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erhöchste Reskript mit einer Adresse beantwortet Mann sich erhebe zur Vertheidigung seiner Ehre und Unab⸗ dae ae hensigecincha⸗ 89 nnt: hängigkeit. Unterdessen sind Toul und Straßburg, deren Uebergabe w 8 haben in unserer allerunterthäͤnigsten Adresse vom 14. Sep⸗ in den Augen der französischen Regierung als unannehmbare tember dieses Jahres nund in der derselben angeschlossenen Denkschrift Bedingungen erschienen, in die Hände des Feindes gefallen.
8 1“ 8 . „ 212 — . 122 Was die Betheiligung der Stadt Berlin betrisst, Namens deren eine Bewigligung eintreten zu lassen die Stadtverordneten⸗Versamm⸗
. . Ss. 1 A † H be bir 1 elbet:“ rsf 5 ung — wie wir nach dem Beschlusse vom 29. v. M. annehmen — Aus Rouen vom 4. Oktober wird gemeldet: Diese Nacht
V Tours, 4. Oktober. (W. T. B.)
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klängen.
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ddie patriotische Stimmung des Publikums mächtig an,
Löwessche Komposifion zu Wilibald Alexis⸗
reudig bereit sein wird, so dürfte diese unseres Ermessens mit einem Beitrage von 20,000 Thlen. zu erfolgen haben.
Indem wir die Stadtverordneten⸗Versammlung daher ersuchen: zur Herstellung des der Einwohnerschaft Straßburgs durch die Be⸗ lagerung entstandenen Schadens die Summe von 20,000 Thalern aus dem Extraordinarium der Stadthauptkasse für unvorhergesehene Ausgaben bewilligen zu wollen, .
bemerken wir zugleich, daß unsererseits bereits Schritte gescheben sind, um die Verthellung der durch unsere Vermittelung nach Straßburg gelangenden Gaben durch Organe der dortigen Bürgerschaft bewirken Magistrat hiesiger Köͤniglicher und Residenzstadt. Seydel.«
Gleichzeitig wurde ein Antrag des Stadtverordneten von Meibom, »den Magistrat zu ersuchen, in Gemeinschaft mit der Stadtverordnetenversammlung einen Aufruf an die Bürger⸗ schaft zu erlassen, etwaige Beiträge für die Stadt Straßburg an die Stadthauptkasse abzuliefern«, angenommen.
Beim Beginn der Sitzung wurde das nachstehende, auf das Glückwunsch⸗Schreiben des hiesigen Magistrats und der Stadt⸗ verordneten zum Geburtstage Ihrer Masestat der Königin eingegangene Allerhöchste Handschreiben verlesen:
»Wenn Ich auch immer die Glückwünsche, die Berlin mir dar⸗ bringt, dankbar empfange, so fühle Ich doch, daß im gegenwärtigen Augenblicke eine tiefere Beziehung zwischen der Stadt und Mir be⸗ steht, der auch Ich den geeigneten Ausdruck zu geben wünsche. Angst und Freude theilen, mit vereinten Kräften helfen und den ganzen Ernst der Zeit in gleicher Weise würdigen, ist in dem Maße nur bei uns möglich, wo das feste Band der Vaterlandsliebe Alle umfaßt und keine Trennung gestattet. Es wird Mir stets als erstes Vorrecht Meiner Stellung erscheinen, daß es in diesem Wendepunkte unserer Geschichte Mir vergönnt war, inmitten einer Bevölkerung zu wirken, die, in ihrer Opferfreudigkeit unermüdlich, nur das Wohl des Ganzen im Auge hält. Möge bald ein segensreicher Friede die ge⸗ meinsamen Anstrengungen krönen! Auch in diesem Wunsche fühlen wir uns Alle vereint. 1I 6
Berlin, den 1. Oktober 1870. Augusta«
— An den Oberbürgermeister, die Beigeordneten und die Stadtverordneten der Stadt Coblenz hat Ihre Majestät die Königin folgendes Antwortschreiben gerichtet:
Ich habe die Glückwünsche der Stadt Coblenz dankbar empfangen. Als am 14. Juli der König die Rheinanlagen besuchte, hoffte er noch den Frieden zu erholten Er war umringt von Vielen und kein Auge war trocken. Dies war der Anfang einer großen Zeit! Die »Wacht am Rhein« begleitete ihn hinüber, dem ernsten Wendepunkt ent⸗ gegen. — Am nächsten Tage war der Krieg erklärt; was darauf folgte, gehoͤrt der Geschichte an. — Solche Eindrücke sind unvergeßlich und erhͤhen in unsern Augen den Werth einer Treue, mit welcher die Söhne des Rheinlandes kämpfen und das Rheinland selbst opfer⸗ freudig bleiht. Diese Treue hat sich auch Mir kundgegeben und des⸗ balb ist der Glückwunsch der Stadt die Veranlassung zu Meinem herzlichen Danke. Gott helfe weiter zu einem gesegneten Frieden.
Berlin, den 1. Oktober 1870. Augusta.
— Im Königlichen Opernhause fand gestern Abend die erste Aufführung einer neuen dreiaktigen Oper: »Zieten⸗ Husaren« von Bernhard Scholz statt. Der Text ent⸗ nimmt seinen Stoff dem letzten Jahre des siebenjährigen Krie⸗ ges und entrollt ein lebendiges militärisches Gemälde jener Zeit, ähnlich wie dies in Meyerbeer's »Feldlager in Schlesien⸗ geschehen ist, nur nicht in so großartigen Verhältnissen. Die Musik von Bernhard Scholz fand in dem geschickt arrangirten Text mehrmals Gelegenheit zu frischen volksthümlichen An⸗ Im ersten Akt, in welchem ein Bivouak der Zieten⸗ Husaren im Park eines böhmischen Schlosses dargestellt wird, regte die Komposition des bekannten Gleimschen Gedenkverses auf die Schlacht von Leuthen:
„»Es lebe durch des Himmels Gnade
Der König, der uns schützen kann,
Danrn schlägt er mit der Wachtparade MAN och einmal achtzigtausend Mann!⸗
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so daß . Im dritten in volksthümlichem Style gehaltene ½ »Fridericus Rex, unser König und Herr«, von den Husaren in ihrem Feld⸗ lager gesungen, einen ähnlichen Effekt, der später in dem Friedenshymnus einen harmonischen Abschluß erhlelt.
der Vers auf Begehren wiederholt werden mußte. Akt machte die eingelegte,
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— Vom Kriegsschauplatz
und somit auch die erhabenen Endziele des Kampfes,
entgleiste ein französischer Militärzug bei Critot zwischen Amiens und hier. 15 Soldaten waren sofort todt, 115 mehr oder we. niger schwer verwundet.
Aus Belfort vom 4. wird gemeldet, daß der schweizerische Bundesrath im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit, daß deutsche Truppen auf Belfort marschiren, den Befebl erlassen habe, daß unverzüglich die Grenze durch die neunte Brigade besetzt werden soll.
— Nach Briefen, welche die ⸗Indép. belge« unterm 27. Sep⸗ tember erhalten hat, sind nicht nur Montmartre, sondern auch der Arc de l'Etoile« in Festungen umgewandelt worden. Man bat in Paris Geschütze und Racketen »von einer Zerstörungs⸗ kraft, wie sie bisher noch nicht bekannt ist, und die Mittel, sie in unbegrenzter Zahl herzustellen«. In dem Park Buttes Chau⸗ mont ist ein großes Petroleumlager abgebrannt. — Die »Indép. belge« theilt aus dem »Journal officiele vom 27. September mit, daß die Barrikadenkommission in Paris um zwei Mit. glieder verstärkt ist und nun aus 9 Personen besteht.
— Das General⸗Gouvernement des h, wel⸗ ches von dem General⸗Lieutenant Grafen von Bismarck⸗ Bohlen, als General⸗Gouverneur, und von dem Regierungs.⸗ Präsidenten von Kühlwetter, als Civil⸗Kommissarius, ge⸗ leitet wird, hatte seinen Sitz bisher in Hagenau, wird aber nunmehr nach Straßburg verlegt werden.
Wiesbaden, 1. Oktober. Der General⸗Major von Diepenbroick⸗Grüter, der in der Schlacht bei Mars⸗la⸗ Tour an der Spitze der 14. Kavallerie⸗Brigade schwer verwundet wurde und hierher gebracht worden war, ist gestern seinen Wunden erlegen.
Sachsen. Dresden, 4. Oktober. Vormittag in Begleitung des Kriegs⸗Ministers von Fabrice und des General⸗Adjutanten General⸗Lieutenants von Witzleben nach Leipzig zur Besichtigung des dortigen Baracken⸗Lazareths abgereist und gedenkt heute Abend zurückzukehren.
— Die Kronprinzessin begab sich heute Mittag zur Besichtigung des Reserve⸗Lazareths nach Chemnitz, von wo die⸗ selbe heute Abend nach Leipzig zu reisen gedenkt, um den dortigen Lazarethen morgen gleichfalls ihren Besuch abzustatten. Baden. Karlsruhe, 2. Oktober. Der Großherzog ist gesterin nach längerer Abwesenheit aus Lambertsheim hier wieder eingetroffen.
Zayern. München, 2. Oktober. (A. Z.) Der König von Bayern hat folgendes Allerhöchste Handschreiben an den Grafen zu Castell, den ersten Vorstand des bayerischen Landes⸗ Hülfsvereins, gerichtet:
»Mein lieber Obersthofmeister Graf zu Castell! Mit lebhafter Beßhicdisung habe Ich aus den eingesendeten Nachweisungen über die bisherige Thätigkeit des bayerischen Landes⸗Hülfsvereins die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß die reichen Spenden, welche agus allen Landestheilen für die Armee dargebracht werden, durch vor⸗ treffliche auf einem wohlgeordneten Verwaltungssystem beruhende Dispositionen die nutzbringendste Verwendung finden. Ihre Vorlage bietet Mir Anlaß allen Organen des bayerischen Landes⸗Hüfsvereins neuerdings wärmsten Dank und freudige Anerkennung auszudrücken. Den Gebern wie den Verwaltern des Gegebenen erblüht der herrlichste Lohn in dem Bewußtsein durch Sorge für die Kämpfenden den Sieg Deutschlands
Der König ist heute
Geroaennees eheh. . haben. Mit bekannten Ge⸗ nnungen Ihr gnädiger Köni big. Schloß Be⸗ 30. Sep⸗ lnnemseg. It 8 König Ludwig. Schloß Berg, 30. Sep
— Der Königliche Staats⸗Minister des Auswärtigen, Graf Bray, hat sich für einige Tage auf sein Gut Irlbach in Nieder⸗ Bayern begeben. — Die Adreßbewegung in Bezug auf die künftige Gestal⸗ tung Gesammtdeutschlands dauert noch fort. Der größte Theil
der betreffenden Eingaben eignet sich den Standpunkt der be⸗ kannten Münchener Adresse 22 scg b
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 2. Oktober. Der Kaiser hat gestern Mittag die amerikanischen General⸗Majore Barnard und Wright und den Obersten Michie, später den Königlich preußischen Gesandten General von Schweinitz empfangen. Die Gymnasial⸗Enquetekommission hat Sonnabend Abends ihre Berathungen beendet. Minister von Stremayr hielt eine kurze Schlußrede, in welcher er sorgfältige Beachtung der Be⸗ schlüsse zusagte.
Prag, 4. Oktober. Die Kommission, welche der Landtag in seiner am 29. September stattgefundenen Sitzung mit der Vorberathung der Behandlung des an denselben gerichteten
sind französischerseits fol⸗
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e Nachrichten eingegangen:
Allerhöchsten Reskriptes vom 26. September l. J. beauftragte, hat mit 10 Stimmen beschlossen, den Antrag zu stellen,
ie geschichtliche Entwickelung und rechtliche Begründung der eigen⸗ die geschch Weaunt des Königreiches Böhmen dargelegt, wir haben nachgewiesen, daß wir diese stgatsrechtliche Stellung im Interesse des Landes, des Reiches und der Dynastie aufrecht zu erhalten als unser Recht und unsere Pflicht erkengen; wir haben ausgesprochen, daß dieses Recht zu üͤben und diese Pflicht zu erfüllen unser Entschluß ist; wir haben unsere Bereitwilligkeit erklätt, im Wege der Psrein⸗ barung die Rechtsansprüche unseres Landes in Einflang zu bringen mit den Anforderungen der Machtstellung des Reiches und mit den berechtigten Ansprüchen der anderen Königreiche und Länder.
Unsere Bereitwilligkeit steht unverändert aufrecht; doch auch unsere Ueberzeugung ist unerschüttert geblieben. 1ea. 8
Es ist unsere Ueberzeugung, daß nur ein fester und gesicherter Rechtsboden den Ausgangspunkt zu bieten vermag eines heilsamen Ausweges aus den bedauerlichen Verwirrungen des öffentlichen Rechtes. Einen solchen Rechtsboden erblicken wir aber nur in jenem egenseitigen Verhältnisse von Rechten und Verpflichtungen, dessen Psand zwischen dem Lande und dem Monarchen die Worte des allerhöchsten Reskriptes selbst anerkennen. ö1
Diefes gegenseitige Rechtsverhältniß kann aber nie einseitig auf⸗ gehoben oder abgeändert, es köͤnnen auch die in diesem Verhältnisse berühenden Rechte der Krone nicht einfach an einen außer der Ver⸗ fassung des Landes stehenden legielativen Körper übertragen oder mit diesem getheilt werden. Eine Abänderung der staatsrechtlichen Ver⸗ haͤltnisse kann nur im Wege freier Vereinbarung stattfinden.
Nachdem in der Adresse die Auffassung der Majorität in Betreff der Rechte Dehmens nochmals erörtert ist, schließt die Adresse wie folgt:
Wir hcch. in unserer allerunterthänigsten Adresse vom 14. Sep⸗ tember I. J. unsere ehrsurchtsvollen Vorschläge ersattet, wie in dieser Hinsicht über die Schwierigkeiten der Lage hinausgelangt werden könnte. Unsere Vorschläge sind laut des Allerhöchsten Reskriptes nicht angenommen worden. Sollte es Ew. Majestät gefallen, in dieser Beziehung andere Vorschläge an uns gelangen zu lassen, so wird der gegenwärtige Landtag — so sehr er überzeugt ist, daß als erste und nothwendigste Bedingung der Wiederherstellung fester Rechtszustände das Zustandekommen einer gerechten und vollberechtigten Vertretung
des Landes anzustreben wäre — selbst in seiner gegenwärtigen Zu
sammensetzung solche Vorschläge mit gebührender Ehrfurcht entgegen⸗ nehmen und in ernste Erwägung ziehen. b ꝓ* Allein ühsetin Ueberzeugungen getreu, können und dürfen wir jenen festen Rechtsboden nicht preisgeben; können und dürfen wir nicht eintreten in den gegenwärtig tagenden Reichsrath. Allergnädigster König und Herr! Wir sind uns der Verantwortung wohl bewußt, welche wir durch unseren Entschluß und dessen rückhaltslose Ertlärung überneh⸗ men; tief bewegt uns das schmerzliche Gefühl, einem wiederholt und dringend ausgesprochenen Wunsche Euerer Majestät nicht entsprechen zu können. 1 Allein wir sind uns bewußt, treu unserer liefsten Ueberzeugung zu handeln, einer Ueberzeuaung, welche das Gemeingut der uͤber⸗ wiegenden Mehrheit des Volkes von Böhmen bildet; — wir sind uns bewußt, unsere Pflicht zu erfüllen, dem Lande wie dem Reiche und der Dynastie gegenüber; — wir sind uns auch bewußt, eben durch Wahrung der Selbständigkeit der Krone Böhmen, durch Wahrung des legitimen Rechtes den Boden frei zu erhalten, auf welchem allein eine gesetzliche Vereinbarung zwischen dem Monarchen und der, politi⸗ schen NRation von Böhmen jene dauernde Befriedigung derselben er⸗ zielen kann, welche Euerer Majestät Herzen erwünscht ist. 1 Ist durch eine soölche Vereinbarung die innere Einigung zwischen Monarch und Volk glücklich vollzogen, dann möge sie — wir wünschen es sehnlich — in dem weihevollen Akte der Krönung ihren leuchten⸗ den Ausdruck finden; dann wird auch das Volk von Böhmen das geheiligzte Symbol der staatsrechtlichen Selbständigkeit und der Souveränität des Staates Böhmen auf dem gesalbten Haupte Euer gjestät mit Jubel begrüßen. ott 1“ bvit schütze Oesterreich! Gott erhalte Eure Kaiserliche und Königliche Apoßolische Majestät! .Aus deu Landtage zu Pra’⸗„, Eine Minorität von fünf Mitgliedern stellten folgenden Antrag: 4 he fog Der hohe Fasbiag wolle beschließen, es sei den in den Kaiserlichen Reskripten vom 25. August und 26. September 1870 wiederholt ausgesprochenen Allerhöchsten Aufforderungen entsprecher d, auf Grund des §. 16 der Landesordnung ohne neuerliche Erstattung einer aller⸗ untertbhänigsten Adresse ungesäumt die Wahl der Abgeordneten für den Reichsrath vorzunehmen. Zum Berichtersatter der Masorität ist Graf Leo Thun, zu jenem der Minorität Dr. Herbst gewählt.
Schweiz. Zürich, 3. Oktober. Die »N. Zür. Ztg.“ schreibt: Schon über 8 Tage sind verflossen, seitdem die repu⸗ blikanische Regierung die Bedingungen des Waffenstillstandes verworfen und sich zum Kampf aufs Aeußerste entschlossen hat. Sie hat dem französischen Volke von den Verhandlungen zwischen Herrn Jules Favre und Graf Bismarck Kenntniß gegeben und die Erwartung ausgesprochen, daß ganz Frank⸗ reich daraus die Nothwendigkeit der Fortsetzung des Kampfes erkenne, den Entschluß der Regierung billige und wie ein
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Schon aus dieser Thatsache allein muß die Regierung die Ueber⸗ zeugung schöpfen, daß ihre Voraussetzungen falsch waren, und daß sie übel berathen war, als sie den vom Feinde möglich ge. machten Waffenstillstand verwarf. Aber noch mehr: die viel besprochene Massenerhebung, die die Regierung als das äußerste Mittel der Rettung verkündete, und im Vertrauen auf welche sie die Fortsetzung des Krieges beschloß — diese Massenerhebung läßt noch immer auf sich warten. Die französischen Blätter und offiziellen Berichte sprechen wohl von Enthusttsmus und En schloͤssenheit der Nation zu allgemeiner Erhebung, gllein diesem angeblichen Enthusiasmuͤs fehlt das entschlossene Handeln, die That. Kaum daß es in einigen Departements gelungen ist, Freicorps von zweifelhaftem Werthe zu organistren, aber weiter geht die Massenerhebung nicht. Namentlich in den südlichen 1 Departements, welche, zur Zeit noch vom Feinde ungehinderrt den Widerstand organisiren könnten, scheint eine völlige Apathie zu herrschen und im mittleren Frankreich sehnt nian sich nach dem Frieden um jeden Preis. 8 Wie soll unter solchen Umständen noch ein wirksamer Widerständ möglich sein? Es ist nicht möglich, daß die Regie rung sich darüber noch länger täusche. Wenn sie vor ach Tagen noch auf eine Massenerhebung des französischen Volke hoffte so muß sie heute schon vollständig enttäuscht sein und dürfte heute die Waffenstillstands⸗Bedingungen, welche ste da⸗ mals verwarf, anzunehmen bereit sein. Ob aber dieselben, den Umständen nach, günstigen Bevingungen jetzt noch erhältlich wären, ist freilich sehr die Frage. 3 Inmhls Großbritannien und Irland. London, 3. Okto⸗ ber. Die Minister sind meist schon wieder von London ab: gereist: Gladstone nach Hawarden Castle, Gran ille nach Walmer Castle, der Minister für Irland, Chichester Fortescue nach Somersetihire u. s. w. 22 — Einer Depesche der ⸗Times« zufolge ist gestern, Ssonntag, der amerikanische General Burnside von Versailles nach Paris gegangen, um mit Jules Favre und Wasbhburne zu sprechen. Er wird morgen zurückerwartet. 2
Fraukreich. (Köln. Z.) In den Provinzen hatte die Vertagun der Constituante⸗Wahlen auf unbestimmte Zeit ganz entschieden mißfallen; man thut in manchen Gegenden sogar, als sei die Zurücknahme des Wahlausschreibens gar nicht vorhanden. Dies ist der Hauptgrund, weshalb Crémieux es für gerathen fand, von Favre's Beschlusse ab⸗ und auf die erste Anordnung, daß am 16. Oktober gewählt werden soll, zurückzugehen. Ob die Versammlung in Tours oder Limoges ihren Sitz nehmen wird, ist noch nicht klar. Limoges ist, wenn wir den Blättern aus Tours vom 30. September glauben dürfen, vollgestopft von neu angekommenen Truppen aller Art, da man hier Marsche Regimenter für die Loire⸗Armee bildet, die in voller Organisation begriffen ist. Wie in Limoges, werden in Bourges, Poitiers, Chateauroup, Rennes und Lille 1 Eifer die Regimenter für die Loire⸗Armee eingeübt. Von Bordeaux wird Zug auf Zug mit Material befördert, das von der Flotte genommen wird. Das offizielle Organ in Tours, der »Moniteur«, ist voll von Offiziers⸗Ernennungen und Be⸗- förderungen. 1 . 1
Nachrichten aus dem Süden melden von beinahe schon anarchischen Zuständen. Aehnliche Versuche wie in Lyon wur- den auch in Marseille und an anderen Orten gemacht; es stellt sich der von Paris oder jetzt von Tours aus geleiteten Central⸗ Regierung eine lokale Regierung, eine Kommune von roth republikanischer Färbung entgegen. eeeeg⸗
Das zu Annecy erscheinende Blatt »Les Alpes« meldet, daß in Folge einer Petition der Bevölkerung an den Präfekten der Kommandirende der Subdivision Chambery, General von Rolländ, sowie der Kommandirende der Subdivision Grenoble, General Monnet, in Folge einer ähnlichen Kundgebung seine Entlassung genommen habe. b8s 38 8 Dr Marquls von Albaida, Orense, ist am 24. Sep⸗ tember in Bayonne eingetroffen. Am 25. machte er dem Unter⸗Präfekten einen Besuch und theilte ihm im Namen der republikanischen Partei in Spanien mit, daß er der fran⸗ zösischen Regierung die Bildung einer spanischen Legion vor⸗ schlage, deren Zahl 10,000 Mann betragen könne. Dieselben würden von den spanischen Republikanern frei bis zur fran⸗ zösischen Grenze gesandt, worauf sie dann von Frankreich weiter verpflegt werden müßten. Am Nachmittage machte der Gemeinderath dem Marquis einen Besuch und des Abnds bielt dieser und sein Sohn eine Vorlesung, worin die Idee Betreffs der zukünftigen Republik der romantschen Racen aus⸗ einandergesetzt wurde, eine Idee, die sich in den Worten zusam
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