leihung der fiskalischen Vorrechte für den Bau und die Unterhaltung
eben bis auf die Magdeburg⸗Helmstedter Staats⸗Chaussee in der Rich⸗ tung auf Groppendorf an die Bau⸗Unternehmer, die Gemeinden Rott⸗
bbezirks Magdeburg, von Groß⸗Rottmersleben, und zwar von der MNeuhaldensleben⸗Eichenbardelebener Chaussee ab, über Nordgermers⸗ leeben bis auf die Magdeburg⸗Helmstedter Staats⸗Chaussee in der
Riichtung auf Groppendorf genehmigt habe, verleihe Ich hierdurch den Bau⸗Unternehmern das Expropriationsrecht für die zu dieser Chaussee errforderlichen Grundstücke, imgleichen das Recht zur Entnahme der Chaus⸗ seebau⸗ und Unterhaltungs⸗Materialien, nach Maßgabe der für die Staats⸗Chausseen bestehenden Vorschriften, in Bezug auf diese
9*.
Steaatschausseen jedesmal geltenden Chausseegeld⸗Tarifs, einschließ⸗
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nach angegebenen Proben anzufertigen und dem Publikum ieferanten Karl Kühn & Söhne, Vreitestraße 25). 3) Ver⸗ packung in Packeten, Kistchen, festen Kartons, recht dauer⸗ haft; zur Emballage ist feste Leinwand oder Wachslein⸗ b derwenden. 4) Adressirung und Signatur. Um die Weitläuftigkeiten zu vermeiden, welche mit der Bei⸗ gabe eines besonderen Begleitbriefes und der außerdem erfor⸗ derlichen Signirung der Sendungen verbunden sind, soll bei den Feldpost⸗Päckereien die Adressirung und die Signirung zu⸗ sammen in der Weise bewirkt werden, daß auf die Sendung eine mit der vollständigen Adresse genau ausgefühte Feldpost⸗ Korrespondenzkarte aufgeheftet oder aufgeklebt wird, auf welcher ugleich auch der Absendersich namhaftzu machen hat. Die
efestigung der Korrespondenzkarte auf der Leinwand⸗Umhül⸗ lung des Feldpost⸗Pakets ist in solcher Weise zu bewirken, daß ein Ablösen oder Zerreißen der Karte während des Transports nicht zu besorgen ist. Ein besonderer Begleitbrief wird also 2 Dagegen empfiehlt es sich, daß in jedes Feldpostpacket eine Abschrift der aufgehefteten Korrespondenzkarte (ebenfalls unter genauer Angabe des Absendenders) hineingelegt werde, damit, wenn die äußere Adresse durch irgend einen Um⸗ stand unkenntlich werden sollte, die Möglichkeit einer Ermittelung des Empfängers bezw. Absenders gegeben sei. 5) Porto. Die Feldpost⸗Packete müssen bei der Aufgabe frankirt werden; zur Frankirung sind Postfreimarken zu verwenden, welche auf 8 Die Gebühr beträgt 5 Sgr. oder 18 Tr. süddeutsche Währung für jedes einzelne Feldpostpacket ohne Unterschied des Gewichts und der Weite der Beförderungsstrecke. 6) Werthsangabe oder Entnahme
um Verkauf zu stellen (in Berlin zunächst die
wand zu verwenden.
nicht angenommen.
die Korrespondenzkarte zu kleben sind.
von Postvorschuß ist bei den Feldpostpacketen nicht zulässig. 7) Ausgeschlossen von der Versendung mittelst Feldpost⸗ packets sind unbedingt: Flüssigkeiten und Sachen (Lebens⸗ mittel), die dem schnellen
osttransporte verbotenen Sachen. 8) Laufzettel oder Reklamationen ersucht das General⸗Postamt nur in den äußersten Fällen, d. h. wenn wirklich feststeht, daß der Adressat nach Verlauf eines längeren Zeitraums, z. B. 4 bis 6 Wochen, nicht in den Besitz der Sendung gelangt ist, zu er⸗ lassen, da erfahrungsmäßig durch vorzeitige Anbringung der⸗ artiger Reklamationen der ohnehin jetzt aufs Aeußerste ange⸗ spannte Postbetrieb ungemeine Erschwerungen erleidet. Es wird hierbei das Ersuchen erneuert, sich die Entfernungen und Verhältnisse des jetzigen Krieges gefaͤlligst gegenwärtig zu halten. 9) Beginn. Die Annahme der Feldpostpackete bei sämmtlichen Postanstalten des Norddeutschen Postbezirks beginnt am 15. Oktober d. J. Der Widerruf oder die vor⸗ übergehende Außerkraftsetzung der ganzen, vorerst nur als ein Versuch zu betrachtenden Maßregel bleibt jederzeit und namentlich für den Fall vorbehalten, daß größere Marsch⸗ bewegungen der Truppen wieder beginnen.
Berlin, den 10. Oktober 1870. 3
General⸗Postamt Stephan.
1““
Bekanntmachung. Vom 15. Oktober d. J. ab werden gewöhnliche (d. h. nicht mit einem deklarirten Werthinhalte versehene), in Privatange⸗ legenheiten an mobile Militärs und Militärbeamte gerichtete Feldpostbriefe nur noch bis zum Gewichte von 4 Zollloth inklusive zur portofreien Beförderung zugelassen.
Berlin, den 10. Oktober 1870. 8 Seneral⸗Postatt. IIn G11 Stephan. “
8E“ ““ 8
3 8
Allerhöͤchster Erlaß vom 20. August 1870, betreffend die Ver⸗
einer Gemeinde⸗Chaussee von Groß⸗Rottmersleben über Nordgermers⸗
mersleben und Nordgermersleben und die Domäne Alvensleben. Nachdem Ich durch Meinen Erlaß vom heutigen Tage den Bau einer Gemeinde⸗Chaussee im Kreise Neuhaldensleben, Regierungs⸗
Straße. Zugleich will Ich den Unternehmern gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des für die
Verderben ausgesetzt sind; ebenso Fossocseae Stoffe, sowie die sonstigen, ohnehin für die
lich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die freiungen, sowie der sonstigen, die „Erhebung betreffenden sätzlichen Vorschriften, wie diese Bestimmungen auf den Stacli. Chausseen von Ihnen angewandt werden, hierdurch verleihe Auch sollen die dem Chausseegeld⸗Tarife vom 29. Februar I1ag angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen a die gedachte Straße “ kommen. auf Der gegenwärtige Erlaß ist durch die Gesetz⸗Sammlun 5 lichen Kenntniß zu bringen. 8 2 2 zur offent 1 8 Hauptquartier Pont⸗à⸗Mousson, den 20. August 1870. 11““ “ Wilhelm. vII 1 8 ““ Gr. v. Itzenplitz. Camphausen. An den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten und den Finanz⸗Minister. 1
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der Wundarzt erster Klasse, Schwartz, zu Leba ist zu Kreis⸗Wundarzt des Kreises Lauenburg ernannt worden. 88
11“ 11“
Finanz⸗Ministerium. Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 142ste Königlich preußischer Klassen⸗Lotterie fiel der 1b g gewinn von 100,000 Thlr. auf Nr. 28,733. 1 Hauptgewinn von 10,000 Thlr. auf Nr. 45,166. 2 Gewinne von 5000 Thlr. fielen auf Nr. 85,269 und 92,817. 3 Gewinne von 2000 Thlr. auf Nr. 19,957. 76,617 und 93,795. 37 Gewinne von 1000 Thlr. auf Nr. 3360. 3412. 3722. 7175. 8449. 10,455. 16,558. 17,107. 17,109. 17,322. 18,667. 19,071. 20,020. 21,934. 23,182. 24,092. 30,027. 43,154. 45,616. 72,000. 72,820. 73,115. 75,626. 75,796. 7 . 79,349. 83,631. 84,905 und 93,164 - ’” 50 Gewinne von 500 Thlr. auf Nr. 1465. 2526. 5616. 6606. 6760. 7240. 8110. 9505. 11,145. 11,316. 12,578. 13,809. 20,780. 27,229. 28,300. 29,157. 29,877. 31,543. 32,164. 35,590. 35,919. 38,778. 39,579. 39,622. 40,940. 41,808. 43,103. 48,299. 50,541. 53,065. 53,863. 55,344. 56,142. 56,966. 59,628. 62,684. 63,405. 71,601. 72,733. 73,542. 74,133. 76,542. 77,510. 77,569. 79,654. 85,390. 85,690. 86,693. 86,826 und 87,148. 72 Gewinne von 200 Thlr. auf Nr. 297. 545. 1402. 1997. 3183. 3792. 4138, 4699. 4953. 5026. 9504. 12,378. 13,504. 15,870. 16,247. 16,424. 16,690. 16,882. 18,766. 22,663.
34,914. 38,395. 38,750. 39,121. 39,904. 40,009. 44,009. 45,564. 46,467. 46,902. 48,015. 48,053. 50,165. 51,616. 51,677. 52,205. 54,499. 54,832. 60,090. 60,289. 60,668. 60,913. 60,985. 63,558. 63,972. 65,954. 67,044. 68,806. 69,381. 69,849. 70,119. 73,621. 74,433. 77,089. 79,237. 80,156. 82,671. 84,775. 84,900. 88,002. Berlin, den 10. Oktober 1870. Königliche General⸗Lotterie⸗D
11“ 1“
„Pvreußen. Berlin, 10. Oktober. Ihre Majestät die Königin wohnte gestern der gottesdienstlichen Feier des fünf⸗ undzwanzigjährigen Bestehens der St. Jacobi⸗Kirche bei. Im Königlichen Palais fand eine Konferenz über Lazarethverhält⸗ nisse statt. — Ihre Majestät empfing den Besuch Ihrer Aönig⸗ lichen Hoheit der Prinzessin Carl. Heute besichtigte Ihre Majestät die Gemälde⸗Ausstellung und war im deutschen Ten tralkomite und im Augusta⸗Hospital anwesend. — Die Königin reist mit dem Abend⸗Schnellzuge nach Homburg.
— Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin begab Sich am 7. d. M. nach Frankfurt, um verschiedene Lazarethe und andere Anstalten zu besuchen und kehrte gegen Abend nach Homburg zurück. Am 8. früh begab sich Ihre Königliche Hoheit auf die achricht von der am Abend vorher erfolgten Entbin⸗ dung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Ludwig von Hessen von einem Sohne nach Darmstadt und verweilte bis zum Nachmittage daselbst. “
— Die Königliche Regierung hat die folgende Denkschrift mehreren Kabinetten mittheilen lassen: Die Herrn Jules Favre gestellten Waffenstillstands⸗Bedin⸗ gungen, auf Grund deren die Anbahnung geordneter Zustände in Frankreich erstrebt werden sollte, sind von ihm und seinen Kollegen verworfen worden.
Die Fortsetzung eines, nach dem bisherigen Gange der Er⸗
eignisse, für das französische Volk aussichtslosen Kampfes ist
damit ausgesprochen.
26,238. 26,245. 30,681. 31,119. 32,781. 32,815. 33,902. 34,651.
opfervollen Kampfes haben sich für
ancen diese Die Ch Toul und Straßburg
Frankreich seitdem noch verschlechtert.
sind gefallen, Paris ist eng cernirt und die deutschen Truppen
streifen bis zur Lotre. Die vor jenen Festungen engagirt ge⸗ wesenen beträchtlichen Streitkräfte stehen der deutschen Armee⸗ führung zur freien Verfügung. -
Das Land hat die Konsequenzen des von den französischen Machthabern in Paris gefaßten Entschlusses eines Kampfes à outrance zu tragen, seine Opfer werden sich unnützer Weise vergrößern und die sozialen Zustände in immer gefährlicheren
Dimensionen sich zersetzen.
Dem entgegen zu wirken, sieht sich die deutsche Armeefüh⸗ rung leider nicht in der Lage. Aber sie ist sich über die Folgen des von den französischen Machthabern beliebten Widerstandes völlig klar und muß namentlich auf einen Punkt die allge⸗ meine Aufmerksamkeit im Voraus leiten. I
Es betrifft dies die speztellen Verhältnisse in Paris. Die bisher vor dieser Hauptstadt geführten größeren Ge⸗ fechte am 19. und 30. v. Mts., in welchem der Kern der dort vereinigten feindlichen Streitkräfte nicht einmal vermocht hat, die vorderste Linie der Cernirungstruppen zurück zu werfen, giebt die Ueberzeugung, daß die Hauptstadt über kurz oder lang fallen muß. b 1 *Wird dieser Zeitpunkt durch das Gouvernement provi- soire de la défense nationale so weit hinausgeschoben, daß der drohende Mangel an Lebensmitteln zur Kapitulation zwingt, so müssen daraus schreckenerregende Konsequenzen ent⸗
en. 1 sich Die französischer Seits in einem gewissen Umkreise von Paris ausgeführten widersinnigen Zerstörungen von Eisen⸗ bahnen, Brücken und Kanälen, haben die Fortschritte der dies⸗ seitigen Armeen nicht einen Augenblick aufzuhalten vermocht/ die für letztere nothwendigen Land⸗ und Wasser⸗Kommunika⸗ tionen sind in sehr kurzer Zeit von ihnen retablirt worden.
Diese Wiederberstellungen beziehen sich naturgemäß nur auf die rein militärischen Interessen; die sonstigen Zerstörun⸗ gen aber hemmen selbst nach einer Kapitulation von Paris die Verbindung der Kapitale mit den Provinzen auf lange Zeit hinaus. — 1 . .
Der deutschen Armeeführung ist es, wenn jener Fall ein⸗ tritt, eine positive Unmöglichkeit, eine Bevölkerung von nahe an 2 Millionen Menschen auch nur einen einzigen Tag mit Lebensmitteln zu versehen. Die Umgegend von Paris bietet. alsdann, da deren Bestände für den Bedarf der diesseitigen Truppen nothwendig gebraucht werden, auf viele Tagemärsche hin ebensowenig irgend welche Hülfsmittel und gestattet daher nicht einmal, die Bewohner von Paris auf den Landwegen u evacuiren.
Die unausbleibliche Folge hiervon ist, daß Hunderttausende em Hungertode verfallen. em r Fanzösischen Machthaber müssen diese Konsequenzen ebenso klar übersehen, wie die deutsche Armeeführung, welcher nichts übrig bleibt, als den angebotenen Kampf auch durch⸗ ühren. zufütnsen Jene es bis zu diesem Extrem kommen lassen, so sind sie auch für die Folgen verantwortlich. Se. izielle militärische Nachrichten. G 1 Lffgs Uchmes, den 9. Oktober.
Eine Escadron 16. Husaren⸗Regiments ist in der Nacht vom 7. zum 8. durch Verrätherei der Bewohner von Ablis überfallen worden, der Ort zur Sps niedergebrannt. — Von der Loire vorgegangene größere feindliche Abtheilungen wurden am 9. von preußischen und bayerischen Truppen südlich Etam⸗ pes gesprengt. — A I“ “ Paris n in ihre Dörfer z 1 liegenden Ortschaften kehre h Müc elski.
(Ablis,
1000 Einwohner, liegt im Departement Seinc⸗et⸗ Oise, 6 ⅛ Meilen südwestlich Versailles, am Kreuzungspunkte der Straßen von Paris, Ramboutillet und Etampes. Etampes, etwa der Mittelpunkt der Bahnstrecke Paris⸗ Orléans, liegt in einer von vier kleinen Flüßchen bewässerten Ebene, welche sich hier zur Etampes vereinigen; die Stadt zählt 8300 Emwohner, ist Hauptort des gleichnamigen Arron⸗ dissements und von Paris 8 Meilen südlich gelegen.)
— Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende Nach⸗ richten vor: .
Straßburg, 7. Oktober. (Karlsr. Z) Wie verlautet, sind hier außer 1070 Geschützen, u. A. 12,000 Chassepotgewehre, 6000 Centner Munition und 50 Eisenbahn⸗Lokomotiven gefun⸗
rden. 1b : So Alus dem obern Elsaß erfährt die »Karlsr. Z.“, daß
der Uebergang der 4. Reserve⸗Division über den Rhein bei
g einer großen Volksmasse meh⸗ Neuenburg unter dem Andrar g ein großen? olt mast 2
““
rere Tage lang fortdauerte. Am 5. d. war übrigens die Brücke, die man dort schlug, nach dem »Oberrh. Kur.«, noch nicht fertig. — Am 5. d. Abends hat ein Gefecht bei Neubreisach stattgefunden. Es war ein Ausfall der Garnison, der von dem 43. Landwehr⸗Regiment kräftig zurückgeschlagen wurde. 2
— Nach dem weiter unten auszugsweise mitgetheilten Bericht des Korrespondenten der Wiener »Presse« stehen die Franzosen im Begriff, südlich von Epinal ein Lager zu bilden, Und dirigiren zu diesem Zwecke viel Truppen und Kriegsmaterial dorthin. In jener Gegend hat auch bereits das telegraphisch gemeldete Gefecht der badischen Brigade am 6. d. M. mit den französischen Truppen, welche sich in der Richtung auf Epinal
zurückgezogen haben, stattgefunden. . 9
4 —
— Dem Bericht eines Korrespondenten der Wiener »Presse⸗ der in Lyon war, diese Stadt aber schleunigst verlassen mußte, um sich der Verhaftung zu entziehen, entnehmen wir über die militärischen Zustände in Mittel⸗Frankreich, insonderheit Lyons, Folgendes: 1
Der Korrespondent sieht sich nach seinen Reise⸗Eindrücken zu dem Ausspruche genöthigt, daß die französische Armee, die gegenwärtig an der Loire und Saone gebildet wird, die Elemente eines kräftigen Widerstandes nicht in sich trägt. Das ist — schreibt er — keine manöorirfähige Armee, die ich da sah, das sind größtentheils undiszi⸗ plinirte Haufen, roh und wild im einzelnen Individuum, ungeschickt und ganz kriegsdienstunfähig in der größeren Masse, kurz, zu andauernden militärischen Operationen noch gar nicht 885G wendbar. Aus dem, was ich aber in Lyon gewahrte, ist auch nicht abzusehen, daß bald eine Aenderung, eine Besserung dieser Zustände eintreten dürften, denn hier ist der Centralpunkt der umsichgreifenden Anarchie, und die Zer.
— — —
—
setzungsstoffe dringen hier am sichtbarsten in den Militärkörper selbst ein. Schon wollen die jungen Soldaten ihre Offiziere nicht anders als »Citoyen« benennen, und von Ordre pariren ist keine Rede mehr. Die Nationalgarden (und darunter wieder nur die Batalllone der Arbeiterviertel) halten das Heft in der Hand und achten nur die Weisungen des Stadtpräfekten. Dieser aber im Vereine mit dem Lyoner Wohlfahrtsausschuß geriren sich als ganz selbständige Regie⸗ rung, erlassen Dekrete und Verordnungen der weit eingreifendsten Art und kümmern sich nicht im geringsten darum, was Ceémieux und Konsorten dazu sagen. Die Schwäche der provisorischen Re⸗ gierung thut sich am deutlichsten in ihrem Verhalten gegen diese Lyoner Jakobiner kund; denn obschon das Gebahren dieser Letzteren mißbilligend, giebt sie ihnen fortwährend nach und räumt des lieben Friedens halber ihnen alle eigenen Rechte ein, insofern sie stets Alles bestätigt, was dort geschieht. So kam es, daß nun auch alle Gewalt über die Garnison und über die Truppen von Lyon dem Rhone⸗Präfekten zugestanden wurde und dieser damit begann, daß er den Chef⸗General Mazure arretiren ließ. Die Armee verlor zwar an diesem Letztern nichts, denn er war ein altersschwacher, der gegen⸗ wärtigen Situation nicht gewachsener Mann; aber die Demorali⸗ sation im Heere hat dadurch wieder mächtigen Vorschub erhalten. Ihnen zu sagen, wer gegenwärtig das m litärische Kommando von Lyon und der hier zu formirenden Armee führt, ist unter solchen Um⸗ ständen schwer. Ich weiß nur, daß Kommandant der Truppendviision General Montfort und Kommandant der Lagertruppen Oberst de Noue ist. Nachdem ich mich nun in der Stadt näher umgesehen, die rothe Fahne am Mittel⸗Pavillon des Magistrats⸗Gebäudes wahr⸗ genommen habe und die Nationalgarde (zumeist in Civil gekleidet und nur das Gewehr und die Patrontasche tragend) überall an den Posten fand, war ich bedacht, das Lager von Sa⸗ thonay und die Befestigungen von Lyon zu besehen. Das war freilich keine leicht zu loͤsende Aufgabe. Mitt der An⸗ gabe, nach Cailloux nächst Sathonay zu fahren, bestiegen wir den Miethwagen und bewegten uns bergauf am rechten Rhone⸗ Ufer gegen die nördlichen Fortifikationen hin. Wir kamen am Fort de Caluire vorbei, erreichten das große Fort de Montessuy, passirten die neu angelegten verschanzten Linien und ersahen nach mehrstündi⸗ ger Fahrt endlich das wohlbekannte Lager von Sathonay, an einem Plateau westlich der Bahnlinie nach Bourg situirt. Wir durften uns natürlicherweise nicht aufhalten, doch vermochte ich ganz gut die Truppen, die da lagerten, als Mobilgarden zu erkennen und ihre Stärke auf ungefähr 8 bis 10,000 Mann zu schätzen. Ich fand die Mannschaft unbeschäftigt und das Zelt⸗ und Barackenlager ganz ordnungslos. Aus einigen Bemerkungen, die unser Kutscher an uns richtete und die zu einem längern Dialoge zwischen ihm und meinem Gefährten führten, entnahm ich, daß keine andere Truppe um Lyon⸗ herum konzentrirt sei und daß auch diese Bataillone ihren Abmarsch gegen Besangon bereits eingeleitet haben. An Linientruppen ist nur noch das 7f. Regiment, ein Jäger Bataillon und das 6. Küras⸗ sier⸗Regiment in der Garnison; ob überhaupt je mehr da war, konnte ich nicht weiter erfahren. Dagegen sah ich unaufhoͤrliche Truppen⸗ züge (lauter Mobilgarden auswärtiger Distrikte) von allen Seiten in Lyon anlangen, die theis in den Kasernen, theils in den Forts Unter⸗ tunft finden. Ich schätze sohin die ganze gegenwärtige Stärke der hiesigen Truppen auf zwanzigtausend Mann regulärer und sechzig⸗ tausend Nationalgarde⸗Truppen. (Letztere Ziffer ist zuverlässig.) Neue Feldartillerie, sowie größere Pferdetransporte habe ich in mehreren Militärzügen wahrgenommen. Was die Befestigungen anbelangt, so sind die Forts von Lvon meiner Ansicht nach alle in jeder Hinsicht bedeutender zu nennen als die von Paris, nicht nur wegen der günstigeren Terrainbeschaffenheit allhier und der bedeutenden Größe
der Werke, sondern auch wegen der soliden Bauart und der neueren 88 1 39 1“ 1’ S . 8