1871 / 114 p. 14 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

den Anforderungen genügende Schulgeographie zu schreiben, machte sich derselbe im Jahre 1832 an die Ausarbeitung der »Grundzüge der Erdkunde«, welche, von Ritter mit einem Vorwort versehen, so sehr dem Zweck entsprachen, daß bald eine zweite, dann eine dritte Auflage folgte. Während des Verlaufs seiner Arbeit war er sich seiner selbständigen Stellung be⸗ wußt geworden; sein Bestreben war, gemäß den Tendenzen der Zeit »die alte Scheidewand zwischen der gelehrten und un⸗ gelehrten Welt abzutragen, den todten Bücherkram in frucht⸗ baren Samen für das Leben zu verwandeln, die Goldbarren aus der staubigen Schatzkammer der Wissenschaft hervorzu⸗ suchen und in gangbare Münze umzuprägen.« Die »Anfangs⸗ gründe der Erdkunde« (1834) zeigen diese Richtung; das Werk erlebte 1835 die zweite, 1838 die dritte, 1868 die zwölfte Auf⸗ lage und ist in 30,000 Exemplaren ausgegeben. Von großer fachwissenschaftlicher Bedeutung und Bahn brechend für diesen Zweig der Erdkunde ist die »militärische Länderbeschreibung von Süd⸗ und Mittel⸗Europa (1837), ursprünglich die Fortsetzung eines vom Lieulenant Bahnert begonnenen Unternehmens. Noch bedeutender ist die Iberische Halbinsel, eine Monographie aus dem Gesichtspunkte des Militärs, IJ. Abth.: Das Kriegstheater zwischen Ebro und Pyrenäen,« (1839), ein Werk, das alle Ge⸗ sichtspunkte umfaßt und ebenso wichtig für den Strategen, wie für den Civil⸗Ingenieur, den Staͤtistiker, National⸗Oekonomen und Ethnographen ist. Der Begriff der Militärgeographie ist für diese Arbeiten zu eng, eher paßte für sie die Bezeichnung der praktisch angewendeten Erdkunde. Die Häufung seiner Berufsgeschäfte hat Roon in der weiteren Thätigkeit in der von ihm eingeschlagenen Bahn beschränkt, und nachdem er 1845 noch „48 Tafeln zur Vergleichung geographischer Größe und Maße« herausgegeben, mußte er sich damit begnügen, seine »Anfangsgründe« und »Grundzüge der Erdkunde« mit der dauernd vorwärts schreitenden Wissenschaft in den neuen Auf⸗ lagen in gleicher Höhe zu erhalten.

Die Franzosen bezeichneten es immerdar als Verrath, daß, wo unsere typisch gewordenen Ulanen nur hinkamen, sie Weg und Steg kannten, und ohne sich viel mit Fragen aufzuhalten, die richtige Route einschlugen. Was sie für ein Werk des Ver⸗ rathes ansehen, ist näher betrachtet nur die Frucht tüchtiger Vorbildung in der Geographie, welche das Heer seinen Leitern zu danken hat 1

Löwe und die deutsche Ballade.

Die poetische Kunstgattung, welche den Namen »Ballade⸗ führt, ist nach Ursprung und Charakter eine germanische und zuerst in Schottland und England gepflegt worden, von wo sie nach Deutschland verpflanzt wurde. Dort ist auch die Wurzel des Namens zu suchen, nämlich in dem schottischen Worte gwaelawd (gesprochen walad), das in der Volkssprache ein »Lied« bedeutet, d. h. eine lyrische Verarbeitung eines einfachen, epischen Vorgangs. Eine &hnliche Art poetischer Erzählungen mit musikalischer Begleitung hatte man auch in Deutsch⸗ land im Mittelalter. Diese deutsche Volksballade war, was die Musik betrifft, eine Mischung von mehr recitirendem Ton für den eigentlich erzählenden Theil und melodisch freiem Ausdruck für den folgenden Refrain, in wel⸗ chem der lyrische Grundgedanke betont wird. Ohne aber einen dichterischen oder musikalischen Aufschwung zu nehmen, ver⸗ blieb die deutsche Ballade ausschließlich dem Volksgesange, bis der Dichter Bürger, mit der schottischen und englischen Balladen⸗ poesie innig vertraut, der Schöpfer der deutschen Kunstballade wurde, welche er in einem viel größeren Umfange anlegte, mit landschaftlicher Scenerie und anderem Schmuckwerk ausstattete und zugleich durch dialogische Episoden zu dramatischer Leben⸗ digkeit erhob. Bürger, Schiller, der noch umständlicher und destrip⸗ tiver die Ballade auffaßte, Goethe, welcher sich oft schon mehr dem alten Balladenliede wieder nähert, und Uhland kann man als die deutschen Dichterkoryphäen in dieser Gattung betrachten, da sich alle Anderen mehr oder minder ihnen anschließen. Die Komponisten traten sofort mit Eifer an die neue Kunstform heran und bildeten sie musikalisch in zweierlei Arten aus. Die erste knüpft in ihrer Form an die Volksballade an: eine Me⸗ lodie und einerlei Begleitung herrscht für alle Strophen vor, und ohne auf die Charakteristik der einzelnen Partien sich ein⸗ zulassen, legt der Komponist in seinem Tonbilde das auf alle Einzelheiten passende Resultat der Gesammtstimmung nieder, wie dies ja auch bei dem Strophenliede geschieht. Die andere Art, die durchkomponirte Form der Ballade, datirt seit Zum⸗ steeg und hat ihren Höhepunkt in neuerer Zeit in K. Löwe

gefunden, welcher den oben genannten Dichterkoryphäen in

musikalischer Beziehung ebenbürtig zur Seite tritt.

Johann Karl Gottfried Löwe ist am 30. November

1796 in dem Städtchen, Löbejün bei Stohnsdorf, an der Bahn zwischen Halle und Cöthen gelegen, geboren, wo sein Vater

Kantor und Lehrer der Stadtschule war. Seine Tüchtigkeit im Gesange, worin ihn der Vater unterrichtete, und besonders im

Treffen verschaffte dem I1jährigen Knaben schon eine Stelle als

Chorsänger in Cöthen, wo er neben freiem Unterhalt bei dem

dortigen Kantor auch unentgeltlichen Schul⸗ und Gesangsunter⸗

richt genoß. Aber schon zwei Jahre später (1810) nahm ihn der Vater wieder zu sich und brachte ihn nach Halle, um ihm eine gründlichere wissenschaftliche Ausbildung zu geben, als er auf der kleinen Stadtschule in Cöthen erhalten konnte. Auf Ver⸗

wendung des Musikdirektors Türk daselbst wurde der junge

Löwe in das Gymnasium des Waisenhauses und in den Sän⸗ gerchor desselben aufgenommen. Der Erstgenannte ließ sich seine

musikalische Ausbildung angelegen sein und erwirkte ihm sogar

bei dem Präfekten des Königs von Westphalen, dessen Auf⸗- merksamkeit das Talent Löwe's erregt hatte, die jährliche Unter-

Löwe verließ in Folge dessen das Gymnasium, blieb aber im Hause Türks und genoß drei

stützung von 300 Thalern.

Jahre lang seinen Unterricht. Nach dem Tode Türks indessen

nahm er seinen Lieblingsgedanken, Theologie zu studiren,

wieder auf, bereitete sich mit Vernachlässigung seiner musika⸗ lischen Neigung fleißig dazu vor und besuchte, schon 18jährig, nochmals das Gymnasium. Bald nachdem er aber die Univer⸗ sität Halle bezogen (1817), gab erauch seinem alten Hange zur Musik

wieder mehr Raum. Seine ersten Balladenkomposttionen aus dieser Zeit, »Edward« und »Erlkönig«, verschafften ihm neben seinen

uͤbrigen mustkalischen Leistungen in weiteren Kreisen Anerken⸗ nung, so daß aus Stettin die Aufforderung an ihn erging, sich dort niederzulassen und die Stelle eines Musikdirektors anzu⸗

nehmen. Löwe ging darauf ein, reiste nach Stettin ab und im Jahre 1821 erfolgte seine Anstellung und Bestätigung im Amte. Er übernahm damit das Orgelspiel und die musikalische Leitung des Gottesdienstes an Sonn⸗ und Festtagen, sowie die Aufführung von Kirchenmusiken an allen hohen Festen, end-

lich den musikalischen Unterrich am Gymnasium und dem Seminar und behielt diese Stellung bis wenige Jahre vor seinem Tode, wo er nach Kiel übersiedelte. 20. April 1869.

Löwe schildert in seinen eigenen Mittheilungen und in seinen Reisebriefen“) mit besonderer Vorliebe seine Thätigkeit als Balladensänger. Denn während seines langen Aufent⸗

halts in Stettin unternahm der Komponist regelmäßig in den Sommerferien Erholungsreisen. Mit denselben aber verband er gleichzeitig künstlerische Zwecke, indem er seine Balladen zum

Vortrag brachte und sie vermöge des ihm eigenen dekla⸗ matorisch anregenden Gesanges in das Publikum einzuführen

suchte. Auf diesen Reisen besuchte er alle größeren Städte Deutschlands und verschaffte sich durch seine Balladenvorträge,

die er zum Theil improvisirte, nicht nur bei allen Notabili⸗ täten seiner Zeit Zutritt, sondern er kam auch mit hohen fürst⸗

lichen Personen vielfach in Berührung, wie besonders mit

König Friedrich Wilhelm IV., der ihm persönlich wohlwollte, und ihn oft nach Potsdam eingeladen hat.

Fassen wir Löwe's Bedeutung für die Kunst in ein Ge⸗

sammtbild, so ragt er besonders in seinen Leistungen als Bal⸗ laden⸗Komponist hervor, nächstdem in seiner Thätigkeit auf dem Gebiete des Oratoriums. So verdienstlich seine Instru⸗

mental⸗Kompositionen an sich sind, so Bedeutendes er im Liede geleistet hat, so hat er in diesen Gattungen doch nicht für seine

Zeit und für die Nachfolge maßgebende Bahnen gebrochen, wie in der Ballade.

Löwe hat in derselben nur wenige Vorgänger gehabt. Der bedeutendste unter ihnen war Zumsteeg (starb 1802 als Kapell⸗ meister in Stuttgart), der Freund und Jugendgefährte Schillers,

der es zuerst gewagt hatte, Balladen mit Begleitung des Piano⸗ forte zu setzen. Seine »Lenore«, »des Pfarrers Tochter von

Taubenhain«, »die Büßende«, »Ritter Toggenburg«, »Ritter Karl von Eichenhorst« und manche andere machten bei ihrem Erscheinen und bis weit in das jetzige Jahrhundert hinein nicht geringes Aufsehen, wurden überall gesungen und gern gehört.

Nach ihm hatten Reichardt und Zelter, beide jüngere Zeit⸗ genossen von Zumsteeg, sich mit Glück der Ballade, Reichardt vorzugsweise der Goethe'schen zugewendet. Während er sich

mehr an die Liederform hielt, findet man bei Zelter bereits die

spätere Balladenform vollkommen ausgeprägt. Doch vermochte

auch er es nicht, diese zu einer eigenen Tongattung zu erheben.

*) Vergl.: »Dr. Karl Löwe's Selbstbiographie«. Für die Oeffent⸗ 3 lichkeit bearbeitet von C. H. Bitter. Berlin, 1870. Verlag von Wilh. Müller

Dort starb er am

8 Dieses Verdienst blieb Löwe vorbehalten. Seiner innersten Natur sagte diese Art der Tondichtung in dem Maße zu, daß er sogleich in den ersten Versuchen die vollendete Form fand, die er mit seinem poetischen Geiste erfüllen konnte. Seine ersten, wie wir gesehen haben, der Studentenzeit angehörigen Balladen »Erlkönig« und »Edward« bezeugen dies. In der

langen Reihe derartiger Arbeiten, welche er später geschaffen

hat, ist Manches, was diesen beiden Erstlingsstücken an Schön⸗

heit, Farbenglanz und poetischem Zauber nahe kommt, Vieles, was ihnen gleichsteht, Weniges, was sie überragt. Hätte, auch in der Kunst, die Mode nicht ihr besonderes Recht, dann würde Löwe’'s »Erlkönig« neken dem von Fr. Schubert in voller

Anerkennung geblieben sein. Es wird Niemand daran denken,

die Schönheiten des letztgenannten prächtigen Tonbildes in Zweifel ziehen zu wollen; die ältere Löwe'sche Komposition ist darum nicht weniger bedeutend. Die erste Ballade Löwe's zeigt zugleich in ihrem Bau wie in ihren einzelnen Theilen alle jene Eigenschaften, durch welche er die Ballade als solche zur Kunstgattung erhoben hat. Dieser zwischen lyrischer Empfindung und epischer Darstellung die Mitte haltende Gesang, die dem Gedicht sich eng an⸗ schließende Charakteristik, in welche, wo es erforderlich ist, dramatische Schlaglichter eingestreut werden, diese Melodien⸗ Bildungen, die nicht, wie bei der Oper und im Oratorium, aus dem innern Leben des Menschen heraus empfunden sind, sondern die Darstellung des Grundtons der Erzählung treffen und deshalb immer gerade da stehen, wo der mit der Er⸗ zählung fortschreitende Zuhörer ihrer bedarf, das Zusammen⸗ schmelzen des Gesanges mit den oft sehr fein konstruirten Formen und Figuren des begleitenden Instruments, die stets dem Gedicht folgende, der Deutlichkeit des Inhalts so sehr enisprechende Eintheilung und Scheidung der musi⸗ kalischen Gedanken, endlich vor allem die poesiereiche, sinnige Auffassung, welche Löwe in allen seinen derartigen Tondich⸗ tungen eigen war, geben diesen einen ganz eigenthümlichen Reiz und fesseln oft gerade da am Anziehendsten, wo die Worte dies am wenigsten zu bedingen scheinen.

Gleiche Vorzüge finden sich in allen Balladen Löwe's, moögen sie das Reich der Elfen, die sagenhaften Gestalten des Märchens, mögen sie die Ritterlichkeit vergangener Zeiten, die Zerrüttung edler Naturen durch wilde Leidenschaft, oder aber die Liebe in ihren glücklichen wie trüben Nüancirungen darzu⸗ stellen bestimmt sein. Wer möchte nicht mit gespanntem In⸗ teresse der düsteren Leidenschaftlichkeit des»Edward«, der sanften Romantik »Der Wirthin Töchterlein⸗, dem ritterlich⸗ernsten Charakter des »Harald«, den Phenf sfte Elfentänzen und

dem tragischen Ausgange des »Herrn Oluf« folgen?

Dabei legt der Komponist auf realistische Wirkungen einen nicht geringen Werth, ohne daß er jedoch durch diese die künst⸗ lerische Schönheit überwuchern läßt. Es mag in dieser Hinsicht an die meisterhafte Tonmalerei der »Glocken von Speyer« er⸗ innert werden, in deren erstem Abschnitt der tiefe ernste Ton der Kaiserglocke mit dem vollen Geläut der einstimmenden Kirchenglocken, im zweiten Satze die scharf und isolirt klingende Armesünderglocke von frappanter Wirkung ist. Aehnliches findet sich auch in anderen Kompositionen.

1 Löwe stellt in seinen Balladen dem Sänger große Auf⸗ gaben. Wie er jeden besonderen Gegenstand seinem Charakter gemäß fest hinstellt, so muß der Sänger ihn auch diesem spe⸗ ziellen Charakter gemäß wiedergeben. Gerade in dieser Schwie⸗ rigkeit des charakteristischen Vortrags liegt ein wesentlicher Grund dafür, daß man diese Tonwerke viel seltener hört, als

es erwartet werden sollte und sie es verdienen.

Die Ballade in dem Sinne, in welchem wir sie kennen, mit ihr deren geistliche Schwester, die Legende, beide sind Kinder deutschen Geistes und deutscher Poesie. Unser Volk wird seinem Dichter Bürger nie vergessen, was es ihm nach dieser Richtung hin dankt. Die Balladen Löwe's, ebenso die geringere Zahl von Legenden, welche er gesetzt hat, gehören, wie Bürgers Dich⸗ tungen, der deutschen Kunst an, sind ein ausschließliches Produkt derselben. Darum verdient der Tondichter, der ihnen ihre Melodien gegeben hat, vor Allem den Dank der deutschen

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Das Nahe⸗

Vom Rheine her gelangt man auf der Rhein⸗Nahebahn durch das bald wild⸗romantische, bald liebliche Nahethal an

*) Entnommen dem gleichnamigen Artikel aus der »Beschreibung es Regierungsbezirks Trier«, mit Benutzung amtlichen Materials,

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d bearbeitet von Otto Beck, Königlichem Regierungs⸗Rath. Bd. III.

Trier, 1871

Verlag der Fr. Lintzschen Buchhandlung

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5 8 ui11““ 11“ den beiden ländlichen Kreisstädten St. Wendel und Ottweiler

vorbei bis Neunkirchen, von da auf der Saarbrücker Bahn nach St. Johann⸗Saarbrücken, auf der Saarbrücken⸗Trier⸗ Luxemburger Bahn durch das industriereiche Saarthal bis Konz

( Meileoberhalb Trier) und dann durch das Moselthal entweder

aufwärts bis Luxemburg, oder abwärts bis Trier, während die Bahn im Saarthale von der Saar, im Moselthale von der Mosel begleitet wird, welche neben ihr den Verkehr mit Frank⸗ reich und dem Luxemburgischen vermitteln. Die Mosel bildet zugleich die Wasserstraße, welche uns von Trier durch ein wein⸗ und obstreiches Thal dem Rheine wieder zuführt.

Beim Bau der Rhein⸗Nahebahn mußten nicht unerhebliche Terrainschwierigkeiten überwunden werden, welche hauptsächlich in den eigenthümlichen geologischen Verhältnissen und den viel⸗ fach engen und schroffen Ufern der Nahe zu suchen sind.

Von Bingen bis Sarmsheim finden wir Uebergangs⸗ gebirge, Thon⸗ und Grauwackenschiefer; weiter bis Laubenheim rothes Porphyrkonglomerat auf dem linken Ufer, auf dem rechten bis an die Gans tertiären Kalk und Meersand nebst tertiärem Sandstein; auf dem linken Ufer von Laubenheim bis Kreuznach bunten Sandstein; von hier bis Norheim auf dem linken, später auf dem rechten Ufer (von der Gans an) rothe Porphyrbreccie. Bei Treissen treten zwei dioritische Züge zu Tage. In der Nähe von Boos finden wir wieder rothe Porphyrbreccie (Schloß Böckelheim), hierauf Kohlengebirge bis Sobernheim, in der Nähe Gipslager. Von da bis Martinstein Muschelkalk; von Kirn bis Oberstein Diorit, Melaphyr; bis Hoppstätten Melaphyr, bis Wallhausen rothe Porphyrbreccie.

Jenseits der Wasserscheide beginnt das bedeutende Kohlen⸗ becken, in welchem die Nahebahn bis zu ihrer Mündung in die Saarbrücker Bahn und letztere bis ins Saarthal ruht. In der von der Nahebahn durchschnittenen Gegend gehören also die vorherrschenden Gebirgsformationen der älteren vulkanischen Periode an. Es sind besonders die Erhebungen des Porphyrs und Melaphyrs zwischen Kreuzuach und St. Wendel, welche den Charakter dieser Gegend bestimmen.

An vielen Punkten der Nahe mußte die Eisenbahn un⸗ mittelbar am Fuße der fast senkrecht emporsteigenden Fels⸗ wände in den Fluß hinein gebaut werden. In dieser Hinsicht sind besonders bemerkenswerth: die Engpässe bei Theodorshalle, Münster am Stein, Böckelheim, Martinstein, Oberstein und Klausfels (zwischen Oberstein und Kronweiler), weil hier das Flußthal, einer tief in die Felsen eingeschnittenen Rinne

gleichend, auf das Aeußerste beschränkt ist. Die Bahn hat bei

einer Länge von 16 Meilen 15 Tunnels und weit über die doppelte Anzahl Brücken. Sie macht eine bedeutende Steigung, welche bis zur Wasserscheide bei Wallhausen beinahe 200 mehr als die Höhe der Gans (bei Münster am Stein oberhalb Kreuznach) beträgt oder mit andern Worten: Bingen liegt 267, der Gipfel der Gans 10287 und Wallhausen 1225 über dem Spiegel der Nordsee.

Die Saarbrücker Bahn verläuft im Sulzbachthale und bot im Vergleiche zur Nahebahn keine bedeutenden Schwierigkeiten; die größte war der bildstocker Tunnel. Hinter Saarbrücken zieht die Bahn bequem durch die Saar⸗Thalebene, auf beiden Seiten bunter Sandstein bis Rehlingen, wo auf dem rechten Saarufer auf kurzen Strecken Muschelkalk zu Tage tritt. Auf der Höhe des linken Ufers (dem Gau) findet man überall Muschelkalk.

Vor Mettlach geht die Bahn durch einen 317 Ruthen langen Tunnel, ein Meisterwerk des Architekten Lieber, dessen künst⸗ lerischem Geschmacke die Anlage sämmtlicher Stationsgebäude von Saarbrücken bis Trier anvertraut wurde. Am genannten Tunnel wurde 3 Jahre gearbeitet. Die Bahn hat durch den⸗ selben eine bedeutende Sagarstrecke abgeschnitten, verläßt dann aber den Fluß nicht mehr bis zu dessen Mündung in die Mosel.

Bei Mettlach treffen wir rechts und links der Bahn wissen⸗ bacher Schiefer, kurz vor Serrig über demselben auf dem linken Ufer auf kurzen Strecken wieder bunten Sandstein, von Staad bis Konz Schiefergebirge. Hier gewinnt die Bahn das breitere Moselthal und zieht über einen langen Damm und die eigens für dieselbe erbaute Moselbrücke, wie bereits erwähnt, moselaufwärts nach Luxemburg und moselabwärts nach Trier. Von Konz zieht sich auf dem rechten Moselufer bis Coblenz hinab das Schiefergebirge, auf dem linken etwas hoͤher wie Igel bunter Sandstein, moselabwärts, kyllaufwärts und ins wittlicher Thal hinein.

Wenn der Fremde auch von vornherein wegen dieser Mannigfaltigkeit der Gebirgsverhältnisse auf das Vorhanden⸗ sein vieler Naturschönheiten rechnen darf, so wird er doch beim Besuche dieser reizenden Thäler seine Erwartungen weit über⸗ troffen finden. Wir erwähnen nur die imposanten Felspartien bei Münster am Stein, die Gans, den Rheingrafenstein, den Rothenfels, die obersteiner Melaphyrgruppe mit der Felsen⸗

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kirche, das Idarthal, die interessanten Partien bei Oberstein bis