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— Die »Karlsr. Ztg.« veröffentlicht Folgendes: »Telegramm vom 20. Januar 1871, Abends 7 Uh Dem General von Werder, Kommandirenden des XIV. Armee Corps in Montbeliard. 8 Ihre heldenmüthige, dreitägige, siegreiche Vertheidigung Ihrer Position, eine belagerte Festung im Rücken, ist eine der größten Waffenthaten aller Zeiten. 1 Ich spreche Ihnen für Ihre Führung, den tapferen Truppen für ihre Hingebung und Ausdauer Meinen Königlichen Dank, Meine höchste Anerkennung aus und verleihe Ihnen das Groß kreuz des Rothen Adler⸗Ordens mit Schwertern als Beweis
dieser Anerkennung. Ihr dankbarer König 1 Wilhelm „»Indem ich den Truppen diese Allergnädigste Kabinetsordre zur Kenntniß bringe, spreche ich allen Offizieren, Beamten und Soldaten, die diese ruhmreichen Erfolge erkämpfen und errin⸗ gen halfen, nochmals meinen wärmsten Dank aus. von Werder.« »Brevillier, 19. Januar, Abends 57 Uhr.
Corpsbefehl. Se. Majestät der Kaiser König sagen in einem Tele⸗ gramm an Ihre Majestät: 8 »Bourbati hat nach Ztägiger Schlacht vor des Werder'schen Corps heldenmüthigem Widerstand sich zurückgezogen. Werder gebührt die höchste Anerkennung und seinen tapferen Truppen. von Werder.«
— Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz folgende Nachrichten eingegangen: 8 TTTeehecäxäx˖x¹ Wie der »Independance Belge⸗ aus Lyon vom 23. d. gemeldet wird, ist französischerseits die Brücke von St. Jean de Losne (an der Saône, Depart. Cote d'Or) gesprengt worden, weil man einen kräftigen Vorstoß des Feindes auf die Haute⸗ Bourgogne befürchtet. — Aus Lille wird vom 27. d. berichtet, daß der Feind seine Stellungen bei Cagnicourt und Croifilles verschanzt. Bern, 28. Januar. (W. T. B.) Dem »Bund«⸗ wird aus Pruntrut vom heutigen Tage gemeldet: Die Preußen haben Pont de Roide besetzt und rücken über St. Hihgle und Maiches gegen Morteau und Pontarlier vor. dn 8 der schweizer Grenze befinden sich große Schaaren französischer Sol⸗ daten in völliger Auflösung. Nach Berichten aus Verribres von heute ist das XXIV. franzosische Corps in Pontarlier ein⸗ getroffen, und marschirt südwärts. Das Hauptquartier Bour⸗ baki's war gestern in Roulans, nordöstlich von Besangon. Salins ist von den Preußen besetzt. Genf, 28. Januar. (W. T. B.) MNach hier eingegangenen Berichten aus Lyon vom 23. d. hat Garibaldi an die Soldaten seines Corps eine Proklamation erlassen, in welcher er denselben für ihre Haltung in dem letzten Kampfe dankt, gleichzeitig aber seinen Tadel darüber ausspricht, daß die Truppen Angesichts des Feindes nicht kaltblütig genug bleiben. Hierdurch geschehe es, daß der Feind seine Ueberlegen⸗ heit behaupte. Auch die Haltung der Offiziere gegenüber ihren Soldaten lasse viel zu wünschen übrig. Den Offizieren wird noch vorgeworfen, daß sie sich nicht genug mit dem Unterricht der Milizsoldaten beschäftigten.
— Die Ratifikation des Vertrages über den Beitritt Bayerns zur Verfassung des Deutschen Bundes vom 23. Novem⸗ ber v. J. hat heute im Bundeskanzler⸗Amt stattgefunden.
— Der Königlich sächsische Kamwerherr, Baron von Könneritz, ist zum Präfekten des Loiret⸗Departements er⸗
nannt worden. 9 — Nachdem von der zweiten Feld⸗Eisenbahn⸗Abtheilung
unter Leitung ihres Chefs, des Bauraths Wex, die Bahnstrecken Chartres⸗Le Mans und Le Mans⸗Conlie Lager hergestellt worden sind, wurde am 28. d. mit Hülfe von 5 in Le Mans vorge⸗ fundenen und wieder brauchbar gemachten Lokomotiven zwischen und Le Mans ein regelmäßiger Betriebsdienst er⸗
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. Januar. Das Verbot der Ausfuhr von Pferden ist aufgehoben worden. .
Pesth, 27. Januar. Das »Amtsblatt« veröffentlicht die Enthebung des Baron Rauch vom Amte des Banus von Kroatien und an dessen Stelle die Ernennung v. Bedekovichs.
— In der heutigen Sitzung der Reichsrathsdelegation wurde das Erforderniß des Marineordinariums und Extra⸗ ordinariums beendigt. Sämmtliche Ausschußanträge, deren einige mit Rücksicht auf die Beschlüsse der ungarischen Delega⸗ tion in letzter Stunde geändert wurden, wurden angenommen.
— Der ungarische Reichstag beendigte den Titel 3 und 4 des Budget des Ministeriums des Innern.
— Die ungarische Delegation begann die Berathung des Militärordinariums. Saͤmmtliche Kommissionsanträge wurden angenommen. Ebenso die folgenden Beschlußanträge: Daß noch in diesem Jahre Gesetze über das Pensionswesen und über die Einquartierung vorgelegt werden sollen; daß eine Reorganisirung der Armee, soferne durch dieselbe Kosten ver⸗ ursacht werden, nur unter Zustimmung der Delegationen ge⸗ stattet sei; daß das Avancement nur in der Armee erlaubt sei, mit Ausnahme der Professoren; daß die Verwaltung der Mi⸗ litärstiftungen, die keinen Privatcharakter haben, vom 1. Januar 1872 an, an den gemeinsamen Finanz⸗Minister übergehen soll; und daß der Minister über das Vermögen des Militärärars den Delegationen jährlich Inventur vorlegen soll. 8
Schweiz. Bern, 25. Januar. Der EE““
der schweizerischen Armee, General Herzog, hat von Basel, 20. Januar, folgenden Generalbefehl erlassen:
Die kriegerischen Ereignisse im Nachbarlande haben neuerdings vermehrte Sicherbeitsmaßregeln auf schweizerischer Seite nöͤthig ge⸗ macht. Der Unterzeichnete, als von der hohen Bundesversammlung erwählter Ober⸗Befehlshaber der Armee, übernimmt mit heutigem Tage das Kommando der bereits längere Zeit im Dienste stehenden, so wie der erst einberufenen Truppen. Er bietet denselben seinen freundeidgenössischen Gruß und erwartet von ihrer Hingebung und der bewährten Einsicht ihrer Führer eine ehrenvolle Lösung der Aufgabe welche in dieser schwierigen Zeit das Vaterland seinen Söhnen vo behält. Die Härte der Jahreszeit und die Verhältnisse des Terrain 1 werden Forderungen an die Truppen stellen, welche sich theilweise an das anreihen, theils aber über das hinausgehen, was bereits ihren Vorgängern beschieden war. Es ist indeß Vorsorge getroffen, die Mannschaft wo immer moͤglich zu erleichtern; allein ohne große Er⸗ müdung, ja Entbehrungen wird es nicht abgehen, und es müssen da⸗ ber ” von ernstem Willen beseelt und von wahrem Pflichtgefüh geleitet sein. 1 .
— Aus der heutigen Sitzung des Bundesraths ist hervorzu⸗ heben, daß zufolge Anzeige des schweizerischen Gesandten in Wien am 21. d. der Austausch der Ratifikationsurkunden über den Vertrag zwischen der Schweiz, Oesterreich und Bayern, be⸗ treffend die Erstellung der Bodenseegürtelbahnen vollzogen wor⸗ den ist. Ferner, daß nachdem auch dem italienischen Gesandten die Vollmacht zur Unterzeichnung eines Zusatzverkommnisses zum Vertrag über die Gotthardbahn, betreffend eine Fristver⸗ längerung für den Beitritt des Norddeutschen Bundes, zugegan⸗ gen ist, der Bundesrath nunmehr beschlossen hat, seine bis herigen Bevollmächtigten in dieser dhe geit Bundes⸗Prä⸗ sident Schenk, Vize⸗Präsident Welti und Bundesrath Dubs als seine Abgeordneten auch für den Abschluß besagten Zusatzver trages zu bestätigen
Großbritannien und Irland. London, 28. Januar (W. T. B.) Aus Chislehurst nimmt man Veranlassung, der von der »Times« gebrachten Mittheilung betreffs Verhandlun⸗ gen der Kaiserin Eugenie mit Preußen über die Friedensbedin⸗ gungen zu widersprechen. — Lord Granville soll den Grafen Bismarck ersucht haben,
dem für Paris bestimmten Lebensmitteltransporte aus Eng
land möglichste Beförderung zu sichern.
Frankreich. Die »Correspondence Havas« theilt aus Paris, 18. Januar, mit, daß die Kommission, welche im September v. J. eingesetzt ist, um einen der konstituirenden Versammlung vorzulegenden Gesetzentwurf über die Gerichts⸗ organisation zu entwerfen, ihre 26. Sitzung gehalten hat und
mit ihren Arbeiten sehr vorgeschritten ist. — In Algier hat der Maire, wie aus einer Bekannt
machung des außerordentlichen Kommissars der Republik,
de Bouget, vom 16. Januar hervorgeht, die Berechtigung desselben, die Milizen zusammen zu rufen, bestritten.
— Das »Journal du Cher« meldet: Der Lehrer des Kaiser⸗ lichen Prinzen, Filon, ist in Angres verhaftet worden; bei dem⸗
selben fand man chiffrirte Depeschen.
Brüssel, 27. Januar. Aus dem Ensemble der bis heute hier vorliegenden pariser Ballonnachrichten vom 24. d. geht
hervor, daß der Zersetzungsprozeß rapide Fortschritte macht.
Ein Schreiben eines allerersten pariser Bankhauses an seinen hiesigen Vertreter, datirt 15. Januar, befürchtet das Aller⸗
schlimmste, wenn die Kapitulation hinausgeschoben wird.
Lille, 27. Januar. Ein Ballon⸗Courier, der am 24. d. Paris verließ, ist hier eingetroffen. Die Situation wird für die Regierung und die besitzenden Bürger immer düsterer. Militär mußte auf excedirende Volkshaufen schießen. Trochu’'s
Demission bestätigt sich.
Bordeaux, 27. Januar. Angesichts der einmüthigen Ver⸗ urtheilung der Dekrete in Betreff der Departementalkommissionen beschloß die Regierung, das Dekret, betreffend die Auflösung
der Generalräthe, zu widerrufen. 9
“ 1
— (W. T. B.) Die hiesige Regierungs⸗Abtheilung läßt folgende Mittheilung verbreiten: »Der hiesigen Delegation der Regierung wird von ihrem Agenten im Auslande mitgetheilt, daß die⸗Times⸗« auf Grund der von ihrem Korrespondenten zngehenden Angaben die Nachricht verbreitet, daß zwischen Paris und Versailles in Betreff des Bombardements von Paris sowie über eine an⸗ geblich bevorstehende Uebergabe der Hauptstadt Verhand⸗ lungen angeknüpft seien. Die Delegation der Regierung glaubt diesen Mittheilungen der »Times« keinen Glauben schenken zu sollen. Sie hält die Annahme nicht für möglich, daß Verhand⸗ lungen von diefer Natur und von so hoher Wichtigkeit einge⸗ leitet werden könnten, ohne daß die Delegation der Regierung
in Bordeaux davon benachrichtigt worden sei. Aus bisher
mittelst Ballon eingegangenen Nachrichten ging nicht hervor, daß etwas derartiges bevorstehe. Aus Rochefort wird heute ein
Ballon signalisirt, doch weiß man noch nicht, ob derselbe bereits
niedergegangen ist / sobald die Regierung im Besitz neuer Nach⸗
richten ist, wird sie dieselben unverzüglich veröffentlichen.
Brüssel, 28. Januar. (W. T. B.) Eine Extra⸗Ausgabe der »Indépendance Belge« veröffentlicht ein über London be⸗
zogenes Telegramm aus Bordeaux vom heutigen Tage, in
ve daß die Nachrichten über die zwischen Graf Bismarcd und Jules Favre geführten Kapitulations⸗ verhandlungen die Mitglieder der Regierungsabtheilung in
Bordeaux wie ein Blitzstrahl getroffen haben. Gambetta hätte nach der Angabe der »Indépendance« sofort seine Entlassung
ingereicht.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. Bordeaux, Sonnabend, 28. Januar. (Auf indirektem
—
Wege.) Einer Mittheilung der Regierung zufolge ist General Clinchant an Stelle Bourbaki's zum Höchstkommandirenden der I. Armee ernannt. Bourbaki, der in Folge eines Unfalls außer Stande ist, im aktiven Dienst zu bleiben, hatte selbst Clinchant zu seinem Nachfolger bestimmt.
— Die Nr. 4 der »Annalen der Landwirthschaft« in den Koͤnig⸗
lich Preußischen Staaten« hat folgenden Inhalt: Achte Bekannt⸗
machung, betreffend die an das Ministerium für die landwirthschaft⸗ lichen Angelegenheiten zur Abhülfe von Noth in westlichen Grenz⸗
ländern Deutschlands eingezahlten Geldsummen. — Beobachtungen
und Erfahrungen über die Rinderpest. Vortrag, gehalten im Klub der Landwirthe zu Berlin von Dr. Ulrich. — Ueber die Verbreitung der Kartoffelkrankheit im Boden und ihr Umsichgreifen in Kellern und
Mieten. Von Professor Dr. Julius Kühn. — Berichte und Korre⸗
pondenzen: Aus Insterburg. Aus Stettin. — Literatur: Die land⸗
wirthschaftlich⸗chemische Versuchsstation Hohenheim. Pon Prof. Dr. Wolff. — Notizen: Rinderpest⸗Angelegenheiten: Neuer Rinderpestfall im Herzogthum Anhalt. Erkenntniß des Königl. Ober⸗Tribunals, betr. die Befugniß 8” Führung der Bezeichnung als Thierarzt. Sta⸗
istisches über das General⸗Gouvernement Elsaß. Die Verbreitung des Weinbaues im preußischen Staatsgebiete. Viehversicherungs⸗Ge⸗ nossenschaften im Großherzogthum Hessen. Zur Abfuhrfrage. Land⸗ wirthschaftlicher Verein für Schwerz. — Die landwirthschaftliche Vir⸗ suchsstation in Wien. Die erste Bierbraufachschule in Prag. Preis⸗ verzeichnisse. — Berichtigung. Hypothekenbericht der preußischen Boden⸗ kredit⸗Aktienbank in Berlin. Jachmann⸗Spielhagen. — Marktberichte. — Stärkepreise. 8
Vereinsthätigkeit für die Armee.
Nach der 8. Bekanntmachung des Ministers für die landwirth⸗ tlichen Angelegenheiten von Selchow sind bis zum 22. Januar . J. 15,245 Thlr. 5 ¼ Sgr. Beiträge zur Abhülfe von Noth in den
westlichen Grenzländern Deutschlands eingezahlt Corden.
— Bei dem Central⸗Komite sind aus fernen Ländern wieder ansehnliche Gaben eingegangen: aus Valparaiso 1286 Pfd. St., aus Sin⸗ gapore 1171 Thlr., von dem Centralausschuß für die Kolonie Victoria 1350 Thlr. als zweite Gabe, von den Deutschen auf Neu⸗Seeland 1012 Thlr., aus Yokohama 750 Thlr, aus Zanzibar 700 Theresien⸗ Thlr., aus Manila 95 Pfd. St, aus Maunt Gambier 810 Thlr. ꝛc - General⸗Konsul Rösing von den Deutschen in New⸗York 10,000 Thlr, aus St. Francisco 5062 Thlr., aus St. Salvador 2150 Thlr. ꝛc. ꝛc.
— Die Thätigkeit des Johanniter⸗Ordens hat im Laufe des Krieges sich nicht vermindert. Sie ist eine sich gleiche geblieben und die Opferwilligkeit, mit der Dienste und Gaben dargebracht werden, hat nicht an Kraft verloren. Der Orden hat nach dem letzten Ausweise die Summe von 144,399 Thlrn. zusammengebracht. Auch hat derselbe Sammlungen für die deutsche Wilhelms⸗Stiftung veranstaltet, welche be⸗ reits die Höhe von 21,287 Thlr. erreicht haben. — Nachdem bereits im Ok⸗ tober v. J dem Kriegs⸗Ministerium vom Orden zur Gewährung von Bei⸗ hülfen zu Badekuren an verwundete Militärs die Summe von 5000 Thlr. überwiesen worden ist, sind jetzt auch der Genossenschaft des Ordens im Königreich Sachsen zu gleichem Zwecke für Verwundete der sãäch· sischen Armee aus der Ordenskasse 1000 Thlr. zugegangen. Außerdem hat die gesammte Genossenschaft dafür unter sich eine Sammlung veranstaltet, die augenblicklich 1100 Thlr. beträgt. — An verwundeten und erkrankten Militärs befanden sich in den Krankenhäusern und been des Ordens nach dem letzten Rapport, am 21. d. M.,
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. Statistische Nachrichten.
Gotha, 21. Januar. Die Geschäftsergebnisse der hiesigen Le⸗ bensversicherungsbank im Jahre 1870 waren durchaus günstiger Art Es haben sich der Bank in diesem Jahre wiederum 2373 neue Mitglieder mit einer Versicherungssumme von 5,133,600 Thlr. an⸗ geschlossen, wodurch ber mäßigem Abgang der Versicherungsbestand auf etwa 36,400 Personen mit 68 100,000 Thlr. gestiegen und ein reiner Zuwachs von 3,000,000 Thlr. Versicherungssumme erzielt worden ist. Die Einnahme an Prämien und Zinsen betrug 3,150,000 Thlr. für 786 Sterbefälle, einschließlich der wenigen durch die Kriegsversicherung veranlaßten, waren 1,380,000 Thlr. zu vergü⸗ ten. Dieser Betrag ist ein verhältnißmäßig geringer und steht um mehr als 140,000 Thlr. unter der rechnungsmäßigen Erwar⸗ tung. Da auch sonst kein außerordentlicher Verlust vorkam, so wird das Jahr einen bedeutenden Ueberschuß ergeben. — Die Kriegsversicherungen der Bank sind bekanntlich keine besonderen gegen die Kriegsgefahr oder für die Dauer des Kriegs⸗ dienstes allein abgeschlossenen Versicherungen, sondern bestehen lediglich darin, daß gewöhnliche Versicherungen, die schon vor der Mobil⸗ machung abgeschlossen waren, durch Extraprämie auch während des Kriegsdienstes, der sonst eine Suspension der Versicherung nach sich zieht, in Kraft erhalten werden können. Fast die Hälfte der Ver⸗ sicherten, welche aktiven Kriegsdienst leisteten, also mit ihren Truppen⸗ corps in Frankreich einrückten, hat die Versicherung ganz oder theil⸗ weise durch Extraprämie (6 pCt. bei Kombattanten, 4 pCt. bei Nicht⸗ kombattanten für die Dauer eines Jahres) in Kraft erhalten, der andere Theil hat sie suspendiren lassen. Von den auf diese Weise in Kraft erhaltenen Summen von etwas über 350,000 Thlr. sind bis Ende vorigen Jahres nur 6500 Thlr. für 7 Todesfälle zahlbar ge⸗ worden. — Der Fonds der Bank erfuhr einen Zuwachs von mehr als 700,000 Thlr. und erhob sich dadurch auf 17,000,000 Thlr., von denen der weitaus größte Theil in ersten Hypotheken von Landgütern
angelegt ist. Knunst und Wissenschaft.
Dem vom Professor Dr. Usinger durch den Druck veröffent⸗ lichten Bericht über den Gesammtzustand und die Thätigkeit der Schleswig⸗Holstein⸗Lauenburgischen Gesellschaft für vater⸗ ländische Geschichte entnehmen wir folgende Daten: Der gedachte historische Verein, dessen Sekretär Prof. Dr. Usinger ist, wurde im Jahre 1833 gegründet und zählt gegenwärtig 172 Mitglieder. Der⸗ selbe erhielt im verflossenen Jahre von Seiten des Staates zu seiner Unterstützung einen einmaligen Zuschuß von 200 Thalern, steht mit 70 gelehrten Korporationen oder Vereinen in einem Schriftenaustausch und giebt als Fortsetzung des von ihm gegründeten »Archivs der Schleswig⸗Holstein⸗Lauenburgischen Gesellschaft für vaterländ. Ge⸗ schichte; eine »Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthümer Schl ’swig, Holstein und Lauenburg« heraus, von der in Kiel der 1. Band erschienen ist. Dieser enthält u. A. eine Denkschrift über die Schl.⸗Holst.⸗Lauenb. Gesellsch. von Prof. Usinger, einen Plan zur Errichtung von Denksteinen in Schleswig, Holstein und Lauenburg, von Subrekt. Jansen, Beiträge zur Adelsgeschichte (die Famile Sohrstedt), von Präͤsident a. D. v. Stemann; G. F. C. Schönborns Aufzeichnungen uͤber Erlebtes, mit Einleitung von Prof. Dr. Weinhold; die Beziehungen Hamburgs zu K. Christian IJ. von Dänemark und Gerhardt von Oldenburg 1462 — 1472, von K. Kopp⸗ mann; eine Uebersicht der die Herzogthümer betr. Literatur in den Jahren 1863 — 18608, von Dr. Alberti u. A. — Bei den Zusammen⸗ künften der Gesellschaft werden von Mitgliedern derselben Vorträge gehalten. Statutengemäß wird jährlich eine Generalversammlung hadesenn die jedoch im verflossenen Jahre des Krieges wegen ausge⸗ allen ist.
— Von Dr. Friedrich Steger ist kürzlich im Verlage von Quandt u. Händel in Leipzig erschienen: Das Elsaß mit Deusch⸗ Lothringen. Land und Leute, Ortsbeschreibung, Geschichte und Sage. Die in neuester Zeit über Elsaß⸗Lothringen erschienenen zahlreichen Schriften, darunter diejenigen von H. v. Treitschke, A. Wagner u. A., beschaͤftigen sich vorzugsweise mit den publizistischen, volkswirthschaft⸗ lichen und geschichtlichen Verhältnissen des Landes. Der Verfasser der vorliegenden Arbeit macht es sich zur Aufgabe, eine Einzelnschilde⸗ rung des Landes und seiner Bewohner zu geben, und durch diese den Beweis zu führen, wie deutsch jene so lange von Deutschland getrennt ge⸗ wesenen Landschaften in ihrem Kern geblieben sind. Nach Art der Reisehandbücher den Verkehrsstraßen folgend, schildert er die landschaft⸗ lichen Schönheiten Elsaß⸗Lothringens und giebt eine detaillirte Be⸗ schreibung der Oertlichkeiten, der zahlreichen Monumente seiner deut⸗ schen Vergangenheit in Burgen, Schlössern, Kirchen zc. Eine beson⸗ dere Berücksichtigung findet die Sage, während das Geschichtliche und Volkswirthschaftliche blos einleitend behandelt ist. Beigefügt sind der Schrift eine Karte von Elsaß und Deutsch⸗Lothringen und eine An⸗ sicht des StraßHburger Münsters.
— Am 13. d. M. ist in Göttingen der Privatdocent der Ge⸗ schichte an der dortigen Universität, Dr. Ludw. Ad. Cohn, gestorben. 1834 in Breslau geboren, erwarb er sich durch seine Dissertation über Herzog Heinrich den Löwen die philosophische Doktorwürde. Sein Hauptwerk sind seine unvollendet gebliebenen genealogischen Tabellen, eine Neubearbeitung der Voigtelschen genealogischen Ta⸗ bellen. Außerdem ist seine Biographie des Kaisers Heinrich II. noch
zu erwähnen.
“ Landwirthschaft.
Im Regierungsbezirk Schleswig ist die Bestellung der Wintersaat überall gut von Statten gegangen, und berechtigt der Stand derselben zu den besten Hoffnungen. Die im Norderdithmar⸗ schen errichtete Ruübenzuckerfabrik, die erste in der Provinz Schleswig⸗ Holstein, hat ihre Anfangs dieses Jahres begonnene Thätigkeit wegen
eines Schadens an der Wasserleitung wieder einstellen müssen. Das
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