bezw. Seite 508) ausgegebenen, am 1. Dezember d. J. fälligen Bundes⸗Schatzanweisungen vom 1. August d. J. wer⸗ den in Berlin von der Staatsschulden⸗Tilgungskasse schon vom 28. November d. J. ab, und außerhalb Berlins von den Bun⸗ des⸗Ober⸗Postkassen vom Fälligkeitstage, den 1. Dezember d. i8 ab in gewöhnlicher Weise eingelöst werden. 1 Wegen der bei der Einlösung der Schatzanweisungen zu beobachtenden Formen wird auf unsere Bekanntmachung vom 25. Mai d. J. (Preußischer Staats⸗Anzeiger Nr. 125) Bezug genommen, und nur noch besonders bemerkt, daß die für die Staatsschulden⸗Tilgungskasse bestimmten Einsendungen direkt an diese Kasse und nicht an die Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden zu richten sind. 8 Berlin, den 4. November 1870. 8 Hauptverwaltung der Staatsschulden. on Wedell. Löwe. Eckk.
Berlin 8. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den nachbenannten Offizieren die Er⸗ laubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen fremdherrlichen De⸗ korationen zu ertheilen, und zwar: des Kaiserlich russi⸗ schen St. Georg⸗Ordens zweiter Klasse, des Groß⸗ kreuzes des Königlich sächsischen Militär⸗St. Hein⸗ richs⸗Ordens und des Großherzoglich mecklen burgi⸗ schen Militär⸗Verdienstkreuzes zweiter Klasse: dem General der Infanterie Grafen von Moltke, Chef des General⸗ e; des Großkreuzes des Königlich sächsi⸗ schen Verdienst⸗Ordens mit Schwertern und des Groß⸗ herzoglich mecklenburgischen Militär ⸗ Verdienst⸗ Kreuzes erster Klasse: dem General⸗Lieutenant von Pod⸗ bielski, General⸗Quartiermeister der Armee; des Comman⸗ deur⸗Kreuzes erster Klasse des Großherzoglich hessi⸗ schen Ludwigs⸗Ordens: dem General⸗Major von Putt⸗ kamer, Commandeur der 9. Artillerie⸗Brigade, des Groß⸗ herzoglich mecklenburgischen Militär ⸗Verdienst⸗ Kreuzes zweiter Klasse: dem als 1. Artillerie⸗Offizier zum eneral⸗Kommando des 13. Armee⸗Corps kommandirten berst⸗Lieutenant Wiebe der 1. Artillerie⸗Brigade; sowie des Ritter⸗Kreuzes des Großberzoglichmecklenburgischen Ordens der Wendischen Krone: dem Major v. Seeler vom 4. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiment Nr. 24 (Groß⸗ herzog von Mecklenburg⸗Schwerin). u“
In Folge der Anberaumung der Urwahlen zum Abgeord netenhause werden am 9. d. M. während der Zeit von 9 Uhr Vormittags bis um 3 Uhr Nachmittags die Verkehrs⸗ stellen für das Publikum bei den hiesigen Postanstalten eschlossen, auch wird während dessen die Bestellung der riefe und Pakete, sowie das Leeren der Briefkasten ausgesetzt. Berlin, den 8. November 1870. 1 Der Ober⸗Post⸗Direktor. In Vertretung: Rabe.
Nichtamtliches.
1“ Preußen. Berlin, 8. November. Aus Versailles, Montag, 7. November, Abends 10 Uhr 30 Minuten, wird dem »W. T. B.“« gemeldet: Nachdem die französische Regierung durch Thiers erklärt atte, das deutsche Angebot eines Waffenstillstandes von belie⸗ biger Dauer auf Basis des militärischen Status quo nicht an⸗ nehmen zu können, schlug Graf Bismarck vor, die Regierung von Paris⸗Tours möge die Wahlen nach Belieben ausschreiben und den Termin mittheilen. Die deutschen Heere versprächen, auch ohne Waffenstillstand die Wahlen in dem ganzen okkupirten Theile Frankreichs zuzulassen, zu fördern und ihre Freiheit zu achten. Thiers hatte darauf eine Besprechung an der Vor⸗ postenlinie mit Favre und Trochu, war aber, nach Versailles zurückgekehrt, nicht ermächtigt, den deutschen Vorschlag anzu⸗ nehmen, hatte vielmehr Befehl, abzubrechen. MNNach Privatmittheilungen aus Paris ist Jules Favre und die Mehrzahl seiner Kollegen für die Wahlen und für den durch Thiers vermittelten Waffenstillstand gewesen. Trochu aber, dagegen agitirend, hat seine Ansicht durchgesetzt. 8
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oeffizielle militärische Nachrich.
General von Treskow meldet aus Les Errues vor Belfort vom 6. November, daß die Division zwischen Colmar und Beelfort in mehreren kleinen Gefechten Francs⸗tireurs vertrieben
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hat. Am 2. fanden Gefechte gegen Mobilgarde bei Les Errues, bei Rougemont und Petit⸗Magny statt; in letzterem ließ der Feind allein 5 Offiziere und 103 Mann todt zurück. Am 3. wurde Belfort cernirt, und die Verbindung mit General Werder hergestellt. G
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— Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende richten vor: 1
In Bezug auf das Gefecht bei Le Bourget, am 30. Ok⸗ tober, hat Se. Königliche Hoheit der kommandirende General des Garde⸗Corps, Prinz August von Württemberg, den nachfolgenden Corpsbefehl an das Garde⸗Corps erlassen:
Soldaten des Garde⸗Corps!
Der dem Garde⸗Corps befohlene Angriff auf Le Bourget ist heute Morgen von der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division mit den ihr zugetheilten Truppen aller Waffen glorreich durchgeführt worden.
Ein mit hohen steinernen Mauern umschlossenes, zur Vertheidi⸗ gung eingerichtetes und mit den besten Truppen der Pariser Garnison stark besetztes Dorf ist einem Feinde entrissen worden, der so hart. näckig jedes einzelne Gehoͤft vertheidigte, daß oft erst der Pionier für den Infanteristen den Weg öffnen mußte. 1 3
Sind die Verluste, mit welchen der Sieg erkauft ist, verhältniß⸗ mäßig auch sehr groß, so hat das Garde⸗Corps dafür doch einen neuen Ruhmestag in seiner Geschichte gewonnen. .
Im Namen des Corps spreche ich daher dem heldenmüthigen Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, der mit der Fahne in der Hand die sperrende Barrikade zuerst überstieg, sowie den be⸗ theiligten Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten der Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Pioniere den Dank für die Ehren aus, welche sie heute dem Garde⸗Corps erkämpft haben.
Vertrauensvoll kann man solchen Truppen die Lösung der schwie⸗ rigsten Aufgaben übertragen. 1 H.⸗Q. Gonesse, den 30. Oktober 1870.
Der kommandirende General des Garde⸗Corps,
“ August, 111““
Prinz von Württemberg.
Versailles, 7. November. (W. T. B.) 8*
In Folge der mit zwei Ballons erbeuteten Korrespondenz aus Paris ist von Seiten des deutschen Oberkommandos ein allgemeines Verbot ergangen, irgend eine Person aus Paris heraus oder nach Paris hineinzulassen. Die fünf in den Ballons gefangenen Personen sind vor ein Kriegsgericht gestellt.
— Aus Reneve le Chateau, 29. Oktober, ist uns fol⸗ gender Bericht zugegangen:
Am 22. Oktober wurde der Vormarsch des 14. Armee⸗ Corps auf Besancon befohlen und zwar in der Art, daß die Kolonne Keller auf Voray, die Kolonne Degenfeld auf Etuz, die Kolonne Prinz Wilhelm auf Pin den Vormarsch selbst⸗ ständig gegen das Flüßchen Ognon zu bewerkstelligen hatte.
Die Brigade Krug war auf Oiselay dirigirt; hier empfing auch der kommandirende General, General der Infanterie v. Werder, um 11 Uhr Vormittags die Meldungen sämmtlicher Brigaden.
Der Kavallerie⸗Brigade La Roche, wie auch dem Kavallerie⸗ Detachement Dohna, waren besondere Aufträge zugefallen.
Die Kolonnen Keller und Degenfeld stießen bei ihrem ge⸗ trennten Vordringen auf Widerstand und drängten den Feind gegen den Ognon zurück.
Gegen Etuz warf der Feind größere Truppenmassen vor, und bei Cussey fand der General von Degenfeld überlegene feindliche Streitkräfte, welche sich anschickten, den Flußübergang durch geschickte Terrainbenutzung zu verhindern. b
Bei der großen breiten Brücke über den Ognon und vor om .“ aufsteigenden Cussey kam es zu einem heftigen
efecht.
Nachdem gegen die feindlichen Stellungen ein wirksames Artillerie⸗Feuer eröffnet war, ging das 1. Bataillon 3. badi⸗ schen Infanterie⸗Regiments, unter Major Unger, zum Sturm vor, vertrieb den Feind aus allen Stellungen und nahm das Dorf durch Bajonettangriff.
Als diese Truppen kurz darauf des kommandirenden Generals ansichtig wurden, brachen sie in einen nicht enden wollenden Jubel aus, welches der General von Werder damit beschwichtigte, daß er ihnen wiederholt zurufen mußte »nicht mir, sondern Euch bringe ich ein Hurrah aus.⸗
Der Feind, welcher eilig geflüchtet war, suchte den nahen Wald und von diesem die bergartig ansteigende waldreiche Höhe zu gewinnen, welche den Vorwall gegen Besangon bil⸗ det, dieses dadurch unseren Blicken entziehend.
Ueberall war der Weg bedeckt mit weggeworfenen Gewehren und Tornistern des Feindes. Zumeist auf der Brücke und den Wiesenrändern lagen die Leichen des Feindes, darunter die eines höheren Offiziers der gardes mobiles. 64 Verwundete ließ der Feind in den Händen des Bataillons,
zugehen. Diese empfing, zur Attake entwicke
welches außerdem gegen 200 unverwundete Gefangene ma darunter 11 Offiziere und 2 Stabsoffiziere. 8 te Das Bataillon selbst hatte nur einen Todten, 23 Ver⸗ wundete, darunter 1 Offizier, und 3 Vermißte. Soweit die Verfolgung durch Kavallerie geschehen konnte, wurde dieselbe bewerkstelligt, und zu dem Ende die Escadrons der Kolonne Krug vorgezogen.
Als die Spitzen des 5. badischen Infanterie⸗Regiments sich dem südlichen Auxon näherten, erhielten sie jedoch von dem dort postir⸗ ten Feinde Feuer, und alsbald begann eine etagenförmig postirte feindliche Artillerie, welcher selbst Geschütze schwersten Kalibers nicht fehlten, unsere vordringenden Truppen zu beschießen.
Die Aufgabe, sich der Uebergänge des Ognon zu bemächti⸗ gen, war erfolgreich, jedoch boten die Massenaufstellungen des Feindes und die im Zurückweichen begriffenen Bataillone zu viel Zielobjekte, um nicht unserer Artillerie ein weiteres Feld der Thätigkeit zu eröffnen.
Die Corps⸗Artillerie griff daher neben den der Kolonne
Degenfeld beigegebenen Geschützen, wirksamst weiter ein. Sie
wurde dabei von allen feindlichen Positions⸗ und Feldgeschützen beworfen, jedoch ohne Verluste zu erleiden. Eine 1n8 chaften Nähe krepirende Granate, welche unmittelbar vor dem neben der Artillerie haltenden Corpsstabe einfiel, blieb ohne alle Wirkung.
Als die Nachricht eintraf, daß das südliche Auxon von der feindlichen Infanterie verlassen war, schickte sich eine Escadron des 2. Reserve⸗Dragoner⸗Regiments an, 9 der Straße vor⸗
t, aus dem nahen Walde von allen Seiten Feuer und mußte wenden.
Das rechts vorgeschobene Bataillon Arnold des 5. Infan⸗ terie⸗Regiments stieß bei dem oberen Auxon auf festungsartige
Vertheidigung der unmittelbar sich anschließenden Waldhöhen.
Der kommandirende General befahl hier das Gefecht abzu⸗
brechen und für die Nacht Stellung zu nehmen.
Die, nach Beginn des Gefechtes, aus der Reserve (General⸗
Major von Krug) vorgezogenen und in die linke Flanke ent⸗
sendeten 2 Bataillone 4. Rhbeinischen Infanterie⸗Regiments
Nr. 30 hatten jenseits Geneuille, unter starkem Granat⸗ und
Gewehrfeuer, ein heftiges Gefecht und vertrieben den Feind aus
allen Positionen, wurden aber am weiteren Vordringen durch die hereinbrechende Dunkelheit gehindert.
Hier, wie auf dem rechten Flügel, nahmen die Truppen
Vorposten in den eroberten Stellungen.
Die Brigade Keller, welche vor Voray auf den Feind gestoßen und ihn gegen Besangon zurückgeworfen hatte, und die Brigade Prinz Wilhelm konnten, durch schwierige Terrain⸗
abschnitte gehindert, nicht mehr in das Gefecht eingreifen.
Jedoch erschienen die Spitzen der letzteren Brigade, bei ein⸗
brechender Dunkelheit, noch auf dem Gefechtsfeld.
Das 30. Regiment verlor vor Devecay 9 Todte, darunter
1 Offizier⸗Aspirant; 51 Verwundete, darunter 1 Offizier und 1 Offizier⸗Aspirant.
Der Verlust des Feindes ist geschätzt auf 100 Todte und Verwundete; einige 50 Mann Unverwundeter
wurden gefangen, darunter Linien⸗Soldaten und Zuaven.
Die unseren Truppen gegenüberstehenden feindlichen Streit⸗
massen, in festen gut besetzten Positionen, mochten 10⸗ bis
12,000 Mann stark sein. Die Erfolge der geringen diesseitigen
Streitkräfte, welche so siegreich ins Feuer gekommen waren, erfüllt das ganze Corps mit der Zuversicht, daß die ihm
zugefallene schwere Aufgabe ihm gelingen werde. Diese Aufgabe
wurde Veranlassung, den nächsten Tag sich auf weitere Rekog⸗ noscirungen, mit
Vermeidung ernsthafter Engagements, zu beschränken, am 24. über la Chapelle sich auf Gray zu
konzentriren und ein anderes Angriffsobjekt aufzusuchen.
Ueberall geschahen diese Bewegungen mit der der deutschen Armee eigenen Präcision; nirgends fanden Beunruhigungen
durch den Feind statt, und heute stehen die Spitzen der Corps schon bei Mirebeau.
Aus Journalen, welche die gefangenen Offiziere bei sich
trugen, und nach deren Aussagen bestätigt sich, daß Garibaldi bereits außerhalb Besangon sich befinde, um weiter südlich Frei⸗Corps zu bilden, und daß
Gambetta nach Tours zurück⸗
gegangen sei. Im Auftrage der Republik hatte er sich einige
Tage in Besangon an der Seite Garibaldi's aufgebalten. Zum Kommandanten von Gray ernannte der komman⸗
dirende General den seinem Stabe attachirten Oberst⸗Lieutenant Hartmann, aà la suite des 11. Artillerie⸗Regiments. Dessen
Funktionen erloschen jedoch mit dem 28., an welchem Tage das General⸗Kommando Gray verließ. Bereits am 27. in der Frühe gelangte hier an Se. Excellenz
die Meldung, daß die Kolonne Prinz Wilhelm von Baden,
welche an diesem Tage auf Mirebeau dirigirt war und Seiten⸗
patrouillen über Autrey nach St. Seine l'église abzusenden
hatte, sehr bedeutende Wegesperrungen und Barrikaden auf
unsere Hände
ersterer Straße und feindliche Massen an letzterem Ort ange⸗ troffen habe.
Im jenseitigen Thale der Saone hatten sich außerdem be⸗ waffnete Bauernmassen gezeigt, welche, durch die Nachricht der augenblicklichen Regierung irregeleitet, glaubten, daß die preußi⸗ schen Soldaten nach einer verlorenen Schlacht bei Besangon, in voller Flucht in Gray erschienen seien.
Bei St. Seine l'’église kam es daher zu einem Gefecht. Das Bataillon Wolf vom 2. badischen Infanterie⸗Regiment zersprengte die Banden mit sehr geringem Verlust. Es machte 50 unverwundete Gefangene und trieb den Feind, welcher 50, Todte und Verwundete auf dem Platz ließ, gegen Dijon zurück, die sämmtliche Bagage für 600 Mann erbeutend. Am Nachmittag hatte das badische Leib⸗ Regiment unter Führung des Obersten Freiherrn von Wech⸗ mar, noch Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen. Bei Esser⸗ tenue stieß es auf frische feindliche Truppen, der Armee von Cote d'or angehörend. Das Bataillon Hoffmann erhielt den Befehl, diese feindlichen Truppen anzugreifen.
Sie wurden geworfen, ließen durch Festhalten in der Front und Rückenangriff, durch Um gehung einer Compagnie, circa 500 Gefangene, darunter 11 Offiziere, in Händen des Bataillons, dessen Verlust 17 Mann betrug.
Der Feind trat seinen eiligen Rückmarsch auf Dijon an. Die gefänglich eingebrachten Bauern, welche bewaffnet in . elen, wurden kriegsgerichtlich verurtheilt und die Exekution am 28. in Arc vollzogen. 1
An diesem Tage wurde der Aufmarsch gegen den »La Vin⸗ geanne« befohlen, jedoch im weiteren Vormarsch der Feind nicht mehr angetroffen, der auch nicht zu erreichen war, da die Wiederherstellung der unfahrbar gemachten Straßen geraume 8 8 nücgfprisc nahm und unaufhörlicher Regen den Marsch
rte.
An demselben Tage besetzte jedoch die Kolonne des Prinzen Wilhelm von Baden trotz aller Schwierigkeiten Mirebeau. Sie nahm daselbst die Feldpost des Feindes ge⸗ fangen und schob Vorposten gegen Dijon vor.
Das General⸗Kommando nahm Marschquartier in Reneve le chateau und Reneve l'öglise.
Am heutigen Tage war der Vormarsch gegen Dijon an⸗ geordnet, als dem General⸗Kommando noch rechtzeitig eine Königliche Ordre zukam, die das XIV. Armee⸗Corps nach einer anderen Richtung zur Verwendung bringt.
— Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗
gende Nachrichten eingegangen:
Der General Bellemare, der in Le Bourget sich unfähig erwies und bereits von General Berthoud ersetzt wurde, war, wie die »Correspondence Havas« meldet, »Führer eines Regi⸗ ments Infanterie, in der Armee des Marschalls Mac Mahon, er ist einer der Offiziere, welche sich weigerten, die Kapitulation von Sedan anzuerkennen, und es gelang ihm unter den größten Schwierigkeiten, Paris zu erreichen, wo er einige Tage vor der Einschließung eintraf. Sein Verhalten und seine ausge⸗ zeichneten Dienste bewirkten, daß er von der Regierung der Nationalvertheidigung zum Brigade⸗General ernannt wurde.« General Bellemare hat einen größeren offiziellen Bericht aus St. Denis vom 28. Oktober mit einer Nach⸗ schrift vom 29. Oktober, 6 Uhr Morgens, erstattet und den⸗ selben durch eine Depesche vom 29. und eine Mittheilung vom 30. Oktober, 5 ⅜ Uhr Abends, ergänzt. Der Verlauf der Ereig⸗ nisse ist nach dieser, jedenfalls sehr trüben Quelle folgender: Um das Corps der Francs⸗tireurs der Presse, dessen Dienst in La Courneuve in Folge der Fortschritte der Ueberschwemmung der Crould unnütz geworden, zu verwenden, wurde am Abend des 27. Oktober dem Anführer dieser Francs⸗tireurs Befehl er⸗ theilt, einen nächtlichen Angriff auf die in Le Bourget stehen⸗ den feindlichen Vorposten zu machen. Sie griffen unter dem Kom⸗ mandanten Rolland, ohne einen Schuß zu thun, die preußischen Vorposten an, die in Unordnung entflohen, wobei sie die Mehrzahl ihrer Tornister und Helme im Stiche ließen, von Haus zu Haus bis zu der Kirche vertrieben wurden, wo sie sich fester eingerichtet hatten. Bellemare ließ die Francs⸗ tireurs jetzt bedeutend verstärken, damit sie sich solid im Dorfe festsetzen könnten, und traf um 11 Uhr in Person in Le Bour⸗ get in dem Momente ein, als seine Leute bereits vollständig des Dorfes Meister waren. Gegen 12 Uhr demaskirte der Feind zwei Positions⸗Batterien am Pont Iblon und ließ zwei Feld⸗Batterien auf der Straße von Dugny nach Le Bourget vorgehen, die fast unaufhörlich bis 5 Uhr das Dorf bombar⸗ dirten und mehrere Häuser in Brand schossen. Da die feind⸗ liche Artillerie numerisch überlegen war, ließ Bellemare die seinige zurückziehen, seine Truppen aber blieben trotz des hef⸗ tigen feindlichen Feuers kaltblütig in ihren Stellungen,
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