1870 / 170 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

preußischen Vereins zur Pflege verwundeter und erkrankter rieger« versehen sind, freie Fahrt in II. resp. III. Wagen⸗ klasse gewährt werde. —— Berlin, den 18. Juli 1870. 3 Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten

Itzenplitz.

8.

Justiz⸗Ministerium. I“

DOer Rechtsanwalt und Notar Krieger in Goldap ist in gleicher Eigenschaft an das Kreisgericht zu Tilsit mit Anwei⸗

sung seines Wohnsitzes daselbst versetzt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister des Königlichen Hauses Freiherr von Schleinitz von Liebenstein.

Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Chef⸗Präsident des Ober⸗Tribunals, Uhden, von Karlsbad.

Der Wirkliche Geheime Kriegs⸗Rath und Remonte⸗Depot⸗ Direktor Mentzel, aus der Provinz Preußen.

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath und Direktor der Handels⸗ und Gewerbe⸗Abtheilung des Handels⸗Ministeriums,

Personal⸗-Veränderungen in der Armee.

SOffiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. A. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Den 11. Juli. von Ollech, Gen. Lt. von der Armee, bis auf Weiteres zur Wahrnehm. der Geschäfte des Gouvernements von Coblenz und Ehrenbreitstein kommandirt. Den 14. Juli, Rohde, Hauptm. und Comp. Chef vom 1. Hannov. Inf. Regt. Nr. 74, als Adjut. zur 15. Div. kom⸗ mandirt. Koßmann, Hauptm., aggr. dem 1. Hannov. Inf. Regiment Nr. 74, als Compagnie⸗Chef in das Regiment einran⸗ girt. v. Buttlar, Premier⸗Lieutenant vom Westfälischen Kürassier⸗ Regt. Nr. 4 und kommandirt zum Milit. Reit⸗Institut, à la suite des Regts. gestellt. v. Schrötter, Pr. Lt. vom Mecklenb. Gren. Regt. Nr. 89, Behufs Uebernahme der Funktionen als Gouverneur des Prinzen Johann Albrecht, dritten Sohnes des Großherzogs von Mecklenb. Schwerin K. H., à la suite des Regts. gestellt. Den 16. Juli. v. Frankenberg, Gen. Lt. und Kommandant von Cöln zum Gouverneur dieser Festung, Frhr. v. Quadt u. Hüchten⸗ bruck, Major vom Oldenburg. Inf. Regt. Nr. 91, unter Stellung à la suite dieses Regiments, zum zweiten Kommandanten von Cöln, ernannt. v. Rothmaler, Oberst und Commdr. des Branden⸗ burgischen Füs. Regts. Nr. 35, v. Memerty, Oberst und Commdr. des 4. Ostpr. Gren. Regts. Nr. 5, Baron v. Kottwitz, Oberst und Commdr. des 4. Westf. Inf. Regts. Nr. 17, v. Eckartsberg, Oberst und Commdr. des 4. Oberschl. Inf. Regts. Nr. 63, Frhr. v. Medem, Oberst und Commdr. des Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regts. Nr. 2, alle fünf, Behufs demnächstiger Verwendung als Brig. Commandeure, von ihren jetzigen Kommandos entbunden. du Plessis, Ob. Lt. vom 1. Hess. Inf. Regt. Nr. 81, zum Commdr des Brandenb. Füs. Regts. Nr. 35, v. Einem, Ob. Lt. vom 4. Ostpr. Gren. Regt. Nr. 5, zum Commdr. dieses Regts., v. Ehrenberg, Ob. Lt. vom 3. Rhein. Inf. Regt. Nr. 29, zum Commdr. des 4. Westf. Inf. Regts. Nr. 17, v. Thielau, Ob. Lt. vom 3. Garde⸗Regt. z F., zum Commdr. des 4. Oberschl. Inf. Regts. Nr. 63, v. Zeuner, Ob. Lt. und Direktor der Kriegs⸗ schule in Engers, zum Commdr. des Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regts. Ne. 2, ernannt. Gr. v. Wartensleben, Oberst und Commdr. des 2. Brandenb. Drag. Regts. Nr. 12, v. Unger, Ob. Lt. und Commandeur des Hannoverschen Husaren Regiments Nr. 15, v. Krenski, Ob. Lt. und Commandeur des Brandenburgischen Feld⸗Art. Regts. Nr. 3 (Gen. Feldzeugmstr.), Bronsartv. Schellen⸗ dorff, Major vom 1. Nass. Inf. Regt. Nr. 87, Strempel, Major vom 1. Hess. Inf. Regt. Nr. 81, Bergmann, Hauptm. u. Comp. Chef vom 5. Thür. Inf. Regt. Nr. 94 (Großh. v. Sachsen), Hassel, Hauptm. u. Comp. Chef vom Pomm. Füs. Regt. Nr. 34, Gr. von Schlieffen, Rittmstr. u. Esk. Chef vom 1. Brandenb. Drag. Regt. Nr. 2, v. Schultzendorff, Hauptm. u. Comp Chef vom 2 Nass. Inf. Regt. Nr. 88 v. Jarotzki, Hauptm u. Comp. Chef vom 7. Ostpr. Inf Rgt. Nr. 44, sämmtlich behufs demnächstiger Verwend. in Feld⸗ stellen des Generalstgbes, dem Generalstabe der Armee aggregirt. Gr. v. Bninski, Sec. Lieut, von der Garde⸗Artill. Brig., in das 1. Garde⸗Ulanen⸗Regt., Strahl Frhr. Salis⸗Soglio, Sec. Lieut. von der 5. Art. Brig., in das 2. Hess. Hus. Regt. Nr. 14, Freiherr v. Troschke, Sec. Lt. vom 4. Maßdeb. Inf. Regt. Nr. 67, in das 1. Brandenb. Ulanen⸗Regt. (Kaiser v. Rußl.) Nr. 3, Sieg, Sec. Lt. vom 5. Ostpr. Inf. Rent. Nr. 41, in das Litth. Drag. Regt. Nr. 1 (Prinz Albrecht von Preußen), Holthoff, Seconde⸗Lieutenant vom 2. Brandenburgischen Grenadier⸗Regiment Nr. 12 (Prinz Karl von Preußen), in das Rheinische Dragoner⸗Regiment Nr. 5, Mittelstädt, Sec. Lt. vom 1. Pos. Inf. Regt. Nr. 18, in das 1. Schles. Drag. Regt. Nr. 4, v. Luck, Sec. Lt. vom Oldenburg, Inf. Regt. Nr. 91, in das Oldenburg. Drag. Regt. Nr. 19, Bauer, Sec. Lt. vom 6. Rhein. Inf. Regt. Nr. 68, als aggr. zum Rhein. Ulanen⸗ Regt. Nr. 7, Mierzinski, Sec. Lt. vom 2. Pc⸗ nf. Regt. Nr. 19 als aggr. zum 2. Hannov. Drag. Negt. Nr. 16, 8

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Worten den Erlaß folgender Adresse:

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Nichtamtliches. Preußen. Berlin, 20. Juli. Ihre Majestät die Königin reist heute Abend von Coblenz nach Berlin.

„— Der Kanzler des Norddeutschen Bundes hat dem Prä⸗ sidium des Reichstages des Norddeutschen Bundes mitgetheilt daß seit dem Schluß der letzten Reichstagssession des Norddeut⸗ schen Bundes zu Bevollmächtigten zum Bundesrathe ernannt worden sind: von Sr. Königlichen Hoheit dem Groß⸗ herzoge von Mecklenburg⸗Schwerin der Legations⸗Rath von Oertzen, von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Oldenburg an Stelle des Staatsrathes Bucholtz der Staats⸗ NKinister von Rössing, von Sr. Hoheit dem Herzoge von An⸗ balt an Stelle des Regierungs⸗Rathes Dr. Sintenis der Staats⸗ Minister von Larisch, von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß älterer Linie an Stelle des Geheimen Regierungs⸗Rathes Kunze der Regierungs⸗Präsident Meusel.

In der heutigen (28.) Sitzung des Bundesraths des Norddeutschen Bundes führte der Königlich sächsische Staats⸗ Minister Freiherr von Friesen, auf Grund einer Substitution des Bundeskanzlers, den Vorsitz. Ueber den vom Präsidium vorgelegten Gesetzentwurf, betreffend die Einstellung des Civil⸗ prozeß⸗Verfahrens gegen Militärpersonen, wurde der Aus⸗ schußbericht erstattet. Es erfolgten sodann Mittheilungen über a) die von den süddeutschen Regierungen ange⸗ ordnete, sofortige Inkraftsetzung des Reglements über Eisen⸗ bahntransporte von Truppen, b) den im Reichstage einge⸗ brachten Antrag auf Errichtung von Darlehnskassen, c) den bevorstehenden Ablauf der Legislaturperiode des Reichstags. Die Präsidialvorlage, betreffend den Maßstab für die Verthei⸗ lung der auf Grund des Kriegsleistungs⸗Gesetzes auszuschrei⸗ benden Landlieferungen und Mobilmachungspferde wurde zur Plenarberathung in der nächsten Sitzung gestellt.

Der Ausschuß des Bundesrathes des Norddeut⸗ schen Bundes für Justizwesen hielt gestern eine Sitzung ab.

Die heutige (2.) Plenarsitzung des Reichstages des Norddeutschen Bundes wurde vom Präsidenten Dr. Simson um 10 ¾ Uhr eröffnet.

Von den Bevollmächtigten zum Bundesrathe des Nord⸗ deutschen Bundes waren anwesend: Der Kanzler des Norddeut⸗ schen Bundes Graf von Bismarck⸗Schönhausen, der Staats⸗ und Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt, der General⸗Lieutenant und Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements von Pod⸗ bielski, der Staats⸗Minister und Präsident des Bundeskanzler⸗ Amtes Delbrück, der Ministerial⸗Direktor, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Philipsborn, der Königlich sächsische Staats⸗Minister der Finanzen und der auswärtigen Angelegen⸗ heiten Freiherr von Friesen und der Bundeskommissar Ge⸗ heimer Regierungs⸗Rath von Puttkamer.

Den alleinigen Gegenstand der Tagesordnung bildete die Berathung und Beschlußnahme über den Antrag der Abgg. Migquél und Genossen auf Erlaß einer Adresse an Se. Majestät den König von Preußen.

Der Antragsteller Abg. Miquél befürwortete mit kurzen

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster,

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Allergnädigster König und Herr!

bündeten Regierungen an uns gerichtet haben, finden im Deutschen Volke einen mächtigen Wiederhall.

Ein Gedanke, ein Wille bewegt in diesem ernsten Augenblicke die Deutschen Herzen.

„Mitt freudigem Stolze erfülit die Nation der sittliche Ernst und die hobe Würde, mit welcher Ew. Majestät die unerhörte Zumuthung des Feindes zurückgewiesen, der uns zu demüthigen gedachte, jetzt 19 schlecht ersonnenen Vorwänden das Vaterland mit Krieg überzieht. .

Das Deutsche Volk hat keinen andern Wunsch, als in Frieden und Freundschaft zu leben mit allen Nationen, welche seine Ehre und Unabhängigkeit achten.

Wie in der ruhmreichen Zeit der Befreiungskriege zwingt uns heute wieder ein Napoleon in den heiligen Kampf für unser Recht und unsere Freiheit.

Wie damals, so werden heute alle auf die Schlechtigkeit und die Untreue der Menschen gestellten Berechnungen an der sittlichen Kraft

und dem entschlossenen Willen des Deutschen Volkes zu Schanden.

„Der durch Mizgunst und Ehrsucht irre geleitete Theil des fran⸗ zösischen Volkes wird zu spät die böse Saat erkennen, welche für alle Völker aus dem blutigen Kampfe emporwächst.

Dem besonnenen Theile dieses Volkes ist es nicht gelungen, das gegen die Wohlfahrt Frankreichs und das brüderliche Zusammenleben der Völker gerichtete Verbrechen zu verhüten.

Das Deutsche Volk weiß, daß ihm ein schwerer und gewaltiger Kampf bevorsteht.

Wir pertrauen auf die Tapferkeit und die Vaterlandsliebe unserer bewaffneten Brüder, auf den unerschütterlichen Entschluß eines einigen Volkes, alle Güter dieser Erde daran zu setzen, und nicht zu dulden,

daß der fremde Eroberer dem Deutschen Mann den Nacken beugt.

Die erhabenen Worte, welche Ew. Majestät im Namen der ver⸗

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Wir vertrauen der erfahrenen Führung des greisen Heldenkönigs, des deutschen Feldherrn, dem die Vorsehung beschieden hat, den großen Kampf, den der Jüngling vor mehr als einem halben Jahrhundert kämpfte, am Abend seines Lebens zum entscheidenden Ende zu führen.

Wir vertrauen auf Gott, dessen Gericht den blutigen Frevel straft.

Von den Ufern des Meeres bis zum Fuße der Alpen hat das Zel. sich auf den Ruf seiner einmüthig zusammenstehenden Fürsten

Die öffentliche Stimme der civilisirten Welt erkennt die tigkeit unserer Sache.

Befreundete Nationen sehen in unserem Siege die Befreiung von dem auch auf ihnen lastenden Drucke bonapartischer Herrschsucht, und die Sühne des auch an ihnen verübten Unrechts.

Das Deutsche Volk aber wird endlich auf der behaupteten Wahl⸗ statt den von allen Völkern geachteten Boden friedlicher und freier Einigung finden.

Euer Majestät und die verbündeten deutschen Regierungen sehen uns, wie unsere Brüder im Süden, bereit.

Es gilt unsere Ehre und unsere Freiheit.

Es gilt die Ruhe Europas und die Wohlfahrt der Völker.

Ihn tiefster Ehrfurcht verharren wir

SESEuer Königlichen Majestät

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allerunterthänig

ste, treugehorsamste

Der Reichstag des Norddeutschen Bundes.

Zur Generaldebatte hierüber meldete sich Niemand zum

Worte. Die Adresse wurde hierauf von sämmtlichen Mitgliedern

ohne jede Ausnahme angenommen, nachdem der Präsident Dr. Simson den Wortlaut derselben verlesen und sowohl die des Bundesrathes und des Reichstages, als auch die Zuhoͤrer auf den Tribünen sich von ihren Sitzen erhoben hatten.

„Die Adresse wird Seiner Majestät dem Könige von dem PrJeh ün des Reichstages nach Schluß der Sitzung überreicht werden.

Der Bundeskanzler, Graf von Bismarck⸗Schönhausen, er⸗ klärte hiernächst:

Meine Herren! Ich bitte um Verzeihung, daß ich im Drange der Ge⸗ schäfte zu spät gekommen bin. Ich hatte mir vorgenommen, dem Reichstage die Sammlung der Aktenstücke heut vorzulegen, welche sich über die Entwicklung des vorliegenden Kriegsfalles in den Händen der Regierung befinden; sie sind mir noch nicht zur Hand, ich erwarte sie jedoch im Augenblick.

Ich habe einstweilen nur zu erklären, daß sich wohl selten ein so wichtiges europäisches Ereigniß vollzogen und zwischen den verschiedenen Höfen vorbereitet hat, wo die Zahl der Akienstücke, in denen der Geschichtsforscher dereinst die Ursache suchen wird, so karg bemessen wäre, wie hier. 1 G

Wir haben nämlich von der Kaiserlich französischen Regierung in der ganzen Angelegenheit nur eine einzige amtliche Mittheilung er⸗ halten: es ist dies die gestrige Kriegserklärung.

Es ist dies die erste und einzige amtliche Eröffnung, welche seit der Anfrage des französischen Geschäftsträgers ich glaube am 5. oder 4. —, was wir von der Sache wüßten, und unsrer Antwort, daß wir nichts davon wüßten, überhaupt unseres Wissens von Seiten der französischen Regierung ausgegangen, jedenfalls an uns mitgetheilt ist. Alle Besprechungen, die der Graf Benedetti, mag er seine Eigenschaft als französischer Botschafter dabei geltend gemacht haben oder nicht, die er an einem Badeorte unter vier Augen mit Sr. Majestät meinem allergnä⸗ digsten Herrn gehabt hat, sind, wie jedem Kenner internationaler Verhand⸗ lungen ohne Versicherung geläufig sein wird, Gespräche persönlicher und privater Natur, die für internationale Verhältnisse keine amt⸗ liche Bedeutung haben.

nicht die eigene Festigkeit des Charakters auch auf die Haltung im

Eigenschaft anderweitig bekräftigt und dadurch Seinen Willen be⸗ kundet hätte, sie zu Staatsakten zu machen.

Nachdem ich dies über die französische Kriegserklärung voraus-

geschickt habe, erlaube ich mir einen kleinen Blick auf die anderen 9

lktenstücke zu werfen, die hauptsächlich in Mittheilungen des aus. wärtigen Amtes des Bundes bestehen, die ergangen sind, nachdem die Sache schon nicht mehr gut zu machen war, um den Mdern. ese⸗ V

n der

rungen darzulegen, wie die Dinge sich entwickelt hatten. In Ordnung, wie sie hier aufgeführt sind, werden sie nicht ganz bleiben

können, und ich bitte den Herrn Präsidenten, zu gestatten, daß ich we- gen der Redaktion der Drucksachen mich nachher mit den Herren vom

Bureau benehmen darf.

Es enthalten diese Mittheilungen das bekannte Zeitungstelegramm,

welches dem franzoösischen Ministerium als schließlich einzige Ursache

des Krieges übrig geblieben ist und auch nur dadurch zu dem Zwecke benutzt werden konnte, daß man es als eine Note bezeichnet hat, die von

Seiten der Königl. Regierung an andere Regierungen erlassen ist. Ich

will mich auf die Definition von Noten nicht einlassen, aber die Mitthei⸗ lung eines Zeitungstelegramms, die dazu bestimmt war, unsere Vertreter

bei den deutschen und den andern Regjerungen, die wir uns befreun⸗ det hielten, darüber zu orientiren, wie die Entwickelung der Sache

augenblicklich liegt, und wie unsre Stimmung eine festere sei, als auf

andrer Seite vielleicht geglaubt wurde, nachdem wir an den Grenzen, die uns die nationale Ehre zieht, angekommen zu sein glaubten eine solche Zeitungsmittheilung hat das franzoͤsische Ministerium

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gehalten,

öffentlich als RNote qualifizirt. Die Herren haben sich wohl ge⸗ hütet, dem Drängen der wenigen besonnenen Oppositions⸗Mitglieder in Paris nachzugeben und dieses Aktenstück vorzulegen; denn das ganze Ge⸗ bäude, die ganze Unterlage der Kriegserklärung wäre in Nichts ver⸗

flogen, sobald die Volksvertretung dieses angebliche Aktenstück gekannt

hätte und namentlich seine Form es war kein Aktenstück, es war ein benachrichtigendes Telegramm.

Nr. 2 und 3 sind zwei bereits durch die Zeitungen bekannte authentische Darstellungen der im Grunde nicht staatlichen, aber doch für die Genesis der Situation im hohen Grade wichtigen Vorgänge in Ems, die den Herren bereits aus den Zeitungen bekannt sind denen aber doch ein größeres Ansehen dadurch verliehen wird, da sie, wie sie es ihrem Ursprunge nach verdienen, unter die amtlichen Aktenstücke aufgenommen werden.

Dann viertens ein Bericht des Freiherrn von Werther aus Paris vom 12. Juli. Dies ist ein amtliches Aktenstück, welches zwischen preußischen Behörden, aber immer noch kein solches, das zwi⸗ schen Frankreich und Preußen gewechselt ist. Dieser Bericht des Norddeutschen Botschafters erzählte und theilte mit den Inhalt einer Unterredung, welche er mit dem französischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und gleichzeitig mit dem Justiz⸗Minister Herrn Ollivier gehabt hatte. Der Bericht gab uns Nachricht von den bekannten unan⸗ nehmbaren Forderungen eines Entschuldigungsbriefes, den Se. Majestät zu schreiben habe, und gab dessen Inhalt an. Ich habe dem Botschafter darüber keine amtliche Antwort ertheilt, als diejenige, ich wäre über⸗ zeugt, daß er die mündlichen Eröffnungen des französischen Ministers mißverstanden hätte; Eröffnungen dieser Art schienen mir absolut un⸗ möglich, und jedenfalls weigerte ich mich, in meiner Eigenschaft als verantwortlicher Minister, diesen Bericht Sr. Majestät zur amtlichen Verhandlung vorzulegen. Wenn die französische Regierung uns Mit⸗ theilungen der Art zu machen habe, so möge sie sie selbst redigiren und uns durch den Botschafter Frankreichs hier in Berlin überreichen.

Fünftens ein Cirkular vom 18. Juli zur Mittheilung der vor⸗ stehenden vier Schriftstücke an die deutschen und andere Regierungen.

Sechstens und das ist nun das einzige Aktenstück von der Art, wie ihrer bei Entwickelung ähnlicher Krisen sehr viele zur öffentlichen Kenntniß zu kommen pflegen der Vermittelungsversuch einer be⸗ freundeten Regierung, der Königlich großbritannischen, nämlich ein Schreiben des englischen Botschafters Lord Augustus Loftus vom 8 Juli in englischer Sprache, und siebentens Uebersetzung des Vor⸗

ehenden.

Achtens. Erwiderung des Bundeskanzlers darauf.

Da dieses Aktenstück dem Hohen Hause noch nicht bekannt ist, so will ich mir erlauben, es vorzulesen und die Herren werden auch dar⸗ aus sich überzeugen, daß das gauswärtige Amt des Norddeutschen Bundes die Richtungslinie der Mäßigung und friedfertigen Ruhe auch in diesem letzten Moment nicht aufgegeben hat. b 88

Berlin, den 18. Juli 1870.

(Die englischen Agenten schreiben uns englisch und wir antworten ihnen deutsch.) 1

Ew. Excellenz gefälliges Schreiben vom 17. d. M., worin der Gedanke, daß Preußen und Frankreich die guten Dienste einer be⸗ freundeten Macht zur Erhaltung des Friedens nachsuchen mögen und zugleich die Bereitwilligkeit des Königlich großbritannischen Gouver⸗ nements zu den etwa gewünschten vermittelnden Schritten ausge⸗ sprochen wird, habe ich mich beeilt zur Kenntniß Sr. Majestät des Königs zu bringen. Se. Majestät hat mir befohlen, Ew. Excellenz zu erklären, wie dankbar Er das freundschaftliche und humane Be⸗ streben, von zwei Nationen die Kalamität eines, für die Wohlfahrt von. ganz Europa verderblichen Krieges abzuwenden, anerkenne, und wie Seine, Niemandem besser, als dem Gouvernement Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien bekannte aufrichtige Friedensliebe Ihn immer geneigt mache, Sich keiner Verhandlung zu entziehen,

Auch alle persönlichen Erklärungen, die man von Sr. Majestät welche auf einer, für die Ehre und das Nationalbewußtsein Deutsch⸗

dem Könige dort im Wege anscheinend wohlwollender Privatkonver⸗ ‚sation zu erlangen versucht hat und die vielleicht, wenn Se. Majestät

lands annehmbaren Basis den Frieden zu sichern den Zweck hätte. Die Möglichkeit zur Anknüpfung olcher Verhandlung würde aber nur durch vorgängige Feststellung der Bereitwilligkeit Frankreichs gewonnen

7 , 8 22 9 . zerd FS js 5 z9 6 3 g; 85 9;, , Privatleben übertrügen, hätten erreicht werden können, würden doch werden. (Es ist uns äußerlich bekannt, daß Frankreich den gleichen

niemals staatliche Akte gewesen sein, sondern persönliche Aeußerun- gen, so lange sie der Monarch nicht in dieser Seiner staatsrechtlichen

Schritt ablehnend beantwortet hat; von Seiten der Königlich groß⸗ britannischen Regierung ist uns darüber Mittheilung gemacht.) Frank⸗ reich hat die Initiative zum Kriege ergriffen und an derselben fest⸗ nachdem die erste Komplikation auch nach Englands materiell beseitigt war. Eine von unserer Seite jetzt zu ergreifende Initiative zu Verhandlungen würde von dem nationalen Gefühle der Deutschen, nachdem deäasselbe durch Frankreichs Drohungen tief verletzt und aufgeregt worden, miß⸗ verstanden werden. Unsere Stärke liegt in dem nationalen, dem Rechts⸗ und Ehrgefüͤhl der Nation, während die französische Regierung bewiesen hat, daß sie dieser Stütze im eigenen Lande nicht in gleichem Maße bedarf.

Indem ich mich hiermit der Befehle Sr. Majestät entledige und Ew. ꝛc. bitte, die Auffassung Allerhöchstdesselben zur Kenntniß der Regierung Ihrer Majestät der Königin zu bringen, benutze ich die Gelegenheit, um Ew. ꝛc. die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu erneuern. v. Bismarck.

Sr. Exc. Lord Augustus Loftus ꝛc. ꝛc.

Dann kommt der franzöͤsische Text der Kriegserklärung, die ja im Druck schon bekannt ist, in deutscher Uebersetzung —, aber hier im französischen Original in den Akten des Reichstags abgedruckt werden wird, und das Cirkular an die Gesandten des Norddeutschen Bundes zur Mittheilung an die Gesandten über die Ursachen, wie der Krieg entstanden sei, und über unser Verhalten dazu. Es besteht dieses Circular aus einem neuern, in der That das Hauptstück jetzt bil⸗ denden, und einem etwa zwei Tage älteren, was bei der schnellen Entwickelung aber bereits veraltet war und nur noch nachträglich

Meinung