1870 / 209 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Die

Frankreich besitzt längs der Vogesen⸗ und Jura⸗Linie mehr als Die bedeutendsten derselben sind in erster Linie Straßburg, Besangon, Belfort und Metz; dann haben Bitsch,

ein Dutzend fester Plätze.

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2 . 894

Thionville. ½

von Spicheren.

Forbach. 2

0 Faulquemont. 0 Herny.

Gr. Tenquin.⸗ Pont-à-Mousson.

Frouard. *

(Der starke Druck bezeichnet die Festungen I., die gesperrte Schrift die II. Klasse, während die übrigen Orte diejenigen sind, FseleSe letzten 14 Tagen historische Bedeutung erhalten haben).

Bezüglich Straßburg's und Metz verweisen wir hier auf die Fegengecg Angaben, welche wir im Staats⸗Anzeiger (vom 12. d.

[bends Nr. 202) bereits gebracht haben, und denen wir im Hinblick auf das besondere Interesse jener wichtigsten Moselfestung heute über diese weiter unten noch einige Punkte anreihen. Ueber die übrigen Plätze lassen wir hier einige orientirende Bemerkungen folgen, die wir Cardinal von Widdern's »Rhein und Rheinfeldzügen«, sowie den be⸗ währten Handbüchern Kloeden's, Daniel's und Ritter's entnehmen. Zunächst zu den Rheinfestungen: Durch Dekret des Kaisers vom 26. Juni 1867 wurde Hagenau aus der Reihe der Festungen ge⸗ strichen, Weißenburg und Lauterburg wurden deklassirt, ver⸗ blieben aber als Staatseigenthum im Ressori des Kriegs⸗Ministeriums; beide sind demnach offene Städte, deren alte Wälle Promenaden wurden, die man aber bei Weißenburg in den letzten Wochen wesent⸗ lich durch künstliche Vertheidigungsmittel zu verstärken gewußt hatte.

Ueber Straßburg ist seiner Zeit gesprochen worden.

Schlettstadt hat eine einflußreiche Lage am linken Ufer der Ill und beherrscht diejenige Eisenbahnlinie, welche den festesten Punkt Südfrankreichs, Lyon, mit der Centralfestung gegen Süddeutschland, Straßburg, verbindet. Ferner liegt es nahe der Gebirgsthal⸗Mündung und beherrscht so die Straßen nach Lüneville wie die Eisenbahn durch die Südvogesen nach Nancy. Schlettstadt (11,000 Einwohner) ist ein einfaches regelmäßiges Bastionairtracé mit Ravelinen und nassen Gräberk; nach demsatlas de géographie militaire pour l'école de St. Cyr« hat es allerdings nur 1500 Mann und 330 Pferde als Kriegsbesatzung.

Neu⸗Breisach beherrscht die Rheinstraße und die aus dem Badenschen über Colmar nach Lüneville; die Kanonen des nach Vaubans dritter Manier mit befestigten Thürmen fortifizirten Ortes bestreichen den diesen umfließenden Rhein⸗Rhöne⸗Kanal da, wo die beiden oben jenannten Straßen ihn überschreiten müssen. In unm telbarster Nähe liegt Fort Mortier, beide zusammen mit etwa 3300 N. n .een. An die bisber genannten die Rheinfestungen schlleßen ich die Vogesenvesten, unter denen wir mit Bitsch beginnen vollen; es sammelt drei Chausseen aus dem Rheinthal, die sich als wei zur Saar fortsetzen und liegt ferner an der projektirten Bahn

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8 8 5 Pfalzburg und Schlettstadt Werth als Sperrpunkte von Vogesenpäͤsser die übrigen befestigten Orte sind minder bedeutend.

Ihrer geographischen Lage nach geordnet, stellen sich Ostfrankreichs dem eindringenden Feinde etwa wie hier

die Festungen skizzirt ent⸗

0 Blieskastel.

Saarbrücken.

Reichshofen. Lichtenberg.

Lützelstein.

von Hagenau nach Thionville. Seine Lage ist eine durch natürliche Verhältnisse See, Bergkegel, dominirende Höhen, sehr feste ge⸗ wesen; es hat einen durch und durch kasemattirten Fels, einen 246 Fuß tiefen, bombenfesten Brunnen und sollte 80 Kanonen und 1000 Mann Besatzung haben. Ebenso wie Bitsch sperren auch Lützelstein und Lichtenberg nur Ouerstraßen, beide feste Plätze zwischen Bitsch und Pfalzburg, aber nach unseren deutschen Begriffen entschieden nur Forts zu nennen; Lichtenberg ist auch von den Franzosen nicht place, sondern poste genannt. Pfalzburg, 3700 Einwohner, liegt auf einem 1160 Fuß hohen befestigten Berge und beherrscht den Eingang zu einem Déöfilé der Vogesen; seine Fontaine ist zwar ein hydraulisches Meisterstuͤck, das aber den Wasser mangel der Festung nicht zu verhindern im Stande ist. Belfort und drei Meilen südlich im Doubsthal das feste Schloß von Mont⸗ béliard, sowie Besangon sind die Kommunikationssperrpunke in der Richtung Basel Paris, und haben als solche um so weniger an Werth verloren, als sie auch Eisenbahnknotenpunkte geworden sind. Im Augenblicke liegen sie bereits weit im Rücken der oper renden deutschen Heere.

Marsal, ein kleiner Ort mit 1200 Einwohnern, liegt im Departe⸗ ment der Meurthe, in einer sumpfigen Ebene der Seille; seine Um⸗ gegend bildet in der Richtung auf Metz hin eine der vorzüglichsten Defensivpositionen Nordfrankreichs. Die eigentlichen Moselfestungen sind Diedenhofen, Met

Diedenhofen (Thionville) liegt an der Mosel; es hat 6000 Einwohner und ist Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Deutsch⸗ land, Luxemburg und Belgien; die von den Kanonen der Festung bestrichene Moselbrücke ist besonders leicht abzutragen.

Ueber Metz ist das Wesentliche bereits in Nr. 202 d. Bl. er⸗ wähnt; nachzutragen wäre noch, daß die äußersten Werke der Festung in Längen⸗ wie Breitenrichtung etwa ½ Meile von einander entfernt d. g der Umfang der Gesammt⸗Festungswerke bis 2 Meilen

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Toul, 7600 Einwohner, ist nominell befestigt, zählt den places zu, liegt unmittelbar an der Mosel, da, wo dieselbe der Maas am nächsten ist, hat aber gar keinen fortifikatorischen Werth und ist ohne jede Bedeutung. An die Moselfestungen reihen sich noch einige andere feste Punkte an, die sich vielleicht in dem Namen der Maas—

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festungen zusammenfassen lassen. Zu diesen zählt nordöstlich Montmédy, am Chiers und hart an der belgischen Grenze, und Londwy, ein starker Grenzpunkt in den Ardennen, 2550 Einwohner zählend und 1176 Fuß hoch gelegen; es liegt nur wenige Meilen nordöstlich Thionville und genau gegenüber der belgisch⸗luxemburgischen Grenze. Den Schluß dieser Befestigungen gegen Osten bildet, um von dem viel weiter südlich liegenden Langres abzusehen, Verdun; die Hauptstadt des Departements der Maas, mit über 12,000 Ein⸗ wohnern, 960 Fuß hoch am gleichnamigen Flusse gelegen, ist es zur Zeit noch der Endpunkt der wichtigen Eisenbahn, die vom Lager von Chäͤlons über St. Mönéhould nach Metz geführt werden sollte, bis zum Ausbruch des Krieges jedoch nicht fertig geworden war. Verdun liegt tief im Maasgrund an dem rechten Ufer des gewöhnlich sehr seichten Flusses. Die Stadt ist von einer regelmäßigen, einfachen Enceinte umgeben, während auf der linken Flußseite die massive Brücke durch eine Citadelle und einen von dieser zur Maas führenden Wall vertheidigt wird. Der Platz soll eine Kriegsbesatzung von 4200 Mann mit 714 Pferden haben.

Die sämmtlichen vorstehend genannten Festungen standen bis zum Ausbruche des Krieges unter dem Kommando des III französischen Armee⸗Corps, dessen Hauptquartier Nancy war, und zu welchem die Militärdivisionen von Metz, Straßburg und Besangon gehörten.

Vereinsthätigkeit für die Armee.

erlin, 16. August. Ihre Königliche Hoheit die Kronprin⸗ zessin wohnte am Sonnabend Nachmittag einer Sitzung der Victo⸗ ria⸗National⸗Invaliden⸗Stiftung bei, und nahm den Vortrag des ge⸗ schäftsführenden Ausschusses über die auf den gegenwärtigen Krieg sich beziehende provisorische Thätigkeit der Stiftung entgegen. Ins⸗ besondere wurde über die Verwendung der in Folge des Aufrufs vom 22. v. M. bereits empfangenen Gaben berichtet. Aus diesen Mitteln ist u. A. den in Mainz befindlichen hülfsbedürftigen Familien der zum Kriege einberufenen Mannschaften der Betrag von 1000 Thlr. und eine aus England neuerdings eingegangene reiche Spende von 10,000 Thlr. dem Victoria⸗Bazar überwiesen worden, um Landwehr⸗ Frauen mit solchen Arbeiten zu beschäftigen, welche der Armee im Felde zu statten kommen.

12. August. Der Inhaber einer Fabrik von Mineral⸗ wasser⸗Apparaten, Greßler in Halle a. S., hat sich erboten, einem gapprobirten Peharmaceuten, welcher sich im Verlaufe des gegenwär⸗ ligen Krieges in seinem militärischen Berufe vorzugsweise auszeich⸗ net, eine Mineralwasser⸗ und Champagner⸗Maschine im Werthe von 150 Thlr. zu verehren.

13. August. Dem kommandirenden General des 1. Armee⸗ Corps ist durch freundliche Hand zur Erquickung des Armee⸗ Corps für 10,000 Thlr. Liebigs Fleischextrakt mit ins Feld gegeben worden

Bei der Kasse des Johanniter⸗Ordens sind bereits 50,248 Thlr. 2 Sgr. 2 Pf. eingegangen. Darunter vom Fürsten Radali zu Heidelberg, Rentier Gustav Kutter zu Berlin, Grafen zu Solms⸗Baruth auf Klitschdorf, Grafen zu Limburg⸗Stirum auf Gr. Peterwitz je 1000 Thlr.

Die vom Berliner Hülfsverein übernommene Einrichtung eines Reservelazareths in der Moabiter Ulanen⸗Kaserne geht unter der Leitung des Professors Dr. Virchow ihrer Vollendung entgegen.

vb. und Abgeordnete zum Zollparlament Friedrich Feustel zu Bayreuth, hat dem Marine⸗Ministerium eine Lübecker Staats⸗Prämienanleihe über 50 Thaler nebst den laufenden Coupons mit der Bestimmung zugestellt, dies Loos demjenigen See⸗ soldaten, Matrosen, Lootsen, oder Seewehrmann zu übergeben, der sich durch eine besonders kühne That auszeichnet.

Stettin, 11. August. Für die Verwundeten sind dem hiesigen Lokalverein von der Handlung Wachenhusen & Prutz Nach⸗ folger 1000 Flaschen guter Rothwein überwiesen worden.

Mainz, 11. August. Der Gutsbesitzer Trompetta zu Kostheim, hat für diejenigen Mannschaften, welche im gegenwärtigen Kriege gegen Frankreich die letzte Kanone oder Mitrailleuse erbeuten, die Summe von 1000 Fl. ausgesetzt.

Der Privatier Kräuselmeyer zu Rothenburg an der Tauber hat sich verpflichtet, für die Eroberung einer französischen Kanone 500 Fl. und für die Erbeutung einer feindlichen Fahne 1000 Fl. als Belohnung auszubezahlen.

Telegraphische Witterungsberichte v. 15.

Bar. Abw Temp. Abw

16,6 16. August. 9,5 2,3 O., schwach. strübe. 11,6 —0,9 SW., schwach. wolkig. 11,7 0,3 W., mässig. bedeckt. 11,6 —0,8 Windstille. trübe, Regen 10,1—1,9 WSW., mässig. wolkig. 11,6 1,0NW., schwach. Gewitter, Reg. 11,2 0,9 0., schwach. bewölkt. 9,0 2,1 O., s. schwach. heiter. 8,4 3,2 S0., schwach. heiter. 9,4 —2,9 SW., schwach. heiter. ¹) 9,7 2,3 NNW., mässig. heit., gest. Reg. 11,3 —0,7 NW., schwach. bewölkt. 10,2 2,8 NO., schwach. heiter. 9,8 NO., schwach. wolkig, heiter. 14,0 W., mässig. ttrrübe. 12,1 NO., schwach. bedeckt. 13,8 NNW., mässig. trübe. 13,8 NNO., schwach. bewölkt. 10,1 SO., schwach. bewölkt. 13, 8 NW., still. bewoölkt. 13,4 N., mässig.

mnmameisansicht bedeckt, Regen.

23 5

Constantin. 335,4 O., mässi

Memel 334,5 - 1, 8 Königsbrg. 334,7—1,5 Danzig 335,3 - 1, 2 Cöslin 334, 7 0,9 Stettin 335,8 0,8 Puttbus. 332,7 1,7 Berlin 335,4 0,2

Posen V .326,6 2,5

α 8g.⸗

2

Ratibor.. V Breslau.. 330,7 1,9 Torgau 332,8 1,1 Münster 335,1 +₰0, 1 Cölln 335,4 +0, 4 Wiesbaden 332,5 Kieler Haf. 335,9 Bremen 337, 3 Weserleuchth. 335, 8 Brüssel 336, 6 Riga 334, 2 Gröningen. 337,3 Helder. 337, 8

¹) Gestern Nachmittag Regen.

Heffentlicher Anze

6 Königliches Kreisgericht zu Neumarkt, den 8. August 1870.

An dem ecehemaligen Kreisgerichts⸗Exekutor Gottlieb Kasch⸗ mieder aus Neumarkt in Schlesien soll eine Gefängnißstrafe von einem Jahre und 6 Monaten wegen Unterschlagung ihm amtlich anver⸗ trauter Gelder und wegen einfacher Unterschlagung vollstreckt werden.

Sein gegenwärtiger Aufenthalt ist unbekannt.

Wir ersuchen, ihn Behufs der Strafvollstreckung an uns oder die naͤchste Gerichtsbehörde, welche uns hiervon Kenntniß geben welle, ab⸗ zuliefern.

Gi gngleeme

Alter 37 Jahre, Religion evangelisch, Größe 5 Fuß 3 Zoll, Haare zunkelblond, Stirn frei, Augen braun, Augenbrauen dunkelblond, Kinn oval, Gesichtsbildung länglich, Gesichtsfarbe gesund und etwas brünett, Nase, Mund und Lippen gewöhnlich, Bart blond, Zähne vollständig, Gestalt untersetzt, besondere Kennzeichen: etwas stotternde Sprache, am Daumen der linken Hand fehlt das erste Glied und tägt wahrscheinlich an der Brust aneinandergereiht⸗ eine Anzahl Königl. Preuß. Ehrenzeichen und Kriegsdenkmünzen.

Bekleidung: Kann nicht angegeben werden.

Oeffentliche Vorladung. Wider 1) den Gymnasiast Vin⸗ kent Kurzawski aus Kottow, 2) den Tagelöhner Joseph Janiak aus Grabow, 3) den Posthalterssohn Louis Sigismund v. Hocke aus Kempen, 4) den Knecht Casimir Jakubcezak aus Rzetnia, 5) den Ein⸗ liegersohn Carl Kobzda aus Przytocznica, 6) den Commis Wilhelm Rogowski aus Skarydzew, ist die Untersuchung wegen Verlassens der preußischen Lande ohne Erlaubniß, um sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres zu entziehen, auf Grund §. 110 Strafgesetzbuchs in Gemäßheit der Antlage vom 29. April cr. eröffnet worden. Zur öffentlichen mündlichen Verhandlung der Sache steht Termin auf den 30. November 1870, Vormittags 9 Uhr, in unserem Sitzungoͤsaale Nr. 1 hierselbst an. Die oben genannten Angeklagten

Höhe von je 1000 Thlr. und der Kosten hierdurch mit Beschlag belegt

werden hierdurch vorgeladen, in diesem Termine zu erscheinen und die zu ihrer Vertheidigung dienenden Beweismittel zur Stelle zu bringen oder solche so zeitig vor dem Termine uns anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können. Erscheinen die Angeklag ten in diesem Termine zur Stunde nicht, so wird mit der Unter suchung und Entscheidung in contumaciam verfahren werden. Gleich zeitig wird das Vermögen der Angeklagten wegen der Strafe au

Kempen (Prov. Posen), den 27. Juni 1870. Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

Handels⸗Register. 88 Zufolge Verfügung vom 13. d. Mts. ist heute in unser Firmen⸗ register unter Nr. 514 eingetragen: der Kaufmann Wladystaw v. Radkiewicz, Ort der Niederlassung: Bromberg, Firma: W. Radkiewicz.

Bromberg, den 13. August 1870. gasnigliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

Königliches Kreisgericht Halle a. S. In unser Gesellschaftsregister ist unter Nr. 183 Folgendes merkt: Firma der Gesellschaft: Gebrüder Bonstedt, S Halle a. S., Rechh . k Gesellschaft: Die Gesellschafter sind: F vvv Johann Carl August Friedrich Bonstedt und 8 der Kaufmann Hermann Leopold Julius Bonstedt, beide in Halle a. S. Die Gesellschaft hat am 15. Juli 1870 begonnen. Eingetragen zufolge Verfügung vom 5. August 1870 am fol⸗

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