1870 / 387 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Rath Freiberr von Seebach, der Ministerresident der freien und Bredechges 8 1e eed htstsss hpdurch d Saasiet, der laspfgischen Senl keidtFcac, vn. Fruger 8 den Horseragctar den freien der Bundesverfasfung selbst einzutreten sei. Ich habe zu bemerken die und Hansestadt Hamburg Dr. jur. Kirchenpauer. Ehre gehabt, daß die Gründe, welche für die Bejahung dieser Frage

1116“ Tages⸗QOrdnung 28 angeführt werden können, von den verhandelnden Regierungen in klärte der Abg. Wagener (Neustettin), daß die »Wiener Tages⸗ keiner Weise verkannt sind/ daß sie aber ceglaubt haben, din Fan Presse« vom 4. Dezember zuerst das Schreiben des französischen wärtigen Mement nicht für den geeigneten halten zu EE1“ Konsals Lefaivre an die Abgg. Bebel und Liebknecht, nach den den durch der Beitritt der süddeutschen Staaten gebotenen Fragen

ihm eingezogenen Erkundigungen, veröffentlicht habe. nooch die großen Fragen binzuzufügen, welche sich an eine Revision g8 Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete die der Verfassung selbst knüpfen. Ich kann versichern, mi 2 die zweite Berathung: a) über den Vertrag mit dem Groß⸗ a - 11“ 8 Fans EE6 berzogthum Baden und mit dem Großherzogthum Hessen 1 würden; sie baben aber geglaubt, auf jeden dieser Wunsche für den 15. November d. J, über die Gründung und Verfassung des gegenwärtigen Moment verzichten zu müssen, weil sie davon ausgingen, Deutschen Bundes, Nr. 6 der .“ / S 88 Ber E1““ 4 noin steeene d it dem Königreich Württemberg vom 25. Novembe d. J., Dingen darauf ankommt, 808 deffen Beitritt der dem Reichstage zur Genehmigung Sn Bund über ganz Deutschland auszudehnen, es nicht richtig vorgelegten Verfassung des Deutschen Bundes, sowie über das sei, diejenigen verfassungsmäsigen Organe, welche üͤber die Vorlagen G“ Vertrage getörende Protokoll und die in Artikel 2 zu beschließen haben, in die Lage zu setzen/ dur tassen⸗ 8 Nr. 5 desselben erwähnte Militärkonvention, Nr. 9 der Druck⸗ Figgen. 11A1““ 1 hen sachen; c) über den Vertrag mit dem Königreich Bayern fes 888 8. ö“ 8 cs de une hafecsen Benn c, 23. November d. J., über dessen Beitritt zu der dem Reich J eRlrr 1eKnrk sSil Aleahe tage vorgelegten Verfassung des Deutschen Bundes, sowie über sein werden, von einer gleichen Enthaltsamkeit ausgehen werden, daß das zu diesem Vertrage gehörende Protokoll von demselben auch sie sich 887 1 ech der Fe 1“ Tage. Nr. 12 der Drucksachen. eeeeeem Wünsche, die sie für berechtig Halten mögen, in Beziehun

8 die Revision der Bundesverfassung selbst, zur Geltung zu bringen.

13““ Ich en meinerseits nur erklären, daß für die Regierungen die Mög⸗

Vom Abg. v. Hoverbeck: lichkeit nicht da ist, auf eine Revision der Bundesverfassung und

Der Reichstag wolle beschließen: In der beigefügten Verfassung darauf zielen die Anträge des Herrn Vorredners hin jetzt einzu⸗ den Art. 78 zu fassen: Veränderungen der Verfassung erfolgen im

Wege der Gesetz ehung, jedoch ist zu denselben im Bundesrathe eine

Mehrbelt 8 Dritteln der vertretenen Stimmen erforderlich. 1 Von dem Abg. Dr. Wigard: 1 üe Der Reichstag beschließen: dem Artikel 3 folgenden Zusatz Offizielle militärische Nachrichten.

beizufügen: Die persönliche Freiheit ist gewährleistet. Die Bedingun- Der Königin Augusta 8

gen und Formen, unter welchen eine Beschränkung derselben, ins in Berlin

besondere eine Verhaftung, zulässig ist, werden durch Gesetz bestimmt. in rlin. 1ö“

Die Wohnung ist 1 Fb. in Sn 38 1) Versailles, 6. Dezember.

Haussuchungen, sowie die Beschlagnahme von Briefen und Papieren, Bei Orleans sind über 10,000 Gefangene, 77 Geschütze

in d h Gesetz 1 ienden Fällen und Formen

““ 8 und 4 Kanonenboote genommen worden. Tresckow stürmte

gestattet. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden. n. um Mitternacht in Orleans.

Strafen können nur in Gemäßheit des Gesetzes angedroht und ver⸗ p t iheit des religiösen Bekenntnisses, der Ver⸗ b Heeseh.na Fhen Hene eheteestn eüsen. 1 Heute Manteuffel mit dem 8. Corps Rouen besetzt. Wilhelm.

treten, und ich habe Sie deshalb zu bitten, diese Anträge abzulehnen. Die Diskussion dauerte beim Schlusse des Blattes noch fort.

einigung zu Religions⸗Gesellschaften und der gemeinsamen häuslichen 8 SeFene Rtaha⸗ deehesa nabdaf wird gewährlreistet. Alle Religions⸗ Gesellschaften ordnen und verwalten ihre Angelegenheiten selbständig Der Genuß der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte ist unab⸗ hängig von dem religiösen Bekenntnisse. Den bürgerlichen und staats⸗ bürgerlichen Pflichten darf durch die Ausübung der Religionsfreiheit kein Abbruch geschehen.

on dem Abg. Wiggers (Berlin):

—— Reichstag Uhcliegen: in die Verfassung des Deutschen Bundes hinter Artikel 3 als besonderen Artikel folgenden Zusatz aufzunehmen: In jedem Bundesstaate muß eine aus Wahlen der Bevölkerung hervorgehende Vertretung bestehen, deren Zustimmung

ei jedem Landesgesetz und bei der Feststellung des Staatshaushalts erforderlich ist. Von dem Abg. Frhrn. von Nordeck zur Rabenau: Der Reichstag wolle nach Annahee des Vertrages mit den Großherzogthümern Baden und Hessen, d. d. Versailles, den 15. De⸗ zember 1870, beschließen: den Bundeskanzler zu ersuchen, alsbald eine dem jetzigen Stand der Dinge entsprechende Revision der am 7. April 1867 mit Hessen abgeschlossenen Militärkonvention herbeizuführen. Ferner vom Dr. Wigard und Genossen: 3 Der Reichstag wolle beschließen: Art. 32 dahin abzuändern: Die Mitglieder des Reichstages erhalten aus der Bundeskasse Reise⸗ kosten und Diäten nach Maßgabe des Gesetzes „Bis zum Erlaß dieses Gesetzes stellt das Bundes⸗Präsidium die Höhe derselben fest. Ein Verzicht auf die Reisekosten und Dääten ist unstatthaft. om Abg. Duncker und Genossen:

888 Neicgias wolle beschließen: der Nr 16 des Artikels 4 hin- zuzufügen: Hierbei sind folgende Grundsätze maßgebend: Die Preß⸗ freiheit darf durch keinerlei vorbeugende Maßregeln oder Hemmungen des Verkehrs beschränkt werden. Das Richt, sich friedlich und ohne Waffen in geschlossenen Räumen zu versammeln, so wie das Recht, Vereine zu bilden, darf von einer vorgängigen Ertaubniß nicht ab⸗ hängig gemacht werden. 1

Auf Antrag des Abg. v Hennig ging der Reichstag über den Antrag des Abg. Wiggers⸗Berlin, zur motivirten Tagesord⸗

nung über. dn der Diskussion betheiligten sich die Abgg. Dr. Wigard, von Hoverbeck, Wiggers (Berlin), von Hennig, Hausmann, Miquél, Fries, von Blankenburg, Graf Bassewitz, Duncker, Dr. Hirsch, Wagener (Neu⸗Stettin), Lasker, Becker (Dortmund), Bebel, Dr. Braun (Wiesbaden). . Der Präsident des Bundeskanzler⸗Amtes, Staats⸗Minister Delbrück erklärte nach dem Abg. Dr. Wigard:

Meine Herren! Ich habe bereits in meinem einleitenden Vortrog zu erwähnen die Ehre gehabt, daß die Regierungen bei den Verhand⸗ lungen über die Dokumente, die Ihnen heute zur Berathung vor⸗ liegen, sich wohl die Frage vorgelegt haben, ob neben denjenigen Ver⸗

2) Versailles, 6. Dezember.

vorgeschobene französische Brigade, wobei 10 Offiziere, 400 Mann und 1 Geschütz in unsere Hände fiel. Am 5. erneuertes sieg⸗ reiches Gefecht unseres rechten Flügels, wobei wiederum 1 Ge⸗ schütz genommen wurde. In Folge dessen verließ das zum Schutze von Rouen zusammengezogene feindliche Corps die Stadt, welche General Goeben noch im Laufe des Nachmittags besetzte. In den verlassenen Verschanzungen wurden 8 schwere Geschütze vorgefunden. General⸗Feldmarschall Prinz Friedrich Carl Königliche Hoheit meldet von Orleans: Bis jetzt 77 Geschütze und etwa 10,000 unverwundete Gefangene in unsern Händen, ebenso

mirt. Die Verfolgung wird fortgesetzt.

von Podbielski.

(Gidy, Janvry, Pruns sind kleine Dörfer, nordwest⸗ lich von Orléans, etwa 12 Kilometer, 1 —1 ¾ Meilen von die⸗

partement Loiret und in der Richtung auf Orgôres.) .““

Aus den Hauptquartieren zu Versailles, 3. Dezember.

Wie vorausgesehen wurde, drängen die kriegerischen Be⸗ gebenheiten zu großen Entscheidungen. Die Nord⸗Armee hat sich in voller Auflösung von Amiens zurückgezogen; die in die⸗ sem Kriege konstant auftretende Erscheinung, daß der Feind, sobald er die Unhaltbarkeit seiner Stellungen eingesehen hat, sich mit überstürzender Eile auf den Rückzug wirft, hat sich auch hier wiederholt. Die Masse des erbeuteten Materials und die große Zahl der Gefangenen dürfen als Beweis dafür gel⸗ ten. Belgischen Telegrammen und Zeitungsnachrichten zufolge befinden sich die nördlichen Provinzen Frankreichs seit der Flucht der Franzosen aus Amiens in einer wahrhaften Panique. Die Haltung der West⸗Armee ist zwar noch nicht vollständig aufgeklärt, doch legt eine gestern eingetroffene Nachricht, welche die Abdankung Kératry's meldet, den Rückschluß nahe, daß auch die Truppen in der Bretagne und in der Normandie sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen fühlen. Sollte sich die ebenfalls gestern eingetroffene Nachricht vom Rücktritt, Bourbaki's bestä⸗ tigen, so würde dies nur ein neues Zeugniß dafür sein, daß die letzte Truppenanhäufung, welche das nationale Komite mit

ö“ 14“ L] dem äußersten Aufwand

auf Grund der bestehenden Bundesverfas.

Am 4. warfen Abtheilungen des 8. Corps eine von Rouen

4 Kanonenboote, jedes mit einem Vierundzwanzigpfünder ar⸗

ser Stadt entfernt; sie liegen alle drei in der Beauce, im De⸗

8 8 I LE1“ 2

rster aller Kräfte vorgenommen hat, was die Tüchtigkeit der ausgehobenen Mannschaften anbetrifft, weit hinter den Erwartungen der obersten Führer zurückgeblieben ist. Die Bewegungen gegen Orleans und die feindlichen Stel⸗ lungen an der Loire setzten sich unter Umständen fort, die von der zähen Ausdauer und der ungebrochenen Kraft der deutschen Krieger das rühmlichste Zeugniß ablegen. Dem großen Erfolge, der dem General⸗Feldmarschall Prinzen Friedrich Carl gegen weit überlegene Streitkräfte gelang, ist auf dem linken Flügel rasch eine nicht minder bedeutsame Waffenthat unter ähnlichen Ver⸗ hältnissen gefolgt. Ein Angriff, den zwei französische Corps am 2. Dezember versuchten, um eine Konzentration der deut⸗ schen Südarmee zu verhindern, ist von den Truppen des Großherzogs von Mecklenburg durch ein siegreiches Gefecht östlich vor Artenay zurückgeschlagen worden. Wenn auch die genaueren Angaben zur Stunde noch fehlen, speziellere Mittheilungen über die diesseitigen Stellungen in diesem Augen⸗ blick überhaupt noch nicht zeitgemäß sein dürften, so lassen sich doch die Operationen im großen Ganzen bereits übersehen. Zwei vollständige französtsche Corps, das 15. und 16., stie⸗ ßen im Vorgehen auf die Armee⸗Abtheilung des Großherzogs, die so geordnet war, daß auf dem rechten Flügel die Bayern vom 1. Corps von der Tann standen, in der Mitte die 17. Division, links die 22.; eine Kavallerie⸗Division wurde in Re⸗ serve gehalten. Nachdem das Gefecht den ganzen Nachmittag über gedauert, wurden die Franzosen in Auflösung nach Artenay zurückgetrieben. Eilf feindliche Geschütze sind er⸗ obert worden. Unter den Verwundeten befindet sich Haupt⸗ mann von Bronsart vom Ober⸗Kommando der III. Armee, der dem Großherzog als Generalstabs⸗Offizier beigegeben war. Ueber die jüngsten Gefechte vor Paris ist Folgendes zu berichten. Es kann jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen sein, daß General Trochu seit dem 29. November mit dem Plane umgegangen ist, mit aller Kraft einen Massendurchbruch in östlicher Richtung zu versuchen. Die Aussagen der Gefan⸗ genen stimmen darin überein, daß den Angriffen vom 30. No⸗ vember der Gedanke zu Grunde lag, die deutsche Cernirungs⸗ linie in den Richtungen auf Meaux und Fontainebleau zu durchbrechen. Es war der Zweck des Ausfalls den Truppen bekannt gemacht und ihnen angesagt worden, daß sie um jeden Preis sich durch die deutschen Linien durchzuschlagen hätten, in Massen oder, wenn dies nicht gelingen sollte, bataillonsweise. Wie schon gemeldet, richtete sich der Hauptangriff auf die diesseitigen Marnestellungen. Die Wucht des Vorstoßes konzentrirte sich am 30. auf zwei Punkte. Der Feind beherrscht durch seine Forts und die in neuerer Zeit angelegten Außen⸗ werke den südlichen Marnebogen und die Ortschaften Adam⸗ Ville, östlich von der südlichen Krümmung der Marne, La Varenne, Pont Mesnil; weiter rückwärts St. Maur mit dem davorliegenden Bois les Fossés. Westlich von der Marne liegt die Stadt Créteil (ca. 2500 Einwohner), die, durch die Route Impériale von Paris auf Fontainebleau, mit dem Fort Cha⸗ renton, auf Distanz von 3 Kilometer, also kaum deutsche Meile in Verbindung steht. Wenige hundert Schritte von hier südlich befindet sich die kleine Anhöhe Mont Mesly. Gegen diese wurde der erste Angriff gerichtet; der zweite, gleichzeitige, ging von Nogent sur Marne aus, das am oberen Ufer des nörd⸗ lichen Marnebogen liegt, gegen die Dörfer Bry, Villiers, Champigny. Alle diese Ortschaften waren von deutschen Truppen besetzt, deren Vorpostenstellungen an diesem Abschnitt der Cernirungs⸗ linie ungefähr durch eine Linie von Noisy le Grand, über den Park von Coeuilly nach Chenevidres, Ormesson, Sucy und Boissy St. Leger bezeichnet wird. Die Lage der Dinge ver⸗ gleicht sich auf das Genaueste der bei Le Bourget (31. Oktober). Bei Mesly standen, als die Franzosen am Vormittag des 30. zum Angriff vorgingen, nur 3 Compagnien württembergischer Infanterie. Da diese, den Dispositionen gemäß, an das Gros herangezogen wurden, nahm der Feind, der in massenhaften Kolonnen aus Charenton debouchirte, die Höhe ein und fuhr zwei Batterien auf derselben auf. Mittags konnte jedoch eine württembergische Batterie gegen Mesly in Stellung gebracht werden. Während diese ihr Feuer unterhielt, hatte sich eine württembergische Divpision gesammelt. Sie stürmte die Höhe und trieb den Feind am Ostabhang herunter. Das Regiment Colberg vom 2. Corps, von württembergischer Infanterie unter⸗ stützt, flankirte die Franzosen und hinderte die französische Re⸗ serve, die in einem Wald zwischen Creteil und der Bahn von Karis nach Melun postirt war, am Eingreifen. Ganze Reihen feindlicher Infanterie wurden am Abhang zu Boden gestreckt, mehr als 300 Gefangene aufgebracht. Der Feind zog sich mit seiner Reserve zurück.

Der zweite Angriff entwickelte sich in derselben Weise. Die

Sachsen hatten erst am Morgen des 30. die Württemberger vei V

Champigny und Villters abgelöst. Doch standen auch an een nicht mehr als 6 Compagnien, sich, al Franzosen anrückten, auf die rückwärts stehen⸗ den Soutiens zurückzogen. Villiers wuürde sogleich von den Deutschen wiedergenommen, in Champigny und Brie behaup⸗ teten sich die Franzosen, als bei Einbruch der Nacht das Treffen abgenswe mumen mußte. er Verlust der Württemberger beläuft an diesem Tage auf etwa 800 Mann. Eine Depesche 8 Cchaan vrhn giebt den französischen Verlust auf 2000 Mann an. Damit stimmt überein, daß die Franzosen selbst am 1. Dezember um einen Waffenstillstand bis 4 Uhr Nachmittags baten, welcher ihnen, auch zugestanden wurde. Die Waffenruhe hatte den Zweck, die verwundeten Franzosen nach Paris zu führen. Da dieses Geschäft bis zur festgesetzten Stunde nicht beendet werden konnte, überließ der F heil seiner Bleffirten ihrem Schicksal. Einige wurden von den Württembergern, die hier wieder⸗ einen ehrenvollen Beweis der deutschen Humanität lieferten, noch in den späten Abendstunden des 1. Dezembers aufgelesen, andere mußten, da das feindliche Bombardement die Fortsetzung des Liebesdienstes unmöglich machte, zurück⸗ gelassen werden. Sie dürften einem gewissen Tode in der eisig kalten Nacht kaum entgangen sein. Am 2. Dezember, Morgens 7 Uhr, griff die erste württem⸗

bergische Brigade, mit den Sachsen vereint, Champigny wieder

an. Das Vorf wurde zweimal genommen. Da der Feind jedoch vermittelst der Eisenbahn Verstärkungen heranführen konnte, so gelang es ihm, Mittags wieder festen Fuß zu fassen. Der Kampf erneuerte sich und war für die Württemberger die mit außerordentlicher Zähigkeit Stand hielten, ein schwere und blutiger. Um 3 Uhr hatten sie die obere Hälfte des Dor fes wieder besetzt. Gegen 5 Uhr brach der Feind den Kampf ab, auch seine Forts stellten das Feuer ein. Dieses sichere Zeichen von Ermüdung läßt es ungewiß, ob das Gefecht morgen erneuert werden wird.

Se. Majestat der König widmeten in den letzten Tagen einen großen Theil ihrer Zeit den militärischen Berathungen Außer den gewöhnlichen Vorträgen der Generäle, die von 10 Uhr Vormittags entgegengenommen werden, fanden auch Abends Besprechungen statt, bei denen Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, General von Moltke und General⸗Lieutenant von Blumenthal zugegen waren. 88 8

ds g Weiter liegt vom Kriegsschauplatz folgende Nach⸗ richt vor:

Schwerin, 7. Dezember. Nach einem hier eingegangenen Telegramm des Großherzogs betrug der Verlust seiner Armee⸗ Abtheilung in den Kämpfen vom 2 bis 4. d. M. 3200 Mann. Der Feind verlor 2000 Todte und 14,000 Gefangene.

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1 RNouen, die über 100,000 Sinwohner zählende Hauptstadt des Departements Seine⸗inféörieure, ist am 6. d. vom rheinischen Corps unter General v. Göben besetzt worden.

Abgesehen von der Bedeutung dieser Provinzial⸗Hauptstadt

überhaupt, liegt in diesem weiteren Vorgehen deutscher Heeres⸗ theile bis in die Nähe der Seine · Mündung, des Kriegshafens le Havre und des Atlantischen Ozeans ein neuer moralischer Erfolg, der sich über die ganzen nördlichen Departements Frankreichs erstreckt und diese nunmehr völlig von den übrigen Theilen des Landes isolirt. In militärischer Beziehung wird die Reorganisation der geschlagenen Nord⸗Armee durch die Besetzung der Hauptstadt jener Distrikte nahezu unmöglich, die weitere Aufbietung geordneter Streitkräfte in diesen Gegenden unausführbar gemacht. Strategisch fällt in Rouen der fast wich⸗ tigste Punkt des Nordens in die Hand der Deutschen, der Knoten⸗ punkt zweier Babnen, die zur See nach le Häore und Dieppe und einer, die nach dem Innern, nach Paris, führen, 2 daß durch die Besetzung dieses Vorortes der Normandie die weitere Zufuhr von Hülfsmitteln zur Fortsetzung des Krieges von der See aus von dieser Seite wohl als zur Zeit vereitelt anzusehen sein dürfte; endlich ist auch die Leine⸗Schiffahrt vorläufig als unterbrochen zu betrachten.

Rouen liegt auf dem rechten Ufer der Seine, welche hier die Aubette und der Robec zufließen, am Fuße von 4 500 Fuß hohen Hügeln. Von Paris etwa 19 Meilen nordwestlich und 12 Meilen östlich le Havre gelegen, ist Rouen Sitz eines Erzbischofes, dem die Bischöfe zu Bayeux, Evreux;, Séôecz und Coutances unterstellt sind; die Stadt enthaͤlt die obersten Cionl⸗, Gerichts⸗ unds Militärbehörden, eine große Zahl von Wohltbätigkeits⸗ Anstalten, höheren Schulen, wissenschaftlichen und Kunst⸗ anstalten, unter denen die Bibliothek mit⸗ 111,000 Bänden und 2960 Handschriften, die Museen für Kunst und Alterthümer

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