1870 / 107 p. 11 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

8 XAX“ Nr. 2 H. Reg. Firma Gebr. Pfeiffer zu Cassel. Die Verfügung bezüglich 8,8 Eintrags der Firma wird dahin geändert, daß dieselbe gemäaͤß der Anmeldung »Gebr. Pfeiffer,« nicht »Gebrüder Pfeiffer⸗ einzutragen ist. Die unter der Firma Gebr. Pfeiffer dahier bestandene offene Häandelsgesellschaft ist seit dem 15. April d. J. aufgelöst und der seit⸗ herige Mitinhaber, Banquier Gustav Pfeiffer dahier, führt das Ge⸗ scchäft seit dem 15. April d. J. unter der bisherigen Fixma auf alleinige Rechnung unter Uebernahme aller Aktiva und Passiva fort. Nach Anzeige desselben ist die den Buchhaltern Philipp Robert und Friedrich Bode dahier ertheilte Kollektivprokura erloschen und jedem derselben gesonderte Prokura ertheilt, laut Anzeige vom 28. April 1870. Eingetragen Cassel, am 2. Mai 1870. 8 Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung. Schultheis.

2298 Söoöfolge Verfügung vom 2. Mai 1870, ist auf Anzeige von dem nämlichen Tage, heute in das Handelsregister eingetragen worden, daß von den Kaufleuten Heinrich David Zettelmann und Carl Franz Wollstätter dahier, Inhabern der hiesigen Firma Heinrich Zettelmann & Comp., dem Kaufmann Friedrich Faber dahier Prokura ertheilt worden ist. Haäanau, am 3. Mai 1870. Königliches Kreisgericht. Abtheilung JI.

Zufolge Verfügung vom 4. Mai 1870, ist auf Anzeige von dem

nämlichen Tage, heute in das Handelsregister eingetragen worden: daß seit dem 15. April 1869 aus dem bis dahin von den beiden Bijouterie⸗Fabrikanten Johann Heinrich Geissell und Johann Frie⸗ drich Jacob Geissell dahier unter der Firma J. Jockel & Comp. dahier betriebenen Geschäfte, der Mittheilhaber Johann Heinrich Geissell ausgetreten und der Fabrikant Philipp Hartung dahier als Gesellschafter in dasselbe eingetreten ist, sowie daß von dem genann⸗ ten Tage an auf den verbliebenen Mittheilhaber Johann Friedrich Zacob Geissell und den vorgenannten, neu eingetretenen Gesell⸗ scchafter Philipp Hartung alle Aktiva und Passiva üͤbergegangen sind. Hanau, am 5. Mai 1870. Königliches Kreisgericht Abtheilung I.

Auf Anmeldung ist unter Nr. 817 des hiesigen Handels⸗ (Gesell⸗ schafts⸗) Registers, woselbst die Handelsgesellschaft unter der Firma: »Gebr. Mosler⸗ zu Cöln, und als deren Gesellschafter die Kaufleute und Weinhändler Caspar Mosler und Emanuel Mosler in Coͤln vermerkt stehen, heute eingetragen worden, daß die Gesellschaft aufgelöst worden ist und der Kaufmann Emanuel Mosler das Handelsgeschäft unter seinem eigenen

Namen fortsetzt.

Sodann ist unter Nr. 1935 des Firmenregisters der Kaufmann und Weinhändler Emanuel Mosler in Cöln als »Emanuel Mosler« heute eingetragen worden.

Cöln, den 5. Mai 1870.

Derr Handelsgerichts⸗Sekretär Weber. 8

Auf Anmeldung ist unter Nr. 321 des hiesigen Handels⸗ (Gesell.

schafts⸗) Registers, woselbst die A“ unter der Firma: S. Fa ie.

zu Bergheim, und als deren Gesellschafter die Kaufleute Samuel Falk

zu Oberaußem, Kreis Bergheim, und Salomon Falk zu Bergheim

vermerkt stehen, heute eingetragen worden, daß die Gesellschaft auf⸗

gelöst worden ist und der Kaufmann Samuel Falk, jetzt in Bergheim

wohnhaft, das Handelsgeschäft unter unveränderter Firma fortführt.

Sodann ist unter Nr. 1936 des Firmenregisters der Kaufmann Samuel Falk zu Bergheim als Inhaber der Firma: »S. Falk & Cie.⸗« heute eingetragen worden.

Ferner ist in dem Prokurenregister unter Nr. 598 die Eintragung erfolgt, daß der Kaufmann Samuel Falk für seine Firma: »S. Falk & Cie.« seinen Sohn Sigismund Falk in Bergheim zum Prokuriste

Cöln, den 5. Mai 1870. 8

Der Handelsgerichts⸗Sekretär

Auf Anmeldung ist unter Nr. 668 des hiesigen Handels⸗(Firmen⸗) Registers, woselbst die Firma: b „S. Falka«, 8 und als deren Inhaber der Kaufmann Samuel Falk in Oberaußem, vermerkt steht, heute eingetragen worden, daß die Firma erloschen ist. Cöln, den 5. Mai 1870. Derr Handelsgerichts⸗Sekretär

8 Auf Anmeldung ist heute in das hiesige Handels⸗(Firmen⸗) Re⸗ gister unter Nr. 1937 eingetragen worden der in Cöln wohnende Kaufmann Salomon Falk, welcher daselbst eine Handelsniederlassung errichtet hat, als Inhaber der Firma: „»Salomon Falke. Cöln, den 5. Mai 1870. 8

Der Handelsgerichts⸗Sekretär

Auf Anmeldung ist heute in das hiesige Handels⸗(Firmen⸗) Re⸗ ister unter Nr. 1938 eingetragen worden der in Cln wohnende Tuch⸗ händler August Arnolds, welcher daselbst eine Handelsniederlassung rrichtet hat, als Inhaber der Firma: »August Arnolds⸗«. Nai 1870. Der Handelsgerichts⸗Sekretär Weber.

Inhaber der Firma: 8

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hier ist heute auf Anmeldung eingetragen worden: 1) Nr. 717 und 718 des Prokurenregisters.

Die von der Kau händlerin Wittwe Christian Siegel, Sara,

an geb. Stoll, in ““ einer Zweigniederlassung in Solingen, ihren beiden Soͤhn 89 Gustav Fene in Wald und Hermann Siegel in Solinge Pdermn besonders, ertheilte Prokura. 2,) Nr. 1194 des Gesellschaftsregisters.

1162

aaam 1. Mai 1870 begonnen hat,; die Gesellschafter sind d

o est. Seidenfärber Richard von Hagen und Fritz de Haas in Elba

feld, von denen Jeder befugt ist, die Gesellschaft zu vertret

1 und die Firma zu zeichnen. b1““]

Elberfeld, den 4 Mai 1877. 8

Der Handelsgerichts⸗Sekretär Mink.

In das Genossenschaftsregister bei dem gerichte hierselbst ist heute auf Anmeldung eingetragen worden:

3.) Nr. 3, daß an Stelle des Kaufmanns Carl Theodor Gerlach in Elberfeld der Kaufmann Ernst Schmerfeld daselbst, ung lgaan Stelle des Kurzwaarenhändlers Julius Mittelstraß de sfelbst, der Kaufmann Carl August Schmitz ebendort, zu Mit⸗ gliedern des Vorstandes der Genossenschaft unter der Firma

Elberfelder Gewerbebank, eingetragene Genoffenschaff, 1 g Elberfeld bestellt worden. Elberfeld, den

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4. Mai 1870. Der Handelsgerichts⸗Sekretär Mink.

Koöonkurse, Subhastationen, Aufgebote, SeII. Vorladungen u. dergl.

[1524] Bekanntmachung.

In dem Konkurse über das Vermögen der Wittwe Aue, Emillit geb. Grubitz, Inhaberin der Handlung Carl Wm. Aue hier, hat die Handlung Gebrüder Niedlich zu Berlin nachträglich eine Forderung von 2000 Thlr. nebst 6 pCt. Zinsen vom 1. Mai bis 3. Auguf 1867 angemeldet.

den 19. Mai cr., Vormittags 11 Uhr, an Gerichtsstelle, Domplatz Nr. 9, vor dem unterzeichneten

haben, in Kenntniß gesetzt werden. Magdeburg, den 30. April 1870. Königliches Stadt⸗ und Kreisgericht. I. Abtheilung. Der Kommissar des Konkurses. gez. Lympius.

8 ““ 8 Ediktalladung. In der Konkurssache

[1526]

8 über

den überschuldeten Nachlaß des zu Hersfeld verlebten Feldwebels Heltt

wird der förmliche Konkurs erkannt und zur förmlichen Liquidation der Schulden Termin auf den 14. Juni d. J8., Vormittags

9 Uhr, Cont. Stunde, unter dem Rechtsnachtheile der Ausschließung

Hersfeld, am 30. April 1870. E Königliches Amtsgericht. Abtheilung J.

[1525] WVerfügun

in Sachen

betreffend den Konkurs des Mühlenbesitzers Gottfried Simmig von Spangenberg.

Auf Antrag des Contradiktors werden diejenigen Gläubiger, welche im heutigen Liquidationstermine nicht erschienen sind und ihre Forderungen nicht angemeldet haben, von der Masse ausgeschlossen.

Spangenberg, am 29. April 1870.

Konigliches Amtsgericht. 1 Wolfram.

8 effentliche Vorladung.

Der Gerichts⸗Assessor a. D. Puls hier, Köpnickerstraße Nr. 70. ist gegen den angeblich hier sich unangemeldet aufhaltenden Kaufmann L. Troschel aus einem von der Firma Carl Bohnhoff & Co. in Berlin auf ihn gezogenen, von ihm acceptirten, am 12. März 1867 fällig gewesenen, bei der Bank des Berliner Kassenvereins in Berlin domizilirten Wechsel vom 12 Dezember 1866 über 354 Thlr. 20 Sgr. auf Zahlung dieser Summe nebst 6 pCt. Zinsen seit dem 12. Mänz 1867 und 3 Thlr. 20 Sgr. Protestkosten klagbar geworden.

Die Klage ist eingeleitet, und da der jetzige Aufenthalt des Kauf⸗ manns L. Troschel unbekannt ist, so wird dieser hierdurch öffentlich aufgefordert, in dem zur Klagebeantwortung und weiteren mündlichen Verhandlung der Sache auf

den 14. Juni 1870, Vormittags 10 Uhr, 8 vor der unterzeichneten Gerichtsdeputation im Stadtgerichtsgebäude

Jüdenstraße 59, Zimmer Nr. 67, anstehenden Termine pünktlich zu erscheinen, die Klage zu beantworten, etwaige Zeugen mit zur Stell zu bringen und Urkunden im Originale einzureichen, indem auf spa⸗ tere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rücksicht genom⸗ men werden kann.

„Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, so werden die in der Klage angeführten Thatsachen und Urkunden auf den An⸗ trag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt erach⸗ tet, und was den Rechten nach daraus folgt, wird im Erkenntni gegen den Beklagten ausgesprochen werden.

Berlin, den 8. März 1870.

Königliches Stadtgericht. Abtheilung für Civilsachen

Hier folgt die besondere Beilage

““ u“ 1““ 8 In das Handelsregister bei dem Königlichen Handelsgerichte e Wald, für ihre Firma Christ. Siegel Wwe. in Wald, m

Die Handelsgesellscha unter der Firma von Hagen et de Haas in Elberfeld, welch.

Königlichen Handelz

Der Termin zur Prüfung dieser Forderung ist auf

anberaumt, wovon die Gläubiger, welche ihre Forderungen angemeld

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sdddes Koͤniglich Preußischen Staats⸗Anzeigers. N9o. 18 vom 7. Mai 1870.

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Inhalts⸗Verzeichniß: Zur Baugeschichte des Königlichen Schlosses in Berlin. Geschichte der früheren Stettiner Handels⸗Kompagnien. Vaterländische Bilder auf

liche Waisenhaus zu Königsberg. Zur den Kunst⸗Ausstellungen Berlins Ende April 1870.

Die Bedeutung der Wälder. (I.) Das Ksoͤnig⸗

———

Zur Baugeschichte des Königlichen Schlosses 724 in Berlin. 7,

Ueber die Entstehung und den Bau des Königlichen Schlosses zu Berlin hielt der Major z. D. v. Kessel im ver⸗ gangenen Winter vor dem Verein für die Geschichte Berlins einen Vortrag, welchen derselbe am 13. März d. J. in der Aula des hiesigen Wilhelms ⸗Gymnasiums wiederholte. Den Vorträ⸗ en gingen Erläuterungen an einem vor den Zuhörern aufge⸗ stellten Gypsmodell und zahlreichen Zeichnungen zur Seite. Wir theilen im Folgenden den wesentlichen Inhalt des Vortrags mit:

In der Einleitung gab der Redner einen kurzen Ueberblick über die geschichtliche Entwickelung der Mark Brandenburg und speziell der Städte Berlin und Kölln in ihrem Verhältniß zum Landesfürsten. Die ersten Hohenzollern erkannten, daß sie nur durch eine befestigte Burg im Herzen beider Städte sich selber Schutz und ihren Regierungsmaßregeln Nachdruck ver⸗ schaffen konnten. Allein Friedrich I. gelangte nicht zur Anle⸗ gung einer solchen. Ebensowenig hatte er von den Einwohnern das Oeffnungsrecht, d. h. den Eintritt in das städtische Weich⸗ bild mit seinen Reisigen, erlangen können. Erst später gelang Beides bei der Uneinigkeit zwischen Bürgern und Rath seinem Sohne Friedrich I. Eine Urkunde von 1442 giebt Auskunft über den vom Kurfürsten erworbenen Raum zum Burgbau.

Friedrich II. nahm den Bau sofort in Agriff. In dem Maße aber, in dem die Bürger den Bau mit Energie und Eile gefördert sahen, wuchs die Besorgniß für ihre eigene Unabhängigkeit. Man suchte deshalb den Weiterbau zu hindern, indem man die Handwerker davon vertrieb, dem Kur⸗ fürsten das Oeffnungsrecht wiederum versagte, seine Diener efangen nahm und, durch Aufziehung der Spreearche, einen heil des Burgplatzes unter Wasser setzte. Nach längeren Ver⸗ handlungen gelang es dem Kurfürsten jedoch, mit den Bürgern einen Vergleich zu Stande zu bringen, kraft dessen dem Burg⸗ bau ungehinderter Fortgang gewährt wurde.

Zu Ende des Jahres 1447 war der Rohbau vollendet, und im Jahre 1451 hatte der Kurfürst, »Uns, der Herrschaft und unserm ganzen Lande zur Zierung, ehren, frommen und Nutze«, seine Burg bezogen.

Wir haben nur spärliche Nachrichten von dem Aus⸗ sehen und der Beschaffenheit dieser Burg. Als von ihr herrührend muß man aber dem Material und der Bauart nach erkennen 1) den runden Thurm, 1682 abgerissen, 2) das Corps de logis, 3) die Erasmus⸗Kapelle, 4) den grünen Hut, 5) die untere Etage des Hauses der Herzogin in Bastionsform, 6) den Wendelsteg, 7) den Thurm am Zeughause, unter dem die Pferdeställe lagen, 8) den später als Glockenthurm benutzten Vertheidigungsthurm am alten Dome, der mit Nr. 1 und dem dahinter liegenden Graben, Wall und Mauer die Hauptver⸗ theidigung gegen Kölln abgab, und endlich den unteren Theil des Münzthurms, der als Vertheidigungsthurm gegen die neu gebaute Hundebrücke in der Mauer lag.

Einen besonderen Schutz verschaffte der Kurfürst der Burg durch Burglehne, d. h. durch Anweisung von Häusern in den der Burg zunächst gelegenen Straßen der Stadt an seine Getreuen.

Den Kurfürsten Albrecht Achilles hinderten seine Kriege, dem Weiterbau der Burg besondere Aufmerksamkeit zuzuwen⸗ den. Ebenso scheint unter Johann Cicero nicht viel dafüͤr gethan zu sein. Es sind uns wenigstens aus jener Zeit keine Neu⸗ bauten bekannt geworden. Ueberhaupt war der größere oder geringere Fortgang des Burgbaues, wie in früheren Zeiten durch das Verhältniß der Kurfürsten zu den Staͤdten Berlin und Kölln, so später durch die Persönlichkeit der Fürsten und die jedesmaligen politischen Konstellationen bedingt.

Mit Joachim II. begann eine neue Periode des Baues.

Ihm genügte die nunmehr unnöthig gewordene feste Burg nicht mehr. Nachdem er in Caspar Theiß den geeigneten Baumeister gefunden, ward die Burg theilweise abgetragen, die Gräben ausgefüllt und Theiß mit jenem Renaissancebau der früheren Periode beauftragt, der bis zum Jahre 1699 in seinen wesent⸗ lichen Theilen gestanden hat. „Dieser Bau ist uns durch ein Bild, das Otto von Schwe⸗ rin um 1660 malen ließ, ziemlich bekannt. Die Hauptfront, 3 Stock hoch und mit reich verzierten Giebeln und Eckthürmen versehen, stand da, wo heute die Südfront des Schlosses vom Eckthurm bis Portal Nr. 2 sich ausdehnt. 8

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In den Giebeln wohnten die Kurfürstlichen Fräuleins, d. h.

die Markgräfinnen. Unter den Giebeln lag in der anzen Länge

des Gebäudes ein großer, prachtvoll dekorirter aal, dessen Decke, ein Hängewerk von keinen Säulen getragen wurde.

Neben den Schilderungen des Schlosses von den Schrift⸗ stellern Leutinger, Cernitius, Hainhofer, Hendrichs ist die Ein⸗ richtung des Baues aus der Hausordnung Joachims II. ziemlich genau ersichtlich.

Als Joachim II. 1571 starb, war der Bau noch un⸗ vollendet. Das Innere des Hofes war reich ausgestattet, Galerien liefen hinter den Zimmern im Hofraum. Eine Wendel⸗ treppe stand im Innern, da, wo heut Portal Nr. 1 sich befindet, ganz ähnlich der jetzt noch vorhandenen Treppe des Torgauer Schlosses. Auf den Galerien standen die Bil säulen der Kurfürsten in Sandstein.

Johann Georg setzte den Bau fort. Das Haus der Her⸗ zogin ward erhöht, so daß die schöne offene Laube, die Theiß auf dem grünen Hute, dem alten Gefängnißthurm, gebaut hatte, verdeckt wurde. Die Erasmus⸗Kapelle, deren oberer Theil später das Arbeitszimmer Friedrich Wilhelms IV. bildete, zeigt heute noch die prachtvollen Gewölbe. Als die Größe der Ka⸗ pelle dem Bedürfniß nicht mehr entsprach, nahm man das Vorzimmer hinzu. Hier war ein Chor und schöne, noch vor⸗ handene Gewölbe, die von 2 Säulen getragen wurden. „JEinen Eingang zu dieser Kapelle bildete ein Sterngewölbe, ein Anbau, der 4’/ unter dem jetzigen Erdboden liegt.

Die Kurfürstlichen Gemächer lagen im östlichen Flügel, nach der Spree zu; man hatte von hier aus die Aussicht nach Spandau, indem durch die Jungfernhaide eine Durchsicht ge⸗ schlagen war.

1578 nahm Johann Georg den talentvollen Rochus von Lynar in seine Dienste. Derselbe baute das (beide Höfe trennende) gewölbte Mittelhaus.

Unter Joachim Friedrich ward 1598 die Apotheke gebaut und von der Kurfürstin Catharine, der Tochter Johanns von Cüstrin, reich dotirt. Hier schmücken noch die Bildnisse der Stifter die jetzigen Räume.

1571 ward der Wasserthurm (Münzthurm) verändert, der 1602 die Münze aufnahm. Dieser Thurm, dessen Aufbau später Schlüter leitete, lag genau da, wo heut an der Schloß⸗ freiheit der Adler auf der Granitsäule steht.

„Miit dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm begann wieder eine regere Bauthätigkeit. Er berief Holländer, vorzugsweise den thätigen Georg Memhard; bisher hatte meist Sachsen Bautechniker gestellt. Schon 1648 ließ Friedrich Wilhelm durch Michael Hirt die Decken malen, von denen noch Nicolai 1786 einige gesehen hat. Alles ward mit Kupfer gedeckt. 1660 legte der Kurfürst den Oranischen Saal an. Derselbe lag über dem Durchgange vom ersten Hofe nach dem zweiten, ist jetzt noch erhalten, aber in zwei Etagen abgetheilt. Hier standen die Marmorstatuen der brandenburgischen Kurfürsten von Eggers, die heute den Weißen Saal zieren. 1661 ward das Ballhaus neben dem Münzthurm im Lustgarten gebaut. Im Jahre 1699 begann Schlüter, als dessen Vorgänger Philipp de Chiese, Mathias Smids und Nering hervorzuheben sind, seine Thätigkeit beim Schloßbau. König Friedrich I. fand sein Schloß, als er von der Krönung in Königsberg zurückkehrte, ziemlich fertig und beschloß nun, sich nicht mit dem Ausbau des inneren Hofes zu begnügen, sondern den Bau bis zun

Münzthurm auszudehnen. Der letztere sollte auf eine Höhe gebracht werden, für welche das Fundament nicht berechne

war. Schlüter remonstrirte, der König befahl, und Schlüte

erhöhte den Thurm.

Bald jedoch senkte der letztere sich nach der Schloßfreiheit zu und bekam Risse, so daß seine Abtragung nothwendig wurde Der Schloßbau wurde darauf Eosander v. Goethe übertragen und von diesem fortgesetzt. d

Waldungen sind für das Volksleben theils von ethischer und ästhetischer, theils von unmittelbar praktischer volkswirth *) Nach »Die Waldwirthschaft und der Waldschutz mit besonderer Rücksicht auf die Waldschutzgesetgebung in Preußen von Aug. Bern⸗ 19. Kgl. Preuß. Oberförster. Berlin. Verlag von Julius Spri c.

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