1870 / 319 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Compagnie des Bataillons Neutomysl besetzt war. Der An⸗ griff des Feindes wurde hier abgewiesen.

Demnächst wurde die Besatzung von St. Remy durch zwei Compagnien des Bataillons Kosten verstärkt.

Von 2 bis 5 Uhr schwieg das Gefecht.

Um 5 Uhr Morgens erneuerte der Feind den Angriff, den er sowohl auf Bellevue, als auf St. Remy dirigirte. Bellevue wurde vomin Landwehr⸗Bataillon Freystadt gegen wiederholte Angriffe vertheidigt, St. Remy, wohin inzwischen noch 4 Com⸗ pagnien herangezogen worden waren, gleichfalls gehalten. —Eine Mitrailleusen⸗Batterie unterstützte die fortgesetzten Angriffe des Feindes. Um 7 Uhr Morgens gelang es der 6. Compagnie des Bataillons Freystadt, Ste. Agathe wieder zu nehmen. 1 Das Gefecht wurde jetzt schwächer. Zwei Compagnien vom Landwehr⸗Bataillon Freystadt hatten sich verschossen und wur⸗ den nach Féves zuruͤckgenommen und das 2. Bataillon des Westpreußischen Landwehr⸗Regiments nach Bellevue dirigirt.

Die nördlich Semécourt stehende 12 pfündige Batterie hatte seit 5 ½ Uhr ihr Feuer auf Ladonchamps gerichtet, von 9 Uhr Vormittags ab unterstützt von der 2. schweren Reserve⸗Batterie des Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 5, welche auf der Anhöhe südlich Semöcourt aufgefahren war.

Um 9 Uhr Vormittags erhielt ferner die 1. leichte Reserve⸗ Batterie des Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 11 Befehl, in das Gefecht einzugreifen. Die Batterie nahm Aufstellung bei les Tapes und dirigirte ihr Feuer mit Erfolg gegen Ladon⸗ amps. Auf diese Batterie richtete sich indessen das konzen⸗ trirte Feuer der feindlichen Batterien aus der Stellung St. Eloy, und nach balbstündigem Gefecht mußte die Batterie unter Ver⸗ lust den Rückzug antreten. Um 10 Uhr hatte eine Compagnie des Jäger⸗Bataillons Nr. 10, welche, wie erwähnt, vom 10. Armee⸗Corps noch in der Vorposten⸗Aufstellung belassen war, in das Gefecht bei Bellevue eingegriffen. Gegen 11 Uhr Vormittags schwieg das Infanterie⸗Gefecht. Das Artillerie⸗Feuer wurde mit mehr oder minder großen Pausen auf beiden Seiten bis zum Dunkelwerden fortgesetzt. Gegen Abend geriethen St. Remy und Franclochamps in Brand. Die Verluste betragen:

6 Offiziere (davon todt Premier⸗Lieutenant von Stosch), 109 Mann.

Die Landwehr⸗Division hat am 1. Oktober gegen Ueber⸗ macht gekämpft und die Stellung bis auf die vorgeschobenen, nur von schwachen Feldwachen besetzten Posten Ladonchamps 8 Ste. Agathe (letzteres war freiwillig geräumt worden) be⸗ hauptet.

Feindlicher Seits sind wie es scheint Garde⸗Truppen im Gefecht gewesen, die an Zahl den engagirten Landwehr⸗ Bataillonen überlegen waren. v“ Die Verluste des Feindes sind bedeutend

8 8 8 86

Hauptquartier des Ober⸗Kommandos der III. Armee.

Versailles, 7. Oktober, Morgens 9 Uhr. Der gestrige Tag ist wider Erwarten still verlaufen. Große Infanterie⸗ Transporte, die der Feind am 5. Nachmittags vermittelst der Gürtelbahn aus dem Centrum der Hauptstadt gegen die Forts Bicétre und Ivry dirigirt hatte, ließen auf die Ab⸗ sicht eines Ausfalls schließen. Die Annahme wurde dadurch unterstützt, daß man von den diesseitigen Cernirungspunkten beob⸗ achten konnte, wie die herbeigeschafften Bataillone zum größten Theil die Nacht über zwischen der Stadt und den Außen⸗ werken in Bivouaks unter freiem Himmel verblieben. Die Truppenkörper, die jenen Forts gegenüberliegen, waren natürlich zeitig genug avertirt, um dem Feind, wenn er aus⸗ brechen sollte, in voller Bereitschaft zu empfangen. Die Ruhe wurde jedoch auf beiden Seiten nicht gestört. Es fällt auf, daß die pariser Journale, die sich bisher hinsichtlich der soge⸗ nannten Loire⸗Armee ziemlich schweigsam verhielten, in den letz⸗ ten Tagen mit immer größerer Zuversicht von der Existenz einer solchen sprechen. Es wird geradezu auf die Linie zwischen Orléans und Tours als auf denjenigen Punkt hingewiesen, wo der Durchbruch stattfinden müsse. Von der Zusammen⸗ setzung dieser französischen Südarmee weiß man in unserem Lager wenigstens so viel, als nöthig ist, um die Stärke dersel⸗ ben mit annähernder Sicherheit zu bemessen. Den Kern bil⸗ den zunächst drei Kavallerie⸗Regimenter, die noch vor der Cer⸗ nirung von Paris nach dem Süden abgeschickt wurden, dann Infanterie von der Besatzung Algiers und endlich die Heeres⸗ theile, die zum Schutz der Westküste Frankreichs aufgestellt waren. Der totale Bestand dieser regulären Truppen wird aber in keinem Fall anderthalb Divisionen das wären nach der gegenwärtigen Rechnung höchstens 16,000 Mann über⸗ steigen. Dazu kommen dann Mobilgarden und Franctireurs. Daß die letzteren auch im Süden ihr Wesen treiben, hat man

6 X“ .“ I11““ durch den gegen Orléans gerichteten Vormarsch unserer Kaval⸗ lerie⸗Divisionen hinlänglich erfahren.

Ohne Schwierigkeit haben die beiden Hauptquartiere mit ihren in der Gesammtheit etwa 1400 Personen und eben so viel Pferden in Versailles untergebracht werden können. Die Wohnungen sind so vertheilt, daß das Gefolge Sr. Majestät des Königs mehr die westlichen Quartiere der Stadt, die Avenuen von St. Cloud und Paris mit ihren Nebenstraßen das des enesfinhen mehr die östlichen, Rue des Chantiert und Avenue des Sceaux, inne haben. Das Bundeskanzleramt befindet sich in der Rue de Provence Nr. 12, einer Nebenstraße der Allee von St. Cloud. Die Abgelegenheit des Kronprinzlichen Hauptquartiers in der schon beschriebenen Villa, die ihren Beinamen „»Les Ombrages« durch ihre schattigen Parkanlagen wohl verdient hat eine stärkere Bewachung nothwendig gemacht als bisher/ selbst auf der letzten Strecke vor Paris, uͤblich war. Eine Com⸗ pagnie bivouakirt in dem Vorgarten, wo auch das Offiziers⸗ zelt aufgespannt ist; doch hat man dafür gesorgt, daß die Trup⸗ pen die Nacht unter Dach und Fach zubringen.

Die erste Gelegenheit zu einer Vereinigung der Offtzier⸗ Corps beider Hauptquartiere bot das Spiel der Wasserkünste im Schloßpark, das auf gestern Nachmittag 2 Uhr angesagt war. (S. Nr. 315 d. Bl.)

Die Menge bewahrt überall, wo die Fürsten sich zeigen, eine achtungsvolle Haltung, sie läßt keine Spur irgendwelcher Verstimmung merken; auch nimmt der Straßenverkehr, zumal in den späteren Nachmittagsstunden, die der Franzose für seine Spaziergänge liebt, täglich an Lebhaftigkeit zu.

Hamburg, 12. Oktober. Ein öffentlicher Anschlag in der Börsenhalle meldet: Das französische Geschwader passirte Dover bereits am 9. Oktober und war gestern 12 Uhr Mittags von Helgoland in Sicht. Das Feuerschiff an der Mündung der FVeh wie die Lootsengalliote wurden nach Cuxhaven herein⸗ geholt.

Die »Börsenhalle« bringt die amtliche Mittheilung, daß die Anwesenheit der französischen Flotte in der Nordsee konsta⸗ tirt ist und die Seezeichen sofort entfernt werden sollen; die Thurmfeuer auf Neuwerk und Cuxhaven sind ausgelöscht und die Seezeichen unterhalb Kugelbake aufgenommen. 1141“*“ 12. Oktober. Die französische Flotte ist in

icht.

Der in Plymouth erscheinende »Western Daily Mercury⸗ vom 30. September enthält das folgende »Eingesandt«:

Mein Herr! Würden Sie mir guütigst gestatten, in Ihrem ge⸗ schätzten Blatte einige wenige Thatsachen aus Frankreich mitzutheilen, welche, gleich vielen anderen, die dort herrschende Demoralisation be⸗ weisen, von der wir schon zu viele traurige Proben gehabt haben. Ein sich im hiesigen Hafen aufhaltender Kapitän erhielt kürzlich von seinen Verwandten die traurige Nachricht, das sein Stiefbruder, Kapitän des deutschen Schiffes »Flora«, seinen Wunden in dem Hospital des französischen Hafens Rochefort erlegen ist. Er kam daselbst während des Krieges mit einer für diesen Hafen bestimmten Ladung an und wurde kurz vor seiner Abreise von dem dortigen Pöbel auf höchst brutale Weise angefallen und verwundet, nachdem er vielen anderen Gefahren während seines dortigen Aufenthalts glücklich entgangen war. Ein anderer deutscher Kapitän, dessen Bruder ebenfalls im hiesigen Hafen sich befindet, schreibt aus einem Hospital in Brest an seinen Rheder in Bremen ebenfalls, daß er auf höchst brutale Weise mißhandelt worden sei, und beschwoört denselben, für seine Frau und Kinder zu sorgen, da er kaum hoffe, die ausgestandenen Mißhandlungen zu überleben. Die persönlichen Erfah⸗ rungen eines sich jetzt ebenfalls hier als Flüchtling aufhaltenden Kapitäns, die er in einem französischen Hafen zu Anfang des Krieges gemacht, stellen die französische Civilisation in ein keineswegs günstiges Licht, trotzdem es ihm gelungen war, Frankreich mit heiler Haut zu ver⸗ lassen, nachdem er daselbst mit Steinen geworfen und öfter während seines Aufenthalis angefallen worden war. Ein deutscher Kapitän, welcher vor Kurzem Plymouth mit einer Ladung nach Bordeaux ver⸗ lassen hat, und dem es geglückt ist, trotz vieler Unannehmlichkeiten unverwundet von dort nach Newcastle zurückzukehren, schreibt, daß während seines Aufenthaltes in Bordeaux ein deutscher Herr in der Börse erstochen worden sei, weil er äußerte, daß der Krieg glücklich fur Deutschland ausfallen würde. Ich habe die Ehre ꝛc. Edwin Baring.

Mühlhausen (Ober⸗Elsaß), 3. Oktober. Die Munizi⸗ palität hat gestern folgende Proklamation erlassen:

»Einwohner von Mühlhausen! Die öffentliche Ordnung ist gestern (Sonntag, 2. Oktober) Abends wieder in bedauerlicher Weise gestört worden. In dem Augenblicke, wo wir den Schmerz einer neuen In⸗ vasion empfinden, wo ein preußisches Truppencorps an die Mahrie neue Requisitionen von Lebensmitteln stellt, denen man in einer offe⸗ nen und ohne Vertheidigung bloßgestellten Stadt sich nicht entziehen kann, wenn man militärische Exekution vermeiden will, bilden sich in den verschiedenen Quartieren der Stadt aufrühre⸗ rische Zusammenläufe: man plünderte die Wagen, eine Bande Uebelthäter beging auf der Mairie bedauerliche Verwüstungen Dank der Hülfe muthiger Bürger wurden diese unbegreiflichen und nicht zu rechtfertigenden Angriffe unterdrückt und befinden sich meh⸗ rere der Schuldigen in den Händen der Justiz. In diesen betrübten Umständen, in denen die Stadt sich befindet, richtet die Munizipalität

8

sicht h

40

88 8 einen warmen Aufruf an all gutgesinnten Ei wohner, sie ersucht die Arbeiter, sich ihren gewohnten Beschäftigungen hinzugeben und ver⸗ langt von allen Bürgern die Mitwürkung zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Diejenigen, welche in Zukunft dieselbe zu stören die Ab⸗ aben, werden unnachsichtlich nach den Gesetzen des Belagerungs⸗

3 standes behandelt werden.⸗« 8 3 b

Einem Briefe der Wiener »Presse⸗ aus Havre entneh⸗ men wir folgende, auf die dortigen Befestigungsarbeiten Bezug habenden Nachrichten:

Die hiesige Nationalgarde unter ihrem Kommandanten Grafen Estancelin besteht aus 24 Compagnien zu 200 Mann. Nebstdem befinden sich hier das 62. Infanterie⸗Regiment, 6000 Mobilgarden, eine Compagnie Francttreurs und eine freiwillige Marine⸗Compagnie, im Ganzen 11 12,000 Mann Fußtruppen, dann etwa 200 Mann Artillerie, einige Genie⸗ und Marine⸗Ab⸗ theilungen. Das Linien⸗Regiment und das zweite Bataillon Mo⸗ bilgarde sind in der Kaserne Napoleon untergebracht, die anderen Truppen theils in den Forts, theils in Privathäusern logirt. An Vertheidigungswerken existiren vier große Hafenbatterien, wenn auch nicht stark, so doch hinreichend mit schwerem Geschütz ar⸗ mirt. Das alte Kastell an der Hafeneinfahrt ist ganz rasirt, dagegen ist an dessen Stelle eine neue Geschützbatterie exrichtet worden. Für die Hafensperre sind ungeheure Hängeblöcke (auf Riesenketten) am Ufer bereits vorgerichtet. Viel wichtiger sind die Befestigungen von der Landseite. Havre liegt nämlich am Fuße der letzten westlichen Ausläufer der Berge von Coux, und der Höhenrand, der parallel mit der Erstreckung der Stadt längs des Meeresufers läuft, beherrscht vollkommen ganz Havre und seinen Hafen. Ein Feind, im Besitz der Höhen von Ingonville, ist unter allen Umständen Herr der ganzen großen Seestadt. Ich bestieg die Punkte Graville, Ingonville und Sanvic. Ich fand drei sehr umfangreiche Forts mit Kasernen und Kasematten, gut, aber nicht ausgiebig armirt und nur wenig Arbeiter mit Einschneiden von Schießscharten und Her⸗ richtung von allerhand nebensächlichen Dingen darin beschäftigt. Noch sah ich an zwei Straßenpunkten einige Erdbewegungen, konnte aber, da Häuser in unmittelbarer Nähe waren, nicht genau ausnehmen, welchem Zwecke sie galten. Direkt hinzu⸗ fahren, war nicht mehr rathsam, doch erfuhr ich in der Stadt, daß mehrere Redouten als Zwischenwerke errichtet werden sollen. Offenbar scheint Havre auch als Sammelpunkt weiterer Truppenkörper bestimmt zu sein, denn alle stabilen Militärbehörden, Vorräthe und dergleichen siedeln fortwährend von Rouen hierher über. Die Rekruten, die hier einexerecirt werden, richten ihre Waffen zu Grunde. Ich staune, daß es überhaupt noch möglich ist, mit ihnen loszuschießen, so roh und sinnlos wird bei der Abrichtung damit verfahren. Sie haben alle hier Tabatière⸗Gewehre, die ganz gut sind und nur das einzige Mißliche haben, daß das Verschlußcharnier rechts, folglich der Hebel links angebracht ist. Heute sind sie freilich bereits unbrauchbar. Die 62er haben Chassepots.

Im Anschluß an die in Nr. 300 d. Bl., S. 3883, ent⸗ haltene Mittheilung, nach welcher das Königliche Kriegs⸗Mi⸗ nisterium bezüglich des Aufenthalts kriegsgefangener

Mannschaften das Central⸗Komite der deutschen Vereine

zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger zu Berlin in Besitz der aus den Festungen einlaufenden Listen der Kriegsgefangenen setzt, so daß das Komite die nöthigen Nachweisungen zu liefern im Stande ist, theilen wir vorläufig weiter mit, daß das genannte Central⸗Komite bei der großen Zahl der Kriegsgefangenen nicht in der Lage ist, Auskunft über den Aufenthalt kriegsgefangener Soldaten ertheilen zu können. Es wird jedoch Seitens des im Kriegs⸗Ministerium etablirten

Nachweisungs⸗Bureaus angestrebt werden, seine bis jetzt auf

die kriegsgefangenen Offiziere beschränkte Thätigkeit auf sämmt⸗ liche kriegsgefangenen Soldaten auszudehnen.

„»Plymouth«, Commandeur Breese, ist heute Nachmittag durch

11. Oktober. Die amerikanische Kriegsfregatte die Hafensperre eingelaufen. Andere amerikanische Kriegsschiffe werden noch erwartet. 1 Brounschweig, 12. Oktober. Der Herzog hat sich gestern Morgen wieder nach Blankenburg begeben. Großbritannien und Irland. London, 12. Okto⸗ ber. Ein hiesigen Zeitungen zugegangenes Communiqué des

auswärtigen Amts besagt, Malet habe in Meaux nicht das

Geringste über seine Besprechung mit dem Grafen Bismarck

mitgetheilt; ebenso versichere derselbe auf das Bestimmteste, daß

Graf Bismarck ihm gegenüber kein Wort bezüglich einer Rück⸗

wirkung der republikanischen Institutionen Frankreichs auf Deutschland geäußert habe.

Frankreich. In Brüssel gestern (12) eingetroffene Be⸗ richte aus dem Departement Nord stellen die Stimmung der dortigen Arbeiterbevölkerung als für die Besitzenden im höchsten

507

2

59

higen .In Roubaix und Tourcoin (Arron- dissement Lille), wo die Arbeitszeit bereits stark reduzirt war und die Fabrikanten die gänzliche Einstellung der Arbeit in Aussicht stellten, haben die Ärbeiter gedroht, daß sie in diesem Falle die Fabriken anzünden würden. In Aesg und Baisieuxg (ebenfalls im Arrondissement Lille gelegen) sind die Fabrikan⸗ ten von den Arbeitern daran gehindert worden, ihr Material nach Belgien in Sicherheit zu bringen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Okto⸗ ber (H. N.) Der König hat am 29. September befohlen, daß im Laufe des Oktober oder November an einem von den Domkapiteln zu bestimmenden Sonntage in allen Kirchen des Landes zum Besten der im Kriege Verwundeten, ohne Rücksicht auf die Nationalität, Kollekten eingesammelt werden sollen. Zu bens ecäm Zwecke werden auch hier morgen zwei Konzerte gegeben.

Einen Beweis von dem Umschlage der hiesigen Presse liefert »Aftonbladet«, welches gestern einen Artikel: »Warum haben die Preußen gesiegt?« veröffentlicht hat. Der Ver⸗ fasser findet die Gründe der deutschen Siege nicht allein in der vortrefflicheren Anführung, Strategie und Taktik, sondern auch in der zweckmäßigeren, geses und besseren Uebung und in der bedeutend überlegeneren Intelligenz der deutschen Krieger. Er sagt u. a. von den Offizieren, daß dieselben im Allgemeinen auf einer ungemein hohen Stufe nicht nur der allgemeinen, sondern auch der Kriegsbildung stehen, so daß beinahe jeder derselben ohne weiteres in den Generalstab treten könnte, während die französischen Offiziere sich in dieser Hin⸗- sicht gar nicht mit ihnen vergleichen lassen, wenn sie auch hin⸗ sichtlich des Muthes auf gleicher Stufe mit ihnen stehen. Nicht die überlegene Anzahl, sondern das moralische und intellektuelle Uebergewicht hat den Deutschen ihre glänzenden Siege verschafft.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Oktober. Das Lehns⸗- gesetz kam am 8. d. M. zur ersten Behandlung im Landsthing.

Dasselbe wurde einstimmig zur zweiten Behandlung einem aus 7 Mitgliedern bestehenden Ausschusse überwiesen.

1“ 1

Vereinsthätigkeit für die Armee.

An die Cernirungs⸗Armee von Metz und Straßburg waren

von dem Central⸗Komite der deutschen Vereine zur

Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger bis zum 26. September 22 Transporte mit erwärmenden, Erfrischungs⸗ und sonstigen Gegenständen abgesendet worden. Jeder derselben entbielt durchschnittlich 6000 Leibbinden, 4000 wollene Unter⸗ jacken, 2000 Unterhosen, 1500 Hemden, 8000 Paar wollene Strümpfe, 400 wollene Decken, 150,000 Cigarren, 5000 Pack Tabak, 250 Flaschen Cognac, 500 Flaschen Kümmel, 100 Flaschen Portwein, 100 Pfund Fleischextrakt, 500 Pfeifen, 1500 Qrt. Branntwein, 10 Ctr. Schinken 8 5 Ctr. Wurst, 2 Ctr. Lichte, 8 Stück Kohlenfilter, 8 Ctr. Reismehl, 3 Ctr. Reis, 8 Ctr. Grütze, 3 Ctr. Seife, 300 Pfd. Zwieback, 50 Pfd. Thee, 150 Pfd. Chokolade, 100 Flaschen Kaffee ⸗Extrakt, 50 Büchsen kondensirte Milch, 500 Pfd. Zucker, 5 Rollen Segeltuch, 4 Kisten Cakes, 50 Pfd. Olivenöl, 1 Kiste Gewürz, 500 Flaschen Opiumtinktur, 300 Dowersche Pulver, 25 Pfund Rieinusöl, Korkzieher, Trinkbecher, Kämme, ein Assortiment Handwerkzeug, 5 Faß Chlorkalk, 150 Pfund Carbolsäure, 25 Pfund über⸗ mangansaures Kali. Die Kosten jedes einzelnen dieser 22 Trans-

porte, denen später noch weitere folgten, betragen c. 14 16,000 Thlr.

Neben diesen Sendungen des Central⸗Komites ist aber noch eine große Zahl von Transporten aus allen Theilen des Norddeutschen Bundes und des gesammten deutschen Vaterlandes zur Armee und zu den Depots, welche von der freiwilligen Krankenpflege errichtet sind und aus welchen die Lazarethe mit Medikamenten und sonstigen erforderlichen Gegenständen an die Soldaten mit Erwärmungs

und Erfrischungsgegenständen versorgt werden, abgesendet worden, welche in ihrer Ausstattung den oben bezeichneten 22 Sendungen entsprechen. Als ein Beispiel von dem Umfange dieser Transporte soll in Kürze eine Mittheilung über diejenigen Gegenstände gegeben werden, welche das vom vaterländischen Frauenverein geleitete Haupt- depot der vereinigten Provinzial⸗Komites in den beiden letzten Wochen versendet hat. 88 waren dies 2392 Hemden, 2978 Socken, 3072 Unterhosen, 2683 Unterjacken, 3016 Leibbinden, 370 wollene Hemden, 92 Paar Schuhe, 59 Paar Pantoffeln, 36 Nachtjacken, 114 Kranken⸗ röcke, 64 Beinkleider, 24 Deckzüchen, 24 Kopfzüchen, 24 Bett⸗ tücher, 64 Handtücher, 24 Halstücher, 124 Taschentücher, 3100 Cigarren, 176 Flaschen Wein, 21 Fässer Spirituofen ꝛc. ꝛc.

Als ein ferneres Beispiel soll die Thätigkeit des Vereins⸗Haupt⸗Reserve

Depots in Goͤörlitz Erwähnung finden.“ Seit dem 23. September bis vor ungefähr 8 Tagen bat dasselbe 5 Sendungen nach dem Kriegs

schauplatze ꝛc. gemacht. Es enthielten dieselben 1460 Pfd. alte Lein

wand, 1810 Pfd. Charpie, 2865 Kompressen, 4671 Rollbinden, 291

Flanellbinden, 193 Gypsbinden, 314 Betttücher, 274 Bettbezüge, 1233 Hemden, 88 wollene Decken, 619 Unterjacken, 688 Unterhosen, 2129 Vaar Strümpfe, 1592 Leibbinden ꝛc. ꝛc, ferner eine Menge Thee⸗ Chokolade, Wein, Rum, Cognac, Fleisch Extrakt, Schinken, Zwieback, Cigarren und diverse andere Lebensmittel und Erfrischungen. 18 Von der Etappe Ars sur Moselle ist unterm 28. Septem⸗ ber ein Bericht von dem dirigirenden Delegirten, des Königlichen Kommissars und Militär⸗Inspecteurs, Baron von Gaffron⸗Kunern über die dortigen Lazarethe eingegangen: 1) Das 10. Felolazareth de