1870 / 144 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

oder notariell zu beglaubigende Namensunterschrift den Empfang der angewiesenen Summe zu quittiren.

Bei den von Kirchenvorständen auszustellenden Ouittungen genügt eine Vollziehung nach Vorschrift des §. 29 Absatz 1 und 3 der Kirchen⸗ vorstands⸗ und Synodal⸗Ordnung vom 9. Oktober 1864.

Im Allgemeinen wird noch auf Folgendes aufmerksam gemacht: 1) Die Rückzahlung von Kapitalien in Gold und holländischer Münze kann nur von der Bezirks⸗Hauptkasse hierselbst, zu Osnabrück

und Lüneburg erwartet werden. Von den übrigen unter A. genann⸗

ten Kassen wird die Zahlung in Gold nur, soweit ihr Goldvorrath

reicht, sonst aber sowohl für Gold, wie für holländische oder andere Münzsorten, der Betrag in Cour ant nach dem Kassencourse erfolgen. 2) Der Betrag der bei Einlieferung der Obligationen etwa fehlenden, noch nicht fällig gewordenen, Zinskoupons wird am Kapitale ge⸗ kürzt. 3) Die Einsendung der Obligationen 2ꝛc. mit oder ohne Werth⸗ angabe muß portofrei geschehen. 4) Sollte die Abforderung des

gekündigten Kapitals bis zum Fälligkeitstermine nicht erfolgen, oder zeitig oder vollständig beschafft

die Legitimation des Gläubigers nicht sein, so tritt dasselbe von dem gedachten Zeitpunkte an zum Nach⸗ theil des Gläubigers außer Verzinsung; er in

Schließlich werden die Inhaber der Anlage verzeichneten

nicht mehr verzinslichen Kapitalien, welche aus früheren Kündigungen

noch rückständig sind, an die Erhebung derselben bei der hiesigen Be⸗ zirks⸗Hauptkasse erinnert. Hannover, den 9. Juni 1870. Der Ober⸗Präsident der Provinz Hannover. Otto Graf zu Stolberg.

Die o ichnete Anlage (a.) ist der heutigen Nummer dieses Blattes besonders beigefügt.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 22. Juni. Ueber den Besuch, welchen Se. Majestät der König am 20. d. M. der Industrieausstellung zu Cassel erstattet haben, enthält die „Hess. Morßenzig.⸗ einen Bericht, dem wir folgendes ent⸗ nehmen. Um Uhr trat der König durch den Haupt⸗ eingang in die Ausstellung ein, wo unter der Rotunde vor der großen Fontaine das Ausstellungskomite sich aufgestellt hatte, um dann Se. Majestät bei ihrem Rundgange durch die Aus⸗ stellung zu begleiten. Dieser begann sofort, als der Vor⸗ stand des Komites dem Könige vorgestellt war, zunächst durch den linken Flügel des Gebäudes. Viele Aussteller hatten ihre Gruppen mit Kränzen und Blumen geschmückt und dieselben oft geschmackvoll mit den bestehenden Dekoratio⸗ nen verbunden. Se. Majestät ließen Sich theils von den Aus⸗ stellern, die zugegen waren, theils von dem Vorstandsmitgliede Keerl, dem Ober⸗Präsidenten und dem Ober⸗Bürgermeister über eine Menge Gegenstände Aufschluß ertheilen, und erfreuten die Aussteller durch belobende und aufmunternde Worte, drückten auch zu wiederholten Malen Allerhöchstihre große Zufriedenheit über das schöne Arrangement und den Nutzen dieser Aus⸗ stellung aus. Während des Rundganges, der sich auf alle Theile der Ausstellung, den Garten und die inneren Höfe mit den Pavillons erstreckte, spielte die Mannsfeldt'sche Kapelle in dem mittleren Flügel die Nationalhymne. Se. Majestät erwiederten die Begrüßungen der zahlreich Anwesenden aufs Huldvollste, und erhielten von denselben mehrere Bouquets zum Andenken an die Stadt Cassel überreicht. Als der König den für die zweite Restauration reservirten Park betrat, ward Allerhöchst⸗ derselbe von der Kinderkapelle, unter Leitung des Direktors Dähne, mit einem Festmarsch empfangen. Der Restaurateur Keerl kredenzte dem Könige in silbernem Pokal einen Labe⸗ trank, den Se. Majestät huldvoll annahmen. In dem rechten Flügel des Orangeriegebäudes verweilte der König bei den Schmucksachen und musikalischen Instrumenten längere Zeit und ließ Sich auch hier wieder viele Sachen aufs genaueste erklären. Nach Besichtigung der Ausstellung traten Se. Majestät in den Konzertsaal des Hrangeriegebäudes, wo das Ausstellungskomite dem Könige und seinem Gefolge ein Dejeuner gab. Um 10 Uhr erhoben Sich Se. Majestät, verabschiedeten Sich von dem Komite mit der Versicherung größter Befriedigung sowohl hinsichtlich des herzlichen Empfanges seitens der Stadt Cassel, als auch in Hin⸗ sicht auf die Ausstellung selbst, und bestiegen unter den Hochrufen der vor dem Orangerieschlosse dicht gedrängten Menge den Wagen, um Sich nach dem Bahnhofe zu begeben.

Ueber die Ankunft Sr. Majestät des Königs in Ems berichtet die »Cobl. Ztg.“« aus Ems, 20. Juni: Se. Majestät der König trafen heute Nachmittag 3 Uhr 45 Minuten hier ein und wurden auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Behörden, sowie von vielen hier anwesenden Fremden empfangen. Beim Heraustreten aus den Warte⸗Salons wurden Se. Majestät von dem zahlreich ver⸗ sammelten Publikum mit lebhaftem Hochrufen begrüßt. Der König fuhr durch die prächtig geschmückten Straßen sogleich nach seiner Wohnung im Kurhause, überall von der Menge mit wiederholtem Hochrufen und Zuwerfen von Bouquets

empfangen. Ganz Ems bis in die entferntesten Stadtthe war auf das Festlichste beflaggt. Gegen 7 Uhr erschiene the Majestät auf der Promenade und hörten darauf vom Zin 8. dem Ständchen zu, welches die Kur⸗Kapelle Allerhöchstdenzane brachte. Am Abend fand eine Beleuchtung der sogernüh. Bäderlei durch viele bengalische Flammen satt Auch nn Private hatten ihre Häuser durch Transparente oder mit dn galischen Flammen erleuchtet. Eine zahlreiche Menschenn be⸗ durchströmte noch lange nach Beendigung der Illuminati .

Straßen. I

Se. Majestät der König haben, wie das „M. Wochenbl.« meldet, die Zusammenstellung, resp. Neubearbeitun. der Vorschriften für den Garnisondienst befohlen, und so entstandene Instruktion genehmigt. n;

Durch Allerhöchste Ordre vom 11. Fin .. ist d Bau einer neuen eisernen Panzerfregatte zu 4 Stück 8 zogenen 10“ (26, c. m.) Geschützen à 440 Ctr. Rohrgewicht 2 drehbaren Thürmen und 3 Stück gezogenen 24 Pfünda à 80 Ctr. Rohrgewicht 2 im Bug und 1 im Heck F Maschinen von cr. 900 nominellen Pferdekräften und nn Tiefgange von 24 Fuß genehmigt, so wie angeordnet worde daß nach dem Ablauf der Korvette »Ariadne« auf der Wei zu Danzig eine neue Korvette nach den Linien genanneer Korvette sofort auf Stapel zu setzen ist. Die Panzerfregate len 1 Namen »Borussia«, die Korvette den Namen »Luise⸗ erhalten. 1

Königsberg, 19. Juni. Die Ansprache, mit welcher der Landtags⸗Kommissarius, Wirkliche Geheime Rath, Ober⸗Pris⸗ dent von Horn, heute den 19. Provinzial⸗Landtag des Königreichs Preußen am 19. d. Mts. im Ständesagd des Königlichen Schlosses eröffnete, hatte folgenden Wortlaut.

Nachdem Se. Majestät der König. Allergnädigst geruht haben’ die Vertreter dieser Provinz wiederum zu einem Provinzial⸗Landtz einzuberufen, den bewährten bisherigen Landtags⸗Marschall und seing Herrn Stellvertreter von Neuem zu diesen Funktionen und mich ge Allerhöchstihrem Kommissarius zu ernennen: so erfreue ich mich de hohen Vorzuges, in dieser Eigenschaft, Sie, meine hochgeehrten Stäͤnde des Königreichs Preußen, vor dem Beginn Ihrer Geschäfte zu he⸗ grüßen, von der Stelle aus, von welcher mein in hoher Achtung stehender Amtsvorgänger, der über ein halbes Menschenalter die Ve— waltung dieser Provinz mit voller Hingebung geleitet hat, wiederhel und zuletzt am Schluß des Winters 1868 zu Ihnen gesprochen hat.

Der Rückblick auf dieses für die Provinz drangsalvolle Jahr und auf die seitdem verflossene Zeit bietet ein tief ergreifendes Bild zo gleich aber auch reichen Anlaß zur Beruhigung und zu großer Er kenntlichkeit. Inzeinmüthigem Mitgefühl für unsere schwer heimgesucte Provinz haben König und Nation ihr beigestanden, und die in guo⸗ artigem Maße bethätigte Fürsorge. Seitens der, nach den Impulsen de landesväterlichen Königs handelnden Staatsregierung, der gesammtm Landesvertretung, der für unsere Provinz ins Leben gerufenen und der für sie wirkenden Vereine, so wie vieler, vieler Mitbürger de engeren und des weiteren Vaterlandes hat es bewirkt, daß einer i seltenem Grade schweren Kalamität nach Möglichkeit abgeholfen, un daß mancherlei Einrichtungen geschaffen worden sind, welche der Pro⸗ vinz zu dauerndem Nutzen gereichen werden.

Vor Allem aber haben wir inbrünstig der Vorsehung zu danken daß sie im verwichenen Jahre neues Ungemach abgewendet, und dem⸗ für unsere Provinz so wichtigen landwirthschaftlichen Betriebe, al welchem zugleich das Gedeihen des Handels beruht, einen entsprechenden Erfolg gewährt hat. 8 9

Gänzlich überwunden aber sind die Folgen des Nothstandes g einem großen Theile der Provinz freilich noch nicht. Die Wunden waren zu tief geschlagen, als daß sie rasch vernarben könnten, und N Segnungen der verhäͤltnißmäßig günstigen Ernte des letzten Johte⸗ sind leider geschmälert worden durch den eine Zeit hindurch stattgebct ten Rückgang der

Preise der landwirthschaftlichen Erzeugnisse. Gleic⸗ wohl befindet sich die Provinz entschieden auf dem Wegedes Fortschritie Die neuen, ihr zugedachten großen Schienenwege, deren Volla, dung zwar nicht in so kurzer Zeit, als es wünschenswerth wäre! erwarten steht, indeß nach Maßgabe der vorhandenen Mittel kräfte gefördert wird, versprechen ausgedehnten Distrikten einen neuen Auf schwung. Dies gilt insbesondere von der durch hoͤchst dankenswerd Bemühungen von Männern der Provinz nunmehr gesicherten Weittt führung der Preußischen Südbahn in das Innere des großen Nachban— reiches. Daß die auf einer anderen Seite gemachten Anstrengungen ue Herstellung einer gleich viel versprechenden direkten Verbindung unser⸗ Sstseehäfen mit der Hauptstadt und dem Innern Polens bald ver Erfolg begleitet, und daß auch die längst als eine Nothwendigkeit ü⸗ seitig anerkannte Verlängerung der Bahn von Tilsit nach Man⸗ gemäß den wohlwollenden Absichten Sr. Majestät des Königs endle definitiv beschlossen und in Angriff genommen werden möge, keine zu sanguinische, sondern in den Verhältnissen begründen Hoffnung.

Der in den letzten Jahren von den Kreisverbänden ungemn, geförderte Chausseebau führt zwar zunächst sehr gesteigerte Leistuni⸗ der Bevölkerung mit sich, die viele Kreise und Gemeinden empftnde belasten; je länger je mehr aber werden die wohlthätigen Folgen den⸗ verbesserten Verkehrswege nicht nur für den Grundbesitz, sondern aer für Gewerbsamkeit und Handel sich wirksam erweisen und nach dicen Einflusse gewürdigt werden.

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Der Landwirthschaft, dieser Elementarquelle unseres Wohlstandes, und einem immer mehr verbesserten Betriebe ihrer verschiedenen zweige ist fortgesetzt eine rege Aufmerksamkeit der Betheiligten zu⸗ swendet. Daneben sind zahlreiche Landes⸗Meliorationen, von der Ptaatsregierung bereitwillig unterstützt, in Angriff genommen, ver⸗ pprechen der Bodenkultur immer reichere Erträge, und regen zu neuen Unternehmungen auf diesem wichtigen Gebiete an.

Für die Pflege unseres Seehandels, dessen Gedeihen die Wohlfahrt der Provinz mitbedingt, sind die Behörden, sowie einsichtige und sach⸗ kundige Körperschaften und die an ührer Spitze stehenden Vorstände mit einer nicht genug anzuerkennenden Regsamkeit und Thatkraft und mit dem günstigsten Erfolge unausgesett bemüht.

Als eine sehr erfreuliche Thatsache ist es zu bezeichnen, daß neben der Entwickelung von Handel und Landwirthschaft auch eine Fabrik⸗ industrie auf verschiedenen Punkten mit entsprechendem Erfolge be⸗ srieben wird, und sich immer mehr zu⸗ beleben verspricht. iiedgn den städtischen Gemeinden, insbesondere den bedeutenderen, regt sich der Sinn für Verbesserungen; großartige Unternehmungen zur hebung der Salubrität hier und in der Schwesterstadt geben davon ein glänzendes Zeugniß. b 1

Und auf dem nicht materiellen Gebiete sind gleichfalls Fortschritte nverzeichnen Unsere altehrwürdige und ruhmreiche Albertus⸗Univer⸗ sität erfreut sich einer steigenden Frequenz; den Gymnasien, Realschulen und Mittelschulen wird von Seiten der Behörden und Gemeinden eine lebhafte und anhaltende Fürsorge zugewendet, deren guter Erfolg in dem befriedigenden Zustande dieser Anstalten sich kundgiebt und an der Verbesserung unseres Elementar⸗Schulwesens, auf welche die Kala⸗ mität der letzten Jahre allerdings einigermaßen störend zurückgewirkt hat, wird allseitig rüstig und mit günstigem Erfolge fortgearbeitet.

Der Blick auf den gegenwärtigen Zustand der Provinz ist somit wohl geeignet, mit Befriedigung zu erfüllen.

Wer aber wollte wohl verkennen, daß abgesehen von bekannten und nicht hinweg zu räumenden Schwierigkeiten, mit welchen unsere Provinz zu kämpfen bestimmt Ib6“ ihr Nöthigen und Erreich⸗ baren noch viel zu wünschen bleibt.

Die nie erlaͤhmende Thatkraft ihrer Bewohner wird fortfahren in dem Streben nach Verbesserungen, und es wird diesem Streben ein förderndes Entgegenkommen der Staatsregierung nicht fehlen, vor Allem aber der Schutz und die Hülfe unseres Monarchen, der durch seinen letzten, noch in dankbarer Erinnerung stehenden Besuch der Provinz ein neues Pfand der Huld und Theilnahme gegeben und Seinerseits Beweise von dem loyalen und patriotischen Sinne der Bevölkerung empfangen hat.

Die in Ihrer gegenwärtigen Sitzung zu Ihrer Berathung und Beschlußnahme gelangenden Gegenstände, welche mit Ausnahme des Entwurfes einer auch für die Provinz Pommern bestimmten Stran⸗ dungs⸗Ordnung, ausschließlich unsere Provinz betreffend, werden nach ihrer Wichtigkeit Ihre sorgfältige Prüfung und, soweit es sich um Wohlthätigkeitsanstalten handelt, thunlichste Berücksichtigung finden.

Die Provinzial⸗Heil⸗ und Pflegeanstalt in Schwetz und die stän⸗ dische Taubstummen⸗Schule in Marienburg bedürfen einer Erweiterung, beziehungsweise Verstärkung ihrer Dotation, worüber Ihnen Seitens der westpreußischen Landarmen⸗Direktion Anträge werden vorgelegt werden. Es wird sich daran die Erwägung knüpfen, ob nicht für taub⸗ stumme Kinder katholischer Konfession aus Ostpreußen in veränderter Weise und erweitertem Maße Ihre Fürsorge einzutreten hat.

Einem wohlwollenden Entgegenkommen empfehle ich ganz beson⸗ ders den von dem Vorstande des Provinzialvereins für Blinden⸗ unterricht zu erwartenden Antrag auf einen vermehrten Zuschuß aus den Miteln der Provinz, wofür nach Lage der Umstände die drin⸗ gendsten Momente geltend zu machen sind.

Bei der Prüfung des Ihnen zugehenden Antrages des vater⸗ ländischen Frauenvereins auf eine Bewilligung aus Provinzialfonds wird die segensreiche und opferwillige Unterstützung nicht außer Be⸗ tracht bleiben, welche dieser, von Ihrer Majestät der Königin ins Leben gerufene, um das Land hochverdiente Verein unserer Provinz in der Zeit der Noth gewährt hat, und bei partiellen Nothständen fortgesetzt angedeihen läßt. 1“

Das Gesuch der Koͤniglich physikalisch⸗ ökonomischen Gesellschaft um Weiterbewilligung einer Subvention zur Fortführung geologischer Untersuchungen der Provinz, wird bei dem, in mannigfacher Hinsicht wichtigen Zwecke auf Gewährung rechnen dürfen.

In vorzüglichem Grade wird Ihre Aufmerksamkeit sich richten auf die Lage des Provinzial⸗Chaussee⸗Vaufonds. Bei der Raschheit

und Ausdehnung, mit welcher verschiedene Kreisverbände den Bau

neuer Chausseen, meistens in Veranlassung des Nothstandes, betrieben V haben, hat der aus fixirten jährlichen Steuerzuschlägen sich bildende

b Subventionen zahl-

Provinzial⸗Chaussee⸗Baufonds verheißene oder erwartete S nicht sofort gewähren können. Außerdem handelt es sich um reiche noch nicht unternommene / sondern erst projektirte Chausseen, welche ohne Provinzialbeihülfe kaum würden gebaut werden koͤnnen. Es wird Ihnen deshalb von Ihrer Chausseebau⸗Kommission eine Vorlage gemacht werden, welche darauf abzielt, durch Kontrahirung einer An— leihe auf den Kredit und den Namen der Provinz schneller und im größeren Umfange Fonds zu beschaffen zur Deckung bewilligter noch zu bewilligender Chaussee-Prämien; ein Gegenstand, welcher so⸗ wohl in Bezug auf diesen Zweck, als auch bezüglich der Mittel, den⸗ selben zu erreichen, eine sehr sorgfältige und eingehende Erwägung in Anspruch nimmt. Daß ich meinerseits Ihren Berathungen mit der größten Theil⸗ nahme folgen werde, und dieselben, soweit es bei mir stände, zu för⸗ dern geneigt bin, bedarf kaum der Erwähnung; 1 Indem ich nunmehr den von des Königs Majestät unter dem 6. d. Mts. vollzogenen Landtagsal schied und das Allerhöchste Propo⸗ sitions⸗Dekret von demselben Datum Ihnen, Herr Landtags⸗Marschall

übergebe, und den bevorstehenden Berathungen einen für die Provinz

ruhe und von da um 3 Uhr 10 Minuten nach

oder

gesegneten Erfolg wünsche, erkläre ich hiermit im Allerhöchsten Auf⸗ trage die Eröffnung des neunzehnten ordentlichen Provinzial⸗Land⸗ tages des Königreichs Preußen« Der Landtags⸗Marschall Graf zu Eulen burg⸗Wicken entgegnete hierauf: »Ew. Excellenz haben wir die Ehre, zum ersten Mal im preußi⸗ schen Provinzial⸗Landtage als Königlichen Kommissarius zu empfan⸗- gen und zu begrüßen. „Es ist Ew. Excellenz in der kurzen Zeit Ihres Hierseins gelungen, die vielfachen Interessen unserer Provinz zu erforschen und Ihr Inter⸗ esse ihnen zuzuwenden. Wir werden bereit sein, zu deren Förderung nach Kräften mitzuwirken. Zwar sind die Mittel nicht derung geistiger und materieller Interessen zu verfügen haben, selbst diese sind noch in Folge der schweren Zeit, welche auf der vinz gelastet hat, geschmälert worden. . Wir erkennen es aber mit Dank an, daß seit jener Zeit die Er⸗- trags⸗ und Verkehrsverhältnisse der Provinz wiederum in eine Stei⸗ gerung getreten sind, welche einen wesentlichen Aufschwung hoffen läßt. Wir zweifeln nicht daran, daß in einiger Zeit auch unsere Pro⸗ vinz mit erhöheten Provinzialfonds ausgestaͤttet werden wird. Bis jetzt haben wir unsere Provinzialinstitute aus Provinzial- mitteln unterhalten, und es ist in Form von Kreis⸗Kommunalleistun⸗ gen eine sehr namhafte Belastung hinzugetreten dadurch, daß die Pro⸗ vinz in 17 Jahren 372 Meilen Prämien⸗Chausseen fertig gebaut hat, und daß noch so viel Meilen im Bau begriffen sind, um 400 Meilen voll zu überschreiten. Die Provinz hat dadurch gezeigt, daß sie die äußerste Anstrengung nicht scheut, um ihren Kulturzustand zu bessern 1 Wir werden die von Mitständen geführten Verwaltungen einer Prüfung unterwerfen, und nicht minder den uns übergebenen Aller⸗ höchsten Propositionen eine sorgfältige Erwägung zuwenden. Wir bitten Ew. Excellenz; Sie wollen unseren Arbeiten und unseren Interessen Ihr Wohlwollen zuwenden, wie wir es eine Reihe von Jahren von Ihrem Herrn Amtsvorgänger in reichem Maße ge⸗ nossen haben. Der Segen Gottes wolle unser vereintes Streben zum Segen der Provinz gedeihen lassen. Zunächst und vor Allem wollen wir uns aber zu dem Wunsche vereinigen, daß Gott der Herr unsern König noch lange erhalten wolle, in ungeschwächter Kraft als Hort und als Schirm unseres Vaterlandes. Se. Majestät der König lebe Uoch! 8 t IAATTT“ heutigen zweiten Sitzung des Pro vinzial⸗Landtags wurden Behufs vollständiger Konstitui⸗ rung desselben zu Sekretären ernannt: die Abgeordneten Land⸗ rath Engler Gerent), Bürgermeister Heinrich (Dt.⸗ Crone), Bürgermeister Ewe (Pr.⸗Stargardt) und Gutsbesitzer Burdach (Lyck), indem zugleich dem erstgenannten die Funktion eines Zeitungsberichterstatters übertragen wurde. h Die hierauf ausgeführte Wahl eines Ordners fiel mit über⸗ wiegender Stimmenmehrheit auf den Abgeordneten Haase (Graudenz) und die seines Stellvertreters auf den Abgeordneten von Saucken⸗Tarputschen. Nach Mittheilung der Königlichen Propositionen und des Landtags⸗Abschiedes vom 6. Juni 1870, sowie der bisher für den Landtag eingegangenen Petitionen und sonstigen Geschäftssachen gelangte demnächst noch die Wahl des Ausschusses für die Provinzial⸗Hülfskasse in Gemäßheit des §. 27 des Statuts derselben dahin zur Ausführung, daß in denselben aus jedem der vier Regierungsbezirke ein Mitglied aus jedem der drei Stände erwählt— wurde, während die Er⸗ gänzung dieses Ausschusses und die Ernennung der sämmtlichen üͤbrigen Ausschüsse des Landtages für die nächste Sitzung vor⸗

behalten worden ist. Sachsen. Meiningen, 19. Juni. Gestern kehrte der aus Italien zurück. Heute

Herzog Georg nebst Gemahlin verlegte derselbe die Residenz nach Bad Liebenstein. Hessen. Darmstadt, 21. Juni. Der Großherzog kehrte gestern zum Sommeraufenthalt nach Friedberg zurück. Baden. Karlsruhe, 20. Jum. (K. Z.) Der Groß⸗ herzog ist gestern Abend von Baden hier eingetroffen. Heute früh begab sich Höchstderselbe nach Bruchsal, um den Kaiser von Rußland auf seiner Durchreise nach Stuttgart zu begrüßen. Se. Majestät traf gegen 12 Uhr mit Extrazug in Bruchsal ein und nahm im dortigen Bahnhofgebäude ein Frühstück ein, an welchem sich außer dem Großherzog auch der Prinz Wilhelm betheiligte. Die Weiterreise des Kaisers erfolgte um 1 Uhr, und unmittelbar darauf kehrte Se. Königliche Hoheit nach Karls⸗ Baden zurück. Morgen gedenkt der Großherzog einen Ausflug durch das Kin⸗ zigthal in die östlichen und südlichen Schwarzwaldgegenden zu unternehmen, sodann dier Amtsbezirke Stockach, Meßkirch und Pfullendorf zu he nüches und in den letzten Tagen des Monats bieder i den einzutreffen. dieser sgoche wird der Königlich preußische GeneralLieutenant von Hartmann hier eintreffen, welcher auf Wunsch des Großherzogs und mit der Genehmigung Sr. Majestät des Königs von Preußen die Großherzogliche Kavallerie⸗Brigade einer Spezialmusterung unterziehen wird. Das »Gesetz⸗ und Verordnungsblatt⸗ Nr. 42 enthält J. Gesetz, die Einführung des Militär⸗Strafgesetzbuches und der Militär⸗Strafgerichtsordnung betreffend. II. Landesherrliche

bedeutend, über welche wir zur För⸗ und Pro⸗