1“
reußische er) Staats⸗Minister von Harbou, der Fürstlich lippesche Präsident des Kabinets⸗Ministeriums Heldman, der Senator der freien Hansestadt Bremen Gildemeister, der Bürger⸗ meister der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Kirchenpauer, und die Bundeskommissare Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Michaelis, Geheimer Rath Nathusius, Geheimer Regierungs⸗ Rath Glogau und Oberst von Karczewski. 3
Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Präsidenten Dr. Simson trat der Reichstag in die Tagesordnung ein.
Den ersten Gegenstand derselben bildete die folgende Inter⸗ pellation des Ahg. Duncker und Genossen:
Ich richte an den Bundeskanzler folgende Fragen:;
1) Hat neben der Erklärung des Kriegszustandes in einem Theile des Bundesgebietes durch den Bundesfeldherrn (Art. 68 der nord⸗ deutschen Verfassung) eine 18 der Artikel 5, 6, 7, 27, 28, 29, 30 und 36 der preußischen Verfassung und analoger Bestimmungen anderer ö“ oder einzelner dieser Bestimmungen zeit⸗
und distriktsweise stattgefunden? b
2) Ist der Bundeskanzler bereit, über die erfolgte Erklärung des Belagerungs⸗Zustandes und die dabei vorgekommene Suspension von Verfassungsbestimmungen dem Reichstage sofort Rechenschaft abzu⸗ legen? (§. 17 des Gesetzes vom 4. Juni 1851).
8 3) Wie hat der Bundeskanzler die den Militärbefehlshabern nach
§. 4 des Gesetzes vom 4. Juni 1851 bei Handhabung des Belagerungs⸗ zustandes obliegende persönliche Verantwortlichkeit in den Fällen zur Geltung gebracht, in welchen dieselben, auch ohne eine Suspension der betreffenden Verfassungsbestimmungen, die Freiheit der Personen — durch Einkerkerungen, das Versammlungsrecht — durch Verbot von Versammlungen, und die Freiheit der Presse — durch Verbot und Unterdrückung von Zeitschriften verletzt haben? 1
Der Staats⸗Minister Delbrück erklärte sich bereit, diese Interpellation in einer Sitzung in der zweiten Hälfte dieser Woche zu beantworten.
Auf Antrag des Abg. v. Denzin wurde der Reichstags⸗ Abgeordnete Stavenhagen ohne Widerspruch und ohne Stimm⸗ zettel zum achten Schriftführer gewaählt.
CEs folgte die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend den ferneren Geldbedarf für die Kriegführung. 6 1 (dSSchluß des Vlaites.)
*
chten.
Moreuil, 28. November. Gestern bis nach Eintritt der Dunkelheit siegreiche Schlacht
der I. Armee gegen die im Vorrücken begriffene feindliche Nord“ armee. Der an Zahl überlegene, gut bewaffnete Feind mit Verlust von mehreren Tausend Mann gegen die Somme und auf seine verschanzte Stellung vor Amiens zurückgeworfen. Eine feindliches Marine⸗Bataillon vom 9. Husaren⸗Regimente niedergeritten. Eigener Verlust nicht unbeträchtlich. “ 6 Graf Wartensleben.
8
.
(Moreuil ist eine on 26.
tement Somme, 3 Meilen südöstlich von Amiens, an der Straße von Compiègne nach Amiens führenden Straße, 2 Meilen südlich von der Somme.)
1) Versailles, 27. November. J“ La Före hat nach zweitägiger Beschießung kapitulirt mit 2000 Mann und etwa 70 Geschützen.
In der Nacht vom 26. zum 27. heftiges Feuer der Forts in der Südfront von Paris.
Bei den Rekognoszirungsgefechten vor Orleans am 24. stießen 2 Brigaden des 10. Corps auf das vormarschirende französische 20. Corps, warfen dasselbe aus Ladon und Mat⸗ zières, und brachten ihm nicht unbeträchtliche Verluste bei. 146 Gefangene sielen in unsere Hände; diesseitiger Verlust etwa 200 Mann. — Am 26. gingen mehrere feindliche Compagnien gegen das 10. Corps vor, wurden abgewiesen, wobei sie allein 40 Todte heg ließen. Unter den Gefangenen befindet sich 1 General. Diesseitiger Verlust 3 Offiziere 13 Mann. von Podbielski.
88 8 8
Dijon, 27. November.
Eine Rekognoszirung am 26. ergab, daß Garibaldi mit seinem Corps von Pasques in Anmarsch sei. Bei einbrechender Nacht wurden die Vorposten Füsilier⸗Bataillons 3. Regiments heftig angegriffen und vom Batgillon Unger aufgenommen. Dieses wies 3 Angriffe auf 50 Schritt zurück, der Feind floh in Unordnung, warf Gepäck und Waffen fort. — Heute am 27. ging ich mit 3 Brigaden zum Angriffe vor und erreichte die feindliche Arrieregarde bei Pasques durch Umgehung von Plombières. Der Feind verlor 3. his 400 Mann an Todten und Verwundeten. Diesseitiger Verlust an beiden Tagen etwa ann.
“
*
(Ladon, Stadt von 1400 Einwohnern im Dep. Lolret, am
essard, liegt an der Straße von Montargis nach Orleans, Meilen östlich von Orleans, 2 Meilen westlich von Montar⸗ gis. ¾ Meilen nordwestlich von Ladon, an einer von Nemours herabführenden Straße liegt Mezières (-en-Gatine), Dorf von 490 Einwohnern, an einem Zufluß des Fusain. Pasques (Le Pasquier) ist ein Dorf von 345 Einwohnern im Jura, 2 Meilen nordwestlich von Dijon. Plombioères (Jes- Dijon), Dep. Cöte d'or, liegt 1 Meile von Dijon an der
Lyoner Eisenbahn).
8
Aus den Hauptquartieren in Versailles, 23. November.
Se. Majestät der König wurden gestern und vorgestern durch die unfreundliche Witterung in Allerhöchstihrem Haupt⸗ quartier zurückgehalten. Das Wetter ist seit mehreren Tagen veränderlich, die Temperatur jedoch durchschnittlich gelinder, als die Jahreszeit erwarten ließ; sie steht im Mittel auf 6 —80 Wärme. Zum großen Vortheil gereicht es der belagernden Ar⸗ mee, daß pie Nächte fast durchgängig milde und sternenklar sind. Der Gesundheitszustand der zum Theil noch bi⸗ vouakirenden Truppen ist ein durchaus zufriedenstellender. Se. Majestät empfangen täglich telegraphische oder dürch Ordon⸗ nanzen überbrachte Meldungen von der Armee des Prinzen Friedrich Carl. LS
Der Kronprinz, in dessen Hauptquartier die Befehle für die kombinirte Armee des Großherzogs von Mecklenburg aus⸗ gefertigt werden, widmet den größten Theil des Tages den militärischen Arbeiten seines Ober⸗Kommandos. Heute wird Se. Königliche Hoheit auf einem Diner erscheinen, welches der
Commandeur des 5. Armee⸗Corps, General von Kirchbach, zu
Ehren des Befehlshabers der III. Armee veranstaltet hat.
Die militärische Lage vor Paris hat sich in den letzten Tagen nicht verändert. Seit einer Woche schon ist das Geschütz⸗ feuer der feindlichen Forts gänzlich verstummt und auch von kleineren Scharmützeln bei den Vorposten wird nur wenig gemeldet. Es kommt bereits vor, daß französische Offi⸗ ziere, unter dem Sch der Parlamentärflagge, sich den diesseitigen Umfassungslinien nähern und, ihre Noth klagend, bei den deutschen Truppen um Lebensmittel bitten. Die Unterredungen, ie sich bei dieser Gelegenheit zwischen französischen und deutschen Offizieren ent⸗ spinnen, lassen den Eindruck zurück, als ob die Kriegs⸗ lust der Besatzung von Paris erheblich im Sinken be⸗ griffen sei. Auch übertreten größere Massen von bürgerlichen Einwohnern, den niedrigeren Volksklassen angehörig, die En⸗ ceinten und suchen die Verbindung mit unseren Vorposten, von denen sie Aufnahme erbitten, was ihnen natürlich nicht gewährt werden kann. Wenn derartige Vorgänge bisher nur im Norden stättgefunden haben, so ist der Grund darin zu finden, daß nach dieser Seite hin die ärmeren Quartiere der Hauptstadt gelegen sind.
Inzwischen gewähren einzelne Enthüllungen, welche pariser Blätter bringen, deutlichen Einblick in die Kriegspläne, mit denen der leitende Ausschuß der provisorischen Regierung in den letzten Tagen umgegangen war. Danach steht fest, daß man in der vorigen Woche und zwar am 17. (Donnerstag) den viel⸗ besprochenen Massenausfall wirklich beabsichtigt hatte. Den Truppen der Forts, Liniensoldaten und Mobilgarden, war auf⸗ gegeben worden, sich für 6 Tage mit dem eisernen Bestand ihrer Nahrungsmittel zu versehen. Es handelte sich also nicht blos um einen Ausfall in der nächsten Umgebung, wie der von Bicötre, Chevilly, Chàtillon, Bougival und Le Bourget, sondern um die Möglichkeit, günstigen Falls eine größere Truppenmacht außer⸗ halb der Forts verwenden zu können. Andeutungen davon waren übrigens schon bei der Mobilisirung der 100,000 Nationalgarden gefallen, welche zum Theil an Stelle der regulären Truppen den Dienst in den äußeren Befestigungen versehen sollten, sowie die Stunde eines Angriffs auf das belagernde Heer gekommen sein würde. Ueber die Richtung, in der ein Durchbruch der Cernirungs⸗ linie versucht werden sollte, erfährt man, daß Choisy le Roi, im Wesentlichen also das Gefechtsterrain des 30. September, zur Operationslinie gewählt war. Der Feind entschied sich für diesen Punkt, weil hier das Vorgehen größerer Infanteriemassen durch das Geschützfeuer aus mehreren der südlichen und öͤstlichen Forts unterstützt werden konnte und weil ihn ein Gelingen seines Planes in den Stand gesetzt haben würde, von hier aus die südliche Heeresstraße zu ge⸗ winnen, während man von den nordöstlichen und nördlichen Befestigungen, Rosny, Noisy, Romainville, d'Aubervilliers, St. Denis, die Stadt hinreichend beherrschte, falls die Entfernung eines Haupt Feld⸗Armee von den Unruhestiftern in den Vorstädt ille, La Villet
diesseitigen Armeen vorgegangen auch die Nacht über in Thätigkeit, vermittelst elektrischer Appa⸗
nicht mehr des Privatgebrauches zu sorgen. Daß der Vorrath von Kohlen ssich zu erschöpfen drohe, hatte man bereits vor 8 — 10 Tagen aus Privatbriefen entnehmen können. Schon seit Anfang No⸗ vember mußte sich die Regierung dadurch helfen, daß sie noch
und Chapelle, zu einer abermaligen Emeute benutzt worden
wäre, wie allerdings vielfach in Paris befürchtet wurde. Es
braucht kaum gesagt zu werden, daß General Trochu's Plan
in erster Linie auf ein Eingreifen der Loire⸗Armee berechnet
war, nur daß man in der Hauptstadt mehr auf eine Unter⸗
stützung von Orleans gls von Dreux her zählte. Was der Vertheidigungsausschuß, nachdem der Ausfall
unterblieben ist, nunmehr beschließen wird, ist noch nicht er⸗
sichtlich. Doch scheint es gewiß, daß er seine abwartende Hal⸗ tung vorlaͤufig noch beibehalten wird. Ueber der Stadt Paris bemerkt man seit 3 bis 4 Tagen außerhalb des Bereichs der
Feuerwaffen die zur strategischen Beobachtung eingerichteten
Ballons. Man bemerkt weiter, daß der Feind eine asronau⸗ tische Beobachtungslinie bis Melun unterhält, also ungefähr in der Richtung, in der einige Truppen⸗Abtheilungen der sind. Die Ballons bleiben
rate werden Feuerzeichen zwischen ihnen gewechselt, so daß,
bei der Annäherung französischer Truppenkräfte aus den Depar⸗
tements, die Nachricht schon zeitig nach Paris gelangen könnte.
Von dem Corps des Großherzogs von Mecklenburg hat man die Meldung, daß der Vormarsch auf le⸗Mans ohne Schwierig⸗ keit fortgesetzt werden konnte und daß die Truppen zur Stunde wahrscheinlich schon le⸗Mans erreicht
1 zt haben. General Kératry soll westlich von diesem Ort, doch in unmittelbarer Nähe, sein
Hauptquartier aufgeschlagen haben. Seine Stärke wird auf
ca. 27,000 Mann angegeben. Uebrigens steht der Hauptstadt, wie die Nummer des
„»Journal officiel« von heute angiebt, in kürzester Frist eine neue Entbehrung bevor. Die Regierung verkündigt, daß vom
30. November an die Verwaltung der Gasfabriken in Paris im Stande sein werde, für die Bedürfnisse
nachträglich einen nicht Unbeträchtlichen Theil des »Bois de
Boulogne« abholzen ließ, um an Ort und Stelle eine rasch improvisirte Fabrikation von Holzkoglen in Angriff nehmen
zu lassen. Die Ergebnisse aus diesem Material sind aber nicht
reichlich genug, um die Beleuchtung der Stadt, trotz der schon
lange beobachteten Einschränkungen, in der bisherigen Weise
fortdauern zu lassen.
— Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz folgende
Nachrichten eingegangen:
To urs, 27. November. (W. T. B.)
Ein Dekret der Regierung ordnet die Errichtung von Lagern zur Ausbildung und zur Vereinigung der mobilifirten Nationalgarde an. Für die Mobilgarden, die Francs⸗tireurs und Abtheilungen der regulären Armee werden Lager in St. Omer, Cherbourg, Coulie, Nevers, La Rochelle, Bordeaux, Clermont, Ferrand, Toulouse und Lyon errichtet. Die Lager
vpon St. Omer, Cherbourg und La Rochelle, welche strategi⸗ sche Bedeutung haben sollen, werden 250,000 Mann auf⸗
zunehmen im Stande sein, jedes der anderen Lager soll auf
60,000 Mann eingerichtet sein. — Preußische Truppen haben Verneuil und Bredoncelles (Dep. Orne) passirt. Man glaubt,
daß dieselben die Bestimmung haben, die Verbindung zwischen Le Mans und Tours zu unterbrechen. Die Ortschaften Vi⸗ braye (Dep. Sarthe), Mondoubleau (Dep. Loire et Cher) und Savigny sind gestern von den Preußen besetzt worden. Der »Moniteur« meldet über die neuesten Vorgänge bei der Loire⸗Armee, daß der kommandirende General Aurelles, um einer drohenden Umgehung seines linken Flügels durch sehr edeutende feindliche Streitkräfte vorzubeugen, sich genöthigt ge⸗ hen hat, eine »Konzentrirung« anzuordnen, durch welche die orps, welche sich bisher auf dem äußersten linken Flügel be⸗ fanden, näher an das Centrum herangezogen werden. In Folge dieser Bewegung dürfte die Räumung von Chateaudun erfolgen müssen. Brüssel, 27. November. Wie aus Arlon gemeldet wird, marschiren preußische Truppen mit Artillerie gegen Longwy. — Die »Indépendance belge« meldet: Aus Tours ein⸗ Hetroffene Berichte vom 22. d. M. gestehen ein, daß die in den letzten Tagen stattgefundenen Gefechte um Dreux für die fran⸗ zösischen Waffen sehr ungünstig gewesen sind. — Nach aus yon eingetroffenen Berichten vom 22. d. Mts. hat der Rath des Rhone⸗Departements beschlossen, eine Kopfsteuer von 40 Centimes aufzulegen, für deren Ertrag hauptsächlich Feldbatterien beschafft werden sollen. Das Vertheidigungs⸗ komite für die Landbezirke ist wegen seiner Unthätigkeit auf⸗ gelöst worden. Zwischen den Mobil⸗ und Nationalgarden haben in Folge der Wegnahme der rothen Fahne Streitigkeiten
ee
98 A - ’ S88 3E1“
stattgefunden. Die Behörden haben durch Zurückgabe de Fahne den Konstikt beigelegt.
Hessen. Darmstadt, 27. November. nung für die Sitzung der Zweiten Kammer am 5. k. Mts. ist bereits ausgegeben und lautet: I. Neue Eingaben. II. Be⸗ richterstattungen. III. Die Entgegennahme einer Vorlage der Großherzoglichen Regierung wegen Vereinigung der südlich des Main gelegenen Gebietstheile des Großherzogthums mit dem neu zu bildenden Deutschen Bunde.
Württemberg. Stuttgart, 27. November. (W. T. B.) Anläßlich der Unterzeichnung des Vertrages, betreffend den Eintritt Württembergs in den Deutschen Bund, sind die Haupt⸗ straßen der Stadt geflaggt.
Zayern. München, 25. November. Unsere Minister werden nach telegraphischer Mittheilung aus Versailles morgen früh die Rückreise antreten. — Man glaubt, daß die Kammern auf den 5. Dezember einberufen werden.
— 27. November. (W. T. B.) Fürst Lynar ist aus dem großen Hauptquartier in Versailles heute hier eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn. Ofen, 27. November. Die An⸗ sprache, welche der Kaiser an die Delegationen hielt, lautete nach der »Wien. Z.«:
»Die Worte der Ergebenheit, welche Sie im Namen der Delegation des Reichsrathes an Mich gerichtet, geben Mir Anlaß, zunächst Mein Bedauern über den verspaäteten Zu⸗ sammentritt der Letzteren auszusprechen. Ich reihe aber unmittelbar daran den Ausdruck freudiger Genugthuung, Mich in diesem Augenblicke von den Vertretern Meiner beiden Legislativen umgeben zu sehen. Die wichtigen Vorgänge, welche in Mir den Wunsch hervorriefen, Mich des Rathes und der patriotischen Unterstützung der Delegation versichert zu sehen, ahen ihre Bedeutung nicht verloren. Es sind sogar neue ernste
reignisse hinzugetreten. Ich rechne mit Zuversicht darauf, daß Sie, Meine Herren, unter allen Umständen das thun werden, was der echte Patriotismus, was die unzertrennlichen Lebens⸗ interessen der beiden Reichshälften eichen, und in diesem vollen Vertrauen erwiedere Ich Abre erzliche Begrüßung.⸗
Pesth, 27. November. (W. T. B.) Der Kaiser hat unter Vorbehalt weiterer Entschließung die von dem Minister⸗ Präsidenten Grafen Potocki überreichte Demission des gesamm⸗ ten Kabinets entgegengenommen.
Belgien. Brüssel, 27. November. (W. T. B.) Die »Indépendance Belge« veröffentlicht ein Telegramm aus Lon⸗ don vom 26. November, wonach die Antwort Gortschakoff's auf die englische Note, obwohl im festen Tone gehalten, doch den Weg zur Herbeiführung eines Arrangements eröffnet.
Lüktich, 27. November. 8. T. B.) In vergangener Nacht sind 60 gefangene Franzosen aus einer hiesigen Kaserne entflohen; bis jetzt ist es unmöglich gewesen, deren Spur aus⸗ findig zu machen.
Frankreich. Jules Favre bat folgendes Rundschreibe an die diplomatischen Agenten Frankreichs im Auslande ge⸗
1X1X“X“ ““ — 8 p ““ „„»‚Paris, 21. November 1870. Mein Herr! Sie haben gewiß Kenntniß von dem Rundschreiben gehabt, durch welches der Herr Graf von Bismarck die Ablehnung erklärt, welche von Preußen den Bedingungen der verhältnißmäßigen Verproviantirung entgegengesetzt wurde, die der von den neutralen Mächten ausgegangene Vorschlag natürlich mit sich brachte. Dieses Aktenstück machte eine Berichtigung um so nöthiger, als der Vertreter Preußens durch eine übrigens der ganzen früheren Polemik durchaus entsprechende Voreingenommenheit in demselben wichtige Thatsachen vernachlässigt hat, deren Auslassung nicht verfehlen konnte, die öffent⸗ liche Meinung in Irrthum zu führen. Wer seine Arbeit liest, der muß glauben, daß Herr Thiers im Namen der Regierung der National⸗ vertheidigung um die Eröffnung einer Verhandlung gebeten und Preußen dieselbe durch ein Gefühl der Rücksichten gegen den persön⸗ lichen Charakter unseres Abgesandten und von dem Wunsche beseelt, womöglich zu einer Versöhnung zu gelangen, angenommen habe. Der Kanzler des Norddeutschen Bundes scheint zu vergessen, und es ist unerläßlich, daran zu erinnern, daß der Vorschlag des Waffen⸗ stillstandes, über welchen Herr Thiers zu berathen gekommen war, den neutralen Mächten angehöͤrt und daß eine derselben bei Preußen gern den Schritt thun wollte, welcher unserem Unterhändler die Gelegen⸗ heit bot, in Unterredungen einzutreten. Dieser gute Dienst war keine vereinzelte Thatsache. Schon am 20. Oktober richtete Lord Granville an Lord Loftus eine dem Berliner Kabinet mitgetheilte Depesche und entwickelte in derselben mit großem Gewichte die Gründe des euro⸗ . Interesses, welche die Einstellung des Krieges herbeiführe müßten. - Ausgehend von der Fortsetzung der Belagerung und der Mög⸗ ücteit der Einnahme von Paris äußerte der Chef des Foreign⸗ ice. 8 »Indem man einen erfolgreichen Ausgang eines Angriffes auf
9
Paris in nicht ferner Zeit annimmt, ist es nicht unverständig, mit
8
seinen Vortheilen die voraussichtlichen Nachtheile zusammenzuhalten,