1871 / 21 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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sich fort, und wenn, wie bei

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zember v. J. vom Feinde verlassene Neuilly⸗sur⸗Marne und drang hierbei das 1. Batatllon des Infanterie⸗Regiments Nr. 106 in den östlichen Theil des Dorfes Nogent und bis an den Eisenbahndamm vor. Drei Mann der dort etablirten feindlichen Postenkette (davon 2 vom französischen 105. Linien⸗Regiment) wurden gefangen genommen und die Bahnlinie so lange gehalten, bis dem Feinde vom Fort aus beträchtliche Verstärkungen zugingen. Dann trat das obengenannte Bataillon unbelästigt vom Feinde seinen Rück⸗ marsch auf Neuilly an und von dort kehrte das ganze Detachement nach Chelles und in die Cantonnements zurück. Die Kanonen des Fort Nogent hatten sich nicht betheiligt und der ganze Verlust bestand aus 2 Schwerverwundeten. (2 nach der Expedition Vermißte fanden sich am folgenden Tage wieder bei der Truppe ein.) In ähnlicher Weise wurde die Alarmirung des Dorfes Nogent in den Nach⸗ mittagsstunden des 5. Januar durch das 2. Bataillon 105. Regiments, das 3. Bataillon 106. Regiments und die 4. leichte Batterie unter Befehl des Obersten von Tettau, Commandeur des erstgenann⸗ ten Regiments, wiederholt. Es zeigte sich sogar, daß die vorangegangene Unternehmung entschieden deprimirend auf den Feind gewirkt hatte, denn dem an der Eisenbahn erscheinen⸗ den 2. Bataillon 105. Regiments gegenüber ergriffen die feind⸗ lichen Feldwachen die Flucht und gestatteten, daß diese nur 600 Schritt vom Fort Nogent entfernte Linie bis zum Dunkel⸗ werden besetzt gehalten und dann ohne jeden Verlust der Abmarsch angetreten werden konnte. Ebenfalls am 5. Januar, aber vor Tagesanbruch, fand seitens der 23. Infanterie⸗Division eine Alarmi⸗ rung der feindlichen Vorposten im Dorf Rosny vom Avron her statt. Desgleichen ging vor Tagesanbruch das 3,. Bataillon

2. Grenadier⸗Regiments Nr. 101unter Leitung des Vorposten⸗Komman⸗

danten, Obersten v. Rex, Commandeur des Leib⸗Grenadier⸗Regiments, von Villemomble aus zur Alarmirung der Besatzung von Bondy und egen die Mühlhausener Eisenbahn noördlich des Dorfes Rosny vor. An beiden Punkten erhielten die vorderen Compagnien lebhaftes

Feuer von dem in Schützengraͤben liegenden Feinde und unterhielten,

selbst Deckungen suchend, etwa 3 Stunden lang ein gutunterhaltenes Feuergefecht. Da sich dabei immer mehr herausstellte, daß eine eventuell beabsichtigte zeit-weilige Zerstörung der Eisenbahn sich nur mit sehr großen Opfern bewerkstelligen ließe, wurde der erlassenen Instruktion gemäß, etwa 8 Uhr Morgens, der Rückzug angetreten. Der Verlust des Bataillons betrug 4 Mann verwundet, 1 vermißt. Am Nachmittage desselben Tages fand endlich ein ferneres Vor⸗ gehen des 3. Infanterie⸗Regiments Nr. 102 von Gagny über den Avron weg statt, um dem Feinde das Vorhandensein groͤßerer Massen daselbst anzudeuten. Bald nach der Rückkehr beider Detachements vom Avron und von Nogent eröffneten nun nach langer Pause am 5. Januar Nachmittags 35 Uhr sämmtliche Ostforts, mit Ausnahme on Nogent, plötzlich eine ungewöhnlich heftige, namentlich gegen das Plateau von Rancy gerichtete Kanonade aus 31 Geschützen. Der

Zweck der Demonstrationen war also erreicht und wurde eine Fort⸗

etzung derselben um so unnöthiger, als am Abend die telegraphische Nachricht einging, daß die Armirung der südlichen Angriffsbatterien in der vergangenen Nacht ungestört vom Feinde ausgeführt und Mittags die Beschießung der Forts daselbst bereits begonnen habe. Am Nachmittag konnte man bereits vom Mont Avron aus südwestlicher Richtung ein donnerähnliches Getöse wahrnehmen und nahm dieses durch die schon erwähnte Kanonade der östlichen Forts und die heftige Erwiderung der Belagerungsbatterien so zu, daß bis zum Abend selbst in le Vert⸗galant eine außergewohnliche Lufterschütterung sich bemerklich machte; alle nicht festgeschlossenen Fenster klirrten und näher den Vor⸗ posten zu schien die Erde zu dröhnen. Auf dem Plateau von Rainecy befand sich bei Beginn des Feuers noch ein Theil der Vorposten⸗ ablösung und es blieb dieser, den Feldwachen und Replis nichts An⸗ deres übrig, als sich in die bereits dazu bestimmten Keller zu begeben, um dort das Ende des Granatregens abzuwarten. Glück⸗ licherweise ist so aller Verlust außerhalb der Batterien, welche letztere zusammen 10 Mann einbüßten, vermieden worden. Seit dem 5. Januar nun haben die Forts in unregelmäßigen Pausen ihr Feuer wieder aufgenommen und suchen mit den neu errichteten Emplacements besonders zwischen den Forts Noisy und Rosny, sowie in der Gegend von Bobigny, wiewohl vergeb⸗ lich, die Belagerungsbatterien zum Schweigen zu bringen. Sie konzentrirten dabei ihr Feuer vorzugsweise gegen die Batterien von Raincy und feuern ab und zu salvenweise aus 5—6 Geschützen. Die ausgezeichneten Wirkungen unserer Angriffsbatterien sind dagegen schon durch Ballonbriefe und außerhalb Paris bekannt geworden. In der Korrespondenz »Havas« vom 30. Dezember (abgedruckt in der »Independance belge⸗ vom 5. Januar) findet sich unter Anderem fol⸗ gender Passus: „Le tir de l'ennemi est d'une grande précision. Sur vingt-cinq obus lancés, il est rare qu'il s'en trouve un ou deux qui s'Scartent du but.“ Aehnliche Anerkennungen für die Ueberlegenheit der Angriffsartillerie bringen die pariser Korrespon⸗ denzen der »Independance« vom 6 Januar. Alles zusammengefaßt, scheint der Feind die ihm mit dem Avron verloren gegangene Position durch eine zweite rückwärtige, auf und vor dem Höhenkamme der Forts gelegene mit allen Hülfsquellen der Artillerie und Forti⸗ fikation von Neuem herzustellen. In der Stellung des XII. Armee⸗Corps ist am 6. d. M. der Cernirungsrayon bis jenseits Aulnay ausgedehnt worden. Die dadurch nothwendig gewordenen Dislokationsveränderun⸗ gen und Ablösungen der Vorposten haben am 6. Januar Vormittags stattgesfunden. Das häufige Wechseln der Kantonnements hat für die Truppen viele Unbequemlichkeiten, welche namentlich dadurch hervor⸗ gerufen werden, daß durch die Flucht der Einwohner alle Hauseinrich⸗ tungen herrenlos geworden sind, von einem Hause in das andere verschleppt werden, mitunter auch ganz verschwinden. Die dislocirenden Truppen füh⸗ ren auf ihrem Marsche ganze Wagenladungen aller Arten von Mebilien mit dem letzten Wechsel, der Bezirk des eige⸗

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nen Coꝛps überschritten wird, können sie sicher sein, in den neuen

Quartieren nur die kahlen Wände vorzufinden. Von der bei der

1. Armee befindlichen Kavallerie⸗Division laufen nur selten Nachrichten ein. Nach den letzten Mittheilungen vom 30. Dezember

befand sich der Divisionsstab mit der 23. Kavallerie⸗Brigade, 2 Com-⸗ pagnien 1. Jäger⸗Bataillons Nr. 12 und der 2 reitenden Batterie an

diesem Tage in le Catelet und hatte den Befehl, gegen Cambrai vor⸗ zugehen. General⸗Major Senfft v. Pilsach mit dem 18. AUlanen⸗ Regiment und der 1. reitenden Batterie gehörte zu den Einschließungs⸗ Truppen der Festung Peronne. Das 3. Reiter⸗Regiment mit 2 Jäger⸗Compagnien befindet sich anscheinend noch in Clermont.

Karlsruhe, 19. Januar. (W. T. B.)

Folgendes Telegramm des Generals von Glümer an den Kriegs⸗Minister ist hier eingetroffen: Frahier, 19. Januar, Mittags 12 Uhr. Heute Verfolgung des Feindes durch die Avantgarden auf der ganzen Linie. Die badische 2. Infanterie⸗

Brigade, 2 Batterien und 2 Escadrons unter General⸗Major

von Degenfeld marschiren auf Beverne.

S Französischerseits sind vom Kriegs Nachrichten eingegangen:

Bordeaux, 19. Januar. (W. T. B.)

In der Gegend von Gien und Tours fanden Scharmützel statt. Die Feinde zeigten sich bei Montlouis (nahe bei Tours am linken Ufer der Loire).

—— Faäidherbe hat die Nachricht hierher gelangen lassen, daß er am 16. d. durch eine fliegende Kolonne St. Quentin habe besetzen lassen.

Eine Depesche des Generals Bourbaki vom 17. meldet: Ich habe einen allgemeinen Angriff von Montbéliard bis Mont Vaudois ausführen lassen, indem ich gleichzeitig die Lisainelinie bei Bethoncourt, Bussurel und Hericourt zu überschreiten und mich des Ortes St. Valvert durch Umgehung zu be⸗ mächtigen suchte. Zugleich ließ ich durch den linken Flügel eine Umgehungsbewegung ausführen, die bestimmt war, diese Operationen zu erleichtern. Die Truppen, welche mit dieser Bewegung beauftragt waren, wurden selbst bedroht und in ihren Flanken angegriffen, und vermochten nur eben sich in ihren Positionen zu behaupten. Wir haben vor uns einen sehr zahlreichen Feind, der mit furchtbarer Artillerie versehen ist und dem von allen Seiten Verstärkungen zugeführt worden waren. Diesen günstigen Umständen, der Stärke der eingenommenen Stellungen und den Hindernissen, welche unserm Vormarsche theils entgegenstanden, theils von ihm geschaffen worden waren, verdankte es der Feind, daß er allen unsern Angriffen widerstehen konnte, allein er hat bedeutende Ver⸗ luste erlitten. Unser Angriff vom 15., der am 16. und 17. erneuert wurde, konnte zwar trotz aller aufgewendeten Kraft⸗ anstrengung nicht vollständig die gewünschte Wirkung hervor⸗ bringen, er hat aber dem Feinde Achtung eingeflößt, so da dieser es für angemessen hielt, sich beständig in der Defensiv zu halten. Das Wetter ist so schlecht als möglich der Vor⸗ wärtsmarsch sehr schwierig; ich habe mich daher entschlossen, morgen in die Positionen zurückzukehren, welche ich vor den Gefechten eingenommen hatte. Bröüssel, 19. Januar. (W. T. B.) Dem »Echo« zufolge ist gestern Abend bei Ruremonde (Provinz Limburg) ein Ballon, der in Paris am selben. Tage

Morgens 3 Uhr aufgestiegen war, niedergegangen. Die in dem⸗

selben enthaltenen Nachrichten resumiren sich dahin, daß das Bombardement sowohl auf die Forts, als auch auf verschie⸗ dene Stadttheile ununterbrochen fortgesetzt wurde. Die durch das Bombardement entstandenen Verwüstungen waren ziem⸗ lich erheblich. Große Schwierigkeiten verursacht das Mahlen des Mehls, da viele Mühlen zerstört worden sind. Durch das Bombardement wurden täglich circa 15 Personen getödtet.

Dem 'Etoile Belge« wird aus Achiet vom 18. d. M. mitgetheilt, daß General Faidherbe bei seinem Eintreffen in

Albert in Erfahrung gebracht habe, daß General v. Göben eine Umgehungsbewegung beabsichtige. Die Nordarmee habe

aus diesem Grunde den weiteren Vormarsch aufgegeben und 8

die Richtung der Straße von Cambrai nach Peronne einge⸗ schlagen. Dasselbe Blatt meldet: Der Maire von Bapaume hat den Befehl gegeben, die auf dem Schlachtfelde vom 3. Ja⸗

nuar aufgesammelten französischen Waffen nordwärts fortzu⸗

schaffen. Die Anzahl der aufgefundenen französischen Waffen

gestatte nur eine sehr geringe und niederschlagende Meinung

über den Muth und die Widerstandsfähigkeit der Mobilen der französischen Nordarmee.

Privatmittheilungen hiesiger Blätter zufolge soll Gam⸗ betta angeordnet haben, mit der Bildung neuer Compagnien Francs⸗tireurs inne zu halten. Die bereits in der Bildung

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Bluayern. xe. König hat gestern Abend mit den Staats⸗Ministern mehrere

begriffenen Compagnien sollen verabschiedet oder mit den Hüͤlfsarmeen vereinigt werden.

Bern, 19. Januar. (W. T. B.)

Dem »Bunds«⸗ ist folgendes Telegramm aus Pruntrut zu⸗ gegangen: Die deutschen Truppen nahmen am 18. d. Nach⸗ mittags das Dorf Abbevilliers, welches in Brand gerathen war. Die Franzosen retirirten in südlicher Richtung auf Bla⸗ mont und Pont de Roide.

Aus Pruntrut ist ein Telegramm vom heutigen Tage eingetroffen, welches besagt: Gestern verjagten die Deutschen die Franzosen aus allen französischen Grenz⸗ ortschaften. Die Bevölkerung flüchtet bei Dampvent auf schweizer Boden. b b

In Le Loup (Depart. Eure⸗et⸗Loir) und Beaumont⸗ sur⸗Oise (Depart. Seine⸗et⸗Oise) sind Feldpostrelais in Wirk⸗ samkeit getreten. Das Feldpostrelais in Longuyon ist nach Cons⸗la⸗Grandville (Moseldepart.) verlegt, diejenigen zu Fismes und St. Mihiel sind außer Wirksamkeit gesetzt worden.

Die von dem General⸗Postamt herausgegebene lithogra⸗ phirte Feldpostkarte ist bereits in dritter Ausgabe erschienen. 8

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Se. Majestät der

nchen, 17. Januar. Stunden konferirt. Se. Majestät ließen sich, wie dem »N. C.« versichert wird, Vortrag erstatten über den Stand der Ver⸗ handlungen in der Abgeordnetenkammer und über die Maß⸗ nahmen, welche die Regierung sofort zu treffen hätte, wenn die Verträge von der Kammer nicht angenommen werden sollten. Die desfallsigen Vorschläge der Minister sollen die vollständige Billigung des Königs erlangt haben. ““

Der Präsident theilte mit, daß 68 neue Zustimmungs⸗ Telegramme zu den Bundesverträgen von Gemeindevertretungen und Volksversammlungen eingelaufen sind, und zwar größten⸗ theils aus patriotischen Wahlbezirken.

19. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer erklärte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Bray, er theile weder die Hoffnungen der einen, noch die Befürchtungen der anderen Partei bezüglich des Verhältnisses zwischen Preußen und Oesterreich, er freue sich aber, daß die erste poli⸗ tische Aktion des neuen Deutschen Reiches in einer An⸗ näherung an Oesterreich bestanden habe. Man habe gesagt, daß dem jüngsten Devpeschenwechsel zwischen den vor⸗ erwähnten Staaten keine große Bedeutung beizulegen sei, wenn aber hinter den Aeußerungen der Regierung die we⸗ sentlichsten Interessen der Nation stehen, dann folgen dem Worte auch die Thaten, und schon die Worte selbst würden zur That. Man solle sich nur vergegenwärtigen, was in der Depesche des Grafen Beust über die Auffassung des Kaisers von Oesterreich von der Neugestaltung Deutschlands gesagt sei. Wenn solche Worte aus solchem Munde kämen, so sei das allein schon ein politisches Ereigniß. Die Allianz Deutschlands mit Oester⸗ reich sei bis jetzt das einzige Mittel gewesen, um das zu verwirklichen, was so viele von uns auf ihr Banner geschrieben, nämlich die „großdeutsche Idee«. Dieses aber zu verwirklichen, ist nur innerhalb des Deutschen Bundes möglich; außerhalb desselben sind wir nur ein Streitobjekt. Hierauf sprachen noch Hocheder und Baron Freyberg (Patriot) für die Verträge, und die Abgg. Triller, Herzer, Hafenbrädl und Wiesnet gegen dieselb Morgen Fortsetzung der Debate.

„Oesterreich⸗Ungarn. Pesth, 18. Januar. Von dem

Unterhause wurde der Titel der Rekrutirungsvorlage bei

namentlicher Abstimmung mit 175 gegen 112 Stimmen in der von der Regierung beantragten Fassung angenommen. Der Gesetzentwurf selbst gab zu einer Debatte keinen Anlaß. Der Antrag des Finanzausschusses, dahin gehend, den Schluß der Rechnungen pro 1869 dem Staatsrechnungshofe zuzuweisen und erst, nachdem dieser sein Gutachten abgegeben, hierüber

öffentlich zu verhandeln, wurde angenommen. B

8 vW13“ Belgien. Brüssel, 19. Januar. In der gestrigen

Sitzung der Repräsentantenkammer kündete der Minister des Aeußern den Tod der einen der zwei Töchter der Gräfin

von Flandern an.

Die Repräsentantenkammer begann die Debatte über die Verwickelungen der Regierung mit der Société anonyme des chemins de fer des Bassins Houillers du Hainaut.

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Uimn Kommission des

Das »Journal de Bruxpelles« enthält folgende Mit⸗ theilung: »Einige Journale haben angekündigt, daß die Re gierung in der Umgegend der Hauptstadt ein Lager von 50,000 Mann bilden werde. Dies ist unrichtig. Die Wahr heit ist, daß einige Truppen in der Umgegend von Brüsse zusammengezogen worden sind, um nöthigenfalls auf den Punkt unserer Grenzen gesandt zu werden, dem sich die Feind⸗ seligkeiten nähern.« v“ Frankreich. Aus Versailles vom 18. wird gemeldet: Dem Vernehmen nach hat Favre gestern um einen Geleit⸗ sceln bitten lassen, um sich zur Konferenz nach London zu be⸗ geben.

Die »Etoile belge« meldet aus Lille vom 18. Januar, »Legrand, der Präfekt des Norddepartements, wurde von Gam⸗ betta abgesetzt, weil er es verweigerte, die vom Martial⸗Gerichts⸗ hofe ausgesprochenen Todesurtheile zu unterzeichnen und aus⸗ zuführen.« Italien. Florenz, 19. Januar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach sind die diplomatischen Beziehungen zwischen 8 dem italienischen Konsul in Tunis und der tunesischen Regie⸗ rung abgebrochen, weil der Bey den kürzlich abgeschlossenen Handelsvertrag nicht respektirt. Die Vertreter der fremden Mächte haben Schritte gethan, um den Bey zu bewegen, den Vertrag in Gültigkeit zu lassen.

Wie eine Depesche aus Singapore meldet, hat der Kommandant der Fregatte »Prinzessin Clotilde« am 1. Ja⸗ nuar in Bangkok die Ratifikationen der zwischen Italien und dem Königreiche Siam abgeschlossenen Verträge ausgetauscht.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Januar. Das amtliche Blatt veröffentlicht den Staatsvoranschlag für 1871. Demselben zufolge betragen die Gesammteinnahmen so⸗ wohl wie die Ausgaben 489 Millionen Rubel. In der Summe der Ausgaben sind 105 Millionen für außerordentliche Eisen⸗ bahnbauten mit einbegriffen.

Das 2. Stück der Gesetzsammlung enthält den Aller⸗ höchsten Befehl vom 12. Oktober 1870, betreffend die Abände⸗ rung der Vorschriften, nach welchen Personen der orthodoxen ausländischen Geistlichkeit das Betreten Rußlands zu ge⸗ statten ist. ö1.“ 1“ 8

Amerika. Washington, Mittwoch, 18. Januar. Der Kongreß hat endgültig das Supplement zur Fundirungsbill angenommen, wodurch die Regierung ermächtigt wird, die Emission von 5proz. Bonds bis zur Höhe von 500 Millionen zu erhöhen, mit dem Vorbehalte, daß die Totalsumme der zur Fundirung bestimmten Bonds nicht erhöht werde. 88

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Landtags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 20. Januar. Nach dem Bericht der Matrikel⸗ Herrenhauses sind seit dem Schluß der vorigen Sitzungsperiode aus dem Herrenhause ausgeschie⸗ den, durch Tod: Kammerherr Richard von Elsner, Kreis⸗ deputirter Richard von Arnim⸗Sperrenwalde, Geheimer Regie⸗ rungs⸗Rath Frhr. von Gaffron, Staats⸗Minister a. D. Simons, Wilhelm Fürst Radziwill und Landrath Frhr. von und zu Brenken; in Folge Verlustes derjenigen Eigenschaft, in welcher die Präsentation erfolgt war: Pegdehee Dr. Pauli und Professor Dr. Bachmann Neuberufen sind auf Lebenszeit: Kammerherr Graf von Rothkirch⸗Trach, Bür SSnh Niemann zu Nordhausen und Bürger⸗ meister Foosbuy zu Flensburg. b 1 süaß das c u zien sind gegenwärtig Berechtigungen auf Sitz und Stimme, die Prinzen des Königlichen Hauses ungerechnet, vor⸗ handen: A. mit Erblichkeit 93 (Fürstl. Haus Hohenzollern 1, Häupter der vormaligen deutschen reichsständischen Häuser 20, Fürsten, Grafen und Herren der Herrenkurie des vereinigten Landtages 56, durch be⸗ sondere Königliche Verleihung 16); B. auf Lebenszeit 226 (a) auf Grund von Präsentationen der Stifte 3, Provinzialverbände der Grafen 8, Familienverbände 11, Verbände des alten und des be⸗ festigten Grundbesitzes 90, Landes⸗Universitäten 9, Städte 40, zusam⸗ men 161; b) die Inhaber der 4 großen Landesämter im Königreich Preußen 4, aus besonderem Allerh. Vertrauen 45 und unter gleich⸗ zeitiger Bestallung zu Kronsyndicis 16) insgesammt 319 Stimmen. Von diesen Stimmen ruhen zur Zeit die Stimmen von 26 aus der Kategorie der erbberechtigten Mitglieder, 9 vom alten und vom befestigten Grundbesitz, 2 von den Universitäten, 7 von den Städten, 2 von den großen Landesämtern, zusammen 46; es verbleiben 273 wirkliche Mitglieder. Von diesen sind 12 in das Haus nicht einge⸗ treten, so daß 92 Mitglieder vorhanden sind, 1 mehr als er vorigen Session. 1 8 8 Di dem Hause der Abgeordneten vongeteh Nachweisung der Effekten des Staats⸗Aktivkapitalien⸗Fonds nach

dem Stande am 26. Oktober 1870 weist für den Etat pro 1870 nach: