1870 / 271 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

berg, Sec. Lts. von dems. Regt., zu Pr. Lts., Behrend, Noöl, v. Diemar, Gasch, Jobst, Port. Fähnrs. von dems. Regt., zu Sec. Lts., Teichelmann, char. Port. Fähnr. von dems. Regiment, Frhr. v. Otterstedt, v. Flatow, Unteroff. von dems. Regt., zu Port Fähnrs., v. d. Wense, Oesterreich, Sec. Lts. vom 3. Hess. Inf. Regt. Nr. 83, zu Pr. Lis., v. Schilgen, Port. Fähnr. von

dems. Regt., zum Sec. Lt., v. Nostiz⸗Drzwiecki, de Maré6es, dees. Pr. Lts. vom 5. Thür. Inf. Regt. Nr. 94 (Großherzog von Telegramm aus Fontainebleau haben sich

Sachsen), zu Hauptl. und Comp. Chefs, v. Obstfelder, Mahr,

Frhr. v. Egloffstein, Sec. Lts. von dems. Regt., zu Pr. Lts., Freiherr v. Harrstall, Freiherr v. Hanstein, v. Lochow, v. Pöllnitz, Port Fähnrs. von demselben Regiment, zu Sec. Lts. Gr. v. Seckendorff, Horrocks, Unteroff. von dems. Regt., v. Bülow, Lueder, v. Obernitz, Gefr. von dems. Regt., zu Port. Fähnrs., Wuertz, v. Arnstedt, v. Gaertner, Port. Fähnrs. vom I. Hess. Hus. Regt. Nr. 13, zu Sec. Lts., Nehring, char. Port. Fähnr. von dems. Regt., zum Port. Fähnr., befördert. mann, Pr. Lt. von dems. Regt, ein Patent seiner Charge verliehen. (Schluß folgt.)

Berlin, 17. September.

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Schlusse des Blattes nicht eingetroffen.

Karlsruhe, 14. September. (Karlsr. Z.) Eine eigen⸗ thümliche Feldpost ist dieser Tage vom Kriegsschauplatz abge⸗ angen und zu Oberwittstadt, Amt Boxberg, angekommen. 8s war ein kleiner Luftballon, stark 3 Fuß hoch, aus wasser⸗

dichtem leichten Stoff gefertigt und mit der Inschrift versehen:

„Poste aörostatique. Ballon de pharmacien. Ville de Metz, 9. September. 7m Ballon.«

Ferner war zu lesen: »Man bittet den Finder dieses Ballons, die an dem Ballon angehefteten Briefe auf der nächsten Post aufzugeben.«

Der Ballon war voll Briefen aus der Festung Metz und langte auf deutscher, statt auf französischer Erde an. dem Großherzoglichen Bezirksamt Boxberg und von diesem dem Großherzoglichen Kriegs⸗Ministerium übermittelt. Die Briefe, welche die Luftreise von der Mosel bis zur Tauber ge⸗ macht haben, sollen im Wesentlichen Privatbriefe sein. Dem Vernehmen nach ist dem Hauptquartier Sr. Majestät des

Königs von Nreußten von der Sache Mittbeilung gemacht

worden.

Französischerseits sind vom gende Nachrichten eingegangen:

Paris, 16. September. (W. T. B.) 1

Nach den der Regierung zugegangenen Mittheilungen sind die preußischen Plänkler bis Creteil vorgegangen, und scheint es, als ob die preußischen Vortruppen zwischen Creteil und Neuilly sur Marne Stellung genommen haben. Nach ander⸗ weitigen Mittheilungen haben preußische Plänkler sich auch bei Corbeil und Clamart gezeigt. Zahlreiche Truppenabtheilungen 1 gestern Paris verlassen, um dem Feinde entgegenzu⸗ gehen.

Nach Berichten, welche bei der Regierung eingegangen sind, waren preußische Plänkler bei Villeneuve, Dammartin und Plessis erschienen; eine Kolonne von 3000 Mann hat bei Villers⸗Cotterets Stellung genommen, eine andere in Stärke von 10,000 Mann bei Nanteuil. Soissons ist durch feindliche Kavallerie cernirt. Nach anderweitigen Berichten scheinen die Preußen einen Angriff auf Vincennes vorzubereiten. Der rlraen auf der Eisenbahn nach Orleans ist noch nicht ein⸗ gestellt.

Kriegsschauplatz fol⸗

(Creteil liegt Meile südöstlich von Paris an der Marne, an den Straßen von Provins und Melun nach Paris; Neuilly an der

Marne, etwa 1 ¼ Meile östlich von Paris, 1 Meile nordöstlich von Creteil.

Neuilly durch die Forts bei Fontenay gedeckt ist. Creteil ist eine 2 von 2541 Einw. mit mehreren Schlössern und zahlreichen Villen.

Melun nach Paris.

Clamart (sous⸗Meudon), Schlössern und Villen, liegt 1 Meile südwestlich von Paris, nahe den Forts von Issy und Vanves.

illeneuve, Dammartin und Plessis lassen sich bei den vielen Ortschaften, welche diese Namen tragen, ohne nähere Bezeichnung nicht bestimmen.

Villers⸗Cotteret ist eine Stadt von 3396 Einwohnern im Depar⸗ 1 gewidmet und wesentlich zu dessen Wohlfahrt beigetragen haben, ch Tage gewährte man diesen Bedauernswerthen. V Friste die man dem Verbrecher gewährt, um sich zum

tement Aisne, Arrond. Soissons, 10 ¾ Meilen von Paris, 7 ½ Meilen von Laon. Den Namen Nante Aisne

u 3 Ortschaften.)

il führen allein im Departement

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Thiele⸗ V

Amtliche Depeschen vom Kriegsschauplatz sind bis zum

in französischer Sprache ungefähr Folgendes

Se. Majestät den König beschlossen:

Auf der Straße von Neuilly nach Paris, etwa 1 Meile von ersterem Ort entfernt, liegt Vincennes, welches nach der Seite gegen

Paris, 16. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Meldungen haben 5000 h Truppen und 20 Kanonen am 14. September na

kurzen Gefecht mit Francs⸗tireurs und Nationalg

besetzt. Dieselben requirirten Lebensmittel 6 marschirten am andern Tage auf Mühlhausen. Nach ein

feindliche bei Courcelles gezeigt. W (Courcelles ist ein kleines Dorf unweit der Seine, 1 Meile Monterau.) don Das „Journal officiel« vom 14. September enti

folgenden Erlaß:

Die Mobilgarde der Departements in Paris bildet 4 Diviso 1. Division General de Liniers mit dem Hauptquartier Uin bia vegreift die in dem 8., 9. (Theile westlich der Rue Lafitte), nels 17. Arrondissement einquartierten Bataillone, - 2. Division General de Beaufort d⸗Hautpoul (Hauptquartier; Palais⸗Royal) begreift die im 1., 2, 9. (Theile östlich der Aucdint und 18. Arrondissements einquartierten, 3. Division General Berthaut (Hauptquartier im Konservatorim der Künste und Gewerbe) begreift die Bataillone im 3., 4, ”o, U- 12., 19. und 20. Arondissement, 4. Division General Corréard (Hauptquartier im Luxemonr begreift die Bataillone im 5., 6., 9, 13., 14. und 15. Arrondissene Jeder Bataillonschef soll sich unverzüglich zur Verfügung d Generals stellen, unter dessen Befehl sein Bataillon gestellt is. Paris, den 11. September 1870. 1 Auf Befehl 11“ der General, Chef 1 des Generalstabs 8 Aus Gumlingen, 12. September, 8Uhr 40 Min. Abenzg wird dem »Journal officiel« telegraphirt: Die Vorschläͤge (e Schweiz, den Austritt der Civilbevölkerung aus Straßburg

Der Gouverneur von Parit Präsident der Regierung der Nationalvertheidigung

General Trochu

treffend, sind angenommen. Die Räumung ist sofort begonnen

Eine Depesche aus Schlettstadt vom 13. Septemter welche in Paris am 14. veröffentlicht wurde, bringt folgant Depesche des Generals Uhrich aus Straßburg vom 9. 60

1.“ tember: »Ich halte bis ans Ende aus. Wie könnte ich e

Rhein passiren ohne Brücke und ohne Schiff? Geben Site die unpraktische Idee auf. Ein ehrenvoller Ausfall wurde die Morgen gemacht, ist aber theuer zu stehen gekommen und halt kein anderes Ergebniß als die dem Feinde eingeflößte Achtung⸗

Der hiesigen amerikanischen Gesandtschaft ist, wie —.

T. B.⸗« meldet, die offizielle Meldung zugegangen, daß Ue Blokade der Elbe und Weser jedoch nur dieser Ströme aufgehoben ist.

Kiel, 15. September. Wie der „»Kiel. K.“« hört, sül gestern 13 französische Kriegsschiffe vor Bülk in Sicht gewese

London, 16. September. (W. T. B.)

Drei französische Panzerschiffe passirten heute steuernd den Kanal. 8

südwärt

Die in Bexlin anwesenden aus Frankreich vertriebem, Deutschen haben am Mittwoch Abend folgende Petition .

»Großmächtigster, Allergnädigster König und Herr! Seit duf 15. Juli d. J., dem Tage, an welchem Frankreich in seinem lAhe muthe ohne jede gegründete Veranlassung Deutschland den Krieg g. klärte, hat sowohl das Volk wie die Regierung dieses Landes due eine Reihe von Handlungen bewiesen, daß es einen Vernichtungstamg

gegen das ganze deutsche Element beabsichtigte, um sich die Herrsch

über ganz Europa anzueignen. Daß dies nicht gelungen, haben w. in vorderster Reihe der weisen Politik Ew. Majestät zu danken’ sämmtliche Kräfte Deutschlands noch zu rechter Zeit zu einigen wlßl

ferner der Intelligenz unserer Heerführer, die die Bewunderung der R und Nachweit errungen, und dem Muth und der Tapferkeit unsa

deutschen Heere, die weder die wilden Horden aus Afrika noch tausendfachen Tod speienden Mordinstrumente scheuten und eine Feind besiegten, der jedes Völkerrecht und Menschlichkeitsgefühl ü achtend, List und Verrath benutzte und doch keinen Sieg errang In der Hauptsache hat das Recht triumphirt, doch in den Nebensagh bleibt es erst den Machthabern noch überlassen, auch dort Gerechiglt zu üͤben, wo die deutsche Nation in einem großen Theil ihrer And

hörigen mit den Füßen getreten, beschimpft und in ihren Nech

A“ 8 8 arg geschädigt ist. In der Weltgeschichte ist keine ähnliche Handlung Corbeil ist eine Stadt von 5541 Einw., am Einfluß der Essonne

in die Seine, 4 ½ Meilen südöstlich von Paris, an der Straße von

3194 Einwohner, mit zahlreichen

weise aufzufinden, wie die, welche die französische Regierung sg 27. August dieses Jahres auf Verlangen des Volkes vollzog. A. Befehl, welcher alle Deutschen, die einem Staate angebönn der sich mit Frankreich im Kriege befand, binnen drei Tic aus dem Lande stieß, traf friedliche Bürger, die ihre Pflicht gegen i Staat pünktlich erfüllten und sich nichts hatten zu Schulden komm⸗

lassen, was diese Maßregel einigermaßen rechtfertigen konnte. an

Menschen mußten im Departement de la Seine allein ihre G

ihre Habe, ja Viele ihre Frau und Kinder verlassen und sich wie

brecher aus dem Lande flüchten, dem sie seit vielen Jahren ihre g.

dies die Tode von⸗

ereiten. Was konnte man in denselben ordnen? Nichts. Na-

Es ist

ncralis

an sich bei den hierbei obwaltenden Schwierigkeiten dem Reisedokument besorgt hatte, blieb gerade noch sd viel um einige Effekten zusammen zu raffen und den Bahn⸗

u erreichen. In den Geschäftslokalitäten, Werkstätten und ohnungen mußte man Alles lassen, wie es war; man verschloß üiselben und empfahl sie dem Schutze der Vorsehung und entfloh 8 einem Lande, in dem der Deutsche rechts⸗ und schutzlos geworden 4 der Wuth eines fanatisirten Volkes preisgegeben war. Wie hoch in die durch diese Maßregel entstandenen materiellen Verluste der h ganz Frankreich ausgewiesenen Deutschen belaufen, ohne der emalischen zu gedenken, wird sich wohl nie genau ermitteln lassen, ch sie nicht viel unter einer Milliarde zurückbleiben, st mit voller Gewißheit anzunehmen. Soll nun diese Summe für fe deutsche Nation vollständig verloren gehen? Wir, die wir im gamen aller unserer Leidensgefährten und als deren Bevollmächtigte lise Petition an Ew. Majestaäͤt richten, sind von dem festen Ver⸗ hauen beseelt, daß die Männer, die Deutschlands Geschicke heute leiten, jeru niemals ihre Zustimmung geben werden. In der beseligenden ffinung, daß diese gewiß vollständig begründete Bitte bei Ew. Maje⸗ 1 geneigtes Gehör und gnädige Gewähr finde, verharren in voll⸗ indigtter Ergebenheit das Komite zur Wahrung der Rechte der aus rankreich ausgewiesenen Deutschen.« (Folgen die Namen der Komite⸗Mitglieder.)

Die Petition wird Sr. Majestät dem König in Briefform übersandt werden. Zum Vorsitzenden bei den Versammlungen wurde, nachdem der Ober⸗Bürgermeister Seydel die Uebernahme dises Amtes abgelehnt hatte, der Polizei⸗Präsident v. Wurmb wählt, der sich auf vorherige Anfrage zur Uebernahme unter ver Bedingung bereit erklärt hatte, daß jedwede Politik aus den Persammlungen fern gehalten und nur die Geltendmachung der Ansprüche auf den Ersatz des von den Franzosen zugefügten Schadens verfolgt würde. Zum zweiten Vorsitzenden wurde eer Schreiber, zum Schriftführer Dr. Böhringer gewählt. Im senerremuseum, Stallstr. 7, hat das Komite ein Bureau ein⸗ ferichtet, in welchem Auskunft bezüglich der Unterstützung und Äs Arbeitsnachweises ertheilt wird. Die Versammlung schloß nit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König und

s einige Deutschland.

Sachsen. Dresden, 16. September. (W. T. B.) Das resdner Journal« veröffentlicht folgendes an den König von Sachsen gelangtes Telegramm des Kaisers von Rußland aus garskoe Selo: »Um die Erfolge Ihrer tapferen Truppen zu chren, erlaube ich mir, Ihrem Sohne, dem Kronprinzen, meinen militärischen St. Geoorgs⸗Orden zweiter Klasse zu verleihen, den erso wohl verdient hat, indem er seine Truppen in so glän⸗ sender Weise zum Siege geführt hat. Ew. Majestät werden hierin, ich hoffe esS, einen neuen Beweis meiner Achtung und meiner Freundschaft erblicken«.

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Weimar, 15. September. sreibt:

zEin schwerer Schlag hat in dieser ernsten Zeit das Großherzog⸗ chum betroffen: Heute Morgen 10 ½ Uhr ist Se. Excellenz Herr Staats⸗ Minister Dr. Freiherr von Watzdorf sanft verschieden. Unvorbereitet bifftt dise Trauerkunde das Land, nicht unvorbereitet Diejenigen, welchen es vergönnt gewesen, noch in der letzten Zeit dem Herrn Snats⸗Minister nahe zu treten. Kränkelnd war derselbe von Berlin in Frühjahr dieses Jahres heimgekehrt, und weder ärztliche Kuren noh ein längerer, durch die kriegerischen Verwicklungen abgekürzter Aufenthalt auf Schloß⸗Berga hatten die durch die gehäuften beiten der letzten Jahre, denen sich Herr von Watzdorf mit steter Sorgfalt und Unermüdlichkeit widmete, geschwächten Körperkräfte bieder herzustellen vermocht. In den letzten Wochen zumal date sich ein sehr schmerzhaftes Kopfleiden Kopfgicht üngestelt, welches in Verbindung mit der tiefen Erschütterung, die dem Gefühlsleben des Herrn Staats⸗Ministers der Tod seiner Ge⸗ nahlin brachte, wohl als die unmittelbare Ursache seines Hinscheidens zubetrachten ist. Scheinbar hatte Herr von Watzdorf die schmerzens⸗ ollen Tage nach dem Verluste seiner Gattin leidlich überstanden: ine Verschlimmerung seines Zustandes trat jedoch am vorigen Sonn⸗ ühend ein und leider mit solcher Heftigkeit, daß sehr bald jede Aus⸗ scht auf Wiederherstellung geschwunden war, sein baldiger Hintritt unvermeidlich erschien. Doch ist sein Tod früher erfolgt, als die ihm üchststehenden annehmen wollten, zu früh für sie, für die Bevölke⸗ nng des ganzen Landes, welche mit tiefstem und gerechtestem Schmerz - Trauerbotschaft von dem Tode des Mannes vernehmen wird, der tit 27 Jahren die politische Entwickelung des Landes glleitet und 6 Spitze der Regierung mit unendlicher Liebe und Hingabe für das Regentenhaus, das Großherzogthum, unser ganzes Deutschland, i Kleinen, wie im Großen, nach allen Richtungen und auf allen

»Weimarische Zeitung⸗

gcieen des Staatslebens, die erhabensten und edelsten Ziele verfolgt da Es war dem Herrn Staats⸗Minister von Watzdorf beschieden, ährend der Dauer seiner Verwaltung der Staatsgeschäfte die schöne ollendung manches der von ihm erstrebten Ziele zu sehen. 1 Vieles hatte er mit scharfem Auge und fester Hand die Keime agälge und gehütet, daß er die weitere segensreiche Entwicklung auch e seinem Hinscheiden mit Sicherheit erwarten durfte. Das Größte 1 was er mit der ganzen Kraft seines Patriotismus ersehnte, die 8 ellung eines einigen Deutschland, er durste es nicht in dem vollen anz der Vollendung erleben, aber wie Moses war es ihm vergönnt,

dnägens die Morgenröthe der Größe und freiheitlichen Einigung seres Vaterlandes zu schauen. Unser Herrscherhaus und unser Va-

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terland trauern um den ersten Diener des Staats, gleich ausgezeichne durch staatsmännische Größe wie durch fleckenlosen Adel der Seele Deutschland um einen seiner besten Söhne. Zu den Füßen des Da hingeschiedenen legen wir einen vollen und unverwelklichen Kran dankbarer Liebe nieder, wie er nur das Haupt der Wenigen schmückt die, wie Herr Staats⸗Minister von Watzdorf, in edelster Selbstlosigkei ein stets dem Großen zugewandtes Leben nicht sich, sondern dem Gan⸗ zen gelebt haben.

„Hessen. Mainz, 12. September. (M. Abdbl.) Genera Failly mit 11 Offizieren ist gestern hier angekommen und im Holländischen Hof abgestiegen. 8

Baden. Karlsruhe, 14. September. Das heute er⸗ schienene Gesetzes⸗ und Verordnungsblatt enthält eine Bekannt⸗ machung des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten: die Uebereinkunft mit Italien wegen gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeug⸗ nissen und an Werken der Kunst betreffend.

Belgien. Brüssel, 16. September. Der „»Etoile belge⸗« versichert, der Abgesandte der provisorischen Regierung in Paris, Tachard, welcher beauftragt war, wegen der Anerkennung der neuen pariser Regierung Seitens Belgiens zu verhandeln, habe den Bescheid erhalten, daß Belgien in dieser Beziehung dem Beispiel der Garantiemächte folgen werde. 1

Großbritannien und Irland, London, 16. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach wird Thiers morgen von hier abreisen.

Freankreich. Paris, 13. September. Das »Journal officiel« veröffentlicht ein Dekret der Regierung vom 12. d. M., nach welchem allen Militärs, die in Folge der Ereignisse im Dezember 1851 ihren Grad verloren haben, alle Rechte und Titel wiederverliehen werden.

Der französische Gesandte im Haag, Herr Baudin, hat seine Entlassung eingereicht. Die Regierung hat dieselbe ange⸗ nommen.

Die Mitglieder der Kriminalkammer des Kassations⸗ hofes haben sich einstimmig gegen die Verlegung des Gerichts nach Tours ausgesprochen. In Folge dessenverbleibt der Ge⸗ richtshof in Paris.

Der Minister des Innern macht die Maires darauf aufmerksam, daß sich eine Anzahl der zu den Fahnen berufenen Einwohner von Paris noch nicht in die Listen der National⸗ garde hat einschreiben lassen. Die Maires sind angewiesen, die Einschreibung von Amtswegen zu veranlassen. 8

Ein Befehl des Generals Trochu vom 12. befiehlt allen Personen, welche Petroleum besitzen, dasselbe binnen 24 Stun⸗ den zu deklariren.

Ueber die gegenwärtigen Zustände von Paris enthält die »Oest.⸗Ung. Wehrzeitung« vom 13. d. M. eine Mittheilung ihres dortigen Spezial⸗Korrespondenten, der wir die folgenden that⸗ sächlichen Angaben entnehmen:

Die Katastrophe trat ein und mit ihr eine so unerwartete Wandlung, daß man sagen möchte, alle Parteien seien durch dieselbe in eine Art Erstarrung versetzt. Es besteht eine Regie⸗ rung, die wider den Willen der einzelnen ihrer Mitglieder sich konstituiren mußte, die Bonapartisten zeigten kaum einen passi⸗ ven Widerstand und die Orleanisten wagen es noch nicht, her⸗ vorzutreten.

Die Absetzung der Dynastie, wie die Proklamirung der Republik ging von der Straße aus, und es dürfte nicht zu viel gesagt sein, wenn man behauptet, es sei die sozial⸗demokratische Partei, welche jetzt das Heft in Händen hat. Victor Hugo und Louis Blanc weilen wieder in unseren Mauern und werden von Adulationen aller Art umgeben, während ein fast panischer Schrecken Tausende und aber Tausende von hiesigen Familien der Vaterstadt den Rücken kehren.

Die provisorische Regierung zeigt sich unermüdlich thätig. Aber zwischen die mangelnde Zeit und die Entblößung von Kriegsmaterial gestellt, dürfte der Erfolg ein mehr als zweifel⸗ hafter bleiben. Dazu kommt, daß die vom Kriegsschauplatz unter General Vinvy's Führung zurückgekehrten Heerestheile in mehrfacher Beziehung einen peinlichen Eindruck machen und zur Entmuthigung der Bevölkerung beitragen. Es ist dies eines jener Corps, welche zur Zeit der Dampf⸗Organisirung des Grafen Montauban⸗Palikao ohne Rücksicht auf geeignete Cadres aus jungen Elementen formirt wurden, und welches weder auf dem Marsche, noch bei der dreitägigen Schlacht, wohl aber in theilweisen Meutereien etwas geleistet hat. Das⸗ selbe wird jetzt reorganisirt und hat zu diesem Zwecke bei den Forts von St. Denis ein Lager bezogen, was leider nicht hin⸗ dert, daß fortwährend Einzelne, wie Gruppen desselben die Straßen durchziehen und dem erschreckten Bürger von Verrath und der Unfähigkeit ihrer Generale Wunderdinge erzählen. Der Bürger staunt und glaubt, trägt aber den Samen der Ent⸗

muthigung mit sich nach Hause.