1870 / 338 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

den der Königin vorgestellt. Ihre Majestät dinirte bei der Generalin von Boyen und kehrte sodann nach Homburg zuruͤck, wooselbst heut Sön Königliche Hoheit die Großherzogin un die Prinzessin Wilhelm von Baden erwartet werden.

SDOffizielle militärische Nachricht. Kinzheim, den 24. Oktober. b11

Schlettstadt heute kapitulirt, 2400 Gefangene gemacht, 120 Geschütze genommen. Seg

8 I .

Hauptquartier des Ober⸗Kommat! III Versailles, 20. Oktober. Die muthwillige äscherung von St. Cloud hat die Besorgniß vor der Zerstörung anderer monumentaler Bauwerke im Umkreis der belagerten Stadt erweckt. Am meisten ist für die berühmte Fabrik von Soͤvres zu fürchten, die von verschiedenen Seiten her durch das Feuer der französischen Forts bestrichen wird. Der Vorsteher der industriellen Anlagen, Herr Rögnault, hatte sogleich nach 8 dem Einrücken der Preußen in Versailles militärische Besatzung erbeten, da einige Haufen von Francs⸗tireurs, die damals noch vor den. Thoren der Hauptstadt ihr Wesen trieben, in die Magazine eingefallen waren, mit der Absicht, sich an den vorhandenen Werthsachen zu bereichern. Das Beamten⸗ personal, an Anzahl zum Wiederstande zu schwach, hatte sich größtentheils geflüchtet und die Sammlungen, die von jener Unter⸗ sten Klasse der Republikaner als herrenloses Eigenthum betrachtet

wurden, schutzlos zurückgelassen. wachen wurde die Ordnung wieder hergestellt. Da aber sofort auch die Kanonade begann und fast täglich einige Granaten aus den Pariser Schanzwerken in dem Bereich von Soͤvres neiederfielen, war an eine vollständige Verpackung der Kunstgegen⸗ stände nicht mehr zu denken. Nur mit Mühe gelang es dem Direktor, der so lange als möglich persönlich an Ort und Stelle auszielt, was sich in den höheren Stockwerken an fertigen Por⸗ zellanarbeiten vorfand, in die besser geschützten unteren Theile des Gebäudes hinunter zu schaffen. Die Fabrik lehnt sich an den Hügelsabhang, der von Bellevue westwärts in das Thal des linken Seineufers hinabführt. Sie ist so gebaut, daß nur die beiden oberen Etagen über dem Erdreich ehen, während die Sae Beee. in den Vflsen zingexaert 1 Der aben⸗ i bat bereits von den franzö n Emckrugeln so stark gelitten, daß es mehr als frag Waestschen der Rest auf die Dauer wird erhalten bleiben können. Auch die letzten Beamten sind schließlich genöthigt gewesen, ihre Woh⸗ nungen zu räumen und nach Verfailles überzusiedeln.

Ferr Réögnault, einer der namhaftesten Naturforscher Frankreichs, bekannt als Verfasser eines auch in Deutschland viel benutzten Handbuches der Chemie, Mitglied des Institutes und der Königlich preußischen Akademie der Wissen⸗ schaften, hat sich nun an Se. Königliche Hoheit den Kronprinzen mit der Bitte gewandt, daß ihm die Mög⸗ lichkeit gegeben werden möge, wenigstens den unersetz⸗ lichen Theil der Kunstschätze von Séèvres dem Verderben entziehen zu können. Es handelt sich vornehmlich um eine Sammlung von Modellen, die in geschichtlicher Reihenfolge die Entwickelung der Ceramik versinnlichen und um eine größere Kollektion von Zeichnungen, Formen u. s. w., die dem⸗ selben Zweck dienen. In Anbetracht des schweren Verlustes, welcher der Kunstindustrie aus dem Untergang dieser Samm⸗ lungen erwachsen würde, hat Se. Königliche Hoheit das Gesuch bewilligt und verfügt, daß unter Leitung des Herrn Régnault und mit Hülfe der nächstliegenden Truppen die Ueberführung nach Versailles erfolge. Im Auftrage des Kronprinzen hat der Hofmarschall Graf zu Eulen⸗ burg die in Rede kommenden Gegenstände einer Besichtigung unterworfen. Die Wagen zum Transport werden von der preußischen Militärverwaltung hergegeben, und soll die Expedi⸗ tion morgen vorgenommen werden, vorausgesetzt, daß der Feind durch eine Pause in seiner Beschießung von Soͤvres den Aufenthalt daselbst gestattet. Gegenüber der Geringschätzung, mit der die Franzosen in diesem Feldzuge schon so oft die mo⸗ numentalen Bauwerke ihres Vaterlandes behandelt haben, muß es als charakteristisch für den Geist, in welchem die deutschen Armeen den Krieg führen, bervorgehoben werden, daß von ihrer Seite alles geschieht, um unnützen Verheerungen vorzubeugen.

Heute traf die Nachricht ein, daß die Stadt Chateaudun, cireca 18 Meilen von Paris, gestern früh 3 Uhr von Truppen⸗ theilen der 22. Division genommen worden ist. Die Stadt war von dem Feinde offenbar mit großem Bedacht stark verbarri⸗

kadirt, so daß die Thore im Sturm genommen werden mußten. Trotzdem sind unsere Verluste gering. Durch die Besetzung dieses Ortes halten unsere Truppen die nächste Bahnstrecke von Paris auf Tours in der Hand. Auch dem schon eingeleiteten nb. gegen Chartres muß diese Bewegung zu Gute kommen.

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von Schmeling.

8* 8.

Erst durch preußische Schild⸗

Batterien darbieten.

Die Festung Schlettstadt, welche seit dem 9. Oktober cernirt, seit dem 23. förmlich belagert wurde, hat bereits am folgenden Tage, am 24., kapitulirt. Wir verweisen bezüglich dieses Platzes auf den Artikel in der gestrigen Nummer des »„Staats⸗Anzeigers« und fügen demselben folgende Notizen hinzu:

Die Stadt, welche bereits 1814 durch die Bayern und 1815 abermals von den Verbündeten blokirt worden, hat Fabriken in Wollenwaaren, Taback, Gewehren, Metallgaze, Strohhüten und Spielkarten, Handel mit Wein. An Baulichkeiten sind außer einigen Kirchen das Zeughaus, die Kaserne und die Münze nennenswerth, in welcher zur Zeit der Hohenstaufen der Bischof von Straßburg seine Gelder prägen ließ.

Kintzheim, das Hauptquartier des Belagerungs⸗Corps, ist ein Dorf mit 1600 Einwohnern, liegt 3 Viertelmeilen west⸗ lich der Festung am Fuß der Vogesen, nicht ganz 7 Meilen südwestlich von Straßburg; in der Nähe ist die Ruine eines aus dem 14. Jahrhundert stammenden Schlosses gelegen, welches, mitten im Walde, auf drei Seiten mit einer dreifachen festen umwalluug umgeben ist. 8b

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Die Festung Verdun, welche seit dem 25. September, nachdem noch Tags zuvor ein kleiner Ausfall der dortigen Garnison stattgefunden hatte, von deutschen Truppen unter dem Befehle des General von Bothmer cernirt worden, wird seit dem 13. Oktober förmlich belagert. Der Platz zählt zu denen erster Klasse, sollte eine Normal⸗Kriegsbesatzung von 4196 Mann und 714 Pferden haben, ist aber von 7— 8000 Mann besetzt, meist Mobil⸗ und Nationalgarden, wahrscheinlich aber auch einem Infanterie⸗ und einem Kavallerie⸗Regiment der regu⸗ lären Truppen; Kommandant der Festung ist General Mar⸗ mier; die Truppen werden vom General Guörin befehligt. Verdun liegt auf dem rechten Ufer der Maas und an der wichtigen Eisenbahnlinie, welche von Chalons nach Metz geführt werden sollte, bei Ausbruch des Krieges aber erst bis Clermont, einige Meilen westlich Verdun, vollendet war; 7. sperrt somit dereinst die kürzeste Verbindungslinie von Paris nach dem Mittelrhein und jetzt schon die Straße von diesem durch die Argonnen, den Paß von les Grandes⸗Islettes. Dann ist es wichtig durch seine Lage an der Maas, die zwar für gewöhnlich seicht, bei günstigem Wasser⸗ stande jedoch von hier ab auf einige Wochen des Jahres schiff⸗ bar ist; endlich treffen hier noch die Straßen von Sedan und Montmebdy (über Stenay und Dun) mit der südlichen von

St. Mihiel und Commerecy zusammen. Die Festung liegt tief im Maasgrunde in einer rings von Höhen umgebenen Niederung, die so breit ist, daß auf dem linken wie dem rechten Ufer des Flusses jene, trotz ihres verhält⸗ nißmäßig nahen Herantretens an die Werke, dennoch nicht in die Befestigung hineingezogen werden konnten, so daß sie nun dem Belagerer günstige Positionen für die zur Beschießung des Platzes aufzustellenden

und die Citadelle; erstere ist auf dem rechten Ufer des Flusses gelegen und besteht aus einer regelmäßigen, einfachen Enceinte, deren Vorterrain durch die Anstauung der Maas und mehrerer Arme derselben unter Wasser gesetzt werden kann. Die Cita⸗ delle bildet den westlichen Theil der Festung, liegt auf dem linken Ufer und wird aus einem, auf einer Anhöhe gelegenen Fort, einem bastionirten Fünfeck in Vaubans Manier, und einem diesem sich unterhalb bis an die Maas anschließen⸗ den Walle gebildet, dessen Vertheidigungsfähigkeit ein vor seiner Front fließender Bach noch erhöht. Unter Vauban besaß Ver⸗ dun zehn Bastions und fünf Ravelins; dieser zog die alte Ci⸗ tadelle in diese Befestigungen hinein und fügte die neue Cita⸗

delle mit fünf Bastions den früheren Werken hinzu.

Die Stadt, welche etwa 13,000 Einwohner zählt, ist Hauptort des Arxrondissements und Sitz eines Bischofs sowie vieler Militär⸗ und Civil⸗Behörden, sie besitzt be⸗ trächtliche Brauereien, Färbereien, Oelfabriken und hat leb⸗ haften Handel in Wollenwaaren, Dragées und Liqueuren, von denen jährlich etwa 70,000 Kilos, bezüglich 15,000 Hektoliters ausgefuͤhrt werden. An Baulichkeiten sind außer der Citadelle, den zehn Bastions und vier Thoren, die aus dem elften Jahr⸗ hundert stammende Kathedrale, das Seminar, der Palast de Bischofs, das Museum für Alterthümer und das Rathhaus nennenswerth.

Die beiden Flußufer sind durch eine massive Brücke ver⸗ 889 , welche von der Citadelle unmittelbar vertheidigt wer⸗ ö C“ giteläelatgs⸗ ——

Am 21. Oktober ist Chartres von Truppentheilen unter General von Wittich besetzt worden. Diese Be⸗ setzung der Hauptstadt des Departements Eure⸗et⸗Loire gewährt für etwa im Nordwesten Frankreichs nothwendig werdende

Operationen einerseits eine gesicherte Basis, während anderer⸗

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its durch si 8 dege plötzliche feindliche Angriffe gedeckt wird.

Die Befestigung umfaßt die der Stadt

Nachrichten eingegangen:

abgedruckten Schreiben verantwortet.

e die rechte Flanke des von der Tann’'schen Corps Chartres ist ferner namentlich wichtig als Knotenpunkt

der Bahnen, welche südwärts über Chateaudun nach Tours, westlich aber üͤber le Mans in die Bretagne führen. Die Stadt

hat fast 20,000 Einwohner, ist Sitz des Präfekten wie der ver⸗ schiedensten anderen Behörden, hat bedeutende Hut⸗ und Mützen⸗

fabriken, Gerbereien, Färbereien und beträchtlichen Woll⸗ und Getreidebandel. Unter den Gebäuden zeichnet sich namentlich die im Jahre 1020 erbaute Kathedrale aus, ferner das archi⸗ tektonisch schöne Wilhelmsthor, das einen Theil der ehemaligen Befestigungen bildet, die Bibliothek mit 30,000 Bänden, das Rathhaus u. A.

Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende Nach⸗ Kabinets⸗Ordre Sr. Majestät des Bundes⸗Ober⸗

richten vor:

Durch dre Ma⸗ Feldherrn vom 12. d. M. ist, wie die »Meckl. Anz.“« mitthei⸗

sjen, unter Bezugnahme darauf, daß die 17. Division jetzt in die Cernirungslinie von Paris herangezogen sei, dem Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin anheimgegeben, den Stab seines General⸗Kommando's (d. h. des 13. Armee⸗Corps) in den Bereich der Aufstellung der genannten Division, zu verlegen, sobald die Verhältnisse dies zulässig erscheinen

lassen. Züͤgleich ist verfügt, daß alsdann die Königlich würt⸗

tembergische Feld⸗Division bis auf Weiteres unter die Befehle des General⸗Kommando'’s des 13. Armee⸗Corps gestellt werde, und der General⸗Lieutenant v. Rosenberg⸗Gruszczynski, Gouverneur von Königsberg, nach Reims kommandirt, um als stellvertretender General⸗Gouverneur zu fungiren. Der⸗ selbe hat speziell vie Leitung aller militärischen Geschäfte des General⸗Gouvernements zu übernehmen und in Verwaltungs⸗ Angelegenheiten sich mit den Civilkommissarien ins Einver⸗ nehmen zu setzen. Der Großherzog ist ersucht, die Verbindung mit den Civil⸗Kommissarien aufrecht zu erhalten, auf die Er⸗ ledigung besonders wichtiger Geschäfte des General⸗Gouverne⸗ ments auch ferner seinen Einfluß auszuüben und, wo es nöthig erscheint, Entscheidung, auch die zur Durchführung dieser Be⸗ stimmung erforderlichen Anordnungen zu treffen.

Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt nun Se. Königliche Hoheit der Großherzog, mit der Verlegung des Stabes in die

ernirungslinie vor Paris in wenigen Tagen vorzugehen und

alsdann das Kommando über die beiden Landwehr⸗Divisionen von Selchow und von Gayl dem stellvertretenden General⸗ Gouverneur zu übertragen, dessen Ankunft in kürzester Frist erwartet wird.

Der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin hat dem 1. Armee⸗Corps 20 Dekorationen des mecklenburgischen Militär⸗ verdienstkreuzes als Beweis seiner Bewunderung für das Corps überwiesen. General v. Manteuffel hat dies durch be⸗ sonderen Corpsbefehl bekannt gemacht. miamh wl10⸗

Karlsruhe, 25. Oktober. (W. T. B.) 8

Wie die »Karlsruher Ztg.« in einem Extrablatt meldet, werden die in Schlettstadt gefangenen 2400 Franzosen nach Rastatt dirigirt und befinden sich bereits auf dem Marsche nach dort.

Stuttgart, 24. Oktober. (W. T. B.) /

Der Kriegs⸗Minister v. Suckow telegraphirt aus Versail⸗ les unterm 23. Oktober: Vorgestern wurde ein Ausfall von drei französischen Bataillonen mit Artillerie und Mitrailleusen über die Marne bei Joinville gegen die bei Champigny stehen⸗ den württembergischen Vorposten tapfer zurückgeschlagen. Im Gefechte waren das 2. Jäger⸗Bataillon und Theile des 7. In⸗ fanterie⸗Regiments. Unser Verlust besteht in 5 Todten und

30 Verwundeten, darunter kein Ofsizier.

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Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz folgende

Tours, 24. Oktober. (W. T. B.) ““

Die Regierung veröffentlicht folgende militärische Nach⸗ richten: Lille, 23. Oktober. Der Feind hat gestern St. Quentin wieder geräumt. Amiens ist nicht angegriffen worden.

Käratry ist durch ein Dekret der Delegirten zu Tours zum Ober⸗Befehlshaber der Mobilen, mobilisirten National⸗ garden und Freicorps in den West⸗Departements (Finistére, Morbihan, Cötes⸗du⸗Nord, Jle⸗et⸗Vilaine, Loire inférieure), er⸗ nannt worden, die den Namen „Streitkräfte der Bretagne« an⸗ nehmen. Er hängt nur vom Kriegs⸗Minister ab. Carré⸗ Körisouet ist zum General⸗Kommissar der Streitkräfte der Bre⸗ tagne ernannt worden. . 9ee

General Uhrich hat sich gegen die Verdächtigungen in der französischen Presse in einem aus Basel, 14. Oktober, an einen Verwandten gerichteten und in einem Marseiller Blatte Wir entnehmen dem⸗

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selben folgende Stelle:

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Frage ausgesprochen.

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Der Weg nach Straßburg ist offen; man gehe doch hin und 8 schaue sich seine zerstörte Citadelle, seine zerschossenen Wälle, seine ver⸗ nichtete Artillerie, seine unhaltbaren vorgeschobenen Werke und seine zwei in Bresche geschossenen Bastionen an; vor den Ruinen seiner Monumente, vor denen seiner Häuser bleibe man stehen, gebe sich Rechenschaft über den Eisen⸗, Blei⸗ und Feuerregen, der sein ganzes militärisches Terrain bedeckte; man prüfe diese mächtigen und bisher unbekannten Geschosse, die aus 200 Kanonen auf uns geschleudert wurden, und weit entfernt, zu sagen, daß die Uebergabe der Stadt verfrüht war, wird man staunen müssen, daß der Widerstand sich so in die Länge zog, daß man 38 Tage und 38 Nächte lang ein bisher noch nie gesehenes Bombardement aushalten konnte.

Die Situation hatte sich noch verschlimmert, indem 35,000 Gra⸗

natzünder mit dem Arsenal der Citadelle verbrannten, die durch nichts

mehr ersetzt werden konnten. Dessenungeachtet hätten wir uns halten können, so lange der Kern der Festung intakt war, aber in den letzten Tagen wurden die Annäherungsarbeiten des Feindes auf außerordent⸗ liche Weise beschleunigt, er krönte unseren bedeckten Weg, erbaute sich Schutzwehren, um seine zum Sturme bestimmten Truppen zu decken, und eröffnete sich zwei Breschen, von denen die eine in der Bastion 12 bereits praktikabel war, während jene in der Bastion 11 durch ein zweistündiges Feuer praktikabel zu machen war. Es war uns unmög. lich, dem Sturme zu begegnen. Die Wälle und sämmtliche Zugänge waren zertrümmert durch die übermächtige feindliche Artillerie, sie waren daher nicht mehr zu halten durch den Vertheidiger der Bre-

schen. Dieser wäre niedergeschmettert gewesen in einer halben Stunde,

und der Feind hätte Sturm laufen konnen, ohne einen Schuß zu thun. Hl

Sollten wir sollte ich die unglückliche Stadt Straßburg, welche schon so viel gelitten hatte, noch den Schrecken einer durch Sturm eroberten Stadt aussetzen, nachdem wir jede Aussicht eines K erfolgversprechenden Widerstandes verloren hatten? Mein Vertheidi- gungsrath dachte anders, und er ist gewiß, was Energie anbelangt, unangreifbar. Durch mich befragt, erklärte er einstimmig nach langer Beratbung:

1) daß wir dem Sturm mit einiger Aussicht auf Erfols nicht be⸗

2) daß der Moment zur Kapitulation gekommen sei. 111“

Der Rest war die Folge hiervon. Ja, ich erkläre es laut, die militärische Ehre ist gewahrt. 8EEII1“ 6 111“*“ Häamburg, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer »Thuringia« ist von Grimsby hier eingetroffen, derselbe war keinen französischen Schiffen begegnet.

Ein Telegramm der »Börsenhalle« meldet aus Deal,

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23. Oktober, Abends: Acht französische Fregatten verließen heute

Morgens die Dünen. Es blieben nur zwei Korvetten zurück. Die »Börsenhalle« bemerkt hierzu, es lasse sich nicht bestimmen, ob dies die von Helgoland zurückkommende Flotte oder ein in Dünkirchen gesammeltes Geschwader 11 Die Zahl der zur Armee gesandten Feldpostpäckereien hat sich in der ersten Woche . 175,000 Stück belaufen. Zur Sortirung und Verpackung derselben für die einzelnen Trup⸗ pentheile waren 8750 Säcke, zum Transport per Bahn 67. Waggons erforderlich. Der Landtransport in Frankreich erfor⸗ derte 292 zweispännige Wagen. Eine Abnahme der Versen⸗

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dungen ist noch nicht bemerkbar. e“

Rheims, 20. Oktober. Die Proklamation der General⸗ Gouverneure von Lothringen und Elsaß, von Bonin und Graf von Bismarck⸗Bohlen, betreffend die Wiederherstellung des Eisenbahnbetriebes in den okkupirten Landestheilen, wird jetzt auch vom General⸗Gouverneur in Rheims, Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, im »Moniteur officiel du gouvernement général à Reims⸗ veröffentlicht.

Dem Civil⸗Kommissariat des Gouvernements in Rheims sind neuerdings beigeordnet worden: der Rath von Pochbammer, der Legations⸗Rath von Oertzen, der Kammerherr von Parseval und der Regierungs⸗Assessor von Marschall. Provisorisch zum Unterpräfekten des Arrondissements Rheims ist der Lieutenant, Legations⸗Attaché Graf Brsch ernannt. 11114“

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Sachsen. Coburg, 23. Oktober. Der gemeinschaftliche Landtag der Herzogthümer Coburg und Gotha ist auf den 29. d. hierher einberufen worden. 8— 8

Hessen. Darmstadt, 24. Oktober. Der Minister von Dal⸗ wigk und der Legations⸗Rath Hoffmann begeben sich heute nach Versailles.

Württemberg. Stuttgart, 22. Oktober. Die in der Nachmittagssitzung der Kammer der Abgeordneten gehaltene Schlußrede des Ministers des Innern, von Scheurlen, lautet wörtlich:

Meine Herren! Die Königliche Regierung hat sich in offtzieller Kundgebung offen über ihren Standpunkt und ihr Ziel in der deatschen Sie ist der Ueberzeugung, daß sie den richtigen Weg eingeschlagen hat, um dieses Ziel zu erreichen, sie giebt sich der * Hoffnung hin, daß es in naher Zeit erreicht sein wird. Zwei Minier wohnen den Verhandlungen an, welche zu diesem Zwecke stattfinden

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