1871 / 10 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1 Bourogne, 8. Januar. Die Festungs⸗Compagnie Weiß befindet sich seit heute Morgen im Feuer gegen Fort Perche. von Treskow.

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Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz folgende Nachrichten eingegangen: 8 bbbvbr, 9 Jannar. (W. T. B.) 1ö. 8 Gestern rückten preußische Truppen in der Stärke von 600 Mann mit Geschützen in Fécamp ein und zogen wieder ab, nachdem sie Requisitionen erhoben und die Telegraphen⸗ drähte abgeschnitten hatten.

Bordeaux, 9. Januar. (W. T. B.)

Ein Dekret der Regierung vom 5. Januar ordnet die so⸗ fortige Aushebung des Kontingents von 1871 an. Dieselbe wird alle diensttauglichen jungen Männer umfassen, und es wird keine Loosziehung stattfinden.

Stra ßburg, 7. Januar. Zur Linderung des Nothstandes in Straßburg waren bis zum 7. Januar eingegangen: 12,960 Thlr. 9 Sgr., zur Linderung des Nothstandes in Metz

und Umgegend 14,017 Thlr.

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Hannover, 9. Januar. In Bezug auf die in neuerer Zeit vorgekommenen Fluchtversuche französischer kriegs⸗

gefangener Offiziere ist hier der folgende Befehl ec⸗

lassen worden:

»Die kriegsgefangenen französischen Offiziere haben sich unserer⸗ seits einer so schonenden Behandlung zu erfreuen, wie man sie pflicht⸗ schuldig und gern jedem vom Unglück betroffenen Ehrenmanne ange⸗ deihen läßt. Ausgeschlossen hiervon müssen aber Diejenigen werden, welche durch ihre Handlungen auf das Prädikat eines Ehrenmannes Verzicht leisten. Demnach wird der in Hamburg internirte franzoͤ⸗ sische Lieutenant Marchesan des 91. Linien⸗Infanterie⸗Regiments, der unter Bruch seines Ehrenworts, eingeständlich auf der Flucht nach Marseille in Damentleidern ergriffen worden, nach der Feste Boyen abgeführt, um fortan dort wie ein Sträfling behandelt zu werden.

In gleicher Weise werden dorthin abgeführt die zur Zeit in Braunschweig auf Ehrenwort internirten franzoͤsischen Offiziere Major Prinz Bonaparte und Kapitän de Mondion. Diese haben schriftlich ihr gegebenes Ehrenwort zurückgezogen und damit ausgesprochen, daß sie ihrerseits sich nicht mehr an dasselbe binden. Hierdurch haben sie aber auch genugsam dargethan, daß unser bisheriges Vertrauen zu ihrem Ehrenwort ein unberechtigtes war.

Allen kriegsgefangenen franzoͤsischen Offizieren ist von diesem

Befehl Kenntniß zu geben. von Falckenstein.«

Sachsen. Weimar, 9. Januar. (Weim. Ztg.) Der Großherzog hat dem Landtagsvorstand auf die von demselben dargebrachten Glückwünsche zum Jahreswechsel fol⸗ gendes Schreiben zugehen lassen:

»Die Wünsche, welche der Vorstand des getreuen Landtages im Namen meines Landes am Schlusse des Jahres mir dargebracht, sind hier, wo ich sie fern von der Heimath inmitten des Kriegsgetümmels . meinem landesväterlichen Herzen nur um so wohlthuend er gewesen.

Auf das vergangene Jahr zurückblickend, gedenke auch ich in tiefer Bewegung der schweren Prüfungen, die der furchtbare Krieg dem ge⸗ sammten Vaterlande auferlegt, in welchen auch die Bevölkerung meines Landes mit opferfreudigem Muthe ausharrt. Mit aufrichtigem Schmerze gedenke ich vor Allem der Opfer, die der Krieg in den Reihen der tapferen Söhne meines Landes fordert, welche in treuer Pflichterfül⸗ lung mit den Besten unter den deutschen Kriegern wetteifern.

Aber zugleich erkenne ich mit dem tiefsten Danke, wie gnädig uns der allmächtige Gott in der Gefahr behütet, wie Er die unmittelbaren Leiden des Krieges vom vaterländischen Boden sern gehalten, wie Er die deutschen Heere von Erfolg zu Erfolge bis in das Herz des feind⸗ lichen Landes geführt, und wie Er den Sinn der deutschen Fürsten und Völker gelenkt hat, um in der gemeinsamen Erhebung der Waffen die Anregung zu finden zum innigen Zusammenschluß in dem wieder⸗ erstehenden Deutschen Reiche!

Möge der Segen des Allmächtigen auch in diesem Jahre auf dem deutschen Vaterlande und insbesondere auf meinem theuern Lande ruhen! Möge uns bald der ersehnte Frieden geschenkt werden, bei dessen Herannahen auch ich in die Heimath zurückzukehren hoffen darf! Indem ich diesen Wünschen Ausdruck gebe, erneuere ich dem Vor⸗ stand des getreuen Landtages die Versicherung meiner Landesfürstlichen Huld und Gnade. 8 Im Hauptquartiere zu Versailles, den 1. Januar 1871. 8

Carl Alexander.

Baden. Karlsruhe, 7. Januar. Die Wunde, die Prinz Wilhelm von Baden am 18. Dezember in der Schlacht von Nuits erhielt, ist, wie der »Köln. Zeitung«⸗ mitgetheilt wird, nicht so leicht, als es Anfangs schien. Die Kugel ist etwa einen Zoll unter dem linken Auge ein⸗ und zwei Zoll hinter dem linken Ohr am Halse wieder herausgegangen und hätte leicht tödtlich werden können. Sie drang in die Ohrenhöhle,

ohne jedoch das Trommelfell zu verletzen, hat aber viele kleine

bereiten.

und zwar einstimmig ihre Zustimmung, ebenso trat sie dem

Tapferkeit, Ausdauer und Hingebung der tapfern Truppen dankbar zu gedenken, sowie dem Antrag des Staats⸗Ministers

von diesem Beschlusse der Armee Kenntniß zu geben, gleichfalls mit Einstimmigkeit bei. Sodann wurden die Gesetzentwürfe über die Forterhebung der Steuern bis zum 30. Juni d. J., über die Einlösung der Ablösungs⸗Obligationen fünfter Serie und über die Beschaffung neuer Geldmittel zum Bau der Eisenbahnen gleichfalls einstimmig angenommen.

In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer

Wahlkreise zu den Reichstagswahlen so abzugrenzen, daß unter

nicht zerrissen werden und die Wahlkreise nicht über 1 Einwohner auf oder ab im Durchschnitt zählen, ü bergische Gesetz vom 8. Februar 1868 beziehe sich nur auf die Zollparlaments⸗Wahlen und nehme auch nur die künftige landesgesetzliche Regelung der Wahlkreise in Aussicht, währe das Reichswahlgesetz vom 31. Mai 1869 ein Reichsgesetz dazu in Aussicht stelle. Schließlich wurde der Antrag mit 44 35 Stimmen genehmigt.

Bayern. München, 7. Januar. Die Kammer der Reichsräthe nahm heute den Gesetzentwurf wegen des außer⸗ ordentlichen Militärkredits ohne Debatte an.

Oesterreich⸗Ungarn. Pesth, 8. Januar. Der Nach⸗ trag zum Rothbuche gelangt morgen zur Vertheilung. Derselbe enthält dreizehn Aktenstücke, darunter zwei Depeschen des Grafen Beust in der deutschen Frage. .

Prag, 8. Januar. (N. Fr. Pr.) Der Landes⸗Aus⸗ schuß beschloß ein Gesuch an den Kaiser, bezüglich eines Vor⸗ schusses von 300,000 Gulden aus der Staatskasse für die Be⸗ zirksschulen. Der Ministerrath berieth über dieses Gesuch, über⸗ mittelte dasselbe nicht dem Kaiser und lehnte es ab, da der Finanz⸗Minister Holzgethan sich weigerte, Vorschüsse ohne ver⸗ fassungsmäßige Bewilligung zu machen. Der Landes⸗Ausschuß beschloß deshalb ein neues Gesuch mit Betonung des Charak⸗ ters desselben als Majestätsgesuchs.

Agram, 8. Januar. Der croatische Landtag wurde beute durch den Banus als Königlichen Kommissar feierlichst

berufung eines neuen Landtages vor. Für seine Thaätigkeit wird dem Landtage das Wohlgefallen und die Anerkennung des Königs ausgesprochen: Hervorgehoben wird der Ausgleich zwischen Ungarn und Croatien. Das Reskript schließt, indem es den Segen des Himmels anruft für den vollzogenen Aus⸗ gleich und die vom Landtage beschlossenen Gesetze.

Großbritannien und Irland. London, 9. Januar. (W. T. B.) Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, hat Graf Bismarck an den Grafen Bern torff aus Versailles vom 8. d. ein Telegramm gerichtet bezüglich der bei Duclair versenkten englischen Schiffe. Graf Bismarck, heißt es in dem Tele⸗ gramm, habe zwar den Bericht des deutschen Kommandanten über diese Angelegenheit noch nicht erhalten, die hauptsäch⸗ lichsten Thatsachen seien indeß schon bekannt. Graf Bis⸗ marck bedauere aufrichtig, daß die deutschen Truppen, um die drohende Gefahr abzuwenden, genöthigt waren, englische Schiffe mit Beschlag zu belegen; er lasse die Reklamation auf Schaden⸗ ersatz zu und die Regierung werde den Werth der versenkten

Schiffe bezahlen.

Frankreich. Paris, 3. Januar. Die gestern erwähnte Proklamation Trochu's vom 30. Dezember lautet:

»Es werden große Anßrengungen gemacht, um die Einigkeit und das gegenseitige Zutrauen zu brechen, welchem wir es verdanken, daß wir Paris nach einer Belagerung von 100 Tagen aufrecht und wider⸗ standsfähig sehen.

Der verzweifelte Feind hat den Deutschen Paris nicht zu Weih⸗ nachten liefern können, wie er es versprochen hatte. Er fügt das Bombardement zu den verschiedenen Einschüchterungsversuchen hinzu, durch welche er gesucht hat, die Vertheidigung zu entkräftigen. Man breitet vor der öffentlichen Meinung die Beschwerden des außerordent⸗ sichen aus, und schließlich sagt man, die Regierung sei in ich getheilt

Die Armee hat in der That große Verluste erlitten. Sie bedarf ö welche der Feind ihr durch das heftige Bombardement nicht zuläßt.

Aber die Armee bereitet sich mit Beihülfe der Nationalgarde zur Aktion vor. Wir alle werden unsere Pflicht thun. Ich erkläre, es besteht keine Meinungsverschiedenheit in der Regierung, welche eng

verbunden ist in der Hoffnung auf Befkriung.⸗

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Nerven zerrissen, die dem Verwundeten zu Zeiten große Schmerzen

Württemberg, Stuttgart, 5. Januar. Die Kam⸗ mer der Standesherren gab heute gleichfalls dem Gesetz⸗ entwurfe, betreffend die außerordentlichen Militärbedürfnisse,

weiteren Antrage ihrer Kommission, aus diesem Anlasse der

v. Linden, dem Vorgange des jenseitigen Hauses entsprechend,

begründete der Abg. Elben (deutsche Partei) seinen Antrag, die

räumlichem Zusammenhang der Kreise die einzelnen Oberämter

der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Titel 96, Seminar in Osna⸗

das Seminarbedürfniß in Hannover gesagt worden ist, vollkommen

aufgelöst. Das Königliche Reskript behält sich die baldige Ein-

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.

rüssel, Dienstag, 10. Januar. Das »Journal de kell eeawr aus Bordeaux vom 4. d., daß der fällige Coupon der französischen Rente bei der General⸗Rezeptur da⸗ selbst eingelöst wird. Wie es heißt, wird sich Trochu nicht nach dem Mont Valérien zurückziehen, sondern beabsichtigt, sich schlimmsten Falls durchzuschlagen. Das »Echo du parlement⸗ meldet, daß drei Jahresklassen der belgischen Miliz behufs Schutz der West⸗ und Südgrenze neu einberufen sind. Brüssel, Dienstag, 10. Januar. Eingetroffenen Nach⸗ richten zufolge sollen die Preußen beabsichtigen, Givet zu be⸗ lagern. Preußische Plänkler haben sich bereits in Vireux ge⸗ zeigt. Wie von Longwy gemeldet wird, ist bereits preußische Belagerungs⸗Artillerie vor dem Platze eingetroffen. London, Dienstag, 10. Januar. Dem auswärtigen Amte ist bezüglich der Duclair⸗Angelegenheit noch die Mittheilung zugegangen, daß die offizielle Antwort auf die Depesche des Lord Loftus nach Eintreffen des offiziellen militärischen Berich⸗ tes abgehen werde.

Landtags⸗Angelegenhetten.

Berlin, 10. Januar. In der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten antwortete der Handels⸗ Minister Graf von Itzenplitz auf eine Anfrage des Abge⸗ ordneten Dietzel über die Bebra⸗Hanauer Bahn:

Ich kann dem geehrten Redner nur bestätigen, daß ich die Bahn von Bebra nach Arenshausen zu denen rechne, die ebenso wie die Tilsit⸗Memeler Bahn, sobald es überhaupt möglich ist, in erster Linie drankommen. Im Allgemeinen kann ich aber doch eine Bemerkung nicht unterdrücken, die mir schon vorhin auf der Zunge schwebte. Meine Herren, Friedrich der Große hat zur Melioration seines Landes gewiß so viel gethan wie irgend möglich; aber daß er es gethan hätte während der Dauer des zweiten und dritten schlesi⸗ schen Krieges, davon ist mir noch nie etwas bekannt geworden! Wir sind zwar jetzt nicht nach dem zweiten und in dem dritten schle⸗ sischen Kriege, wohl aber nach dem zweiten und im dritten deutschen Kriege. Also scheint mir, die Zeit muß doch erst wiederkommen, wo der Friede im Lande ist. .“

Bei der Diskussion über den Etat des Ministeriums

brück, entgegnete der Minister Dr. v. Mühler dem Abgeord⸗

neten Krüger: 1 8 Ich ergreife das Wort, um anzuerkennen, daß dasjenige, was über

in der Richtigkeit beruht. Es handelt sich nicht blos um eine Summe von 150,000 Thlr., welche von der früheren hannoverschen Regierung in Aussicht genommen war, sondern es handelt sich um eine viel größere Summe, die auf etwa 400,000 Thlr. berechnet ist, wenn nämlich der Plan, daß der dreijährige Seminarkursus allgemein werde, zur Ausführung kommt. Andererseits aber ist eben so sehr von dem Herrn Abgeordneten schon auf die Gründe hingewiesen worden, welche es unmöglich gemacht haben, in dem erwünschten Maß mit den neuen Einrichtungen vorzugehen: er hat auf die Kriegsereignisse von 1866 und auf die des gegenwärtigen Jahres hingewiesen, und die schwierigen finanziellen Verhältnisse, in denen wir in den vorher⸗ gehenden Jahren gelebt haben, erklären, warum die Regierung nicht 8 in der Lage gewesen ist, mit so bedeutenden Ausgaben vorzugehen. Es wird aber der Regierung erwünscht und erfreulich sein, sobald sie in die Lage kommt, nicht nur für andere Provinzen, sondern ebenso in gleichem Maßte für Hannover, wo das Bedürfniß ein sehr drin⸗ gendes ist, das ihrige zu thun. 8 Ueber die zum Etat der Seehandlung gestellten Anträge der Abgg. Jacobi resp. Richter: ““ 1) Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, künftig auch Spezialetats für die ge⸗ werbhlichen Etablissements und das berliner Pfandleih⸗Institut der See⸗ handlung, sowie Nachweisungen über die Betriebs⸗Verhältnisse dieser Anstalten nach dem Muster der über die Staats⸗Hüttenwerke gegebenen Nachweisungen vorzulegen. 2.,) Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Staats⸗ regierung aufzufordern, auf die Veräußerung der im Besitz der See⸗ handlung befindlichen Aktien der berliner Patent⸗Papier Fabrit Be⸗ dacht zu nehmen.

erklärte der Finanz⸗Minister Cam phausen: 8 Meine Herren! Soweit der zweite Antrag der ꝛc. Kommis⸗ sarien den Wunsch ausdrücken soll, daß zu einem angemessenen, dem Werth entsprechenden Preise mit der Veräußerung der Aktien der Patentpapier⸗Fabrik, welche die Seehandlung besitzt, vorgegangen wer⸗ den möge, stimmt dieser Antrag mit den Wünschen der Staatsre⸗ gierung vollkommen uͤberein. Es ist schon seit Jahren darauf Bedacht genommen worden Seitens der Seehandlung, sich dieses Besitzes zu entäußern; aber zu einer Entäußerung gehören immer zwei Mitwir⸗ kende, einmal der Verkäufer und zweitens der Käufer. Ich setze vor⸗ aus, wie es ja Seitens des Herrn Vorredners ausdrücklich bestätigt woorden ist, daß die Herren Kommissarien die Staats⸗Regierung nicht dazu drängen wollen, diese Aktien unter ihrem Werth abzugeben. Was dann den ersten Antrag betrifft, so möchte ich bitten, diesen Antrag abzulehnen, weil er in der That unausführbar ist. sist in 8 dem Antrage nur der Wunsch zu erblicken, über die Verhältnisse des Gewerbebetriebs der Etablissements der Seehandlung eine noch mehr

eingehende Auskunft zu erlan als sie s ther ertheilt worden ist,

und diese Auskunft dadurch, daß sie in dem Verwaltungsbericht auf⸗ genommen wird, sämmtlichen Herren Abgeordneten mehr zugänglich zu machen, so wird sehr gerne darauf Bedacht genommen, auchh diesem Wunsche zu entsprechen. Nach dem Antrage würde es sich indessen um die Aufstellung von Etats für die ge⸗ werblichen Etablissements der Seehandlung handeln. Solche Etats haben noch nicht existirt, sie können schon deshalb auch nicht mit⸗ getheilt werden. Die Seehandlung war und ist stolz darauf, daß sie ihren Betrieb kaufmännisch eingerichtet hat, und daß sie auch bei dem Betrieb der gewerblichen Etablissements sich nicht darauf ein eiassen hat, gleichsam Voranschläge für Dinge zu machen, die sich in der Wirklichkeit im Voraus nicht veranschlagen lassen. Ich kann Sie da- her nur bitten, den Antrag sub 1 abtehnen zu wollen und kann nur wiederholen, daß ich den Antrag sub 2 in dem von mir angedeuteten Sinne als mit den Wünschen der Staatsregierung übereinstimmend, aber auch als vollständig überflüssig bezeichnen kann.

Nach dem Abgeordneten Richter (Hagen) fügte der Finanz⸗Minister noch hinzu:

Ich nehme Anlaß, in Bezug auf den Antrag sub 2 anzuführen, daß, weit entfernt, daß die Seehandlung sich geweigert hätte, den Verkaufspreis zu nennen, sie schon mehr als einmal diesen Aktien⸗ verkauf vollzogen hat, und in nicht unerheblichem Umfange. Sollte sich jetzt ein Käufer finden, der bereit wäre, den von der Seehand⸗ lung geforderten Kaufpreis zu zahlen, so wird er noch morgen die Zusage erhalten, daß die Aktien zu seiner Versügung stehen.

Was den Antrag sub 1 betrifft, so will ich hinzufügen, daß ich vorher von den gewerblichen Etablissements sprach und deshalb die Leihämter in Berlin unberührt gelassen habe. Ich bedaure, daß ich in so später Stunde das Haus noch mit solchen Details belästigen muß, aber nach den Ausführungen des Herrn Vorredners kann ich dem Hohen Hau e und mir dies nicht ersparen.

In Bezug auf die Leihämter besteht gesetzlich die Einrichtung, daß die Gewinnüberschüsse der Leihämter verwendet werden zur Dotirung der Rotherstiftung. Das Verhältniß der See⸗ handlung und auch des Staates zu den Leihämtern besteht darin, daß für die von der Seehandlung hergegebenen Kapitalien ein fester Zinssatz gezahlt wird. Dieser Zinssatz besteht in 4 SCt. des hergegebenen Kapitals. Es ist für den Staat voͤllig indifferent, das heißt für das Geldinteresse des Staates, welches Resultat die Verwal⸗ tung dieses gewerblichen Etablissements ergiebt, und die desfallsigen Etats haben deshalb auch niemals der Genehmigung des Abgeord⸗ netenhauses unterlegen. Für diese Verwaltung bestehen ordentliche Etats, und wenn die Herren wie angeführt wurde, ist im Jahre 1851 eine Mittheilung darüber gemacht worden solchen Etat einzusehen wünschen, so bemerke ich: Seitens der Verwaltung steht nicht das geringste Hinderniß entgegen. Was die gewerblichen Etablissements betrifft, so bin ich der Ansicht, daß der Zustand, in dem sich eine Zeitlang diese Etablissements be⸗ funden haben, wesegztlich gebessert ist und hat verbessert werden köͤn⸗ nen durch die freiẽre Bewegung, welche die Seehandlung in Bezug auf ihre Verwaltung besitzt, und zwar nach einer eingehenden Unter⸗ suchung, die nach Erlaß der Verfassung in Bezug auf die Seehand⸗ lung stattgefunden hat, auf Grund der Beschlüsse, die im Jahre 1849, glaube ich, gefaßt worden sind. Daß es nun in Betreff der gewerb⸗ lichen Etablissements der Seehandlung absolut unmoͤglich sei, ähnliche Aufstellungen zu machen, das ist von mir nicht behauptet worden, wohl aber, daß es unzweckmäßig sei und daß es auch für das Hohe Haus kein wesentliches Interesse haben könne, solche Etats, die deoch in Wirklichkeit nicht so ausgeführt werden können, wie sie aufgestellt sind, zu seiner Cognition zu ziehen. Dabei willich nicht unterlassen, zu bemerken, meine Herren, daß der geehrte Herr Vorredner in Bezug auf den Buchwerth der Etablissements sich in einem sehr wesentlichen Irrthum befunden hat. Er scheint übersehen zu haben, daß in der Rubrik, wo über diese Ver⸗ haͤltnisse Auskunft ertheilt wird, von mehreren Dingen die Rede ist, daß der wichtigste Punkt darunter die Betriebskapitalien der Etablisse⸗ ments sind und nicht der Buchwerth, d. h. also der fest angelegte Werth des Etablissements selbst. Was aber all diese Fragen betrifft, so hatte die Seehandlung schon im Laufe des verflossenen Jahres von mir den Auftrag erhalten, eine vollständigere Auskunft über den Be⸗ trieb der Etablissements für das Hohe Haus fertig zu stellen, und das wird in dem demnächstigen Etat gescheben. 1

Nach dem Abgeordneten Gottberg erklärte der Finanz⸗ Minister: .

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat zum Ausgangspankt seiner Rede eine Aeußerung genommen, die ich vor einiger Zeir in diesem Hohen Hause gemacht habe. Diese Aecußerung hat meines Erachtens nicht wohl zum Ausgangspunkt dieser Rede dienen können, insofern als damals nur die Rede davon war, wie hoch die betreffende Ein⸗ nahmeposition in dem Staatshaushalts⸗Etat aufzustellen sein möchte, und als dabei erwähnt wurde, daß, wenn man bei der Ausbringung dieser Einnahmeposition in der Weise verfahren wäre, wie in fruͤheren Jahren, dann eine höhere Summe hätte ausgeworfen werden müssen als wie es geschehen ist. Bei dieser Aeußerung war von dem Ver⸗ fahren der Veranlagung meinerseits nicht entfernt die Rede. Was nun das Verfahren in Beziehung auf die Veranlagung der Klassensteuer betrifft, so kann ich in dieser Beziehung nur die Versicherung geben, daß es allerdings die Absicht der Staatsregierung und meine persön⸗ liche Absicht ist, daß bei der Veranlagung der Steuern durchaus dem Gesetze gemäß verfahren wird. Sollte dies nicht geschehen, so sind die Beschwerden in geordnetem Wege zu führen und werden da ihreramt⸗ liche Abhülfe finden .

Wenn eine Aeußerung von mir darüber gewünscht worden ist, ob es etwa in der Absicht liege, wenn, was Gott verhüte, ein Defizit wieder eintreten sollte, dann vorzugsweise auf die Erhöhung der di⸗ rekten Ste Bedacht zu nehmen, so habe ich mich b nderen

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