1871 / 96 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Hierauf wurde die Sitzung vertagt. ee Sitzung:

Mittwoch, den 12. April, Mittags 12 Uhr. Schluß 38 Ahr.

Die Aniversttät Jena hat, wie die »Bl. v. d. S.« be⸗ richten, an Ihre Majestäten den Kaiser und König und güe Kaiserin und Königin nachstehende Adressen gerichtet:

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Aller⸗ gnädigster Kaiser, König und Herr! Gestatten Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät bei der Wiederkehr des Friedens der unterzeich⸗ neten Hochschule, die mit hingebender und werkthätiger Begeisterung, gleichwie einst in den Freiheitskriegen, so in dem nun beendeten großen Entscheidungskampse die Fahne des deutschen Vaterlandes hoch getragen hat, dem erhabenen, Führer in den Werken des Krieges

und Friedens ihren freudevollen Dank und ibre ehrfurchtsvollen Glückwünsche darzubringen. Mit dem gerechtesten Stolze darf das deutsche Volk, jetzt und in aller Zukunft, zurückblicken auf die großen Thaten der jüngsten Vergangenheit, die shresgleichen nicht finden in der Geschichte. Denn nie, so weit das Gedächtniß der Menschheit reicht, sind so überaus glorreiche, so wahrhaft wunder⸗ bare kriegerische Erfolge errungen worden; nie hat es einen Winter⸗ feldzug gegeben so voller Entbehrungen und Opfer, und doch so reich an glänzenden Thaten und Erträgen; nie ist unter so denk⸗ würdigen Umständen, inmitten wogender ö“ ein so großes mächtiges Reich erstanden, wie das neue Deutsche Kaiserreich. Endlich ist dergestalt dem deutschen Volke zu Theil geworden, was es so lange und so inbrünstig ersehnt; endlich sind ihm die so schmählich von wälscher Seite geraubten Provinzen Elsaß und Lothringen, diese kostbaren Bestandtheile seines uralten Erbes, in ihrer nationalen Begrenzung zurück erworben; endlich sieht es seine berech⸗ tigten Ideale deutscher Einheit, die auch unsere Hochschule selbst in verheißungslosen Zeiten treu und kühn bewahrte, ihrer beglücken⸗ den Verwirklichung zugeführt. Mitten unter den gewaltigen Eindrücken dieser weltgeschichtlichen Zeit, da unter der Leitung Ew. Majestät die Künste des Krieges ihre höchsten Triumphe feiern, dürfen wir andererseits auch in freudigster Erinnerung jener Tage ge⸗ denken, wo vor nunmehr zwölf Jahren Allerhöchstdieselben den Künsten des Friedens zu Liebe, den Thaten des freien Geistes zu Ehren, an dem Heerde unserer Hochschule den drei tiefsten Denkern unsers Jahr⸗ hunderes ein bleibendes Andenken als »Hauptförderern des wissen⸗ schaftlichen Lebens« zu stiften geruhten. Und so blicken wir denn wie mit gerechtem Stolz auf die Gegenwart, so mit vollem Ver⸗ trauen und mit den heißesten Wünschen in die Zukunft. Moͤge es Ew. Majestät, dem Lenker des siegreichen Krieges, dem Stifter des ruhmvollen Friedens; dem Ersten Kaiser des neuerstandenen Deutschen Reiches, noch lange verliehen sein, zu walten als Mehrer des Reichs in Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung! Möge auf dem Grunde des Friedens, den unser heldenmüthiges Heer und seine Fuͤhrer erstritten, unser theures geeintes Vaterland sich durch die Kraft aller seiner Bürger im staatlichen, sittlichen und wirthschaft⸗ lichen Leben immer freier und höher entwickeln! Möge auch auf eben diesem Grunde, unter dem Schutze Ew. Majestät, eine reiche Saat des Wahren und Schoöͤnen erblühen, die Fülle der Wissenschaften und der Künste sich in neuen Bahnen ergehen, und eine schrankenlos freie Forschung im Verein mit einer jugendfrischen Nationalliteratur immer höhere Staffeln des Wissens und des Könnens erklimmen! In tiefster Ehrfurcht Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät unter⸗ thänigste Prorektor und Senat der Großherzoglich und Herzoglich aͤchsischen Gesammt⸗Universität. Adolf Schmidt, d. Z. Prorektor.

„Allerdurchlauchtigste, Großmächtigste Kaiserin und Königin, Aller⸗ gnädigste Kaiserin, Königin und Frau! Ew. Kaiserlichen und König⸗ lichen Majestät wagt die unterzeichnete Hochschule in diesen feierlichen Tagen, wo die Pforten des Janustempels sich schließen und der Friedensjubel den Thatenernst der nächsten Vergangenheit krönt, aus vollem Herzen und in tiefster Bewegung ihre Huldigung darzubrin⸗ gen. Weiß sie doch, daß dieses Wagen nicht den Schein der Zudring⸗ lichkeit erwecken kann! Ist sie sich doch bewußt, daß in den Rück⸗ erinnerungen Ew. Majestät die Bildungsstätte Jena nicht die letzte Rolle spielt! Darf sie doch der Zuversicht leben, daß Allerhöchst⸗ dieselben ihr jederzeit jenes freundliche Gedenken bewahrt haben, das sich in den Tagen ihrer Jubelfeier durch eine so innige und sinnige Theilnahme in Wort und That auf unvergeßliche Weise bethätigte! Unsäglich mühsam hat sich das deutsche Volk in diesem Jahrhundert aus einem trümmerhaften und ohnmächtigen Dasein bis zu seiner gegenwärtigen einheitlichen Macht und Größe hindurch⸗ erungen. Ew. Majestaͤt eigenes Geschick war mit den wechselvollsten

hasen dieses Ringens eng verknüpft. Noch lag Deutschland tief in dem Banne seiner unfreien, unmächtigen und unbeneideten Zustände, als die jugendliche und wißbegierige Fürstentochter Weimars in dem Prinzessinnengarten zu Jena weilte, unbefangen in die Gegenwart und ahnungsvoll in die Zukunft blickend. Aber alsbald ent⸗ führte sie der Odem der Geschichte in die weite Welt, um sie von Stufe zu Stufe auf die Höhe des hea Königs⸗ thrones und auf den neuen mächtigen Kaiserthron des geeinig⸗

ten deutschen Vaterlandes zu erheben. Nicht zu früh 4 sondern

nur allzuspät ist das alte morsche und antinationale römische Kaiser⸗ thum erloschen, womit zum Unheil für Deutschland das deutsche Wahlkönigthum verbunden war und blieb. Was die Gegenwart hervorgebracht, ist zum Heile Deutschlands nicht die Wiederherstellung eines Alten, sondern der Aufbau eines Neuen: eines erblichen, eines nationalen Deutschen Kaiserreichs. Niemals, so lange ein deutsches Volk besteht, hat es dem Titel nach Deutsche Kaiser gegeben. Und

weiß. In tiefster Ehrfurcht Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät unterthänigste Prorektor und Senat der Großherzoglich und Herzog⸗ lich saͤchsischen Gesammt⸗Universität. Adolf Schmidt, d. 8

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Danzig, 5. April. (Westpr. Ztg.) Außer der Panzer Fregatte »Kronprinz« ist noch das Kanonenboot »Blitz« zur Ueberwachung der Kriegsgefangenen⸗Einschiffung nach Glück stadt abgegangen. 1

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Metz, 1. April. Am 26. v. Mts. starb, 72 Jahre alt, Felix Maréchal, am 15. August 1865 zum Maire von Metz ernannt, ein Mann, welcher nicht nur als berühmter Arzt, den die französische Regierung zum Studium der Cholera⸗ Epidemie wiederholt nach Deutschland entsendet hatte, das Ver⸗ trauen seiner Mitbürger genoß, sondern auch als Bürgermeister in den Drangsalen der letzten Zeit auf seinem Posten geblieben war. Heute früh fand die feierliche Beerdigung statt. Dem Sarge folgten auch die Mitglieder der Präfektur (der Präfekt selbst, Amtshauptmann v. Könneritz, war abwesend) das

Militär⸗Gouvernement und Tausende von Bürgern. 8

Sachsen. Weimar, 3. April. Heute wurde der Erb⸗ großherzog im Großherzoglichen Gesammt⸗Ministerium feier⸗ lich eingeführt, um künftighin an den Berathungen desselben theilnehmen und den Großherzog vorkommenden Falls bei ““ in Höchstdessen Auftrag vertreten zu können.

Coburg, 4. April. Die Herzogin in heute Nachmitta nach Gotha abgereist. Seraog

Baden. Karlsruhe, 3. April. Der Revue auf dem großen Eperzierplatz in der Nähe der Stadt vor dem Groß⸗ herzog folgte der Ein⸗ und Durchzug der an der Parade theil⸗ nehmenden Truppentheile der badischen Division 13 Ba⸗ taillone, 10 Batterien, 3 Regimenter Kavallerie, im Ganzen 17⸗ bis 18,000 Mann unter Führung des Prinzen Wilhelm, Commandeurs der 1. Infanterie⸗Brigade. Nach dem (I.) Leib⸗ Dragoner⸗Regiment kamen der Großherzog und an dessen Seite General v. Werder zu Pferde, sowie in vierspännigen Wagen mit Vorreiteen die Großherzogin und die Prinzessin Wilhelm. An den Thoren sind Triumphbogen, in den durchzogenen Straßen reihen sich durch Festons von Tannengrün verbundene Maste mit großen Wimpeln in den Reichsfarben, kleinere Fähnchen und Wappen der Südstaaten eng an einander; viele Häuser sind dekorirt, alle aber prangen im reichsten Fahnenschmucke. Aus allen Fenstern regneten Kränze und Blumensträuße. Die Truppen, welche nicht hier in Garnison kommen, zogen dann in verschiedenen Richtungen in ihre Kantonnements in der Umgegend zurück.

Württemberg. Stuttgart, 5. April. (W. T. B.) Prinz Peter von Oldenburg traf heute Nachmittag zum Be⸗ suche des Königlichen Hofes hier ein.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. April. Der Reichs⸗ kanzler Graf Beust gedenkt den wiederholt vertagten Ausflug an den Genfer See zum Besuche seiner Familie, wie die

tagen zurückzukehren. 8 5. April. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses sprach der Präsident vor der Berathung des Rekrutenkontin⸗ gents sein Bedauern darüber aus, daß das Herrenhaus durch die Verzögerung der Berathung im Abgeordnetenhause genöthigt sei, so wichtige Gesetzentwürfe summarisch zu erledigen. Nach Motivirung des Kommissionsantrages Seitens des Berichterstat⸗ ters und nach Befürwortung der Annahme durch den Minister für Landesvertheidigung, wurde der Gesetzentwurf über das Rekrutenkontingent in der Fassung des Abgeordnetenhauses ohne Debatte angenommen, und die bezüglichen Resolutionen des Abgeordnetenhauses abgelehnt.

Die Wiener »Abendpost« veröffentlicht mit Bezug auf die in der Sitzung des englischen Unterhauses vom 1. d. vom englischen Premier⸗Minister gemachten Andeutungen, welche zu dem Mißverständnisse veranlassen könnten, als habe es der Mahnung Englands bedurft, um Oesterreich zu der aus der eigensten Willensbestimmung des Kaisers und seiner Regierung hervorgegangenen Einhaltung der Neutralität zu bestimmen, folgende zwei, den wahren Sachverhalt bekundende und den Gegenstand vedehs erschöpfende Depeschen:

1) Telegramm des Grafen Apponyi an d d. d. London, 8. August 1870: d. EPrasen. Fenßs

»Die preußische Regierung beklagt sich hier über Rüstungen und Befürchtungen, welche unsere Haltung in Berlin einflößt, weil sie Ruß⸗

so begrüßen wir denn Ew. Majestät, freudig und tief bewegt, als die

land noͤthigen könnte, seine Neutralität zu modiftziren. Im Interesse

des guten Einverständnisses zwischen den Neutralen, und um den

wahrhaft erste Deutsche Kaiserin, von der die Geschichte zu erzählen Krieg zu begrenzen, bittet Sie Lord Granville, auf Ihrer Hut zu sein.«

militärischen Vorbereitungen, die ihm in unserer geographischen Lage

8 den Neutralen sprechen zu hören, und ich bitte Sie, ihm zu sagen,

»Oest. Corr.« meldet, morgen anzutreten und nach den Oster⸗

Maßnahmen sind getroffen worden. Der für einen Augenblick

nunmehr reorganisirt. Wir haben die Zeit zur⸗ Sicherung

diplomatische Umtriebe Oesterreichs. Die russische Regierung theilt die *

8.

2) Telegramm des Grafen Beust an den Grafen Apponyi

„d. Wien, 9. August 1870: . . 8 Sie muges Lord Granville, dessen guten Rath ich im⸗ mer zu würdigen weiß, aber machen Sie ihm bemerklich, daß unsere

rrechtfertigt erscheinen müssen, im Vergleich mit denen, welche Pcht ger Chfhrofgen, stets nur einen defensiven Charakter und Zweck hatten. Ich bin sehr glücklich, ihn von einem Einvernehmen zwischen

daß wir dazu vollkommen geneigt, da wir frei von jeder Verpflich⸗

8— Wiener »Abendpost- bemerkt zu diesen Depeschen, daß

n London nach Wien gemachte Mittheilung darin be⸗ Fen auf anderwärts wahrzunehmende Verdächtigungen und die daraus möglicher Weise entspringenden Folgen aufmerksam zu machen. Eine solche Eröffnung konnte nur mit Dank ent⸗ gegengenommen und erwiedert werden, während eine Warnung im Sinne einer belehrenden Einflußnahme von Seiten der Kaiserlichen Regierung eine andere Entgegnung hervorgerufen

haben würde.

elgien. Brüssel, 5. April. Die Prinzessin Louise von Brerßeritannien 18 der Marquis von Lorne sind gestern in Ostende eingetroffen und im Hotel d'Allemagne abgestiegen. (W. T. B.) Die heutige Sitzung der Friedenskonferenz dauerte zwei Stunden. Der französische Bevollmächtigte Goulard ist nach Versailles abgereist, um daselbst mit Thiers und Favre zu konferiren. Die nächste Sitzung wird voraus⸗ sichtlich Sonnabend 10 Uhr statmnden. Heute hat Herr v. Balan dem Könige in besonderer Audienz seine neuen Kreditive als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Deutschen Reiches überreicht.

Großbritannien und Irland. London, 4. April. (Engl. Eork.) Der bereits angekündigte Besuch der Königin in Chislehurst hat stattgefunden. Von ihrem jüngsten Sohne, dem Prinzen Leopold, begleitet, begab Ihre Majestät sich ver⸗ mittelst Extrazuges von Windsor dorthin; an der Station in Chislehurst stand eine vierspännige Staatskarosse bereit, welche die hohen Besucher nach Camden House und zurück rachte. Im Ganzen dauerte der Besuch eine halbe Stunde.

Frankreich. Paris, 4. April. Am 3. um sech

je Kommune folgende Depeschen anschlagen: Morgens ließ 1 Söee 2. 5ern ist selbst in Neuilly Nach einem Bericht ist da nd⸗ 1“ worden. Geist der Truppen ist trefflich. Ue Liniensoldaten kommen und erklären, daß außer den Ober⸗Offizie⸗ ren sich Niemand schlagen will. Der Gensd'armerie⸗Oberst, welcher

iff, i rden. 1“ Der Oberst⸗Generalstabs⸗Chef, Henry.

n junger Mädchen, welche die Kirche von Neuilly .. e Penfton znmbllch von den Kartätschen der Soldaten Jules

s und Thiers' zerhackt. 1 Ee hat G Gefangenen, nämlich vier Nationalgarden

d einen unserer Liniensoldaten, erschossen. Der Feind ist auf dem Rückzuge. der Nationalgarde bewunderungswürdig.

Bergeret. 5. April, Vormittags 11 Uhr. Das »Journal officiel⸗ 1ec veröffentlicht folgende Proklamation an die Bevölkerung von Paris: »Mitbürger! Die Kommune von Paris hegt keinen Zweifel an ihrem Siege. Energische

durch Verrath und Abfall in Unordnung gebrachte Dienst ist

Eures demnächstigen Triumphes gut angewandt. Die Kom⸗ mune zählt so wie Ihr auf sie rechnen könnt. Bald werden die Royalisten in Versailles nichts mehr besitzen, als die Schmach ihrer Verbrechen. Euch aber wird der ewige Ruhm bleiben, Frankreich und die Republik gerettet zu haben. Nationalgarden! Die Kommune beglückwünscht Euch, und erklärt, daß Ihr Euch um das Vaterland wohl verdient ge⸗

t habt.⸗« . ““ Proklamation Cluserets vom 4. zeigt an, daß die Marschcompagnien sofort reorganisirt werden sollen. 8“ Unteroffiziere und Mannschaften erhalten vom 7. April ab

16 onderen Sold. 8 . 7. werden die Mitglieder der Kommune am Mars⸗

feld Revue abhalten. Die Kriegsbataillone werden aus allen

8 nicht verheiratheten Bürgern im Alter von 17 bis 35 Jahren, aaus e ee Feeigas ehe und Freiwilligen sowohl des e

Militär⸗ als des Civilstandes ehen.

Vormittags 11 Uhr 30 Minuten. Das Plateau von Chatillon befand sich heute Morgen noch im Besitze der Truppen von Versailles, welche daselbst Batterien errichtet haben

ann die Kanonade um 2 Uhr und dauert bis zur Stunde ort. In den Forts Issy und Vanvres soll große Verwirrung herrschen. Das Centralkomite sendet unausgesetzt Ver⸗ stärkungen auf den Schauplatz des Kampfes. Während des gestrigen Gefechtes wurden die Nationalgarden gezwungen, die Batterie von Val Fleury zu verlassen, worauf sich dieselben in den Häusern von Vanvres und Issy verschanzten. Die Truppen von Versailles errichteten hierauf eine Batterie bei les Chalets Seit gestern hat kein Zusammenstoß von Meudon bis Cour bevoie stattgefunden. 600 Zuaven und berittene Gensd'armen liegen in t T6“ sollen gestern eben alls schwere Verluste erlitten haben. 8 Da die Aütunft von Steinkohlen seit dem 18. März aufgehört hat, so ist in der Gasfabrikation von Paris der Mangel bereits so fühlbar, daß schon in voriger Woche nur noch die Hälfte der Flammen auf den Straßen angesteckt wurde. Die Einnahme des Octroi, in gewöhnlichen Zeiten täglich 250,000 Fr., war schon in voriger Woche auf 80,000 Fr. per Tag gesunken. . Versailles, 4. April. (W. T. B.) Die von mehreren Jour⸗ nalen verbreitete Nachricht, Fürst Bismarck habe der französischen Regierung erklärt, wenn letztere nicht bis zum 15. April den pariser Aufstand bewältigt habe, so würden die deutschen Truppen in Paris einziehen, ist, wie versichert werden kann, völlig unbegründet. Der französischen Regierung ist keine Erklärung dieser Art zu⸗ egangen. Wiers hat über bg Fr 2. April folgendes Rund⸗ an die Präfekten ꝛc. erlassen: schrelden an⸗, Ipen 6 Uhr Abends. Da seit 2 Tagen Bewe. gungen nach Rueil, Nanterre, Courbevoie, Putegux und der Brücke von Neuilly, welche von den Insurgenten verbarrikadirt worden war, stattgefunden hatten, so wollte die Regierung diese Versuche nicht un⸗ bestraft lassen, und befahl denselben sofort entgegenzutreten. Nachdem der General Vinoy sich Gewißheit verschafft, daß die Demonstration, welche die Insurgenten auf der Seite von Chatillon gemacht, nichts Ernsthaftes hatte, ging er heute Morgen um 6 Uhr mit der Brigade Audel von der Division Farron und mit der Brigade Bernard von der Division Bruat ab; auf der Linken befand sich die Jäger⸗Division des Generals Gallifet und auf der Rechten zwei Schwadronen republikanischer Garde (ehemalige Munizipalgarde) als Plänkler. Die Truppen rückten in zwei Kolonnen vor, die eine üͤber Rueil und Nanterre, die andere üb⸗er Vaucroisson und Montretout. Sie stießen beim Rond Poiat der Bergêres zusammen. Vier Bataillone In⸗ surgenten hielten die Stellungen von Courbevoie besetzt so wie die dortige Kaserne und den großen Rond Point der Station. Die Truppen nahmen diese verbarrikadirte Stellung mit bemerkenswerthem »Elan⸗; die Kaserne wurde von den Marine⸗Truppen genommen, die große Barrikade von Courbevoie durch das 113. Linien⸗Regiment. Die Truppen warfen sich alsdann den Abhang hinab, der zur Brücke von Neuilly führt, und nahmen die Barrikade, welche sich am Ein⸗ gange derselben befand. Die Insurgenten ergriffen eiligst die Flucht und ließen eine gewisse Anzahl von Todten, Verwundeten und Gefan⸗ genen zurück. Da der »Entrain« der Truppen das Resultat beschleu⸗ nigte, so waren unsere Verluste fast Null. Die Wuth der Soldaten war furchtbar und machte sich hauptsächlich gegen die Deserteure kund, welche erkannt wurden. Um 4 Uhr kehrten die Truppen in ihre Kanionnirungen zurück, nachdem sie der Sache der Ordnung einen Dienst geleistet, den ihnen Frantreich hoch anrechnen wird. General Vinoy hat keinen Augenblick lang das Kommando abgegeben. Die Elenden, welche Frankreich zu bekämpfen wagen, haben ein neues Verbrechen begangen. Der Generalstads⸗Arzt der Armee, Herr Pas⸗ guier, der allein und ohne Waffen vorgegangen, wurde auf unwürdige Weise ermordet. A. Thiers.⸗«

Nachmittags 3 Uhr. (W. T. B.) Die gestrigen Operationen sind heute Morgen mit der größten Kraft⸗ entwickelung zu Ende geführt worden. Die Truppen waren vor der Redoute von Chatillon geblieben. Um 5 Uhr Morgens befanden sich die Brigade de Rojat und die Division Pelle in voller Stärke vor diesem wichtigen Werke. Zwei 12 pfündige Batterien hatten Befehl, das Feuer der Re⸗ doute zum Schweigen zu bringen. Die Truppen wollten indeß nicht abwarten, bis die Batterien ihre Aufgabe erfüllt hätten, und nahmen die Redoute im Sturmschritt; sie haben einige Verwundete und machten 1500 Gefangene. Von den beiden feindlichen Befehlshabern ist der eine, der sich General Duval nannte, getödtet, der andere, der sich Neury nennt, zum Ge⸗ fangenen gemacht. Die Kavallerie, welche die Gefangenen es⸗ kortirte, hatte bei ihrem Einrücken in Versailles die größte Mühe, dieselben gegen die Erbitterung des Volkes zu schützen. Niemals hat die niedrige Deegese. gemeinere Physiognomien aufzuweisen gehabt. Die Armee setzt ihren Marsch auf Cha⸗ tillon und Clamart fort. Der tapfere General Pelle ist durch einen Granatschuß verwundet. Die Truppen, welche vor den Thoren von Marseille zusammengezogen sind, haben sich heute Morgen des Bahnhofes bemächtigt und marschiren gegen die Präfektur. 1

Abends 11 Uhr. Die Insurgenten haben heute somit eine neue und entscheidende Niederlage erlitten. Die

derselben die Forts Issy und Vanvres und das 1“ ee beschießen. Heute Morgen 8 1

Thal von Meudon unausg

Truppen haben mit bewunderungswürdigem Feuer die Redoute