1871 / 32 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Jun 1871 18:00:01 GMT) scan diff

Feld⸗Art. Regt. Nr. 1, Dr. Herbrüggen von der 1. Pion. Comp. des XI. Armee⸗Corps, Dr. Broelemann vom Feldlaz. Nr. 2 des XI. Armee⸗Corps, Dr. Bertelsmann, vom Feldlazar. Nr. 5 des XI. Armee⸗Corps, Dr. Fuchs von der Feld⸗Telegr. Abth. Nr. 4 des XI. Armee⸗Corps, sämmtlich zu Assist. Aerzten der Reserve befördert.

Den 30. Mai. v. Stülpnagel, Hauptm. vom 3. Garde⸗ Regt. z. F, zur Dienstl. bei dem großen Generalstabe, und zwar als Eisendahn⸗Kommissar für die Linie A. kommandirt. Prinz Heinrich XVIII. Reuß, Sec. Lt. vom Westfäl. Ulanen⸗Regt. Nr. 5, von dem Verhältniß als Adjut. bei dem Sen. Kommdo. VII Armee⸗ Corps entbunden. v Kop, Gefr. vom 4. Pomm. Inf. Regt. Nr. 21, zum Port. Fähnr, v. Bornstedt, Port. Fähnr. vom 8. Pomm. Inf. Regt. Nr. 61, zum Sec. Lt., v. Keiserlingk, Unteroff. von dems. Regt, zum Port. Fähnr., Fischer, Scholz, Vize⸗Feldw. vom 2. Bat. (Pr. Stargard) 8. Pomm. Landw. Regts. Nr. 61, Meyer, Vize⸗Feldw. vom Res. Landw. Bat. Stettin Nr. 34, Beschorner, Vize⸗Feldw vom 2. Bat. (Thorn) 4. Ostpreuß. Landw. Negts. Nr. 5, zu Sec. Lts. der Res. des 8. Pomm. Inf. Regts. Nr. 61 befördert. v. Schmiedseck, Portepee⸗Fähnrich vom Pommerschen Dragoner⸗ Regt. Nr. 11, unter Versetzung zum 7 Pomm. Inf. Regt. Nr. 54, Wendt, Port. Fähnr. von dems. Regt, unter Vers. zum 8. Pomm. Inf. Regt. Nr. 61, v. Wrochem, Port. Fähnr. vom Königs⸗Gren. Regt. (2. Westpreuß.) Nr. 7, unter Versetz. in das 2. Pos. Inf. Regt. Nr. 19, zu Sec. Lts. befördert. Elsner, Vize⸗Wachtm. vom 1. Bat. (Frankfurt) l. Brandenburg. Landw. Regts. Nr. 8, Fabian, Vize⸗ Wachtm. vom 1. Bat (Landsberg) 5. Brandenburg. Landw. Regts. Nr. 48, zu Sec. Lts. der Res. des 2 Brandenb. Drag. Rgts. Nr. 12,

Brennekam, Vize⸗Feldw. vom 2. Bat. (Rastenburg) 5. Ostpreuß.

Landw. Regts. Nr. 41, zum Sec. Lieut. der Res. des 1. Westpreuß. Gren. Regts. Nr. 6, befördert. Puppel, Sec. Lt. a. D., mit dem Char. als Pr. Lt, früher im 1. Bat. (Graudenz) 4. Ostpr. Landw. Regmts. Nr. 5, bei der Infant. dieses Bataillons wieder einrangirt. v. Buddenbrock, Ob. Lt. a. D, früher Major u. Bats. Commdr.

im 3. Hess. Inf. Regt. Nr. 83, z. Z. Bahnhofs⸗Kommdt. zu Lagny, v. d. Lazrcken, Major a. D., früher Hauptm. und Comp. Chef im

3. Ostpreus. Gren. Regt. Nr. 4, z. Z. Etappen⸗Kommdt. zu Gonesse,

in die Kategorie der zur Disp. gestellten Offiziere versetzt.

Den 1. Juni. v. Woikowsky⸗Biedau, Unteroffizier vom 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment Königin Elisabeth, zum Port. Fähnr., Berger, Grimm, Portepee⸗Fähnrichs vom Grenadier⸗Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2, zu

Seec. Lts., v. Petersdorff, Unteroff. von dems. Regt., unter Ver⸗

setzung zum 4. Pomm. vn Regt. Nr. 21, zum Port. Fähnr., zur Nedden, Scheibert, Piper, Vize⸗Feldw. vom Res. Landw. Bat.

Stettin Nr. 34, David, Vize⸗Feldw. vom 1. Bataillon (Wismar) 2. Mecklenburg. Landw. Regimts. Nr. C Ehrenberg, Vize⸗Feldw.

v. Bat. Berlin Nr. 35, Kracht, Stahl, Schroe⸗ Kohlmann, Vize⸗Feldwebel vom 2. Bataillon (Stralsund) 1. Pommerschen Landwehr⸗Regiments Nr. 2, von Hoewel, Foerster, Vize⸗Feldwebel vom 1. Bataillon (An⸗ clam) 1. Pomm. Landw. Regts. Nr. 2, zu Sec. Lts. der Res. des Gren. Regts. König Friedrich Wilh. IV. (1. Pomm.) Nr. 2, Diet⸗ lein, Port. Fähnr. vom 5 Pomm. Inf. Regt. Nr. 42, zum Sec. Lieut., Bullrich, Unteroff. von dems. Regt., zum Port. Fähnr. be⸗ fördert. Siebenbürger, Sec. Lt. von der Ref. des 7. Pomm. Inf. Regts. Nr. 54, früher Sec. Lt. in diesem Regt., in das 7. Pomm. Inf. Regt. Nr. 54 wieder einrangirt. Kreusler, Sec. Lt. von der Res. des 3. Hess. Inf. Regts. Nr. 83, im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt. in diesem Regt. angestellt, v. Brauchitsch, Port. Fähnr. vom 4. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 67, zum Seconde⸗Lieutenant, Eckhardt, Unteroff. von demselben Regiment, zum Port. Fähnr., Raders, Vize⸗Feldw. vom 2. Bat. (Torgau) 4. Magdeb. Landw. Regts. Nr. 67, zum Sec. Lt. der Res. des 4. Magdb. Inf. Regts. Nr. 67, befördert. v. Henning auf Schönhoff, Sec. Lt. vom Hess. Füs. Regt. Nr. 80, von dem Kommdo als Adjut. bei der Gen. Etappen⸗Inspekt. der II. Armee entbunden.

Den 3 Juni: Kronprinz von Sachsen, Königl. Hoheit, Gen. der Inf., von dem ihm uͤbertragenen Oberbefehl über die II. Armee entbunden v. Alvensleben, Gen. der Inf. u. kom⸗

mandirender Gen. des IV. Armee⸗Corps, die einstweilige Führung der WFeschäfte des Ob.⸗Kmmds. der III Armee übertragen. Frbr. v. d. e⸗-Haddenhausen, Ob. Lt. vom 1. Westf. Inf. Regt. Nr. 13

und f d. D. d. mob. Verhältn. Emmdr. d 7. Westf. Inf. Regts. er. 56, definitiv 3z Commdr. dieses Regts. ernannt. v. Elern, Major, aggr. dem 1. Westf. Inf. Regt. Nr. 13, in das Regtment vieder einrangirt. Vogel v. Falckenstein, Hptm. v. 2. Hss. Inf. Regt. Nr. 82, unter Entbindung von dem Verhältniß als Adjut. der 14. Dw. und Ueberweisung zum großen Generalstabe, dem General⸗ stabe der Armee aggregirt. Frhr. v. Hoiningen gen. Huöne, Hauptm. vom Generalstabe des X. Armee⸗Corps, als Comp. Chef in das 2. Hessisch Inf. Regt. Nr. 82 versetzt. Freiherr v. Reibnit, Haupim. und Comp. Chef im Westfäl. Füs. Regt. Nr. 37, von dem Verhältniß als Generalstabs⸗Offizier bei dem Gen. Kommdo V. Armee⸗ Corps entbunden Cleinow, Hauptm. und Comp. Chef im 3. Pos. Inf. Regt. Nr. 58, v. Hennigs, Sec. Lt. vom Westpreuß. Ulanen⸗ Feß⸗. Nr. 1, von dem Kommando als Adjut. bei dem Gen. Kom⸗ mando V. Armee⸗Corps enibunden v. Hugo, Hauptm. und Comp. Chef im Königs⸗Gren. Regt. (2. Wesipreuß.) Nr. 7, in seinem Kom⸗ mando als Adjut. bei dem Gen. Kommando V. Armee⸗Corps defi⸗ nitiv bestätigt v. Wedelstädt, Pr. Lt. vom Königs⸗Gren. Regt. (2. Westpreuß.) Nr. 7, zum Hauptmann und Compagnie⸗Chef be⸗ se.ae von Wangenheim, Premier⸗Lieutenant, aggregirt dem Koͤnigs⸗Grenadier⸗Regt (2. Westpreuß) Nr. 7, unter Belassung in inem Kommdo. als Adjut der 19. Inf. Brig., in das Regt. ein⸗ ngirt. Treskow I. Pr. Lt. aggregirt dem Königs⸗Gren Regt.

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(2. Westpreuß.) Nr. 7 und kommandirt zur Dienstleist. bei der Ab⸗ theilung für die persönl. Angelegenheiten im Kriegs⸗Ministerium, zum Hauptm. befördert. Kuhlmay, Pr. Lt. vom Westpreuß. Ulanen⸗

v. Berken, Ob. Lt. vom 2. Oberschles. Inf. Regt Nr. 23, z. Z. Commdr. des Königs⸗Gren. Regts. (2. Westpreuß.) Nr. 7, definitiv zum Commdr. dieses Regts. ernannt. Dinter, Sec. Lt. von der Res. des 2. Oberschles. Inf. Regts. Nr. 23, im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt. in diesem Regt. angestellt. v. Busse, v. Groe⸗ ling, Port Fähnrs. vom 3. Schles. Drag. Regt. Nr. 15, zu Sec.

Lts. befördert. B. Abschiedsbewilligungen ꝛc.

Den 27. Mai. Dr. Neumann, Stabs⸗ und Garn. Arzt zu Pillau, mit Pens, Dr. Meinecke, Oberstabs⸗ und Regts. Arzt vom 1. Oberschles Inf. Regt. Nr 22, z Z bei der Ers. Esk des Schles. Ulanen⸗Regts. Nr. 2, und Schmidt, Oberstabs⸗ und Regts. Arzt mit Majorsrang, z. Z. bei dem Ers. Bat. des 1. Hess. Inf. Regts. Nr. 81,

Nr. 18, Dr. Funck, Stabsarzt vom 1. Bat. (Siegburg) 2. Rhein. Landw. Regts. Nr. 28, Fibelkorn, Assist. ZLrzt vom 1. Bat. (Grau⸗

Haun, Assist Arzt vom 2. Bat. tedbogh 3. Brandenb. Landw. Regts. Nr. 20, Dr. Hollstein, Assist. Arzt vom 2 Bat. (Wolden⸗ berg) 5. Brandenb. Landw. Regts. Nr. 48, Dr. Demlow, Assist.

bewilligt. Den 30 Mai. Grunwaldt, Pr. Lt. a. D., früher in der

der Armee⸗Unif. verliehen. Henff, Sec. Lt. a. D, zuletzt beim Train der Char als Pr. Lt. mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Unif. verliehen. Uterwedde, Hauptm. von der Inf. des Res Landw. Bats. Magdeburg Nr. 36, mit Pens. und der Unif. des 1. Magdeb. Landw. Regts. Nr. 26 der Abschied bewilligt. Lunitz, Sec. Lt. von der Res. des 5. Ostpr. Inf. Regts. Nr. 41, mit Pens. nebst Auss. auf Anstell. im Civildienst und seiner bisher. Unif. der Abschied bewilligt.

Den 1. Juni. Struve, Hauptm. a D., fr. Hauptm. u. Comp. Chef im 4. Osipr. Gren. Regt. Nr. 5, zuletzt Comp Führer im komb. Landw. Regt. Nr. 53/56, der Char. als Major verliehen.

Den 3. Juni. v. Koblinski, Gen. Maj. und Commdr. der 5. Inf Brig, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit Pension zur Disp. gestellt. Frh. v. Nauendorf, Major aggregirt dem 5 Brandenb. Inf. Regt. Nr. 48, mit Pens. und der Regts. Unif., Wollenhaupt, Sec. L. vom 1. Schles. Gren. Regt. Nr. 10, mit

Pens., der Absch. bewilligt. 8 8 Militär⸗Beamte. . Durch Verfügung des Kriegs⸗Minist eriums.

Den 21. März. Joachimi, Intend. Sekretär von der Inten⸗ dantur des III. Armee⸗Corps, auf seinen Antrag mit Pens. in den Ruhestand versetzt.

Den 31. März. Koßmaly, Rechnungs⸗Rath, Intendantur⸗ Sekretär ven der Intendantur II. Armee⸗Corps, auf seinen Antrag mit Pens. in den Ruhestand versetzt.

Den 25. April Gerwig, Fortifik. Sekret. zu Graudenz, mit Pens. in den Ruhestand versetzt.

gemäßigt republikanisches Blatt, spricht sich unerwartet und in hef⸗ tiger Weise gegen die Fusion der Legitimisten mit den Orleanisten, und für die letzten aus. Heut fand das feierliche Leichen⸗ begängniß des Erzbischofs von Paris statt. Die Unter⸗ suchung in Versailles wird fortwährend sehr eifrig betrieben.

wurden in Freiheit gesetzt. ie Nachsuchungen nach Leuten, die sich der Kommune angeschlossen, dauern fort. Auch forscht man noch fortwährend nach Waffen. Der Marschall Mac Mahon hat in letzterer Hinsicht die Maires durch Rundschreiben in Kenntniß gesetzt, daß alle Personen, bei denen man Waffen findet, verhaftet und vor das Kriegsgericht gestellt werden. Als zukünftigen Gouverneur von Paris nennt man den Ge⸗ neral Ladmirault.

9. Juni. (W. T. B.) Die »Gazette de France⸗ theilt mit, daß die Prinzen von Orleans nicht nur das Ver⸗ sprechen gegeben haben, ihren Sitz in der Nationalversamm⸗ lung während der gegenwärtigen Session nicht einzunehmen, sondern auch sich verpflichtet haben, Sorge zu tragen, daß kein anderer Prinz des Hauses bei den bevorstehenden Ergän⸗ zungswahlen als Kandidat auftrete. Wie es heißt, wird Forcade la Roquette im Departement Lot et Garonne sich um ein Mandat bewerben, ebenso sollen Rouher, La⸗ gueronniobre und Hausmann die Absicht haben, als Kan⸗ didaten aufzutreten. Das Dekret, betreffend die Anordnung der Ergänzungswahlen, wird morgen erwartet. Das Journal

»Cloche« fordert die ehrlichen Anhänger der Republik auf, Alles

Regt. Nr. 1, von dem Kommdo. als Adjut. der 10. Div. entbunden.

mit Pens. und der Unif. des Sanlt. Corps, der Abschied bewilligt. 8 Dr. Sklareck, Stabsarzt vom Res. Landw. Bat. Berlin Nr. 35, Dr. Kupke, Stabsarzt vom 1. Bat. (Posen) 1. Pos. Landw. Regts.

denz) 4. Ostpreuß. Landw Regts Nr. 5, Dr. Schönfeldt, Assist. Arzt vom 2. Bat. (Cüstrin) 1. Brandenb. Landw. Regts. Nr. 8, Dr.

Arzt vom Res. Landw. Bat. Breslau Nr. 38, sämmtlich der Abschied

5. Art. Brig., der Char. als Hauptm. mit der Erlaubniß zum Tragen des früheren 3. Bats. (Landsberg) 1 Brandenb. Landw. Regts. Nr. 8, 1

Einige Hundert Gefangene, deren Unschuld sich herausgestellt,

8

aufzubieten, um die Wahl r-publikanischer Kandidaten bei den bevorstehenden Ergänzungswahlen durchzusetzen. Die Auf⸗ hebung des Belagerungszustandes in Paris ist, äußerem Ver⸗ nehmen nach, in Aussicht genommen, doch bedarf diese Nach⸗ richt noch weiterer Bestätigung. Sämmtliche Abendblätter, mit Ausnahme der »Opinion Nationale« sprechen sich zustimmend über die Rede Thiers und die Abstimmung der Nationalver⸗

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fammlung bezüglich der Abschaffung der Verbannungsgesetze las. Die Ankunft des Marquis de la Valette wird morgen

erwartet.

Eine »Korrespondenz Havas«- aus Paris vom 5. Juni

meldet:

Das oe 1 1“ in Versailles nt, veröffentlicht folgenden Tagesbefehl: 8 senibaen und Seeleute!

Euer Muth und Eure Hingebung haben über alle Hinder⸗ nisse gestegt. Nach einer Belagerung von zwei Monaten, nach einem achttägigen Straßenkampfe ist Paris endlich befreit. Stadt den Händen der Elenden entreißend, welche sich vorge⸗ nommen hatten, dieselbe in Asche zu legen, habt Ihr sie vor ihrem vollständigen Ruin gerettet, habt Ihr sie Frankreich

ijedergegeben. 1u1“ Soldaten und Seeleute! Das ganze Land giebt seinen Beifall dem Erfolge Eurer patriotischen Anstrengungen zu erkennen und die Nationalver⸗

sammlung, welche das Land vertritt, hat Euch die Eurer

würdigste Belohnung gegeben. Sie hat durch einstimmiges Votum erklärt, die Land⸗ und See⸗Armeen hätten sich ums Vaterland verdient gemacht. 3 1 b16““ Im Generalquartier zu Paris, den 28. Mai 1871. Der Marschall von Frankreich, Ober⸗Kommandant. De Mac⸗Mahon. 8

Versailles, 9. Juni. Ueber die gestrige Sitzung der Nationalversammlung, über welche bereits gestern telegraphisch perichtet ward, liegt folgende ausführliche Mittheilung vor:

Der Bericht der Kommission, betreffend die Abschaffung der gegen die Mitglieder der Familie Bourbon erlassenen Verbannungsgesetze, wird dem Hause vorgelegt. Der Berichterstatter Batbie theilt mit, daß der Antrag Giraud, betreffend die Beseitigung der betreffenden Gesetze, von der Kommission angenommen ist, während der Antrag Brunet auf Abschaffung der Proskriptionsgesetze im Allgemeinen von der Kommission nicht genehmigt wurde. Der Berichterstatter sagt: Die Wähler dreier Departements haben dadurch, daß sie die Prinzen von Orleans zu ihren Vertretern ernannten, eine Abschaffung dieser Ge⸗ setze beantragt; die Prinzen hätten sich seiner Zeit daruͤber erklärt, daß sie sich der Entscheidung der Nation, gleichviel ob dieselbe für Republik oder für konstitutionelle Monarchie ausfiele, fügen würden. Die Kommission setze volles Vertrauen auf den Inhaber der Exeku⸗ tivgewalt und wolle für jetzt von allen Verfassungsfragen aöfehen; ihre Absicht sei nur, den ungerechten Proskriptionen ein Ende zu machen. Barthelemy St. Hilaire verliest hierauf den Bericht des neunten Bureau über die Wahl des Prinzen von Joinville Der Bericht enthält eine Prüfung der Wahl ausschließlich vom legalen und juristischen Standpunkt, und spricht sich für die Giltigerklä⸗ rung aus. Der Bericht des zehnten Bureau befürwortet in entsprechender Weise die Genehmigung der Wahl des Herzogs von Aumale. Der Deputirte Billy verliest darauf einen Antrag der Deputirten, welche von den augenblichlich noch durch deutsche Truppen okkupirten Departements gewählt sind. Der Antrag fordert, daß die Prüfung der Wahlen der Prinzen von Orleans sowie die Abschaffung der Verbannungsgesetze einstweilen vertagt werde, um jeden Vor⸗ wand einer Agitation, welche die Situation der oktupirten Departements nur verschlimmern könne, zu beseitigen. Ein analoger Antrag ist von etwa 20 Mitgliedern der Linken eingebracht worden. Der Deputirte Leblond (Generalproku⸗ rator) spricht sich gegen den Antrag der Kommisston aus, in⸗ dem er auf die Gefahren hinweist, welche durch die Geneh⸗ migung der Wahlen und die Abschaffung der Verbannungsgesetze heraufbeschworen würden, da ja die Prinzen auch gleichzeitig Kron⸗ prätendenten seien. In diesem Augenblicke aber dauere in Fr nk⸗ reich in den großen Städten Bürgerkrieg, wenn auch in latentem Zustande, noch immer fort, man müsse deshalb mit äußerster Vorsicht und Mäßigung vorgehen; auch scheine ihm, daß durch Annahme des Antrages die Autorität Thiers herabgesetzt würde. Nachdem der Berichterstatter Bathie die Befürch⸗ tung des Vorredners widerlegt hat, ergreift Thiers das Wort: Niemals habe er sich angesichts einer so schwierigen Frage befunden, dieselbe sei eine im eminenten Sinne politische und in diesem Sinne müsse auch das Land sie ins Auge fassen. Die Ver⸗ sammlung dürfe sich nicht blos nach ihrem besten Wissen und Ge⸗ wissen aussprechen, sondern auch mit einer vollen und erschöpfenden Kenntniß der Sache, um die es sich handle; er sei ursprünglich gegen die Abschaffung der betreffenden Gesetze gewesen, habe sich aber doch schließlich veranlaßt gesehen, derselben zuzustimmen. Redner fährt fort: »Wir haben soeben einen der größten Bürgerkriege, die je gewüthet, überstanden Wir haben einen der größten Siege davongetragen, welche die Sache der sozialen Ordnung je errungen hat. Europa zollt uns seinen Dank und veglückwünscht uns, denn unser Sieg hat den Erdtheil vor Anarchte bewahrt. Seit einem Monat hat sich unsere Situation erheblich geändert, man hat unsere Niederlagen vergessen und gedenkt nur unseres Sieges, aber wir dürfen uns keine

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machen; die Insurrektion ist zwar entwaffnet, aber

luj vnen Sa Die Erregung der Geister

immer noch nicht zur Ruhe gebracht. dauert fort und wir müssen es vermeiden, den Leidenschaften neue Nahrung zu geben. Vor allen Dingen ist es nöͤthig, daß die 8 Arbeit wieder aufgenommen werde. Ein Hauptmittel der Führer der Insurrektion ist es gewesen, daß sie auch in der Gefahr die Sache der Republik hoch hielten; die Klugheit erfordert es, daß man keinen Vorwand zur entgegengesetzten Ansicht gebe; man muß dem Lande Vertrauen zu der Weisheit und der Ein⸗ tracht der Versammlung einflößen. Die Wiederaufnahme der Arbeit steht bevor, umfassende Aufträge sind von allen Seiten eingegangen; indessen die großen Industriellen richten vor allem ihre Blicke auf diese Versammlung, um zu sehen, ob dieselbe ihre Eintracht bewahrt. Wenn wir es verstehen, dem Lande Vertrauen einzuflößen, so können wir dreist alle Lasten auf uns nehmen, die unserer harren, wie im⸗ mens dieselben auch sind. Zunächst ist es⸗nöthig, daß wir die Be⸗ freiung unseres Landes von der schweren Bürde der Okkupation er⸗ langen; denn wir haben noch für den Unterhalt von 500,000 Deut⸗ schen zu sorgen. Wenn die Zahlung geleistet ist, so werden wir im Stande sein, auch in den bisher besetzten Departements die Steuern zu erheben und dadurch ein Defizit von 400 Millionen zu decken. Die Versammlung muß alle diese Details kennen, um die Situation des Landes in richtiger Weise zu würdigen. Wir müssen unsere Zu⸗ flucht zu Anle hen nehmen, und darum ist es nothwendig, daß Europa Vertrauen zu uns habe; man zweifelt nicht an den Hülfsquellen Frankreichs, aber man fürchtet, daß die Eintracht des Landes nicht ungestört bleiben wird.« Zu dem eigentlichen Inhalt des vorliegen⸗ den Antrages übergehend, erklärt Thiers, daß er vor den Mitgliedern der Familie Bourbon große Hochachtung hege, und fährt dann fort: »Sie glauben durch die Abschaffung der Verbannungsgesetze einen großen Akt nationalen Edelsinnes zu vollbringen, aber Sie irren sich, denn es handelt sich hier nicht um Proskriptionsgesetze, sondern um Gesetze, welche durch die Vorsicht eingegeben waren. Zwei Regierungen können nicht auf demselben Boden nebeneinander existiren. Redner erinnert daran, wie er seinerzeit die Republikaner des Jahres 1848 wegen Abschaffung der Proskriptions⸗ gesetze getadelt, wse er damals Louis Napoleon gesagt habe: »Diese unklugen Republikaner haben Sie zurückberufen, Sie werden ihr Herr sein, aber niemals der meinige.« So groß seine Freundschaft für die Familie Orleans auch sei, so bleibe sie doch weit zurück hinter der, welche er für das Land hege. (Beifall.) Nachdem man einen so großen materiellen Sieg errungen habe, werde es durch die Klugheit der Versammlung gelingen, einen ebenso großen moralischen Sieg davon zu tragen. Thiers spricht sich alsdann zu Gunsten der Revolution vom September des letzten Jahres aus; es sei heutzutage Mode geworden, diese Revolution, welche man ehedem so sehr herbeigesehnt habe, an⸗ zugreifen, man vergesse dabei ganz die Dienste, welche sie geleistet. Die Männer des 4. September hatten Unrecht, den Krieg fortsetzen zu wollen, aber der Fehler wurde nicht du ch Paris begangen, welches seine Thorc verschlißon wußts, sondern durch die Neaierung außerhalb Paris, welche eine Politik wahnsinmger Thoren, eine Politik des größten Unverstandes verfolgte, indem sie die Aktion einiger Wenigen an die Stelle der Autorität von ganz Frankreich setzte. Durch die zu Bordeaux gefaßten Beschüsse habe die Versammlung Frankreich jenen Despoten entreißen wollen, welche vorgaben, es noch immer in⸗ ihren Händen zu haben, keineswegs aber habe die Versammlung darnach gestrebt, die Republik umzustürzen. Sie haben dem Lande eine fak⸗ tische Regierung gegeben, welcher die Mission ertheilt sei, Ordnung und Kredit wiederherzustellen. »Ich bin nicht der Mächtigste, sondern der Verantwortlichste von Allen, und ich will meine Aufgabe in loyaler Weise erfüllen.« Thiers führt aus, wie er schon seit vierzig Jahren. Republikaner gewesen und wie sein ganzes Streben dahin ge⸗ gangen sei, dem Lande eine Verfassung, ähnlich der englischen, zu geben; er habe in London mehr Freiheit gefunden als in Washington; aber die Fürsten hätten nicht immer die von einer solchen Re⸗ gierungsform verlangten Bedingungen begriffen; sie hätten ein⸗ sehen müssen, daß eine konstitutionelle Monarchie im Grunde nur eine Republik mit erblichen Präsidenten ist. (Beifall.) Redner gedenkt des schweren Unglücks, welches durch die Revolution über das Land gebracht worden sei, doch Frankreich werde wieder eirstehen, wenn die Versammlung mit Weisheit ihre Aufgabe erfülle; nur sei es in einer Situation, wie die jetzige, nicht gestattet, noch weitere Fehler zu begehen. »Ich habe die Republik gleichsam als ein anvertrautes Gut empfangen, ich werde sie nicht verrathen. Was die Zukunft bringen mag, kümmert mich nicht, nur die Gegenwart geht mich an; ich diene keiner Partei, sondern dem Lande.“ Thiers gedenkt sodann der Armee mit warmen Lobsprüchen und fügt hinzu, daß er die Soldaten wie seine eigenen Kinder liebe. Was die Generale angehe, so habe er sich bei der Auswahl derselben nicht durch die politischen Meinungen derselben, sondern nur durch die Rücksicht auf die Interessen des Landes leiten lassen. (Einstimmiger Beifall.) Im weiteren Ver⸗ lauf seiner Rede erklärt Thiers, es hätten fast sämmtliche Städte Deputationen an ihn gesandt, um ihm mitzutheilen, daß das Ge⸗ rücht bestände, die Nationalversammlung wolle die Republik stürzen. Er (Thiers) habe dies für falsch erklärt und der Nationalversammlung Lobsprüche ertheilt, indem er gesagt habe, die Versammlnng sei libe⸗ raler, als er selbst: ein Theil der Mitglieder, welche monarchisch ge⸗ sinnt seien, besäßen die Weisheit, ihre Gefüͤhle zu beherrschen, nicht die Versammlung bedrohe die Republik, sondern sie selbst thäten es; er habe sie aufgefordert, Nichts zu thun, was zur Aufmunterung der Verbrecher dienen könne, da sie auf diese Weise der Republik den größten Dienst erweisen würden. Die Deputationen hätten erwidert daß sie keinen Zweifel in die Loyalität Thiers' setzen, allein es se fraglich, ob er auch nach erreichtem Siege noch dieselbe Gewalt übe die Nationalversammlung haben würde, worauf er entgegnet habe