1871 / 73 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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großen Werken in der Versciller Nationalgallerie im Auftrage

Louis Philippe's arbeitete, fördernd auf ihn einwirkte. Studien

in dieser Gallerie vervollkommneten seine Technik. Eine große

Wiederholung von »Max Piccolomini's Tod« erwarb alsbald der Großfürst von Rußland, und die Ausstellung des Salons von 1839 brachte dem 26jährigen Künstler die ehrende Aus⸗ zeichnung der goldenen Medaille von Louis Philippe, wie dann einer solchen von dem Großherzog Leopold.

Aus Paris im Jahre 1840 zurückgekehrt, um einen Auf⸗ trag des Großherzogs auszuführen, vermählte sich der junge Meister in demselben Jahre mit seiner noch lebenden Gattin und nahm sodann, im Herbste 1841 zum badischen Hofmaler ernannt, seinen ständigen Wohnsitz in München, wo er die Koryphäen seiner Kunst, welche König Ludwigs Anregung und Schutz im Isar⸗Athen vereinigt hatte, zu seinen Freunden zählte und Jahre ersprießlicher Arbeit und heiterer Geselligkeit verlebte.

Noch in die Zeit vor seinem Abgang nach München fällt die Fertigung einiger großer Bilder; so des »Markgrafen Ludwig von Baden Türkensieg bei Salankemen⸗ (19. August 1691) und die »Vierhundert Pforzheimer⸗« (die schöne Helden⸗ sage von ihrem und ihres Bürgermeisters Opfertod am Schlacht⸗ tage von Wimpffen, 6. Mai 1622, der Spartaner⸗That bei Thermopylä zu vergleichen) für die großherzogliche Gallerie zu Karlsruhe, denen dann für dieselbe Gallerie »Badische Reiterei im Gefecht an der Beresina«, »Antheil des badischen Leib⸗ Grenadier⸗Regiments an der Erstürmung des Montmartre 1814°, sowie »Die Schlacht von Paris« für den Fahnensaal des Großherzoglichen Schlosses folgten.

Selbst waffengeéübt, ein guter Reiter und deutscher Patriot, war Dietz zu allem Kriegsleben mächtig hin⸗ gezogen, und wie er in spätern Jahren unter allen Strapazen und Mühen mit Liebesgaben die Trup⸗ pen aufsuchte (1866 und 1870), so hat er in früheren Zeiten seine Studien zum Theil auf dem Schlachtfeld selbst gemacht. So führte ihn das Jahr 1848 nach Schleswig⸗Holstein, wo er ein Mitglied des von Rantzau'schen Corps war und später in das von der Tannsche Freicorps eintrat. Aus dem Miterlebten entstand ein Album von 9 Blättern Kriegsscenen und ein größeres Bild »Der Strandkampf vor Eckernförde am 5. April 1849 gegen das därnische Linienschiff Christian VIII.« 1853 vollendete Dietz seine »Nächtliche Heerschau« nach dem Gedichte von Zedlitz. Das Bild mit seinem phantastischen Motiv war zu der Pariser Salon⸗Ausstellung zu spät eingetroffen, wurde daher besonders ausgestellt.

In die 50er Jahre fallen zwei weitere große und figuren⸗ reiche Gemälde, die ganz besonders als Repräsentanten seiner künstlerischen Richtung anzusehen sind: »Königin Eleonore von Schweden am Sarge Gustav Adolphs«, und »Die Zerstörung Heidelbergs durch die Franzosen unter Melac 1689.,“ Das letztere Bild, wohl das wirkungsvollste des Künstlers, zu dem er sorgsame und gründliche Vorstudien ge⸗ macht hat, ist ein hochbedeutendes, dessen nationale Kraft und prophetische Auffassung in unseren Tagen ihre Erfüllung ge⸗ funden hat und daher doppelt ergreift. Der erste Entwurf des

Bildes, wie er sich noch im verlassenen Atelier des Meisters

vorfindet, hatte eine gaz andere Anlage: Da stand die weib⸗ liche Haupifigur außerhalb der brennenden Stadt, deren Lohe zum nachtdunkeln Himmel emporschlägt, unter den unglücklichen Flüchtlingen, die Hand emporhebend, wie die Rache des Him⸗ mels herabrufend auf die Häupter der fränkischen Mordbrenner. Diesem Bilde reihen sich am besten die Erinnerungen an die Befreiungskriege an; so »Blüchers Uebergang über den Rhein bei Caub« und »Blücher, wie er nach der Schlacht von La⸗ Rothiere, Februar 1814, den Weg nach Paris zeigt«, in dra⸗

matisch bewegten, lebensgroßen Figuren, der greise Marschall

Vorwärts hoch zu Roß, wie v. Stägemann singt: Es ist der Greis, der unverwand:? Nach Frankreichs Strömen wies,;, Er trägt der Deutschen Fackelbrand, Die Landwehr, nach Paris.

Ferner ist zu nennen das treffliche Bild »Episode aus der Schlacht vor Leipzigs Thoren⸗«. Als Zeugnisse des echten Humors des Künstlers mögen hier Erwähnungen finden die »Lustigen Schlachten,« Ziethensche Husaren nach der Schlacht von Roßbach mit damaliger Halbwelt der zerschlagenen fran⸗ F“ Heere und eine »Episode nach der Schlacht von Höch⸗ städt.«

Das Nationalmuseum in München hat von Dietz die

stereochromischen Wandgemälde: »Kronprinz Ludwig von

Bayern in der Schlacht von Arcis⸗ und »Angriff bayerischer Reiterei in der Schlacht von Brienne;« das noch nicht voll⸗

endete Athenäum ein Giebelgemälde: »Angriff der Bayern

unter Kurfürst Max Emanuel auf die Türken zum Entsatz von Wien.“. I1“ ““

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Welche schöpferische Kraft, welche lebendige eigenartige Phantasie, welch' vaterländischer Sinn, welches frische Ver⸗ ständniß tapferer That zeigt sich in allen diesen und anderen Bildern! Unablässig dem Gesammtleben deutscher Kunst zuge⸗ wandt, mit der Gabe der Rede und Schrift in reichem Maße versehen, von vielseitigem Wissen und einem ebenso sicheren wie uneigennützigen und liebenswürdigen Auftreten, das nie verletzte, war Feodor Dietz persönlich, wie mit der nie rastenden tüchtigen Feder bemüht, im Kleinen Kunstvereine zur Unter⸗ stützung von Berufsgenossen hervorzurufen (denen er selbst manchen Ausstellungsgewinn zuwieß), wie es anderntheils im Großen seine stete Aufgabe war, zur Gesammtvertretung der deutschen Kunst mitzuwirken. Seiner thätigen Mitwirkung ist das Gelingen der ersten großen allgemeinen deutschen Kunst⸗ ausstellung in München im Jahre 1858 zu verdanken, und die Versammlungen der deutschen Kunstgenossenschaft, zu deren Gründung und Gliederung er wesentlich beitrug, fanden den beredten, von hohen Gedanken getragenen, liebenswürdigen und formgewandten Mann, dem diese Stellung ohne Neid eingeräumt wurde, gewöhnlich auf dem Präsi⸗ dentenstuhle. Die Achtung, die er der deutschen Kunst auch im Auslande zu gewinnen strebte, hat er für sie mit⸗ erringen helfen, und als eins der kostbarsten Dokumente sah er stets eine anläßlich der Zusammenkunft in Antwerpen erfolgte Mittheilung der belgischen Kunstgenossenschaft und die Anerkennung der Höhe deutscher Kunst an, welche sich in ihr ausspricht.

Einem so rastlosen tüchtigen Wirken sollte auch die kunst⸗

enossenschaftliche Anerkennung nicht entgehen. Die bayerische Akademie der bildenden Künste zu München (1856), die belgische Kunstgenossenschaft in Gent (1860) und eine Reihe anderer Vereine ernannten Dietz zu ihrem Mitglied und Ehrenmitglied. Den Albrecht Dürer⸗Verein in Wien hat der Verstorbene

mitbegründet. Von äußeren Auszeichnungen schmückten den immer bescheidenen, kritischen Urtheilen gern zugänglichen

Künstler der Herzoglich Sachsen⸗Ernestinische Hausorden, das Ritterkreuz des Zähringer Löwen, der bayerische St. Michaels⸗

Orden 1. Klasse, der preußische Rothe Adler⸗Orden 3. Klasse, der Sachsen⸗Weimarische Hausorden 1. Klasse vom weißen Falken, die französische Ehrenlegion und der belgische Leopold-⸗

Orden.

Im Jabre 1862 kehrte Dietz auf die Berufung des Groß⸗

herzogs Friedrich, der ihn später zum Professor an der neu aufblühenden Kunstschule ernannte, in die badische Heimath

nach Karlsruhe zurück und setzte hier lehrend und rüstig weiter⸗ schaffend seine künstlerische Thätigkeit fort. In diese Zeit fallen manche Anregungen für die Organisation der Kunstschule, oder eine Verbindung derselben mit kunstgewerblichem Unterricht,

wovon manches in seinem Sinne zur Verwirklichun kam.

Seitdem malte er unter anderm eine »⸗Episode aus dem

Treffen von Langensalza 1866⸗ für den Herzog von Co⸗ burg; für die Ausstellung in Paris 1867 die »Flucht einer amerikanischen Familie über den Susquehannah im Krieg gegen die Royalisten«, und »Die Parade der badischen Division vor König Wilhelm von Preußen 18674, ein großes, durch zahlreiche Porträtköpfe militärischer Persönlichkeiten und haupt⸗ städtischer Notabilitäten belebtes Bild. Der immer auf frische Motive bedachte Meister hatte sich zuletzt noch einen neuen Ge⸗ genstand aus der Periode der Pfahlbauten gewählt. Ein dahin gehöriges Bild ist im Besitz eines ihm befreundeten Arztes in Karlsruhe, und als letzte Komposition schaut in dem nun veröbeten Atelier von der Staffelei das Bild: »Pfahlbau⸗

bewohner der Urzeit zu Schiffe im Kampfe mit Bären, dere Junge sie erbeutet haben.⸗

Ein Mann von so durchaus patriotischem Sinn, wi Dietz, mußte von der großen

Kreuz und wirkte, als Delegirter der Karlsruher Hülfsverein mit mancher Sendung an die ins Feld gerückten badische

Truppen betraut, für die große Sache des Vaterlandes, dessen Ehre und Größe, dessen Einigung und Selbstbestimmung sein ganzes Streben als Mensch und als Künstler gewidmet war.

In solchem Wirken (er begleitete die sterblichen Reste eine

gefallenen Verwandten) geschah es, daß unweit Gray auf dem

siegreich eroberten Boden Frankreichs am 18. Dezember, an

welchem Tage die badischen Regimenter das siegreiche Treffen bei Nuits kämpften, ein Herzschlag plötzlich ihn vom Pferde

warf. Im nächsten Hause der Vorstadt endete ein in edlem

Wollen und tüchtigen Schöpfungen, an Mühe, Arbeit und

Ehre reiches Leben!

Zu früh seinem Vaterlande entrissen, wird er als edler

Mensch und tüchtiger deutscher Künstler demselben in t Erinnerung bleiben.

höchster Ordre vom 5. d. M.

Bewegung unseres na⸗ tionalen Kampfes mit Frankreich auf das Lebhafteste er⸗ griffen werden. Da litt es ihn nicht mehr in der stillen Ruhe des künstlerischen Schaffens im Atelier. Er nahm das rothe

Postanstalten Bestellungen für das zweite Quartal d. J. und 1232 ½

Das Abonnement beträgt . 1 Thlr. 2 Sgr. 6 Pfg. 8. ür das Vierteljahr. 1 Insertionspreis für den Naum einer Druchzeile 2 ½ Sgr.

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Alle pPost-Anstalten des In⸗- und Auslandes nehmen Bestellung an, für Berlin die Expedition des Königl

1 Preußischen Staats-Anzeigers: 8

Zieten⸗Platz Nr. 3.

auf den Königlich Preußische

für das mit dem 1. April dieses Jahres beginnende Quartal gefälligst so rechtzeitig bewirken zu wollen, daß die regelmäßige Zusendung keine Unterbrechung erleide und die Stärke der Auflage gleich danach bestimmt werden könne. Der erweiterte Umfang, welchen das Blatt in Folge der steigenden Anforderungen in den letzten Jahren erhalten

hat, nöthigt dazu,

den vierteljährlichen Abonnementspreis vom 1. künftigen

Monat

1

Beilagen zum Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger, wie sie mit demselben seither

gegeben worden sind, werden auch ferner erscheinen. Dieselben sind vornehmlich zur Aufnahme von Aufsätzen aus dem Gebiet der preußischen Geschichte, Landeskunde und Staats⸗Verwaltung bestimmt.

Bestellungen nehmen für Berlin die Expedition des

jedoch nur die Post⸗Aemter resp. Feldpost⸗Anstalten entgegen.

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Staats⸗Anzeigers, Zieten⸗Platz N

E1 *

„Se. Majestät der Kaiser und König haben Aller⸗ Sb geruht, dem Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator im Marine⸗Ministerium Naubert mittelst Aller⸗

den Charakter als Rechnungs⸗ Rath zu verleihen. ““

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Dem Großherzoglich badischen Präsidenten des Staats⸗ Ministeriums und Staats⸗Minister des Innern, Dr. Jolly, und dem Großherzoglich badischen Präsidenten des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Ange⸗

legenheiten, von Freydorf, den Königlichen Kronen⸗

Orden erster Klasse mit dem Emaille⸗Bande des Rothen Adler-Ordens; dem Königlich württembergischen Justiz⸗Minister von Mittnacht und dem Königlich württembergischen General⸗Lieutenant und Kriegs⸗Minister von Suckow den Königlichen Kronen⸗Orden erster Klasse, dem Königlich württembergischen Ober⸗Finanz⸗Rath von Riecke, vortragenden Rath im inanz⸗Ministerium, den König⸗ lichen Kronen⸗Orden zweiter Klasse; dem Königlich württembergi⸗ schen Major und Adjutanten des Kriegs⸗Ministers Steinheil, und dem Kaiserlich russischen Hofrath Dr. med. Wywodzoff, Oberarzt in Diensten Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Helene, den Königlichen Kronen⸗Orden dritter Klasse; so wie dem Königlich bayerischen Rath und Sekretär des Königlichen Geheimen Hausarchivs Schönchen in München, dem König⸗ lich portugiesischen Unter⸗Lieutenant von dem Kanonenboot Camoöns, Cesar Justino da Costa Lima, und dem Schriftsteller Giuseppe de Vio zu Florenz, den Keniglichen Kronen⸗Orden vierter Klasse; und

Dem Stadtgerichts⸗Rath Maaß zu Berlin den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse zu verleihen;

Die Wahl des Gymnasial⸗Direktors, Professors Kern in Danzig, zum Direktor des Stadt⸗Gymnasiums in Stettin; und

Den Bürgermeister Hankel zu Schwanebeck, zu Folge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Neustadt⸗Magde⸗ burg getroffenen Wahl als besoldeten Beigeordneten zweiten Bürgermeister der Stadt Neustadt⸗Magdeburg auf die ge⸗ setzliche zwölfjährige Amtsdauer zu bestätigen. ““

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Deutsches Neich. Bekanntmachung.

88 Zeitungsverkehr mit Frankreich. Auf französische Zeitungen können von jetzt ab durch die

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Se. Majestät der Koͤnig haben

weiterhin unter den bisherigen Bedin

werden.

Beerlin, den 11. März 1871. be Fenerab postamt. 11A4“

Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden.

5 1Ag 1ann 3. teni 8— n g. 8 Die am 1. April d. J. fälligen Zinsen der preußischen Anleihen und der Anleihe des eedever bacs -e. 8e; Jahre 1870 können bei der Staatsschulden⸗Tilgungskasse hier⸗ selbst, Oranienstraße Nr. 94, unten links, schon vom 20. d. Mts. ab täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Festtage und der Kassen⸗Revisionstage, von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nach vhüs ge gegen Ablieferung der Coupons in Empfang genommen erden.

Von den Regierungs⸗Hauptkassen, den Bezirks⸗Hauptkassen der Provinz Hannover und der Kreiskasse in Fereh a. sün werden diese Coupons ebenfalls vom 20. d. Mts. ab, mit Aus⸗ nahme der oben bezeichneten Tage, eingelöst werden.

Die Coupons müssen nach den einzelnen Schuldengattun gen und Appoints geordnet, und es muß ihnen ein, die Stück zahl und den Betrag der verschiedenen Appoints enthalten⸗ des, aufgerechnetes, unterschriebenes und mit Wohnungsangabe versehenes Verzeichniß beigefügt ein.

““ Hauptverwaltung der Staatsschu 8 von Wedell. Löwe. Meinecke. Eck.

Berlin, 13. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem zur Feit als Civil⸗Kommissarius beim General⸗Gouvernement zu Rheims beschäftigten Prinzen Carl zu Hohenlohe die Erlaubniß zur Anlegung des von des Großherzogs von Mecklenburg⸗Schwerin Königliche Hoheit ihm verliehenen Großkreuzes des Ordens der Wen dische Kronk zu ertheilen 111141“*“

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MNiIichtamtliches.

Preußen. Berlin, 13. März. Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war vorgestern in der 10. Vorlesung des Wissenschaftlichen Vereins anwesend und wohnte gestern dem Gottesdienste in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei.

Ie dinirte bei Ihrer Majestät der verwittweten