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zwischen 20,000 und 35,000 M
Kriegs⸗Ministerium. 8
Peröffentlichung der Verlustlisten. 1
Die 8n “ eingehenden Verlustlisten werden in der Militär⸗Medizinal⸗Abtheilung des Kriegs⸗Ministeriums zu⸗ sammengestellt und jedesmal so schleunig als möglich veröffent⸗ licht werden. Das Central⸗Nachrichtenbureau des stellvertreten⸗ den großen dagegen konkurrirt fortan bei dieser Angelegenheit nicht mehr. 8 1 “ ““
agein⸗ den 9. August 1870. 8 Kriegs⸗Ministerium. In Vertretung: Klotz.
Nichtamtliches. v
Preußen. Berlin, 9. August. Ihre Maj Königin war gestern im großen Depot der freiwilligen Gaben in den Markthallen anwesend und begab Sich nach der Trauer⸗ feierlichkeit im Fürstlich Radziwillschen Hause in die Sitzung des Kommissariats für die freiwillige Krankenpflege im Herrenhause.
— Die Begeisterung über die bisher errungenen Siege und Vortheile eine allgemeine. Telegraphische Nachrichten über den Eindruck, welche diese glücklichen Ereignisse hervor⸗ riefen, treffen ununterbrochen hier ein. Außer den bereits mit⸗ etheilten liegen uns solche nicht nur aus unserem Vaterlande, sondern auch aus dem Auslande vor. u“
In Breslau wurden auf die Siegesnachricht die Kanonen gelöst, auch war die Stadt des Abends aufs Glänzendste illu⸗ minirt, während freudig erregte Volksmengen alle Straßen und Plätze erfüllten.
Pllge er Häuser hatten festlich geflaggt und prangten Abends im Lichterschmuck; überall gab sich der höchste Enthu⸗ siasmus kund.
Ein Gleiches berichtet man uns aus Lübeck.
Auch in London haben die Siegesberichte aus Deutsch⸗ land in allen Kreisen der Bevölkerung die freudigste Erregung hervorgerufen. Dort hatte der norddeutsche Botschafter Graf Bernstorff die Siegesnachrichten sofort veröffentlicht.
— Vom Kriegsschauplatze liegen heute folgende
weitere Telegramme und sonstige Nachrichten vor:
omburg, 9. August. (W. T. B.) W“ Zem⸗ Iöa sjestätd er König hat Seiner Königlichen oheit dem⸗ W“ ffuꝛ Sieg bei Weißenburg das iserne Kreuz zweiter Klasse verliehen. Sulz, Moͤntag, 8. August, Abends 9 Uhr. (W. T. B.) Französischer Verlust in der Schlacht bei Wörth am 6: August wenigstens 5000 Todte, Verwundete, darunter viele Offiziere, und 6000 Gefangene. Die Armee Maec Mahons floh unter Zurücklassung der ganzen Bagage, vieler Geschütze und zweier Eisenbahnzüge mit Proviant. Unsere verfolgende Kavalleriedivision traf viele Tausende Versprengte, welche die Waffen fortgeworfen hatten. Unser Verlust zwischen 3000 und 4000 Todte und Verwundete. rankfurt a. M., 8. August. 8 passirte wieder ein Transport Gefangener unsere Stadt. Gestern und heute ging ein aus Frankfurtern gebil⸗
detes freiwilliges Sanitäts⸗Corps nach dem Kriegsschauplatze ab.
— München, 5. August. Die bei Weißenburg von den bayerischen Truppen gemachten Gefangenen, 346 Mann und 12 unverwundete Offiziere, kommen morgen nach der Festung Ingolstadt. “
— Aus Trier, 4. August, meldet die Trier'sche Zeitung: »Auf den heute Vormittag, 11 Uhr, von Burbach hierher ab⸗ gehenden Eisenbahnzug schossen die Franzosen ca. 20 Granaten ab; von diesen krepirten nur 8, und zwar ohne Schaden zu verursachen.⸗
— Die »Basler Nachr.« melden unterm 2. August Abends das Eintreffen französischer Truppen in der unmittelbaren Nähe von Basel. Das 4. Husaren⸗Regiment, schreibt das ge⸗ nannte Schweizer Blatt, streifte gestern (I.) Nachmittags an der Spitze des von Belfort anrückenden Armee⸗Corps, in zahl⸗ reiche Patrouillen getheilt, auf allen Straßen und Wegen bis
an die Grenze der Schweiz heran, kehrte dann wieder um und lagerte die Nacht über bei Ober⸗ Michelbach im Freien. Vom frühen Morgen an wurde das Patrouilliren erst gegen Altkirch
zurück, dann wieder nach der Schweizer Grenze zu fleißig fort⸗
gesetzt, und um 4 Uhr Nachmittags war das ganze Regiment
auf der Anhöhe hinter Burgfelden konzentrirt. Der Marsch
des von Belfort nach Altkirch avancirenden Corps dürfte
wischen heute und morgen beendet sein. Die Angaben über
dessen Stärke beruhen auf Vermuthungen und schwanken ö1I1
Bewegt
Altona, 8. August.
General⸗Gouverneur Vogel von Falckenstein ist gestern von Cuxhafen in Hamburg eingetroffen und hat Absteigequartier im Hotel l'Europe genommen. Er wurde bei seiner Ankunft vom Großherzog von Mecklenburg empfangen “
— Die weiteren französischen Nachrichten vom Kriegsschauplatze lauten:
alchen 9 Aücc. Das »Journal offiziel« vom 5. d. veröffentlicht den anderthalb Spalten langen Bericht des Divi⸗ sions⸗Generals, Gouverneur des Kaiserlichen Prinzen und Kommandanten en chef des 2. Corps, Generals Frossard, über das Gefecht bei Saarbrücken am 2. d. M. Nach diesem Bericht haben an dem Gefecht in erster Linie französischer Seits Theil genommen: die Division Bataille, auf ihrer Rechten die Division Laveaucoupet und eine Reserve⸗Batterie, auf ihrer Linken die 1. Brigade der Division Vergé mit einer Reserve⸗Batterie. Zur Unterstützung des vom General Bastoul kommandirten rechten Flügels wurde dann bei Saint⸗Arnual noch eine Brigade (General Michelet) heran⸗ gezogen. Den Verlust der Franzosen giebt General Frossard, wie bereits mitgetheilt, auf 6 Todte und 67 Verwundete an.
— Das »Journal offiziel« vom 6. enthält außer einem Bericht über das Gefecht bei Weißenburg die Mittheilung, daß sich 500 Mann bayerischer Infanterie am 2. d. M. am rechten Ufer des Rheines Hüningen gegenüber gezeigt haben und die Bevölkerung von Hüningen, Village⸗neuf und Saint⸗Louis schreckt haben. 4
Paris, 9. August, Morgens. (W. T. B.) b
Aus Metz vom 8. August 10 Uhr Morgens wird vom Kaiser gemeldet: Mac Mahon kommunizirt mit Failly. Der Geist der Armee ist vortrefflich. Seit meiner gestrigen Depesche kein neues Engagement.
Nach den neuesten offiziellen Mittheilungen aus Metz, Montag 10 ¼ Uhr Abends, hat sich das Armee⸗Corps des Generals Failly, welches bei den letzten Kämpfen nicht engagirt war, wieder mit der Hauptarmee vereinigt, ohne beunruhigt worden zu sein. Mac Mahon vollzieht die ihm vorgeschriebenen ingen. Heute kein Zusammenstoß mit dem Feinde.
1“
Danzig, 8. August. Die Küstenwehr ist auf der frischen Nehrung bereits vollständig organisirt, alle nicht drin⸗ gend nothwendigen Hafffahrzeuge sind auf Land gezogen und kleine Dampfböte zn reb achnng der sich etwa nähernden eindlichen Schiffe in Betrieb gestellt. lichens Lfeli 7. August, berichtet das »K. Korr.⸗Bl.«: Die französische Panzerflotille war gestern vor Bülk (Leucht⸗ hurm am Ausgange des Kieler Meerbusens) in Sicht. Heute
ist sie südlich Fehmarn in der Richtung auf Warnemünde ge⸗ steuert. 1“ — Aus Bülk, Sonntag, 7. August, meldet die »Flens⸗ burger Norddeutsche Zeitung«: Gestern Abend befanden sich 7 französische Schiffe — 1 Aviso, 4 Raaefregatten mit Bark⸗ und 2 Fregatten mit Vollschiff⸗Takelage — unter Langeland in Sicht und schienen vor Anker zu liegen, ungefähr auf fünf deutsche Meilen Entfernung. b 1
— 8. August, 6 Uhr 3 Minuten Morgens. 8 feind⸗ liche Schiffe steuern direkt auf hier auf 3 deutsche Meilen Ent⸗ ernung.
b 19 8. August, 10 ½ Uhr Morgens. Jetzt sind hier 10 feindliche Schiffe in Sicht, es sind noch 2 hinzugekommen. Die Takelage dieser beiden letzten Schiffe ist nicht zu erkennen. Häamburg, 9. August. 1 MNach hier eingetroffenen Berichten ist das memeler Schiff „Vesta«, Kapitän Pusch, von Torre⸗Vieja nach Memel mit Salz beladen, genommen und nach Brest geschleppt. 1
Wustrow (Mecklenburg, an der Küste, nahe der preußi schen Grenze), 7. August. (M. A.) Heute Morgen bei Tages⸗ anbruch wurden von hier aus zwei große Dampfschiffe — sehr wahrscheinlich französische Kriegsschiffe — vor Anker liegend gesehen, die nach wenigen Stunden unter Dampf und Segel gingen, um ihren Cours gegen West zu steuern. 8
London, 9. August. (W. T. B.) »Daily News⸗ geht eine Meldung ihres Korrespondenten aus Cherbourg zu, aus welcher hervorgeht, daß es den Franzosen an der Zahl der er⸗ forderlichen Transportschiffe fehlt. Zum Transporte von 50,000 Mann wären mindestens 120 Transportschiffe erforderlich; es seien aber höchstens 22 disponibel. 88
Cherbourg, 6. August. (Kriegs⸗Ztg.) Im hiesigen Kriegs⸗ hafen herrscht fortwährend eine lebhafte Bewegung und ein Schiff nach dem andern wird ausgerüstet. Ebenso wird die Ankunft von Kriegsschiffen aus Brest, Lorient und Toulon “ Der hier aufgehäufte Kugelvorrath ist so groß, daß er Lagerplatz schwerlich genugsam aufgeräumt werden kann.
Stettin, 8. August. (Ostsee⸗Ztg.) Dem Ober⸗Bürger⸗
meister Burscher ist folgendes Telegramm des Königs von
Bayern zugegangen: „ Schhloß Verg, 7. August 1870. Herr Bürgermeister von Stet⸗ tin. Ich sage den Bürgern von Stettin, welche heute ein Huldigungs⸗ Telegramm an mich gerichtet, für die bekundete Aufmerksamkeit freund⸗ lichen Dank. Es gereicht nur zum gerechten Stolze, daß meine bra⸗ ven Truppen an der Seite ihrer Kameraden aus Süd und Nord den Sieg mit erringen helfen. Hoch lebe das glorreiche Haus der Hohen⸗ zollern. Ludwig. Mecklenburg. Schwerin, 8. August. Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilhelm ist nebst der Prinzessin Tochter und Gefolge am Sonnabend voriger Woche Abends von Berlin hierselbst eingetroffen.
Oesterreich-Ungarn. Innsbruck, 4. August. (A. Z.) ⸗In Tirol regt sich vielfältig Theilnahme für die deutschen Krieger, welche am Rhein gegen die Fran⸗ zosen kämpfen. Ehe man noch in einer Stadt SHester⸗ reichs an die Gründung eines Vereins zur Unterstützung deutscher Krieger dachte, faßte man zu Innsbruck die Sache an, und wenn Tirol in dieser Beziehung die Ehre ver⸗ liert, den übrigen Provinzen voranzugehen, so ist nur die Ver⸗ zögerung Schuld, mit der die Statthalterei die Sache behan⸗ delte. Die Studenten, deren Mehrzahl ein warmes Gefühl für die deutsche Sache hat, sind leider in die Ferien gegangen, sonst würden wir wohl auch aus Innsbruck von Demonstrationen hören, so müssen wir uns mit den Kundgebungen der konsti⸗ tutionellen Vereine, der Handelskammern, des innsbrucker Bür⸗ gerausschusses, d von Botzen bald folgen möge, be⸗ gnügen.
Belgien. Brüssel, 7. August. »Moniteur« weist darauf hin, daß nur dieses Blatt als das g Ansichten des belgischen Kabinets betrachtet wer⸗ en darf.
Großbritannien. London, 6. August. In der gestrigen Unterhaussitzung kündigte Verney für Montag eine Interpellation an den Kriegs⸗Minister an: ob, dem Dafür⸗ halten des Ober⸗Kommandanten (Herzog v. Cambridge) nach, der gegenwärtige Heeresbestand, wie er vom Parlament votirt wurde, genügend sei zur Vertheidigung des Landes. — Auf eine Anfrage Lambirts, wie hoch sich die Kosten des Krimkrieges belaufen haben, erwiderte der Schatzkanzler: Auf ungefähr 80 Millionen Pfd. Sterl. Die Interpellation Jenkinsons bezüg⸗ lich Belgiens beantwortete Gladstone dahin, daß der Traktat von 1831 außer Kraft und durch den von 1839 ersetzt sei. Ueber das, was England zur Wahrung der belgischen Neutralität thun werde, könne er heute unmöglich mehr mittheilen, als er und Lord Granville be⸗ reits gethan. Die Regierung hoffe, dem Hause ehestens weitere authentische Mittheilungen machen zu können. — Auf eine be⸗ zügliche Interpellation Beaumonts erwiderte der Kriegs⸗ Minister: das Land sei nicht wehrloser, weil die Munitions⸗ vorräthe verhältnißmäßig geringe seien. Statt Munition auf⸗ zuspeichern, die mit der Zeit werthlos werden könnte (im Jahre 1868 habe man 37 Millionen Patronen verdorben gefunden), sei die Regierung bedacht gewesen, die Etablissements zu deren Herstellung so zu vergrößern, daß diese dermalen 2 Millionen Stück per Woche liefern können. Schwere Geschosse seien zur Genüge in den Depots, mit Ausnahme allenfalls der für alte Vorderladungsgeschütze bestimmten; die Eisenschilder für die Küstenforts könnken ohne Verzug an Ort und Stelle geschafft werden, Torpedos und Telegraphen⸗ Apparate aber ließen sich rasch beschaffen. — Der Flotten⸗ Minister gab seinerseits auf eine durch Eykyn gestellte Inter⸗ pellation beruhigende Auskunft über den Stand der Flotte. — Der Unterstaatssekretär für Indien, Grant Duff, legte hierauf in einer langen Rede das Budget für Indien vor, aus dem erwähnt sei, daß die Regierung im laufenden Verwaltungs⸗ jahre einen Ueberschuß von 163,000 Pfd. Sterl. erwarten zu können glaubt. Die bezüglichen Resolutionen wurden nach längerer Debatte angenommen.
— Folgendes ist der Wortlaut des von dem Handelsamte an die betreffenden Behörden ergangenen Verbots englischer Lootsen⸗ dienste für die beiderseitigen Kriegsschiffe:
»Britische Lootsen dürfen keine Kriegsschiffe irgend einer der streit⸗ führenden Mächte führen, als nur in britischen Gewässern innerhalb drei Meilen von der Küste, noch dürfen sie mehr thun, als solche Schiffe nach oder aus britischen Häfen oder Ankerplätzen lootsen, wenn sie zur Zeit in keiner feindlichen Aktion begriffen sind. Kriegsschiffe in Noth jedoch dürfen stets aus unmittelbarer Gefahr gelootst werden.
— 8. August. (W. T. B.) Auf eine Interpellation Fielding'ös im Unterhause erwiderte Gladstone, es sei ihm nicht bekannt, daß Preußen in offizieller Weise wegen von Engländern geleisteter Pilotendienste sich beschwert habe; übri⸗ gens sei ein derartiger den Grundsätzen der Neutralität wider⸗ sprechender Pilotendienst bereits Seitens der englischen Regie⸗
Ein Comwunique im
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rung verboten worden. — Auf eine Interpellation Beaumont's erklärte Gladstone, er könne, da das Parlament übermorge bereits vertagt werden dürfte, eine weitere Vorlage von Doku menten nicht versprechen, er wolle aber dem Hause noch Folgende mittheilen: Die britische Regierung schlug am 30. Juli de beiden kriegführenden Mächten separat, aber in identischer For⸗ mulirung den Abschluß eines Vertrages vor, durch welchen England die Verpflichtung übernahm, in dem Falle, daß eine der beiden Theile während des Krieges die Neutralität Bel⸗ giens verletzte, mit der andern kriegführenden Macht be hufs der Vertheidigung derselben zu kooperiren. Dieser Vertrag solle noch ein Jahr lang nach Friedensschluß in Rechtskraft bleiben, ohne Beeinträchtigung des alten Ga rantievertrages. Sowohl Oesterreich als Rußland, denen von diesem Vorschlage gleichzeitig Mittheilung gemacht worden war, äußerten sich günstig über denselben. Graf Bismarck wies den preußischen Botschafter, Grafen von Bernstorff, an, diesen Vertrag zu unterzeichnen; Frankreich äußerte gleichfalls seine Zustimmung zu demselben, wünschte jedoch einige unbedeutende stilistische Aenderungen, es sei übri⸗ gens zu hoffen, daß es von dieser Forderung abstehen werde. Disraeli tadelt, daß eine eventuelle Kooperation Englands aus⸗ schließlich auf die Vertheidung Belgiens beschränkt bleiben solle; er wolle übrigens eine eingehendere Beurtheilung dieses Ver⸗ tragsentwurfes sich vorbehalten.
Im Oberhause gab Granville analoge Erklärungen ab. Der Lord “ Halifax erklärte auf eine Interpella⸗ tion Haughton's, ein Verbot der Ausfuhr von Schießbedarf sei
im gegenwärtigen Augenblicke nicht rathsam.
1 Frankreich. Paris, 6. August. Das »Journal offic.⸗ publizirt eine zwischen Frankreich und Spanien am 28. Juli 1870 abgeschlossene Postkonvention.
— Nach einem Dekret der Kaiserin vom 4. d. M. wird die Losung der Altersklassen 1870 am 29. d. M. beginnen.
„ 8. August. (W. T. B.) Eine neue Proklamation der Minister wird soeben an den Straßenecken angeschlagen. Die⸗ selbe lautet:
Jetzt, Franzosen, haben wir Euch die volle Wahrheit gesagt, jetzt ist es an Euch, Eure Pflicht zu thun. Ein und derselbe Ruf möge von allen Franzosen von einem Ende Frankreichs bis zum anderen tönen. Möge das ganze Volk sich erheben in Hingebung, um großen Kämpfen Stand zu halten. Einige unserer Regimenter sind unter⸗ legen, unsere ganze Armee ist noch nicht besiegt. Derselbe Hauch der Unerschrockenheit beseelt sie noch immer. Setzen wir der jetzt von glücklichen Erfolge begleiteten Kühnheit des Gegners Zähigkeit ent⸗ gegen, welche die Geschicke beherrscht. Ziehen wir uns auf uns selbst zurück und mögen die »Eroberer⸗ gegen einen Wall von menschlichen Leibern anstürmen. Wie es im Jahre 1792 und wie es bei Sebasto⸗ pol gewesen, so mögen auch jetzt unsere Niederlagen nur eine Schule der Siege sein. Es wäre ein Verbrechen, auch nur einen Augenblick an der Wohlfahrt des Vaterlandes zu verzweifeln und noch mehr, nicht zu derselben beizutragen. Bleibt aufrecht also! Aufrecht! Und Ihr Einwohner des Centrums, des Nordens und des Südens, auf denen nicht die Bürde des Krieges lastet, eilet mit einmüthigem Elan Euren Brüdern im Osten zu Hülfe. Möge Frankreich, das in Er⸗ folgen einig gewesen, noch einiger sein in der Zeit der Prüfungen. Goͤtt segne unsere Waffen. “ 88
Amerika. New⸗
York, 23. Juli. Dem Leitartikel der »New⸗Yorker Handelsztg.« entnehmen wir folgende Stellen: Obgleich von französischer Seite das Möglichste gethan wird, um
die öffentliche Meinung zu beeinflussen, neigt dieselbe sich ganz ent⸗ schieden zu Gunsten Deutschlands. Der Präsident giebt seiner Sym⸗ pathie für die gute Sache so deutlichen Ausdruck, wie es sich mit seiner Stellung verträgt. Wir glauben nicht, daß es im Kabinet oder sonst an maßgebender Stelle Jemanden giebt, welcher nicht ebenso denkt. Es wäre denn auch merk⸗ würdig, wenn die Amerikaner so schnell vergessen hätten, daß Deutschland jetzt denselben Feind hat, welcher der wirksamste Bundes⸗ genosse des Südens während unseres Bürgerkrieges war und in der trübsten Zeit desselben offen in dem bekannten Brief an den Marschall Forey den Entschluß zu erkennen gab, aus unserer Verlegenheit Nutzen zu ziehen. Hier und dort läßt sich in der Presse der franzö⸗ sische Einfluß hindurchfühlen, aber alle einflußreichen und respektablen Organe stehen auf deutscher Seite. Blätter, welche sonst in ihren Urtheilen sehr behutsam sind, verhehlen nicht die Ueberzeugung, daß der Krieg nicht anders enden kann und darf, als mit dem Sturz Bonaparte's.
Der Deutschen hat sich im ganzen Lande eine Bewegung bemäch⸗ tigt, wie sie großartiger nicht gedacht werden und die nicht ohne nach⸗ haltige Folgen bleiben kann. Nicht nur werden die nach Amerika ausgewanderten Söhne des Vaterlandes aufpassen, daß hier Alles mit rechten Dingen zugeht, und den gehörigen Druck auf Volk und Regie⸗ rung ausüben, sondern es werden der heimischen Regierung von hier aus auch ganz wesentliche Unterstützungen zukommen. Wollten wir alle die Demonstrationen aufführen, welche in allen Theilen des Landes stattfinden, wir müßten mehrere Spalten damit füllen. Ueberall herrscht ein reiner, schöner Enthusiasmus, welcher das Bedürfniß empfindet, sich durch die That zu äußern.
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