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ums, und seit dem siebenzehnten Jahr⸗ Fe. Gestalt bei Spinoza, Leibnitz, Herder, Göthe, Schelling. Nach dieser Anschauung wirdder einzelne Mensch ein Ausdruck des Naturlebens, von dem er eine bestimmte Stufe repräsentirt. Hegel sieht in der Abhängigkeit vom Natur⸗ trieb eine freiwillige Sklaverei; nach ihm ist der geistige Mensch das, wozu er sich macht. Hegels Lehre steht ganz auf dem Boden der transscendentalen Freiheit. Nach jener pantheistischen Anschauung manifestirt sich die Natur oder das Weltleben un⸗ mittelbar in dem Individuum. Nach Hegel bringt der freie Geist dieses Ganze erst hervor als sittliches Kunstwerk im Staat. Nach jener Anschauung ist das höchste Ziel des Menschen, die Grenzen der Natur zu erkennen und inne zu halten; nach Hegel geht der Geist in unendlicher Entwicklung über die Grenzen der Natur hinaus. Nach jener Anschauung ist der Widerspruch zwischen Ideal und Leben durch Fügung in dem Weltlauf zu beseitigen; nach Hegel ist der Widerspruch das Element, aus welchem der Geist sich als Sieger über die natürliche Tendenz des Weltlaufs erhebt. Lessing, Herder, Göthe waren mehr oder minder gleichgültig gegen den Staat, und suchten die Krone der Mensa beil in der Vollendung des Individuums. Dagegen hat seit den großen Denkern des griechischen Alterthums kein moderner Weiser den Staat so hoch gestellt wie Hegel. Der Staat ist ihm Boden und Inbegriff aller Kultur. Die Welt⸗ geschichte ist ihm in der Folge der Staatsgebilde der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit; unter Freiheit ist aber bei ihm die Macht des Geistes über den natürlichen Stoff zu ver⸗ stehen. 1“ G 8 Die ältere Anschauung von der Einheit der Weltentwicke⸗ lung suchte die Stufenfolge der Erscheinungen nach dem oder jenem Maßstab zu bestimmen, dessen Erkenntniß jedoch mangel⸗ haft und mehr oder minder auf unbestimmte Andeutungen beschränkt blieb. Hegel stellte diesen Maßstab auf in seiner Logik, worin er die Selbstentfaltung der Begriffswelt zu geben sucht. Kant hatte den Beweis geführt, daß die sogenannte Erfahrungswelt, der Inhalt unseres Bewußtseins, nur besteht und usammengehalten wird durch eine Reihe ursprünglicher Hand⸗ Lunen unseres Bewußtseins. Diese Grundlage erweitert Hegel zu einem zusammenhängenden Bau. Er zeigt, wie alle Begriffe, unter die wir das Weltbild oder den Bewußtseinsinhalt zu⸗ sammenfassen, die Stufen einer einzigen Gesammthandlung unseres Bewußtseins sind. Nach der Vollkommenheit, mit der sie diese Gesammthandlung ausdrücken, die nicht ein Werk des individuellen, sondern des allgemeinen Bewußtseins ist, bestimmt sich die Stufenfolge der Erscheinungen. Eine Folge dieser Grundanschauung war, daß alle Gebiete des Geisteslebens, die bis dahin meist als unabhängig und zu⸗ fällig sich neben einander entwickelnd angesehen worden, als Strahlen einer und derselben Lichtquelle aufgezeigt wurden, stehend unter einem und demselben Entwickelungsgesetze. Da⸗ mit entstand ein Verständniß für den einheitlichen Charakter der Kulturkreise, für die Lebendigkeit und den inneren Zu⸗ sammenhang der nationalen Gebilde, wie es bis dahin nicht geahnt worden war. Ueberhaupt hat die Hegel'sche Philo⸗
spoophie ein Verständniß aller Grade und Eigenthümlichkeiten
menschlichen Erscheinens und Wirkens eröffnet, wie es allen Zeiten und Bildungen vor ihr unbekannt gewesen, und damit die geistige Ueberlegenheit der deutschen Nation, ihre Fähigkeit, in alles Fremde einzudringen und jedes Gehaltes sich zu be⸗ mächtigen, vor Allem begründet.
Von dem Maßstab aus, den er sich geschaffen, wußte Hegel
ie Wendepunkte der Nationen und Begebenheiten in wunder⸗ barer Weise nach ihrer inneren Bedeutung aufzufassen und zu bezeichnen. Seine Darstellung, oft schwerfällig und mühsam nach dem Ausdruck tiefer Gedanken ringend, ist an plötzlich hervorbrechenden Charakteristiken von monumentaler Kraft so eich, wie die keines anderen Schriftstellers.
Daß ein Denker, der in dem Staat den höchsten irdischen Zweck erblickte, der den Werth des Lebens auf Bewußtheit und gleichzeitig auf sachliche Versenkung, auf Anspannung des Willens und gleichzeitig auf Hingebung gründete, sich auf dem Boden des denn auch nicht aufgehört, zu bekennen, wie theuer und ver⸗ wandt ihm dieser Boden.
Nach der Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 entwarf Hegel eine Schrift über die Verfassung Deutschlands,
welche Manuscript geblieben und erst nach seinem Tode im Auszug veröffentlicht worden ist. Hier erscheinen vor dem Seherblick des Philosophen dieselben Gedanken, welche in den Aktenstücken der Jahre 1866, 1867 und 1870 über die Ursachen
der Schwäche Deutschlands und die Mittel ihrer Abhülfe nieder⸗
gelegt sind. Wir finden unter anderm die Ausführung, daß vor Allem die Concentration der Macht Deutschlands nach ußen hin erforderlich sei. Die Armee müsse wenigstens gleich⸗
ganzes
hin ausflachen.
an das Allgemeine preußischen Staats wahl⸗
erwandt und heimisch fühlen mußte, ist einleuchtend. Er hat rig ist. Leinpfade zum
mäßig geschult sein, die verschiedenen Staaten sollten eine, meinsame Kriegskasse bilden, für die auswärtigen Angelege heiten müsse eine Centralstelle festgesetzt werden.
Der bemerkenswertheste Gedanke der Arbeit ist, daß 1i Werk, wie die Verzinigung der deutschen Nation, wie tief un bestimmt auch das Bedürfniß gefühlt werden möchte, nie Frucht der Ueberlegung gewesen sei, sondern der Gewalt.
Welche verschiedenartigen Ereignisse, welche geistigen Kämg und Bestrebungen liegen zwischen der Gegenwart und den Jahre 1806 und doch haben die Gedanken, welche der Phlch soph in jenem Jahre über Deutschlands Verfassung niederschrit nach sechszig und mehr Jahren ihre buchstäbliche Erfüllung 1 unden.
— Hegel, nach Abstammung und Naturanlage ein Sne deutscher, der in Stuttgart geboren, in Tübingen gebildet, i Nürnberg und Heidelberg gewirkt, hat sich auf dem Höhepum seiner Mannesreife mit dem ihm eigenen Tiefsinn in daß preußische Staatsleben versenkt und ihm die Frucht seines reiche Geistes gespendet. Des Namens, der den Ruhm seiner Heima erhöht, indem er dem preußischen Staat seine edle Kraft geweq hat, erinnern sich Süddeutschland und Norddeutschland in de Feuertaufe dieser Tage, welche ihre Waffenbrüderschaft blutig be
siegelt hat, mit gleichem Stolz und gemeinsamer Dankbarkeit
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Das Elsaß.
Das alte Allemannien, nach welchem die Franzosen unse Vaterland » 1'Allemagne „ nennen, umfaßte in seiner westrheinischen Hälfte hauptsächlich die Landgrafschaftn Ober⸗ und Nieder⸗Elsaß. Die Figur dieses Gebiett zeigt schon, daß dieser Länderkomplex sich ganz in Bezug auf den Rhein und das Rheinbecken gestaltet hat. Es fällt mie einer unbedeutenden Ausnahme vollständig in dieses Becken hin ein und folgt in seiner Längenausdehnung ganz dem Laufe de Rheins und der Vogesen, von denen es im Osten und Westa begrenzt wird. Im Süden schließt es sich in dem Thore zwischen Vogesen und Jura, wo die Gewässer dem Rhonebassin zul. fallen beginnen. Im Norden macht die Lauter denjenigen Querdurchschnitt im Rheinbecken, an welchem seit alten Zeitn mit merkwürdiger Beständigkeit beinahe stets die politischen kirchlichen und sprachlichen Grenzen des Elsaß stehen blieben Wie das langgestreckte Baden wird auch das langgestreckte Elsaf stets in Bezug auf den Rhein, seine Lebensader, durch eine aus diesem Strome perpendikulär stehende Querlinie gegliedert und in ein Ober⸗ und Unter⸗Elsaß (jetzt Departement Bas- urd Haut-Rhin genannth) getheilt. Während das Elsaß im Norden (vom Rhein ab bei Lautter⸗ burg) an die bayerische Rheinpfalz, im Süden auf nur kurjer Strecke an den Kanton Basel angrenzt, bilden im Westen die Vogesen die Grenze gegen Frankreich, im Osten der Rhein dee Grenze gegen Baden. Die Vogesen steigen in der Richtung nach Süden allmählich hoch hinauf und endigen im Süden mit der Spitze des Ballon d'Alsace, der gleichsam wie ein hohes Vor⸗ gebirge dasteht, zwischen welchem und dem Feldberge ein weitth Thor nach Südwesten gegen Frankreich hin sich eröffnet. Nach Norden hin nehmen die Vogesen in der Mitte des oberrheinischen Beckens allmählich etwas an Höhe und Mächtigkeit ab, am meisten nach der Gegend von Straßburg hin, wo sie sich nach beiden Seiten Bequeme Thäler greifen hier aus Osten und Westen durch und bahnen einen Naturweg an, der von uralten Zeiten her von Einwanderungen und Armeg aus Westen benutzt wurde und den man als eines der hauptsech⸗ lichsten natürlichen Thore im Westen betrachten kann. Von hier an weiter nach Norden wird der Gebirgsstock wieder etwats mächtiger und breiter und hat in seiner nördlichen Partie wiederum ein mit Bergen ganz erfülltes Terrain hinter sich, das Harde⸗ gebirge, welches eine Fortsetzung der Vogesen bildet. Der Rhein, die natürliche Grenze gegen Baden, hat zwische
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Basel und Straßburg viel Inseln und Sandbänke und strömt
hier weit schneller, als auf der Strecke zwischen Straßburg und Mannheim. Sein Fall ist bis Straßburg noch so stark, daß fast nur Thalfahrt möglich, die Bergfahrt aber äußerst schwie⸗ b Aufwärtsziehen der Schiffe sind wegen der Breite des Stromes und der Zerrissenheit der Ufer seht schwer anzulegen. Die Franzosen haben deshalb auf ihrem Ufer einen Kanal gezogen, welcher bei Straßburg beginnt, übet Neu⸗Breisach, Mülhausen ꝛc. bis zur Rhone fortgeht und durch denselben die natürliche Rheinschiffahrt ersetzt. Die eigentlich Seengende öö des Elsaß beginnt daher erst von raßburg ab. Fast alle kleinen Nebenflüsse, welche dem Rhein aus dem
*) Benutztt sind hierzu namentlich: J. G. Kohl »Der Rhein⸗ Statistique de la France, Strasbourg 1869; Ad. JToanne »Diction- naire geographique, administratif etc. de la France«, Paris 1869
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richtet wurden.
Elsaß zufließen (Lauter, Sulz, Sauerbach, Breusch, Zorn, Ela ⸗ Fecht ꝛc.) sind unbedeutend und von kurzem Laufe; sie beschreiben meist eine Bogenlinie aus Westen nach Norden herum. Die meisten derselben sind nicht schiffbar, dagegen alle mehr oder weniger flößbar, oder doch für Brennholz⸗Transporte zu benutzen. Die einzige bedeutende Ausnahme, sowohl in Be⸗ zug auf ihre Richtung, als auch auf ihre Größe und Nutz⸗ barkeit, macht die Ill. Sie entspringt auf der kurzen südlichen Nordwand des oberrheinischen Beckens im Jura, läuft 20 Meilen weit fast ganz parallel mit dem Rheine in nur geringer Entfernung von ihm, aus Süden nach Norden, und wird erst in der Mitte des Beckens durch her⸗ zutretende Höhen in den Rhein gedrängt. Bis Kolmar hat sie einen sehr raschen Lauf, von hier wird sie ruhiger, fließt in niederen Wiesengründen und ist von hier 10 Meilen weit bis zur Mündung, gleich hinter Straßburg, schiffbar. Von den Vogesen her nimmt sie eine Menge kleiner Flüsse auf, die ihren Schlamm und Bergkehricht an den Ufern der Ill ablagern und fruchtbare kleine Delten bilden. Der groͤßere Theil der Bevölkerung des Rheinbeckens hat sich daher vom Rheine in das Illthal zurückgezogen. Längs der IZll, die auch zum Betriebe von Mühlen und Fabriken viel geeigneter war, als der Rhein, liegen alle bedeutenderen Städte des füͤdwestlichen Theiles des Rheinbeckens: Mülhausen, Kolmar, Schlettstadt und Straßburg. Hier und nicht längs des Rheins liefen von jeher die Hauptverkehrswege, hier geht auch jetzt wieder die Eisenbahn von Straßburg nach der Schweiz. Die dü hat sich dadurch zu der Hauptpulsader des Lebens des lsaß gemacht. Der ganze Landstrich, sowie dessen Bewohner haben daher auch von ihr den Namen empfangen: »Elsaßer oder Illsaßer⸗ d. h. »Saßen an der Ill«. Noch jetzt haben mehrere Ortschaften an der Ill ihren Namen (Illfurth, Ill⸗ hauseren, Illkirch, Illzach) von diesem Flusse uUnd auch die Römer hatten schon eine Illstadt (Hellellum).
Das Elsaß hat einen Flächeninhalt von 158 Quadrat⸗ meilen, auf welchen nach der letzten Zählung vom Jahre 1866 1,119,255 Einwohner und zwar 588,970 im Departement Bas⸗ Rhin und 530,285 im Departement Haut⸗Rhin lebten, es ist sonach eine der bestbevölkerten Provinzen Frankreichs, da die Durchschnittseinwohnerzahl von 7084 auf einer Quadratmeile nur noch von vier anderen Departements erreicht wird, während alle übrigen zum großen Theil erheblich weniger zählen. Der Konfession nach waren 834,815 oder 76,01 pCt. Katholiken (87,07 am Oberrhein, 64,95 am Niederrhein), 234,687 oder 20,71 pCt. Protestanten und Reformirte (10,15 pCt. am Ober⸗ rhein, 31,27 am Niederrhein), 35,814 oder 3,24 pCt. Israeliten (2,75 am Oberrhein, 3,6s am Niederrhein) vorhanden, während die übrigen 0,07 pCt. anderen Konfessionen angehörten. In den Städten wohnten 451,538 Einwohner oder 40,39 pCt. der Bevölkerung, auf dem Lande dagegen 667,717 oder 59,01 pCt. Die städtische Bevölkerung ist hiernach eine verhältnißmäßig starke, überwiegend am Oberrhein mit 41,2s pCt., während sie am Niederrhein nur 39,50 pCt. beträgt. Die Zahl aller im Elsaß vorhandenen Ortschaften wird auf 1031 angegeben, darunter 2 über 50,000 Einwohner, nämlich Straßburg mit 84,167 und Mülhausen mit 58,773; ferner 5 über 10,000 Einwohner (Kolmar 23,669, Markirch oder St. Marie-aux-Mines 12,425, Gebweiler 12,218, Hagenau 11,427, Schlettstadt 10,040), 0 von 5 bis 10,000 Einwohner, 69 von 2 bis 5000 Ein⸗ wohner, 181 von 1 bis 2000 Einwohner, 348 von 500 bis 000 Einwohner und 416 unter 500 Einwohner.
Die wichtigste und bedeutendste der elsässischen Städte ist Straßburg, in dessen Nähe die Hauptgewässer des Rheins auf einer ganz kurzen Strecke in einem einzigen Arme vereinigt sind. Da das Terrain auf beiden Seiten des Flusses fest und ohne Sümpfe ist, so war der ganze Völkerverkehr von der linken zur rechten Rheinseite auf diesen Uebergangspunkt hingewiesen. Hier mußte frühzeitig eine Fähre entstehen und demnächst der Fluß überbrückt wer⸗ en; die Heere, Völkerzüge oder Handelskaravanen, die von den ogesen oder vom Schwarzwalde herabstiegen, mußten noth⸗ wendiger Weise diesen Punkt aufsuchen, an dem schon frühzeitig Fähr⸗ und Brückenhäuser, Gasthöfe, Markt⸗ und Tauschplätze er⸗ Um den dauernden Besitz dieses wichtigen Punktes zu sichern, mußten Befestigungswerke aufgeführt wer⸗ den. Der älteste bekannte Name des Platzes Argentoratum weist schon auf die Entstehungsweise des Ortes hin; er bedeutet ungefähr so viel als Passageplatz, und das neuere Stratenburg, traßburg, ist nur eine Uebersetzung davon. Zu der günstigen Wasserlage Straßburgs kommt noch die in der Nähe eintre⸗ tende, schon oben erwähnte Verminderung der Höhe und Mäch⸗
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Ngkeit der Vogesen und der hier stattfindende Einschnitt in den
ebirgsrücken. Wichtig für Straßburg sind die nördlichen
Vogesenpässe bei Saarburg, Pfalzburg und Zabern, die aus btige
en Moselgege hinüberführe
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das Rheinbecker
Zeiten berühmt und in der Geschichte von Bedeutung sind. Noch jetzt sammeln sich in jenen Pässen mehrere große Straßenzüge von Luneville und Nancy, aus der Saargegend und von Metz her, wer⸗ den hier zusammengefaßt und nach Straßburg weiter geführt. Auch passirte hier von Alters her die Hauptstraße von Paris und sind diese Pässe auch für Anlegung der großen westlichen Eisenbahn Frankreichs benutzt worden. Das Breusch⸗ thal in Südwesten bahnt gleichfalls eine, wenn auch weniger bedeutungsvolle Bergpassage nach Straßburg hinab. Die Vor⸗ theile, welche Straßburg als Uebergangsort über den Rhein und weiter westwärts über die Vogesen darbot, haben die Stadt zu einem Stationsplatze der ganzen großen europäischen Heer straße, von der Donau quer durch zur Seine, von Wien nach Paris und zu einem Kreuzungspunkte dieser Kichtung mit den anderen großen europäischen Heerstraßen von der Weser den Rhein hinauf nach der Schweiz und zur Rhone gemacht.
Nächst Straßburg sind Mülhausen und Kolmar die wichtigsten Städte des Elsaß. Ersteres liegt dicht am Fuße des niedrigen Riegels, welcher die Franche⸗Comté vom Elsaß schei⸗ det, auf einer kleinen Halbinsel, welche von der Doller und Ill gebildet wird. — Die ehemalige freie Reichsstadt Kolmar liegt in der Ebene an der Ill, ungefähr in der Mitte zwischen Straßburg und Mülhausen.
„Der Ackerbau im Elsaß ist nicht unbedeutend und lebt ein großer Theil der Bevölkerung von der Bewirthschaftung des Landes. Der Boden ist — namentlich in der Rheinebene — ein äußerst fruchtbarer; es werden nicht nur alle Getreide⸗ arten, sowie Kartoffeln und Hülsenfrüchte im Ueberfluß ge⸗ wonnen, sondern auch 1n Oelsämereien, Futterkraͤuter, Krapp, Tabak, Hopfen. ute Weine werden bei Ernolsheim, Imbsheim, Molsheim, Mutzig, Neuweiler, Ribeauvillé, Geb⸗ weiler, Unawihr ꝛc. gebaut; auch liefert die Obstkultur vor⸗ zügliche Fruchtsorten, die weithin Absatz finden. Der Umfang des gesammten Ackerlandes beträgt 343,503 Hekt., an vorzüg⸗ lichen Wiesen waren 118,343 Hekt., an Weinbergen 24,456 Hekt. vorhanden. Die Gesammterträge des Landes wurden im Jahre 1862 auf über 231 Millionen Francs geschätzt, darunter: 4,048,616 Hekt. Getreide für 64,299,508 Frcs., 4,367,998 Ctr. Stroh für 22,660,553 Fres, Hülsenfrüchte, utterkräuter, Kar⸗ toffeln ꝛc. für 58,347,341 Fres., Heu für 31,101,530 Frcs., Wein für 38,999,513 Fres. An Vieh wurden gezählt: 69,273 Pferde, Esel und Maulthiere, 315,301 Stück Rindvieh, 120,434 Schafe und 119,412 Schweine im Gesammtwerthe von etwas über 87 Millionen Francs. Die gesammte ländliche Bevölkerung belief sich im Jahre 1866 auf 507,260 Köpfe, von welchen indeß auch ein Theil von der Industrie beschäftigt wird. In dem Bauernstand und in der ländlichen Bevölkerung insgemein zeigt das Elsaß sich noch deutsch, nicht nur in Sitte und Tracht, in häuslichen Einrichtungen und Gewohnheiten, sondern namentlich auch in der Denk⸗ und Anschauungsweise, deren unver⸗ fälschter, einzig sicherer sinnlicher Ausdruck die Sprache ist. Darum nennt namentlich der Elsasser Landmann sich selbst deutsch und seine Muttersprache ist überall die deutsche geblieben, während in den Städten sich manche Franzosen: Beamte, Soldaten, Fabrikanten, Gewerbtreibende ꝛc. angesiedelt und der französi⸗ schen Sprache und Gesinnung immer mehr Eingang verschafft haben. Auf dem Lande ist das Verhältniß umgekehrt: zwei, drei Menschen im Dorfe verstehen oft nur französisch — der Maire, der Pfarrer, vielleicht noch ein Schankwirth oder ein ausgedienter Soldat, sonst spricht Alles deutsch.
Gewerbefleiß und Industrie stehen im Elsaß in hoher Blüthe; sie nährten im Jahre 1866 mit Einschluß der Familien der Arbeiter überhaupt 431,366 Menschen, und vertheilt sich diese Zahl auf die einzelnen wichtigeren Erwerbszweige folgen⸗ dermaßen: Gewebe⸗Industrie 187 85, Bauhandwerker 64,010, Anfertigung von Bekleidungsgegenständen 61,082, Herstellung von Verzehrungsgegenständen 42,882, Metallwagaren 26,790, Holzwaaren 12,602, Maschinen und Wagen 12,150, Glas⸗ und Thonwaaren 5850, chemische Produkten 4152, Lu vuswaaren 3649, Kupferwaaren 3242, Möbel 2857, Waffen 2484. Vom Bergbau und Hüttenbetrieb lebten 5708 Menschen,; ersterer lie⸗ fert, hauptsächlich in den Vogesen: Eisen, etwas Steinkohlen, Kupfer und silberhaltiges Blei. Eisenhüttenwerke standen (im Jahre 1864) 45 im Betriebe, welche Erzeugnisse im Werthe von über 5 Millionen Fres. geliefert haben. Im Ganzen zählte die elsässische Industrie im Jahre 1864 bereits 41,301 gewerb⸗ liche Etablissements aller Art mit 47,157 Arbeitgebern und 126,944 Arbeitern; die Großindustrie beschäftigte 758 Dampf⸗ maschinen von überhaupt 14,172 Pferdekraft. ““
Unter den Hauptsitzen der Industrie ist besonders Mül⸗ hausen hervorzuheben. Die Manufakturen dieser Stadt un ihrer Umgegend, unter denen die Baumwollenspinnereien und Webereien, sowie die Kattundruckereien bedeutend sind, beschäf⸗ ca. 60,000 Arbeiter und liefern jährlich Fabrikate in
schon seit alten