1870 / 377 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

welche sich ergeben könnten, und die Thatsache, daß einige derselben das Gefühl der Menschheit eben so sehr als den Verstand derselben berühren, hält Ihrer Majestät Regierung nicht ab, dieselben dem Könige und seinen Räthen vorzulegen. 1 1 Die bittere Exinnerung an die letzten drei Monate kann durch die Zeit und die Empfindung des tapfern Betragens des Feindes im Felde ausgelöscht werden. Es giebt Grade der Erbitterung, und die Wahrscheinlichkeit eines neuen und unversöhnlichen Krieges muß sehr vergrößert werden, wenn eine Generation von Franzosen das Schau⸗ spiel der Zerstörung einer Hauptstadt betrachtet, ein Schauspiel, ver⸗ bunden mit dem Tode von großen Massen hülfloser und unbewaff⸗ neter Personen und der Vernichtung von Schätzen der Kunst, der Wissenschaft und der historischen Erinnerung, die von unschätzbarem Werthe und unersetzlich sind. 1 Eine solche Katastrophe würde schrecklich für Frankreich, und, wie ich glaube, gefährlich für den zukuͤnftigen Frieden Europas sein; aber, wie Ihrer Majestät Regierung glaubt, für Niemanden schmerz⸗ licher, als für Deutschland und seine Beherrscher. Die französische Regierung hat, auf Betrachtungen hin bandelnd, welche für dieselbe Alles abschließen, seit der Zusammenkunft des Grafen Bismarck und des Herrn Favre Friedensverhandlungen abgelehnt. Aber Ihrer Majestät Regierung hat die Verantwortlichkeit auf sich genommen, in die provisorische Regierung zu dringen, daß sie in einen Waffen⸗ stillstand willige, welcher zu der Zusammenberufung einer konstitui⸗ renden Versammlung und zur Wiederherstellung des Friedens führen könnte. Ihrer Majestät Regierung hat ferner nicht verfehlt, derselben vorzustellen, wie wichtig es sei, jedes Zugeständniß zu machen, welches bei dem jetzigen Stande des Krieges mit ihrer Ehre verträglich ist. hrer Majestät Regierung ist nicht autorisirt, es zu sagen, aber sie ann nicht glauben, daß diese Vorstellung bei der französischen Regie⸗ rung ohne Wirkung bleiben wird. b Während dieses Krieges haben zwei moralische Ursachen die große materielle Macht der Deutschen unermeßlich unterstützt. Sie haben für die Surdcegs der drohenden fremden Invasion und für die Behauptung des Rechtes einer großen Nation, sich in der für die volle

Entwickelung ihrer Kräfte geeignetsten Weise zu konstituiren, gekämpft.

Der Ruhm dieser Anstrengungen wird vermehrt werden, wenn in Wahrheit in der Geschichte gesagt werden kann, daß der König von Preußen vorher jeden Versuch zur Herstellung des Friedens erschöpft hat, da der Belehl zum Angriff auf Paris gegeben worden ist, und daß die Friedensbedingungen nur gerecht, maßvoll und in Ueber⸗ einstimmung mit der Pelitik und den Gefühlen der gegenwärtigen Zeit gewesen sind.⸗ In dem Augenblicke, wo der e-. Minister diese Sprache Prenfn gegenüber führte, betonte sein Botschafter in Tours dieselben ründe, ohne jemals in Zweifel zu setzen, daß der Waffenstillstand nothwendig von der Verproviantirung begleitet sein müsse. Es ist mir gestattet, hinzuzufügen, daß über diesen Punkt, welcher den ein⸗ zigen Gegenstand des Streites gebildet hat, der Kanzler des Nord⸗ deutschen Bundes nicht verschiedener Meinung sein konnte, weil er Kenntniß von der offizioͤsen Sendung des Generals Burnside hatte, dem er von einem Waffenstillstande ohne Verproviantirung gesprochen hatte, welchen die Regierung der Nationalvertheidigung nicht hatte annehmen können. 8 England rieth also in den Ausdrücken des Völkerrechtes, d. h. mit einer der Dauer entsprechenden Verproviantirung, zum Waffenstill⸗ stande; auch wurde derselbe von den übrigen Mächten in diesem Sinne aufgefaßt und Preußen direkt durch einen Schriftenwechsel und Tele⸗ gramme vveheschlagen denen es seine Zustimmung ertheilte. In seiner Konferenz mit den Mitgliedern der Regierung am 30. Oktober räumte Herr Thiers nicht ein, daß diese Bedingung im Prinzipe bestritten werden könne, nur hatte er Weisung, an die er sich gewiß gehalten hat, nicht zu streng Betreffs der Ausführung desselben zu sein. Dem⸗ nach betheuert der Kanzler des Norddeutschen Bundes irrthümlich, derselbe habe erklärt, veinen Waffenstillstand nur annehmen zu können, wenn man darunter die Erlaubniß für Paris verstehe, sich im großen Maßstabe verproviantiren zu koͤnnen.“ Diese Behauptung ist un⸗

richtig. 1 8 Bie Zahlen eines täglichen mäßigen Verzehres waren vom 8 Handels⸗Minister aufs genaueste festgestellt, und diese allein dienten unserer Forderung, welche streng nach der Zahl der Tage des Waffen⸗ stillstandes bemessen war, zur Basis. Darin waren wir im Ein⸗ klange mit Brauch und Billigkeit, mit der Absicht der neutralen Maächte und, wie wir glaubten, mit der Zustimmung selbst. Vielleicht wäre es ihm ohne die Uebergabe von Metz und den unglücklichen Tag des 31. Oktober, den es mit schlecht verhehlter Genugthuung vernahm, nicht eingefallen, davon wieder abzugehen. 8 Der Kanzler des Norddeutschen Bundes beiont die Unzutraͤglich⸗ keiten, denen der Waffenstillstand die Belagerungs⸗Armee ausgesetzt haben würde. Aber er trägt den noch ungleich schwereren keine Rech⸗ nung, welche die Nichtverproviantirung für eine belagerte Stadt hat. Diese Unzuträglichkeiten sind der Art, daß sie die Zusammenberufung einer Versammlung als einen Spott erscheinen lassen, die in der Stunde ihrer Berathungen gewaltsam zur Ohnmacht geführt und durch die härteste aller Nothwendigkeiten dazu verdammt wäre, sich vom Sieger Gesetze vorschreiben zu lassen. Der Waffenstillstand ohne Verproviantirung, um nach Verlauf eines Monats über Frieden oder Krieg entscheiden zu lassen, war demnach weder billig noch ernst⸗ lich gemeint, er war für uns nur eine Täuschung und eine Gefahr. ch sage dasselbe von der Berufung einer Versammlung ohne Waffenstillstand. Wenn die Regierung eine solche Kombination für verträglich mit der Vertheidigung gehalten hätte, so würde sie dieselbe mit Freuden angenommen haben. Preußen mag ihr vorwerfen, nicht gewollt zu haben, daß die Meinung des französischen Volkes sich durch die Wahl einer Nationalvertretung frei aussprechee. Das Bedürfniß, den Widerstand des Landes zu theilen und zu schwächen,

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Folge leisten sollte.«

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erklärt diese Anklage zur Genüge. Aber welcher ehrlicher Mann wird sie zugeben? Wer fühlt nicht das übergroße Interesse, welches die Mitglieder der Regierung haben, die schreckliche Verantwortung zu be⸗ seitigen, womit die Ereignisse und das Votum von Paris sie belasten. Sie haben beständig mit dem heißen Wunsche nach Erfolg die wirk⸗ samsten Mittel gesucht, die Berufung einer Versammlung herbei⸗ zuführen, welche ihr theuerster Wunsch war und noch ist. Zu diesem Zwecke wandte ich mich an den Herrn Grafen von Bismarck in Ferriêres. Ich uͤberlasse dem öffentlichen Bewußtsein die Sorge, zu beurtheilen, auf welcher Seite die Hindernisse waren und ob die Re⸗ gierung dem Tadel von Europa ausgesetzt werden muß, weil sie die Deputirten Frankreichs nicht unter die Kanonen eines an die preußische Armee überlieferten Forts stellen wollte. Eine Versammlung ohne Waffenstillstand hätte uns, das ist wahr, diese Demüthigung erspart, aber sie hätte uns noch andere grausame vorbehalten. Die Wahlen wären der Willkür des Feindes, den Zufällen des Krieges, materiellen Unmoöͤglichkeiten unterworfen gewesen, die zugleich unsere tärische Aktion geschwächt und schon im Voraus die moralische Auto⸗ rität der Mandatare des Landes untergraben häͤtten. Und dennoch fühlten wir so energisch das Bedürfniß, vor den regelmäßigen Ver⸗ tretern Frankreichs zurückzutreten, daß wir diesen unlösbaren Schwie⸗ rigkeiten Ietroßt haben würden, wenn wir nicht auf den Grund unseres Gewissens hinabgehend, dort die große und höchste Pflicht herrschend, unbeugsam und über alle persoͤnlichen Interessen erhaben gefunden hätten, die Ehre sicher zu stellen und die Vertheidigung un⸗ geschwächt zu erhalten. Wir haben diesen Krieg verflucht und ver⸗ urtheilt; als in der Geschichte unerhörte Unfälle seine strafbaren An⸗ stifter zermalmt hatten, haben wir, um denselben enden su lassen, die Gesetze der Menschlichkeit, die Rechte der Völker, die Nothwen⸗ digkeit, die Ruhe von Europa zu sichern angerufen, und angeboten, durch gerechte Opfer dazu mitzuwirken. Man hat uns solche auf⸗ erlegen wollen, die wir nicht annehmen konnten; und Preußen hat den Kampf fortgesetzt, nicht um sein Gebiet zu vertheidigen, fondern um das unsere zu erobern. Es hat in mehreren unserer Departements Verwüstung und Tod gebracht; es belagert seit zwei Monaten unsere Hauptstadt, welche es mit Bombardement und Eöö bedroht und, um diesem gelehrten System von ewaltthätigkeit die Krone aufzusetzen, fordert es uns auf, eine Versammlung einzu⸗ berufen, welche zum Theil in seinen Feldlagern gewäͤhlt sein würde und, während die Kanonen der Schlacht donnern, friedlich berathen sollte. Die Nesterhng 82 eine solche Kombination nicht für aus⸗ führbar gehalten. Dieselbe hätte sie genöthigt, die Vertheidigung zu unterbrechen, und die Vertheidigung ohne regelmäßigen Waffenstill⸗ stand unterbrechen, hieße sie aufge en. Wer aber ist der franzoöͤsische Bürger, der sich über solchen Gedanken nicht empöͤrt fühlen würde? Das ganze Land protestirte dagegen. Man fordert es auf, zu stim⸗ men; es thut Besseres: es bewaffnet sich Unsere Soldaten, siegreich an der Loire, waschen mit ihrem edlen Blute die Schande des Kaiser⸗ reichs ab. Paris, dessen Mauern Preußen in wenigen Tagen nieder⸗ werfen sollte, widersteht seit mehr als zwei Monaten und bleibt mehr als jemals entschlossen, nachdem es sich unuüberwindlich gemacht hat.

Seine militärischen Anführer, welche der Verrath von Sedan ohne Hülfsmittel gelassen hatte, haben eine Armee und deren Material improvisiren, die Mobilgarde bilden, die Nationalgarde organisiren müssen. Ihre Arbeiten werden nicht unfruchtbar sein, und in dieser äußersten Krisis, welche wir durch alle Mittel, welche die Ehre gebot, zu beschwören versucht haben, bleibt nur die Sicher⸗ heit, daß Jeder seine Pflicht thun wird.

Die Regierung hat somit nicht, wie der Kanzler des Nordbundes sie dessen anklagt, versucht, sich die Unterstützung von Europa durch das scheinbare Eingehen auf eine Unterhandlung zu vermitteln, welche sie in Wirklichkeit zu brechen beabsichtigte. Sie weist eine solche Unter⸗ stellung laut zurück. Sie hat mit Dankbarkeit die Intervention der neutralen Mächte angenommen und hat sich loyalerweise bemüht, derselben Erfolg zu verschaffen unter den Bedingungen, welche eine derselben angedeutet hatte, indem sie in ihrem Telegramm sich berief auf „die Gefühle für Gerechtigkeit und Humanität, welchen Preußen

„In dieser äußersten Stunde würde sie sich gern auf das Urtheil derjenigen berufen, deren wohlwollende Stimme nicht gehört worden ist. Von ihnen wird sie keine Rathschläge der Schwäche erhalten. Nachdem sie derselben ihre moralische Unterstützung geg ben, werden sie anerkennen, daß sie diese zu verdienen fortfährt, indem sie energisch das Prinzip vertheidigt, welches sie aufgestellt haben; sie ist bereit, eine Versamm⸗ lung zu berufen, wenn ein Waffenstillstand mit Verproviantirung es ihr erlaubt. Aber es muß wohlverstanden werden, daß Preußen, indem es denselben verweigert, trotz aller seiner entgegengesetzten Er⸗ klärungen, unsere Verlegenheiten zu vermehren sucht, indem es uns verhindert, Frankreich um Rath zu fragen. An Preußen muß also die Verantwortung für den Abbruch S. werden, das wieder aufs Neue beweist, daß es entschlossen ist, Allem zu trotzen, um seine Politik gewaltsamer Eroberung und europäischer Herrschaft triumphiren zu lassen. Ich glaube, meine Herren, die Gesinnungen,

welche die Regierung beseelt haben, genau wiedergegeben zu haben, und ich bitte Sie, Sich mit denselben zu erfüllen, wenn Sie berufen

zu erklären.“ 6

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sein scene Sich darüb

Spanien. Madrid, 27. November. mission der Cortes ist in allen Städten, durch d

Enthusiasmus empfangen worden; eine ungeheure Menge er⸗ wartete dieselbe auf den Bahnhöfen. Beim Einschiffen der Deputirten in Carthagena am 25. Abends herrschte ebenfalls großer Enthustasmus und die Kommission verließ am 26. um

9 Uhr Morgens den Hafen, um nach Genua zu steuern

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mili⸗

land in Schweden im Jahre

E. †. ) ie Kom⸗ e sie kam, mit großem

MRumänien. Bukarest, 27. November. (W. T. B.) Die Kammern wurden heute vom Fürsten mit einer Thron⸗ rede eröffnet. In derselben werden die guten Beziehungen zur Pforte und zu den Garantiemächten beiont und der Abschluß einer Konvention bezüglich der Konsularjurisdiktion in Aus⸗ sicht gestellt. Das Budget für 1871 schließt ohne Defizit ab.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.

London, Montag, 28. November, Vormittags. gine Depesche der »Times« aus Versailles vom gestrigen Tage meldet, daß Odo Russel gestern vom Könige von Preußen zur

Tafel gezogen worden ist. 1

Das »⸗Amtsblatt der Norddeutschen Postverwaltung⸗ Nr. 89, enthält General⸗Verfügungen vom 24. November: Postanweisungs⸗Ver⸗ fahren im Verkehr mit den Ober⸗Postdirektions⸗Bezirken Elsaß und ede sg m c hn Postanweisungs⸗Verfahren im Verkehr mit den eldpostverkehr mit Großbritannien und Irland via

ende.

Die Nr. 47 der »Annalen der Landwirthschaft⸗ in den König⸗ lich preußischen Staaten, hat folgenden Inhalt: Sechste Bekannt⸗ machung, betreffend die an das Ministerium für die landwirthschaft⸗ lichen Fhestegeesteiten zur Abhülfe von Noth in westlichen Gienz⸗ ländern Deutschlands dingehodlien Geldsummen. Die Heerver⸗ pflegung und die Rinderpest. Vorschläge, jene zu verbessern und diefe zu verhüten. Transportabler amerikanischer Maisrebler mit Puß⸗ werk. Nachweisung des im III. Quartal 1870 in Berlin ein⸗ und ausgeführten Schlachtviehes. Berichte und Korrespon⸗ denzen: Aus dem Regierungsbezirke Coblenz. Literatur: Rechen⸗ schaftsbericht über die Thätigkeit des Central⸗Komites für die land⸗ und forstwirthschaftliche Statistik des Koͤnigreichs Böhmen im Jahre 1868. Das Wachsthum der Pflanzen. Von J. Knott. Neuesies illustrirtes Taschenbuch der bayerischen Bierbrauerei. Von H. Pfauth. Die Regeln der Lizitation und die allgemeinen Verpachtungs⸗ bedingungen für die Königl. preußischen Vomänenvorwerke. Von .K Centralblatt für die gesammte Landeskultur.

ie Landwirthschaft und derselben verwandte Gebiete betreffende Bücher, welche im Jahre 1869 der Bibliothek des landwirthschaftlichen Neintertace⸗ einverleibt sind. Schluts) Notizen: Nachrichten, die Rinderpest AEm In⸗ und Auslande betreffend: 1. Verzeichniß der Kreise und Ortschaften, in welchen seit den letzten Berichten vom 6. November (Wochenblatt Nr. 46, S. 406) die Rinderpest bis zum 18. Rovember neu Eeen ist. II. Stand der Rinderpest im westlichen Deutschland. III. Stand der Rinderpest in der öͤsterreichisch⸗ Hinghas g Monarchie. Erlaubniß zum Aufsetzen von Kränzen auf den Maischbottichen in Preßhefenfabriken (Beschluß des Bundes⸗ raths). E1“ in Italien Ernte in Soͤderman⸗ 870. Landwirthschaftliche Versamm⸗ lung und Ausstellung 1871 in Gethenburg. Arabisches und asiati⸗ sches Helungkiangs Thierheilpulver. Landwirthschaftliche Versuchs⸗ station in Darmstadt. ö Ortsvereine in Hessen⸗ Darmstadt. Ackerbauschule zu K heim. Personalien. Marktberichte.

Stärkepreise. Viehpreise.

Vereinsthätigkeit für die Armee.

Das Centralkomite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krie⸗ ger hat an den Praͤsidenten des Reichstages des Norddeutschen Bundes, Dr. Simson, nachstehendes Schreiben gerichtet: Berlin, den 24. November 1870.

Euerer Hochwohlgeboren und durch Ihre freundliche Dazwischen⸗ kunft dem Reichstage des Norddeutschen Bundes Kenntniß von der Theilnahme und Mitwirkung zu geben, welche uns und den sämmt⸗ lichen in unserer Mitte vertretenen alle Theile des deutschen Vater⸗ landes umfassenden Vereinen zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger während des jetzigen Krieges geschenkt worden, ist uns um so mehr ein Anliegen, als wir auch auf diesem Wege unseren Dand zu allgemeiner Kenntniß bringen möchten.

Abgesehen von den großen Mitteln an Geld und Materialien aller Art, welche den deutschen Landesvereinen und ihren Zweigver⸗ einen zugekommen und von ihnen bei der uüͤberall gleich eifrigen Lösung ihrer naͤchsten Aufgabe umsichtig verwandt worden, und deren Ge⸗ sammtbetrag wir erst in unserm endlichen Rechenschaftsberichte werden zusammenstellen können, sind unserer Centralkasse bis jetzt 2,644,980 Thaler zugeflossen, wovon die Geber 444,583 Thaler für die Inva⸗ liden des jetzigen Krieges und für die Wittwen und Waisen der in demnseten für Deutschlands Ehre und Sicherheit Gefallenen bestimmt

aben. Die Deutschen im Vaterlande selbst und im Auslande, bis zu den entferntesten Gegenden hin, haben hierbei in opferwilligster Weise zusammen gewirkt und fahren fort dies zu thun.

Von Deutschen im Auslande (zum Theil in Gemeinschaft mit anderen Angehörigen ihrer Wohnorte) haben wir 968,972 Thaler er⸗ balten, wobei allein aus den Vereinigten Staaten in Nord⸗Amerika 588,435 Thaler und aus anderen Theilen Amerikas 214,041 Thaler.

Ungeachtet die lange Dauer des Krieges die Zahl der Verwunde⸗ ten und Kranken und damit die Bedürfnisse der Lazarethe und Depots von Tage zu Tage steigert, hegen wir doch die zuversichtliche Hoffnung, daß die Theilnahme nicht aufhören wird, bis geraume Zeit nach er⸗ zieltem Frieden unsre Kriegsaufgabe abgeschlossen werden kann. Empfangen Euere ꝛc

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eve. Ackerbauschule zu Hildes⸗

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1 Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Bielefeld für das Jahr 1869 wurden auf den im Handelskammerbezirk belgenen Eisenbahnstationen im Jahre 1868 21,925 Waggons 100 Ctr.) Kohlen bezogen, gegen 21,800 Waggons in 1868. Die Eisenindustrie ist im andelskammerbezirk noch jung, entwickelt sich aber kräftig. Die se terhütte verkaufte im Jahre 1869 2,300,000 Pfund Gußwaaren / die Maschinenfabrik ꝛc. in Brackwede produzirte 484,000 Pfd. Eisen⸗ 4400 Pfd. Roth⸗ und Gelbguß und 625,000 Pfd. Kessel⸗ chmiedewaaren. Von zwei Maschinenfabriken in Bielefeld beschäftigte die eine 70, die andere 60 Arbeiter Eine Nähmaschinenfabrik lieferte im Jahre 1869 3500 Nähmaschinen. An Cement wurden per Cöln⸗Mindener ahn auf den 6 Stationen im Handelskammerbezirk 41,182 Ctr. ver⸗ sendet und 15,068 Ctr. empfangen. Die Bielefelder Dachfilzfabrik be⸗ schäftigte 26, die dortige Tafelglashütte 54 Arbeiter. In Brakwede ist im Jahre 1870 eine Schwefel⸗ und Salpetersaͤurefabrik in Betrieb ge setzt worden. Die Bielefelder Gasanstalt produzirte im Jahre 186 bis 1869 20,618,900 Kbf. 9 14 pCt. mehr als im Vorjahre, die- jenige zu Herford 7,166,800 Kbf. Der Brauereihetrieb hat besonders im Steueramtsbezirk Segg. wo 2475 Thlr. Braumalzsteuer, stat 853 Thlr. in 1868 gezahlt wurden, an Umfang zugenommen. Die Bünder Cigarrenfabrikanten setzten im Jahre 1869 nicht über 1 Mil lion Thaler um. Das Bielefelder Leinengeschäft, welches in Jahre 1868 recht günstig war, nahm im Jahre 1869 einen nicht befriedigenden Verlauf. Die Ravensberger Spinnere beschäftigte 22,456 Spindeln, gegen 26,348 in 1868, und spann 356,922 Bdl. in Bielefeld und 79,157 Bdl in Wolfenbüttel, gegen 474,314 und 68,908 Bdl. in 1868. Die Spinnerei »Vorwärts⸗ be⸗ schafti te in den beiden letzten Monaten 1869 von 10,000 Spindeln nur 500. Die mechanische Weberei zu Bielefeld hatte 340 Stühle in Betrieb und produzirte 45,345 Stück, gegen 41,939 in 1868. Das Etablissement wird auf 700 Stühle erweitert und wird dann die größte mechanische Leinenweberei auf dem Kontinent sein. Gebleicht wurden im Handelskammerbezirk 143,631 Stück Leinen und 35,088 Ctr. Garn, gegen 127,994 Stück und 37,403 Ctr. in 1868. Geleggt sind in Bielefeld 16,465 Stück, gegen 23,578 im Vorjahre; in Herford 3496 Stüͤchk, gegen 3771 in 1868. Bei der Leihbank für Weber waren Ende 1869 351 Stück Leinen und 1600 Ctr. Garn verpfändet, gegen 73 Stack und 3250 Ctr. Ende 1868. Die Seidenfabrikation war das ahr über lebhaft beschäͤftigt. Die Wollenwaarenfabrikation setzte lüsche wieder in bedeutenden Quantitäten nach Amerika ab, dagegen mußte die Handweberei wollener Damaste wegen der Konkurrenz der mechanischen Weberei aufgegeben werden.

Gewerbe und Handel.

New⸗York, 41. November. In New⸗York erwartet, wie die „New⸗Yort. Sandelsstg.⸗ berichtet, der Handelsstand sehnlichst den Frieden, um dem fuͤr den Handel unbefriedigenden Jahre einen er⸗ traͤglichen Abschluß zu geben und Massen von Stapelarttkeln, die 8. in New⸗York angesammelt haben, nach Europa zu befördern. er gestörte Exporthandel hatte einen weiteren Rückgang des Goldagios zur Folge/ dasselbe sank am 4. November auf 10 pCt., den niedrigsten Cours, den das Gold seit Anfang Juli 1862 erreicht hat. In den new⸗yorker Banken haben die Depositen in der Woche vom 22. bis 29. Oktober um 3,498,215 Dollar zugenommen, während die übrigen Branchen züemlich unverändert geblieben waren. Die Stimmung am Produkten⸗ und Waarenmarkt war flau, weil man vor Eingehung von Engagements erst die Nachricht von dem Friedens⸗ schluß abwarten wollte, auf die man in Folge der Waffenstillstands⸗ verbandlungen hoffte. Der Export erreichte am 1. November erst 152,948,431 Doll. Papierwährung; im J. 1869 betrug er in demselben Zeitraum 164,255,751 Doll. Dagegen übertrifft der Import den des verflossenen Jahres. Er belief sich am 29. Oktober im J. 1870 auf 254,961,780 Doll., 1869 auf 252,612,800 Doll. Gold. Füͤr importirte Webestoffe war der Markt wieder sehr schlecht geworden. An Baum⸗ wolle hatten sich am 29. Oktober 232,000 Ballen in den nordamerika⸗ nischen Häfen angesammelt, gegen 177,000 Ballen am 29. Oktober 1869. Die Baumwollenausfuhr erreichte in diesem Jahre bis 29. Ok⸗ tober nur 157,000 Ballen, gegen 177,000 Ballen in demselben Zeit⸗ raum 1869. Der Konsum von Baumwolle in den Vereinigten Staa⸗ ten wird pro 1870 ovuf 881,564 Ballen, gegen 864,254 Ballen in 1868 berechnet, da sich im laufenden Jahre die Zahl der Spinne⸗ reien von 844 auf 847 und die der Spindeln von 6/763,557 auf 7,114,000 vermehrt hat. An Getrteide lagerten in New⸗York am 1. November u. A. 1,661,291 Bsh. Weizen und 2,019,872 Bsh. Hafer, gegen 936,475 und 202,313 Bsb. am 1 November 1869. Der Export von Petroleum aus den nordamerikanischen Häfen betrug am 1. No⸗ vember 117,302,155 Gall., gegen 86,051,002 Gall. in demselben Zeit⸗ raum 1869.

Nach der inzwischen ebenfalls eingetroffenen »Rew⸗Yorker Handelszeitung« vom 12. November hatte das Fehlschlagen der Waffenstillstands⸗Verhandlungen in Versailles einen Rückschlag auf den Cours des Goldes geäußert, welches am 11. wieder 11 ½⅛ schloß. Der Boͤrsenverkehr in Bundes⸗Obligationen hat an der new⸗Yorker Boͤrse schon seit laängerer Zeit einen sehr schleppenden Verlauf ge⸗ nommen, weil das dortige Kapital die Bundes⸗Obligationen nicht mehr als Anlage sucht und die Nachfrage sich nur noch auf die europäischen Börsen beschraͤnkt. Desto lebhafter war in ew⸗York das Geschäft in Eisenbahn⸗Actien und Gold⸗Obligationen. Der Fehl⸗ schlag der Friedenshoffnungen hatte einen Rückgang in den Preisen aller Produkte zur Folge gehabt, jedoch war die Ausfuhr der letzten Woche durch die Erwartung des riedens belebter gewesen, als seit langer Zeit. Sie belief sich für New⸗York auf 5,181,358 Doll., gegen 4,901,510 Doll. in derselben Woche 1869. Be⸗

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sonders erheblich war die sfuhr von Baumwolle, wovon

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