4628
Seconde⸗Lieutenants von derselben Brigade, zu Prem. Lts. befördert. Schultze, Hauptm. zur Disp., früher in der 4. Art. Brig., z. Z. Commdr. der 1. Hess. Fest Art. Abtheil. Nr. 11, der Charakter als Major, Caspari, Pr. Lt. a. D., zuletzt in der 7. Art Brig., z. Z.
Commdr. einer Inf. Munitions kolonne, der Char. als Hauptm. ver⸗
liehen. Langner, Sec. Lt. von der Kav. des 1. Bats. (Branden⸗ burg) 4. Brandenb. Landw. Regts. Nr. 24, v. Poncet, Sec. Lieut. von der Kav. des 2. Bataillons (Sorau) 2. Brandenburgischen Lend⸗ wehr⸗Regiments Nr. 12, Colin, Sec. Lieut. von der Kavallerie des 2. Bats. (Prenzlau) 8. Brandenburgischen Landwehr⸗Regts. Nr. 64, Wendland, Sec. Lt. von der Kav. des 1. Bats. (Landsberg a. W.)
5. Brandenb. Landw. Regts. Nr. 48, zu Pr. Lts. beförd. Müller, Sec. Lt. von der Kav. des 2. Bats. (Saarlouis) 4. Rhein. Landw. Regts. Nr. 30, zum Pr. Lt., Bösner, Müffler, Bolle, Aretz, Kill, Steinhaner, Vize⸗Feldw. von der Res., zu Sec. Lts. der Res der 8. Art. Brig, Masuth, Schadebrodt, Vize⸗F ldw. von
der Reserve, zu Seconde⸗Lieutenants der Reserve der 1. Artillerie⸗ Brigade, Zaepernick, Müller, Vize⸗Feldw. von der Reserve, zu Sec. Lts. der Res. der 2. Art. Brig., Treichel, Sec. Lieut. von der
Art. des 2. Bats. (Cöslin) 2 Pomm. Landw. Regts. Nr. 9, Linden⸗ bein, Sec Lieut. von der Art. des 2. Bats. (Bromberg) 7. Pomm. Landw. Regts. Nr. 54, Fritsch, Sec. Lt. von der Art. des 1. Bats. (Schlawe) 6. Pomm. Landw. Regts. Nr. 49, Kannenberg, Scec. Lt. von der Art. des 1. Bats. (Schivelbelbein) 2. Pomm. Landwehr⸗ Regimts. Nr. 9, zu Prem. Lieuts, Jacobi v. Wangelin, Vize⸗ Wachtme’ster vom 2. Bataillen (Naumburg) 4. Thüringischen Landwehr⸗Regiments Nr. 72, Wagenschein, Vize⸗Wacht⸗ meister vom 2. Bat (Burg) 1 Magdeburg. Landwehr⸗Regts Nr. 26, Schroeder, Vize⸗Wachtm. vom 2. Bat (Neuhaldensleben) 3. Magde⸗ burgischen Landw. Regts. Nr 66, zu Sec. Lts. der Landw. Kav., Diederichs, Pr. Lt. von der Kav. des 1. Bats. (Striegau) 1. Schles. Landw. Regts. Nr. 10, zum Rittm., Rating, Rensing, Vize⸗Feldw. von der Res, zu Sec Lts. der Res. der 7. Art. Brig. Körner, Vize⸗Feldw. vom Res. Landw. Bat. Barmen Nr. 39, zum Sec. Lt. der Landw. Art., Gr v. Pfeil, Pr. Lt von der Res. des 2. Schles. Drag. Regts. Nr. 8, zum Rittmstr. befördert. b Den 8. November. Titz, Pr. Lt. vom 1. Niederschl. Inf. Regt. Nr. 46, zum Hauptm. und Comp. Chef, Bartels, Sec. Lt. von dems. Regt, zum Pr. Lt., Wilke, der For Fähnr. vom 2. Oberschl. Inf. Regt. Nr. 23, zum Port. Fähnr., Hoffmann, Scholz, Port. Fähnrs. vom 3 Oberschl. Inf. Regt. Nr. 62, zu Sec. Lts., v. Winck⸗ ler, char. Port. Fähnr. von dems. Regt., zum Port. Fähnr, — be⸗ fördert. Pieper, Hasse, Scholtz, Klinkert, Schumacher, Simon, Vize⸗Feldw. von der Res., zu Sec. Lts. der Res. des 3. Oberschlesischen Inf. Reg. Nr. 62 befördert. Otto, Unteroffizier vom 1. Nass. Inf. Regt. Nr. 87, zum Port. Fähnr. befördert. v. Zastrow, Pr. Lt. von der Infanterie des 1. Bataillons (Kiel) Holstein. Landw. Regts. Nr. 85, von seiner Dienstl. bei dem Holst. Siün Regt. Nr. 85 entbunden und dem Gen. Gouvernement in 8 heims, Behufs Verwendung in dessen Verwalt. Ressort überwiesen. Frhr. v. Lindemann, Hauptmann und Comp. Chef vom Anhalt. Inf. Regt. Nr. 93, unter Beförderung zum überzähl. Major, dem Regt. aggregirt. v. Barby, Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, v. Lattorff, Sec. Lt. von dems. Regt, zum Pr. Lt. beföͤrdert. Sucro, Hauptm. vom 3. Hannov. Inf. Regt. Nr. 79, uunter Belassung in seinem Verhältniß als Adj. bei dem General⸗ Kommdo. des IV. Armee⸗Corps, in das 6. Ostpreuß. Inf. Regmt. Nr. 43 versetzt. von dem Knesebeck, Hauptmann vom 3. Ostpr. Gren. Regt. Nr. 4, unter Belassung in seinem Verhältniß als Adj. beim Gen. Kommdo. VII. Armee⸗Corps. Wittke, Hauptm. vom 7. Pomm. Inf. Regt. Nr. 44, unter Belassung in seinem Verhältn. als Adj. beim Gen. Gouvernement in Posen, zu überzähl. Majors befördert. v. Köller, Hauptm. und Comp. Chef vom 5. Pomm. Inf. Regt. Nr. 42, als aggr. zum 7. Brandenb. Inf. Regt. Nr. 60 versetzt. v. Romberg, Pr. Lt. vom 5. Pomm. Inf. Reat. Nr. 42, unter Entbindung von dem Verhältn. als Adjutant der 28 Infant. Brig., zum Hauptm. und Comp. Chef, Fischer, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. v. Förster, Pr. Lt. vom 2 Pos. Inf. Regt. Ner. 19, der 28. Infant. Brig, als Adjutant überwiesen. von Stülpnagel, Hauptmann vom Lauenb. Jäger⸗Bat. Nr. 9, unter Beförderung zum überzähligen Major und unter Belassung in dem Verhältnisse als Adjutant bei dem General⸗Kom⸗ mando XIV. Armee ⸗Corps, dem Baeteaillon aggregirt. Gr. v. Stillfried, Pr. Lt. vom Westf. Jäger⸗Bat. Nr. 7, unter Be hernhc zimn “ ona Chef, in das Lauenb. Jäger⸗ at. Nr. 9 versetzt. urckhardt, Pr. Lt. aggr. dem Westf. Jäger⸗ Bat. Nr. 7, in das Bat. einrangirt. n üf 8 B. Abschiedsbewilligungen ꝛc.
Den 5. November. Danielowski, Pr. Lt. von der Inf. des 2. Bats. (Thorn) 4. Ostpr. Landw. Regts. Nr 5, der Abschied bewilligt Lorenz, Sec. Lt. a. D., früher bei der Infanterie des 2. Bats. (Cosel) 22. Landw. Regts., von der ihm sabertragenen Funktion als Oelonomie⸗Offiz. des Ersatzbats. des 1. Schles. Gren. Regts. Nr. 10 entbunden. Althaus, Sec. Lt. vom 5. Rhein. Inf. Negt. Nr. 65, der Abschied bewilligt. Haber, Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats. (Aachen) 1. Rheinischen Landwehr⸗Regiments Nr. 25 Wolters, Sec. Lt. von der Kavallerie des 2. Bataillens (Eupen) 1. Rheinischen Landwehr⸗Regiments Nr. 25, der Abschied be⸗ willigt. Muenke, Sec. Lt. von der 2 Ing. Insp., der Abschied be⸗ willigt. v Klaeden, Hauptm. a. D, früher im Ing. Corps, mit seiner Pens. zur Disp. gestellt.
Den 6. November. v. Schweinichen, Major zur Dispos., mleßt Hauptm. in der Garde⸗Art. Brig., von dem ihm uübertragenen Pienstverhaͤltniß als Abtheil. Commdr. der 2. Hessischen Festungs⸗ Abth. entbunden. Hahn, Scc. Lieut. a. D., zuletzt aggr. der
Art. Brig, Kurgaß, Scc. Lt. a. D., früher in der 6. Art. Brig,
tralen Mächte erhalten hatte.
Freytag, Sec. Lt. a. D., früher bei der des 1. Bats. (Cöln 2. Rhein. Landw. Regts. Nr. 28, der Char. als Pr. Lt. verliehen. Beamte der Militär⸗Verwaltung.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums.
Den 31. Oktober. Münke, Kasernen⸗Insp., zum Garnison.
Verwaltungs⸗Insp. ernannt.
Den 2. November. Martin, interim. Kasernen⸗Insp. in
Mainz, zum Kasernen⸗Insp. ernannt. 8
18 Frankreich. Der telegraphisch bereits erwähnte Bericht, welchen Thiers über den Verlauf der Waffenstillstandsver⸗
handlungen erstattet hat und welcher den Vertretern der Groß⸗ überreicht worden ist,
mächte, sowie der Türkei und Spaniens hat folgenden Wortlaut:
„Herr Botschafter! Ich glaube den vier Großmächten (an die Türkei und Spanien wurde der Bericht erst später gesandt), welche die Proposition Betreffs eines Waffenstillstandes zwischen Frankreich und Preußen unterstützt haben, einen gedrängten, aber getreuen Bericht über die ernste und zarte Mission zu schulden, zu deren Uebernahme ich meine Zustimmung gegeben. Mit Geleitsbriefen versehen, welche Se. Majestät der Kaiser von Rußland und das engliche Kabinet für mich von Sr. Majestät dem König von Preußen hatten verlangen
wollen, verließ ich am 28. Oktober Tours, und nachdem ich die
Linie durchschritten, welche die beiden Armeen von einander trennt, begab ich mich nach Orleans. Ohne Zeit zu verlieren, nahm ich den Weg noch Versailles, begleitet von einem bayerischen Offtzier, den mir beizugeben der General Baron v. d. Tann die Güte hatte, um die Schwierigkeiten zu beseitigen, auf die ich auf meinem Wege stoßen könnte. Während dieser schwierigen Reise konnte ich mich mit meinen eigenen Augen, und unglücklicher Weise in einer französischen Provinz, von allem dem überzeugen, was der Krieg Schreckliches hat. Wegen Mangels an Pferden genöthigt, mich des Nachts während drei oder vier Stunden in Arpajon aufzuhalten, kam ich zu Versailles am Sonntag Morgen (30. Oktober) an. Ich blieb dort nur einige Augenblicke, da es mit Herrn v. Bismarck abgemacht war, daß meine Unterredungen mit ihm erst dann beginnen sollten, wenn ich zu Paris die nothwendiger Weise unvollständigen Vollmachten, welche ich von der Delegation von Tours erhalten, vervollständigt haben wünde. Von Parlamentärs begleitet, welche mir den Weg durch die Vorposten erleichtern sollten, ging ich oberhalb der gegenwärtig abgebrochenen Brücke von Sevres über die Seine und stieg im Ministerium des Aeußern ab, um meinen Verkehr mit der Regierung zu erleichtern und zu beschleunigen. Die Nacht verging unter Berathungen, und nach einem einstimmig gefaßten Beschluß erhielt ich die nothwendigen Vollmachten, um über den Waffenstillstand, zu dem die neutralen Mächte die Idee gegeben und die Initiative ergriffen hatten, zu unter⸗ handeln und ihn abzuschließen.
Fortwährend besorgt, nicht eine Zeit zu verlieren, von der jede Minute durch Vergießen menschlichen Blutes bezeichnet war, kam ich am folgenden Tage, 1. November, wieder durch die Vorposten zurück, und um Mittag war ich mit dem Kanzler des Nordbundes in Konferenz.
Der Gegenstand
Der meiner Mission war dem Grafen von Bismarck vollständig bekannt,
da er, wie Frankreich, die Proposition der neu⸗ 1— atte. Nach einigen Reserven über die Ein⸗ mischung der Neutralen in diese Negociation, welche Reserven ich an⸗ hören mußte, ohne sie zuzugeben, wurde der Gegenstand meiner Mission zwischen Herrn von Bismarck und mir vollständig genau angegeben und festgestellt. Es handelte sich um den Abschluß eines Waffenstillstandes, welcher dem Blutvergießen zwischen zwei. der civili⸗ sirtesten Nationen der Erde Einhalt thun und Frankreich gestatten sollte, durch freie Wahlen eine regelmäßige Regierung zu konstituiren, mit welcher man auf gültige Weise unterhandeln könne. Dieser Ge⸗ genstand war um so mehr angedeutet, als die preußische Diplomatie mehrere Male behauptet hatte, daß bei der gegenwäͤrtigen Lage der Dinge in Frankreich sie nicht wisse, an wen sie sich wenden solle, um Unterhandlungen anzuknüpfen. Bei dieser Gelegenheit machte mir Herr v. Bismarck, ohne jedoch darauf weiter einzugehen, bemerklich, daß sich in diesem Augenblicke zu Cassel die Ueberbleibsel einer Regie⸗ rung befänden, die sich neu zu gestalten suche, und welche bis jetzt die einzige von Europa anerkannte sei; daß er diese Bemerkung nur mache, um die diplomatische Lage genau festzustellen und keineswegs, um sich in irgend einer Weise in die innere Regierung Frankreichs einzumischen. Ich antwortete auf der Stelle dem Herrn Grafen von Bismarck, daß wir es eben so verständen; daß übrigens die Regierung, reich in den Abgrund eines thöricht beschlossenen und unfähig geführten Krieges gestürzt habe „ für immer in Sedan ihre unheilvolle Existenz beschlossen habe und für die französische Nation nur eine Erinnerung der 8* L11“ ing werde.
Ohne das, was ich sagte, zu bestreiten, protestirte Herr Graf von Bismarck nochmals gegen jede Idee Betreffs einer deeee in unsere inneren Angelegenheiten und fügte hinzu, daß meine Anwesen⸗ heit im Hauptquartier und der Empfang, der mir dort zu Theil werde, der Beweis der Aufrichtigkeit dieser Erklärung sei, weil der Laßaler d eohafswahh . “ zu tragen, was in Cassel vorgehe, sich beeile, mit dem esandten der Re⸗ publik zu unterhandeln. g ö1u“ 8 “ diese EEe. .;. erledigt, unterwarfen
die Fragen einer ersten summarischen Prüfun 9 b vo⸗ position der neutralen Mächte Harelch ge düntt. Feglche hüe gro 1) Waffensttllstandsprinzip, welches zum wesentlichen Zweck hat / dem Blutvergießen Einhalt zu thun und Frankreich die Mittel zu
welche Frank⸗
14629
ewähren, eine Regierung zu konstituiren, welche auf dem von der ation ausgedrückten Wunsche beruht.
2) Dauer dieses Waffenstillstandes, moiivirt durch die Zeit, welche die Bildung einer souverainen Versammlung erheischt.
3) Vollßändig gesicherte Freiheit der Wahlen in den von den preußischen Truppen gegenwärtig besetzten Provinzen.
4) Auftreten der kriegführenden Mächte während der Unterbrechung der Feindsel gkeiten. —
5) Endlich Verproviantirung der belagerten Plätze, namentlich von Paris, während der Dauer des Waffenstillstandes. 8
Betreffs dieser fünf Punkte und besonders betreffs des Waffen⸗ stilltandsprinzips selbst schien mir Herr v. Bismarck keine unüber⸗ windbaren Einwürfe zu haben, und ich konnte glauben, daß in Folge dieser ersten Konferenz, welche nicht weniger als vier Stunden ge⸗ dauert hatte, wir uns über alle Punkte verständigen und eine Kon⸗ vention abschließen würden, welche der erste Akt der von den beiden Welttheilen so heiß gewünschten Pacifikation sein werde.
Die Konferenzen folgten sich auf einander, gewöhnlich zwei pro Tag, denn ich war ungeduldig, ein Resultat zu erlangen, welches dem Donner der Kanonen ein Ziel setze, die wir ohne Unterbrechung hörten, und von welchen cin 3 Schuß mich neue Verwüstungen, neue menschliche Opfer befürchten ließ.
Hier die Einwürfe und Lösungen über die verschiedenen oben aufgezählten Punkte während dieser Konferenzen.
Was das Prinzip und den Zweck des Waffenstillstandes anbe⸗ langt, so bekräftigte mir Hr. v. Bismarck, daß er eben so sehr wie die neutralen Maͤchte das Ende der Feindseligkeiten oder doch zum wenigsten ihre Suspension wünsche, und daß er für Frankreich die Errichtung einer Regierung wolle, mit welcher er Verpflichtungen ein⸗ gehen könne, die zugleich gültig und von Dauer sein würden. Es bestand daher ein vollständiges Einvernehmen in diesem wesentlichen Punkte, und jede weitere Diskussion war unnöthig.
Die Dauer des Waeffenstillstandes betreffend, verlangte ich von dem Herrn Kanzler des Nordbundes 25 bis 30 Tage, 25 Tage zum wenigsten. Zwölf Tage — so sagte ich ihm — sind nothwendig, da⸗ mit die Wähler sich verständigen und ihre Kandidaten aufstellen kön⸗ nen, ein Tag für die Abstimmung, 4 bis 5 Tage, damit die gewähl⸗ ten Kandidaten bei dem Zustande der Wege Zeit haben, sich in dem u bezeichnenden Orte zu versammeln, und 8 bis 10 Tage für eine Verifikation der Gewalten und die Konstituirung der zukünftigen National⸗Versammlung. Der Herr Graf v. Bismarck bestrirt diese Berechnungen nicht und beschränkte sich darauf, zu bemer⸗ ken, daß, je weniger lang die Dauer, desto weniger groß die Schwie⸗ rigkeiten sein würden, auf welche das Waffenstillstands⸗Projekt stoßen könnte. Er schien jedoch, wie ich, der Ansicht zu sein, daß eine Dauer von 25 Tagen festgesetzt werden müsse. Hierauf kam die ernste Frage der Wahlen an die Reihe. Herr v. Bismarck versicherte mir, daß sie in den von der preußischen Armee besetzten Landestheilen so frei sein würden, wie sie es nur in Frankreich hätten sein können. Ich dankte ihm für diese Zusicherung, mit der ich mich begnügt hätte, wenn der Herr Graf v. Bismarck, der zuerst keine Aus⸗ nahme für diese Freiheit der Wahlen verlangt hatte, nicht einige Re⸗ serven gemacht hätte Betreffs gewisser Theile des französischen Terri⸗ toriums, an unserer Grenze gelegen, und, wie er sagte, ihrem Ursprung und ihrer Sprache nach deutsch. Ich antworteie sofort, daß der Waffenstillstand, wenn man ihn, wie es der allgemeine Wunsch sei, schnell abschließen wolle, keiner der Fragen vorgreifen dürfe, welche erst bei Gelegenheit eines definitiven Friedensvertrages in Anregung ge⸗ bracht werden dürften; daß ich mich für meinen Theil weigere, auf irgend eine derselben einzugehen, und daß ich, indem ich so handle, meinen Instruktionen und meinem persönlichen Gefühle gehorche. Der Herr Graf Bismarck antwortete mir, daß er auch der Ansicht sei, an keine dieser Fragen zu rühren, und er versprach mir, in das Projekt des Waffenstillstandes nichts uͤber diesen Gegenstand einzurücken, so daß über nichts in dieser Hinsicht im Voraus abgeurtheilt werde; daß, wenn er die Wahlagitation in den Provinzen, von welchen die Rede sei, nicht zu⸗ lasse, er nicht verweigere, daß sie in der zukünftigen National⸗Ver⸗ sammlung von Notabeln repräsentirt würden, die wir bezeichnen sollten, ohne daß er sich hineinmische und welche, wie alle Repräsen⸗ tanten Frankreichs, vollständige Meinungsfreiheit haben würden. Da diese Frage, die ernsteste von allen, sich so auf dem Wege der Lösung befand, so beschäftigten wir uns mit dem Auftreten der Armeen während der Einstellung der Feindseligkeiten. Herr v. Bismarck hatte vorher an die von Sr. Majestät dem König versammelten und präsidirten preußischen Generale referiren müssen, und nachdem wir
Alles geprüft, war das, was uns beiderseits gerecht und den in allen ähnlichen Fällen angenommenen Gebräuchen am meisten entsprechend
erschien, Folgendes: Die kriegführenden Armeen werden gehalten sein, am Tage, wo der Waffenstillstand unterzeichnet wird, da Halt zu machen, wo sie sich befinden; eine Linie, alle Punkte, wo sie Halt gemacht, verbindend, wird die Grenzlinie bilden, welche sie nicht überschreiten düpfen, inner⸗ halb welcher sie sich aber bewegen können, ohne jedoch ilgend einen Akt der Feindseligkeit zu begehen. Wir waren, so zu sagen, Betreffs der verschiedenen Punkte dieser schwierigen Unterhandlung einig ge⸗ worden, als die letzte Frage, die der Verproviantirung der festen Plätze und besonders von Paris, zur Sprache kam. Der Herr Graf v. Bismarck hatte Betreffs dieses Punktes keinen Haupteinwurf er⸗ hoben, und es schien mir, daß er nur wegen der Höhe der verlangten Quantitäten, sowie wegen der Schwierigkeiten, sie zusammenzubringen und in Paris einzuführen, Bedenken hatte (was letzteres übrigens uns nur allein anging); was die Quantitäten selbst anbelangt, so hatte ich ihm förmlich erklärt, daß sie der Gegenstand einer freund⸗ schaftlichen Diskussion und selbst wichtiger Konzessionen unsererseits sein würden. Dieses Mal wollte der Kanzler des Nordbundes noch⸗ mals an die militärischen Behöͤrden referiren, welchen er schon vorher
579 ¾
mehrere Fragen unterbreitet hatte, und wir kamen überein, die defini⸗ tive Lösung dieser Frage auf den nächsten Tag, Donnerstag, 3. Novem⸗ ber, zu vertagen.
„Donnerstag, den 3, fragte mich Herr v. Bismarck, welcher, wie ich fand, besorgt aussah, ob ich Nachrichten aus Paris habe, worauf ich erwiderte, daß ich seit Montag Abend, dem Tag meiner Abreise, keine erhalten habe. Herr v. Bismarck war in der nämlichen Lage. Er ließ mich hierauf die Berichte der Vorposten lesen, welche von
einer Revolution in Paris und der Proklamation einer neuen Re⸗
gierung sprachen. Dieses Paris, von welchem sonst die geringsten Nachrichten mit der Schnelle der Elektrizität abgingen, um sich in wenigen Minuten über die ganze Welt zu verbreiten, hätte in diesem Augenblicke der Schauplatz einer Revolution sein köͤnnen, ohne daß man es drei Tage später an seinen Thoren wußte. Tief betrüͤbt über dieses historische Phänomen, versicherte ich dem Herrn Grafen v. Bismarck, daß, wenn die Unordnung einen Augenblick lang in Paris habe trium⸗ phiren können, die energische Liebe der pariser Bevölkerung für die Ordnung), die ihrer Vaterlandsliebe gleichkomme, die gestörte Ord⸗ nung bald asheg. werde. (Thiers wußte bekanntlich, daß bei seiner Abreise von Paris ein Aufstand ausgebrochen war, er glaubte jedoch, daß Alles wieder beigelegt sei, da Herr de Choiseuil, Nationalgardist zu Pferde, ihm nachsprengte, um ihm, jedoch fälschlicher Weise, mit⸗ zutheilen, daß die Ruhe wieder hergestellt worden sei.) Indeß hatte ich keine Vollmachten mehr, wenn die verbreiteten Nachrichten begründet waren. Ich mußte daher die Unterhandlung bis zu weiteren mationen suspendiren. Da ich von Herrn v. Bismarck die Mittel erlangt hatte, mich mit Paris in Verbindung zu setzen, so konnte ich am nämlichen Tage (Donnerstag) erfahren, was sich am Montage zugetragen, und mich vergewissern, daß ich mich nicht geirrt hatte, als ich versicherte, daß der Triumph der Unordnung nur einige Stunden hatte dauern können.
Ich begab mich am nämlichen Abend zu Herrn von Bismarck, und wir setzten die am Morgen unterbrochene Unterhandlung wäaͤhrend eines Theiles der Nacht fort. Die Frage Betreffs der Verprovianti⸗ rung der Hauptstadt wurde zwischen uns auf's lebhafteste besprochen, indem ich immer behauptete, daß meine Forderungen, insofern es die Quantitäten beträfe, nach einer detaillirten Diskusston modifizirt wer⸗ den könnten. Bald konnte ich aber sehen, daß es keine Detailfrage, sondern eine Prinzipienfrage war, welche aufgeworfen wurde. Ich machte bei Herrn von Bismarck das große Waffenstillstandsprinzip geltend, welches erheischt, daß sich jeder Kriegführende am Ende einer Suspension der Feindseligkeiten in der nämlichen Lage befindet, in der er sich beim Beginn derselben befand; daß dieses auf der Gerechtig⸗ keit und der Vernunft basirte Prinzip den Gebrauch zur Folge gehabt, die belagerten Plätze zu verproviantiren und jeden Tag die Lebens⸗ mittel zu ersetzen, welche aufgezehrt worden seien; denn ohne diese Vorsicht, sagte ich zu Herrn von Bismarck, würde ein Waffenstillstand hinreichen, um die stärksten Plätze der Welt zu nehmen.
Er konnte, ich glaube es zum wenigsten, auf diese Auseinander⸗ setzung der unbestrittenen und unbestreitbaren Prinzipien und Gebräuche nichts erwiedern. Der Kanzler des Nordbundes, alsdann nicht in seinem Namen, sondern im Namen der Militärbehörden sprechend, erklärte mir, daß der Waffenstillstand ganz gegen die preußischen In⸗ teressen sei; daß die Gewährung eines Waffenstillstandes von einem Monat unseren Armeen die Zeit verschaffen würde, sich zu organi⸗ siren; daß die Einführung einer Quantität von Lebensmitteln in Paris, die schwer festzusetzen, diesem das Mittel geben würde, auf unbestimmte Zeit seinen Widerstand zu verlängern, und daß man des⸗ halb solche Vortheile ohne »militärische Aequivalente« (so ist der Aus⸗ druck des Herrn v. Bismarck) nicht bewilligen könne. Ich beeilte mich, zu erwidern, daß der Waffenstillstand ohne Zweifel für uns gewisse materielle Vortheile haben könne, daß jedoch das preußische Kabinet dieses bei Zulassung des Waffenstillstandsprinzips hätte voraussehen müssen; daß übrigens die Pacifikation der nationalen Leidenschaften, die Vorbereitung des Friedens und besonders die Erfüllung des förm⸗ lichen Wunsches von Europa für Preußen politische Vortheile wären,
welche die materiellen Vortheile, die es uns bewilligen könne, auf⸗
wiegen würden. Ich fragte alsdann, welche die »militärischen Equi⸗ valente« waͤren, welche man von uns verlange, denn Herr von Bis⸗ marck gab eine große Sorgfalt kund, sie nicht zu bezeichnen.
Er theilte sie mir endlich immer mit der nämlichen Zurückhal⸗ tung mit. »Es wäre — meinte er — eine militärische Stellung um Paris.« — Und als ich darauf bestand, mehr zu wissen: »Ein Fort — fügte er hinzu, — vielleicht zwei.«V Ich siel dem Kanzler des Norddeutschen Bundes sofort ins Wort: »Es ist Paris — sagte ich ihm, — welches Sie von uns verlangen; denn uns die Verprovian⸗ tirung verweigern, heißt, uns einen Monat unserer Vertheidigung wegnehmen; von uns ein oder mehrere Forts fordern, heißt unsere Wälle verlangen. Es heißt mit einem Worte, uns Paris abverlan⸗ gen, indem wir Ihnen die Mittel an die Hand geben sollen, es auszuhungern oder zu bombardiren. Als wir darauf ein⸗ gingen, mit Ihnen wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln, haben Sie niemals voraussetzen können, daß die Bedingung desselben sein werde, Ihnen Paris selbst zu überliefern; Paris, unsere Hauptkraft, unsere große Hoffnung und für Sie die größte Schwierigkeit, welche Sie nach einer Belagerung von 50 Tagen noch nicht überwinden konnten.« Bei diesem Punkte angelangt, konnten wir keinen Schritt weiter thun. Ich bemerkte dies Herrn von Bismarck, und es war für mich leicht zu erkennen, daß der mili⸗ tärische Geist in den Beschlüssen Preußens über den politischen Geist, welcher den Frieden und alles, was zu demselben führen konnte, an⸗ rieth, den Sieg davon getragen hatte. Ich verlangte hierauf von Herrn von Bismarck die Möglichkeit, mich nochmals zu den Vor⸗ posten zu begeben, um mit Herrn Jules Favre über diese neue Lage zu berathen, was er mit einer Höflichkeit bewilligte, die ich immer in allem, was die persoͤnlichen Beziehungen betraf, gefunden habe. Als