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der Befreiungskanone zu hören, und eine düstere Traurig⸗ keit herrscht in den armen Stadttheilen, wo sich bald der Hungertod einstellen wird. Der Platz hat indeß noch für lange Tage Brod und Wein, aber den Frauen, den Kindern, den älteren und schwachen Personen bevorstehen, rufen Klagen hervor, und bald wird es nicht mehr möglich sein, ihnen Trotz zu bieten. Schon am 10. November machte sich der »Figaro« zum Dolmetscher dieser Gefühle, und er wird bald viele Nachahmer sfinden.“⸗ — Andere Privatbriefe aus Paris spotten über Jules Favre, daß er der Affaire von Orleans eine so ungeheure Wichtigkeit beigelegt und davon ge⸗ sprochen habe, daß Paris jetzt den Brüdern in den Departe⸗ ments die Hand reichen werde. In den Klubs verhöhnte man Jules Favre ebenfalls, der nach dem kleinen Vortheile, den man bei Hrleans errungen, schon von der Verjagung der Deutschen aus Frankreich zu sprechen wage. 8
— Nach Le Mans wurden von Tours alle Truppen abge⸗ sandt, die man auftreiben konnte. Es waren aber nur Francs⸗ tireurs und Mobilgarden. In Tours hat man die Herrichtung von Ambulancen für 5000 Verwundete befohlen. In den um⸗ liegenden Städten werden ebenfalls Ambulancen tet Man wollte in Tours noch wissen, daß ein Theil der französi⸗ schen Ost⸗Armee sich bei Gion (im Loiret) mit der Loire⸗Armee vereinigt habe.“* 1b . “
— Die Postanstalten sind darauf aufmerksam gemacht worden, daß, da in Privatangelegenheiten nur die Korrespon⸗ denz der Milttärs und Militärbeamten portofrei befördert wer⸗ den, die Privatkorrespondenz der Delegirten des Königlichen Kommissarius der freiwilligen Krankenpflege, der freiwilligen Krankenpfleger, aller Civilbeamten und anderer auf okkupirtem französischen Gebiet befindlichen Personen, welche nicht zu den Militärs und Militärbeamten gehören, der Portozahlung unter⸗
liegt. 16 In Chateau⸗Porcien (Dep. Ardennen), Sissonne, Laon, Chauny (Dep. Aisne), Attichy, Compiègne, Chantilly (Dep. Oise), Pithiviers (Dep. Loiret), Nemours (Dep. Seine⸗et⸗Marne) und Chartres (Dep. Eure⸗et⸗Loire) sind Feldpostrelais in Wirk⸗ samkeit getreten. Bei dem Umfange, welchen die Feldpostver⸗ indungen in Frankreich genommen haben, hat das General⸗ Postamt eine lithographirte Feldpostkarte, auf welcher alle am 18. November in Frankreich bestehenden Feld⸗ und Eisenbahn⸗ Postverbindungen, so wie die Feldpostrelais angedeutet sind, herausgegeben und den Feldpost⸗Anstalten ꝛc. zugefertigt.
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Baden. Karlsruhe, 26. November. (W. T. B.) Die »Karlsruher Zeitung« meldet aus Versailes: Heute wurde von den Bevollmächtigten des Norddeutschen Bundes und des Großherzogthums Baden eine Militärkonvention unterzeich⸗ net. Es wird durch dieselbe im Sinne der allmäligen Herbei⸗ führung einer vollen Gemeinsamkeit der nationalen Wehr⸗ kräfte das badische Kontingent ein unmittelbarer Bestandtheil der deutschen Bundes⸗ beziehungsweise der preußischen Armee unter dem Befehle des Königs von Preußen und unter der einheitlichen Leitung und Verwaltung durch das Bundes⸗ beziehungsweise Königlich preußische Kriegs⸗Ministerium. Die badischen Offiziere treten mit ihrem dermaligen Range in das einheitliche Offizier⸗Corps der vereinigten Armee über. Die Angehörigen des Großherzogthums werden in Militärangelegenheiten den preußischen Staatsangehörigen in allen Beziehungen gleichgestellt. Gegen Ueberlassung des nach der Bundesverfassung auf das badische Kontingent fallenden Antheils der Bundeseinnahmen für das Landheer übernimmt Preußen auf Rechnung des Bundes sämmtliche nach der Bundes⸗ verfassung das Großherzogthum Baden für das Bundeslandheer treffende Leistungen. Württemberg. Stuttgart, 26. November. Der »Staats⸗Anzeiger für Württemberg⸗ meldet in seinem amtlichen Theile: Nach einer an Se. Majestät den König von Württem⸗ berg hierher gelangten telegraphischen Anzeige wurden gestern Abend 8 Uhr in Berlin die Dokumente über den Eintritt Württembergs in den deutschen Bund unterzeichnet.
HOesterreich⸗Ungarn. Pesth, 25. November. Ueber die Interpellationsbeantwortung in ber heutigen Sitzung der Delegation des Reichsrathes ist der »Wien. Ztg.« nachträglich noch folgendes ausführliche Telegramm zugegangen:
In der Sitzung der Reichsraths⸗Delegation interpellirte Gablenz und Genossen: »Wir alle wünschen die Erhaltung des Friedens, dessen wir gewiß bedürftig sind, jedoch insoferne, als derselbe mit der Ehre und den Interessen des Reiches vereinbar ist. Wir stellen daher die Frage an das Ministerium des Aeußern, ob seit der Indrucklegung des Rothbuches von Seite Rußlands eine Rückäußerung eingelaufen
die Leiden, welche
errichtet.
ist, welche eine
gründliche Lösung unter den obcitirten Vorbedingungen in Aussicht stellt.«
Graf Beust antwortete: »Es liegen zwei Interpellationen vor, die eine wurde gestern eingebracht, die andere in diesem Augenblicke. Ich bitte um die Erlaubniß, sof Worte erwidern zu dürfen, weil sie mir sich gegenseitig gewisser⸗ maßen zu ergänzen scheinen und ich in der Lage bin, dasjenige,
was für den Augenblick gesagt werden kann, auch ohne Rückhalt
den geehrten Herren mitzutheilen. Wenn die hochgeehrten Herren
die beiden in dem Rothbuche veröffentlichten, nach Petersburg
gerichteten Depeschen einer aufmerksamen Erwägung unterzogen
haben, so bin ich überzeugt, sie gelangten dabei sämmtlich zu der Ansicht, daß auf der einen Seite nichts unterlassen wurde, um das Ansehen, die Würde der Regierung, die Frei⸗ heit und die Unabhängigkeit der zu fassenden Entschließungen zu wahren, daß aber gleichzeitig keiner möglichen friedlichen Lö⸗
sung und Verständigung irgendwie der Weg verschlossen werde
Ich hoffe, daß auf diese Weise in den vorliegenden Schrift⸗ stücken sofort die Haltung der Regierung in einer Weise ge⸗ kennzeichnet wurde, welche den in den beiden Interpellationen in verschiedener Richtung sich zeigenden Ansichten gerecht wird. Eine Antwort auf die von hier aus nach Petersburg gerichteten Depeschen ist zur Zeit noch nicht eingegangen und ich hoffe, daß die geehrten Herren wohl einer späteren Verhandlung weitere Aufschlüsse über den Gang der Sache gerne vorbehalten werden. Nur sei es mir gestattet, bei dieser Gelegenheit eine praktische empfehlen; in einer Situation, wie die gegenwärtige, ist es gewiß nicht gut von Krieg zu sprechen, weil dann der Krieg nur zu leicht auch
Bemerkung dringend zur Beherzigung zu
dann kömmt, wenn man ihn nicht wünscht. Ich bin aber der Meinung, daß es eben so wenig gut ist, zu viel von Frieden
zu sprechen (Rufe links: Oho!), denn es geschieht dann auch nur zu leicht, daß der Friede umkehrt, wo er auf halbem Wege
(W. T. B.) Der Kaiser empfing heute die Mitglieder der Delegationen und erwiederte auf die Ansprache des Präsidenten: Die Wichtigkeit der Verhältnisse, in deren Folge die Delegationen berufen wurden, habe an Be⸗
schon da ist.« — 26. November.
deutsamkeit nicht verloren, im Gegentheil seien noch neue be⸗ deutende Ereignisse hinzugetreten.
Monarchie erfordern 6 v11111111““ Belgien. Brüssel, 26. November.
Die Repräs
tantenkammer beschloß gestern mit 73 gegen 23 Stimmen, den Demeur'schen Antrag auf Revision der Verfassung nicht
in Erwägung zu nehmen. 8 Großbritannien und Irland. London, 24. November.
Die Königin ist nebst den jüngeren Mitgliedern ihrer Familie Auch Prinzessin Louise ist mit zurückgekehrt, obwohl ihre Knieverrenkung noch
von Balmoral nach Windsor zurückgekehrt.
nicht gänzlich wiederhergestellt. In Balmoral wurde der Ge⸗ burtstag der Kronprinzessin von Preußen durch einen Tanz
des Hofgesindes begangen, bei welchem die Königin eine Zeit
lang zugegen war.
— Die Mitglieder des Ministeriums werden heute oder morgen in der Hauptstadt erwartet, da auf morgen Nachmit⸗-
tag ein Kabinetsrath in der Amtswohnung des Premier⸗ Ministers ausgeschrieben ist. Frankreich. Briefe aus Paris vom 2osten melden,
daß eine Note der Regierung vom 16. bestimmt, daß die zweite
Einzahlung auf die letzte französische Anleihe bis zum 26sten
emacht werden muß, widrigenfalls die betreffenden Titel ver⸗- Diese Bestimmung hat die kleinen Rentiers in
auft werden. Verzweiflung gesetzt. Es fehlt denselben theilweise an Geld, um die Zahlungen zu machen, und theilweise ziehen sie es vor, das wenige Geld, welches sie noch haben, für ihre täglichen Ausgaben zu behalten. — Die Regierung will jetzt auch alle Spezereiwaaren u. dgl. requiriren und sie rationenweise käuflich abgeben. Eßwaaren jeder Art werden, wie bereits gemeldet, ebenfalls requirirt, so daß nur noch die Katzen, Ratten und Hunde frei verkauft werden können. Die Ratten werden jetzt mit 30 Centimes das Stück und eine halbe Katze mit 3 bis 4 Franken, je nach der Größe, bezahlt. — Diesem Schreiben zufolge geht die Organisation der Marsch⸗ bataillone der pariser Nationalgarde viel langsamer vor sich, als man Anfangs geglaubt. Der größte Theil der Leute soll gerade nicht den besten Willen zeigen. — Ein Dekret vom 19. erleichtert die Naturalisation der Fremden, welche an der Vertheidigung Frankreichs im gegenwärtigen Kriege Theil ge⸗ nommen haben. Als am Kriege Theil genommen habend, wird jeder Fremde betrachtet, der in die Land⸗ oder See⸗Arme eingetreten ist, der in der Hülfsarmee oder in einer Fremdenlegion einen Grad erlangt, oder eine von der Regierung der Republik ihm anvertraute Funktion, sei es in der Armee, sei es in dem
ort darauf einige
Er, der Kaiser, hoffe, die Delegationen werden thun, was der wahre Patriotismus und die von einander untrennbaren Interessen beider Theile der
und nachher haben sich die Verhältnisse so gestaltet, daß es räthlich erschienen ist, die Schatzanweisungen von 20 Millionen Thalern auf
Verwaltungen« hat folgenden Inhalt:
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öffentlichen, dem Militärdienst assimilirten Civildienst, aus⸗ gefüllt hat, oder der eine Mission Betreffs der Ausrüstung oder Fabrikation von Waffen und Munition oder Betreffs der mi⸗ litärischen Verwundeten außerhalb seines Wohnortes erhalten oder andere mit den Behörden im voraus übereingekommene Dienste den französischen Armeen geleistet hat. — Garibaldi ist zum »Bürger der Stadt Lyon« ernannt worden.
Spanien. Madrid, 26. November. (W. T. B.) Die Nachrichten über Ruhestörungen in Spanien, die der »Globe⸗ in London vom 24. publizirt, sind reine Erfindung. In Ara⸗ gonien, Katalonien, sowie in allen anderen Provinzen herrscht vollständige Ruhe und es sind keine Anzeichen einer möglichen Störung derselben vorhanden. ““
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Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
London, Sonntag, 27. November, Morgens. Der oft zu ministeriellen Mittheilungen benutzte »Observer« bezeichnet die russische Antwortsnote als in sehr versöhnlichem Tone ge⸗ halten. Sei ihr Inhalt auch noch nicht ganz befriedigend, so sei das Aufgeben des früheren diktatorischen Tones ein ganz klarer Gewinn im Interesse des Friedens. — Odo Russel ver⸗ bleibt vorerst wahrscheinlich in Versailleea. “
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 27. November. In der gestrigen Sitzung des Reichstags des Norddeutschen Bundes ergriff 8r der Ochatte über die Kreditvorlage der Finanz⸗Minister Camphausen nach “ “ Löwe das Wort: eine Herren! Nach den patriotischen Ausführungen, die über die Auffassung dieser hohen Versammlung wegen der Bewilligung der Anleihe selbst, wegen der Fortführung des Krieges und wegen seiner Ziele stattgefunden haben, wüͤrde ich mich nicht mehr zum Worte gemeldet haben, um hierüber nur noch das Geringste hinzu⸗ zufügen. Aber der vorletzte Herr Redner, dessen hohem und intelli⸗ gentem Patriotis mus ich meine volle Anerkennung zolle, hat in Be⸗ zug auf den materiellen Inhalt des Gesetzentwurfes, soweit er die finanziellen Operationen betrifft, zwei Monita gezogen, und ich möchte glauben, daß die hohe Versammlung es mir gestatten wird, das Miß⸗ verständliche, was wenigstens in einem dieser Monita liegt, sofort nachzuweisen.
Es ist von dem gedachten Herrn Redner entgegengehalten worden, daß die neue Vorlage nicht mehr die Regierung limitire in Bezug auf die Ausgabe von Schatzanweisungen, wie es in der früheren Vorlage geschehen sei. Letzteres ist nun ein Irrthum. Auch in der ftüheren Vorlage hatten die verbündeten Regierungen sich die Fakultät gewahrt, je nach den Umständen zu handeln, und daß sie dabei nicht unrichtig verfahren waren, das hat die Erfahrung gezeigt. Denn es war ursprünglich die Absicht, von dem bewilligten Kredit von 120 Millionen Thalern 100 Millionen im Wege der Anleihe flüssig zu machen und nur 20 Millionen im Wege von Schatzanweisungen,
40 Millionen Thalern zu erhöhen und nur 80 Millionen im Wege der verzinslichen Anleihe zu negociren.
Indem ich also in dieser Beziehung den thatsächlichen Irrthum konstatire, möchte ich zugleich meine Anführung dazu benußen, um Ihnen auch in Betreff des andern Punktes, wo uns empfohlen wird, nicht den zu beschaffenden Geldbetrag, sondern vielmehr den Nominalbetrag zu bezeichnen und wie der Herr Redner sich ausge⸗ drückt hat, nicht mehr zu bewilligen, als wie auch in den Zahlen für die Anleihe selbst ausgesprochen wird, — zu zeigen, mit welcher Sparsamkeit die verbündeten Regierungen darauf Bedacht genommen haben, den Nominalbetrag nicht höher anwachsen zu lassen, als wie es die Umstände geboten. Während man bei der ersten Auflegung der Anleihe dieselbe zu 88 Prozent dem Publikum angeboten hat, wobei also ein Ausfall von 12 Prozent dem Nominalkapital gegen⸗ über eintrat, hat man den Umschwung der Verhältnisse gleich dazu benutzt, um den Rest der Anleihe zu einem beträchtlich höheren Course, also mit einer wesentlichen Verringerung des Verlustes vom Nationalkapital auszubringen. Diese Verringerung des Verlustes hat sich ungefähr auf 1,600,000 Thlr. belaufen. Man hat ferner für einen Theil der ursprünglich beabsichtigten verzinslichen Anleihe von 100 Mill. Thlr. eine Form gewählt, wonach an 20 Millionen Thaler, nämlich an dem Plus für die Schatzanweisungen, gar kein Verlust an Kapital eingetreten ist.
Ich möchte daher glauben, meine Herren, nachdem Sie die Er⸗ fahrung gemacht haben, daß die verbündeten Regierungen es sich haben angelegen sein lassen, den Nominalbetrag der zu kontrahirenden An⸗ leihe nicht höher anwachsen zu lassen, als wie es die Umstände er⸗ heischen, — daß Sie nun auch für die nächstfolgenden Operationen denselben das gleiche Vertrauen schenken dürfen 16
—
Pr. 47 der »Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn⸗ Inhalt des Hauptblattes:
— Die
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dem Golf von Guinea.
“ e.
Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen: Eröffnung der Alföldba
strecke Väsärhely⸗Szegedin. — Die Sterblichkeits⸗ und Jelfatdnahe. Statistik bei Eisenbahnbeamten: XI. Die Krankheitsverhältnisse im Jahre 1869. — Mittheilungen über Eisenbahnen: Vom Kriegsschau⸗ platz: Zur Situation; Benutzung der Westbahnlinie Le⸗Mans⸗Surdon⸗ Dreux zu einem franzoͤsischen Flankenmarsch; die innerhalb der Forts von Paris in Betrieb stehenden Bahnlinien; Garibaldi's Marsch per Eisenbahn von Dole nach Autun die im Elsaß in Betrieb stehenden Eisenbahnlinien und Kanäle — Norddeutsche Briefe: Vom Berliner Eisenbahn⸗Aktienmarkte; Allgemeine Eisenbahnbaugesellschaft; Ver⸗ bandsverkehr der preuß. Ostbahn mit der Bahn Moskau⸗Smolensk/ Liegnitz⸗Glogauer Bahn; Rheinische E; Odenwaldbahn; Berlin⸗ Hamburger E.; Lübeck⸗Eutin. Neue Berliner Verbindungsbahn. Hannover⸗Altenbekener Eisenbahn. Cottbus⸗Großenhainer Eisenbahn, Generalversammlung und Geschäftsbericht. Bayerische Ostbahnen, Konzession einer Sweigbahn Tirschenreuth⸗Wiesau. Oesterr. Staats⸗ bahn, Eröffnung der Strecken Wien⸗Brünn und Stadelau⸗Marchegg, Fahrplan. Ungar. Staatsbahn, Eröffnung der Haltestelle Drnyje. — Fahrplanänderungen. — Direkte Verkehre, Zoll⸗ und Tarifwesen. — Ausland: Belgien. Einnahmen der russischen Eisenbahnen bis 1. Mai 1870. — Technisches: Eine große Eisenbahnbrücke. — Litera⸗ tur: Sammlung der das österr. Eisenbahnwesen betreffenden Gesetze ꝛc. von Pollanetz und Dr. v. Wittek. — Eisenbahn⸗Kalender. — Offi⸗ zieller Anzeiger. — Privat⸗Anzeiger. — Inhalt des Beiblattes: Die
Frequenz und Einnahmen der österr.⸗ungar. Eisenbahnen i 1870. — Verzeichniß überzähliger und 1 Benthr. 8
Vortrag über seine Reise vom Tsad⸗See durch die ö Bonha c e. nach Wir entnehmen der »Spen. Ztg.“« nach⸗ stehende Skizze des Vortrages: Nach einer Aneehsehe —— der tropischen Thierwelt ging der Vortragende zu den Negerracen von Bornu und Sokoto über und hob hervor, daß in der Nähe des Tsad⸗Sees und weiter nach Westen hin die intelligentesten und am meisten entwickelten Schwarzen sich befinden, die zum Theil auf einer höheren Kulturstufe stehen, als die semitischen Araber im Norden oder die festsitzenden Berber im Atlasgebirge. Auch die Staatsverfassungen seien nicht so despotisch, als man sich gewöhnlich nach den in Marokko herrschenden Gebräuchen vorstelle. In der Hauptstadt des Herrschers von Bornu, Kuka, 4 Stunden westlich vom Tsad⸗See gelegen, dessen Größe in der trockenen Jahreszeit 150 — 200 Qu⸗Meilen, in der Regen⸗ zeit jedoch das 4—5fache betrifft, machte Rohlfs dem Sultan Omar
seine Aufwartung, welcher in der dazu anberaumten Audienz, von
seinen Ministern und Hofräthen umgeben, auf einer Estrade saß, der zur Linken ein alter westfälischer Bauernsessel stand, den Thron vor⸗ stellend; an der anderen Seite lagen zwei Pistolen und ein reich verziertes Schwert, ein Geschenk der Königin Victoria von England.
Jeden Morgen um 10 Uhr haͤlt der Sultan seine Nathssitzung ab,
in der dem Herrscher in Ermangelung von Zeitungen die Stadt⸗ neuigkeiten vorgetragen werden. In Kuka brachte Rohlfs sechs Monate zu, um auf die Wiederkunft eines nach Wadai (dem von Vogel und Beuermann besuchten Orte) abgesandten Cou⸗ riers zu warten, und hatte demnach Muße genug, das Leben und Treiben der afrikanischen Großstadt kennen zu lernen, um jetzt so manches interessante Bild davon zu entwerfen. — Hieran knüpften sich Schilderungen der Reise nach Mandera, des Empfanges bei dem dortigen Sultan, der sich bei dem zweiten Besuche Rohlfs dessen Revolver und Zelt aneignete, um ihm später ein werthloses Gegengeschenk von Sklaven und Sklavinnen zu machen. Die Herrscher der kleineren wie größeren Negerreiche, unter anderem der Sultan von Jacoba, wurden besucht, und größtentheils ward dem Reisenden ein
freundlicher Empfang zu Theil. — Der abyssinische Feldzug der Eng⸗
er gegen König Theodor wird das Thema eines zweiten Vortrages ilden.
— In der Sitzung des Vereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde in Frankfurt a. M. (1. November 1870) hielt zuerst ”” Na⸗ bert einen Vortrag über die deutsch⸗franzöͤsische Sprachgrenze. Hier⸗
auf sprach Dr. Euler über die von Dr. A. Wohlwill verfaßte Ge⸗ 8
schichte des Elsasses, welche sich in kurzen Umrissen über Städtewesen, Reformation, Kultur u. s. w. des Elsasses verbreitet. Ferner berich⸗ tete Dr. Euler über einen merkwürdigen Straßburger, Rulmann Mersmin, geb. 1307 in Straßburg. Derselbe, seines Gewerbes ein Wechsler und Kaufmann, entsagte 1347 dem weltlichen Leben, stand mit Tauler, Henrich von Nördlingen u. s. w., besonders aber mit Nicolaus von Basel in Verbindung und starb am 18. Juli 1382. Er schrieb 1352 das »Buch von den neun Felsen⸗« (herausg. von C. Schmidt. Leipzig, 1859), in welchem er in Form seltsamer Gesichte und oft in schön poetischer Darstellung die Gebrechen aller Stände der Christenheit schilderte, und 1353 ein Büchlein »Von den vier Jahren seines anfangenden Lebens.« Er war mit Nicolaus v. Basel Stifter der mystischen Sekte der Gottesfreunde. Daran anknüpfend, machte der Nedner Mittheilungen über Nic. v. Basel, der einen nicht unbedeutenden Einfluß auf den damals schon berühmten Prediger Johannes Tauler (1290 in Straßburg geboren) ausübte. v. Basel bewogen, gab Tauler seinen Predigten einen Gehalt und eine volksthümlichere Richtung.
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Durch Nic.