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Kr. 502 die Verleihung des Charakters als General⸗Konsul an den Konsul des Norddeutschen Bundes in Serajewo Dr. Blau; unter
Nr. 563 die Ernennung des Kaufmanns Eduard Koelle
zum Konsul des Norddeutschen Bundes zu Paramaribo; unter
Nr. 564 die Ernennung des Kaufmanns Paul Govenius zum Vize⸗Konsul des Norddeutschen Bundes zu Lulez; unter
Nr. 565 die Ernennung des Konsular⸗Agenten Simeon Murad zum Vize⸗Konsul des Norddeutschen Bundes zu Jaffa; und unter
Nr. 566 die Ernennung des Kaufmanns Emanuele Alcala zum Vize⸗Konsul des Norddeutschen Bundes in Pizzo.
Berlin, den 23. September 1870.
8 Zeitungs⸗Comtoir.
Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche — Arbeiten. Der Königliche Bau⸗Inspektor, Bau⸗Rath Eduard Zais zu Schwalbach ist in gleicher Eigenschaft in die Baubeamten⸗ Stelle für den Stadtkreis Wiesbaden, sowie der bisherige Königliche Landbaumeister Schnitzler zu Wiesbaden als Königlicher Kreisbaumeister nach Homburg versetzt worden. Dem Theodor Kromer zu Neustadt in Baden ist unter dem 20. September d. J. ein Patent hauf ein durch Modell und Beschreibung erläutertes Sicher⸗ heits⸗Schloß aauf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfeang des preußischen Staats ertheilt worden. “ Bekanntmachung. Der neue einjährige Lehrkursus der Königlichen Berg⸗Akademie zu Clausthal beginnt den 18. Oktober dieses Jahres. Programme sind bei dem Unterzeichneten zu haben. 9; Die Direktion der Königlich preußischen Berg⸗Akademie zu Clausthal. v. Groddeck.
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Michtamtliches.
Preußen. Berlin, 23. September. Ihre Majestät die Königin besichtigte gestern das Lazareth in Charlotten⸗ burg und empfing den Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Carl. Offizielle militärische Nachrichten. Von dem Belagerungs⸗Corps vor Straßburg. Mundolsheim, den 22. September. Lünette 52 ist be⸗ heauptet und mit 7pfünd. Mörsern armirt. 6 feindliche Zwölf⸗ pfünder erbeutet. In Lünette 53 ebenfalls Mörser⸗Batterie Das Couronnement mit 8 Sechspfündern besetzt. Ver⸗
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errichtet.
lust vergangene Nacht beträgt 1 Offizier, 7 Mann todt, 4 Of⸗
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fiziere, 30 Mann verwundet.
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von Werder. Aus dem großen Hauptquartier. Mehr als alle ausführlichen Beschreibungen wird der nach⸗ folgende aufgefangene Brief eines Maire an den Unter⸗Präfek⸗ ten des Arrondissements Aufschluß geben über die militärische Beschaffenheit der Nationalgarde und über den Grad patrio⸗ tischer Begeisterung im französischen Volke: Mein Herr Unter⸗Präfekt! Voller Freude hatte ich die Aufgabe übernommen, die National⸗ garde von Lagny zu organisiren und zu kom mandiren. Ich fühlte
mich aufs Lebhafteste geschmeichelt durch das Vertrauen, welches Sie
mir bei dieser Gelegenheit geschenkt haben.
Wie schön und zeitgemäß war ein solcher Auftrag und was ist
daraus geworden!
Das Bataillon war vollauf gut organisirt; jetzt wo es gebraucht werden soll, löst es sich auf in ein Nichts. b
Die ganze waffenfähige Mannschaft zieht ab von hier und Nichts kann den Strom dieser Leute aufhalten, die mit Enthusiasmus selbst die Waffen gefordert hatten, um dieselben heute eiligst auf die Mairie zurückzubringen, unter dem Vorwande, daß sie durch den Besitz der⸗ selben dem Feinde gegenüber nur kompromittirt würden und daß sie außerdem nicht einmal verständen, sich derselben zu bedienen.
Um der Lächerlichkeit eines Truppen⸗Kommandos ohne Truppen zu entgehrn, bleibt mir nichts Andares übrig, als dasselbe hiermit niederzaleger und nach einer anderen Gelegenbeit zu süuchen, um in den Grenzen meiner Kraft und Erfahrung beizut agen zur Ver⸗ theidigung des Vaterlandes. V
Ich darf indeß hierbei nicht unterlassen, Ihnen mitzutheilen, daß ich weit davon entfernt war, diejenige Unterstützung und Mitwirkung zu finden, auf welche ich mit Recht zählen zu dürfen meinte und
welche unerläßlich war, um eine Miliz ins Feuer führen zu können, ddie so mangelhaft organisirt war und jeder militärischen Ausbildung
.“ Ich füge noch hinzu, daß ich veor Niederlegung meines Rom. Alles aufgeboten habe, um diejenigen Maires der chbarnandas meinden auzuklären, die mich um Rath und Unterstützung gebeten h Nach allem diesem ziehe ich mich nunmehr zurück in dem Bewu atten
meine volle Pflicht als Patriot geihan und jedes mir zur Venstsein stehende Mittel angewendet zu baben, um den schmerzlichen Räügung vermieden zu sehen, zu welchem ich nunmehr gezwungen bin lctni Genehmigen Sie, mein Herr Unter⸗Präfekt, die Versiche meines tiefsten Bedauerns und meiner vollkommensten Hochachtunan
Die letzten von der franzoͤsischen Regierung verbreiteten Krie nachrichten datiren aus Evreux, einer am Iton gelegenen &. 8 von 12,000 Einwohnern im Departement der Eure, welches sade Theilen der Normandie, der Grafschaft Evreux und der Perch 1 steht. Nach einem von dort aus gemeldeten Telegramm haben sich I sche Kavalleristen bei Mantes (nicht, wie irrthümlich durch Wenuße gemeldet, Nantes) gezeigt. Mantes ist wichtig als diejenige Eisenbesg station, wo sich die Bahnen von Cherbourg und le Havre nach Pühr vereinen; es ist an der Seine gelegen, deren beide Ufer hier durch 88 schöne Brücke verbunden sind, welche am rechten Seine⸗ Ufer 66 Limay fuüͤhrt. Mantes hat 5500 Einwohner, liegt im Departemadh Seine⸗et⸗DOise und ist bekannt durch bedeutende Viehmärkte. — Fn deutschen Detachements, welche in Mantes erschienen sind, sollen 1 französischen Meldung nach, die Absicht gehabt haben, sich mit 1g Corps zu vereinen, das die Seine bei Triel uüberschritten haben soln Triel liegt im Kanton Peoissy, nicht ganz 4 Meilen von Versailleg auch hier führte (vor dem Kriege) eine Hängebrücke über die Seine
Das in der gestrigen offiziellen Depesche genannte Gehölz be. Brevannes liegt einige Kilometers südlich des das frühere 6 von St. Maur umschließenden Marne⸗Bogens und ist die nördlice Fortsetzung des Parc de, Tros⸗Bois, welches südlich von Boissy. St
Léger und zu beiden Seiten dieses Theiles der Straße von Pend nach Troyes gelegen ist; im Gehölz von Brevannes liegt das Schoß Limeil⸗Brevannes am Abhange einer Anhöhe, welche das wes⸗ lich vorliegende Seine⸗Thal beherrscht. b
— Das »Paris⸗Journal« enthält folgenden in alle pariser Blätter aufgenommenen Artikel über die preußischen Ula nen
»Es giebt keine Ulanen⸗Regimenter. Die preußische Ka⸗ vallerie begreift Kürassier⸗, Dragoner⸗, Husaren⸗Regimenter, aber keine Ulanen⸗Regimenter. In den bisherigen Gefechten haben wir Attaken von Kürassieren, Dragonern uUnd Husarm, aber nicht von Ulanen erlebt. Was ist denn ein Ulan? 69 lange Preußen im Frieden lebt, sieht man keinen Ulanen in Lande. Ist aber der Krieg erklärt, so strömen alsbald aus allen Himmelsgegenden pensionirte Kavallerie⸗Offiziere herbei, d. h. solche, die kein anderes Vermögen als ihre mäßige Pension besitzen. Sie melden sich zum Kommando von Reiter⸗Corps, die sie auf eigene Kosten anwerben, ausrüsten und unter⸗ halten. Der Ulan nimmt keinen Antheil an der Schlackt, gehorcht keinem General, fügt sich auch nicht in die Dis⸗ ziplin des Lagerlebens. Auf den Flügeln des preußischen Heeres, davor, dahinter, 10, 20, 30 Kilometer über die Vor⸗ posten hinaus sieht man Wolken von Reitern das Terrain ab— suchen. Ulanen, nichts als Ulanen. Man ertheilt den Führern vorher ein Patent. Mit diesem Patent versehen, sammeln jene alten Lanzknechte (ces vieux rettres) sich ihre Schaaren unter den abgedankten Soldaten. Alle sind ohne Lebensberuf und ohne Unterhalt, haben ihre Sach' auf nichts gestellt. Sofort nach Ueberschreitung der Grenze beginnt die Jagd. Sie führen Krieg für eigene Rechnung, wie auf eigene Kosten und behal⸗ ten von Rechts wegen, was Fortuna ihnen sendet. Die Ulanen sind mit einem Worte Korsaren zu Lande. Ihr Patent ist ein Kaperbrief. Sie arbeiten für sich; nur für Gewinn kämpfen sie. Die civilisirten Völker haben mit Recht das Kaperwesen als organisirten Seeraub betrachtet und unterdrückt. Die Ula⸗ nen hat man dabei vergessen, und Preußen weiß dies zu be⸗ nutzen. Niemals findet man unter den Ulanen einen Men⸗
schen von guter Erziehung oder einen Offizier, der irgemnd welche Zukunft hat; niemals Großherzigkeit oder einen Schatten von Patriotismus. Sie rauben bei uns, sie werden in ihrer
Heimath rauben; Raub ist Bedingung ihrer Existenz. Deshalh
eben löst man sie jedesmal gleich nach Beendigung des Krieges auf. Gelegentlich mag es unter ihnen einen Tapferen geben m Allgemeinen haben sie nichts als Räuberkühnheit.“« London, 22. September. (W. T. B.) “ Auf Anfrage der englischen Regierung hat der französssche
Marine⸗Minister an Lord Lyons erklärt, daß die französische
Flotte auch in der Ostsee den Befehl zur Rückkehr erhalten habe Nähere Mittheilung über die Ausführung dieses Befehls ist se doch noch abzuwarten. Dover, 22. 8 Drei französische Schiffe von dem ehemaligen Osstsee⸗ Geschwader kreuzen zwischen Dünkirchen und Boulogne.
— Eine Verfügung des Königlichen Kriegs⸗Minifteriune vom 14. September d. J. bestimmt, daß bis auf weitere Amn.
benachbarten 6 ordnung die diesjährigen Herbst⸗Kontrol⸗Versammlungen nie
haben.
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abzuhalten sind.
— Oesterreichische Journale haben den Leitartikel der bie⸗ sigen »Spenerschen Zeitung« vom 12. d. M. einer Erörterung mit der Voraussetzung, „Unterzogen, daß den Anschauungen dieses Artikels eine offiziöse Inspiration zu Grunde liege. Wir
begründet ist. — Die Offiziere
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des letzten bayerischen Begleitkommandos
der Gefangenentransporte haben bei Rückkehr des Kommandos
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nach dem Kriegsschauplatz Folgendes veröffentlicht:
Die Unterzeichneten sprechen hiermit ihren tiefgefühlten Dank aus ür die ihnen und ihrer Mannschaft von den Einwohnern Berlins und insonders von dem Centralverein für die Pflege verwundeter Krieger und von dem Berl. Hülfsverein erwiesene liebevolle Aufnahme und Berücksichtigung, die ihnen stets unvergeßlich bleiben wird. Berlin, den 21. September 1870 Kirchner, Ober⸗-⸗Lieutenant.
Kreusser, Lieutenant. Baunach, Lieutenant.
Sonderburg, 18. September. Heute ist hierselbst die folgende Bekanntmachung an den Straͤßenecken angeschlagen
worden:
»Vockommenden Zweifeln zu begegnen, erkläre ich hiermit unter Hinweisung auf §. 1 des Gesetzes vom 4. Juni 1851, daß der Belagerungszustand für den Rayonbezirk der Sonderburg⸗Düppeler Befestigungen und so weit es deren Sicherheit erforderlich macht,
auch außerhalb derselben zur Zeit noch besteht und nur durch eine öffentliche, von mir zu erlassende gehoben werden kann. Dagegen bestimme ich unter den jetzt ver⸗ aͤnderten Verhältnissen, daß die unterm 28. Juli d. J. verfügte Sus⸗ pension des Artikels 7 der Verfassungsurkunde für den preußischen Staat vom 31. Januar 1850 hiermittelst ausgehoben wird, während die übrigen daselbst aufgeführten Actikel bis auf Weiteres außer Kraft bleiben. Sonderburg, den 18. Se ptember 1870. v. Cramer, Oberst und Kommandant.« 2 6
(Der §. 7 des Verfassungsgesetzes bestimmt, daß Niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden darf und Ausnahme⸗ gerichte und außerordentliche Kommissionen unstatthaft sind.)
Hessen. Darmstadt, 22. September. Königliche Hoheit die Prinzessin Ludwig hat sich nebst ihren Kindern, der Prinzessin Irene und dem Prinzen Ernst Ludwig zu mehrtägigem Besuch nach Homburg zu Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Preußen begeben.
Bayern. München, 22. September. Präsident des Bundeskanzler⸗Amts, Delbrück, hatte heute Besprechungen mit dem Gesammt⸗ Ministerium, und wurde bei dem Minister⸗Präsidenten Grafen Bray zum Diner geladen. Gutem Vernehmen nach bleibt der Minister noch einige Tage hier.
— (N. K.) übungen mit eroberten Chassepot⸗Gewehren vorgenommen. —
In den nächsten Tagen werden 4 der neu angefertigten Kugel⸗
spriten nach dem Kriegsschauplatz gesandt. Geübte Mannschaft
kann in einer Minute gegen 400 Schüsse aus jeder derselben entsenden, welche ein ziemlich weites Feld bestreichen. 9 Der
Oesterreich⸗Ungarn. Graz, 21. September. Kaiser traf um 7 Uhr ein und wurde enthusiastisch empfangen. Triest, 22. September. (W. T. B.) suchte gestern Abend eine Illumination zur Feier des Einzuges der italienischen Truppen in Rom zu erzwingen. Der ita⸗
lienische General⸗Konsul beleuchtete sein Haus, das Volk sammelte
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sich vor demselben an unter Hochrufen auf Italiten und die Repu⸗ blik, und bewarf Polizei und Militär mit Steinen. Der
General⸗Konsul stellte hierauf die Beleuchtung freiwillig ein; die Polizei räumte die Straßen, wobei zwei Personen leicht
verwundet sein sollen.
Belgien. Brüssel, 22. September. Der König und
die Königin besuchten gestern im Hotel Grunne die daselbst
untergebrachten Verwundeten beider kriegführenden Theile.
— Die Repräsentantenkammer war gestern versam⸗ melt, um den Antrag der Regierung entgegenzunehmen, für
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die Mobilmachung der Armee außer den bereits bewilligten
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der Minister⸗Präsident ab, daß die eingeleitete deutschen Journalen
sentantenkammer gab Anethan die Erklärung uchung über die von
Unter⸗
gien ungebührlich behandelt seien, die Grundlosigkeit dieser Be⸗ chuldigungen ergeben habe. Von dem Ergebnisse der Unter⸗ uchung sei die preußische und die französische Regierung unter⸗
richttt worden, da beide der belgischen Regierung ihren Dank b “ gisch Viterbo: Reiter⸗Oberst Luigi Carvelli.
ür die den Verwundeten gewidmete Fürsorge ausgesprochen
Nacht auszubleiben. gefunden werden, sollen verhaftet und bestraft werden. Die
öffnen.
Bekanntmachung auf⸗
(W. T. B.) Der Staats⸗Minister
Der Pöbel ver⸗
15,230,000 Frs. nachträglich noch 9,956,850 Frs. zu bewilligen.
— (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Reprä⸗ Baron neral Cadorna auf, Truppen zur Aufrechthaltung der Ord⸗ gemeldeten Nachrichten, daß deutsche Verwundete und Flüchtlinge in Bel⸗-
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Frankreich. Paris, 18. September. In Brüssel ist am 21. die pariser Post vom 18. eingetroffen. Die Lage der Dinge hatte sich in Paris nicht geändert, und die Stimmung war die nämliche, wie am Tage zuvor. Nur hatte das neue Rund⸗ schreiben Jules Favre's an die Vertreter Frankreichs im Aus⸗
V e Friedenshoffnungen wieder einige Nahrung gegeben. d„ en., 2 9%¼% Die Regierung fuhr fort, dem
nd zu der Erklärung veranlaßt, daß diese Voraussetzung nicht cff., 4 je Mohi sind z “ setzung nich Achtung zu verschaffen, und war auch gegen die Mobilgarden
eingeschritten, welche die Gewohnheit hakten, sich des Nachts
Gesetze wieder etwas mehr
auf den Straßen herumzutreiben. Ein Tagesbefehl des Ge⸗ nerals Trochu hatte angeordnet, daß die Mobilgarden, welche bei Privatleuten wohnen, des Abends um 10 Uhr zu Hause sein müssen, wenn sie keine besondere Erlaubniß haben, die Die, welche nach 10 Uhr auf der Straße
Leute, bei welchen die Mobilgarden wohnen, erhielten zugleich die Ermächtigung, diesen während der Nacht die Thür nicht zu
Die Sucht, überall Spione entdecken zu wollen, scheint der pariser Regierung jetzt übrigens ebenfalls unangenehm zu werden; zum wenigsten hat dieselbe folgende Bekanntmachung
— die Verhaftung des Marschalls Vaillant gab wohl den
Anlaß dazu — erlassen: »Seit einigen Tagen lassen sich die dienstthuenden Nationalgarden, und dies besonders an den Thoren und in der Nähe der Wälle, durch ihren Eifer für die Interessen, welche sie sicherzustellen haben, hinreißen, die Befehle mit einer Strenge auszulegen, welche die Vertheidi⸗ gung in Gefahr bringen kann. Ingenieure und eine große Anzahl verschiedener Agenten, selbst Offiziere in Uni⸗
form, von denen einige mit wichtigen Befehlen betraut waren, und die alle einen Cirkulationsschein hatten, sind angehalten
worden. Es ist sogar vorgekommen, daß man Wagen mit Material nicht passiren ließ. Diese Thatsachen schaffen für die verschiedenen Dienstzweige der Vertheidigung eine Lage, die voll
V Schwierigkeiten ist. Es ist wichtig, daß die Kommandanten der
Wachtposten aus dem Geiste ihrer Untergebenen das Mißtrauen und die Besorgnisse, die nicht gerechtfertigt sind, verscheuchen.⸗
Die zwei neuen Armeen, welche in der Provinz gebildet werden sollen, werden in Tours und Lyon zusammengezogen Zu der ersteren nimmt man die Regimenter des Gard, der Aube, des
Herault, der Haut⸗Garonne, der Pyrennées Orientales und die mehrerer Departements des mittleren Frankreichs; zu der an⸗
deren die Regimenter des Osten und des Südosten, die Frei⸗ willigen der Bouches du Rhone und Savoyens. Zu dieser Armee kommen noch Freiwillige und Mobilgarden, so wie die regelmäßige Truppe, welche bis jetzt die Vogesen und den Jura zwischen Epinal und Besangon vertheidigen.
Gestern sind noch mehrere Deutsche, von denen drei seit dem 16. August in der Conciergerie saßen, in Brüssel angekom⸗
Auf dem Kugelfange werden täglich Schieß⸗ V men. Allen diesen Leuten war es während ihrer Haft sehr
schlecht gegangen; man hatte sie wie gemeine Verbrecher behandelt. — Einige Privatbriefe, aus Paris, die vom 17. sind, melden, daß die Stimmung unter den besitzenden Klassen in Folge der Umtriebe der äußersten Partei tagtäglich eine ängstlichere wird. Rochefort, welcher mit der Organisation
des Straßenkampfes betraut ist, hatte angeordnet, alle Woh⸗
nungen und Läden, die sich zu ebener Erde befinden, auszu⸗ räumen, die Mauern, die von einem Hause zu anderen führen, zu durchbrechen, so daß alle Häuser in Verbindung stehen, und Schießscharten nach der Straße hin anzulegen. Beim Beginne des Straßenkampfes soll von dort aus auf die Deutschen geschossen werden. In der Umgegend von Paris wird im Augenblicke von dem pariser Gesindel furchtbar geplündert, das sich die Gelegenheit zu Nutzen macht, um ungestört stehlen und rauben zu können. Diese Raubzüge erstrecken sich bis in die Normandie hinein, wo mehrere Bauernhöfe niedergebrannt wurden. 8
Italien. Florenz, 18. September. (W. T. B.) Die »Gaz
zetta uffiziale« meldet: Die Gesammtverluste der italienischen
Truppen bei der Besetzung Roms belaufen sich auf 21 Todte, dar⸗ unter 3 Offiziere, und 117 Verwundete, darunter 5 Offiziere. Die Anzahl der Gefangenen beträgt 4200 Mann Einheimische und 4500 Fremde. Rechnet man hierzu die bereits vorher gemachten Gefangenen, so beträgt die Gesammtzahl derselben 10,700. — In Folge von Unruhen, welche durch die Feindseligkeiten der Bevölkerung gegen die päpstlichen Gensdarmen in der leoni⸗ nischen Stadt entstanden waren, forderte der Papst den Ge⸗ nung in die leoninische Stadt zu senden. Cadorna leistete dieser Aufforderung Folge.
— Die hiesige »Italia Militare« meldet, daß der Sitz der Militär⸗Kommandanten im römischen Gebiet folgeuder sein wird: Civita⸗Vecchia: General⸗Major Cerrotti; Frosi⸗ none: Reiter⸗Oberst Lipari; Velletri: Oberst Graf Pasi;
des Kirchenstaates am
(Civita⸗Vecchia liegt im Nordwesten