morgen von hier nach Wismar ab, von wo die Reise mittelst des Kriegsdampferz »Sleswig« nach Kopenhagen fortgesetzt wiirrde.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau
London, Dienstag, 15. September, Morgens. Die Königin hat den amerikanischen Gesandten, Reverdy John⸗ son, gestern in besonderer Audienz empfangen und ist darauf nach Schottland abgereist.
Mit dem Dampfer »City of Paris« aus New⸗York vom 4ten d. eingetroffene Nachrichten melden u. A., daß der Praͤst. dent den neu ernannten österreichischen Gesandten, Baron Lederer, ve hat.
Paris, 15. September. Der »Moniteur« meldet, daß die dem Direktor des »Journal des Postes« Louis, ertheilte Konzession zur Legung eines französisch⸗algerischen Kabels wegen Nichterfüllung der durch die Konzession auferlegten Bedingungen zurückgezogen worden ist.
Aus Toulon wird gemeldet, daß der Regierungskandidat Peyruc zum Deputirten gewählt worden ist.
—, Das August⸗Heft des »Centralblattes für die gesammte Unterrichts⸗Verwaltung in Preußen« hat folgenden Inhalt: Vergä⸗ tung für Dienstwohnungen von Staatsbeamten. Errichtung eines
Provinzial⸗Schulkollegiums in Cassel. Geschäftskreis der Provinzial-
Schulkollegien. Bopp⸗Stiftung. Preisertheilung bei der Akademie der Künste in Berlin. Bewerbung um den M. Beerschen Preis zweiter Stiftung. Kuratorien bei den Universitäten in den neu er⸗ worbenen Landestheilen. Jubelfeier bei dem Lyceum zu Braunsberg und der Universität zu Vonn. Wissenschaftliche Prüfungs⸗Kom⸗ missionen pro 1868. Reisestipendien zur Förderung archäologischer Studien. Hülfsmittel für die deutsche Philologie. Abiturientenprö⸗ fung in der Geschichte und Geographie. Herausgabe der Werke Luthers. Dispensation von dem Seminarkursus der Predigtamts⸗Kan⸗ didaten. Verzeichniß der Lehrer⸗Seminarien in den älteren Provinzen. Wahlfähigkeitszeugnisse für die Zöglinge der Anstalten in Droyfig. Cursus für Civil⸗Eleven in der Königl. Central⸗Turn⸗Anstalt. System der Alterszulagen bei Lehrergehältern. Unzulässigkeit vorgängiger Kapital⸗Ansammlung behufs Erweiterung der Schuleinrichtungen. Gleichmäßigkeit der Leistungen bürgerlicher Gemeinden für die Beschu⸗ lung der Kinder der verschiedenen Konfessionen. Berechtigung der Landgemeinden zur Uebernahme der Schulunterhaltungslast. Ver⸗ besserung der Lehrergehälter in den Städten. Unzulässigkeit des Rechts⸗ wegs gegen Anordnungen der Regierung wegen Leistungen an die Schule oder an den Lehrer — Normativbestimmungen fuͤr Kirchen⸗ und Schulbauten. Zweckmäßige Einrichtung der Schultische. Gesund⸗ heitspflege in der Schule. Entlassung aus der Schule in dem Regie⸗ rungsbezirk Münster. Betrieb des Turnunterrichts in dem Regitä⸗ büngetezirt Frankfurt. Einrichtung von Sonntagsschulen. Personal⸗ ronik.
Das Vorkommen des Bernsteins ist in der Hauptsache auf die nördlichen Gegenden der Erde, Nordamerika, Sibirien und die Küsten⸗ länder der Ostsee und Nordsee beschränkt. Sicilien liefert zwar auch sehr schön gefärbten Bernstein, aber in geringer Menge und des⸗ halb zu sehr hohem Preise. Der ostindische, afrikanische und Bra⸗ silianische Bernstein, überhaupt der Bernstein aus wärmeren, süd· licheren Ländern ist, so viel man bis jetzt weiß, kein echter Bernstein, sondern Copal oder ein anderes dem Bernstein ähnliches Harzg welches sich häufig nur beim Anzünden durch den Geruch vom Bern⸗ stein unterscheiden läßt.
In den nördlichen Gegenden der Erde findet man zwar den Bernstein, abgesehen von dem selteneren Vorkommen im Gyps un im Kreidesandstein, häufig in den Lehm⸗ und Sandschichten des Tief⸗ landes eingebettet; doch ist dieses Vorkommen des Bernsteine ein vereinzeltes und zerstreutes, wenn sich auch stellenweise größere Anhäufungen gefunden haben. Bei weitem die größten Quantitäten des in den Handel kommenden Bernsteins liefert der Aus⸗ wurf der Nordsee, des nördlichen Eismeeres und der O und zwar stehen wieder die Westküste von Dänemark
8) Aus der Schrift von Wilhelm Runge (Berlin 1868 bei A. Charistus): »Der Bernstein in Ostpreußen⸗.
vig⸗Holstein und die Nordküste von Preußen, von leswig⸗Holste 44 b Stralsund bis Memel allen andern Küsten voran. An der Westküste von Dänemark und Schleswig⸗Holstein werden ungefähr 3000 Pfund schr schönen Bernsteins jährlich gewonnen; die preußische Küste von Danzig bis Memel liefert aber in einem Jahre allein durchschnittlich 50000 bis 60,000 Pfd. Auf der Kurischen Nehrung ist der Bernstein⸗ swurf, im Vergleich mit der Frischen Nehrung und der Westküste des Samlandes, auch ““ Die Frische Nehrung md die Küstenstrecke von Pillau bis Brüsterort sind eigentlich die seit gahrtausenden berühmten Bernsteinküsten. Der Auswurf ist mitunter so reich/ daß in der Gegend von Palmnicken und Nodems in iner Herbstnacht des Jahres 1862 4000 Pfd. oder ungefähr für 12,000 chaler Bernstein gewonnen. wurden.
Hauptsächlich sind es die in dieser Gegend sehr heftigen Nordwest⸗ fürme, welche die See bis zu ihrem Grunde aufwühlen und den Schatz vom Meeresboden lösen. Das geringe spezifische Gewicht des Bernsteins (1,07), welches das des Seewassers nur wenig übertrifft, macht ihn zum Spielball der Wellen; der gleichzeitig vom Grunde losgelöste Seetang wickelt ihn ein und nun treibt er mit den Wellen an den Strand oder wenigstens dem Lande zu. Nach den Erfahrun⸗ in der Strandbewohner ist nicht sowohl die Richtung des Sturmes intscheidend für den Bernsteingewinn einer bestimmten Küstenstrecke, sondern vielmehr derjenige Wind, mit welchem sich die See nach einem heftigen Sturme beruhigt, abstillt. Jede Küste hat daher nach ihrer bage und Richtung einen ganz bestimmten Bernsteinwind, der ihr ppeziell den vom Sturme zusammengefegten und weit in die See vinausgetriebenen Bernstein zutreibt; und oft sehen bei ungünstigem Winde 8 h reichen Schatz in geringer Entfernung vorbei ihren Nachbarn zutreiben.
Man begnügt sich aber nicht damit, den ausgeworfenen Bernstein auf dem Strande afzulesen, sondern man geht ihm, damit er nicht mit den zurückfließenden Wellen wieder in See treibt, an seichten Stellen bis in die zweite, dritte Welle, zuweilen auch bis nahe Manns⸗ sfefe, und bis zu 100 Schritt weit entgegen, um ihn mit großen Netzen, zie an langen Stangen befestigt sind, zu fangen.
Dies ist die Manipulation des Schöpfens. Sobald die Strand⸗ bewohner das Bernsteinkraut (fucus vesiculosus und fastigiatus) in der Entfernung auf ihre Küste zutreiben sehen, sammelt sich sofort die ganze Gemeinde, Männer, Frauen und Kinder, am Strande. Die Männer gehen in die See, fangen mit den nach der Tiefe gerichteten Netzen (Käschern) das Kraut in der Mitte der überkippenden Welle 8 und schütten ihren Fang am Strande aus, wo die Frauen und Kinder sogleich den Stein aus seiner Umhüllung befreien und sortiren.
Das Schöpfen erfolgt bei Tag und Nacht, im Winter und Som⸗ mer, weil es darauf ankommt, den günstigen Augenblick zu benutzen. Die heftigsten und ergiebigsten Stürme treten aber in den Winter⸗ monaten November und Dezember ein; die Arbeit erfordert daßer übgehärtete Leute. Sie schützen sich bei großer Kälte durch Lederkürasse, die zuweilen an den von Frauen unterhaltenen Strandfeuern aufge⸗ thaut werden müssen. Die Arbeiter, zu denen man gern die srößten auswählt, stehen bis an die Brust im bewegten Meere, desen Wellen ihnen oft über den Kopf schlagen oder den ßuß wegziehen. Sie befestigen sich daher auch wohl, um sich zu schützen, unter einander durch lange Leinen und schnellen sich bei ge⸗ fährlichen Wellen mit großer Geschicklichkeit an den fest in den Meeres⸗ hoden gestoßenen Stangen ihrer Käscher in die Höhe.
Die Ausbeute beim Schöpfen ist sehr verschieden. Bei günstigem Aüswurf werden in 3 bis 4 Stunden ungefähr 20 bis 30 Scheffel und mehr gewonnen. Der Scheffel Bernstein wiegt etwa 70 Pfund und der Schöpfbernstein hat einen Durchschnittswerth von 2 ⅞ Thlr.; s würde diese Angabe also einem Quantum von etwa 2000 Pfund Bernstein mit einem Geldwerthe von 5000 Thlr. entsprechen. So fünstige Schöpfungen sind aber selten. Einzelne Strände sollen über⸗ haupt zuweilen mehrere Jahre hindurch ganz leer ausgehen, bis ihnen wieder einmal ein günstiger Wind den Schatz zuwirft. Nach einem achtzehnjährigen Durchschnitt in dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts ergaben von 35 Strandrevieren nur 10 einen Fahresertrag von 1000 und mehreren Pfunden, 8 blieben zwischen 100 und 300 Pfd., und die kleinere Hälfte konnte es nicht bis auf 100 Pfd. bringen. Die durch ihren Reichthum besonders ausgezeich⸗ neten acht Strandreviere bedecken in zusammenhängender Lage den Strand von Neutief bei Pillau bis Hubnicken, die ganze Westküste des Samlandes fast bis an den Leuchtthurm von Bruüͤsterort. Von dort bis Rosehnen, nahe am Fuße der Kurischen Nehrung, reichen die minder ergiebigen Reviere; die armen sind an die Küstenstrecken der Frischen und Kurischen Nehrung gebunden, wiewohl auch hier bisweilen banz unerwartet reiche Schöpfungen eintreten.
Das Schöpfen ist neben dem Auflesen des ausgeworfenen Bern⸗ seins am Strande die älteste Art der Bernsteingewinnung. Wo große Steine in der Nähe des Strandes liegen, wird die kraft der Wellen durch diese gebrochen und es fällt dann der Bern⸗ gein vor der Landung zwischen den Steinen nieder. Hier tritt das Bern⸗ steinstechen an die Stelle des Schöpfens. Diese Art der Bernstein⸗ gewinnung kann nur bei ganz klarer See betrieben werden. Die Ar⸗ beiter fahren zu 4 und 5 in einem Boote in die See und suchen swischen den großen Steinen auf dem Meeresgrunde den Bernstein u erspähen. Der eine Arbeiter sucht dann mit einem Speere den
ernstein zu lösen und zu befreien, während der Andere mit dem vor⸗ 5 altenen Käscher den der unteren Strömung (Sucht) folgenden ein auffängt. Käscher und Speer sind an 10 bis 30 Fuß langen Stangen befestigt; die Speere haben eine halbmondförmige oder drei⸗ 8 eiserne Scharfe von 3 bis 8 Zoll Breite und 3 Zoll Länge. Die Läscher haben 6 bis 8 Zoll im Burchmesfer. Das Boot liegt in der egel ganz F der Seite, und die mit den Speeren und veenden 98 e liegen häufig mit dem Oberkörper ganz auf dem
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„Etwas abweichend hiervon wird die Stecherei in der Gegend von Brüsterort betrieben. Auf einer Fläche, welche sich längs des Nord⸗ strandes von Brüsterort etwa 3⸗ bis 400 Schritt breit und 600 Schrit lang gegen Osten erstreckt, scheint in 15 bis 30 Fuß Meerestiefe eine reiche Bernstein⸗Ablagerung vorhanden zu sein. Es handelt sich hier also nicht sowohl darum, den durch die Stürme angetriebenen Bern⸗ stein zu gewinnen, sondern man beutet jene im Meeresgrunde bekannt gewordene Bernstein⸗Ablagerung aus. Hier kann man also bei nicht anz klarer und ruhiger See arbeiten, weil man sicher ist, unten Bern⸗
ein zu finden. Die hier in Menge vorhandenen großen Steinblöcke werden zunächst mit großen Haken gelockert und dann mit einer großen Zange und angelegten Flaschenzügen und Winden auf ein Floß ge⸗ hoben, welches sie fortschafft. Demnächst wird der Meeresgrund, welcher von den Steinen bedeckt war, mit den Käschern ausgebeutet.
„Da der Stein von Brüsterort (Riffstein oder Reefstein) wegen seiner Farbe, Reinheit und Festigkeit besonders geschätzt ist, und die Ablagerung dauernd ihren Ruf der Reichhaltigkeit bewährt, hat man wiederholt daran gedacht, dieselbe in größerem Maßstabe durch Bagger, Taucher und Taucherglocken auszubeuten. Bagger und Taucherglocken haben sich bis jetzt verboten und es ist sehr fraglich, ob sie jemals Anwendung finden werden, da kein größeres Fahrzeug hier bei bewegter See geborgen werden kann.
„Dagegen sind wiederholt Versuche mit Tauchern gemacht worden. Die früheren mißlangen, während die augenblicklich wieder durch zwei französische Taucher in Brüsterort, welche der Pächter der Stecherei bei der letzten Weltausstellung in Paris kngagirt hat, vorgenomme⸗ nen Versuche guten Erfolg haben, so daß eine Vermehrung der Taucher in Aussicht steht.
Zu diesen vielleicht seit Jahrtausenden betriebenen Gewinnungs⸗ arten des Schöpfens und Stechens ist nun in den letzten Jahren eine dritte hinzugetreten, die Baggerei im Kurischen Haff.
Zur Offenhaltung der Fahrstraße von Königsberg oder Kranz nach Memel waren auf dem Kurischen Haff von Seiten der Regierung Bagger stationirt, mit welchen gelegentlich auch Bernstein aus dem Haffgrunde zu Tage gebracht wurde. Dies veranlaßte die Firma Becker und Stantien in Memel, von der Königlichen Regierung gegen Uebernahme der Verpflichtung, diese Fahrstraße offen zu erhalten und gegen Pacht das Recht der Bernstein⸗Gewinnung im Kurischen Haff zu erwerben und dieselbe in großem Umfange zu betreiben. Es sind bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung neun Dampfbagger und drei Handbagger ungefähr sechs Monate des Jahres hindurch Tag und Nacht mit der Bernstein⸗Gewinnung beschäftigt. Eine große Arbeiter⸗ Kolonie giebt 600,Arbeitern in der Woche Obdach. Maschinen⸗Werk⸗ statt, Schiffszimmerplatz, Hafenanlagen, Magazin⸗ und Lagerräume u. s. w. schllezen sich an dieselbe an und der Erfolg des Unternehmens war ein bedeutender, denn es werden ungefähr 73,000 Pfd. Bernstein im Werthe von gegen 180,000 Thlr. in einem Jahre gewonnen. Dies wäre pro Tag etwa 400 Pfd. im Werthe von 1000 Thlrn. Die Kosten sind allerdings auch bedeutend und die Unternehmer müssen ein großes Anlage⸗ und Betriebs⸗Kapital verzinsen und amortisiren.
Versuche, eine ähnliche Baggerei im Frischen Haff einzurichten, aben theils wegen zu bewegten Wassers in der Nähe des Pillauer
ief's, theils wegen zu geringer Ergiebigkeit der Ablagerung aufge⸗ geben werden müssen. 8
“ Statistische Nachrichten. — VNach einer im Amtsblatt der Königl. Regierung zu Potsdam veröffentlichten Uebersicht waren im Jahre 1867 im Departement
des Königl. Kammergerichts in erster Instanz 221,784 Civil⸗ prozesse (d. h. summarische, Mandats⸗, Injurien⸗ und Bagatell⸗ prozesse) bei denjenigen Gerichten anhängig, an deren Sitzen Schieds⸗ männer angestellt sind. Die Zahl der von den Schiedsmännern ge⸗ stifteten Vergleiche belief sich auf 5783, oder 2/7 pCt. der angestellten Civilprozesse. Im Jahre 1866 waren 214,421 Civilprozesse, 7363 oder 3,4 pCt. weniger als im Jahre 1867 anhängig gewesen. Das Königl. Stadtgericht war bei den Tivilprozessen des Jahres 1867 mit 151,630 oder 70 pCt. betheiligt, 1411 oder nahe 1 pCt. mehr als im Jahre 1866. Bei den Schiedsmännern in Berlin waren im Jahre 1867 8226 Sachen anhängig gewesen, 6 pCt. der Civilprozesse, von denen 3033 oder 37 pCt. durch Vergleich, 1030 durch Zurücktreten der Par⸗ teien erledigt und 4153 dem Richter überwiesen wurden. Bei den Gerichten resp. Kommissionen zu Schwedt, Oderberg, Bernau, Span⸗ dau, Wittstock, Charlottenburg, Beelitz, Treuenbrietzen und Sandau betrugen die von den Schiedsmännern herbeigeführten Vergleiche nahe an 10 pCt. der Civilprozesse oder darüber; in Friedland N. L. ist bei 376 Prozessen kein einziger schiedsmännischer Vergleich gestiftet worden. . G — Nach dem im Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Lieg⸗ nitz veröffentlichten Tabellen betrug der Viehstand im Regie⸗ rungs⸗Bezirk Liegnitz am 3. Dezember 1867 1) 59,042 Pferde, 3021 oder 5,/12 pCt. mehr als am 3. Dezember 1864, 2) 3 Maulesel, 3) 90 Esel, 4) 390,227 Stück Rindvieh, 10,652 oder 2,60 pCt. weniger als in 1864. Von dem Rindvieh waren 242,542 Stück Kühe, 37,508 Stück Ochsen, 5276 Stck. Bullen, 104,901 Stck. Jungvieh, 5) 765,512 Stück Schafvieh, 67,215 oder 8,07 pCt. weniger als in 1864. Unter den Schafen befanden sich 440,627 feine. 6) 128,239 Schweine, 3821 oder 2/08 Ct. mehr als in 1864, 7) 60,241 Ziegen, 8756 oder 14/852 pCt. mehr als in 1864; 8) 89,673 Hunde und 9) 52,945 Bienenstöͤcke, neho; oder 21/38 pCt. mehr als 1864. Der Bestand an Rindviech at am meisten in den Kreisen Freistadt (um 11,61 pCt.) und Gruüͤn⸗ 18 (um 10,53 pCt.) abgenommen, der Bestand an Schafvieh am meisten in den Kreisen Bolkenhain (um 15,73 pCt.), Görlitz (um 12,47 pCt.), Jauer (um 11,39 pCt.), Landeshut (um 12,97 pCt., Lau⸗ ban (19,67 pCt.), Liegnitz (um 12/69 pCt.) und Sagan (um 10,27 pCt.). Der Bestand an Schweinen hat im Kreise Landeshut um 23,12 pCt
ab⸗, dagegen im Kreise Sprottau um 11/61 pCt. zugenommen.
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