ßer Lebhaftigkeit erwidert, bei möglichster Schonung aller nicht zu den Befestigungswerken gehörigen Gebäude und Anlagen doch so rasch die erheblichen Wirkungen, daß diesseits mit Zu⸗ versicht auf eine sehr baldige Kapitulation der Festung gerech⸗ net werden durfte.
Bereits am 24. d. Morgens gegen 9 Uhr wurde auf den Wällen und auf dem imposanten alten Münster⸗ thurme Schlettstadts die weiße Fahne aufgezogen und in Folge dessen vom General v. Schmeling der Generalstabs⸗Offizier der Division, Major v. Kretschman, zum Abschlusse der Kapitula⸗ tion ermächtigt. In Erwiderung auf den Wunsch des Gou⸗ verneurs, welcher zum Zwecke der Verhandlung einen 24stündi⸗ gen Waffenstillstand begehrte, wurde diese Frist nur bis 2 Uhr Nachmittags bewilligt, und der Erfolg rechtfertigte voll⸗ ständig die Zweckdienlichkeit dieser Beschränkung. Denn als Major v. Kretschmann sich bald darauf zur Be⸗ schleunigung der Verhandlung in Begleitung eines Or⸗ donnanz⸗Offiziers, Premier⸗Lieutenants Jordan, in das Kom⸗ mandanturgebäude der Festung begab, bot das Innere der Stadt bereits ein grelles Bild der Unordnung. Die Besatzung größtentheils betrunken, plünderte gemeinsam mit dem Pöbel die Magazine, steckte Häuser in Brand, und legte sogar Lei⸗ tungen und Feuer an die Pulvermagazine. Während franzö⸗ sische Offiziere dies zu verhindern bemüht waren, ohne jedoch Autorität erlangen zu können, begab sich der Gouverneur Comte de Reinach mit den genannten preußischen Offizieren in den Bereich unserer, bereits unmittelbar vor dem Thore befind⸗ lichen Truppen, woselbst die Kapitulation alsbald zum Ab⸗ schlusse geführt wurde.
Noch bevor die Genehmigung des Generals v. Schmeling zu derselben eingeholt werden konnte, wurden auf Wunsch des französischen Gouverneurs 3 preußische Bataillone in die Festung geführt, welche sofort die von dem französischen Artillerie⸗Kom⸗ mandanten bezeichneten Pulver⸗Magazine absperrten und weite⸗ ren Exzessen vorbeugten. Nach erfolgter Genehmigung der Kapitulation wurde den Bedingungen derselben gemäß die Festung von ihrer gesammten, in Kriegsgefangenschaft ein⸗ tretenden Garnison um 4 Uhr Nachmittags geräumt. Die Stärke derselben erwies sich auf nahe an 100 Offiziere, welchen zufolge der neuerdings aus dem Königlichen Hauptquartier ergangenen Bestimmung die bei den bisherigen Kapitulationen gewährte Bedingung der Freilassung auf Ehrenwort nicht zu⸗ gestanden war, und auf rund 2000 Mann verschiedener Waffen, einschließlich der Mobilgarden. Erbeutet wurden 120 Geschütze, darunter 49 gezogene, und nicht unerhebliche Vorräthe an Tabak, Proviant und sonstigen Beständen.
Am 25. Oktober, Vormittags 11 Uhr, hielt General von Schmeling an der Spitze der Truppen, welche an der Belage⸗ rung Theil genommen hatten, unter dem Geläute der Glocken eierlichen Einzug in die Stadt. Am Straßburger Thore von einer Deputation der Munizipalität und der Geistlichkeit empfan⸗
gen, ließ derselbe sodann innerhalb der Stadt die Truppen defiliren. Nach dem Durchmarsche wurde innerhalb der Festungswerke ein Gottesdienst evangelischer und katholischer Konfession gefeiert. Als Besatzung verblieben in der Festung zunächst die der 1. Reserve⸗Division angehörigen Landwehr⸗Ba⸗ taillone nebst einer Pionier⸗Compagnie, deren angestrengtester Thätigkeit es noch bis in den folgenden Tagen hinein bedurfte, um die zum größten Theile von den letzten Excessen vor der Uebergabe herruͤhrenden Feuersbrünste vollständig zu dämpfen.
Wem es vergönnt war, die Wälle dieser Festung nach der Uebergabe näher in Augenschein zu nehmen, der wird der Be⸗ lagerungs⸗Artillerie der Division das Anerkenntniß nicht ver⸗ sagen können, daß sie ihre furchtbaren Waffen gut zu führen gewußt hat.
Als vollgültige Zeugen hierfür sprechen auf den angegriffe⸗ nen sämmtlich mehr oder weniger stark mitgenommenen Wällen und Redouten 24 demontirte Geschütze resp. Laffetten.
— Weiter liegt vom Kriegsschauplatz folgendes Tele⸗ gramm vor:
Versailles, 2. November. (W. T. B.) Gestern Mittag hatte Thiers eine dreistündige Besprechung mit dem Grafen Bismarck, heute früh fand eine militärische Berathung bei Sr. Majestät dem Könige statt, welcher auch der Bundeskanzler beiwohnte; um 2 Uhr hatte Letzterer eine zweite Zusammen⸗ kunft mit Thiers.
November. (W. T. B.) Dem hiesigen
Hamburg, 2. ist ein Bericht des Commandeur
amerikanischen Konsulate
Breese von der amerikanischen Dampfkorvette „Plymoutha, welcher kürzlich von der Ostsee kommend in Southampton ein⸗ traf, zugegangen, wonach derselbe auf der Fahrt von Cuxhafen nach dem Kanal nirgends französische Kriegsschiffe gesehen hat; indessen sollen sich im Kanal und nördlich von Schottland noch einige französische Kriegsschiffe befinden, die deutschen Schiffen auflauern. Schließlich spricht der Commandeur Breese seine Anerkennung aus über die freundliche Aufnahme, die ihm seitens der Marine⸗ und Militärbehörden in Cuxhafen zu Theil ward. 8 8
Niederlande. Haag, 2. November. (W. T. B.) Es bestätigt sich, daß die Minister der Kolonien, der Justiz, der auswärtigen Angelegenheiten und des Krieges ihre Entlassung eingereicht haben. Der König hat Bosse und Fock mit der Neubildung des Ministeriums beauftragt. Es wird versichert, daß in der nächsten Sitzung der ersten Kammer die Regierung über die Ministerkrisis interpellirt werden wirkr.
Frankreich. Tours, 2. November. (W. T. B.) Aus Paris eingetroffenen Nachrichten vom 29. Oktober zufolge hat die Regierung ein Dekret erlassen, durch welches der Orden der Ehrenlegion ausschließlich für militärische Dienste reservirt blei⸗ ben soll. Durch ein anderes Dekret wird die Kaiserliche Garde abgeschafft.
— Die aus Tours in Bruüssel, 2. November, eingetroffene
»Patrie« plädirt für den Waffenstillstand. Sie weist jedoch jede Gebietsabtretung kategorisch zurück und sagt: Wir können jetzt nicht die Hoffnung hegen, den Feind vollständig schlagen, zurückwerfen und verfolgen zu können. Dazu bedürften wir noch Monate, und die innere Lage Frankreichs erlaubt nicht, so lange zu warten. „ Die »Gazette de Franc« schreibt: Die Proklamation Gam⸗ betta's ist eine schlechte Politik, weil sie in diesem Augenblick nur entzweien und aufreizen kann, wo alle Anstrengungen ge⸗ macht werden müßten, um Einigkeit und Uebereinstimmung Frankreichs zu erzielen. Warten wir die Rückkehr der Ruhe in die Gemüther ab, um ein Urtheil zu fällen und den neuen Feldzugsplan festzustellen, und beschränken wir uns gegenwärtig darauf zu wiederholen, daß Preußen sich sehr täuschen würde, 885 es in der Kapitulation von Metz unser letztes Wort sehen wollte.
* Amerika. Washington, 1. November. (W. T. B.)* Dem monatlichen Finanzberichte zufolge betrug die ge⸗ sammte Staatsschuld der Vereinigten Staaten am Ende des vorigen Monats 2472 Millonen Dollars;, nach für den verflossenen Monat eine Verminderung derselben von 5 Millionen Dollars. Im Staatsschatze waren 103 Mil⸗ lionen Dollars an baarer Münze und 26 ¾8 Millionen Dollars Papiergeld vorräthig.
.
Verkehrs⸗Anstalten. „Triest, 2. November. (W. T. B.) Das dem »Triester Lloyd«
gehorige Passagierschiff »Thetis« wird am 15. Dezember nach Bombay abgehen. 1
Fonds- und Actien-Börse.
Breslau, 2. November, Nachm. 1 Uhr 54 Min. (Tel. Dep. des Staats-Anzeigers.) Oester. Banknoten 83 ⅛ -—½ bez. u. Br. Freiburger Stammaktien —. Oberschlesische Aktien Lit. A. 172 ⅞ Br.; Lit. B. —. Oberschlesische Prioritäts-Obligationen Lit. D., 4proz. 81 ⅞ Br.; 4 ½proz. 89 ¾ etw. bez.; Lit. E. 73 ¼ bez.; do. Lit. G. 88 ⅔ Gld. Oderberger Stamm-Aktien 96 ⅞ Br. Neisse- Brieger Aktien 86 ¼ etw. bez. Rechte Oder-Ufer Stammaktien
—. Preuss. 5proz. Anleihe von 1853 100 ¾ Br. Fest. (Wolff's
Frankfurt a. M., 2. November, Abends. Tel. Bur.) Fest. „(Effekten-Sozietät.) Amerikaner 95 ⁄%, Oesterr. Kreditaktien 245 ¾, Staatsbahn 376 ¾ „ 1860er Loose 77 ½, Lombarden 167 ⅞, Gahzier 240 ¼, Silberrente 55 ½, Neue Spanier —, Böhmische Westbahn —.
Hamburg, 2. N ovember, Nachmittags. (Wolff's Tel. Bur.) Fest. .
(Schlusscourse.) Preuss. Thaler —. Hamburger Staats- Prämienanleihe 85 ½. Silberrente 55. Oesterreichische Kredit- aktien 208 ½. Oesterreich. 1860er Loose 76 ½. Staatsbahn 797. Lombarden 348. Iialienische Rente 54 ½. Vereinsbank 113 ⅞. Kommerzbank 101 ½. Norddeutsche Bank 1462. Rheinische Bahn —. Altona-Kiel —. Finnländische Anleihe —. 1864er Russ. Prämienanl. 108 ½. 1866er Russische Prämienanleihe 107. 6proz.
Vereinigte Staatenanleihe pr. 1882 90 ¼. Diskonto 3 ⅞ pCt. 1
erlin, Druck und Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei 3
81
Redaction und Rendantur: Schwieger.
(R. v. Decker). 16
bas Abonnement beträgt 1 Thlr.
für das Vierteljahr.
Insertionspreis für den Raum einer
Druchzeile 2 ½ Sgr.
Alute post-Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen vageg8 an,
für erlin die Expedition des Königl. Preußischen Staats-Anzeigers:
Zieten⸗Platz Nr. 3. 1
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Berlin, D
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Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
in Pforta zum Direktor des Gymnastums zu Oels in Schlesien; und
meister a. D. Eduard Loerbrocks, beide zu Hamm, der n der dortigen Stadtverordnetenversammlung getroffenen Wahl gemäß, als unbesoldete Beigeordnete der Stadt Ham für die gesetzliche sechsjährige Amtsdauer zu bestätigen.
Die Wahl des Professors Dr. Abicht an der Landesschule
Den Dr. Wilhelm von der Marck und den Bürger⸗
Dem Kaufmann Ludwig Brügmann in Papenburg ist Namens . Norddeutschen Bundes das Exequatur als schwedisch⸗norwegischer Vizekonsul daselbst ertheilt worden. 8
1 Beschränkung in der Annahme von Privatpäckereien
“ Nachdem in Folge der Uebergabe von Metz die größeren Feer se derne de Truppen in Frankreich wieder begonnen
es ergiebt sich dem-⸗
nicht nachgegeben werden.
MNorddeutscher Bund.
8 1 Iir. 2 8 1““
1““ S2
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“ Bekanntmachung.
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an die Truppen in Frankreich.
den, sieht sich das General⸗Postamt genöthigt, die nach der E“ vom 9. Oktober cr. vorübergehend eingeführte Annahme von Privatpäckereien an die Truppen in Frankreich bis auf Weiteres in der Weise zu beschränken, daß von jetzt ab Privatpäckereien nur noch „für die vor Paris stehenden Truppen und für die Besatzungen von Straßburg und Metz zur Besorgung übernommen werden. Die Adressen der eingelieferten Packete müssen außer den bisher vorgeschriebenen Bezeichnungen auch die Angabe des Bestimmungsortes (vor Paris, in Straßburg oder in Metz) enthalten. Die Postanstalten können sich bei der Annahme der Packete auf eine Prüfung, ob der Truppentheil, bei welchem der Adressat steht, zu den vorbezeichneten Truppen gehört, nicht einlassen. Packete an Adressaten bei solchen Truppentheilen, für welche die Packetbeförderung nach Obigem eingestellt ist, werden, wenn sie nach Erlaß dieser Bekanntmachung angenom⸗ men worden sind, nach dem Aufgabe⸗Orte zurückgesandt und dem Absender, falls dieser sich genannt hat oder sonst zu er⸗ mitteln ist, wieder zugestent⸗ ohne daß eine Erstattung des vor⸗ ausbezahlten Franco erfolgt.
Cnn a der für die Feldpostbriefe in Privat⸗ angelegenheiten an mobile Militärs und Militärbeamte fest⸗ gesetzten Gewichtsgrenze von 4 Zollloth einschließlich kann im Interesse der Aufrechterhaltung einer ordnungsmäßigen Korrespondenz⸗Beförderung auch während der Beschränkung der Annahme von Privatpäckereien an die mobilen Truppen
Berlin, den 1. November 1870.
Bei Briefen nach Ruß land ist es zur Siche de richtigen Spedition von Wichtigkeit, daß, wenn auf denselben der Bestimmungsort in russischer Schrift ausgedrückt wird, die Angabe desselben außerdem in deutscher, französischer oder englischer Schreibweise erfolge, weil die russischen Schrift⸗
Berlin, 2. November 1870. I General⸗Postamt.
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Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
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Die Maschinenmeister Vogt zu Königsberg i. Pr. und
Siegert zu Berlin sind zu Königlichen Eisenbahn⸗Maschinen⸗
meistern bei der Ostbahn ernannt worden. Se
Miinisterium der geistlichen, Unterrichts⸗- und Medizinal⸗Angelegenheiteen. ““ Bekanntmachung. 2. Auf hohe Anordnung des Ministers der geistlichen, Unter⸗ richts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten Herrn Dr. von Mühler t wird der Schluß der Kunst⸗Ausstellung im Königlichen Aka⸗ demiegebäude statt am 6. November erst am Sonntag den 13. November, erfolgen. Der Ertrag ist für die im Kriege Verwundeten und deren Hinterbliebene bestin G Beerlin, den 2. November 1870. 1 “ e Die Königliche Akademie der Künste. Im Auftrage: Ed. Daege. O. F. Gruppe.
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,947
Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden.
Bekanntmachung wegen Ausreichung neuer Zinscoupons zu den Prioritäts⸗ Aktien der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn. Die Coupons Serie V. Nr. 1 bis 8 zu den Prioritäts⸗ Aktien der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn Serie I. und II. über die Zinsen für die vier Jahre 1871 bis 1874 nebst Ta⸗ lons werden vom 15. November d. Js. ab bei der Haupt⸗ kasse der genannten Eisenbahn in Berlin und bei der Stationskasse in Breslau in den Vormittagsstunden von
8
9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage und 1 der Kassenrevisionstage, ausgereicht werden. In der Zeit vom 15. bis 31. Dezember d. Is. werden auch die Stationskassen 8 8 2.. a. O. und Liegnitz ie Coupon⸗Ausreichung bewirken. 1“ 8 en Erlangung 88 neuen Coupons sind die Talons vom 25. Mai 1866 mit einem nach den Serien und Nummern geordneten doppelten Verzeichnisse, wozu Formulare bei den er⸗ wähnten vier Kassen schon vom 7. k. Mts. ab unentgeltlich zu haben sind, einzureichen. Das eine Exemplar der beiden Ver⸗ zeichnisse wird, mit einer Bescheinigung über die Abgabe des Talons versehen, sofort zurückgegeben, und es erfolgt später gegen Abgabe desselben und Quittung die Aushändigung der neuen Coupons und Talons. Der Einreichung der Aktien selbst bedarf es nur dann, wenn die alten Talons abhanden gekommen sind. 8 Beerlin, den 31. Oktober 1870. 8
8
züge den norddeutschen Post⸗Anstalten nicht überall hinlänglich bekannt sind.
H Verwaltung der Staatsschulden. Haupt⸗Verwaltung der Staats 8 von Wedell. Löwe. Eck