1871 / 72 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Jul 1871 18:00:01 GMT) scan diff

MReteorologischer Bericht über den Monat Juni 1871. (Aus der „Meteorologischen Korrespondenz«, welche Nichtabonnenten den Abdruck nicht gestattet.)

Das Wetter war im Juni noch unfreundlicher, wie im Mai, der Himmel an den meisten Tagen bewölkt oder trübe, die Luft kalt und, besonders in der zweiten Hälfte des Monats, naß. Die mittlere Temperatur des Juni 1871 ist in Norddeutschland mehr als andert⸗ halb Grad zu niedrig. Zu Anfang und im letzten Drittel des Monats war der Unterschied aber bei weitem größer. Die Temperatur war zu niedrig: vom 1. bis 4. um 5,80 C., vom 5. bis 9. um 3,90, vom 10. bis 14. um 1,5⁰°, vom 25. bis 29. um 2,5°, nur für die Tage vom 15. bis 19. war die Temperatur um 3,4 ° zu hoch. Im Jahre 1860 blieb die Temperatur des Juni um 0’/3° hinter der mittleren zurück, 1849 um 2,00, für die erste Hälfte des Juni 1838 war die Pemperatur 1,50, für den ganzen Monat aber nuͤr 0,4 ° zu niedrig.

Ueber kaltes, nasses, unfreundliches Wetter hatte man sich aber nicht blos in Norddeutschland zu beklagen; die Luft über den ge⸗ sammten mittleren Europa war kalt und feucht oder naß.

Ungeachtet der niedrigen Temperatur war der Juni sehr gewitter⸗ reich. An jedem Tage traten in irgend einer Gegend Europas Ge⸗ witter auf. Die, welche sporadisch oder in den entferntern Gegenden vorgekemmen sind, deren geographische Erstreckung zur Zeit noch un⸗ pollständig bekannt ist, wie die am 1. zu Agram und Biarritz, am 2. zu Pola und Dontcbeh. 8 in Ungarn, am 3. zu Agram und Görz, und viele andere, vollständig anzuführen, gestattet der Raum nicht. Die beim Witterungswechsel über Mittel⸗Europa, auf der Grenze ungleich temperirter und saturirter Luftmassen sich aneinander reihenden Gewitter⸗Explosionen verdienen aber, eben als Marken jener Grenzen, besondere Beachtung. Zu diesen schören die, welche am 52 10, 16. bis 20., und am 25. und 26. Juni vorgekominen sind.

Die Tage vom 1. bis 9. waren bei NW. N.⸗ und RO.⸗Winden unge· wöhnlich kalt. Am 3. war die Temperatur, in Celsius⸗Braden ausgedrückt, unter der normalen, zu Lesina 3.80, Agram 7 0°, Pola 4 02, Triest 1.30, Görz 8.9 0, Lemberg 4.7⁰, Debreczin 5 50, Krakau 5.4, Bludenz 8.70, Ischl 4.00, Klagenfurt 12.00, Wien 5.20, Prag 890, Breslau 7.80, Ratibor 6.30, Posen 6.40, Berlin 5.00, Putbus 4.16, Stettin 6 30, Königsberg 5.40, Memel 5.42 Torgau 7.69, Münster 5.60, Emden 7.00, Helder 6,40, Cöln 6 6°, Trier 6.50, Dover 7.92, Brest 8.30, Rochefort 89°, Biarritz 6,80, Plymouth 269, London 7.8°, Liverpool 600, Aberdeen 5 90z Christiansund 6.50, Skudesnäs 4.30, Oxoö 5-00.

Am 3. fiel Schnee in Stockholm, bei Bludenz in 3090 Höhe, bei Klagenfurt, wo der Schneefall nach einem Gewitter erfolgte. Bei Klagenfurt hatte es auch am 6. stark gereift. Am 6. Gewitter r Memel, Posen, Breslau, Krakau, Lemberg, Hermannstadt, Pesth⸗

en.

Vom 9. an wurde die Temperatur und der bis dahin niedrige Barometerstand etwas höher. Diese Aenderung des Wetters war mit Gewitterausbrüchen in der Richtung Flensburg, Emden, Münster, Torgau, Leipzig, Baden⸗Baden, Görz vergesellschaftet.

Am 14. änderte sich das Wetter plößzlich; die Tage vom 14. bis 19. waren sehr warm. Am 18. ging die Temperatur über den Ost. v. Grw. liegenden Theil Europas über die mittlere hinaus. Nach den Berichten aus Bludenz herrschte daselbst am 16. und 17. der Föhnwind, das Max. der Temperatur war daselbst am 16.=28,20 C., am 17. = 300 C. In Emden war am 16. und 17. der Wind eben⸗ falls SO. Das Max. der Temperatur am 16 = 28/69 C., am 17. = 30,30 C. Jener Wind in Bludenz wird als Föhnwind aufgeführt, wenn dieses richtig ist, so erstreckte sich das Gebiet desselben über Deutschland herunter bis zum Ufer der Nordsee. In Folge des in die kalte Luft hereinbrechenden heißen Luststroms, war Central⸗Europa das Feld von elektrischen Entladungen, welche an vielen Stellen zu⸗ gleich mit Hagelschlag, Sturm und Wolkenbruch auftraten; so am 17. zu Emden, Werlte, Münster, Wiesbaden, Flensburg, Kielerhafen, Keitum, Wilhelmshaven, Bremen. Am 18. Putbus, Kieler Hafen, Keitum, Bremen, Leipzig, Pola. Am 19. Memel, Putbus, Stettin, Emden, Münster, Torgau, Berlin, Lemberg, Wien, Klagenfurth, Görz, Agram, Döbrechin; auch in England. Ebenso wurden am 20. und 21. sehr viele Gewitter beobachtet.

Bei Gastein ging am 19 ein Wolkenbruch nieder, welcher bis Hallein hinunter große Verheerungen anrichtete. Ebenso schwoll am 19. nach anhaltendem Scirocco und einem Gewitterregen der Inn bei Insbruck und der Sillfluß stark an Bei Sterzing war die Um⸗ gegend durch die Eisack unter Wasser gesetzt und die Eisenbahnverbin⸗ dung zwischen Insbruck und Botzen unterbrochen. In Folge der Ueberschwemmungen wurde am Brenner der Eisenbahnverkehr mit Italien ebenfalls unterbrochen. In Kufstein stieg der Inn 167 über den Pegel, das Zillerthal bildete von Maierhofen bis Straß einen See von 7 Stunden Länge. Auch die Etsch war durch Wolkenbrüche im Vintschgau, im Sarn⸗ und Pusterihale angeschwollen. Bei Salurn war der Spiegel der Eisch stellenweis höher als die Krone der Bäume. Im Tucheler Kreise, in der Provinz Feesen richtete eine Windhose große Verheerungen an. Bei

ollwiniec wurde eine mit Fichten bestandene Fläche, mebrere Morgen groß, vernichtet; in Jelens zertrümmerte der fallende Kirch⸗ schurm das Schulhaus, außerdem stürzten noch 18 Gebäude ein. In Tuchoͤlka ist der größte Theil der Wirthschaftsgebäude zerstört; in Witistock wurden 1000 Schafe getödtet und im Walde etwa 2500 Stämme gebrochen. Durch eine zusammenbrechende Scheune wurden in Stolzenfelde fünf auf der Tenne beschäftigte Menschen getödtet. Am 20. hatte die Fureder Gegend durch Siurm, Wolkenbruch und Hagelschlag zu leiden. Der Plattensee war im größten Aufruhr, von den Anhöhen kamen reißende Sturzbäche herab, welche Steine von 40 Pfund Schwere mit sich fortführten. Die Hagelschlossen lagen zwei Zoll hoch.

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Am 21. war das Luftmeer wieder zur Nuhe gekommen, die Gewitterentladungen hatten aufgehört, N.⸗ und N.⸗W.⸗Winde waren wieder vorherrschend und mit denselben eine niedrige Temperatur über ganz Europa zurückgekehrt, so daß sie aller Orten unter der mittlern ist. Am 25. indeß begann das Wetter abermals mit Ge⸗ witter und Sturm zu wechseln. Ein in die kalte Luftmasse aufs Neue hereinbrechender heißer dampfreicher Luftstrom bewirkte freilich nur eine geringe Erhöhung der Temperatur aber um so ausgiebiger Regengüsse; die Zone des Niederschlags erstreckte sich von den Alpen bis Irland. Am 25. kamen Gewitter vor zu Agram, Triest, Görz, Klagenfurt, Breslau, Posen; am 26. zu Lemberg, Posen, Wilhelms⸗ haven. Das heftige Gewitter, welches sich am 25. über Nürnberg und Umgegend entiud, dauerte mit wolkenbruchartigem Regen die ganze Nacht fort; die Dämme wurden durchbrochen und Alles überschwemmt. An demselben Tage fiel auch bei Tachau in Böhmen, im Kreise Eger, ein Wolkenbruch nieder: die Beraun trat aus ihren Ufern und über⸗ schwemmte die Stadt, wobei 15 Personen verunglückten, über 60 Häuser fortgerissen wurden und viel Vieh ertrank. In 4 Stunden fiel der Regen 145 Millimeter, also etwa ½ Fuß hoch! Durch wol⸗ tenbruchartigen Regen wurden am 26. auch bei Gera, Erfurt und Jena Ueberschwemmungen verursacht. Am 26. betrug die Höhe des Regens zu Valentia 152,4 mm), in Scilly 126, 5 mm, am 27. zu Ar⸗ drossan 136,2 mm, zu Emden 20,5 mm. Am 26. war auf den Ber⸗ gen bei Bludenz in der Höhe von 3800, und bei Klagenfurt in der Höhe von 4000 Fuß Schnee gefallen.

Das Wetter im Juni in Nordwestdeutschland ist allen Einzeln⸗ heiten nach in der Windformel

NWIE,, N 23—0

Tem peratur in Celsius⸗Graden.

Niederschl.

2 S

SIELE Millimeter

64,53 6,5 740,60 30,51⁄ [36 743,41] 43,99 77,5 3/7 758,26 226,89 759,34] 158,15 715,62 54,8 6 —J 761,84 30,72 123,29] 871

Professor Dr. Prestel.

1

Lemberg. 80 [12 1,80 732,42 Krakau. 12 0,9 Wien . 12 1/,5 Klagenfurt... 8 10,4 2 7,5 iume. 7 9/1 ünchen. 16] 3/,4 Emden 1— 15]0,0

Kunst und Wissenschaft.

Im Verlage der Landkarten⸗Handlung von F. H. Neu⸗ mann hier, Jägerstraße 25, ist ein vom Ingenieur⸗Hauptmann Pir⸗ scher im Maßstab 1:20,000 bearbeitetes Croquis des vom V. Armee⸗Corps in der Einschließungslinie um Paris be⸗ setzten und befestigten Terrain⸗Abschnittes erschienen. Auf demselben sind sämmiliche Batterien und Sicherungsarbeiten, welche 5 Beschießung der Süd⸗Forts und Süd⸗(Ost⸗)Fronten der franzöͤsi⸗ chen Hauptstadt und Festung angelegt waren, eingetragen; außerdem ist ein kurzer, klarer Abriß der vom 19. September 1870 bis 28. Ja⸗ nuar 1871 ausgeführten Befestigunasarbeiten, sowie eine Gedenktafel der Erinnerungstage für das V. Corps im letzten Feldzuge auf der Karte selbst beigefügt. .S

Wie die Indéspendance⸗ mittheilt, ist der berühmte Choreograp Philipp Taglioni in der am Comersee gelegenen Villa seiner Enkelin, der Fürstin Alexandra Troubetzkoi, in dem Alter von 102 Jahren gestorben. Er ist bekanntlich der Vater des Balletmeisters der König⸗ lichen Hoftheater in Berlin, Paul Taglioni.

M. Sommeiller, der Erbauer des Mont⸗Cenis⸗ Tunnels, ist vor einigen Tagen gestorben.

Gewerbe und Handel.

Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Wesel für das Jahr 1870 blieb die Minerva⸗Eisenhüͤtte in Isselburg vor den Einwirkungen des Krieges geschützt und produzirte bei starker stetiger Nachfrage 2,848,000 Pfund. Auch der Betrieb der Maschinenbau⸗ Anstalt entwickelte sich in gleichen Dimenstonen. Die Prinz Leopold⸗ hütte bei Empel hatte geringere Produktion als in andern Jahren; sie produzirte 4,000,000 Pfd. Stabeisen. Auch die Drahtfabrik in Wesel, welche französische Frteh e,gs beschäftigte, litt durch die Verkehrsstockungen; sie stellte 1089,000 Pfd. Eisendraht her, darunter die Hälfte verzinnter und blanker Seildraht. An Haarnadeln wurden daselbst ca. 80,000 Pfd. fabrizirt und versendet. Die Drahtstiftfabrik, welche ebenfalls Haarnadeln fertigt, litt unter hohen Kosten⸗ und niedrigen Verkaufspreisen. Die Kratzenfabrik war fast das ganze Jahr hindurch im regsten Betriebe. Die Bleiwalze und Bleirohrpresse erreichte nicht das Produktions⸗ qguantum des Jahres 1869. Nach Stearin wat in der zweiten Hälfte des Jahres eine nicht zu befriedigende starke Nachfrage. Das Farbe⸗ und Lackgeschäft, die Chokoladenfabrikation, die Tabaksfabriken, der Kolonialwaarenhandel, die Käsefabrikation, sowie die Kunstwollfabrik waren lebhaft, zum Theil auf das Anstrengendste beschäftigt. Die

ianofortefabriken erstreckten, bei immer steigender Nachfrage, ihren

bsatz auf Gegenden, welche sonst von Paris aus versorgt wurden;

auch diese Fabr beschäftigten französische Gefangene. Die Brannt⸗ weinbrennereien, Liqueurfabriken und Bierbrauereien konnten dem Beduüͤrfniß kaum genügen. Die 8 Brauereien zahlten 5903 Thlr. Brau⸗ malzsteuer, 423 Thlr. mehr als in 1869. Die Weseler Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung produzirte vom 1 Juli 1869 bis 30. Juni 1870 13,612,310 Kbfß. Gas, 394,210 Kbfß. mehr als im Vorjahre. Auf dem Getreidemarkt zu Wesel wurden im Jahre 1870 90,676 Schffl. verkauft, gegen 58,763 Schffl. in 1869. Nach den Niederlanden wur⸗ den 663,158 Kbfß. Holz verschifft, gegen 814,428 Kbfß. in 1869. Im Hafen von Wesel verkehrten im J 1870 3596 Personen⸗Dampfschiffe mit 33,227 Passagieren und 102,643 Ctrn. Gütern. Im Ganzen

verkehrten im Hafen 2463 Schiffe mit 313,206 Ctr. Ladung 1— fuhr, und 3074 Sa iffe mit 815,866 Ctr. Ladung in Abfuhr. Die Rheinbrücke bei Wesel passirten im Jahre 1870 14,706 Fahrzeuge und 42 Flöße, gegen 17,527 Fahrzeuge und 66 Flöße in 1899.

Verkehrs⸗Anstalten.

Lübeck, 21. Juli. Nach einer vom Polizei⸗Amte heute publizir⸗ ten Bekanntmachung hat der Senat dem Komite für Erbauung einer Eisenbahn von Berlin über Schwerin nach Lübeck, Segeberg resp. Kiel die Genehmigung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für diese Eisenbahn ertheilt. 1

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Steckbriefe und Unt rsuchungs⸗Sachen. 8

Bekanntmachung. Unsere offene Requisition vom 6. Juni um Vollstreckung einer vierzehntägigen Gefängnißstrafe gegen

den Lohndiener Gustav Hoppe aus Robe ist erledigt.

Pomm, den 15. Juli 1871. 8

Grreifenberg i. I. Abtheilung.

Königliches Kreisgericht.

8

Der Hermann gen. Johannes Alt, früher in Niederstöcken, uletzt in Niederellingen, Bürgermeisterei Morsbach, wohnhaft gewesen, st der Wilddieberei, der Widerstandleistung durch Gewalt gegen einen Beamten in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes und des Raubes dringend verdächtig. Da der gegenwärtige Aufenthalt des ꝛc Alt unbekannt in, so ersuchen wir fämmtliche Sicherheitsbehörden, auf denselben zu vigiliren, ihn im Betretungsfalle verhaften und uns vorführen zu lassen. Personal⸗Beschreibung. Alter: 36 Jahre, Größe: 51 7 8“, Haare: schwarz, Stirn: flach und niedrig, Augen⸗ brauen: schwarz, Augen: dunkelbraun, Nase und Mund: gewöhnlich mittelmäßig, Kinn: rund, Bart: schwarz, Gesicht: oval, Gesichts⸗ farbe: frisch. Laasphe, den 19. Jult 1871. 8 8 Königliche Kreisgerichts⸗Deputation.

Der Untersuchunzsrichter

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Ediktal⸗Citation. Auf die Anklage der Königlichen Staats⸗ Anwaltschaft ist gegen die nachstehend aufgeführten Personen: a) den Seilergesellen Carl August Polenz, zu Schenkendorf am 18. Novem⸗ ber 1840 geboren, den Schmiedegesellen Carl Heinrich August Wolff, zu Deutsch⸗Wilmersorf am 7. Juli 1846 geboren, zuletzt in Chartottenburg wohnhaft, c) den Carl Friedrich Kunack, am 5. Au ust 1841 zu Blankenfelde, Kreis Teltow, geboren, zuletzt in Berlin wohn⸗ baft d) den Kunstgärtner Friedrich August Heinrich Runge, am 31. Dezember 1845 zu Minden geboren, zuletzt in Charlottenburg wohnhaft, e) den Carl Ferdinand Becker, am 11. April 1840 zu Rudow geboren, f) den Johann Carl Adlung, zu Groß⸗Besten am 15. Januar 1841 geboren; auf Grund des §. 110 des Preußischen resp. §. 140 des Norddeutschen Strafgesetzbuchs die Untersuchung ein⸗ geleitet, und haben wir zum mündlichen Verfahren einen Termin auf den 13. September, Vormittags 11 Uhr, in unserem Ge⸗ richtslokale hierselbst Hausvoigteiplatz 14 anberaumt, zu welchem die dem jetzigen Aufenthalte nach unbekannten Angeklagten mit der Auf⸗ forderung vorgeladen werden, zur festgesetzten Stunde zu erscheinen und die zu ihrer Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle

u bringen, oder solche unter genauer Angabe der dadurch zu erwei⸗ enden Thatsachen uns so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können. Erscheinen die An⸗ geklagten nicht, so wird mit der Untersuchung und Entscheidung in

umaciam verfahren werden. Berlin, am 25. März 1871.

Königliches Kreisgericht. 1. (Kriminal⸗) Abtheilung.

Oeffentliche Vorladung. Durch Beschluß der Rathskammer des unterzeichneten Gerichts vom 11. Mai cr. auf die Anklage der hiesigen Königlichen Staatsanwaltschaft vom 6. Mai Lr. ist gegen solgende Personen: 1) den früheren Lehrling Johann Friedrich Carl

Lehmann, geboren am 24. Januar 1837 in Klein⸗Glienike, orts⸗ eeeer Ladüb6, angeblich zur Zeit in Amerila, 2) den Arbeiter Gustay Albert Siemsen, geboren am 5. Juni 18 Glienecke, 3e daselbst, zur Zeit wahrscheinlich in Russisch⸗

837 in Klein⸗

des . ohne Fsszer nnd Entziehens dem Dienste im stehenden Heere in Gemäßhe e 8 110 des Strafgesetzbuchs vom 14. April 1851 resp. §. 140 des Strafgesetzbuchs vom 31. Mai 1870 die Untersuchung eröffnet. Zur mündlichen Verhandlung der Sache ist ein Termin vor der BerichtsAdtheilung auf den 6. Oktober 1871, Vormit⸗ tags 9 ½ Uhr, in unserem Gerichtslokal, Lindenstraße 54, im großen Saale anberaumt, und werden die vorstehend gedachten ihrem Aufenthalte nach unbekannten Personen zu diesem Termine mit der Aufforderung vorgeladen, in demselben pünktlich zu erscheinen, und die zu ihrer Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche dem unterzeichneten Gericht so zeitig vor dem

wegen Verlassens

Termin anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafit werden

sönnen. Erscheinen die Angeklagten oder ihre B

dem Termine nicht, so wird mit der Verhand in contumaciam verfahren werden. Potsdam, den

Königliches Krkisgericht. I. Abtheilung.

Bekanntmachung. Auf den Antrag der Königlichen Staats⸗ anwaltschaft hier vom 1i Mai 1871 ist durch Beschluß des unter⸗ zeichneten Gerichts vom 13. Mai d. ꝛJ. gegen den Militärpflichtigen

albbauersohn Christian Grosa, genannt Pacob, geboren am 8. Mär

849 zu Spreewitz, zur Zeit in Serbin (Texas) in Amerika, au Grund des §. 110 des Preußischen resp. §. 140 des Bundes⸗Straf⸗ gesetzbuchs die Untersuchung eröffnet, weil er in der Zeit vom Anfang des Jahres 1869 bis Anfang 1871 dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres sich dadurch zu entziehen gesucht hat, daß er ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen hat, und ein Termin zum mündlichen Verfahren auf den 7. September 1871, Mittags 12 ½ Uhr, in unserem Sitzungszimmer anberaumt worden. Der Angeklagte wird zu demselben mit der Auflage vorgeladen, zur fest⸗ gesetzten Stunde zu erscheinen, auch die zu seiner Vertheidigung dienen⸗ den Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche uns so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben berbeigeschafft werden können. Im Falle der Angeklagte nicht erscheint, wird mit der Untersuchung und Entscheidung in contumaciam gegen ihn ver⸗ fahren werden. Spremberg, den 13. Mai 1871.

Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

8* 8

Oeffentliche Vorladung. Gege den Einwohner Franz Wielewski aus Wielle ist auf Antrag der Koͤniglichen Staatsanwalt⸗ schaft durch Beschluß des hiesigen Kreisgerichts vom 29. Juli 1870 die Untersuchung gemäß §. 215, 216, 58 St. G. B. resp. § 242 des St. G. B. vom 31. Mai 1870 wegen Diebstahls im Rückfalle eröffnet worden. Zur öffentlichen Verhandlung der Sache ist ein Termin auf den 13. Oktober 1871, Vormit im Verhandlungszimmer Nr. X. des Kreisgerichts⸗Geb angefetzt worden. Der Angeklagte, Einwohner Franz Wielews dessen Aufenthalt unbekannt ist, wird aufgefordert, in diesem Termine zur festgesetzten Stunde zu erscheinen und die zu seiner Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche dem unterzeichneten Gerichte vor dem Termine so zeitig anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können. Im Falle des Ausbleibens des Angeklagten wird gegen ihn mit der Untersuchung

nd Entscheidung in contumaciam verfahren werden.

Conitz, den 15. Juli 1871. I. Abtheilung.

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Königliches Kreisgericht.

Hand els⸗Register.

Die in unserem Firmenregister unter Nr. 359 eingetragene Firma „»Oscar Leder⸗ Inhaber: Kaufmann und Leinwandfabrikant Carl August Oskar Leder zu Sorau) ist erloschen und zufolge Verfügung vom heutigen Tage gelöscht. 8 Sorau, den 21. Juli 1871. Königliches Kreisgericht.

Der Buchhändler Otto Friedrich Rudolph Loesch zu Tilsit hat für seine Ehe mit Friederike Marianne, geb. Krause, die Gemeinschaft der Güter und des Erwerbes mit der Bestimmung ausgeschlossen, daß das Vermögen der Ehefrau die Natur des Vorbehaltenen haben soll. Eingetragen unter Nr. 94 unseres Registers zur Eintragung der Ausschließung der Güͤtergemeinschaft zufolge Verfügung vom 20. Juli 1871, am 20. dess. Mts. und Ihs. G

Tilsit, den 20. Juli 1871.

Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

In das Gesellschaftsregister des unterzeichneten Gerichts ist zu⸗ Verfügung vom 12. Juli 1871 am 18. Juli 1871 bei Nr. 8,

fol sobselbs die ma: „L. Nicolaier«,

deren Inhaber die Kaufleute Louis Nicotaier Emanuel Nicolater zu Cosel Isidor Nicolaier sind, eingetragen steht, Folgendes vermerkt worden: Die Fuüuma ist in „L. Nicolaier et Soͤhne⸗ verändert.

Cosel, den 18. Juli 1871. sel, den e ggüches Kreisgericht. L. Abthellung.