1869 / 13 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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meister in den Niederlanden ernannt war, leiteten drei Taxis die Postverbindungen von Mailand, Madrid und Brüssel aus.

Leonhard von Taxis erhielt 1595 von Kaiser Rudolf II. die Bestallung als Kaiserlicher General⸗Ober⸗Po stmeister im deutschen Reich und im Jahre 1615 verlieh Kaiser Mathias dem Lamo⸗ ral von Taxis dieses Amt als Regal für sich und seine männ⸗ lichen Erben zu Lehen. Dies Regal überdauerte das deutsche Reich; der Reichsdeputations⸗Hauptbeschluß vom 25. Februar 1803, §. 13, garantirte den Status quo des Thurn⸗ und Taxis⸗ schen Reichspostwesens; ebenso sicherte die deutsche Bundesakte Art. 17 dem Fürsten die Belassung der Posten oder eine an⸗ Heassene Entschädigung seiner gegründeten Rechte und An⸗

brüche.

Neben der Reichspost bildeten sich in Deutschland auch Territorialposten aus. Kaiser Ferdinand II. gab hierfür in seinen deutschen Erbstaaten das erste Beispiel, indem er 1624 dem Freiherrn von Paar das schon Mitte des XVI. Jahrhun⸗ derts für die Familie von Magni begründete österreichische Erb⸗ land⸗Postmeisteramt als Mannlehen verlieh.

In Kurbrandenburg wurde unter der Regierung des Kur⸗ fürsten Friedrich Wilhelm durch Verordnung vom 21. April 1646, unter Leitung des zum Ober⸗Postmeister in Preußen er⸗ nannten Botenmeisters in Königsberg, Martin Neumann, und für dessen Rechnung ein Haupt⸗Postters von Cleve bis Memel eingerichtet. Im Jahre 1649 übernahm der Staat die Verwal⸗ tung und den Betrieb des Postwesens, welches sich durch die Fürsorge des Kurfürsten und die Verdienste des im Jahre 1654 zum Postdirektorernannten Kammerregistrators Michael Matthias trotz vieler sich entgegenstellenden territorialen Schwierigkeiten rasch

entwickelte. Schon im Jahre 1652 hatte der Kurfuͤrst in dem

Amt eines Ober⸗Postdirektors (Freiherr von Schwerin) ein Centralorgan für die obere Leitung des Postwesens geschaffen.

Im J. 1688 bestanden in den Kurfürstlichen Ländern schon 70 Postämter und 16 große Postcourse erstreckten sich 400 Mei⸗ len lang über alle Provinzen. Auch in Hamburg (1654), Leipzig und Bremen hatte der Kurfürst die Errichtung branden⸗ burgischer Postämter durchzusetzen gewußt. Die Versuche des V Grafen von Taxis, das Reichsregal auch im Brandenburgischen zur Geltung zu bringen, wies der Kurfürst als einen Eingriff in seine Hoheitsrechte entschieden zurück; nach mehrjährigen Streitigkeiten gelang es ihm auch, auf dem Reichstage zu Regens⸗ burg (1665) den Kaiser zu der Versicherung zu vermögen, daß das Reichspostregal den Kurfürsten hinsichtlich des Postwesens in seinem Lande nicht behindern solle. Die Posttaxe betrug von Briefen bis zum Gewichte von 1 Loth 1, 1½, 2 Gr., je nach der Entfernung, z. B. von Berlin bis Frantfurt 1, bis Magdeburg 1 ½%, bis Wutzkow 2 Gr. Personen zahlten für die Beförderung in den zweisitzigen Postkaleschen für die Meile 3 Gr. und für die Station 6 Gr. Postillonstrinkgeld. Die Post, welche in den ersten Jahren jährlich 5 bis 6000 Thlr. Zuschuß erforderte, ergab bald Ueberschüsse; im J. 1662 be⸗ iefen sich dieselben auf 7000 Thlr., im J. 1688 auf 39,213 Thlr.

er Viehbestand in Preußen am 7. Dezember 1867.

Nach den im Oktober⸗Dezemberheft der »Zeitschrift des Königli preußischen statistischen Bureaus⸗« veröffentlichten Resultaten der lich

zählung in Preußen am 7. Dezember 1867, waren an diesem Tage im ganzen Staate 1,931,926 Pferde oder auf 1 G.Mi im Sömc⸗ V schnitt 3807 Pferde vorhanden, ungerechnet 381,891 1⸗ und 2jährige Füllen. In der Provinz Preußen waren 436,571 Pferde gezählt oder 385 pro O.⸗Ml., in Posen 155,787 oder 296 pro O.⸗Ml., in Branden⸗ burg 212,152 oder 292 pro Q.⸗Ml., in Pommern 152,277 oder 279 pro Q.⸗Ml., in Schlesien 223,417 oder 305 pro Q.⸗Ml., in Sachsen 154,371 oder 337 pro Q.⸗Ml., in Westfalen 107,701 oder 293 pro O.⸗Ml., in der Rheinprovinz 130,456 oder 268 pro OQ.⸗Ml in Hohenzollern 5086 oder 242 pro OQ.⸗Ml., im Jadegebiet 38, in sämmtlichen alten Provinzen 1,577,856 oder 316 pro O.⸗Ml. in V Schleswig⸗Holstein 121,471 oder 389 pro Q.⸗Ml., in Hannover 170,805 oder 244 pro O.⸗Ml., in Hessen⸗Nassau 61,794 oder 218 pro Q Mi in den neuen Provinzen 354,070 oder 273 pro Q.⸗Ml. In den alten Provinzen hat sich die Zahl der Pferde seit 1864 um 49,013 oder 8 pCt. oder von 291 auf 316 pro Q.⸗Ml. vermehrt; dagegen hat sich die Zahl der Füllen um 70,280 vermindert, so daß der spserdebeficli einschließlich der Füllen in den alten Provinzen eine Verminderung V von 21,267 Stück aufweist. Unter den Pferden im Staate befanden sich TE’ee Mit Hinzurechnung der Füllen belief sich 8e deeann im ganzen Staate auf 2,313,817 Stück oder 367 „An Maulthieren waren im ganzen Staate 747 Esel 9060 (davon in Westfalen 3083 oder 38 per) W G“ Die Rindviehzahl belief sich im ganzen Staate auf 7,996,818 oder 1270 pro Q.⸗Ml., in den alten Provinzen auf 5,997,964 oder 1199 pro Q.⸗Ml., in den neuen auf 1,998,854 oder 1550 pro O.⸗Ml Der Rindvichstand in den einzelnen Provinzen war folgender: Preußen 1,026,574 oder 905 pro Q.⸗Ml., Posen 499,831 oder 952 pro A Ml Brandenburg 614,741 oder 849 pro Q.⸗Ml., Pommern 416,977 oder 726 pro Q.⸗Ml., Schlesien 1,246,098 oder 1702 pro O.⸗Ml., Sachsen

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582,878 oder 1272 pro Q.⸗Ml., Westfalen 574,706 oder 1566 pro O.⸗Ml Rheinprovinz 991,881 oder 2041 pro Q.⸗Ml., Hohenzollern 44 181 oder 2104 pro Q.⸗Ml, Jadegebiet 97, Schleswig⸗Holstein 649,243 8 2080 pro O.⸗Ml., Hannover 863,362 oder 1235 pro Q.⸗Ml., Hessen Nassau 586,249 oder 2071 pro Q.⸗Ml. Von dem Rindvich waran 483,089 Kälber, 868,651 St. Jungvich aus dem J. 1867, 925,457 desgl. aus dem J. 1866, 107,714 Bullen, 4,865,898 Kühe (61 pEt) 746,009 Ochsen (10 pCt.). Der Rindviehstand hat sich in den allten Provinzen seit 1864 um 114,030 St. vermindert oder um 23 pro O.-Ml., oder um ca. 2 pCt. Die Verminderung liegt hauptsächlich im Jungvieh, welches im Jahrgang 1867 um 163,294 St. abgenom⸗ men hat; ebenso hat sich die Zabl der Ochsen um 94,585 St. (15 pCt. verringert. Dagegen hat die Anzahl der Kühe sich um 33,409 St (10 pCt.) vermehrt, auch die der Bullen um 7512 St. (10 pCt.) ebenso die des Jungviehs Jahrg. 1867 um 19,061 St. (3,8 Ct.) und der Kälber um 83,867 St. (33 pCt.).

Der Schafbestand im ganzen Staate betrug 22,262,087 Stü oder 3371 auf 1 Q.⸗-Ml. Die Zahl der Schafe in hen einzelnen 1 vinzen war folgende: Preußen 3,752,819 oder 3308 pro Q.-Ml. Posen 2,922,424 oder 5569 pro Q.⸗Ml., Brandenburg 2,799,861 ode 3867 pro Q.⸗Ml., Pommern 3,370,251 oder 6161 pro O.⸗Ml., Schle⸗ sien 2,631,117 oder 3731 pro O.⸗Ml., Sachsen 2,137,093 oder 4668 pro O.⸗Ml.,, Westfalen 635,116 oder 1731 pro Q.⸗Ml., Rheinproving 557,719 oder 1150 pro Q.⸗Ml., Hohenzollern 14,193 oder 700 pro O.⸗Ml., Jadegebiet 187, in den alten Provinzen 18,820,780 oder 3764 pr. O.⸗Ml., in Schleswig⸗Holstein 472,008 oder 1513 pro O.⸗Ml., in Han⸗ nover 2,156,920 oder 3080 proQ⸗Ml, in Hessen⸗Nassau 812,379 oder 2160

pro Q.⸗Ml., in den neuen Provinzen 3,441,307 oder 2273 pro Q.Ml

Von den im ganzen Staate vorhandenen Schafen waren 11,348 einkl. Lämmer) oder 50 pCt. Merinos; in den saan e. 18,820,780 10,999,275 Stück oder 61 pCt.; in den neuen Provinzen von 3,441,307 nur 348,822 oder 10 pCt. Der Schafbestand in den alten Landestheilen hat sich seit 1864 um 508,250 Stück oder nicht u“ dics ist aber nur bei den groben Schafen eingetreten, da sich die Merinos um 178,99 üch

1,7 vst haben. 1 1““

ie Zahl der Schweine (einschließlich Ferkel) belief sich a

8 Dezember 1867 im ganzen Staat auf 2 berteh) Aerigf sch 78 pro Q⸗Ml.; in den alten Provinzen auf 3,802,143 St. oder 761 pro O.⸗Ml, in den neuen auf 1,072,971 St. oder 830 pro Q.⸗Ml. In den einzelnen Provinzen war die Zahl der Schweine folgende: Preu⸗ zen 676,933 oder 508 pro Q.-Ml., Posen 345,668 oder 660 pro Q. Ml, Brandenburg 542,475 oder 750 pco O.⸗Ml., Pommern 320,293 oder 600 pro Q.- M., Schlesien 445,563 oder 609 pro O.⸗Ml, Sachsen 652,285 oder 1430 pro Q⸗Ml., Westfalen 346,533 oder 947 pro Q.⸗Ml, Rheinprovinz 455,924 oder 937 per Q.⸗Ml., Hohenzollern 16,453 oder 800 pro O.-Ml., Schleswig⸗Holstein 188,208 oder 603 pro O.⸗Ml,) Hannover 572,366 oder 817 pro O.⸗Ml., Hessen⸗Nassau 312,397 oder 1104 pro Q.⸗-Ml. In den alten Provinzen hat die Zahl der Schweine

seit 1864 um 544,612 Stück oder 17 pCt. zugenommen.

An Ziegen waren im ganzen Staate 1,343,615 vorhanden und zwar mit 1,045,321 Stück oder 78 pCt. in den mit 298,294 Stück oder 22 pCt. in den neuen Provinzen. Auf die Q. Ml. kamen im ganzen Staate 213 Ziegen; in den alten Provinzen 209, in den neuen 230 Stück. An Hunden sind im Staate 1,622,738 gezahlt

UAn Bienenstöcken waren 1,306,137 vorhanden; in den alten Provinzen 935,224, gegen 1864 eine Süene von 173,940 Stück oder 25 pCt.; in den neuen 370,913. Auf die Q.⸗Ml. trafen im Staate 261 Bienenstöcke oder auf 19 Einwohner 1 Bienenstock; in den Provinzen: in Preußen auf 22, Posen 17, Brandenburg 26 b1“ 16, Rheinprovinz 20, H zoller ‚Schleswig⸗Holstein annove esse Nassau 26 Einwohner 1 Bienensidck. 8* 1“

Die Vertheilung des Viehs unter den Hausbesitzern und den andern Einwohnern eim Staate war folgende: Von den Pferden ge⸗ hörten 2,235,786 Stück oder 97 pCt. den Hausbesitzern; von dem Rindvieh 7,578,876 Stück oder 95 pCt.; von den Schafen 21,609,057 Stück oder 97 pCt.; von den Schweinen 4,213,515 Stück oder 90 pCt.; von den Ziegen 942,447 Stück oder 70 pCt. den Hausbesitzern.

8 Der gesammte Viehstand in Preußen betrug pro Q.⸗Ml. 367 Pferde, 1270 St. Rindvieh, 3371 Schafe, 773 Schweine und 213 Ziegen; in den alten Provinzen pro Q.⸗Ml. 376 Pferde, 1199 St. Rindvieh, 3764 Schafe, 761 Schweine und 209 Ziegen; in den neuen Provinzen 335 Pferde, 1550 St. Rindvieh, 2273 Schafe, 830 Schweine und 230 Ziegen.

Um schließlich eine Uebersicht über die Vermehrung, bezw. Verminderung des gesammten Viehstandes in den alten Provinzen zu geben, ist in der Zeitschrift des Kgl. Pr. St. B. der Gesammtviehstand, mit Ausnahme der Kälber unter einem halben Jahr und der Hunde, auf Haupt⸗Nindvieh reduzirt. Diese Tabelle ergiebt folgende Resultate: In faͤmmtlichen alten Provinzen ist der Viehstand von 1864 zu 1867 von 11,458,382 auf 11,382,866 H. R. V. oder um 75,516 Stück oder 0,66 pCt. zurückgegangen. Die einzelnen Provinzen (und Regierungsbezirke), in welcher eine Verminderung stattgefunden hat, sind folgende: Preußen 4,29 pCt. (Königsberg 3/80 pCt., Gumbinnen 11,92 pCt., Marienwerder 0,42 pCt.), Posen 0,33 pCt. (Bromberg 1,24 pCt.), Brandenburg 5,40 pCt. (Potsdam 5,33 pCt., Frantfurt 5,69 pCt.], Pommern 2,42 pCt. (Stettin 4,41 pCt./ Cöslin 0,75 pCt., Stralsund 0,84 pCt.), ferner in den Regie⸗ rungsbezirken Liegnitz 2 41 pCt., Merseburg 2,33 pCt., Cöln 0,3s8 pCt, Hohenzollern 9,55 pCt., Jadegebiet 3,06 „pCt. Dagegen ist eine Vermehrung in folgenden Provinzen (und Regierungsbezirken) eingetreten. (Danzig 2,94 pCt., Posen 0,21 pCt., Stadt Berlin, 0,76 pCt.), Schlesien 11 6 pCt. (Breslau 2/64 Ct., Oppeln 5,84 pCt.)

leben fügte Menzel 1856 (das Jahr der Vollendung und Aus⸗

8 sich noch theils in ängstlicher Hast, theils vor Ungeduld und

gen die hintersten, nicht zur Mitbewerbung bestimmten Schüler

Sachsen 2,78 pCt. (Magdeburg 8,86 pCt., Erfurt 0,67 pCt.), Westfalen 1,61 pCt. (Münster 3,14 pCt., Minden 1,64 pCt., Arnsberg unver⸗ ändert), Rheinprovinz 5/05 pCt. (Düsseldorf 7,49 pCt., Coblenz 5,26

Auf Haupt Rindvieh reduzirt, beträgt der Viehstand im ganzen Staate (1867) 14,548,765 St. oder 2312 Haupt Rindvieh auf 1 O.⸗Ml. oder 1,8 Haupt⸗Rindvieh auf 1 Einwohner. In den alten Provinzen kamen auf 1 Q.⸗Ml. 2276 H. R. V. und auf jeden Einwohner 1,8 H. R. V., in den neuen Provinzen (3,165,899 St.) auf 1 Q.⸗Ml. 2400 H. R. V. und auf jeden Einwohner 1/4 H. R. V.

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Adolph Menzel

(S. die Bes. Beilage zu Nr. 7 d. Bl.) V.

Zu den Bildern friedlicher Scenen aus Friedrich II. Fürsten⸗ stellung des schon zuvor Begonnenen) eine großartige Dar⸗ stellung aus des Königs kriegerischer Laufbahn: das Schlachtbild des Kampfes in Hochkirch 1758. Dasselbe ist räum⸗ lich das umfangreichste unter Menzels Friedrichbildern, die vor⸗ dersten Gestalten haben Lebensgröße. Es ist bezeichnend für dieses Künstlers Art, daß er der Schilderung einer der glän⸗ zendsten Siege seines Helden die seines folgenschwersten Miß⸗ geschicks vorzog. Aber gerade in einem solchen glaubte er, und gewiß nicht mit Unrecht, den König und den gefaßten, von keinem Unheil und Grauen zu erschütternden Heldenmuth der »Seinen« am besten und ergreifendsten veranschaulichen zu können. Das Bild malt die ganze Wuth des nächtlichen Kampfes, ohne doch den Feind Neüsu elhent Aber aus der ein⸗ dringenden Flammengluth des in Brand geschossenen Dorfes, welche, zum Himmel aufschlagend, die preußischen Krieger in der Dorfgasse beleuchtet, erkennt man deutlich genug des Geg⸗ ners furchtbare Nähe. Vor dieser Gluth erscheinen als dunkle Silhouetten die Gestalten der schnell zusammengerafften Krieger, die, in Reihen rangirt, das vorderste Glied knieend, die hinteren schießend, anlegend, ladend, ein Pelotonfeuer auf den Feind unter⸗ halten, dessen Stellung ihnen jener Brand kund giebt. Im nächsten Vorgrund arbeiten sich andre, von einem Major mit verwunde⸗ tem Arm geführt, ausgleitend im Lehm und Koth des Bodens, aus einem Hohlweg hinauf, um zum Gefecht zu kommen. In der Dorfgasse aber, tiefer im Bilde, vom flackernden Flammen⸗ schein unheimlich beleuchtet, sieht man den König auf bäumendem Schimmel hervorsprengen durch das Gewühl, den Krückstock in der Rechten, den Mund wie zum Kommandoruf geöffnet; weiter zurück noch andere hohe Offiziere auf ihren Pferden oder eben im Begriff die wild erschreckten zu besteigen. Das Bild, von König Friedrich Wilhelm IV. angekauft, schmückt den seitlich an die Bildergallerie angrenzenden Saal des König⸗ lichen Schlosses zu Berlin.

Ein Auftrag des im Anfang des vorigen Jahrzehends be⸗ gründeten »Vereins für historische Kunst« wurde die Veran⸗ lassung zur Ausführung des, bei der späteren Verloosung in den Besitz Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Weimar gelangten Bildes aus König Friedrichs Leben, welches Menzel 1857 vollendete: die Zusammenkunft des Königs mit Kalser Joseph II. im bischöͤflichen Schloß zu Neisse am 25sten nG 1769. Friedrich war seinem Kaiserlichen Gast be⸗ reits die Treppe hinunter entgegen gegangen und auf deren Stufen zeigt das Bild, dem wirklichen Vorgang getreu, die beiden Monarchen, den Jüngern (im weißen Mantel) hinan⸗ eilend, mit dem linken Arm Friedrichs Nacken umfassend, mit der Rechten seine Hand ergreifend. Josephs Begleiter, die Gene⸗ rale Laudon, Haddik und Lascy steigen dem Vorangeeilten auf der Wendeltreppe nach. Hinter dem Könige erkennt man den Prinzen Heinrich, vom Rücken gesehn, den jugendlichen Thronfolger Friedrich Wilhelm und die Generale v. Seyxdlitz und Tauentzien, denen noch einige Andre auf der Biegung der Treppe von oben her folgen. Auch in diesem Bilde haben die Hauptgestalten Lebensgröße.

„Zewischen diesen Oelbildern entstand die große, in Kohle ausge⸗ führte, und zwar bis zur vollen Wirkung durchgebildete Zeichnung: Friedrich Wilhelm I. in einer Dorfschule, deren Schüler vor dem Königlichen Besucher die Probenihrer Fertigkeit im Rechnen ablegen. Der König sitzt auf dem alten Lederstuhl, den Hut auf dem Kopf, die Rechte auf die Krücke seines Stocks gestützt, die Linke auf dem Schenkel, zwei begleitende Offiziere stehen hinter ihm, der eine eine Prise Tabak aus des andern Dose nehmend. Der Schul⸗ meister führt dem Könige den besten Rechner in einem verlegen

lächelnden kleinen Knaben vor, der seine Tafel mit dem fertigen Exempel hoch hält, während seine Kameraden, um ihn stehend,

Verzagen weinend, an ihren Exempeln abmühen. Neugierig stei⸗

. auf die Bänke, um den hohen Besuch gewahr zu werden. en dieser Zeichnung seien hier gleich noch einige, in diesen und den nächstfolgenden Jahren von Menzel gemalte Aquarellen ge⸗ nannt, welche sämmtlich Scenen aus der heitern und glänzenden Jugendzeit Friedrichs II. nach der Versöhnung mit dem Vater, der Zeit seines Rheinsberger Hofhalts zum Gegenstande haben: die Fahrt des Prinzen in reich geschmückter Gondel auf dem See vor dem Schloß, der Hofball; das Treiben im Vorzimmer, und der Besuch Friedrichs auf dem Malergerüst in der Halle, wo Pesne, an den Fresken des Plafonds arbeitend, seinem Modell die verlangte Pose einübt, während eine Gerüststufe tiefer ein musikalischer Freund auf der Geige phantasirt, die Nähe des Kronprinzen nicht ahnend, der von unten her die Leiter hinansteigt, gespannt nach der Ursache des wunderlichen, lustigen Lärms dort oben hinaufblickend. Die beiden zu Ende des Jahrzehends unternommenen größern Oelbilder: »Friedrich II., seine Generale am Morgen vor der Schlacht bei Leuthen anredend«, und »die Ueberraschung der österreichischen Besatzung in Lissa durch den Sieger«, sind, durch andre Arbeiten in den Hintergrund gedrängt, größtentheils in der Anlage geblieben und noch nicht zum Ab⸗ schluß gebracht. Vollendet dagegen wurden von Menzel in jener Zeit 2 Freskobilder im Remter des Marienburger Schlosses, Einzelgestalten der Ordenshochmeister Siegfried von Feucht⸗ wangen und Ludger von Braunschweig, sowie in Berlin, in der sogenannten Gedenkhalle in dem 1858 ausgeführten Bau des Kronprinzlichen Palais das, in das Halbrund an der Wand⸗ höhe hineinkomponirte, Bild der Begegnung und Begrüßung Blüchers mit Wellington am Abend des Tages von La Bell Alliance. Damit hatte der Künstler, soviel wir wissen, zum ersten Mal seit jenen jugendlichen Lithographien wieder den Boden der neuzeitigen vaterländischen Geschichte betreten. 1 Von des regierenden Königs Majestät wurde er wenige Jahre danach berufen, in einem großen Werk nun auch ein denkwürdiges Ereigniß preußischen Fürstenlebens aus der Gegenwart selbst und zwar nach unmittelbarer eigner Anschauung zu malen: den feierlichen Krönungsakt König Wilhelm des Ersten. Menzel durfte der Feierlichkeit in der Schloßkirche zu Königsberg im Oktober 1861 selbst mit beiwohnen, um den vollen Ein⸗ druck jener prächtigen Wirklichkeit in sich aufzunehmen, einen Eindruck, welchen eine Menge von an Ort und Stelle aufge⸗ nommenen Studien und Skizzen befestigen und spezialisiren halfen. Einige hunderte von höchst charakteristischen Porträt⸗ zeichnungen aller irgend hervorragenden unter den, jener Feier⸗ lichkeit beiwohnenden, Persönlichkeiten vom Königlichen Hause und Hof, aus den hohen Militär⸗, Beamten und Gesellschafts⸗ kreisen mußten hier in Berlin die dort in Königsberg gemach⸗ ten Vorstudien vervollständigen, denn das große Gemälde sollte nach des Königlichen Auftraggebers wie nach des Künstlers eignem Wunsch so weit als möglich ein auch im Einzelnen getreues Bild des Krönungsaktes und jener bestimmten Versammlung sein, welche dabei den Raum der Kirche erfüllte. Als den Hauptmoment der Darstellung wählte Menzel den, wo der König in vollem Ornat, die Krone auf dem Haupte, zum Himmel aufblickend, das erhobene Schwert in der Rechten, das Scepter in der Linken, vor dem Altare steht, während der Feldpropst Dr. Thielen den Segen des Höchsten auf den Gekrönten herabruft. Gegenüber, unter dem Baldachin von rothem Sammet, steht Ihre Majestät die Königin, die Prinzessinnen des Königlichen Hauses, der Königin zunächst die Frau Kronprinzessin, nehmen den Raum zwischen jener und dem Monarchen ein, hinter ihnen die Damen des Hofes, die bei der Krönung fungirenden Reichswürdenträger und andre Hofchargen, zwischen den Altarleuchtern und den Sam⸗ metvorhängen erkennt man tief im Bilde, von hellem Sonnenlicht getroffen, den gegenwärtigen Minister⸗Präsidenten Grafen von Bismarck. Nach dem Vorgrund zu, dem Könige zunächst, halb vom Rücken gesehen, steht, im rothen Mantel der Ritte des Schwarzen Adlerordens, der Kronprinz, den Reichsapfel in den Händen haltend; zur Linken von ihm die Prinzen: Karl, Friedrich Karl, Albrecht, Albrecht Sohn, Alexander, Georg, zuvörderst Prinz Adalbert, sämmtlich lebensgroße Halbfigurern nach unten hin vom Rahmen abgeschnitten; hinter ihnen, nach der linken Bildseite zu, Prinz Biron von Curland, General von Adlerberg, Geheime Rath Illaire, Generalarzt Dr. Lauer und die Mitglieder der Geistlichkeit. Zur Rechten aber nehmen die Gestalten der damaligen Minister den ganzen nächsten Vorgrund ein: Fürst Karl Anton von Hohenzollern, Graf Pückler, Graf Schwerin, Herr von Bethmann⸗Hollweg, Herr von der Heydt, Herr von Patow und Herr von Auerswald. Ueber deren in der frappantesten Lebenswahrheit gegebenen Köpfen werden nach dem Mittelgrund zu die des Prinzen August von Württemberg, Prinzen von Hohenlohe, Herzogs Wilhelm von Mecklenburg, der Generale von Roon, vo Brauchitsch, von Peucker, Grafen Waldersee, des Herrn von

Bernuth, Grafen Bernstorff und ganz zur Rechten die des