1870 / 375 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Preußen. Berlin, 26. November. Ihre Majestät

die Königin besuchte gestern die Baracken. Heute fand im Königlichen Palais ein Diner statt, zu welchem das Prä⸗ süam 88 Reichstages und mehrere Reichstagsmitglieder ge⸗ aden sind.

Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin empfing am 25. d. Mts die Generale von Falckenstein „von

Canstein und von Hanenfeldt.

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Der Bundesrath des Norddeutschen Bundes heute zu einer Sitzung zusammen.

trat

Die heutige (2.) Plenarsitzung des Reichstages des Norddeutschen Bundes wurde vom Präsidenten Dr. Simson um Uhr eröffnet.

Von den Bevollmächtigten zum Bundesrathe des Nord⸗ deutschen Bundes waren anwesend: der Staats⸗ und Finanz⸗ Minister Camphausen, der Staats⸗Minister und Präsident des Bundeskanzleramts Delbrück, der Prästdent des Bundes⸗Ober⸗ Handelsgerichts Dr. Pape, der Ministerial⸗Direktor, Wirkliche

Geheime Legations⸗Rath von Philipsborn, der Königlich säͤchsische Geheime Justiz⸗Rath Klemm, der Königlich sächsische Geheime Regierungs⸗Rath Schmalz, der Großherzoglich hessische außer⸗ ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Geheime Legations⸗Rath Hofmann, der Großherzoglich mecklenburg⸗ schwerinsche außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Mi⸗ nister, Staats⸗Minister von Bülow, der Herzoglich braun⸗ schweig⸗lüneburgische Ministerresident Geheimrath Dr. von Liebe, der Herzoglich sachsen⸗meiningen⸗hildburghausensche Staats⸗Minister, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Krosigk, der Herzoglich sachsen⸗altenburgische Staats⸗Minister von Gersten⸗ berg⸗Zech, der Königlich sächsische Staats⸗Minister der Finanzen und der auswärtigen Angelegenheiten Freiherr von Friesen, der Fürstlich schwarzburg⸗rudolstaäͤdtische Staats⸗Minister von Bertrab, der Fürstlich schwarzburg⸗sondershausensche Staats⸗ rath und Kammerherr von Wolffersdorff, der Fürstlich waldeck⸗ pyrmontsche Landesdirektor von Flottwell, der Fürstlich reußische 88,89 Staats⸗Minister von Harbou, der Fürstlich lippesche Präsident des Kabinets⸗Ministeriums Heldman, der Senator der freien Hansestadt Bremen Gildemeister, der Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Kirchenpauer, und die Bundeskommissare Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Michaelis, Geheimer Regierungs⸗Rath von Puttkamer, Geheimer Rath 18 1 imer Regierungs⸗Rath Glogau und Oberst von Karczewski. 8

Der Präsident Dr. Simson theilte dem Reichstage mit daß seit Schluß der letzten Sesston vier Mitglieder desselben ver⸗ storben seien, nämlich die Reichstags⸗Abgeordneten Bail (Glogau), Freiherr von Brencken (Minden), von Seeckt (Stralsund) und

Twesten. Sämmtliche Abgeordnete erhoben sich zum Zeichen der Trauer über diese Verluste von ihren Sitzen.

Der Reichstag trat hiernächst in die Tagesordnung ein: rste und zweite Berathung über’den Gesetz⸗Entwurf, betreffend den ferneren Geldbedarf für die Kriegführung. (S. den Wort⸗ laut des Entwurfs in der gestrigen Nr. d. Bl.)

Der Staats⸗ und Finanz⸗Minister Camphausen er⸗

klärte: 8 Meine Herren! Ich wünsche zur Einleitung der Diskussion nur einem Mißverständnisse zu begegnen, das, wie ich vernehme, sich an den Eingang der vorgelegten Motive geknüpft hat.

In dem Eingange der vorgelegten Motive ist ausgesprochen, daß man in der Kürze Auskunft geben wolle, wie der im Juli bewilligte Kredit von 120 Millionen Thaler benutzt worden sei. Es ist den verbündeten Regierungen nicht in den Sinn gekommen, mit dieser Aeußerung etwa diejenige Rechenschaft legen zu wollen, die durch den 8§. 6 des Gesetzes feierlich in Aussicht gestellt worden ist. Es versteht sich wohl von selbst, daß diese Rechenschaft erst dem nächsten ordent⸗ lichen Reichstage gelegt werden kann, und in voller ‚gründlicher, er⸗ schoͤpfender Weise gelegt werden wird. Hier hat es sich nur darum gehandelt, eine kurze summarische Uebersicht über die Verwendung der Gelder zu geben.

In erster Berathung nahmen das Wort die Abgg. Reichen⸗ sperger, Bebel, Lasker (Schluß des Vai 8 8 11““ E.“ E11“ 1“

1) Hayange, 25. November.

Heute Morgen um 11 Uhr ist Thionville von unsern Trup⸗ 200 genommen und 4000 Ge⸗.

Diesseitiger Verlust während des Bombar⸗

pen besetzt worden. 200 Geschütze fangene gemacht. dements gering.

6 von Kameke. 2) Versailles, 25. November.

Am 24. vertrieb Oberst von Lüderitz halbwegs wischen Roye und Amiens Mobilgarden, welche mit Zurücklassun ihres Gepäckes gegen Bray entflohen. Eine spätere Rekognoszi rung desselben mit 2 Compagnien, 4 Escadrons und 2 GCe⸗ schützen stieß bei Mezières auf 6 feindliche Bataillone mit Ar⸗ tillerie, und brachte demselben nicht unbeträchtlichen Verlust bei. Diesseitiger Verlust gering. 8

von Podbielski.

(Roye, Stadt von 4000 Einwohnern im Departement Somme, an dem Avre, liegt an der Straße, die von Noyon (an der Nordbahn) nach Amiens führt. Bray (sur ⸗Somme) 1542 Einwohner, ist 4 Meilen nördlich von Roye belegen.

lich von Noyon liegt auch Le Quesnel, wo nach der gestrigen offiziellen Depesche am 23. Oberst v. Lüderitz ein laentiges ge fecht gegen Mobilgarden bestanden hatte. ¾ Meilen weiter nordwestlich, an derselben Straße, liegt Mezidres, ein Dorf von 870 Einwohnern, und 1 Meile südwestlich von Le Quesnel

Somme 6 verschiedene Ortschaften führen. Es gewinnt hier⸗ nach den Anschein, als wenn die gestern telegraphisch gemelde⸗ ten Retognoszirungsgefechte bei Neuville⸗Bois⸗Commun und Maizières mit den heut gemeldeten zum Theil identisch sind).

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Aus den Hauptquartieren bei Versailles, 21. November.

Se. Majestät der König empfingen gestern nach been⸗ digtem Militärgottesdienst den Chef der Artfllerie im Großen Hauptquartier, General von Hindersin, und den Major von Grodzky, der im Auftrage des Prinzen Albrecht, Königliche Hoheit, nach Versailles gekominen ist, um über die Theilnahme der 4. Kavaberie⸗Division bei den Gefechten an der Eure⸗Linie Bericht zu erstatten. Das Diner nahmen Se. Majestät bei Se. Königl. Hoheit dem Kronprinzen ein, wo mit anderen Fürstlichkeiten auch der Großherzog von Baden erschien. Se. Majestät verweilten bis zum spaten Abend daselbst.

Eine ganze Reihe von Festtagen des vfenfschen Königs⸗ hauses hat bereits während der Anwesenheit der preußischen Truppen in Versailles das Alltagsleben unterbrochen. Es waren die Geburtstage der Königin Augusta, des Kron⸗ prinzen, des Prinzen Adalbert und der verwittweten Königin, welche von den preußischen Soldaten und ihren Führern mit festlicher Freude begangen wurden, wenn auch, den Ver⸗ hältnissen gemäß, die Huldigungen, die sie den Mitgliedern des Königshauses darbrachten, sich in den einfachsten ormen be⸗ wegen mußten. Der heutige 21. November galt der Feier des Geburtsfestes Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin. Vormittags war das Hauptqguartier der III. Armee, die Villa les Ombrages, deren stille Naturschönheit auch in diesen ver⸗ änderlichen Herbsttagen ihre Reize noch nicht verloren hat, Mittelpunkt der festlichen Vereinigung. Um acht Uhr wurde der Kronprinz durch ein Morgenständchen überrascht, zu dem sich die sämmtlichen Musikcorps der Gar⸗ nison vereinigt hatten. .

Später, nachdem Se. Königliche Hoheit vom Vortrag der Generale zurückgekehrt, fand der Gratulationsempfang statt. Die Offizier⸗Corps der hier kantonnirenden Regimenter waren vollzählig vertreten; die Mitglieder des Königlichen Hauses und die hier anwesenden deutschen Fürstenerschienen sämmtlich. Auch die den Hauptquartieren folgenden Engländer brach⸗ ten persönlich ihre Glückwünsche dar. Einige photographische Abbildungen, welche die Kronprinzessin von den unter Höchst⸗ ihrer Leitung organisirten Barackenlazarethen in Homburg v. d. H. hat anfertigen lassen und die in dem Empfangs⸗ zimmer Ihres Erlauchten Gemahls unter Plänen, Kriegs⸗ karten und Zeitungen ausgelegt sind, wurden mit besonderem Interesse betrachtet. Nachmittags bei dem Umritt durch den Park, in welchem die Wasserwerke spielten, war der König von dem Kronprinzen, den Prinzen Carl und Adalbert, den Großherzogen von Baden und von⸗ Weimar, dem Prinzen Eugen von Württemberg und einer zahlreichen Suite begleitet. Der Bundeskanzler bewegte sich zu Fuß zwischen der zahlreichen Menschenmenge. Als Se. Majestät eine Landwehr⸗ Compagnie bemerkte, die

Cyr zur Betrachtung des Schauspiels herbei⸗

der 22. Division die Verfolgung des

An der Straße von Noyon nach Amiens, 2 Meilen nordwest.

ein Dorf La Neuville, welchen Namen allein im Departement

gab vor der Wohnung des General⸗Feldmarschalls die

ekommen war, hielt er vor derselben still, sprach auf das säutseligste mit den einzelnen Soldaten und unterrichtete sie über die hauptsächlichsten Sehenswürdigkeiten. Um 5 Uhr war große Festtafel bei Sr. Majestät, wobei die Militärkapelle des 80. In⸗ fanterie⸗Regimentes einige Musikstücke vortrug, um Uhr

apfenstreich. Ein klarer Abendhimmel sah nicht nur die ganze Zadfraton, sondern auch dichte Schaaren aus der bürgerlichen Bevölkerung von Versailles vor dem Präfekturgebäude, wo die Musik⸗Corps aufzogen, versanmelt.

Das Gefecht bei Dreux, welches die Division des General⸗ Lieutenants von Tresckow glücklich bestanden hatte, erlaubte Feindes in west⸗ licher Richtung, während eine nordöstlich nach Mantes ent⸗ wichene Abtheilung französischer Mobilgarden der Kavallerie⸗ Division Rheinbaben überlassen werden konnte, die ihr denn auch schwere Verluste beibrachte und etwa 300 Ge⸗ fangene abnahm. Die 22. Division wandte sich nach Chateauneuf, das von Marville 1 ½ Meilen abliegt. Chateauneuf, vom Feinde schwach besetzt, wurde nach einer kurzen Be⸗ schießung durch Feldgeschütz am 18. geräumt. Besser hielt der Feind bei einem zweiten Gefecht, südlich von Chateau⸗ neuf, zwischen Digny und Ardelles. Vor Digny warteten die deutschen Truppen, bis die Franzosen, Mobilgarden und Ma⸗ rinesoldaten, ihre Munition verschossen hatten. Auch dann noch mußte der Ort am späten Abend des 18. dreimal gestürmt werden, wobei das 94. Regiment zuletzt mit dem Kolben draufging. Die Bayern, die auch auf Chateauneuf dirigirt worden, kamen hier nicht ins Gefecht. Das Oberkommando der III. Armee erhielt gestern Abend die Nachricht, daß zwei Transporte französischer Gefangenen, einer von 7 Offizieren und 260 Mann, der andere von 3 Offi⸗ ieren und 43 Mann über Chevreuse nach Corbeil unterweges eien. Es sind Gefangene vom 17. und 18. November

Die II. Armee unter dem Oberbefehl des General⸗Feld⸗ marschalls Prinzen Friedrich Carl Königliche Hoheit hatte, wie man erfährt, die Bestimmung, von Metz aus in südwestlicher Nichtung in das Centrum von Frankreich vorzugehen, um von da aus den Süden in Schach zu halten und etwaigen Ver⸗ suchen der Loire⸗Armee mit Nachdruck zu begegnen.

Am 3. November stieß Prinz Friedrich Carl Königliche Hoheit von Nancy aus in Commercy wieder zum Hauptquar⸗

tier; am 4. wurde dasselbe nach dem Städtchen Ligny verlegt; dort lag ein bagyerisches Bataillon als ven gsa cas d. en

ren⸗ wache. Schon von Commerey aus führt der Weg durch die Defileen der Ausläufer des Argonnenwaldes; derselbe war selbst

in der jetzigen Jahreszeit, die allerdings bis vor einigen Tagen

außergewöhnlich milde und sonnige Tage brachte, in seiner landschaftlichen Mannigfaltigkeit von hohem Genuß, die Straßen dabei in vortrefflichem Zustande und die Truppen in bester Stim⸗ mung. Die Bevölkerung zeigte sich von Commerey aus gegen die Mannschaften wenigstens nicht von feindlicher Stimmung beseelt; seit dem Vormarsche der Armee Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen hatte sie keine Durchmärsche mehr gehabt, es war also kein Mangel an Lebensmitteln und das Vor⸗ handene gaben die Leute bereitwillig. Wenn auch die Gegend von Commercy ab bis Brienne wenigstens nach dem allgemeinen Ueberblick zu schließen landwirthschaftlich nicht besonders ergiebig zu sein scheint, so ist sie desto mehr mineralisch; die Eisenindustrie ist ein dominirender Zweig der Erwerbsthätigkeit und die Be⸗ völkerung vorzugsweise eine Fabrikbevölkerung. So in Montiers sur Saulx, einem Dorfe von etwa 1000 Einwohnern, wo das Hauptquartier am 5. November aufgeschlagen wurde, und in den folgenden Orten bis Brienne. Durch den Höchstkomman⸗ direnden mit dem Generalstabe wurde bei den Besitzern der roßen Eisenfabriken Quartier gemacht. In Joinville ward Kuheta gemacht, nach den anstrengenden Mäaͤrschen, die täg⸗ lich 3—5 Meilen betrugen. Auf dem Wege von Montiers sur Saulx nach Joinville ward aus der Ferne Geschützfeuer hörbar. Wie man aus uverlässiger Quelle erfährt, rührte dasselbe von einem Zu⸗ mnmensto eines Theiles des 3. Corps mit Francs⸗tireurs und Mobilgarden bei dem Dorfe Bologne her; unsere Truppen gaben Feuer auf sie, worauf sie sich zurückzogen; am andern Lage hielten sie bei Bretenay Stand; die Affaire war nicht unerheblich; auf französischer Seite waren 70 Todte, 40 Ver⸗ wundete, auf preußischer Seite gar keine Verluste; namentlich war hier das achtundvierzigste Infanterie⸗Regiment engagirt. Am nächsten Tage wurden in Joinville einzelne, höchst wahr⸗ scheinlich aus dieser Affaire versprengte Individuen von unseren Soldaten nach Joinville gefangen eingebracht. Die Leute sahen verzweifelt aus, trugen die gewöhnliche Kleidung der Landleute der Gegend und waren sämmtlich bewaffnet, wenn auch un⸗ regelmäßig. Sie gaben sich für Mobilgarde aus, ein Maire

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war unter ihnen. Diesen Leuten ist die Furcht in die Hände gedrückt worden.

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ie Waffe von der Wie man aus guter

französischer Quelle versicherte, habe der Präfekt von Vignorry den Einwohnern mit Niederbrennung der Ortschaften gedroht, mench

sie sich nicht bewaffneten und in die Mobilgarde eintreten wür⸗ den. Joinville ist ein Städtchen von etwa 4000 Einwohnern im Departement Haut⸗Marne, prachtvoll mitten in Bergen gelegen und war früher ein Besitzthum der Familie Orleans, von dem auch ein Glied dieser Familie den Namen trägt; die Orleans hatten es aus einer lothringischen Erbschaft er⸗ halten. In den Tagen des 5. und 6. November wurde von unseren Pionieren auch die Eisenbahn, die sich von der Ostbahn abzweigt und über St. Dizier, Joinville führt, wieder

hergestellt und fahrbar gemacht, wodurch namentlich das Nach⸗

schieben der Proviantkolonnen Corps wesentlich erleichtert wurde. Bisher lag diese Eisenbahnverbindung als ein todter Körper da, unsere Pioniere haben demselben wieder Leben gegeben. Von Doule⸗ vant⸗le-Chateau aus, wohin das Hauptquartier am 8. Novem⸗ ber vorrückte, befand man sich auf historischem Boden; in dem⸗ selben Schlosse, welches diesmal Prinz Friedrich Carl bewohnte, hatte am 28. März 1814 Napoleonl. Quartier genommen und hier die Nachricht von dem Marsche der Verbündeten auf Paris erhalten. Die Einwohner von Doulevant und in den an der Heerstraße bei Troyes gelegenen Ortschaften hatten bis am Tage vor dem Einrücken des Hauptquartiers seit 1814 keine deutschen Truppen mehr gesehen, und nun kamen sie in Masse, angstvoll erwartet, wie man aus dem Munde der Leute hörte; diese wurden aber freudig überrascht durch die Bewährung des Gegentheiles dessen, was sie ge fürchtet hatten. Ueberall waren die seenben he Einwohner einstimmig in dem Lobe der Mannschaften uͤber deren Be scheidenheit, Artigkeit, Rücksicht, in der Anerkennung der preu- ßischen Disziplin, für die sie nicht genug der Worte finden konnten; es ist dies keine Uebertreibung, nur ein thatsächliches Ergebniß des Erlebten. Den Worten der Leute entsprechend war auch ihre Haltung unsern Truppen gegenüber freundlich und entgegenkommend in jeder Weise. Auf der Straße, auf welcher sich vor sechsundfunfzig Jah⸗ ren die preußischen Kolonnen in Bewegung gesetzt hatten, über la Rothiébre, an welchen Ort sich die Erinnerung an eine herr liche deutsche Waffenthat knüpft, ging am 9. November der

für die vormarschirenden

Marsch des Hauptquartiers nach Brienne, demselben Orte,

Zögling Brienne be⸗ 89

von dem aus Napoleon I. als damaliger der Artillerieschule seine Laufbahn begann. sitzt vor der Mairie eine Bronce⸗Statue Napoleons I. als Militärschüler, und eine zweite historische Merk⸗ würdigkeit in dem imposanten Schlosse, welches sich westlich von der etwa zweitausend Einwohner zählenden Stadt af einem Hügel erhebt und gegenwärtig einem Prinzen von Beauffremont⸗

gehört. In diesem Schlosse hatte Blücher an dem Tage der Schlacht von Brienne sein Hauptquartier aufgeschlagen, hier

geschah jener, von Droysen in seinem Leben Yorks ausführlich geschilderte Ueberfall von Seiten der Franzosen, dem Blüche

und Gneisenau nur durch schleunigste Flucht nach der Stad

hinab entkamen, hier hatte auch jetzt der Höchstkommandirende mit seinem Generalstabe Quartier genommen. Am nächsten Tage, Donnerstag, den 10. November, setzte sich der General⸗Feld⸗ marschall Prinz Friedrich Carl an die Spitze des Ostpreußischen Kürassier⸗Regiments Nr. 3 (erste Kavallerie⸗Division von Hart⸗ mann) und hielt mit derselben und Theilen der 18. Division, sowie der Großherzoglich hessischen Division in der alten Stadt Troyes seinen Einzug. Auf den Platz vor der imposante

Kathedrale blieb der Prinz halten und ließ die Truppen vorbei⸗ marschiren. Die Haltung, das Aussehen der Truppen war nach einem fast an vier Monate währenden Feldzuge, nach den unsäglichen Strapatzen der Cernirung von Metz, über alle

Erwartung gut, und sämmtlich schienen sie von dem frohen Gefühle beseelt, die Träger eines Cö“ zu sein, der reich, siegreich ge⸗

sie bis hierher, fast in das Herz von Fran führt hatte.

Schloß Chàteau⸗Serre, vor Thionville, 22. No⸗ vember. Seit etwa drei Monaten, dem 21. August, wurde Thionville, die nördlichste französischen Moselfestung, von preu⸗ ßischen Truppen beobachtet, dann seit dem 13. d. Mts., enger cernirt, worauf am heutigen Tage das Bombardement begann.

Die Beobachtung wurde in allererster Zeit nur von drei Schwadronen des in Deutz formirten 2. schweren Reserve⸗ Reiter⸗Regiments ausgeführt; dann kamen zeitweise zwei Ba⸗ taillone der Reserve⸗Division von Kummer hierher, vorüber⸗ gehend 72er, 17er Landwehr, auf kurze Zeit einmal Oldenburger, denen zwei Geschütze beigegeben waren, und Theile der Kaval⸗ lerie⸗Division von Hartmann, bis nun nach der Kapitulation von Metz die 14. Division (Düsseldorf) des VII. in die Positionen um Thionville einrückte.

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