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schriebenen freien Ueberdeckung derselben ohne Stützen, vorzugs⸗
weise die Rücksicht auf eine reichliche Beleuchtung maßgebend. V
Der südliche Flügel des Baues bildet die Abfahrtsstation, der nördliche die Ankunftsstation, während der Kopfbau die sowohl bei der Abfahrt als auch bei der Ankunft der Züge zu
benutzenden Königlichen Zimmer enthält.
Auf der Abfahrtsstation tritt zunächst das in der Mitte
derselben angeordnete, aus der übrigen Gebäudemasse hervor⸗
ragende Vestibül als Haupteingang weithin erkennbar hervor. Dasselbe ist mit einem 1450 Quadratfuß großen Oberlicht ver⸗ sehen, hat bei ca. 68 Fuß Länge und 49 Fuß Tiefe eine lichte Höhe von 42 ½ Fuß und ist nach außen durch eine von polirten Granitsäulen getragene Vorhalle abgeschlossen, zu deren beiden
Seiten sich kleine Räume für den Portier und die Gepäckträger befinden. Es ist vorbehalten worden, vor dem Vestibül dem⸗
nächst eine auf eisernen Säulen ruhende bedeckte Halle in
solcher Größe auszuführen, daß 4 bis 6 Wagen gleichzeitig unter dem Schutze derselben vorfahren können. Der Billetverkauf er⸗ folgt innerhalb des Vestibüls, dem Eingange gegenüber, an einem mit drei Schalterfenstern versehenen Einbau, um bei außergewöhnlichem Zudrange die Abfertigung der Reisenden möglichst beschleunigen zu können. 1 3
An das Vestibül reihen sich links die Wartesäle mit den Buffets und die Retiraden, der Wartesaal IV. Klasse direkt vom Vestibül aus, die Wartesäle der übrigen drei Klassen durch einen geräumigen Korridor zugänglich. — Rechts vom Abfahrtsvestibül, und von diesem nur durch eine offene Säu⸗ lenstellung getrennt, befindet sich zunächst die 95 Fuß lange,
49 Fuß tiefe, 27 Fuß im Lichten hohe Gepäck⸗Annahme⸗Halle,
welche zur besseren Erleuchtung, außer den Seitenfenstern, ein
in der Dachfläche liegendes, aus Rohglas gebildetes 1600 Qu.⸗
Fuß großes Oberlicht erhalten hat. In unmittelbarer Verbin⸗
dung mit der Gepäckannahme⸗Halle ist das Arbeitszimmer der
Gepäck⸗Expedienten, ein Raum für reservirtes Gepäck ꝛc. Weiter
rechts folgen die Stationskasse mit Kassengelaß, sowie die Räume für den Stations⸗ und Telegraphendienst.
1 Für das den Bahntelegraphen benutzende Publikum dient neben dem Telegraphenbureau ein vom Vorplatz nach dem Perron durchgehender Flur, welcher zugleich rechts zur Eilgut⸗ expedition führt. Die Verladung des Eilgutes erfolgt von hier aus auf einem am östlichen Ende des Eilgutschuppens angelegten
Hülfsgeleise. Das über der Eilgutexpedition befindliche Stockwerk
enthält Beamtenwohnungen.
Auf der Ankunftsstation tritt das in der Mitte des Gebäudes symmetrisch mit der Abfahrtsstation liegende, zwei Stockwerke hohe Ausgangsvestibül ebenfalls als bedeutsame An⸗ lage hervor. Dasselbe hat die gleiche Breite wie das Vestibül auf der Abfahrtsseite, jedoch nur eine Tiefe von 35 ⅞ ͤFuß erhalten und ist in Bezug auf Ueberdeckung u. s. w. mit diesem konform behandelt. Vom Ausgangsvestibül gelangt der Reisende gerade⸗ aus zum Vorplatze, während sich zu beiden Seiten zwei kleinere, 240 Fuß lange, 16 Fuß breite, bedeckte Hallen befinden, unter deren Schutz ein bequemes Einsteigen der Reisenden in die Fuhrwerke ermöglicht wird. An das Vestibül schließt sich links ein mit der Gepäckannahme auf der Abfahrtsstation konform eingerichteter und mit Oberlicht versehener Gepäckausgaberaum, neben welchem sich 2 Räume zur Revision steuerpflichtiger Ge⸗ päckstücke resp. für zurückgebliebene Gegenstände befinden. Weiter links und von den vorigen durch einen Flur getrennt, liegt die Expedition für ankommendes Eilgut mit ihren Nebenräumen. Rechts vom Ausgangsvestibül befindet sich zwischen 2 kleinen Räumen für Portier und Gepäckträger der Eingang zum Wartesaal für die ankommenden Züge. Am äußersten Ende der Ankunftsseite und von den Eisenbahn⸗Betriebsräumen ver⸗ mittelst eines durchgehenden Flures getrennt, sind endlich die Geschäftslokale für die Stadt⸗Telegraphie und Postverwaltung eingerichtet. Der, die beiden Seitenbauten bindende Kopfbau, aus einem Mitttelrisalit und zwei Flügelbauten bestehend, enthält, abgesehen von dem im südlichen Flügel befindlichen Wartesaal I. Klasse mit sei⸗ nen Nebenräumen, im nördlichen Flügel das Bureau der Betriebs⸗Inspektion, während im Mittelbau die Zimmer für die Königlichen Herrschaften angeordnet sind. Zu diesen gelangt man mittelst einer aus Eisen konstruirten, mit Glas bedeckten Unterfahrt, indem man zunächst einen kleinen, mit einer Säulenstellung abgeschlossenen Vorraum, und niittelst einiger Stufen das 28 Fuß im Lichten hohe, von einem kuppel⸗ förmigen Oberlicht beleuchtete Vestibül betritt, welchem letzteren sich zu beiden Seiten in symmetrischer Anordnung die König⸗ lichen Zimmer, und an der Hinterwand eine Halle für das Königliche Gefolge anschließen; die durch diese Halle vom Vestibül nach dem Perron führende Passage ist durch eine Säulenstellung und mittelst Draperie abgeschlossen. Die oberen Geschosse des Kopfbaues ihttgleen außer einem Kon⸗
ferenzsaal für die Direktion und
nach der Stadt zu ver⸗
einigen Kommissionszim⸗ mern ausschließlich Beamtenwohnungen.
Die äußere Architektur des Gebäudes ist nach den Ent⸗ würfen des verstorbenen Hof⸗Bau⸗Rath Lohse in Ziegelrohbau, unter Anwendung von hellfarbigen Verblend⸗ und Formsteinen, welche größtentheils nachträglich vorgeblendet wurden, ausge⸗ führt worden. — Der Kopfbau ist in dem mittleren Theile er⸗ höht und hat hier eine hervorragende Architektur erhalten. Im Uebrigen sind die oberen Stockwerke des Kopfbaues und die Seitenflügel einfach durch Lisenen getheilt, während das Erd⸗ geschoß des Kopfbaues, als der hervorragendste Theil des ganzen Gebäudes, durch eine Arkadenstellung ausgezeichnet ist.
Einen besonderen Schmuck hat der Kopfbau in seiner Krönung durch 8 in Sandstein ausgeführte Figuren erhalten, von denen die auf dem Mittelbau neben einander befindlichen die vier Provinzen Brandenburg, Preußen, Pommern und Posen darstellen, während die auf den Ecken aufgestellten vier
Figuren die Dampfkraft, die Elektrizität, den Gewerbefleiß und den Ackerbau versinnbildlichen. Durch diesen Figurenschmuck gelangte allegorisch die durch die Ostbahn bewirkte Verbindung der genannten vier Provinzen, sowie der Gedanke zum Aus⸗ druck, daß die Ostbahn dazu bestimmt ist, vermittelst der Dampfkraft und Elektrizität die Produkte des Gewerbefleißes aus dem Westen mit den Erzeugnissen des Ackerbaues aus dem Osten auszutauschen.
Was die innere Einrichtung des Gebäudes betrifft, so wurde, wie bereits erwähnt, vor Allem auf eine möglichst voll⸗ kommene Erleuchtung der sämmtlichen Räume Rücksicht ge⸗ nommen und denselben daher überall, wo das vorhandene
Seitenlicht zu einer reichlichen Erhellung nicht ausreichend er⸗ schien, noch Oberlicht gegeben.
In den beiden Vestibülen auf der Abfahrts⸗ und Ankunfts⸗ seite nimmt das Oberlicht nahezu ⅛ der ganzen Grundfläche ein. Die Deckenkonstruktion ist mit der Substruktion des Daches derart kombinirt, daß beide durch ein gemeinschaftliches System schmiedeeiserner Gitterträger gebildet werden, auf denen sowohl die eisernen Hängewerke des Öberlichts, als die mit ge⸗ welltem Eisenblech eingedeckten übrigen Dachflächen ruhen. Die Eisenkonstruktion jeder der beiden Vestibül⸗Bedachungen hat ein Gesammtgewicht von 361 Ctr. exkl. Wellblech; die Grundfläche der Konstruktion enthält 3297 Quadratfuß, mithin beträgt das Gewicht pro Quadratfuß rot. 11 Pfd. Die Kosten stellen sich für jedes Dach inkl. der Rüstungen und der Eindeckung mit Wellblech auf rund 3675 Thlr., hierzu für die Eindeckung mit Rohglas inkl. der “ bei ca. 1570 Quadratfuß Dachfläche 1200 Thlr., zusammen auf 4875 Thaler, mithin pro Quadratfuß Grundfläche auf 1 Tblr. 14 Sgr. 4 Pf. Für die Eisenkonstruktion allein, exkl. Ein⸗ deckung, berechnet sich der Preis auf 1 Thlr. 1 Sgr. 3 Pf. pro Quadratfuß Grundfläche.
Die Wände sind in allen für das Publikum bestimmten Räumen 4 Fuß hoch mit Holzpaneelen bekleidet, im Uebrigen durch profilirte Holzleisten in Felder getheilt, mit Leimfarbe gestrichen und mit Linien abgezogen.
„Besondere Erwähnung verdienen die Königlichen Empfangs⸗ räume, welche eine dem Zweck entsprechende gediegene Ausstat⸗ tung erhalten haben. In dem Vestibuͤl sind die Säulen und die mit denselben in einheitlicher Architektur ausgebilde⸗ ten Pilaster und Thüreinfassungen von karrarischem Mar⸗ mor, die dem Auge entfernter liegenden Architrave, Gesimse u. s. w. von Stuck, die Wandflächen in stucco lustro aus- geführt, und die 4 Felder in dem Friese unter der Glaskuppel mit allegorischen Oelbildern versehen. Die Königlichen Em⸗ pfangszimmer selbst zeigen eine dem Vestibül entsprechende Aus⸗ bildung; sämmtliche Holzarbeiten in denselben sind aus polirtem Eichen⸗ oder Nußbaumholz hergestellt und zum Theil geschnitzt, die Wände mit Stofftapeten bekleidet.
„Die Halle, wie bereits erwähnt, 600 Fuß lang und 120 Fuß tief, zeigt in ihrer Ueberdeckung das Bogenträgersystem unter Anwendung kastenförmig konstruirter Gitterträger als Binder, welche in einer durchschnittlichen Entfernung von 24 Fuß angeordnet sind. Nur an den Endrisaliten der Halle ist die Entfernung der beiden letzten Binder von einander, der Fenster⸗ theilung entsprechend, auf rot. 14 Fuß gekürzt, wodurch zugleich eine größere Festigkeit der Dachfläche gegen Winddruck am Ende der Halle erzielt wird.
‚Die Eindeckung des Hallendaches besteht in dem, dem First zunächst liegenden Theile, auf etwa ½ der ganzen Dachfläche, aus gewelltem Eisenblech auf armirten Holzfetten, im Uebrigen ganz aus Rohglas. Das letztere nimmt beiderseits eine Fläche von rot. 26,100 Quadratfuß ein und hat demnach einen Ge⸗ sammtinhalt von 52,200 Quadratfuß; die von der Halle be⸗ deckte Grundflaͤche beträgt 72,000 Quadratfuß, mithin ist das Verhältniß der Lichtfläche zu der Größe des beleuchteten Rau⸗
mes nahezu 5:7.
Das Gewicht der Eisenkonstruktion des Hallendaches, exkl. der gußeisernen Konsollager und exkl. Wellblech, beträgt 8480 Centner, mithin bei 72,000 Quadratfüß Grundfläche pro Quadrat⸗ uß 11 ¾¼ Pfd. Mit Einschluß der Wellblech⸗ und Rohglas⸗Ein⸗ Ueaen wiegt das Dach im Ganzen 13,200 Ctr. oder pro Quadratfuß 18½ Pfd. Die Kosten desselben betragen mit Einschluß der auf rund 6090 Thlr. sich belaufenden Ausgaben für die Gerüste 122,0000 Thaler (pro Quadratfuß 1 Thlr.
20 Sgr. 10 Pf.); die Eisenkonstruktion allein kostete in fertiger ihn ersch. Abe Zelltteitn — das letzte Elenn in Pommern getödtet ist, läßt sich nach Schmidt
Arbeit rot. 68,500 Thlr., daher pro Quadratfuß 28 ½ Sgr.
Die auf der Ankunftsseite ausgeführte Droschkenhalle ist mit Rohglas nach dem beim Perronhallendache angewendeten
Verfahren, im Uebrigen mit gewelltem Eisenblech eingedeckt.
Das von den Dächern der Gebäudetheile abgeführte Wasser
gelangt durch Abfallröhren direkt in ein unterirdisches Röhren⸗ system, welches zugleich die angrenzenden Straßen und das Bahnhofsterrain entwässert; die Röhren vereinigen sich an der
städtischen Entwässerungskanal.
554,000 Thlr. betragen; die Bau⸗Ausführung wurde unter der speziellen Leitung des damaligen Eisenbahn⸗Baumeisters, jetzigen
Bau⸗Inspektor Geiseler zu Brandenburg bewirkt, wobei die
Ausarbeitung der Entwürfe für die architektonischen Details unter wesentlicher Mitwirkung des Baumeisters Cuno zu Berlin erfolgte.
Verschwundene Thierarten in Pommern.
Die in den verschiedensten Gegenden aufgefundenen Ueber⸗ reste von unbekannten Thierformen liefern den Beweis, daß der Reichthum der Fauna durch das Aussterben gewisser Thiergattun⸗ gen vermindert worden ist. Auf vaterländischem Boden wie im Eise Sibiriens sind Formen aufgefunden, die als Ueberbleibsel von Thieren nach den heutigen Erfahrungen nur einem exoti⸗ schen Klima angehören und neben einer vorweltlichen Flora eine analoge Fauna unter abweichenden klimatischen Verhältnissen voraussetzen lassen. Neuerdings sind es namentlich die in den Pfahlbauten aufgefundenen Thierüberreste, welche die Wissen⸗ schaft zur Untersuchung über die Abnahme und das Aussterben der Thiere wieder angeregt haben. So wurden von denn jetzigen Ab⸗ geordneten Th. Schmidt bereits im Jahre 1856 in einer der Uni⸗ versität Greifswald bei ihrem vierhundertjährigen Jubiläum über⸗ reichten Schrift Mittheilungen über verschiedene, ehemals in Pommern vorhandene und später verschwundene Thierarten ge⸗ macht, welchen Theil seiner Schrift der Verfasser gegenwärtig in Folge wiederholter Aufforderung mit Ergänzungen der in ihr niedergelegten Ermittelungen hat erscheinen lassen.
Die uns vorliegende, als Broschüre gedruckte Schrift weist zunächst nach, daß der frühere Aufenthalt des Rennthieres in Pommern durch die wiederholt aufgefundenen Knochen dieses Thieres festgestellt ist, obwohl der Aufenthalt desselben in dorti⸗ ger Gegend sich im Uebrigen der weiteren Ermittelung entzieht. Daß dasselbe auch in Ostpreußen heimisch war, beweist u. A. ein in einer Mergelgrube bei Preußisch⸗Eilau aufgefundenes, sehr gut erhaltenes und natürlich abgeworfenes Geweih. Auch in Mecklenburg sind wiederholt Knochen und Geweihe von Rennthieren gefunden worden. b
Daß das größte europäische Säugethier, der Auerochs, in Pommern gelebt hat, bezeugt zuerst der Begleiter des Bischofs Otto von Bamberg, Sefried. Als weitere Zeugnisse für die Verbreitung dieses Thieres dienen manche Ortsnamen in Pommern. Der letzte Auerochse in Pommern soll von dem Herzog Wartislaf V. erlegt worden sein; in welchem Jahre ist nicht genau konstatirt, wenngleich von einigen Geschichtsschreibern das Jahr 1364 genannt wird. Nach einer im Jahre 1373 aus⸗ gefertigten Urkunde »erlegte Wartislaus einen Wesene propria industria vna cum familiaribus, ließ das Horn vergolden und auf der Vergoldung Eindrücke von seinen affen ausführen. Dieses Horn benutzte Wartislaf als Trinkhorn, be⸗ hielt sich dessen Gebrauch bis zum Tode vor und vermachte es dann dem Dom zu Cammin, damit ehrwürdige Reliquien in demselben aufbewahrt würden. An den großen Festtagen sollte es mit den übrigen monstranciis et clenodiis zur Ehre des Schöpfers und zum Schmucke der Kirche auf dem Hauptaltar ausgestellt werden. Sämmtlichen Prälaten wird in der Ur⸗ kunde der eigenmächtige Gebrauch untersagt, ebenso sollte es zu keinem unheiligen Zwecke benutzt werden«
Der Auerochs lebt gegenwärtig noch am Kaukasus als Seltenheit und im Walde von Bialowics, im lithauischen Gou⸗ vernement Grodno, wo die Thiere unter dem besonderen Schutz der Kaiserlichen Regierung stehen. Ihre Zahl soll sich auf noch über 1200 Stück belaufen. Sie haben eine besondere Leibgarde gegen Wilddiebe und zur Hülfe gegen die Noth des Winters.
Auch das Elenn, Cervus Alces Licn, lebte früher in Pommern. In der Kantzows Pomerania (herausgegeben von
1u
mel1 8 “ 8b geben wird. Die Kosten für das ganze Gebäude haben in runder Summe
Kosegarten, Greifswald 1817) heißt es: »In Pommern hats auchs große Haiden, die bis Polen gehen, daselbst pflegt man elende.“ Nach Kantzows Angaben (er schrieb zwischen 1530 und 1540), war das Elenn zu seiner Zeit schon in die hinteröstlichen Bezirke Pommerns zurückgedrängt, wo der geringere Anbau und die schwächere Bevölkerung, die einsam und unzugänglichen Moore und Brüche seinen Aufenthalt begünstigten. Verbreitet war das Elenn ehemals über ganz Pommern; Gehörne von ihm sind in den verschiedensten Gegenden gefunden worden. Wann
nicht mehr ermitteln. In Preußen hält es sich im Delta des Niemen nahe dem Kurischen Haff jetzt noch auf. .
Von wilden Pferden geben verschiedene Nachrichten aus manchen Gegenden Kunde; daß es solche im 16. Jahr⸗
hundert auch noch in Pommern gegeben hat, meldet Kantzow in seiner t F ich garten 1817), wo gleichzeitig eine Beschreibung des Thieres so⸗ südöstlichen Ecke des Kopfbaues und führen von hier in den
Pomerania, II. Band
(Ausgabe von Kose⸗ wohl, als der Art seines Einfangens und seiner Zähmung ge⸗ In dieser Beschreibung würde man das auf den Wiesen beider Oderufer, den Inseln Usedom und Wollin, noch beute in den Koppeln und frei weidende kleine pommersche Graspferd wieder erkennen, wenn nicht als besonderes Abzeichen des wilden Pferdes ein gelber Striemen über den
Rücken genannt würde, der sich auch bei den kleinen lithauischen
Pferden findet. Dieses Merkmal soll jedenfalls das wilde Pferd in seinem besonderen Farben⸗ oder Race⸗Unterschied von dem zahmen kenntlich machen. Daß nicht Pferde ge⸗ meint sind, welche schon eingespannt waren, ergiebt sich auch aus dem Zusatze über die Zähmung. Der Fang geschah mit⸗ telst des Hagens, eines eingezäumten und an einer Stelle offe⸗ nen Raumes, in welchen die Pferde hineingetrieben wurden. Solcher Hagen geschieht auch später in Jagdordnungen Erwäh⸗ nung. Gewiß sind die Pferde aber nicht in dem Sinne wild u nehmen, als wenn sie sich noch in ihrem ursprünglichen Zu⸗ ande befunden hätten, sondern sie verwilderten auf der Weide in völliger Freiheit und mußten deshalb erst gejagt und ge⸗ zähmt werden. Wahrscheinlich ist auch, daß sie den Winter nicht ohne menschliche Hülfe überstanden, sondern daß eine Fütterung von Heu ꝛc. stattfand, wie sie beim Rothwilde in schweren Wintern nöthig ist.
In Westfalen weideten noch vor nicht langer Zeit wilde Pferde; auch in der Tartarei versteht man unter wilden Pfer⸗ den nur solche, welche auf der Steppe frei herumlaufen und nicht eingeritten sind.
Des Luchses wird neben anderen Raubthieren in älteren Jagdverordnungen für Pommern öfter Erwähnung gethan. In einer plattdeutschen Verordnung über den Wolf und andere Raubthiere, Ueckermünde 1492, heißt es: »Den Luchs, wiel he de ärgste ist, moth man flitig by Winter⸗ tieden nahstellen, em mit Netten fengen, scheten, edder wo he tho finden is: welcke alle Undiere man gripen moth.« In den vorpommerschen Aemtern Stettin, Jasenitz, Ueckermünde, Torgelow und Königsholland lebten im vorigen Jahr⸗ hundert noch Luchse; in Hinterpommern fanden sie sich in den Aemtern Colbatz, Friedrichswalde und Stepnitz; in den Forsten des jetzigen Regierungsbezirks Cöslin waren sie schon ausgerottet. In den Jahren 1737 und 1738 wurden in Pommern 12 Luchse erlegt. Seit dem letzt⸗ genannten Jahre sind in Pommern keine Luchse mehr getödtet; die letzten Reste der Luchsfamilie bargen die Forsten, welche zum Flußgebiete der Oder gehören. Der in Pommern aus⸗ gerottete Luchs, welcher jetzt noch in Nordamerika, dem öst⸗ lichen und nordöstlichen Europa lebt, war der gemeine Luchs, felis Lynx, mit rostähnlichem, röthlich⸗grauem oder grauem Pelze, hatte an den Läufen auf gelbem Grunde weiße Farbe, uüd war im Gesichte blaßweiß mit einigen dunkeln Streifen. Seine Körperlänge betrug 3 Fuß, der Schwanz mit schwarzer Spitze Fuß und sein Gewicht ausgewachsen 44—50 Pfund. Lebendig gefangen wurde der letzte junge Luchs in Pommern im Jahre 1736. In Ostpreußen wurde im Februar 1862 bei Massaven der letzte Luchs erlegt. In Pommern erinnern mehrere Ortsnamen an den Luchs.
Ebenso erinnern verschiedene Orts⸗ und andere Namen in Pommern an den Bären. Es war vorzugsweise der braune Bär, der hier lebte. Da für die Erlegung jedes Bären eine Prämie gezahlt wurde, so lassen sich aus den im Stettiner Provinzial⸗ Archiv vorhandenen Akten die letzten Erinnerungen an dieses Thier in Pommern feststellen. Die Prämienlisten weisen für 1737 und 1738 8 in Hinterpommern erlegte Bären nach. Im Jahre 1750 fand man bei Gollnow die letzten 4 jungen Bären in Pom⸗ mern, und ist dies Jahr als das letzte zu bezeichnen, bis zu welchem
der Nachweis geführt werden kann, daß nicht etwa Streifbären,
sondern ansässige Thiere dieses Geschlechts in der Provinz sich aufhielten. Die Eltern dieser jungen Bären wurden nicht auf⸗
gefunden. Für später erlegte Bären ist keine Prämie in Pommern