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Baden abgeschlossenen Vertrages über die Einführung der gegenseitigen militärischen Freizügigke t hat gestern im Bundeskanzler⸗Amte stattgefunden. .“
— Nach den beim Oberkommando der Marine eingegange⸗ nen Nachrichten ist S. M. Brigg »⸗-Musquito« am 26. d. M. in Vigo angekommen. hd-“
Danzig, 27. Oktober. (Westpr. Ztg.) Die seit einigen Wochen hier in der Abrüstung begriffene Fregatte »Thetis⸗ wird am nächsten Sonnabend außer Dienst gestellt und die Besatzungsmannschaft am Sonntag per Eisenbahn nach dem Stationsorte Kiel zurückkehren.
Cöln, 28. Oktober. Die Posten aus London vom 26. d. M. Abends und 27. d. M. früh sind ausgeblieben.
Waldeck. Arolsen, 24. Oktober. Am 20. d. M. ist der Fürst hier wieder eingetroffen. 1
Der Prinz Hermann hat sich nach Bückeburg egeben.
Sachsen. Weimar, 27. Oktober. Der Großherzog ist am 25. d. in München eingetroffen. Se. Königliche Hoheit besuchte gestern die Ausstellung und empfing den Besuch des Königs von Bayern.
Coburg, 25. Oktober. Auf Einladung der auf der Vor⸗ versammlung zu Gera zu Mitgliedern des vorberathenden Aus⸗ schusses erwählten Bürgermeister der Städte Gera, Weimar, Gotha, Coburg und Jena ist nunmehr eine Hauptversamm⸗ lung des zu gründenden thüringischen Städteverbandes auf den 30. d. M. nach Weimar ausgeschrieben. Nächst der Organisa⸗ tion des Vereins sollen daselbst Berathungen und Verhandlun⸗ gen gepflogen werden über den Einfluß des Freizügigkeitsgesetzes des Norddeutschen Bundes auf die thüringischen Gemeinde⸗ verhältnisse, über Regelung des Einquartirungswesens und über Gestaltung des Feuerversicherungswesens in den Gemeinden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. Oktober. Die »Oester. Kor.« meldet: Erzherzog Karl Ludwig hat, von dem Kaiser
wie schon wiederholt während einer längeren Abwesenheit esselben — mit der Führung der laufenden Regierungsgeschäfte beauftragt, gestern als Alterego Sr. Majestät Privataudienzen ertheilt.
— — Der Kaiser hat den Kriegs⸗ und Friedensstand des See⸗ Offizierscorps der Marine in folgender Weise festgesetzt: 3 Vize⸗ Admirale, 6 Kontre⸗Admirale, 18 Linienschiffs⸗, 19 Fregatten.⸗, 20 Korvetten⸗Kapitäns, 90 Linienschiffs⸗Lieutenants erster „ 45 zweiter Klasse, 170 Fähnriche und 185 Seekadetten, dieser Stand gilt für den Krieg. Für den Frieden sind normirt: 2 Vize⸗ und 5 Kontre⸗Admirale, 16 Linienschiffs⸗, 17 Fregatten⸗ und 18 Korvetten⸗Kapitäns, dann 80 Linienschiffs⸗Lieutenants erster, 40 zweiter Klasse, endlich 151 Fähnriche und 154 Seekadetten.
— Die »Wiener Ztg.« enthält eine Kaiserliche Verordnung, nach welcher den jeweiligen Kommandanten der Militärstreit⸗ kräfte in Cattaro für die Dauer des dortigen Ausnahmezustandes die gesammte Exekutive zur selbständigen Ausübung über⸗ tragen sein soll.
Pesth, 26. Oktober. Die Kaiserin, welche gestern durch Unwohlsein an der Hierherkunft verhindert gewesen, übersiedelt am 20. November nach Ofen, während gleichzeitig die Kaiser⸗ lichen Kinder nach Wien reisen.
— In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurden die Gesetze über Verantwortlichkeit der Richter in der General⸗ debatte unverändert angenommen. In der Spezialdebatte wurde die Verantwortlichkeit der Geschworenen (§. 3) gestrichen.
— 27. Oktober. Das Stadtgericht legte dem Krimi—⸗ nalgericht die Akten, den Prozeß Karageorgewics betreffend, vor; ersteres beantragte gegen den Fürsten die Todesstrafe, gegen die beiden Mitschuldigen Trifkowies und Staniowics fünfzehn resp. zwanzig Jahre schweren Kerker.
Graz, 26. Oktober. Die Erklärung von fünf slovenischen Abgeordneten, daß sie an den Verhandlungen dieser Session nicht mehr Theil nehmen können, wurde vom Landtage dem Verfassungsausschusse zugewiesen.
Klagenfurt, 26. Oktober. Der Landtag lehnte die vom politischen Ausschusse beantragten Aenderungen der Lan⸗ des⸗ und Landtagswahlordnung nach einer sehr erregten De— batte ab.
Innsbruck, 26. Oktober. Auf der Tagesordnung des Landtages stand die Verhandlung über den Bericht des Ausschusses, welcher zur Berathung der Frage über die Einführung direkter Reichsraths⸗Wahlen bestellt wurde. Der Berichterstatter der Majorität, Freiherr von Gio⸗ vpanelli, stellte den Antrag, daß über diese Frage zur Tagesordnung übergegangen werde, weil durch die neuen Reichsrathswahlen die staatsrechtliche Bedeutung und Existenz Tirols verletzt und das Land in seinen vorzüglichsten politischen
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Rechten geschädigt werde. Der Berichterstatter der Minorität, Dr. Harum, stellte den Antrag: Der Landtag möge sich au Grund des §. 19 I. der Landesordnung für die Herbeiführung der direkten Wahl der Reichsrathsabgeordneten in dem Sinne aussprechen, daß diese nicht vom Landtage gewählt werden. Nach einer langen Debatte wurde bei namentlicher Abstim⸗ mung der Antrag der Minorität mit 33 gegen 21 Stimmen abgelehnt.
— Am 24. wurde die medizinische Fakultät der hie⸗ sigen Höchschule unter Theilnahme des Ministers von Hasner eröffnet.
Prag, 27. Oktober. In seiner heutigen Sitzung beschloß der böhmische Landtag den Erlaß einer Adresse an den Kaiser, um seiner Anschauung über die verfassungsmäßigen Zustände und die Lage des Landes Ausdruck zu geben. Hierauf ging der Landtag zu dem Antrag des Ausschusses in Betreff der direkten Reichsrathswahlen.
Brünn, 26. Oktober. Die Gesetze in Betreff der Abände— rung einiger Bestimmungen der Landtags⸗Wahlordnung und des Anhangs zur Landesordnung wurden vom Landtage ohne Debatte angenommen.
Morgen finden die Reichsrathswahlen stauut.
Troppau, 26. Oktober. Das Gesetz über die Rechts⸗ verhältnisse der Lehrer wurde vom Landtag in zweiter Le⸗ sung nach den Ausschußanträgen angenommen.
Lemberg, 26. Oktober. Lawrowski brachte im Land⸗ tage Anträge der ruthenischen Partei bezüglich eines Sprachen⸗ gesetzes, bezüglich Uebertragung des Kirchenpatronats an die Gemeinden und Subventionirung des lemberger ruthenischen
Theaters ein. In Betreff der direkten Reichs⸗
Czernowitz, 26. Oktober. rathswahlen beantragte Baron Alexander Petrino, der Land⸗
tag möge die Ueberzeugung aussprechen, daß der Lösung dieser
Fragen die Verständigung mit den gegenüber der Dezember⸗ verfassung sich negativ verhaltenden Nationalitäten mit und durch die Landtage vorangehen müsse, und daher die Entschei⸗ dung über die Frage bezüglich der direkten Reichsrathswahlen vertagen. Dieser Antrag wurde angenommen.
— Aus Cattaro wird vom 25. d. gemeldet: Das Ka⸗ nonenboot »Streiter« hat mit großem Erfolge die Insurgenten vor Budua beschossen, welche Unterwerfung angeboten haben. Die Forts Dragali und Czrkwice sind verstärkt und verprovian⸗ tirt worden und die damit betrauten Truppen nach Risano zurückgekehrt. Dieselben hatten sowohl auf dem Hin⸗ als auf dem Rückmarsche mit den Insurgenten hitzige Gefechte zu be⸗ stehen. Die Verluste beiderseits sind unbekannt. Oberst Jo⸗ vanovich wurde verwundet.
Belgien. Brüssel, 27. Oktober. Der König wird mit seiner Familie von dem Ardennenschloß und der Graf von Flandern mit seiner Gemahlin aus Italien im Laufe der nächsten Woche hier eintreffen.
Frankreich. Paris, 27. Oktober. Der wohnte gestern Abend der Vorstellung im Theätre frangçais bei, wo derselbe von dem Publikum mit lebhaften Zurufen begrüßt wurde. Heute Abend begiebt sich der Kaiser, welcher gs einem Ministerrathe präsidirt hat, nach Compièͤgne
Italien. Florenz, Finanz⸗Ministers über anleihe ist veröffentlicht. Die 12. November dauern und ist der Emissionscours auf 77 fest⸗ gesetzt; die Verzinsung beginnt mit dem 1. Oktober. Für das Inland sind 50 Millionen, für das Ausland 80 Millionen zur Auflage bestimmt. 8
Türkei. Rustschuk, 27. Oktober. Der Kaiser von Oesterreich traf heute Vormittags wohlbehalten hier ein und setzte die Reise nach kurzem Aufenthalte fort. In Giurgewo wurde dem Kaiser von zahlreichen in den Donaufürstenthü⸗ mern lebenden Oesterreichern ein festlicher Empfang bereitet. Daselbst waren auch mehrere Mitglieder des rumänischen Ministeriums zur Begrüßung eingetroffen.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 26. Oktober. Die Kaiserin wird auf der Rückreise aus Livadia am 7. No⸗ vember in Kiew erwartet.
— Das Geschwader des Stillen Ozeans ist in Helsingfors eingelaufen.
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Das Dekret des
27. Oktober. die Subskription zur Kirchengüter⸗
Subskription soll vom 4. bis
— Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Graf Bobrinski 1“
ist nach St. Petersburg zurückgekehrt.
Warschau, 25. Oktober. Gestern hat die feierliche Er⸗ öffnung der warschauer Universität in Gegenwart des Statt⸗ halters, des Erzbischofs und der Spitzen der Militär⸗ und Civil⸗ behörden stattgefunden.
Hafenanstalten, welche
Kaiser
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1 NRKRRRR+R+N R+R+RQN R+R+R+RZ%ZZ%%¾1 ““ “ v“ Dänemark. Kopenhagen, 25. Oktober. Der König empfing vorgestern in besonderer Audienz den hiesigen König⸗ lich niederländischen Minister⸗Residenten Rochussen, welcher bei dieser Gelegenheit dem Könige ein Schreiben seines Souveräns als Antwort auf die Notifi
des Kronprinzen überreichte.
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“ Aus dem
Kiel, Donnerstag, 28. Oktober, Vormittags. Das Post⸗ Dampfschiff »Jylland⸗ traf heute erst 5 Uhr 55 Minuten früh aus Korsoer hier ein. Die Post und die Passagiere haben mit dem Zuge 7 Uhr 5 Minuten nach Altona Weiterbeförderung
alten. 8 Paris, Donnerstag, 28. Oktober, Morgens. Das „»Jour⸗ nal officiel« meldet, daß dem Staatsrathe der Entwurf eines Senatskonsults über die Ernennung der Maires und ein Ge⸗ setzentwurf, Volksschulen, vorgelegt worden sei.
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Zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1879
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10) Ministerium für Handel, Gewerbe u. s. w. nahmen Kap. 12, Ausgaben Kap. 59;, einmal. Ausg. Kap. 6.) verschiedenen Einnahmen dieser Verwaltung (Kap. 12) bestehen aus Beiträgen zur Unterhaltung der Land⸗ und Wasserstraßen zꝛc, Miethen und Pächten fiskalischer Grundstücke ꝛc., u. A. aus der Ziegelei zu Joachimsthal 22,990 Thlr. und der Ruhr⸗Schiffahrts⸗ und Hafen⸗ verwaltung 130,181 Thlr. und verschiedenen anderen Einnahmen, u. A. 17,000 Thlr. Ruhrhafengefälle und 26,000 Thlr. Eichungsgebühren, zusammen aus 278,166 Thlr. († 22/140 Thlr.). Die Rückeinnahme⸗ fonds, welche sich aus den sbeniceg Ersparnissen (von durchschnittlich 60,900 Thlr. bei dem Land⸗ und Wasserbaufonds, 45,000 Thlr. bei dem Chausseebau⸗Unterhaltungsfonds und von 21,500 Thlr. bei dem Ehe . bilden, werden außer dem Etat verrechnet.
Die dauernden Ausgaben sind: Ministerium: 1) Besoldungen 195,950 Thlr. (+ 1000 Thlr. persönlicher Zulage für den Ober⸗Bau⸗ direktor der Eisenbahnverwaltung) 2 — 4) andere persönliche und säch⸗ liche Ausgaben 48,500 Thlr. (wie 1869). Handels⸗, Gewerbe⸗ und Bauverwaltung in den Provinzen: 5) Besoldung und Dienstaufwands⸗ Entschädigung für 59 Regierungs⸗ und Bau⸗Räthe, 13 Ober⸗Bau⸗ nspektoren, 259 Bau⸗Inspektoren, 283 Kreis⸗, Land⸗ und Wasser⸗ dgaen e 712,876 Thlr. (+ 3446 Thlr.). Eine Mehrausgabe von 1430 Thlr. ist in diesem Titel dadurch entstanden, daß die Memeler seit dem J. 1808 gegen einen Staatszuschuß von durchschnittlich 20,000 Thlr. jaͤhrlich von der dortigen Kaufmann⸗ schaft unterhalten wurden, in Folge der Ermäßigung der Hafengebühren n die Verwaltung des Staats zurückgenommen sind. Im Ganzen nd in den verschiedenen Titeln dieses Etats hierdurch 90,876 Thlr. Mehrausgaben entstanden, während die Einnahme an Hafengeldern
(Ein⸗
mit 20,000 Thlrn. bei der Verwaltung der direkten Steuern nachge⸗
viesen ist. 6 — 12) Andere persönliche und sächliche Ausgaben, zu⸗ ammen 527,811 Thlr. (+ 44,490 Thlr., — 3,791 Thlr.). Die Mehr⸗ ausgaben sind besonders theils durch den Memeler Hafen, theils durch die Errichtung von 11 Eichungs⸗Inspektorstellen (14,500 Thlr. Tit. 8) ntstanden. 13) Zur Unterhaltung unchaussirter Wege und der Wasser⸗ werke 2,098,125 Thlr. (+ 157,445 Thlr.). Der Fonds ist pro 1870
m 100,000 Thlr. verstärkt worden; außerdem sind in Folge der Ueber⸗
ahme des Memeler Hafens 54,860 Thlr. hinzugetreten. 14) Zu Stromregulirung und Hafenbauten 698,300 Thlr. (+ 15,000 Thlr. wegen des Memeler Safeneh 15) Zur Unterhaltung der Staatschausseen ,667,700 Thlr. (+ 127,700 Thlr.). Auch dieser Fonds ist pro 1870 m 100,000 Thlr. verstärkt worden. 31,500 Thlr. Mehrausgaben sind durch den Hinzutritt von 22 ½ Meilen Staatschausseen entstanden. Die änge der Staatschausseen beträgt zur Zeit 2830 ½ Meilen, die sich auf die einzelnen Provinzen, wie folgt vertheilen: 2 6, Pommern 174,7, Schlesien 278,8, 260,8, Westfalen 287, Rheinprovinz Hessen⸗Nassau 341,8, Hannover 395, Schleswig⸗Holstein 189,2 = neue kandestheile 926 Meilen. 16) Zur Besoldung ꝛc. für Chausseeauf⸗ ther ꝛc. 38,220 Thlr. (+ 3826 Thlr.). 17) Zu Chaussee⸗Neubauten 100,000 Thlr. (wie 1869). 18) Zuschuß für die Bauakade⸗ ie zu Berlin (deren Etat mit 31,300 Thlr., + 900 Thlr., bschließt) 9540 Thlr. (wie 1869). Förderung des Handels und der Gewerbe: 19) Zu allgemeinen Handels⸗ 7727 Thlr. (wie 1869). 20) Zur Unterhaltung der Gewerbe⸗Akademie Berlin (deren Etat mit 58,101 ⅞ Thlr., wie im J. 1869 balancirt,) 7200 Thlr. (wie 1869). 21) Zur Unterhaltung der technischen Lehr⸗ nstalten in den Provinzen 119,342 Thlr. (+ 14 000 Thlr.) Die Mehrausgabe ist der jährliche Staatszuschuß von 10,000 Thlrn. für vecgssche e Schule zu Aachen und eine Erhöhung des Fonds n
i Bau⸗Wittwenkasse in Cassel, künftig wegfallend, 1640 Thlr., aus itel 12 pro 1869 hier übertragen. ie gesammten dauernden Ausgaben dieser Verwaltung stellen ch auf 9,383,630 Thlr. (+ 364,756 Thlr.), darunter künftig weg⸗ llend 44,279 Thlr. . Außerdem sind zu außerordentlichen Ausgaben erforderlich: 1) Zu and⸗ und Wasser⸗Neubauten und zu öffentlichen Arbeiten 1,400,000 Thblr. 200,000 Thlr.) 2) Zuschuß zu dem Chaussee⸗Neubau⸗Fonds 17 00 Thlr. (— 100,000 Thlr.) 3) Entschädigung für die Aufhebung
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gewerblich
Wolff’schen Telegraphen⸗Bureau.
betreffend den unentgeltlichen Unterricht in den
Die b
Polen hat, Zölle immer
Pfund angenommen,
Preußen 314,2, Posen Brandenburg 191,9, Sachsen 304,6 = alte Landestheile 1904,3;
und gewerblichen Zwecken
Thlrn., wobei namentlich die Errichtung von Schiffahrts⸗ nd Vorschulen in Schleswig⸗Holstein ins Auge gefaßt ist. 22) Zuschuß
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ewerblicher Berechtigungen in den neuen Provinzen 150,000 Thlr., 1 diejenige Summe, welche die Staatskasse nach dem Gesetz vom 17. März 1868 vorschußweise zu zahlen hat. 4) Zur Ausrüstung der neuen Eichungs⸗ behörden 11,980 Thlr. Zusammen 1,861,980 Thlr. (— 138,020 Thlr.)
Der Handel und die Industrie
Schlesi ns im Jahre 186
8 — II. “ 8 8 Die Baumwollspinnerei Schlestens war, wie die gesammt Baumwoll⸗Industrie, gedrückt. Die Spinnereien Schlesiens verferti⸗ gen nur grobe Nummern. Nachdem fast die Hälfte der vorhandenen Spindeln in Schlesien in Folge von Fallimenten zum Stillstand ge⸗ kommen, arbeiten die noch thätigen Spinnereien theils für die mit ihnen zusammenhängenden Webereien, theils haben in der Provinz selbst; das Geschäft in si seit die Baumwollspinnerei dort unter dem Sch mehr erstarkt ist, ganz aufgehört. Größeres Lager ist zum Schluß bei den Spinnereien nicht geblieben. In Strickgarnen ist das Geschäft als ein lohnendes zu bezeichnen, da die Preise sich je nach Qualität und Gespinnst im Januar pro Pfund auf 13 — 25 Sgr., Mai und Juni 20 — 40 Sgr. stellten, 1 und im Dezember etwa mit 16 — 30 Sgr. schlossen, auch der Umsatz den des Vorjahres bedeutend überstieg und mindestens 1,000,000 Pfd. erreicht haben wird. — Für die Kammgarnspinnerei ist das Jahr 1 1868 als eines der ungünstigsten zu bezeichnen. Die Garnpreise waren fast beständig weichend und im November und Anfang Dezem⸗ er so niedrig wie nie zuvor. Eine Ausdehnung der Fabrikation hat unter diesen Umständen nicht stattgefunden. — Die günstige Lage des Geschäfts in Strickgarnen im Anfang des Jahres kam vorzugs⸗ weise der Produktion zu statten und ist weniger als 1867 nicht in den Handel gebracht worden; dagegen wird bei der milden Tempera- tur in den “ Oktober, November, Dezember wesentlich weniger konsumirt worden und viel auf Lager verblieben sein. Das Geschäft in Flachs⸗ und Towgarnen hatte keinen günstigen Verlauf. Der Konsum der Leinenzwirne wird auf 1,000,000 wovon Schlesien selbst drei Viertheile deckt. Bie Fabrikation von baumwollenen Geweben unterlag, wie meist überall, dem Einfluß der wechselnden Konjunkturen; die schließlich erzielten Resultate können aber als ungünstig nicht bezeichnet werden. Da in Schlesien noch immer meist Handweberei getrieben wird, von welcher rohe Kattune und Nessel nun endlich fast ganz ausge⸗ schlossen sind, so besteht die Fabrikation von Geweben meist aus Parchenten, Bettzeugen, Ginghams und andern bunten Artikeln, während die rohen Tuche zu weißen Shirtings, weißen und gefärbten Futterstoffen ꝛc. meist aus süddeutschen und rheinischen Fabriken be⸗- sogen. und in den vortrefflichen Bleich⸗ und Färberei⸗Anstalten der rovinz, welche sowohl nach Anzahl und Größe, als Einrichtung die⸗ jenigen anderer Landestheile überragen, fertig gestellt werden. — Die Maschtnenmezeren hat eine Vergrößerung nicht erfahren. Die Hand⸗ weber waren bei unveränderten Löhnen meist vollauf beschäftigt, na⸗ mentlich sehr viel für Berliner Fabrikanten. Das Geschäft in halb⸗ wollenen Waaren schlesischer Fabrikation gestaltete sich bedeutend günsti⸗ ger als im Vorjahre; es waren das ganze Jahr hindurch genügend Aufträge vorhanden, um die Fabrikation darin vollauf beschäftigt su halten. Die Breslauer Tuchmacher haben ca. 3000 Stück Flanelle angefertigt, wovon 2500 abgesetzt und ca. 500 am Schlusse des Jahres unverkauft waren. Die Spinnerei, Walke und Appretur der ver⸗ einigten Tuchmacher⸗ und Tuchscheerer⸗Innung war das ganze Jahr im Gange und beschäftigte 16 männliche und 6 weibliche Personen mit bezüglich 2 ½ bis 6 Thlrn. und 1 bis 2 Thlr. Wochenlohn. Ge⸗ sponnen wurden 70,000 Pfd. Garn und 3000 Stück Waare wurden gewalkt und appretirt. — In Grünberg haben sich die dort bestehen⸗ den Etablissements fast sämmtlich erweitert und ihrem Betriebe größere Ausdehnung gegeben. Die Fabrikation hat in Beziehung auf die Feinheit des Fabrikats Fortschritte gemacht. — Im Allgemeinen war das Frngahrs. nnd Sommerheschäft zufriedenstellend, während über das Herbst⸗ und Wintergeschäft geklagt wurde. ie Teppich⸗Industrie hat im verflossenen Jahre keine wesentliche Aenderung erfahren. Die Fabrik von Gevers & Schmidt in Schmiedeberg hat sich bedeutend erweitert. Sie fertigte auf 20 Stühlen 711 Teppiche, ö“ für ganze Zimmer passend, und verbrauchte dazu an aterialien 787,71 Ctr. rohe Wollen, 237,64 Ctr. Jute⸗Garne. Die Teppiche wurden größtentheils nach dem Zollverein abgesetzt, nach Frankreich, Oesterreich, England und Belgien nur geringere Quan⸗ titäten. Das Geschäft in den ordinären Deckenstoffen aus Jute wurde gleichfalls erweitert und auf 8 mechanischen und 28 Hand⸗ stühlen 2694 Stück diverse Deckenstoffe gefertigt und dazu an Mate⸗ rialien 1230 Ctr. Jute⸗Garne, 3 Ctr. Manila⸗Garne, 42 Ctr. Matting⸗Garne, 15 Ttr. leinene Garne, 95 Ctr. Haargarne verbraucht. Die Zahl der Arbeiter belief sich durchschnittlich auf 250. — Mit schwachem Geschäft begann das Jahr 1868 für die Leinenweberei doch schon in der Mitte des Januar trat eine bessere Stimmung ein, welche bis zum Herbst anhielt; in den letzten Monaten des Jahres wurde das Geschäft wieder still. Für Posamentierwaaren gestal. tete sich das Jahr 1868 günstiger als die beiden vorhergehenden und nur im letzten Quartal wurde über sehr matten Geschäftsgan Im Jahre 1868 sind bei dem Breslauer Ma projekte eingegangen und nach erfolgter technischer Prüfung dem Königl. Polizei⸗Präsidium zur weiteren Verfügung resp. zur Erthei⸗ lung des Baukonsenses überwiesen worden. Von ihnen kommen auf die Stadt 1237, auf die umliegenden Ortschaften 8. Davon sind 221 Neubauten und 1024 Reparaturbauten, zu den letzteren gehören auch 437 in der Zeichnung geprüfte Entwässerungskanäle für hiesige Grund⸗ stücke. Von den Neubauten kommen auf die Stadt 213, auf die um⸗ liegenden Ortschaften 8. Daß in diesem Jahre die Zahl der für die