1870 / 301 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

daß der wohlhabende Theil der Bevölkerung beinahe vollständig ausgewandert sein mußte.

Freiburg i. B., 29. September. Kommandant Ubrich, der auf Ehrenwort, vorerst nicht mehr gegen Deutschland die Waffen zu führen, entlassen ist, hat so eben unsere Stadt pas⸗ sirt, um über die Schweiz nach Frankreich zurückzukehren. Von

der Besatzung Straßburgs werden in den nächsten Tagen 6000 Mann nach preußischen Festungen abgeführt werden.

Aus Basel, 28. September, schreibt man: Durch die gestern erfolgte Uebergabe von Straßburg ist nun, mit Aus⸗ nahme einiger kleiner Festungen, der ganze Elsaß in den Hän⸗

den der deutschen Truppen. Die Festung Breisach, welche vorgestern noch durch ein Bataillon Mobilgarden ver stärkt worden ist, zählt 5000 Mann Besatzung. Der Kom⸗ mandant von Belfort, General de Chargere, ist abgesetzt (nicht, wie verschiedene Blätter meldeten, ermordet) und der bei Sedan verwundete, aber wieder hergestellte General Cambrial zu diesem Posten berufen worden.

Ferrieres, 2. Oktober. Der Bericht, den der »Times«⸗ Korrespondent Russel über die Unterredung Sr. Majestät des Königs mit dem Kaiser Napoleon abgestattet hat, beruht durch⸗ aus auf Erfindung. v“

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Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗ gende Nachrichten eingegangen

Aus Orleans vom 26. September wird telegraphirt: Ein Rekognoszirungs⸗Detachement, bestehend aus zwei Schwa⸗ dronen Dragoner unter Oberst⸗Lieutenant Fombert de Villiers,

hat bei Cercottes ein Gefecht mit einem feindlichen Ulanen⸗

Regiment gehabt, welchem ein Kürassier⸗Regiment als Soutien diente. Unterm 27. wird von einem »glücklichen« Gefecht bei Artenay telegraphirt; nachdem der Feind überlegene Streitkräfte

entwickelt, mußten aber die Franzosen sich zurückziehen (Artenay liegt 3 Meilen nördlich von Orleans an der von Paris kommenden Bahn, Cercottes, an derselben Bahn nur noch 1 ½ Meilen von Orleans).

Aus Tours vom 26. wird der »Independance« ge⸗ schrieben: »Gestern schlug man sich in der Nähe von Orleans, und zwar bei Chateau⸗Gaillard; das Gefecht wird als unent⸗ schieden bezeichnet. Eine heute vom kommandirenden General des Loiret⸗Oepartements hierher gesendete Depesche spricht von einem anderen Gefecht, welches in der Nacht von gestern zu heute bei

8 nischen 090 Kva.a Hilsckaear anallerie BalocheE Sstonen sraͤnzösischer Dragoner stattgefunden hat. Man glaubt, daß diese Scharmützel die Vorläufer eines Fögen Kampfes sind. Die Bahnzüge, die zuletzt wieder bis Etampes fuhren, gingen heut nur bis Orleans. Heute Nacht ist zu Tours viel Kavallerie aus den südlichen Departements angekommen und im Laufe des Tages auch zahlreiche Mobil⸗ garden. Die Bewohner von Tours ließen indessen die Kavallerie bis 1 Uhr Mittags ohne Nahrung und Obdach; die Mobil⸗ garden durften erst heute Abend die Gastfreundschaft von Tours erproben. Der Maire gab keine Quartierbillette aus; er denkt ohne Zweifel, daß er bei den Wahlen nicht die Stimmen der⸗ jenigen Bürger erhalten wird, denen er Soldaten ins Haus gelegt hat. So sind hier die Leute. Es dürften da wohl

Swangsmaßregeln sich als nothwendig erweisen; die Regierung zögert aber noch immer, mit Energie durchzugreifen, um nicht die Republik bei der Bevölkerung mißliebig zu machen; die Re⸗ publik wird sich aber nur halten, wenn sie sich gefürchtet zu machen versteht. Das muß begreifen, wer das Land retten will. Der »Semaphore« von Marseille meldet: Die hier ge⸗ bildete Garibaldische Legion ist am 26. nach Tours abgegan⸗ gen, wo sie ihre definitive Organisation erhalten wird; sie be⸗ steht für den Augenblick aus 15 Offizieren und 536 Mann.

Ueber den Aufenthalt der Preußen in Ramboutlllet

8 meldet das »Journal de Chartres« Folgendes: Am Mittwoch,

21. September, Morgens, kamen 15 bis 20 Husaren in Ram⸗

bouillet an. Sie zogen Erkundigungen ein und ritten dann

wieder ab, indem sie für den nächsten Tag ein größeres Corps

ankündigten. Am Donnerstag sprengten 30 Kürassiere durch die Stadt, ohne sich dort aufzuhalten. Am nämlichen Tage trafen 15 bis 20 Ulanen ein und machten Requtsitionen, indem sie zugleich meldeten, daß 8000 Mann Reiterei im Anzuge seien. Am Freitag besetzte eine Abtheilung Reiterei die Stadt und machte weitere Requisitionen. Morgen, Sonnabend, werden weitere Truppen erwartet. Die Zeitungen, welche behaupten, daß die preußischen Truppen ermüdet sind, haben sie nicht ge⸗ sehen. Die, welche zu uns kamen, sind gut ausgestattet und scheinen sich sehr wohl zu befinden.

Brüssel, 2. Oktober. (W. T. B.) Nach hierher gelangten Berichten aus Tours vom 29. v. M. war daselbst unter den Franctireurs in Folge des Mangels an Lebensmitteln und wegen rückständigen Soldes eine Meuterei ausgebrochen. Die

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Franctireurs drohten, die Stadt zu plündern und schossen auf ihre Offiziere, als dieselben sie unter Anwendung der Waffen zur Ruhe zu bringen suchten, so daß es zu einem förmlichen Kampfe zwischen Offizieren und Mannschaften kam. Man war schließlich genöthigt, die Franctireurs abziehen zu lassen; dieselben haben sich nach Orleans gewandt.

Nach Berichten aus dem Departement Nord zufolge werden Maubeuge und Landrecies in Vertheidigungs⸗ zustand versetzt. 8

Münster, 29. September. (K. Z.) Heute Vormittag leistete der neuerwählte Bischof Dr. Brinkmann im großen Saale des Regierungsgebäudes in die Hände des hierzu kommittirten Ober⸗Präsidenten und Staats⸗Ministers von Düesberg den Homagialeid ab, worauf die Bestätigungsurkunde d. d. Haupt. quartier Pont⸗à⸗Mousson verlesen wurde. 8 1

Belgien. Brüssel, 2. Oktober. (W. T. B.) Seit gestern sind die beiden Observationsarmeen und der Generalstab derselben aufgelöst und die in Friedenszeit bestehenden Terri⸗ torial⸗Kommandos wieder ins Leben gerufen.

Der Marschall Palikao hat sich nach Spaa begeben.

Großbritannien und Irläand. London, 1. Okto⸗ ber. Heute Nachmittag fand ein Ministerrath statt. Mit Aus⸗ nahme des bei der Königin verweilenden Lord⸗Kanzlers, des durch einen Todesfall in seiner Familie zurückgehaltenen Con⸗ seils⸗Praͤsidenten und der krankheitshalber abwesenden Minister und Childers, war das Kabinet vollständig ver⸗ reten.

Kapitän Hozier, bekannt als Kriegs⸗Korrespondent der »Times« während des Feldzuges von 1866, ist vom diesseiti⸗ gen Kriegs⸗Ministerium zum Mülitär⸗Kommissar bei der preu⸗ ßischen Armee ernannt worden und wird unverzüglich zum Hauptquartier des Königs abgehen.

Zum Lord⸗Mayor von London ist für das nächste Jahr Alderman Dakin gewählt worden.

JItalien. Florenz, 2. Oktober. (W. T. B.) lreich Depeschen aus Rom konstatiren die große Betheiligung der Bevölkerung an dem Plebiszit. Der Enthusiasmus ist groß. Personen, die ihr Votum abgeben wollen, durchziehen die Stadt unter dem Ruf: Es lebe Italien, es lebe der König.

Depeschen aus anderen römischen Staͤdten konstatiren den⸗ siUwn Enrhüsiakimnus und viefelbe beveutende Betheiligung. Wie

es heißt, wird die Deputation, welche das Resultat des Plebiszits überbringt, am Donnerstag hier eintreffen.

Rom, 27. September. Die »provisorische Regierungs⸗ Kommission der Provinz Rom«- das ist jetzt der Titel der von Cadorna eingesetzten Giunta erklärt in einem heute veröffentlichten Edikt, daß nach dem Willen des Königs Victor Emanuel die alten Grenzen des päpstlichen Staates nicht mehr existiren, und daß in Folge dessen sämmtliche Zölle auf Pro⸗ dukte des Ackerbaues und der Industrie aufgehoben und für alle übrigen fiskalischen Gebühren unterworfenen Gegenstände Königreich Italien geltenden Bestimmungen maßgebend

Das »Giornale di Roma« hat seit 5 »Gazzetta uffiziale di Roma«. 1““

2. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Die Ab⸗ stimmung über die Zugehörigkeit zu Italien geht bis jetzt in vollkommenster Ruhe vor sich, die Bürger finden sich sehr zahl⸗ reich bei den Wahlurnen ein. Die italienischen Behörden haben von dem Palaste auf dem Quirinal Besitz ergriffen; man nimmt an, daß der König daselbst seine Residenz aufschlagen werde. In der leoninischen Stadt sind keine Wahlurnen auf⸗ III 85 c gab den Bürgern, welche

halb beschwerten, den Rath, sich bei ichstgelege agstan zu. beeeteen h, sich bei der nächstgelegenen Die Zeitung »Roma« will wissen, daß der Papst ver⸗ boten habe, sich am Plebiszite zu betheilige elbst adeh ss Is zite zu betheiligen, selbst nicht um

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Oktober Die Kaiserin ist am 29. in Kiew eingetroffen. .“ 2. Oktober. (W T. B.) Der »Golos« meldet, daß das dem Reichsrathe vorgelegte Budget für 1871! ohne Defizit schließt.

Die friedlichen Absichten Rußlands treten allenthalben hervor.

Amerika. Washington, 1. Oktober. (W. T. B.) Die

Verminderung der Staatsschulden betrug seit de piember 9 Millionen Dollars. g seit dem 1. Scptembe Bea sesCtesn Ehen s Pricdieene h Meet. ar 8

Der Bestand im Staatsschatz beträgt

Asien.

graph unter dem 26. Septembe

Aus Bombay meldet der indo⸗europäische Tele⸗ —: Von Tien⸗tsin wird berichtet,

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daß die im französischen Ultimatum gesetzte Frist verstrichen ist, und daß den Forderungen des Grafen Rochechouart nicht ge⸗ nügt worden. Die Chinesen kaufen Waffen und sind selbst dabei, deren in aller Eile anzufertigen. Die Ansammlung der Chinesen im Norden dauert fort; inzwischen erwartet man Instruktionen von der heimischen Regierung. Vizekönig Ma ist gestorben. 8

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Königsberg i. Pr., Montag, 3. Oktober, Mittags. Die Tonnen zur Bezeichnung des Fahrwassers sind wieder ausgelegt; auch auf dem pillauer Leuchtthurm ist seit gestern das Feuer wieder angezündet. 3

Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Beilage.

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Vereinsthätigkeit für die Armee.

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In wachsendem Maße erhalten wir Mittheilungen vo E Veieins⸗Vorständen, dahin lautend, daß, um das Interesse für

unsere Vereinssache rege zu erhalten, es unvermeidlich sei, dem dringenden Verlangen der Landes⸗, Bezirks⸗ oder Ortsangehörigen nachzugeben, und die zur Zeit verfügbaren Vereinsmittel auf direkte Sendungen an die dem Vereinsbereiche angehörigen Truppentheile zu verwenden.

Der Wunsch, bei der vorrückenden Jahreszeit einzelnen Truppen⸗ körpern, für welche die Vereine eine besondere Theilnahme hegen, Mittel der Erfrischung und der Bewahrung gegen Krankbheiten direkt zu⸗ kommen zu lassen, ist an sich ein nahe liegender. Auch haben neuer⸗ lch mehrere Sendungen dieser Art, bei richtiger Leitung und nach vorgängiger Verständigung mit der betreffenden Militarbebörde, ihr Ziel glücklich erreicht

Deshalb sind die meisten der oben gedachten Mittheilungen zu⸗ nächst von uns ohne Gegenbemerkung geblieben, ungeachtet, wie aus unserem Cukular vom 26 d. M. erbellt, unsererseus wäbrend der lItzten Wechen die umfangreichsten, sicher an ihren Bestin mungsort geleiteten Sendungen der fraͤglichen Art an die vereint kämpfenden Heere, zumal an die Cernirungs⸗Truppen vor Metz und Straßburg, gemacht worden, deren Gröͤße noc näber durch das in diesen Tagen an die Vereins⸗Vorstände gelangende dritte Verzeichniß der von unserem Central Depot versandten Gegenstände ersichtlich werden wird.

Wir tonnen jedoch nicht umdin, den Vornänden aller mit uns verbundenen Vereine angelegentlichst und ergebenst zu bemerken, daß die auf Bewahrung der Truppen vor Krankheiten gerichtete Fürsorge nur eine und nur eine außerordentliche Seite der uns gemein⸗ schaftlichen Vereinsaufgabe in sich schließt. 8

Unsere Hauptaufgabe besteht zweifellos in der Für⸗ sorge für die Verwundeten und Kranken der deutschen Heere, also für die Lazarethe, die Depots, die Evacuationen, die Transporte.

Sie müßte fortan ungelöst bleiben, wir müßten auf halvem Wege inne halten, wenn dem oben gedachten, an sich natürlichen Verla gen nicht rechtzeitig Grenzen gesteckt würden.

Ueber die Größe unserer Aus aben und das daraus hervorgebende dringe de Bedürfniß der für alle deutschen Vereine bestimmten Cen⸗ tralkasse spricht sich das oben erwähnte Cirkular vom 26. d. M. naher aus, und wir glauben zuversichtlich, daß es nur der gegenwärtigen Hinweisung auf die Pflicht einbeitlichen Zusammenwirkens bedürfen werd, um jedem Mißstande vorzubeugen.

Auch denjenigen V reinen, welche, bei gerigneter Theilung ihrer Miticl oder durch Veranlassung besonderer Sammlungen für die fraglichen Zwecke, den ihnen näher stehenden Truppentbeilen direkte S dungen machen könnten, ohne die Lösung der Hauptaufgabe zu beeinträchtigen, wird es ven Werth sein, zu erfahren, daß, sicherem Vernehmen nach, Seitens der Militätverwaltung Vorkehr fur die auserordentliche Gewährung von Wärmemitteln an die Truppen ge⸗ troffen worden ist.

Berlin, den 30. September 1870.

Das Central⸗Komite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde ver⸗ wundeter und erkrankter Krieger. R. v. Sydow

An die Vorstände sämmtlicher deutschen Nereine zur Pflege im Felde

verwundeter und erkrankter Krieger. Der Präsident des Reichstages des Norddeutschen Bundes,

Präsident Simsen, veröffentligt ein Schreiben des Central⸗Komites

der Oeutschen in Buenos⸗Ayres. Nachdem das Komite den Sym⸗ patbien der Deutschen am La Plata Ausdruck gegeben bhat, faährt dasselbe in se nem Schreiben fort: Wir Deutsche am La⸗ Plata zählen nur nach Hunderten, unser Wohlstand hat unter den politischen Wir⸗ ren dieses Landes sich nicht kränig en wickeln können, aber stark sind wir an Vaterlandsliebe, an Opferwilligteit.

Erst gestern konnten wir mit unserer Thätigkeit beginnen, indeß haben die Zeichnungen einen so befriedigenden Erfolg gehabt, daß wir mit nächster Gelegenbeit eine erste Geldsendung von 35,000 Thalern oder darüber versprechen dürfen.

Das unterzeschnet: Komite bebält sich indeß, in Voraussetzung, daß bis dahin Kunde aus dem Vaterlande eintreffen werde über die Tbätegket daselbst zu bildender Vereine gleichen Zweckes, vor, an wel⸗ chen derselben seine Sammlungen gerichtet werden 8 Ueberoringen Sie dem Vaterlande, seinen Fürsten, dem deutschen

5559 3,851,481

Volke und seinem Heldenheere den treuen brüderlichen Gruß der deut⸗ schen Kolonie in der argentinischen Republik.

Dresden, 1. Oktober. Auch der sächsische Militärhülfsverein veranstaltet zum Besten der Invaliden und Hinterbliebenen der Ge⸗ fallenen des sächsischen Armee⸗Cerps eine Waarenlotterie, und bittet um Geschenke, die sich zur Ausloofung in dieser Lotterie eignen.

Stockholm 28. September. Die von der hiesigen Privatbank veranstaltete Einsammlung für die im Kriege Verwundeten hat bisher ergeben: für die Franzesen 6027,27 und für die Deutschen 2170,58 Thlr.

Statistische Nachrichten. Zeitschrift des Königl. bayerischen statistischen Bureaus in München (Nr. 2 April⸗Junt 1870) enthält eine Uebersicht der Ein⸗ und Auswanderungen Bayerns im Jahre 1868/69, ver⸗ Hügcen mit den Duraschnittsergebnissen der Perioden 1835/60 un

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Nach derselben betrug die Zahl der im Jahre 1868 69 eingewan⸗ derten Personen 1985 (1835/60 durchschnittlich 885, 1860/68 durch⸗ schnittlich 1276), hat also erbeblich zugenommen. Ausgewandert sind dagegen 5966 Personen (1835,60: 9186, 1850/68: 4915 im Durch⸗ schnitt) und zwa nach anderen deutschen Staaten 967 (1835 60: 1146, 1860/68: 1223), nach Amerika 4808 (1835/60: 8086, 186068: 3520) und nach anderen Staaten 191 (1835 60: 254, 1860/68: 172). Der Antheil der nach Amerika ausgewanderten Personen an der Gesammtzahl hat hiernach 1835/60: 85 pCt., 1860/68: 72 pCt. und 1868/69: 81 pCt. betragen. Die Auswanderung zeigt im Jahre 18685669 gegen den Durchschnitt von 1860/68 ein Mehr von etwas über 1000 Personen; dagegen übersteigt sie das Ergebniß von 1867/68 5889 Personen) nicht einmal um 100 und hat gegen 1865/66 (6358 Pers.) und 1866/64 (6934 Pers.) sogar abgenommen. Die höchste Auswanderung in 186869 zeigen die Regierungsbezirke Oberfranken mit 924 Personen, Unterfranken mit 1088 und namentlich die Pfalz mit 2592; die letztere ist an der gesamm⸗ ten bayerischen Auswanderung in den Perioden 1835/60 mit 40,12 pCt., 1860/68 mit 42,44 pCt. und 1868/69 mit 40,09 pCt. be⸗ theiligt gewesen. In Oberfranken concentrirt sich die höchste Aus⸗ wanderungsfrequenz einerseits im Fichtelgebirge und im Frankenwalde, andererseits in einem Landstriche, der sich von Staffelstein süd⸗ wesilich bis Pegnitz erstreckt. Das Maximum zeigt im er⸗ steren Landstriche (Nalla) 35;, im letzteren Ebermannstadt 25 auf 10,000 Einwohner. Der zuletzt erwähnte Landstrich findet in Unterfranken längs der nordöstlichen Grenze seine Fortsetzung, erweitert sich sodann und nimmt das gesammte Saalegebiet ein (Magimum: Mellrichstadt mit 34 auf 10,000 Einw.). Ein zweiter kleiner, aber besonders intensiver Auswanderungsheerd in Unterfranken umfaßt die Aemter Alzenau, Markiheidenfeldè, Miltenberg und Obernburg (mit 26 bis 52 auf 10 000 Einw.). In der Pfalz endlich zeigt die Mehr⸗ zuhl der Bezirke mehr als 40 Auswanderer im Jahresdurchschnitt auf 10,000 Einw. Nur Zweibrücken und Kaiserslautern haben weniger als 20, daran reihen sich Speyer, Pirmasens und Kusel mit 20 bis 40, soödann Homburg, Frankenthal, Germersheim, Neustadt und Landau mit 40 bis 60 und zuletzt Bergzabern mit 64 und Kirchheim⸗ bolanden mit 72 Auswonderern auf 10,000 Einw.

In den übrigen Regierungsbezirken ist die Auswanderung von geringerer Bedeutung geicesen. Sie bat für Oberbayern (1868/69: 86 Pers.) im Jahresdurchschnitt nur 1 und für Niederbayern (1868/69: 285 Pers.) nur auf 10 000 Einw. betragen. In Sawaben (1868/69: 362 Pers.) zeigen die Aemter längs der Donau und Wörnitz, sodann die Bezirke Memmingen, Kempten und Lindau eine etwas erhöhte Auswanderungsfrequenz (7 bis 14 auf 10,000 Einw.). Im Gesammtdurchschnitte steht aber Schwaben der Oberpfalz mit 6 Aus⸗ wanderern auf 10 000 Einw. gleich und dem Regier.⸗Bezirk Mittel⸗ franken (7 auf 10,000 Enw.) sehr nahe. In der Oberpfalz (1868/69: 421 Pers.) zeigen die Aemter längs der Ostgrenze des Landes bis nach Amberg eine stärkere Auswanderung bis zu 19 auf 10 000 Einw. (Waldmunchen). In Mittelfranken (186869: 408 Pers.) findet sich, abgesehen von einzelnen Städten, nur längs der württem⸗ bergischen Grenze ein höherer Beirag der Auswanderung (Maximum: Rotbenburg mit 19 auf 10,000 Einw.)

Schließlich entbält die mitgetheilte Uebersicht noch einen näheren Nachweis der mit Erlaubniß und der beimlich ausewanderten Per⸗ sonen. Die Zabl der letzteren belief sich in der Periode 1835 60 auf 2739 oder 28,87 pCt. der Gesammtauswanderung, 1860/b8 auf 1556 oder 31,66 pCt. und 1868,69 auf 1528 oder 25 61 pCt. Hierbei ent⸗ scheidet rorwiegend das Ergebniß in der Pfalz, wo die heimlich kon⸗ statirte Auswanderung 1835 00 durchschnetrlich 2189 Personen, 1860/68 durchschnittlich 1385 Personen und 1868,69 1031 Personen betragen hat. Im Durchschnitt von 1860/68 ist in der Pfalz die beimliche Aus⸗ wanderung sogar größer, als die mit Erlaubniß erfolgte (701 Pers.)

ewesen. 1 8 Die BaumwollenErnte der Vereinigten Staaten im Jahre 1869,70 übertrifft die Schatzungen und Erwartungen. Im Jahre vorber hatte sie 2,439,000 Ballen betragen; diesmal schätzte das Ackerbau⸗Amt zu Wasbington sie auf 2,750,000 Ballen, aber der wirk⸗ liche Belauf stellt sich nun als 3,155,000 Ballen heraus.

Das ist fast eine Mill on Ballen mehr als durchschnittlich seit dem Kriege, wie nachst hende Zahlen zeigen: 1869,70 3,154,946 Ballen, 68 69 2,439,039 B., 67,68 2,593,993 B., 66/67 2,019,774 B., 65 66 2,193,987 B.

Auch vor dem Kriege ist der Ertrag von 1869,70 nur fünfmal überstiegen worden, nämlich: 1860/61 3,656,086 B., 59,60 4,669 770 B.;

B., 55/56 3,527,845 B., 52,53 3,262,882 B.