1871 / 9 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Loir starke Rekognoszirungs⸗Detachements vorgesendet.

126 v11.“

8 Das⸗

jenige auf dem rechten Ufer meldet soeben, daß alle Gehöfte ꝛc. westlich von Villiers vom Feinde besetzt seien. von Kraatz⸗Koschlau.

8 8

Bericht über die Cernirung von Pfalzburg vom 15. August bis zum 12. Dezember 1870.

Die Festung Pfalzburg wurde am 8. August durch Trup⸗ pen des VI. Armee⸗Corps erreicht und am 14. durch die ge⸗ sammte Corps⸗Artillerie aus 60 Geschützen bombardirt.

In der Stadt brannten 57 Häuser ab. Am andern Mor⸗ gen wurde der Kommandant, Major und Bataillons⸗Chef Taillant, zur Uebergabe aufgefordert, welche er ablehnte.

Am 16. bezogen 2 Bataillone des 4. Niederschlesischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 51 die Vorposten zur Beohachtung der Festung. Das 1. Besatzungs⸗Bataillon (Erfurt) 3. Thüringi⸗ schen Landwehr⸗Regiments Nr. 71 kam am 18. August Abends auf dem Marsche von Buxweiler nach Saarburg in Lützelburg an und wurde hier durch offenen Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Preußen zur Ablösung der Linien⸗ Bataillone vor Pfalzburg festgehalten. Am 19. trafen auf der nördlichen Seite der Festung das 2. Bataillon (Sonders⸗ hausen) 3. Thüringischen Landwehr⸗Regiments Nr. 71 und das 1. Bataillon (Sangerhausen) 1. Thüringischen Landwehr⸗Regi⸗ ments Nr. 31 ein und übernahmen dort gleichfalls je ein Drittbeil der ganzen Cernirungslinie.

Vor dem Abmarsch des 51. Regiments richtete der Com⸗ mandeur desselben, Oberst von Knipping, noch einmal die Auf⸗ forderung zur Uebergabe an den Kommandanten, welche wie⸗ der zurückgewiesen wurde.

Wegen des sehr wenig übersichtlichen, vielfach tief durch⸗ schnittenen Terrains uen die Festung waren zur vollständigen Abschließung durch drei Landwehr⸗Bataillone bei einer Aus⸗ dehnung der Cernirungslinie von 5—6 Stunden eine bedeutende Anzahl von starken Feldwachen erforderlich, und war anfäng⸗ lich täglich ein Drittheil der gesammten Mannschaften für den Vorpostendienst in Anspruch genommen.

Es wurden am 23. August zwei Compagnien des 1. Ba⸗ taillons (Sangerhausen) 31. Regiments nach Saarburg zum Etappendienst kommandirt. Diese Schwächung und bald ein⸗ tretende Erkrankungen reduzirten bis zum Oktober das Cerni⸗ rungs⸗Corps auf kaum 1700 dienstthuende Leute, welche wechsel⸗ weise den einen Tag auf Wache und den andern in Allarm⸗ Quartieren sich befanden.

Die 4. Escadron des Schlesischen Reserve⸗Dragoner⸗Regi⸗ ments Nr. 3 wurde am 20. dem Cernirungs⸗Corps beigegeben, hauptsächlich zur Verrichtung des Ordonnanzdienstes, doch wurde dieselbe auch am Tage zur Beobachtung des freien, mehr übersichtlichen Terrains vor Zilling mit verwandt.

Diese Escadron wurde am 22. Oktober durch die 1. Esca⸗ dron Königlich bayerischen 6. Cheveaux⸗legers⸗Regiments in ihrem Dienste abgelöst. Die Besatzung der Festung, bestehend

aus einem Bataillon des 63. Linien⸗Infanterie⸗Regiments,

kleinen Krieg.

einem Bataillon Garde mobile, 100 Artilleristen und 500 Mann versprengter Turkos, Zuaven und sogenannter Isolés (Leuten von verschiedenen Regimentern) führte in energischer Weise den Wie überall vor Festungen, hielten auch hier

die Franzosen an der Gewohnheit fest, unausgesetzt auf jeden

sichtbar werdenden Mann Geschütz⸗ und Gewehrfeuer abzu⸗

geben.

Die Posten wurden dem entsprechend zu ihrem Schutze gut

eingegraben, und für Soutiens der Feldwachen gesicherte Loge⸗

ments geschaffen. Die Verluste während des Wachtdienstes

waren deshalb trotz des unaufhörlichen Schießens im Ganzen

3 nur gering. Am 24. August Morgens fand ein Ausfallgefecht

„.

bei den Unter⸗Eichen⸗Baracken statt, Dies Dorf, 1300 Schritt vom Glacis der Festung gelegen,

wurde durch den in Echelons schnell und energisch angreifenden

Feind, welcher sich im letzten Augenblick zu einem taktischen Körper von 800 Mann zusammenschloß, genommen, indem die

schwache Linie der Vorposten leicht zurückgedrängt werden konnte.

Als das 1. Bataillon (Erfurt) und das 2. Bataillon

(Sondershausen) 71. Landwehr⸗Regiments nach kurzer Zeit gegen

wurden auf gen alle Maßregeln getroffen, welche die Oertlichkeit und die numerisch gend gestatteten. Compagnie

und hauptsächlich durch einen gegen die feindliche linke Flanke

entsendeten Schützenzug zur Rückkehr gezwungen. Auch diesmal galang es ihm nicht, eine nennenswerthe Fouragirung auszu⸗ ühren.

Es wiederholte sich am 27. August Mittags ein ähnliches Gefecht abermals vor den Unter⸗Eichen⸗Baracken, unter gleichen Stärkeverhältnissen.

Da aber das Terrain von Schluchten mit theilweise steil abfallenden Rändern derartig zerrissen ist, daß ein sehr schnelles Eingreifen der selbst zunächst gelegenen Kantonnements kaum ermöglicht werden konnte, so nahmen diese mit numerischer Ueberlegenheit ausgeführten Ueberfälle einen gefährlichen Cha⸗ rakter an, indem die Festungs⸗Truppen unter dem Schutz ihrer weit tragenden Geschütze manöverirten, während unserer Mann⸗ schaft der Mangel an Artillerie fühlbar wurde. Dennoch hatte der Feind an beiden Tagen 3 Todte und ca. 20 Verwundete, während diesseits nur 10 Mann verwundet wurden.

In Folge der Anträge des Kommandos der Cernirungs⸗ truppen erhielt dasselbe später eine 4 Pfdr.⸗Feldbatterie. Die ganze Situation und das Verhältniß der sich gegenübersteben⸗ den Truppen wurde hierdurch ein anderes. Es war dies die 1. leichte Reserve⸗Batterie des II. Armee⸗Corps vom Belagerungs⸗

Corps von Straßburg. Schon in der folgenden Nacht 10 Uhr

eröffnete dieselbe auf die nichts ahnende Festung ein kurzes Bombardement auf Anordnung des Detachements⸗Comman⸗ deurs. Wenngleich auf keine besonderen Verluste für den Fein hierbei gerechnet wurde, so versprach man sich um so meh einen moralischen Druck auf die Civilbevölkerung und Garni son der Stadt und somit mittelbar auch auf den feindlichen Kommandanten. Diesseits waren hierbei keine Verluste. Diese Batterie wurde am 22. Oktober von einer 4pfündigen Batterie des VIII. Armee⸗Corps abgelöst. 8 Am 14. September um 4 Uhr Morgens machte der Feind einen Ausfall gegen das nördlich gelegene Dorf Büchelberg in der Stärke von 500 Mann. Die Feldwache vor dem Dorf

wurde zurückgedrängt und der Dorfeingang genommen. Die

dort kantonnirende Compagnie des 2. Besatzungs⸗Bataillon (Sondershausen) trieb den Feind, sobald sie sich gesammel

hatte, mit Energie und Entschlossenheit aus dem Dorfe zurück

und placirte die Feldwache in ihrer alten Stellung. Der feind liche Verlust war 20 Mann/ es blieben todt 1 französischer Liniensoldat, 1 Mobilgardist; außerdem wurden zahlreiche Ver

wundete mitgenommen. Diesseits wurden 8 Mann verwundet.

In dieser Zeit bis zur Einnahme von Straßburg war die Umgegend von Lützelburg von starken Francs⸗tireurs⸗Trupps angefuͤllt, so daß die Sicherheitsmaßregeln auch im Rücken des Kantonnements bedeutend vermehrt werden mußten und so die

Kräfte der Mannschaften auf das Höchste angespannt wurden.

Gerüchte über die Forchihas g. der Francs-⸗tireurs zu aktions fähigen Banden in der nächsten Nähe von Lützelburg verbreite⸗ ten sich seit dem 16. September. Die außerordentlichen Terrain⸗ Schwierigkeiten machten ein Einbrechen von solchen Banden aus den südlichen Vogesen und einen Ueberfall des mit kaum einer Compagnie besetzten Stationsortes Lützelburg sehr leicht

ausführbar, indem die bewaldeten Bergabhänge bis unmittel⸗ bar an das Bahnplanum und den Bahnhof Lützelburg heran-

traten. Die Führer dieser Freischützen⸗Corps, die nach ziem⸗ lich gleichlautenden Nachrichten nicht allein frühere franzö⸗ sische Offiziere waren, sondern auch

wohl mehrfach und sehr ernstlich in Erwägung gezogen. Denn

am 25. wurde der Commandeur der Truppen vor Pfalzburg, Major von Giese, vom Etappenkommando und dem Unter⸗

räfekten von Saverne telegraphisch benachrichtigt, daß nach

icheren Nachrichten die Aufhebung der Truppen in Lützelburg und die Zerstörung der dort liegenden Tunnels für die kom⸗

mende Nacht beabsichtigt sei. sich am 28. und am 29.

Diese Meldungen wiederholten vom Saarburger Etappen⸗ Kommando. Hierbei wurden die Francs⸗tireurs in einer Stärke von 800 1000 Mann angegeben. Selbstredend Grund solcher dienstlichen Benachrichtigun⸗

so geringe Besatzung Lützelburgs nur ir⸗ Auch war zur Unterstützung der letzteren eine des Königlich württembergischen 4. Infanterie⸗

anderen Nationalitä- ten angehören sollten, hatten einen Ueberfall Lützelburgs, die Zerstörung des Bahnkörpers und des so wichtigen Tunnels

Alles wurde zur Vertheidigung dieser am meisten exponirten

Häuser angestellt und nahm mit eintretender Dunkelheit die vorbereiteten Positionen unter besonderer Führung des Ba⸗ taillons⸗Adjutanten ein.

Am 28. hatten die Patrouillen bei dem zwei Stunden ent⸗ fernten Dorfe Daxburg ein großes, soeben verlassenes Biv uak, dessen Umfang auf die Stärke von 700 bis 800 Freischützen schließen ließ, vorgefunden. Es schien dies mehrere Tage benutzt worden zu sein. Die Führer dieses Trupps hatten aber keinen vollständigen Angriff gewagt, weil si bei den getroffenen Ge⸗ genmaßregeln die Erfolglosigkeit dieses Unternehmens voraus⸗ sehen mochten. Notorisch bleibt aber, daß sie von den Bergen aus durch Fanale und sonstige Zeichen sich mit der Festung Pfalzburg zu verständigen gewußt haben, auch einen oͤfter in Lützelburg verkehrenden Schullehrer aus Daxburg zur nächt⸗ lichen Zeit entführten und schließlich mit bis Besangon nahmen welcher sie bei den beabsichtigten Ueberfällen führen sollte.

Am 29. wurde die Feldwache bei Tunnel Nr. 5 unterhalb

Lützelburg angegriffen.

Durch das heftige Schießen schnell allarmirt, wurde eine

Compagnie aus Lützelburg mit Lokomotive dorthin entsandt, worauf die Francs⸗tireurs wieder in die Wälder zurückgingen. Nach dem Falle von Straßburg zogen diese Banden nach Süden hin ab, und die Aufmerksamkeit der Cernirungstruppen konnte wieder ungetheilt der Festung zugewendet werden. Immer nach Eintritt eines hervorragenden Ereignisses dieses Feldzuges, wie der Schlacht bei Sedan, Einnahme von Straßburg, Kapitulation von Metz, wurde der Kommandant der Festung mit dem Geschehenen bekannt gemacht und derselbe in Anbetracht der nun immer mehr erfolglos erscheinenden Ver⸗ theidigung zur Uebergabe aufgefordert. Er lehnte dies stets ab, indem er hervorhob, daß seine Wälle noch unversehrt seien. Am 2. Oktober waren die zwei nach Saarburg abkommandir⸗ ten Compagnien des ersten Besatzungs⸗Bataillons (Sanger⸗ hausen) 31. Regiments zu dem Cernirungs⸗Corps wieder hinzugetreten, und gaben durch diese Verstärkung den sämmtlichen Mannschaften doch einige Erleichterung im Wacht⸗ dienst. Ebenso trafen am 8. Oktober sechs Compagnien, am 11. Oktober zwei Compagnien zur Verstärkung ein, welche aber gleich nach ihrer Ankunft durch das Königliche General⸗Gou⸗ vernement eine anderweitige Verwendung in Etappenorten fanden und sofort nach ihren resp. Bestimmungsorten abrück⸗ ten. Schließlich wurde gegen Ende der Cernirung noch von den Etappentruppen zu Saverne und Saarburg je eine Com⸗ pagnie dem Detachements⸗Kommandanten zur Verfügung ge⸗ stellt, welche jedoch auch nur 3 Tage den Wachtdienst mit ver⸗ Die förmliche Belagerung der Festung oder wenigstens ein ernstes Bombardement wurde Stitens des Koͤniglichen General⸗ Gouvernements wiederholt ins Auge gefaßt, auch wurde diese Absicht, nachdem Se. Excellenz der Herr General⸗Gouverneur, Graf von Bismarck⸗Bohlen und Se. Excellenz der General⸗Lieute⸗ nant von Decker, Commandeur des Belagerungscorps vor Straß⸗ burg, und zwei Kommissionen von Generalstabs⸗Artillerie⸗ und

Ingenieur⸗Offizieren eingehende Rekognoszirungen vorgenommen

hatten, immer wieder aufgegeben, und zwar: 1) wegen derselsigen Bauart der Festungswälle und der daraus folgenden Schwierigkeit, eine Bresche zu legen, 2) wegen der ungünstigen Bodenverhält⸗

nisse, welche erschwerten, gedeckte Annäherungswege herzustellen, 3) weil schließlich die voraussichtlichen Opfer der Belagerung dieser Festung in keinem Verhältniß ständen zu der strategischen Bedeutung derselben, und 4) weil der Feind in seinem mo⸗ ralischen Element so weit erschüttert schien, daß kein Ausfall, der einen besonderen Erfolg versprach, zu gewärtigen stand.

Die Kampfweise zwischen den Truppen des Cernirungs⸗ 8

Corps und denen der Festung blieben insofern immer gleich,

als zu allen Zeiten auf alle Posten, Patrouillen und revidirende Offiziere von den Wällen und aus den Kasernen geschossen

wurde/ doch war das Gewehrfeuer der Festung zu den ver⸗

schiedenen Zeiten nicht immer gleich intensiv. So wurde besonders vom 16. November ab allmählich sich steigernd das Schießen aus der Festung sehr heftig, wobei die Feldwach⸗Soutiens fort⸗

während mit Granaten beworfen und das Gewehrfeuer fast salvenartig abgegeben wurde.

1 Obwohl nun auf die Entfer⸗ nungen von 900 bis 1200 Schritt die Treffwahrscheinlichkeit

nur gering war, so erbitterte das fortwährende Einschlagen der

der gegenüberliegenden Bastione nehmen. Die Festung nahm Feuer auf die diesseitigen Batterien und seßte dann das ganze Vorterrain unter ein sehr starkes Feuer. Verwundet wurden bierbei 1 Offizier, 1 Wehrmann des 1. Besatzungs⸗Bataillons EFrfurh 71. Regiments. Verluste an lebendem und todtem Artillerie⸗Matertal waren nicht vorgekommen.

Die Folge dieser Beschießung war die allmähliche Einstellung des Feuers der Festungsgeschütze auf unsere Feldwachen. Deser⸗ teure, welche meistens aus Mobilgarden bestanden, waren

Anfangs, wie später, trotz der strengen Kontrole des feindlichen

Kommandanten ab und zu entkommen; es konnte aus ihren Aussagen aber niemals auf den augenblicklichen Stand der Dinge Bestimmtes gefolgert werden, weil, wie es sich bald ergab, dieselben von den wirklichen Verhältnissen in der Festung keine Kenntniß hattetehan.

Dagegen konnte man mit ziemlicher Sicherheit auf den jedesmaligen Zustand der Lebensmittelnoth schließen, aus dem Grade der Kühnheit, mit welcher Bewohner der umliegenden Ortschaften, selbst mit Lebensgefahr, versuchten, Fleisch, Sal und Tabak durch die Posten zu bringen. Diese wurden jedo bald alle aufgefangen und durch Internirung in Gefängnissen unschädlich gemacht. So ging nach und nach der bedeutende Vorrath an Lebensmitteln, mit dem Pfalzburg durch mehrfach glückliche Zufälligkeiten reichlicher versehen war, als sonst die franzöfischen Festungen, seinem Ende entgegen. 5 Wochen war das Salz aufgebraucht; Rindvieh und Pferde waren bis auf 2 Stück letzterer Kategorie verzehrt, das Mehl war gleichfalls aufgebraucht, und nur mühsam wurde mittelst Handmühlen der tägliche Bedarf aus dem vorgefundenen Ge⸗ treide bereitet. Der Kommandant mußte die Civilbevölkerung erhalten, indem er selbst schon lange die vorgefundenen Vor⸗ räthe in Kellern und Scheunen mit Beschlag belegt hatte.

Von Tag zu Tag steigerte sich die Noth, erhöht durch epi⸗ demische Pockenkrankheiten. Am 30. November boten Par⸗ lamentäre der Festung die Kapitulation unter der Bedingung an, daß die Garnison mit den Waffen freien Abzug nach dem Süden Frankreichs erhalten sollte. Hierauf wurde ihnen be⸗ deutet, daß sie sich diesen Weg mit den Waffen in der selbst bahnen möchten und daß nur auf Grundlage der Kapi⸗ tulation von Sedan mit ihnen verhandelt würde. Alle übri⸗ gen Vergünstigungen nach der unbedingten Uebergabe hingen lediglich von der Gnade Sr. Majestät des Königs ab. Der Kommandant versuchte nun, die Mobilgarden truppweise als Deserteure aus der Festung zu entlassen. Dies sofort erkennend, ließ der Commandeur der Cernirung dem Kommandanten

sagen, daß die Annahme von Deserteuren diesseits von jetzt ab

verweigert werden müßte, und daß er persönlich dafür verant⸗ wortlich bliebe, wenn dennoch Deserteure herausgelassen würden, und auf dieselben süischossen werden müßte. Die Nutzlosigkeit einer weiteren Vertheidigung einsehend und besonders durch notorisch eingetretene Hungersnoth ge⸗

drängt, bot am 12. Dezember Mittags 2 Uhr der Komman⸗

dant der Festung Pfalzburg, Major Taillant, dem Comman⸗ deur der Cernirungstruppen die Uebergabe von Pfalzburg auf Gnade und Ungnade an.

Zur Abfassung eines besonderen Protokolls über die Ueber⸗ gabe der Festung wollte sich die Deputation, vom Komman⸗ danten abgesandt, nicht verstehen. 1t

Diese Deputation bestand aus dem Grafen Villatte, Com⸗ mandeur des Mobilgarde⸗Bataillons, dem Adjutant⸗Major Goffroy, dem Kapitän des Geniecorps de Mars. Genannte Offiziere verwiesen einfach auf das mitgebrachte Schreiben des Kommandanten, welches originaliter dem Königlichen Gene⸗ ral⸗Gouvernement im Elsaß vorgelegt worden ist. In seinem Schlußpassus enthielt es die Worte: »Die Thore Pfalzburgs ständen offen; man würde die Vertheidiger entwaffnet, aber nicht besiegt finden.., Am 14. Dezember Mittags wurde die Festung, welche bis dahin noch keinem Feinde ihre Thore ge⸗ dTass hatte, von den Königlich preußisch⸗bayerischen Truppen besetzt.

bmmittelbar vor Uebergabe waren sämmtliche Pulver⸗ und Munitions⸗Vorräthe zerstört, 12,000 Gewehre zerschlagen und sämmtliche Geschütze vernagelt worden.

Es wurde durch die Besetzung der Stadt

52 Offiziere,

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diesen Artilleriekampf sehr schnell auf, richtete Anfangs ihr

Schon seit

1 *

das Dorf mit Compagnie⸗Kolonnen vorgingen, raͤumte der Feeind sehr bald das Gefechtsfeld, ohne Lebensmittel mitnehmen zu können. Die entwickelten Bataillone wurden durch die

Festungsgeschütze jedoch wieder sehr stark beschossen.

Regiments von Saverne uns bereitwillig zur Verfügung ge⸗ stellt. Die Anspannung der Kräfte der Mannschaft des Corps war in diesen Tagen eine ganz besonders große. Tag und

Geschosse unmittelbar neben den Posten unsere Leute. 1838 Mann zu Gefangenen gemacht und In Erwägung dieser Umstände ordnete das Cernirungs⸗ 65 Geschütze erobert. 8 Kommando, um einigermaßen Repressalien zu nehmen, am

——.

. 8 Am 25. wurde gegen Mittelbronn ein gleichfalls sehr heftig

ausgeführter Ausfall der feindlichen Garnison unternommen.

Der Feind bemächtigte sich der Gehöfte, »die rothen Haͤuser⸗

genannt. Als er zum Angriff auf Mittelbronn überging, wurde er zunächst defensiv empfangen, aber durch energisches,

schnelles Handeln des dortigen Kantonnements⸗Commandeurs

und gleichzeitig eine Art Sicherheitsdienst unter den Bewoh⸗ nern der Gebirgsdörfer selbst organistrt. Zu den Feldwachen gegen die Festung hin traten neue Feldwachen zur Deckung des Rückens. Die bedrohten Häuser wurden in Vertheidigungs⸗

zustand gesetzt; Burschen, Schreiber, Ordonnanzen, Spielleute,

Nacht wurden die Patrouillen weit in das Gebirge entsendet 11“

November, Nachts um 10 ½ Uhr, wiederum ein kurzes Bombardement durch die leichte Reserve⸗Batterie des Premier⸗ Lieutenant Hartmann vom Artillerie⸗Regiment Nr. 8 von drei

Punkten der ganzen Cernirungslinie aus an und zwar von Trois

Maisons, Les Quatre Vents und Veschheim. Jedes Geschütz

sollte 40 Granaten verfeuern und die Richtung in den Rücken

„— Weiter liegt vom Kriegsschauplatze folgendes Telegramm des »W. T. B.« vor: Karlsruhe, 9. Januar.

General v. Tresckow meldet: Bourogne, 7. Januar.

Die Batterien Foehrenbach und Mohl seit heute Morgen im Feuer gegen Fort Perche.

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