von den Franzosen (auch hier ganz unnütz) gesprengte Marnebrücke
passirt werden, welche mit dem einen Joche vollständig im Wasser lag und, ähnlich wie die 1866 in Böhmen bei Kralupp ge⸗ sprengte Elbbrücke, nothdürftig wieder hergestellt war. Hier mußten Seine Majestät zu Fuß die Nothbrücke passiren, und konnte der Reisewagen erst später mit Hülfe preußischer Pioniere hinübergeschafft werden. In den dunklen Straßen von Lagny'’'s war kaum Auskunft zu erhalten, da aber Se. Königl. Hoheit der Prinz Carl von Preußen in Lagny Quartier bestellt hatte, so begaben Se. Majestät der König Sich mit den in der Beglei⸗ tung sich befindenden Fürstlichkeiten in die für Se. Königl. Hoheit bestimmte Villa und nahmen hier den Thee ein, um sich dann spät Abends nach La Ferrièdre zu begeben. In dem dabei be⸗ findlichen Dorfe befand sich der aus Paris über Meaux ein⸗ getroffene Herr Jules Favre, mit zwei als seine Sekretaire fungiren⸗ den Herren, die Ankunft des Grafen Bismarck erwartend, und hatte derselbe, nachdem bereits eine Begegnung auf der Chaussee vor Lagny stattgefunden, von Abends 9 bis ½12 Uhr eine Be⸗ sprechung mit Sr. Excellenz dem Bundeskanzler. Dem Ver⸗ nehmen nach ist Herr Jules Favre heute früh bereits wieder nach Paris zurückgereist. Die mititärischen Maßregeln sind mit der vollendeten Einschließung nun bis auf weiteren Befehl beendet, — Paris isolirt; selbst ein Flüchten aus der Stadt nicht mehr möglich; eben so jeder Zuzug abgeschnit⸗ ten. Am heutigen Tage werden wahrscheinlich die nach dem Terrain vielleicht noch vorhandenen Lücken des Einschließungsgürtels ausgefüllt, und der ganze Beobach⸗ tungsdienst auch nach außen hin organisirt werden. Die ganze Umgegend bis auf 3 Meilen vor Paris zeigt sich durchaus öde und menschenleer. Nur in den kleinen Städten sind einzelne Gewerbtreibende zuxückgeblieben, welche gegen baare Bezah⸗ lung sehr gute Geschäfte machen. Theils unglaubliche Furcht, theils die Drohungen und Gewaltakte der gegenwärti⸗ gen Machthaber in Paris haben diesen traurigen Zustand her⸗ beigeführt. Von einer Nationalgarde zur Aufrechterhaltung der Ordnung ist nirgend etwas zu sehen. In einigen Mairien waren den Bürgern zu diesem Zweck Waffen gegeben worden. Bei Annäherung der deutschen Truppen sind sie aber geflüchtet oder haben sich der Waffen entlediggt. 8
— Der Höchstkommandirende der Cernirungs⸗Armee
von Metz, Prinz Friedrich Carl Königliche Hoheit, befindet sich⸗
seit dem 9. d. M. im Hauptquartier Corny. Genannter Ort ist
ein größeres Dorf südlich von Metz, an einer der beiden von
Metz nach Nanzig führenden Heerstraßen, auf dem rechten Mo⸗ selufer gelegen. Der Prinz bewohnt das Schloß des Herrn von Corny, dessen weit sich ausdehnender Park bis an die Mosel geht. In dem Dorfe befindet sich auch das große Jo⸗ hanniterdepöt, da die günstige Lage des Ortes die Kommunikation mit den Spitälern nach allen Richtungen hin wesentlich erleichtert. Die Situation vor Metz hat sich im Wesentlichen nicht geändert; ab und zu finden bei den Vorposten kleinere Plänkeleien statt, die nicht von Bedeutung sind, sonst befindet man sich französischer⸗ wie preußischerseits auf dem Standpunkte aufmerksamer, steter Beobachtung, die indeß die angestrengteste Thätigkeit der obersten Militärleitung nicht weniger in Anspruch nimmt, als es die raschesten Bewegungen der Truppen thun würden. Das Liegen vor Metz ist darum kein Ruhen vor Metz. 2Es zeigt sich dies auch in dem täglichen Uebungsdienst jeder einzelnen Compagnie.“« Am 9. Abends wurde gegen die Schanzlager der Franzosen ein Geschützfeuer eröffnet, bei dem sechs Batterieen in Thätig⸗ keit waren. Ueber die Auswechselung von Gefangenen, über Transporte von Verwundeten, über Ambulancen fanden bisher zwischen dem preußischen und französischen Oberkommando Verhandlungen statt. Die Durchzüge französischer Gefangener aus der Schlacht von Sedan haben seit einigen Tagen aufge⸗ hört. — Die Ungunst des Wetters ist seit etwa einer Woche dem herrlichsten, wärmsten Sonnenschein gewichen, unter dessen günstigem Einflusse der Gesundheitszustand der Truppen wenig mehr zu wünschen übrig läßt. Die Postverbindungen sind in einer Regelmäßigkeit hergestellt, die es bewirkt, daß berliner Zeitungen von dem zweitvoraufgehenden Tag hier eintreffen. Von unseren Truppen sind kleine Luftballons aufgehoben, durch welche die Belagerten in tausenden von kleinen
etteln Nachrichten an ihre Angehörigen zu bringen versuchen.
n der letzten Woche hatte Prinz Friedrich Carl Königliche
oheit den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs von Mecklenburg⸗Schwerin, des Prinzen Adalbert von Preußen und des Herzogs von Altenburg.
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Wieeiter lie richten vor:
Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg. Schwerin ist am 24. d. M., Vormittags 11 Uhr, mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel in Toul eingezogen.
— Rücksichtlich der Festungswerke von Straßburg, insonder⸗ heit der in den letzten Tagen viel genannten Lünetten 52 und 53, entnehmen wir der »Köln. Z.« folgende Schilderung:
In dem Dreiecke, welches die Befestigung Straßburgs im Allge. meinen bildet, nimmt das Steinthor, unser Angriffspunkt, die Stele der nördlich gelegenen Ecke ein, links und rechts flankirt durch die Bastionen des Hauptwalles Nr. 11 und 12, vor der Courtine, die beide Werke verbindet, und in welcher also das Thor liegt, gedeckt dur das Ravelin 50. Nach rechts zu, also nach Osten, tritt die eigentliche Stadtenceinte von Bastion 12 ab so stark zurück, daß selbst das davor gelegene Hornwerk Finkmatt noch weit hinter der Spitze der Bastion 12 zurückliegt. Diese Bastion 12 ist demnach ein schwacher Punkt, und wir werden weiter unten sehen, wie man ihn zu decken gesucht hat Links vom Bastion 11 zieht sich die Stadtenceinte fast geradelinig nur durch einzelne Bastione unterbrochen, nach Süd⸗West; zwischen den Bastionen jedes Mal regelmäßig vor der Courtine sind die Raveline gelegen. Der Hauptgraben, wieder um die Raveline, ist überall Wassergraben, die Bastionen sehr hoch, um die Unmasse vorgeschobener Werke zu überhöhen. Von dem Hornwerke Finkmatt an zieht sic nun um Bastion 12, Ravelin 50, Bastion 11 bis zum näͤchsten Ravelin eine Contregarde, ein schmales, tiefer gelegenes Deckwerk Hecken, davor ein nasser Graben und ein Glacis mit zedecktem I 2- Dieses Glacis schließt also zwei Wassergräben und zwei repistte Linien hintereinander ein, die innere Stadtenceinte.
Vor diese schiebt sich nun links die Bastion 11 (also westlich) das Hornwerk 47 bis 49 ziemlich weit vor, wieder versehen mit zwei Bastionen und einem Ravelin, von nassen Gräben umgeben. Anderer⸗ seits vor Bastion 12 bildet das Glacis selbst wieder eine Contregarde mit nassem Graben, vor welche nochmals eine solche Linie, Lunette 5t, sich vorlegt, abermals mit nassem Graben. Rechts von dieser Lunectze flankirend, springt wiederum Lunette 55 vor, und nun zieht sich, unge⸗ fähr mit der nördlichen weit zurücktretenden Stadtenceinte parall von hier ein nasser Graben bis zu den Inseln der Aar, des kleinen Rheins ꝛc., dahinter eine nochmals gebrochene Walllinie (Retranche⸗ ment), davor ein Glacis bis zur Lunette 56, welche wiederum faant⸗ rend vortritt. Durch diese vorgeschobene Linie ist die Schwäche der Bastion 12 völlig — bemäntelt, aber sie ist fast beseitigt durch eine Inundation, welche von dieser Linie bis vor die Spitze der gleich zu erwähnenden Lunette 52 sich hinzieht.
Das Hornwerk 47 bis 49 einerseits und die vier vor einander geschobenen Saillants (ausspringende Winkelwerke) vom Bastion !2 andererseits schließen nun ein inundirtes Terrain, einen großen Eee⸗ ein, aus dem, zunächst dem Thore und ein wenig zurückliegend, die in Erde ausgeführte Lunette 52, mehr vorspringend und nach dem Horn⸗ werke zu, die mit gemauerter Escarpe und Contreescarxpe versehene Lunette 53 emportauchen, beide, nur durch schmale, lange Dämme mit der inneren Enceinte verbunden. Beide Lunetten springen vor eine Linie) welche man sich von der Spitze der Lunette 54 bis nach der Sptze des Hornwerks gezogen denken kann, ziemlich weit vor. Die Lunette 53 mit ihrem Saillant um mehr als 200 Schritt. Sie sind wieder von einem nassen Graben und davor von einem Glacis umgeben, welches sich an das Glacis der Nebenwerke anschließt. Noch ist zu erwähnen, daß die lange Linie des Hornwerkes, welche nach dem inundirten Terrain hinter Lunette 53 schaut, durch einen nassen Graben und ein Glacis mit gedecktem Weg von demselben getrennt wird, so daß ste zwei hinter einander liegende Feuerlinien zur Flankirung darbietet.
Da nun die Lunetten 54 und 55 durch die Inundation ihres Vorterrains eine Annäherung aus unserer dritten Parallele nicht, zuließen, mußte fürs Erste gegen Lunette 53 und 52 vorgegangen werden; hier liegt unsere Halbparallele, auf den Kapitallinien dieser Werke wurde die Schlangensappe vorgetrieben und auf dem Glacis hierselbst das Couronnement hergestellt, welches rechts übergreift über die linke Face der Lunette 53, links über die rechte Face von 52 und, sich zwischen die Lunette und die Inundation am Fuße des Glaciz zwischenschiebend, bis über die Straße, welche vom Steinthor durch das Glacis hier heraustritt, sich erstreckt.
Wir sehen nun vor uns den nassen Graben der Lunetten, vor 53 ungefähr 20 Schritt, vor 52 60 bis 70 Schritt breit. Hinter den Werken, aus einer breiten Wasserfläche, tritt das Glacis der inneren Stadtenceinte heraus, welches die Contregarde und der Hauptwal wiederum überhöhen. Lints und rechts aber wird diese Wasserfläche flankirt von doppelten und dreifachen Linien und — da müssen wit hinüber, nachdem die beiden Lunettengräben überbrückt, die beiden Werke im Sturm genommen sein werden. In 53 wird an der Spiße Bresche geschossen und unsere Artillerie kann hier einmal die Wirkung ihres indirekten Schusses ausprobixen, denn die betreffende Batterse liegt mit ihren kurzen 24-⸗Pfündern circa 1200 Schritt zurück, ihr⸗ Geschosse müssen über das deckende Glacis hinweg mindestens 9 bis 10 Fuß tiefer das Mauerwerk treffen, um ein gutes Resultat zu er. zielen. Mit einem heulenden Tone und einer rapiden Schnelligle jagt Granate auf Granate dicht über die Glaciskrete; ein Krach, eine Garbe von Steinen und Erde, der Graben ist mit dichtem Nauch le. füllt, über das Couronnement hageln Steine und Sprengstücke her. nieder. Die Kraft, welche die Steinstücke fortschleudert, ist so l waltig, daß bis in die zweite Parallele (über 400 Schritt) 59. Stücke von 8 bis 9 Zoll Durchmesser zurückkamen. In Folge vise ist der Aufenthalt in den Trancheen hinter der Bresche nicht geräe gemuͤthlich, und es kann hier nur bei Nacht, wo die Batterie schweig gearbeitet werden.
— Ueber eine Gewaltthat, welche auf französischem Boden gegen
ein Würzburger Sanitäts⸗Hilfscorps veruübt wurde,
erhält die »Neust. Ztg.« von Dr. Stumpf aus Würzburg, der auf seiner Rückreise von Sedan nach Neustadt kam, nachste⸗ hende Mittheilung: 8
»„Am 15. September, früh 8 Uhr, wurde eine Abtheilung der 1. freiwilligen Sanitätskolonne, welche unter dem Kommando des Herrn Major v. Grollmann und des Herrn Hofrathes Dr. v. Held us Würzburg bis dato der III. Armee gefolgt und auf den Schlacht⸗ feldern von Weißenburg, Wörth, Beaumont und Sedan thätig ge⸗ wesen war, unweit Longuyon, welchen Ort sie mit 6 Wagen, Pferden und verschiedenen Requisiten passirt hatte, von einigen Bewohnern von Longuyon und Bauern der Umgegend überfallen, gänzlich ausgeplün⸗ dert und auf die 4 Stunden von Longuyon gelegene Festung Longwy im Trabe geführt. Der Führer Rabus, sowie die Herren Dr. Stump, Kaufmann Oppenheimer, Wambach aus Würzburg, Eberhard aus Nürnberg und Feil aus Speyer wurden grausam miß⸗ handelt, mit Stricken gebunden und zu Gefangenen gemacht, entkamen jedoch theils durch die äußerste Nothwehr, theils durch die angestreng⸗ teste Hilfeleistung einiger ehrenwerthen Bürger von Longuyon, und fluͤchteten über die belgische Grenze; nur der Führer Rabus konnte nicht befreit werden, sondern mußte der Bande gebunden auf die Festung Longwy folgen, wo man ihn trot seines Passes gefangen
t. hs — Die Forteresse du Mont Valérien, welche in den ournalen als die wichtigste der detachirten Befestigungen um Paris bezeichnet worden ist, bildet isolirt die Vertheidigung der Westfront von Paris. Sie liegt auf dem linken Ufer der. Seine nördlich von St. Cloud, hart an der (iinksseitig) Eisenbahn nach Versailles, südlich der route impérial nach Cherbourg und zwischen den Dörfern Puteaux, Lurênes, Rueil und Nanterre. Die Grundlinie des Werkes beherrscht die französische Hauptstadt und speziell die westlich derselben liegenden Ortschaften Neuilly (sur Seine) und Boulogne, sowie das oft genannte Gehölz gleichen Namens. Die Flanken dominiren die eben genannten Straßen und das ganze Fort deckt die Halbinsel, welche der Seine⸗ Bogen hier bildet. 8
Das Werk des Mont Valsrien ist das stärkste von den Be⸗ festigungen um Paris und so bedeutend, daß es an und für sich als Festung betrachtet werden kann. Es erhebt sich als bastionirtes Fünfeck auf einem vereinzelten Berge, welches in seinem ganzen niedriger ge⸗ legenen Theile von den unteren Wällen der Festung umzogen wird. Hinter den Bastionen liegen hohe, theilweise gegen die Courtinen zu verlängerte Kavpaliere, welche sich theils an den Berg anschließen, theils frei liegen und über denen in zwei Etagen Feuerlinien eingerichtet sind, deren obere erst den Wallgang am Plateau einnimmt. Ferner sind von einer der Eskarpenmauer noch aufgesetzten krenelirten Mauer und vom Glaciskamme aus gleichfalls Feuerlinien etablirt, so daß bei hinreichender Besatzung das Werk eine möglichst intensivpe Feuerwirkung zu erzielen im Stande ist. Die die Höhe des Mont Valsrien krönenden Kasernen haben ein gewölbtes Erdgeschoß und zwei eben solche Stockwerke, sowie auf der Plattform noch eine besondere Brustmauer; ebenso sind die zahl⸗ reichen Poternen gewölbt. — Allein die Erdarbeiten des Werkes absorbirten eine Million Kubikmeter Erde. Die Festung erhebt sich in ihrem untersten Walle 125 Meters über dem Meere und davon 45 über dem umliegenden Terrain. Da aber die Höhen westlich des Dorfes Garche, welches von der Festung kaum 6000 Schritt entfernt ist, 155 Meters über dem Meere liegen, so entsteht selbst über dem höchsten Wall der Festung noch eine Dominirung von einigen Meters, welche, vereint mit dem Umstande, daß die Festung ein ausgezeichnetes Ziel⸗ objekt bietet, wesentlich dazu beiträgt, die Wichtigkeit der ebenso werth⸗ vollen, wie schwierigen Arbeiten des Werkes, wie auch den Werth der Festung selbst bedeutend abzuschwächen.
— Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗ gende Nachrichten eingegangen:
Die »Indep. belge« veröffentlicht folgende Depesche aus Rouen, 22. September: Die Preußen haben zwei Dörfer in Brand gesteckt und Mantes beschossen, das zu brennen anfängt. Das »Echo du Parlement« meldet aus Tours, 22. Septbr.: Ulanen haben Orleans passirt und sich gegen Blois gewendet. Man befürchtet die Ankunft des Feindes in Tours. Die Post⸗ verwaltung wird nach Pau und die Regierung nach Toulouse dirigirt. Ferner aus Cöln, 23. September: Der Komman⸗ dant von Straßburg hat sich in die Citadelle, die einzige ihm gebliebene Zuflucht, zurückgezogen. Man erwartet stündlich die Uebergabe des Platzes.
— Aus Ferrières vom 22. September meldet das »Echo du Parlement«, daß die aus Paris in den letzten Tagen eppedirten Telegramme reine Erfindungen seien. Als einzig wahre That⸗ sache wird das bereits bekannte Engagement bei Villejuif, süd⸗ lich von Paris, zwischen 3 französischen Divisionen Vinoy’s und bayerischen Regimentern, die durch Truppen des 5. Armee⸗ Corps unterstützt wurden, ausgeführt, die Franzosen flohen in Unordnung und ließen 7 Kanonen und 2500 Mann in den Händen der Sieger. Die Disziplin unter den Truppen in Paris, heißt es am Schluß der Depesche, Soldaten schießen auf ihre Offiziere. 8
Stettin, 24. September. (Osts. Ztg.)
»Auf Anfrage der britischen Regierung hat der französische Marine⸗Minister an Lord Lyons erklärt, die französische Flotte 888 1 72*⁴
ist sehr gelockert, die
An der heutigen Börse lag folgendes Telegramm des Handels⸗Ministers an die Vorsteher der Kaufmannschaft auf:
11616166“*“] 1114X““ IeirI. W1n in der Ostsee habe den Befehl zur Rückkehr erhalten. Der Tag, an dem der Befehl ausgeführt wurde, war noch nicht bekannt. Dies hat die britische Regierung amtlich an Lloyds angezeigt. Weiteres noch nicht bekannt⸗« —
Deal, 22. September. (H. B.) Eine deutsche Brigg wurde heute Nachmittag 3 Uhr außerhalb Goodwin Sand durch die Franzosen genommen und in der Richtung nach Dünkirchen fasgußftrt. Zwei andere französische Fregatten befanden 1 ort. — Skagen, 24. September. (W. T. B.) h Diie französische Flotte, bestehend aus 9 Panzerschiffen, 5 Korvetten und 4 Transportdampfern, passirte soeben Skagen, westwärts steuernd.
— An den Ober⸗Bürgermeister Seydel ist folgendes
Telegramm eingegangen: München, den 24. September 1870. In gestriger abgehaltener großen Volksversammlung zu München wurde für die gastliche Aufnahme der bayerischen Krieger zu Berlin der berliner Einwohnerschaft einstimmig herzlichster Dank votirt. Stadtrichter Kastner, Vorsitzender.
Lübeck, 24. September. Der Senat der Stadt Lübeck publizirt in den »Lübeckschen Anzeigen« eine neue Stempel⸗ ordnung, welche mit dem Tage der Publikation (24. September) in Gültigkeit tritt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 22. September. Ueber die Veranlassung zur Amtsentsetzung der drei Statthalter resp. Landes⸗Chefs, welche bereits zu vielen Demonstrationen Ver⸗ anlassung gegeben hat, enthält die »Prag. Stg.“ folgende an⸗ scheinend offiziöse Mittheilung:
Als Se. Majestät der Kaiser am 17. d. Mts. in feierlicher Weise den Reichsrath in Allerhöchster Person eroͤffnete und in der Allerh. Thronrede, deren streng verfassungsmäßigen Charakter selbst die vor⸗ geschrittensten Organe nicht zu läugnen den Muth hatten, der Ver⸗ tretung der Westhälfte des Reiches die Nothwendigkeit nahe legte, den konstitutionellen Regierungs ⸗Apparat der Gesammt⸗Monarchie wie ihres westlichen Theiles seine gesetzlich geregelte Thätigkeit entfalten zu lassen; da lag in diesem Appell des Monarchen an die Vertreter allein schon ein genügend zwitggendes Moment, um ohne allzu weit getriebene Bedenken an die konstitu⸗- tionelle Arbeit heranzutreten. Von einer Seite jedoch, welche sich mit der »Verfassungspartei« identifizirte, ohne sie gerade formell und ma⸗ teriell vollgültig zu repräsentiren, erachtete man es als im Parteiinteresse
elegen, die Konstituirung des Reichsrathes bis zum Eintreffen von Ver⸗
ärkungen aus Böhmen hinauszuschieben und der klar ausgesprochenen
verfassungsmäßigen Intention der Krone ein ebenso klar ausgesprochenes Non licet entgegenzustellen. Vom einseitigen Parteistandpunkte läßt
sich gegen ein solches Vorgehen, sobald es sich parlamentarisch geltend zu machen weiß, formell nichts einwenden, die Parteitaktik ist mitunter in der Wahl der Mittel nicht skrupulös. Ebenso scharf jedoch, als man hiebei zwischen einer Taktik der Verfassungspartei und einer spezifischen Parteitaktik distinguiren muß, ebenso scharf war auch die Grenzlinie für die Haltung der Herren Statthalter Baron Poche und Lasser und des Landeschefs Baron Pillersdorff in ihrer
Eigenschaft als Vertrauensmänner und Revpräsentanten nicht
blos der Regierung, sondern gleichzeitig auch der Krone gezogen. In diesen beiden Eigenschaften dürfen die genann⸗ ten Repräsentanten der höchsten Exekutivgewalt sich nicht in so
offenen Widerspruch mit den Intentionen des Monarchen, wie der Regierung setzen, als sie es durch ihre Stimmgebung für einen An⸗
trag thaten, der nach der eigenen Motivirung des Antragstellers nur
„politischen Rücksichten« entsprang, somit in keinem Zusammenhang mit
einer prinzipiellen Verfassungsfrage stehen konnte. Unter solchen Ver⸗ hältnissen mußte die Regierung zu dem erwähnten Schritte be⸗ stimmt finden, sollte die staatliche Autorität nicht in bedenklichster Weise durch Vorgänge alterirt werden, in denen Träger der höchsten Exekutivgewalt es der ihnen übergeordneten Staatsregiernng über- ließen, den tiefgreifenden Konflikt zwischen ihrer amtlichen Stellung und den Forderungen der Parteidisziplin selbst lösen zu müssen. Die Regierung hat diesen Schritt sicherlich nicht ohne das lebhafte Be⸗ dauern gethan, so bewährte Kräfte dem Dienste des Staates ent⸗ ziehen zu müssen, sie hat jedoch hiermit nur unwandelbar feststehenden Verhältnissen Rechnung getragen. b G
— Der Minister Dr. von Stremayr wird in der nächsten Woche vom 26. d. M. ab hier in Wien eine Enquôte von Fachmännern in Angelegenheit des Gymnasial⸗Unterrichtes ver⸗ anstalten. Zweck derselben ist einerseits die Besprechung meh⸗ rerer meritorischen, auf die Erweiterung des Gymnasial⸗Lehr⸗ kreises bezüglichen Fragen, andererseits soll dieselbe auch der endlichen gesetzlichen Formalisirung der für das Gymnasial⸗ wesen maßgebenden, theils in dem Organisations⸗Entwurfe für die österreichischen Gymnasien und den beigegebenen Instruk⸗ tionen, theils in späteren Verordnungen enthaltenen Normen Vorschub leisten.
Niederlande. Haag, 24. September. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammerlegte der Finanz Minister das Budget pro 1871 vor. Die Ausgaben werden auf 96,426,423 Fl., die Einnahmen auf 86,764,193 Fl. ver⸗ anschlagt. Der Minister schlägt vor, das sich ergebende Deficit
theils durch neue Steuern, theils durch eine Anleihe zu decken,