1871 / 21 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 May 1871 18:00:01 GMT) scan diff

Paris fürchterlich beschädigt. Die Zerstörung von Eigen⸗ thum übersteigt allen Glauben und ist bei weitem größer, als die Verluste während des französischen Krieges.⸗

surrektion wurde in der verflossenen Nacht im Quartier Mouffe⸗ tard unterdrückt; die Truppen machten 6000 Gefangene. Die Insurgenten sind nunmehr in Belleville und auf den Buttes de Chaumont zusammengedrängt, von wo aus sie fortfahren Petroleumbomben auf die Stadt zu schleudern und neue Feuers⸗ brünste zu verursachen.

die Hotels des Finanz⸗Ministeriums, der Präfektur, der Polizei,

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sterien der Marine, des Innern, des Aeußern, der Landwirth⸗ schaft, das Panthéon, die Sainte Chapelle, die Schule der schönen Künste, die Bank von Frankreich und das Gebäude des Crédit foncier; die Kirchen sind größtentheils gerettet.

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nennt man: Jules Valléès, Amouroux, Brunet, Rigault, Pa⸗ risel, Dombrowski, Lefrangois, Bosquet. Pyat, Delescluze, Ranvier und Cluseret verhaftet worden seien, hat sich nicht bestätigt. Ueber das Schicksal der gefangenen Geißeln liegen keine näheren Nachrichten vor; gerüchtweise ver⸗ lautet, dieselben seien gerettet. Der Erzbischof soll in Freiheit gesetzt worden sein. Mac Mahon soll an die Insurgenten eine letzte Aufforderung zur Unterwerfung gerichtet und angedroht haben, daß Alle, welche von nun an mit den Waffen in der Hand ergriffen werden, erschossen werden sollen.

Bercy, den Bastillenplatz, Charonne, Belleville, Menilmontant und Villette besetzt.

Mazas, sowie die Bahnhöfe von surgenten hatten die in ihrer Gewalt befindlichen Geißeln von

Regierungstruppen den haben gestern Abend das räumt, in die Luft gesprengt.

Frankreich.

aus, dem namentlich Folgendes zu entnehmen ist:

„» Paris, 24. Mai, Abends. Gestern früh um 11 Uhr okkupirten die Versailler den Montmartre mit geringem Blut⸗

vergießen. Sie nahmen die Festung, indem sie dieselbe von La Chapelle aus umgingen.

Porte St. Martin vor, und griffen die, die großen Boulevards noch immer vertheidigenden Kommunisten im an. Am hartnäckigsten wehrten sich die Insurgenten in der Gegend des Boulevard Haußmann hinter der Neuen Oper. Diese wurde genommen und Nachmit⸗ tags die rothe Fahne auf ihrem Gipfel durch die Trikolore ersetzt. Hierauf wurde mit großer Energie der Place Vendöme angegriffen, aber vor 4 Uhr heute Morgen nicht definitiv okku⸗ pirt. Am Eingange der Rue St. Honoré und im Palais Royal hielten die Insurgenten lange Stand, und als sie zum Rückzuge gezwungen wurden, setzten sie das Palais in Brand. Das Gebäude, sowie die meisten Häuser der Nachbarschaft sind mehr als halb ausgebrannt. Die Einnahme des Place Vendöome machte die Tuilerien unhaltbar, aber ehe die Insurgenten den Palast räumten, steckten sie ihn mittelst Petroleum in Brand. Der ganze den Privatquartieren gegenüber liegende Flügel brannte nieder, und das Feuer hat sich längs der Front der Rue Rivoli vom Haupteingange bis zur Place de Carrousel ausgedehnt. Der Louvre brennt ebenfalls, desgleichen das Palais Royal, das Kriegs⸗Ministerium und das Stadthaus, das die Föderir⸗ ten verzweifelt vertheidigen. Viele andere öffentliche Gebäude, welche von den Insurgenten mit malitiösem Vorbedacht in Brand gesteckt wurden, stehen ebenfalls in vollen Flammen. In den östlichen Vorstädten oder in den Positionen, die ihnen ge⸗ blieben sind, kämpfen die Insurgenten noch immer wie die Dä⸗ monen. Sechs⸗ bis achttausend derselben sind Gefangene in Versailles und andern Orten. Die leichtsinnige, wankelmüthige Bevölkerung ist wahnsinnig vor Freude. Ueberall weht die Trikolore. Die Straßen sind ruhig und die Versailler Trup⸗ pen führen sich ordentlich auf, wenn sie nicht mit aufgespürten Insurgenten engagirtsind. Die Polizei nimmt Haussuchungen vor und durchsucht Haus für Haus vom Dach bis zu den Kellern. Paris ist in eine dichte Rauchsäule eingehüllt. Die Straßen sind mit Blut besudelt und mit Trümmer darunter menschliche Formen, bedeckt. Durch das Werk der letzten beiden Tage ist

ganzen deutsch⸗

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Versailles, 26. Mai, Morgens 8 Uhr. Die In⸗

Von monumentalen Gebäuden sind zerstört: die Tuilerien,

des Rechnunghofes, die Kaserne am Quai d'Orsai, das Hotel de Ville und der Mont de Pitié. Gerettet wurden die Mini⸗

Unter den bisher erschossenen Führern des Aufstandes Die Nachricht, daß

Heute Morgen hielten die Insurgenten noch immer

Die Regierungstruppen nahmen gestern Lyon und Orleans. Die In⸗ azas nach Roquette gebracht. Heute Morgen griffen die Bastillenplatz an. Die Insurgenten Fort Jvry, nachdem sie es zuvor ge⸗

16 h. Ueber die Einnahme von Paris spricht sich in charakteristischer Weise ein Bericht der »Daily News⸗

Während des Vormittags dran⸗ gen sie in östlicher Richtung von der Notre Dame⸗Kirche nach der Rue Lafayette und über die Rue Chateaudun nach der

Rücken

Der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch Sohne, dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, am 23. Mai wieder in St. Petersburg eingetroffen.

Minister Dufaure einen Gesetzentwurf, durch welchen das Be.⸗ gnadigungsrecht bei politischen, durch die Presse begangenen, sowie bei gemeinen Verbrechen, für welche eine schwerere Strafe als 1 Jahr Gefängniß festgesetzt ist, geregelt wird. Nach dem⸗ selben soll der Chef der Exekutivgewalt das Begnadigungs⸗ recht nur unter Zustimmung einer besonderen Kommission ausüben, allgemeine Amnestien aber sollen nur auf dem Wege der Gesetzgebung erlassen werden. Ueber diesen Gesetzentwurf wird die Dringlichkeit beschlossen. Picard bringt einen Gesetzentwurf ein, durch welchen die Kautionspflichtigkeit für Journale wieder eingeführt wird, und erklärt, die Frage wegen

zogen. Der vorgelegte Entwurf stellt die Verpflichtung zur vorhergehenden Deklaration behufs Gründung von Journalen wieder her, ebenso die Verpflichtung der vorhergehenden Hinter⸗ legung der Exemplare. Die Höhe der Kaution ist, wie ver⸗ lautet, gleichmäßig für politische, sowie für literarische Zeit⸗ schriften auf 25,000 Francs festgesetzt. Die Dringlichkeit auch dieses Gesetzentwurfes wird angenommen. Baron Echasseriaux legt einen von 60 Mitgliedern der Versammlung unterzeichneten Gesetzentwurf vor, welcher die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung des Pariser Aufstandes,

der Fall war, verlangt. Die Dringlichkeit wird angenommen. Der Gesetzentwurf, betreffend den Wiederaufbau des Hauses Thiers', wird angenommen, General Lefloô erstattet hierauf Bericht über den Stand der Dinge in Paris: »Die Operatio⸗ nen der Truppen verliefen in regelmäßiger Weise. Die Ver⸗ luste der Truppen seien minder groß, als man hätte befürchten sollen. Die Insurgenten seien von dem Bastillenplatze aus, welchen unsere Truppen besetzten, angegriffen worden. Die Armee Vinoy's suche die Barriédre du Trône zu nehmen. Die

setzt;, die Insurgenten sind in Menilmontant und Belleville zusammengedrängt. Die Truppen rücken methodisch und sicher vor. Wir hoffen, daß spätestens morgen die letzten Zufluchts⸗ orte der Insurgenten genommen und. Paris Frankreich zurück⸗ gegeben sein wird.« General Leflô theilt ferner mit, eine An⸗ zahl der gefangenen Geißeln sei von den Insurgenten erschossen worden; er spricht die Hoffnung aus, daß der Erzbischof ge⸗ rettet sei. Schließlich zeigt General Leflö an, daß die Lösch⸗ mannschaften von London, Antwerpen und Brüssel in Paris eingetroffen seien. Neue Feuersbrünste sind nicht gemeldet worden. Die Sitzung wird hierauf geschlossen.

Paris direkt hier eingetroffen sind, mitgetheilt wird, ist der⸗ jenige Theil des Louvre, welcher an der Rue de Rivoli liegt, durch das Feuer total zerstört, der gegenüber liegende Theil des Gebäudes, welcher die Sammlungen enthielt, ist gerettet worden. Es ist Befehl gegeben worden, die Kellerluken zu ver⸗ stopfen, da die Feuersbrünste vielfach dadurch hervorgerufen wurden, daß Petroleum in die Kellerluken hineingegossen und angezündet wurde. „— Wie das Journal »Echo du Parlement« mittheilt, hat sich auf Ansuchen des fränzösischen Gesandten, Grafen Baude, das Pompiercorps von Antwerpen sammt seinen Löschgeräthschaften nach Paris begeben. 26. Mai. Wie die »Times« erfährt, sind die Samm⸗ lungen des Louvre, mit Ausnahme der Bibliothek, geborgen. Die Nationalbibliothek und die Bank sind gerettet. Die Tuile⸗ rien sind von dem Gitter vor dem Palast bis zum Pavillon Flore ausgebrannt. Das Palais Royal ist niedergebrannt.

daß der Erzbischof Darboy befreit und daß Bicétre und Jvry in den Händen der Regierungstruppen sei. An der Barrière d'Italie hahen sich 6000 Insurgenten ergeben. Auf dem rechten Ufer umgingen die Versailler Generale den Bastillenplatz uüͤber Mazas und die „äußeren Boulevards. Neue Feuersbrünste wurden heute früh gemeldet. Die Stadt London stellte ihr Pompiercorps zur Disposition, welches auf dem kürzesten Wege

morgen früh in Paris eintreffen wird.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Mai.

ist mit seinem

Amerika. Dem Washingtoner Vertrag entnehmen wir

die Schlußartikel des Vertrages, welche dem Deutschen Kaiser

““ übertragen. Diese Artikel (34 und 35) auten:

Dieweil im Art. 1 des am 15. Juni 1846 zwischen Ihrer briti⸗

schen Majestät und den Vereinigten Staaten abgeic lossenen Vertrages

Vereinigten St

festgesetzt worden dcs daß die Grenzlinie zwischen dem Gebiete der

nd dem Ihrer britischen Majestät von dem

Punkte unter dem 49. Breitengrade, bis zu welchem sie schon be⸗

In der Nationalversammlung überreichte der Justiz⸗ stimmt

ßern mit der

sgei ferner die Regierung Ihrer britischen Majestät verlangt, daß

Wiedereinführung des Zeitungsstempels sei in Berathung ge.

in gleicher Weise, wie dies nach dem Aufstande im Jahre 1848 % Agenten Großbritanniens und

Kaserne des Prinzen Eugen sowie die Magazins Réunis seien be-

Wie der »Indépendance« von Personen, welche von

Nachmittags 1 Uhr. Favre meldet, 8

nach Westen entlang dem besagten Breitengrade Mitte 2 das stenaland von der Vancouversinsel tren⸗ Kanals und sodann südlich durch die Mitte besagten der Fuca⸗Straße zum pacifischen Ocean⸗ fortgeführt diewerl ferner die von den beiden hohen Vertragsschlie⸗ Bestimmung jenes Theiles der Grenze, welcher sich süd⸗ durch die Mitte vorbesagten Kanals zieht, beauftragten Kommis⸗ nicht im Stande waren, sich über selbige zu verständigen; die⸗

der

werden sollte,

lich arien enzlinie nach den Bestimmungen des angeführten Vertrages sünrch Gie tofariostraße laufe, und die Regierung der Vereinigten Staaten verlangt, daß sie durch den Haro⸗Kanal laufe: so wird aus⸗ emacht, daß die betreffenden Ansprüche der K. britischen Regierung dnd der Regierung der Vereinigten Staaten dem Schiedsspruche und der Entscheidung Sr. Majestät des Kaisers von Deutschland untek⸗ breitet werden soll, welcher, den oben erwähnten Vertrag in Erwä⸗ gung ziehend, nach demselben endgültig und jede Berufung ausschließend, entscheiden soll, welcher von diesen Ansprüchen am meisten im Einklange steht mit der richtigen Auslegung des Vertrages vom Juni 1846. Die Entscheidung Sr. Majestät des Kaisers von Deutschland soll als absolut endgültig und ahschließend betrachtet werden und volle Ausführung soll ihr gegeben werden ohne Einrede, Ausflucht oder Verzug. Die Entscheidung soll schriftlich und mit dem Datum abgegeben werden in irgend einer Form, die es Sr. Majestät u wählen beliebt; sie soll den Vertretern oder anderen öffentlichen G der Vereinigten Staaten, die sich um überreicht werden und als von dem

it in Berlin befinden jene Zeit i ö Kraft getreten betrachtet werden.

Datum der Ueberreichung an in

Statistische Nachrichten.

Berlin, 25. Mai. Von dem Köͤniglichen Ministerium des Innern ist Stalistik der zum Ressort des Ministeriums des

nnern gehörenden Straf⸗ und Gefangen⸗Anstalten ür das Jahr 1869, 33 Bogen Royal 4to. Berlin, 1871. Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) veröffent. licht worden. Ueber Inhalt und Zweck dieses Werkes spricht sich das Vorwort desselben, wie folgt, aus: Die statistischen Notizen über das Gefängnißwesen, deren Veröffentlichung das Ministerium des Innern hier zum ersten Male unternimmt, haben auf denjenigen Theil der preußischen Gefängnißanstalten beschränkt werden müssen, welcher das eigene und unmittelbare Verwaltungsgebiet dieser Behörde bildet Bekanntlich begreift das Letztere neben den zur Vollstreckung der Zucht⸗ hausstrafe bestimmten Strafhäusern nur eine kleine Zahl der Anstal⸗ ten für andere Haftarten Gefängniß⸗, Korrektions⸗, Polizei⸗ und Untersuchungshaft —,

während die sonß ö““ letztgedachten Kategorie dem Justizressort angehören, oder der 13 ständischen Körperschaften und Gemeinden unter⸗ liegen. Die durch die Ressortverhältnisse bedingte Beschränkung des Werkes nur auf einen Theil der den Zwecken der Strafrechts⸗ und Sicher⸗ heitspflege dienenden Haftanstalten hat zu Einschränkungen auch bezüglich des Stoffes der Erhebungen genöthigt. Es würde von äußerst geringem Werthe gewesen sein, Notizen über die Beschaffenheit des Personals folcher Gefangenkategorien anzusammeln, von denen nur ein Bruch⸗ theil in den Gefängnissen des Verwaltungsressorts, die überwiegende Mehrzahl dagegen in anderen Anstalten verwahrt wird, für welche ähnliche Notirungen nicht erfolgen. Mindestens würden aus Auf⸗ stellungen dieser Art allgemeinere Schlüsse niemals haben gezogen werden können. Das vorliegende Werk liefert Individuaglnotizen da⸗ her nur bezüglich der in ihrer Gesammtzahl in den Gefängnissen des Verwaltungsressorts untergebrachten Zuchthausgefangenen, während es sich im Uebrigen lediglich als allgemeine Verwaltungsstatistik darstellt. Es hat nicht übersehen werden können, daß in Folge dessen das Werk auf Interesse vorzugsweise nur im Kreise der Fachmänner zu rechnen haben wird, und daß ein großer Theil Der⸗ jenigen unbefriedigt bleiben dürfte, welche dem Gefängnißwesen von einem allgemeineren Standpunkte aus ihre Beachtung zumenden. Wie die Dinge liegen, ließ sich zur Zeit ein Mehreres indeß nich bieten. Auch dürfte wenigstens im engeren Kreise schon das 688 liegende Material als ein werthvolles angesehen werden. Die Be⸗ deutung statistischer Aufzeichnungen ist in der Gefängnißverwaltung des Ministeriums des Innern auch früherhin nicht verkannt e Seit einer langen Reihe von Jahren hatten die Anstaltsvorstände Verwaltungsübersichten in Tabellenform einzureichen, welche über den Stand und die Bewegung der Anstaltsbevölkerung, sowie über die Gesundheitspflege, den Arbeitsbetrieb und die sinanziellen Resultate der Verwaltung, endlich so weit es sich um die Zuchthäuser han⸗ delte über die persönlichen Verhältnisse der Gefangenen Auf⸗ schluß gaben. Wenn die Anlage dieser Tabellen und deren Vollständigkeit mit Recht bemängelt werden durfte, so war seit einem Jahrzehend auch Dem schon Rechnung getragen. Un den besonderen Jahresberichten, welche seitdem die G . vorstände, Hausgeistlichen und Aerzte zu erstatten hatten, unterlagen die ökonomischen Verhältnisse der Anstalten, Gefangenzucht, Segsh Unterricht n. s. w., so wie die Personalien der Gefangenen einer h eingehenden Erörterung. Allerdings war zu diesem Zwecke die Ta⸗ bellenform nur in wenigen Beziehungen vorgeschrieben. Die 8öö Konformität und Uebersichtlichkeit blieb deshalb zu vermissen. 8 war schon wegen des bedeutenden Umfangs der Berichte deren Ver⸗ öͤffentlichung nicht möglich. An Vollständigkeit des Materials ließen dieselben indeß wenig zu wünschen. Der hier und da ausgesprochene Vorwurf, die preußische Gefängnißstatistik stehe hinter be anderer Staaten zurück, war deshalb hauptsächlich nur insofern

erzielt worden. der

Die Erinnerungen, welche in dieser letz⸗ teren Beziehung namentlich in den Verhandlungen des Land⸗ tages der Monarchie gezogen wurden, begegneten den Wünschen der Verwaltung. Nach Beendigung der umfassenden Vorarbeiten, welche die Aufstellung der Tabellenschemata forderlich machte, wird demgemäß zuerst für das Jahr 1869 zur Veröffentlichung des danach geordneten Materials geschrit⸗ ten. Die Staatsregierung wird es mit Dank anerkennen, wenn die Kritik sich diesem ersten Versuche in eingehender Weise zuwenden und ihr die Gesichtspunkte vorführen sollte, nach denen eine Vervollstän⸗ digung oder Umgestaltung des zu Grunde liegenden Planes zweck⸗ mäßig scheint. Für den Fachmann, so wie für Jeden, dem die Gefäng⸗ nißsache Gegenstand ernsten Studiums ist, wird es des Hinweises darauf kaum bedürfen, daß das gegenwärtige Werk zweckmäßig mit Be⸗ nutzung der Unterlagen zu prüfen sein wird, welche vor einigen Mo⸗ naten in demselben Verlage unter dem Titel: »Die preußischen Ge⸗ fängnisse. Beschreibende Uebersicht der zum Ressort des Ministeriums des Innern gehörigen Straf⸗ und Gefangen⸗Anstalten« der Oeffent⸗ lichkeit übergeben worden sind. v

Das Vermögen der Preußischen NRenten⸗Versiche⸗ rungs⸗Anstalt belief sich, nach dem 32. Rechenschaftsbericht über diese Anstalt, Ende 1870 auf 11,840,542 Thlr, und zerfiel in: Renten⸗ kapital 11,189,738 Thlr., Rentenfond 333,071 Thlr., Reservefond 284,499 Thlr., Depositenfond 33,234 Thlr. Hiervon waren 11,186,948 Thaler in Hypotheken belegt, 329,664 Thlr. in öffentlichen Papiere 323,930 Thlr. baar vorhanden. 3

Das Rentenkapital betrug Ende 1869 10,917,299 Thlr. Dazu kamen im Jahre 1870 an Nachtragszahlungen und Rentengutschrei⸗ bungen 300,041 Thlr., an erloschenen Renten 1972 Thlr., an zurück⸗ gewährten Renten 237 Thlr., an Rückgewährung und Renten durch Verschollenerklärung 192 Thtr., an Einlagen neu gebildeter Jahres⸗ gesellschaften 39,395 Thlr., zusammen 11,259,136 Thlr. Die Ausgabe betrug 69,398 Thlr, darunter 64,849 Thlr. Dotationsbetrag für den Reservefond. 1m 8

Der Rentenfond besteht aus 32 Jahresgesellschaften 1839 1870. Die Jahresgesellschaften 1839— 1869 hatten Ende 1869 323,194 Thlr. Bestand, dazu kamen im J 1870 548,862 Thlr. Zinsen, wogegen 533,985 Thlr. an Renten baar gezahlt oder verrechnet wurden.

Ende 1870 waren 206,104 Einlagen, und zwar 60,126 vollständige, 145,978 unvollständige gemacht worden; die betheiligte Personenzahl betrug 80,988. Für die Einlage Klasse VI. der Jahresgesellschaften 1839 - 1842 ist jetzt die höchste zulässige Rente von 150 Thlr. jährlich Den gewöhnlichen Zinsfuß übersteigt die Rente ein

niß entzogen blieben.

Höhe von 6—150 pCt.) bei 14,508 vollständigen Einlagen.

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Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 27. Mai. Am Donnerstag Abend gelangte im König⸗ lichen Opernhause Shakespeare's Trauerspiel »Antonius und Cleopatrac« in der neuen Uebersetzung und theilweisen Bearbeitung ven F. A. Leo, in Scene gesetzt vom Direktor Hein, zum ersten Male zur Aufführung. Das Königliche Hoftheater hat mit diesem Stück, welches das dritte der drei großen Römerdramen des britischen Dichters ist, sein klassisches Repertoir in anerkennenswerther Weise erweitert. Nach Coriolan und Julius Cäsar schildert »Antonius und Cleopatra« den Kampf des Ostens mit dem Westen, des üppigen Aegyptens mit dem zur Alleinherrschaft strebenden Rom. Das dramatische Gefüge der Shakespeareschen Dichtung ist der mo⸗ dernen Bühne ziemlich unbequem, da mehr auf äußere Pracht und Ausstattung gesehen wird. Das Ganze machte einen fast opern⸗ artigen Effekt und gereichte dem Regisseur zur hohen Ehre. Die neue Uebersetzung ist dramatisch wirksam und korrekt, die Umarbeitung der Scenen, von einzelnen Bedenklichkeiten, so namentlich im zweiten und im vierten Akt, abgesehen, geschickt und angemessen. Scenerie und Dekoration waren theilweise bewunderungswürdig, so vorzugsweise das Trinkgelag auf Pompejus' Galeere, das Innere der Pyramide und alle ägyptischen Baulichkeiten überhaupt. Die großen geschichtlichen Perspektiven dieses Weltkampfes, die unübertreffliche Charakterzeichnung der Hauptpersonen, traten in der Darstellung wenigstens in ihren hervorragendsten Momenten wirksam zu Tage und wurden von dem Publikum mit lebhaftem Beifall begleitet.

Zur Gedächtnißfeier des funfzigjährigen Bestehens des Königlichen Schauspielhauses, welches nach dem im Jahre 1817 erfolgten Brande des alten nach dem Entwurf Schinkel's neu aufgebaut und am 26. Mai 1821 mit einem Prologe von Göthe und der Iphigenia in Tauris eröffnet wurde, fand gestern den 26. Mai, eine Festvorstellung statt, für welche ursprüng lich gleichfalls Göthe's Iphigenia bestimmt war. Die plötz liche Erkrankung der Darstellerin der Iphigenia hatte aber ei Aenderung nöthig gemacht und statt der tauridischen Iphigenie erschien Lessinas Emilia Galotti auf der Scene. Eingeleitet wurde die Fest⸗ vorstellung durch Glucks Ouverture zur Iphigenie in Aulis und einen Prolog von K. Heigel, den Frau Erhartt als Muse der dramatischen Kunst mit schwungvoller Begeisterung sprach. Am Schluß des Pro⸗ loges hob sich die Hinterwand und enthüllte die Ansicht des Schau⸗ spielhauses mit der vollendeten Schillerstatue vor der großen Freitreppe. Von dem Ceremonialbuch des Königlich Preußischen Hofs sind jetzt in einem besonderen Heft (Berlin, 1871, Verlag der Königl. Geh. Ober⸗Hofbuchdruckerei, R. v. Decker) erschienen: 1) Regle⸗ ment, betreffend Anmeldungen, Vorstellungen und Audienzen bei Ihren Königlichen Majestäten und bei Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen und den Prinzessinnen des Königlichen am Königlichen Hofe anzulegenden Kostüme« 2) kunft und Anwesenheit fremder Allerhöchster und Höchster Herrschaften.

berechtigt, als ihre Aufstellungen bisher der öffentlichen Kennt⸗

3) Reglement, betreffend den Empfang der fremden Botschaften am Königl.

eine

auses, sowie der eremoniel bei An-