1870 / 384 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Tours, 3. Dezember. Der in Paris erscheinende »Mo⸗ niteur« veröffentlicht eine Statistik der Generalität. Von 79 bei Ausbruch des Krieges aktiv figurirenden Generalen sind zur Zeit nur 13 angestellt; der Rest ist gefangen, todt und ver⸗ wundet. Die Generale d'Aurelles de Paladine und Lam tte⸗ rouge waren bereits pensionirt.

Italien. Florenz, 4. Dezember. (W. T. B.) Die De⸗ putation der Cortes hat heute die Krone von Spanien in offizieller Weise dem Herzoge von Aosta überreicht, welcher dieselbe angenommen hat.

Bei der Entgegennahme der Krone hielt der Herzog an die Deputation der Cortes folgende Ansprache:

Treu den Ueberlieferungen seiner Ahnen, verkenne er nicht die Schwierigkeiten seiner neuen Stellung und die Verantwortlichkeit vor der Geschichte. Er vertraue iadeß auf Gott und auf das spanische Volk, welches den Beweis geliefert habe, daß es sich einig weiß in der Achtung der Ordnung, der Religion und der Freiheit. Der Herzog fügte hinzu, daß er, um sich seiner Erwählung würdig zu machen, nur dem Beispiel und den konstitutionellen Traditionen, in denen er erzogen sei, loyal zu folgen babe. Der Herzog schloß seine Ansprache mit etwa folgenden Worten: Soldat in der Armee, werde ich vor den Repräsentanten der Nation der erste Bürger sein. Ich weiß nicht, ob ich das Glück haben werde, mein Blut fuͤr mein neues Vaterland zu vergießen und der großen Zahl derer, welche den Ruhm Spaniens verherrlicht haben, ein Blatt hin⸗ zuzufügen. Dessen bin ich aber in jedem Falle sicher, daß die Spanier,

von dem Koönige, den sie erwählt haben, stets sagen werden: Seine Loyalität weiß sich über die Kämpfe der Parteien zu erheben; er hat

zu sein, daß das Kabinet von London nicht nach seinem Belieben auf eine Auseinandersetzung mit den Unterzeichnern des Vertrages

von 1856 eingehen sollte. Für unsern Theil sind wir bereit, uns irgend

einer Deliberation anzuschließen, welche die Feststellung von Garan.

tieen für die Konsolidirung des Friedens im Drient zum Gegenstand

hat. Wir sind überzeugt, daß neue Garantieen gefunden werden würden in der Beseitigung einer dauernden Ursache von Gereiztheit zwischen den beiden am unmittelbarsten interessirten Maͤchten. Ihre

gegenseitigen Beziehungen würden sicherer auf die Basis eines guten

und, soliden Einverständnisses gestellt werden. Sie werden ersucht,

Herr Baron, diese Depesche Lord Granville vorzulesen und ihm eine

Abschrift davon zu lassen. Der erste Staatssekretär Ihrer britischen

Majestät hat uns das Bedauern ausgedrückt, welches er empfinden

würde, wenn diese Diskussion die Harmonie stören sollte, welche die Re⸗

gierung Ihrer Majestät der Königin unter den beiden Ländern zu erhalten

bestrebt gewesen ist. Haben Sie die Güte, Sr. Excellenz auszudrücken, wie

durchaus sein Bedauern von dem Kaiserlichen Kabinet getheilt werden

würde. Wir glauben, daß ein gutes Einvernehmen zwischen den

beiden Regierungen außerordentlich vortheilhaft ist für die beiden

Länder sowobl als für den Frieden der Welt. Wir haben mit leb⸗

hafter Genugthuung unsere Beziehungen waͤhrend der letzteren Jahre

immer näher und herzlicher werden gesehen. Die ernsten Umstände,

worin wir uns im gegenwärtigen Augenblicke befinden, scheinen uns

dieses wünschenswerither wie jemals zu machen.

8 Gortschakow.

Australien. Melbourne, 7. November! Das Parla⸗ ment wurde am 27. vor. Mts. eröffnet. Die Eröffnungsrede nimmt auf die verminderten Staatseinnahmen, welche in Dürre und Ueberschwemmungen ihren Grund haben, Bezug. Die Finanzlage wird als eine gesunde geschildert. Aber⸗ mals haben Ueberschwemmungen stattgefunden, welche großen

Schaden angerichtet haben.

Sydney, 5. November. Das Budget ergiebt ein Defizit von Pfd. St. 200,000. Das Ministerium schlägt vor, anstatt der Zollabgaben ad valorem, Abgaben nach Maaß und Gewicht einzuführen, sowie eine Einkommensteuer von 6 P. zu erheben.

Diese Maßregeln stoßen auf heftigen Widerstand.

Amerika. Washington, 2. Dezember. telegramm). Der monatliche Ausweis des thut dar, daß die Staatsschuld der seit dem 1. November um 7,500,000 Pfd. Sterl. vermindert 8 8 8 der Metallvorrath im

aatsschatze 96,2 d. Sterl., un 28,500. 000 Pfd. Sterl Pf 1 31“ Mr. Revady Johnson, ngte 8 degcd hat einen ansprüche veröffentlicht. Allen denjenigen, welche in die Angelegenheit auf Entschädigung Anspruch 1gg ö giebt er den Rath, mit ihren Forderungen sich unmittelbar an die Regierung Großbritanniens zu wenden.

Franz Herzberg, geboren am 16. April 1844 zu Recken⸗ in, zuletzt dort wohnhaft, 12) den Knecht Friedrich Christian Georg itte, geboren am 15. Februar 1845 zu Reckenzin, zuletzt dort wohn⸗ haft, 13) den Ludwig Serrin, geboren am 12. Januar 1845 zu Sterbitz, zuletzt dort wohnhaft, 14) den Knecht Friedrech Joachim Krull, geboren am 15. Juni 1845 zu Verbitz, zuletzt dort wohnhaft, 15) den Fischersohn Joachim Heinrich Georg Wilhelm Ludwig Lehmann, geboren am 25. Mai 1845 zu Klein⸗Wootz, zuletzt dort wohnhaft, 16) den Schneidersohn Friedrich Hans Joachim Werder, geboren am 29. September 1844 zu Garlin, zuletzt dort wohnhaft, 17) den Gärtnersohn Louis Friedrich Gottfried Heinrich Tesch, geboren am 6. Juli 1844 zu Nebelin, zuletzt dort wohnhaft, 18) den Tagelöhner⸗ sohn Joachim Christoph Schroederg geb. am 16. August 1844 zu Premslin, zuletzt dort wohnhaft, 19) den Chausseewärtersohn Joachim Friedrich Wilhelm Luetke, geboren am 15. Oktober 1844 zu Premslin, zuletzt dort wohnhaft, 20) den Musikus Christian Friedrich Apfelbaum, ge⸗ boren am 27. Juni 1844 zu Kletzke, zuletzt dort wohnhaft, 21) den August Wilhelm Wichert, geboren am 19. März 1844 zu Küm⸗ mernitz, zuletzt dort wohnhaft, 22) den Schneidersohn Johann Christian Roehl, geboren am 7. Januar 1844 zu Nitzow, zuletzt dort wohnhaft, 23) den Friedrich Carl Wilhelm Giese, gebo⸗ am 4. Juli 1844 zu Seddin, zuletzt dort wohnhaft, 24) den Tischler⸗ sohn Johann Joachim Thiede, geboren am 16. Juni 1845 zu Tacken, zuletzt dort wohnhaft, 25) den Kossäthensohn Hermann Joachim Giese, geboren am 22. Januar 1846 zu Seddin, zuletzt dort wohn haft, 26) den Tagelöhnersohn Johann Joachim Neumann, g boren am 25. August 1844 zu W. Warnow, zuletzt dort wohnhaft, 27) den Joachim Kunst, geboren am 27. Juli 1844 zu Wentdorf, zu letzt dort wohnhaft, 28) den Knecht Christian Friedrich Wilhelm Bartel, geboren am 16. September 1845 zu Lenzen, zuletzt dort wohn⸗ haft, 1 den Häuslersohn Wilhelm Christoph Heinrich Grabenstein vulgo Theeck, geboren am 19. September 1845 zu Cumlosen, zuleßzt dort wohnhaft, 30) den Einwohnersohn Carl Friedrich Schulz, geboren am 8. Juni 1846 zu Cumlosen, zuletzt dort wohnhaft, 31) den Einwohnersohn Christian Carl Kunst, geboren am 13. Oktober 1846 zu Wentdorf, zuletzt dort wohnhaft, 32) den Schauspielersohn Carl Emil Wilhelm Hermann Ascher, ge⸗ boren am 10. Oktober 1845 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 33) den Seemann Johann Christian Friedrich Wilhelm Ohnesorge, geboren am 27. Oktober 1845 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 34) den Fleischersohn Johann Friedrich Wilhelm Heinrich Wernecke, geboren am 29. November 1845 zu Lenzen, zuletzt dort wohn⸗ haft, 35) den Schneidergesellen Otto Johann Emil Heinrich Friedrich Wolf, geboren am 28. Mai 1845 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 36) den Commis Sally Warschauer, geboren am 30. September 1845 zu Wilsnack, zuletzt dort wohnhaft, 37) den Färbersohn Ludwig Her⸗ mann Meyer, geboren am 27. Dezember 1845 zu Wittenberge, zuletzt dort wohnhaft, 38) den August Hartwig Bartels, geboren am 14. Mai 1846 zu Wittenberge, zuletzt dort wohnhaft, 39) den Knecht Johann Friedrich Droehn, geboren am 17. Februër 1845 zu Bäck, zuletzt dort wohnhaft, 40) den Eigen⸗ 1 thümersohn Johann Joachim Hartwig Schütte, geboͤren am 11. Ot tober 1845 zu Bäck, zuletzt dort wohnhaft, 41) den Johann Carl Hans Teuffert, geboren am 24. Juni 1845 zu Bäck, zuletzt dort wohnhaft, 42) den Tagelöhnersohn Johann Friedrich Moeh⸗ ring, geboren am 12. Februar 1845 zu Blüthen, zuletzt dort wohn haft, 43) den Friedrich Siegmund Johann Mertens, geboren am 10. Januar 1845 zu Dargardt, zuletzt dort wohnhaft, 44) den Wil⸗ helm Joachim Friedrich Fischec, geboren am 23. März 1846 zu Blüthen, zuletzt dort wohnhaft, 45) den Stellmachersohn Fried rich Christoph Brunst, geboren am 7. Dezember 1846 zu Garlin, zuletzt dort wohnhaft, 46) den Kossäthensohn Fried⸗ rich Heinrich Porep, geboren am 12. Juni 1846 zu Nebelin, zuletzt dort wohnhaft, 47) den Musikussohn Wilhelm Christian Carl Behrend, geboren am 11. Oktober 1845 zu Pinnow, zuletzt dor wohnhaft, 48) den Eigenthümersohn Christian Klahr, geboren am 4. März 1845 zu Quitzow, zuletzt dort wohnhaft, 49) den Johann Friedrich August Boettcher, geboren am 8. Mai 1846 zu Lenzen, zu⸗ letzt dort wohnhaft, 50) den Webersohn Gottlieb Carl August Jo hann Hoehne, geboren am 31. Mai 1846 zu Lenzen, zuletzt dort wohn haft, 51) den Tagelöhnersohn Heinrich Wilhelm Gottfried Mewes, ge boren am 20. September 1846 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 52) den Schachtmeisterfohn Carl Friedrich Wilhelm Schulz, geboren am 27. August 1846 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 53) den Knecht Friedrich Christian August Peusch, geboren am 7. August 1846 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 54) den Tagelöhnersohn Johann Friedrich Christoph Tresse, geboren am 1. Dezember

Steckbriefe und Untersuchungs Sachen.

Steckbrief. Königliches Kreisgericht, I. Abtheilung u Sorau, den 2. Dezember 1870. Der Schuhmachermeister Jo⸗ seph Leuschner aus Wohlau, gebürtig aus Dyhernfurt, Reg. Bez. Breslau, soll wegen Theilnahme an einem schweren Diebstahle ver⸗ haftet werden. Er ist im Betretungsfalle anzuhalten und an uns abzuliefern. Signalement. Alter: am 24. April 1834 zu Dyhern⸗ furt geboren, Religion: katholisch, Größe: 5 Fuß 6 Zoll, Haare: dunkelblond, Stirn: hoch, Augen: blau, Augenbrauen: dunkel, Kinn: länglich, Gesichtsbildung: gewoͤhnlich, Gesichtsfarbe: gesund, Nase und Mund: gewöhnlich, Bart: bräunlichen Backen⸗ und blonden Schnurr⸗ bart, Zähne: lückenhaft, Gestalt: schlank, besondere Kennzeichen fehlen.

Steckbrief. Thielemann (Tilemann), Heinrich, Schuh⸗ macher aus Bielefeld, 27 Jahr alt, ist wegen Diebstahl« angeklagt und ist sein gegenwärtiger Aufenthaltsort unbekannt. Es ist ein Haftsbefehl gegen ihn erlassen. Antrag: Verhaftung und Anher⸗ transport. Celle, den 28. November 1870. 4

Königliche Kronanwaltschaft.

Die unten näher signalisirten Gebrüder Theodor und Hein⸗ rich Henkhaus aus Wattenscheid sind verschiedener schwerer Dieb⸗ lstähle dringend verdächtig und mit ihren Ehefrauen flüctig geworden. [Sämmtliche Civil⸗ und Mllitärbehörden werden ergebenst ersucht, die [Gebrüder Henkhaus, sowie ihre Ehefrauen im Betretungsfalle ver⸗ haften und hier vorfüͤhren zu lassen. Bochum, den 2. Dezember 1870. Koͤnigliche Staatsanwaltschaft. Beschreibung: 1) Theodor Henkhaus. Religion: katholisch, Alter: 25 Jahre, Größe: 5 Fuß 6 bis 7 Zoll, Haare: hellblond, Stirn: frei, Augenbrauen: blond, Augen: grau, Nase und Mund: gewöͤhnlich, Kinn: spitz, Gesicht: länglich, Gesichtsfarbe: blaß, Statur: schlank; 2) Heinrich Henk⸗ lhaus. Religion: katholisch, Alter: 35 Jahre, Größe: 5 Fuß 4 Zoll, Haare: blond, Stirn: frei, Augenbrauen: blond, Augen: grau, Nase und Mund: gewöhnlich, rothen Vollbart, Kinn: rund, Gesicht: oval, [Gesichtsfarbe: gesund, Statur: mittelmäßig. Besondere Kennzeichen: blinkert mit den Augen und geht etwas gebückt.

Steckbrief. Gegen den juoischen Handelsmann Israel Moses Rosenthal von Mariapol in Rußland, 22 bis 23 Jahre alt, von kleiner Statur, mit schwarzen Haaren, etwas Schnuer⸗ und Kinnbart, ist die gerichtliche Haft wegen Diebstahls beschlossen worden. Ich ersuche, den ꝛc. Rosenthal im Betretungsfalle zu verhaften und

[mich von seiner Verhaftung zu benachrichtigen. Derselbe ist dringend verdächtig, hier einen Gelddiebstahl von circa Fl. 215. begangen, unter

[Zurücklassung seines Weibes und Kindes die Flucht ergriffen und sich muthmaßlich nach Bayern gewendet zu haben. Frankrurt a. M., den 1. Dezember 1870. Der Könsgliche Staatsanwalt. J. V. Dr. Jordan.

Edictal⸗Citation. Auf die Anttage der Königlichen Staats⸗ anwaltschaft hierselbst vom 16. Mai 1870 ist mittelst Beschlusses des Aunterzeichneten Gerichts vom 19. Mai 1870 gegen den Drahtbinder Johann Baranetz aus Sodeomirs in Ungarn wegen Hausirkontra⸗ pention aus §8 5, 55, 57, in fine, 148 in sine der Gewerbe⸗Ordnung, §. 26 des Regulativs vom 28. April 1824, §. 20 des Gesetzes vom 19. J li 1861 die Untersuchung eröffnet und zum mündlichen Ver⸗ fahren ein Termin auf den 24. März 1871, Vormittags 9 Uhr, im Sitzungszimmer des unterzeichneten Gerichts angesetzt worden. Der seinem Aufenthalt nach nicht zu ermitteln gewesene Angeklagte wird zu obigem Termin hierdurch edictaliter mit der Aufforderung vorgeladen, zur festgesetzten Stunde zu erscheinen und die zu seiner Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche dem unterzeichneten Gericht so zeitig vor dem Termine an⸗ uzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, Im Falle des Ausbleibens des Angeklagten wird mit der Untersuchung und Entscheidung in contumaciam verfahren werden. Als Belastungz⸗ zeugen sind 1) der Königl Gendarm Schulz zu Sommerfeld, 2) die verehel. Halbhüfner Mertsching, 3) der Gärtner und Gerichtsmann Wishoil, 4) die verehelichte Gärtner Janke und 5) der Polizeiverwalter „Maertens, ad 2 —5 aus Göhren, zum Termine mit vorgeladen wor⸗ den. Sorau, den 12. Oktober 1870. 1 Königliches Kreisgericht. Abtheilung 1. .8 Ediktal⸗Citation. Auf die Anklage des Stagtsanwalts vom 13. Juli 1870 ist gegen folgende Angeklagte: 1) den Tischlersohn Cuno Wilhelm Klaeden, geboren am 26. Juni 1844 zu Havelberg, zuletzt dort wohnhaft, 2) den Schneidersohn Friedrich Wilhelm Rudolph Jahnke, geboren am 7. Juni 1844 zu Lenzen, zuletzt in Söllentbin wohnhaft, 3) den Schuhmachersohn Gustav Eduard Carl Karnofsky, geboren am 28. Dezember 1844 zu Perleberg, zuletzt dort wohnhaft,

keinen andern Gedanken als die Eintracht und das Glück der Nation. Rufe: »Es lebe

8 Die Rede des Prinzen wurde mit dem der König von Spanien« aufgenommen.

Rußland und Polen. In einer an den russischen Ge⸗ sandten in London, Baron Brunnow, gerichteten Depesche, datirt Zarskojeselo, 8. (20.) November, beantwortet Fürst Gort⸗ schakoff die Note Lord Granville's. Die Depesche lautet:

Herr Baron! Der englische Gesandte hat mir Lord Granville's

Doepesche in Antwort auf unsere Mittheilung vom 19. Oktober vorgelesen und mir eine Abschrift davon überlassen. Ich beeilte mich, dieselbe Sr. Majestät dem Kaiser vorzulegen. Unser erhabener Herr geruhte zu bemerken, daß sie zunächst einen Ausdruck des ernsten Wunsches des londoner Kabinets enthielt, die kordialen Beziehungen zwischen Eng⸗ land und Rußland zu erhalten, und zyweitens eine Versicherung, daß das Kabinet sich nicht geweigert haben würde, auf eine Untersuchung der Er⸗ gebnisse des Vertrages von 1856 einzugehen, so weit dieselben durch die Um⸗ Hände madifizirt woardae 2328. W. n⸗ Geuge Etco sttengen Rechtes betrifft, welches Lord Granville aufstellt, so wünschen wir nicht, in eine Diskussion einzutreten, Präcedenzen anzurufen, noch Beispiele anzuführen. Solche Kontroverse würde in keiner Weise das gute Einverständniß fördern, welches wir wünschen. Unser erhabener Herr hatte eine dringende Pflicht gegen sein eigenes Land zu erfüllen, ohne in irgend einer Weise zu wünschen, die Regierungen, welche den Ver⸗ trag von 1856 unterzeichnet haben, zu schädigen. Im Gegentheil, Se. Kaiserliche Majestät beruft sich auf ihr Gerechtigkeitsgefühl und auf ihre Achtung vor ihrer eigenen Würde. Wir bedauern daß Lord Granville sich hauptsächlich gegen die Form unserer Mittheilung wendet. Die Form war nicht unsere Wahl. Wir hätten gewiß nichts Besseres verlangen können, als unseren Zweck zu erreichen durck ein Ueber⸗ einkommen mit den Unterzeichnern des Vertrages von 1856. Aber der erste Staats⸗Sekretär Ihrer britannischen Majestät weiß worl, daß die zu verschiedenen Zeiten gemachten Versuche, die Mächte zu einer allgemeigen Konferenz zu versammeln mit der Absicht, die Ursachen der Schwierigkeiten zu entfernen, die den allgemeinen Frieden stoͤrten, jedes⸗ mal mißlungen sind. Die Verlängerung der gegenwäͤrtigen Kiisis und die Abwesenheit einer regelmäßigen Regierung in Frankreich schiebt die Moöglichkeit solcher Uebereinkunft noch weiter hinaus. Inzwischen ist die Lage, in welcher der Vertrag Rußland gelassen hat, mehr und mehr unerträglich geworden. Lord Granville wird zugeben, daß das Curopa von heute sehr fern davon ist, dasselbe Europa zu sein, welches den Vertrag von 1856 unterzeichnete. Unmöglich konnte Rußland zugeben, die einzige Macht zu bleiben, welche auf unbegrenzte Zeit durch ein Uebereinkommen gebunden sein sollte, welches, schon lästig zur Zeit, als es abgeschlossen ward, täglich schwächer in seinen Garantieen wurde. Unser erhabener Herr hat ein zu tiefes Bewußtsein von dem, was er seinem Lande schuldig ist, um dasselbe länger zu zwingen, sich einer Verpflichtung zu unterwerfen gegen welche das nationale Gefühl protestirt. Wir können nicht annehmen, daß die Aufhebung eines lediglich theoretischen Pri zips, welcher keine un⸗ mittelbare Wirkung gegeben wird und die an Rußland nur ein Recht 18 dessen sich beraubt zu sehen, keine Großmacht zugeben

(Kabel⸗ 3 Finanz⸗Ministers Vereinigten Staaten sich

der ehemalige amerikanische Ge⸗ Brief bezüglich der Alabama⸗

Statistische Nachrichten. Die Kirchen⸗ und Hauszkolleke fur die Taubstummen⸗ Anstalten der Provinz Westfalen hat, nach einer Bekannt⸗ machung des Ober⸗Präsidenten der Provinz Westfalen, im J. 1869 einen Ertrag von 5439 Thlr. ergeben, und zwar in den Regierungs⸗ bezirken Muͤnster 1179 Thlr. (gegen 1868 39 Thlr.), Minden 1186 Thlr. (— 15 Thlr.), Arneberg 3073 Thlr. (+ 81 Thlr.), im Ganzen 27 Thlr. mehr als im Jahre 1868 Von dem Ergebniß fallen auf die Hauskollekte 4132 Thzlr., auf die Kirchenkollekte der katholischen Gemeinden 475 Thlr., der evangelischen 740, der jüdischen 91 Thlr. In den 4 Taubstammen⸗Anstalten der Provinz befanden sich Ende 21869, wie Ende 1868, 123 Zöalinge, und zwar in Büren 44, in Lan⸗

genhorst 21, in Petershagen 19 und in Soest 39, darunter 76 Knaben

und 47 Mädchen. . Gewerbe und Handel.

Die Tuchfabrikation im Kreise Lennep hat sich, nach dem Jahresbericht der dortigen Handelskammer, im ꝛJ. 1869 mit Opfern Absatz auf neuen Märkten zu re schaffen gesucht, ist daher nicht ins Stocken gerathen, hat aber auch den Unternehmern keinen Nutzen ge⸗ währt. Zu den neuen Märkten gehört Neuholland, wo indessen nur in den Städten Sydney und Melbourne Absatz erzielt werden konnte. Das Geschäft in Streichgarn war das ganze Jahr über still gewesen, dagegen hat sich die Lastingfabritation weiter entwickelt und nament⸗ lich in der Fabrikation von Damenschubschäften an Ausdehnung ge⸗ wonnen. Das Siamosengeschäft kann sich wegen der Konkurrenz von Schlesien und Sachsen in den geringeren orten nicht entwickeln. Für

onnte, als drobend für den Frieden angesehen werden soll’ e, oder daß aus der Annullirung eines Punktes des Vertrages von 1856 die Annullirung des ganzen erfolgen müsse. Das Kaiserliche Kabinet hat niemals solche Absicht gehabt. Im Gegentheil, unsere Mitiheilung vom 19. Oktober erklärt in den deutlichsten Ausdrücken, daß Se. Majestät zu den allgemeinen Grundsätzen des Vertrages

dig aufrecht hält und daß er bereit ist, mit den unterzeich⸗

neten Mächten jenes Vertrages zu einem Uebereinkommen zu ge⸗ langen, um die allgemeinen Stipulationen desselven entweder zu bestätigen oder zu erneuern, oder dieselben durch an ere billige Vereinbarungen zu ersetzen, welche als geeignet betrachtet werden könnten, die Ruhe des Orients und das Gleichgewicht von Eu⸗

die Seidenbandfabrikation war das J. 1869 insofern ni ünsti als die fertige Waare durch das 8 dnrn des Rohstoffs dahe gamneg, Werth verlor, doch war der Absatz nach England un Nordam erika befriedigend. Desto geringer war der Expert von wollenen und mit Seide vermischten Bändern nach Nordamerika. Die Färbereien waren zum Theil stark, im Ganzen aber nicht vollauf beschäftigt. Die Deckenfabrik zu Burg an der Wupper vergrößerte ihren Absatz im 2. 1869 Die Papierfabrik daselbst litt an Wassermangel. Die apeten, Pulver⸗ und Kratzenfabriken batten regelm äßige Beschäftigung. Besonders günstig war das J. 1869 für die Remscheider Eisenindustrie. Die Gufstehlfabrikation ist im Kreise Lennep im Zunehmen begriffen;

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ropa zu sichern. Es scheint demnach kein Grund dafür vorhanden

wei größere Eisenwerke, ein Walzwert u S 8 J. 1869 neu angelegt ’“ und eine Schraubenfabrik, sind

4) den Tischlersohn Carl Ludwig Otto Kunze, geboren am 6. Januar 1845 zu hleasahn zuletzt wohnhaft, 5) den. Kaufmannssohn Eduard Heinrich Georg Dietrich Hermann Passow, geboren am (27. April 1845 zu Perleberg, zuletzt dort wohnhaft, 6) den Fleischer⸗ sohn Carl Heinrich Poehl, geboren am 26 Dezember 1815 zu Perle⸗ berg, zuletzt dort wohnhaft, 7) den Drechslersohn Otto Heinrich⸗ Wilhelm Sander, geboren am 21. Juni 1845 zu Perleberg, zuletzt dort wohnhaft, 8) den Commis David Süßkind, geboren am 20 März 1845 zu Seehausen, Kreis Osterburg, zulett zu Perleberg wohnhaft, 9) den Eigenthümersohn Otto Schrumpfn geboren am 30. Dezember 1844 zu Bendelin, zuletzt dort wohnhaft, 10) den Wilhelm Friedrich

Erdmann Gaede, geboren am 22. November 1844 zu Boberow, zuletzt dort wohnhaft, 11) den Schneidersohn Joachim Friedrich

611 ¾*

1846 zu Lenzen, zuletzt dort wohnhaft, 55) den Tagelöhnersohn Carl

Hermann Maddauß, geboren am 28. Dezember 1846 zu Perleberg zuletzt dort wohnhaft, 56) den Schneidersohn Carl Daniel Wilhelm

Pankow, geboren am 31. Oktober 1846 zu Perleberg, zuletzt dort wohnhaft, 57) den Schlossergesellen Wilhelm Blumenthal, geboren am 3. Januar 1846 zu Wilsnack, zuletzt dort wohnhaft, 58) den Eisenbahnarbeiter Carl Louis Ernst Wilhelm Bressem, geboren am 5. April 1846 zu Salzwedel, zuletzt zu Wittenberge wohnhaft, 59) den Matrosen Carl Ludwig Bluhm, geboren am 13. März 1846 zu Abbendorf, zuletzt dort wohnhaft, 60) den Tagelöhnersohn Johann Freiedrich Christoph Tresse, geboren am 1. Dezember 1846 zu Gan 8 dow, zuletzt dort wohnhaft, 61) den Schneidersohn Friedrich Blumenthal, geboren am 10. Februar 1846 zu Klein⸗Gottschow,