1871 / 162 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Nov 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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Gesetz für das Königreich Preußen gesichert hat, wesentlich zurückblei⸗ ben, und ich wiederhole Ihnen, daß Sie die Regierungen außer Stande setzen würden, dem Gesetzentwurf ihre Zustimmung zu geben, wenn Sie diesen Artikel fallen lassen wollten.

Der Staats⸗Minister Delbrück beantwortete die Interpellalion des Abg. Jacobi in Betreff der gemeinsamen Gesetzgebung für Versicherungswesen, wie folgt:

Meine Herren! Der Antrag auf Erlaß eines Gesetzes über das Versicherungswesen ist aus Veranlassung der Verhandlungen, welche in der Session von 1868/69 im preußischen Landtage über ein solches Gesetz staitfanden, zuerst von der Regierung von Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha bei dem Bundesrath in Anregung gebracht worden.

Dieser Antrag wurde dem zuständigen Ausschusse des Bundes⸗ rathes überwiesen, und auf den Bericht des letzteren wurde vom Bundesrathe im Frühjahr 1869 beschlossen, an den Bundedkanzler das Ersuchen zu richten, etwa nach Einziehung nöthiger Auskunft über die in den einzelnen Staaten des Norddeutschen Bundes in Betreff des Vercherungswesens geltenden Bestimmungen den Ent⸗ wurf eines Bundesgesetzes ausarbeiten zu lassen und dem Bundesrathe vorzulegen. Die erste und nächste Erwägung dieses vom Bundesrathe gefaßten Beschlusses führte zu der Nothwendigkeit, die sämmtlichen Bundesregierungen zur Mittheilung der in ihren Ländern bestehenden Bestimmungen einzuladen. Diese Nothwendigkeit war allein schon dadurch begründet, daß fast überall inländische Versicherungs⸗Geselsschaften zu ihrer Begründung und aus⸗ ländische Gesellschaften zu ihrem Geschäftsbetrieb einer Kon⸗ zession bedürfen, und daß die Voraussetzungen und Bedin⸗ gungen, unter welchen solche Konzessionen ertheilt werden, in der Regel nicht gesetzlich fixirt sind, sondern auf Verwaltungs⸗ praxis und Verwaltungsgrundsätzen beruhen, welche in den Gesetz⸗ Sammlungen der einzelnen Staaten nicht ihren Ausdruck finden Es wurden deshalb im Sommer 1869 sämmtliche Regierungen des da⸗ maligen Norddeutschen Bundes um eingehende Mittheilungen über den bei ihnen bestehenden Zustand ersucht. Es kam dabei darauf an, von welchen Vorauessetzungen bei der Konzessionirung inländischer und Zulassung ausländischer Gesellschaften ausgegangen wurde; es kam ferner darauf an, wie die Besteuerung der Versicherungsgesell⸗ schaften seibst und der von ihnen angestellten Agenten und abge⸗ schlossenen Geschäfte erfolge, und endlich, in welcher Weise die Kontrole und Aufsicht über den Betrieb ausgeübt werde. Neben diesen allgemeinen, das gesammte Gebiet des Versicherungswesens betreffenden Fragen, war es indessen noch nöthig, besonders auf zwei Zweige des Versicherungswesens das Augenmerk zu richten, bei denen eigenthümliche Verhältnisse auftreten, nämlich erstens auf das Feuerversicherungswesen und zweitens auf das Lebensversicherungswesen. Was das Feuerversicherungswesen betrifft, so kam es darauf an, festzustellen, ob und in welchem Maße öffentliche Versicherungsanstalten bestehen, ob und in welchem Maße eine Verpflichtung, eine Zwangsverpflichtung zur Versicherung stattfindet, von welchen Grundsätzen bei der Konzessionirung und Beaufsichtigung der Privatgesellschaften ausgegangen wird, und endlich, welche Vorsichtsmaßregeln bestehen, um absicht⸗ liche Ueberversicherungen zu verhüten. Hinsichtlich der Lebensver⸗ sicherungs⸗Gesellschaften fragte es sich insbesondere, in welcher Weise die Bestände dieser Gesellschaften sicher angelegt werden, welche Vorkehrungen für die noͤthigen Kapital⸗ und Prämien⸗Reserven get offen sind, und endlich, wie die Bilanz aufgemacht wird. Zuletzt ward der Wunsch ausgesprochen, eine vollständige Statistik der in jedem einzelnen Bundesstaate vorhandenen Versicherungs⸗Gesellschaften zu erhalten. Gleichzeitig kam es indeß noch darauf an, über die bestehenden Bestimmungen sowohl in Großbritannien als in den Vereinigten Staaten eine erschöpfende und zuverlässige Auskunft zu erhalten, eine Auskunst, die sich nicht blos auf den Stand der Bestim⸗ mungen, sondern auch auf die Erfahrungen bezog, die bei der Wirk⸗ samkert dieser Bestimmungen gemacht worden waren. In dieser Beziehung wurden die Generalkonsuln des Bundes in London und New⸗York mit Auftrag versehen. Das hiermit eingeforderte sehr umfangreiche Material ging im Anfang des Jahres 1870 ein, es unterlag einer Zusammenstellung und bei einer erneuten Anregung der Sache im Bundesrathe im Sommer des Jahres 1870 konnte in Aussicht gestelt werden, daß die Zusammenstellung des vorhandenen Materials ihrem Ende nahe und daß die Ausarbeitung des vom Bundesrath beschlossenen Entwurfs ihrem Beginn nahe sei. Die Vorarbeiten wurden durch die politischen Ereignisse unterbrochen und als sie im Anfange des Jahres wieder aufgenommen werden konnten, kam es darauf an, das Material, welches aus den Staaten des vor⸗ maligen Norddeutschen Bundes gesammelt war, durch das Material aus den süddeutschen Staaten zu vervollständigen Es wurde das entsprechende Ersuchen an die Regierungen der süddeutschen Staaten gerichtet, es ist von den Letzteren diesem Ersuchen entsprochen worden und es liegt nunmehr das gesammte zur Bearbeitung des Gegen⸗ standes hige Material vor. Es wird an diese Bearbeitung unver⸗ züglich gegangen, und auf diese Weise einem Bedürfniß enisprochen werden, welches die verbündeten Regierungen nicht weniger ebhaft empfinden, als es von dem Herrn Interpellanten betont worden ist.

Der Gesammtvorstand des Reichstages hat den Etat für das Bureau des Deutschen Reichstages auf das Jahr 1872 entworsen und dem Reichstage vorgel gt. Dieser Etat schließt mi 68,171 Thlr. Ausgaben, nämlich 1) 43,235 Thlr. für das Bureau, 2) 6076 Thlr. für die Stenographig, 3) 7450 Thlr. zur Unterhaltung der Amtswohnung des Präsidenten, 4) 2410 Thlr. zur Unterhaltung der Gebäude und des Gartens, zueammen 59,171 Thlr; dazu noch 9000 Thlr. einmolige und außero dentliche Ausgaben (zur Begründung er Biblivt k 5000 Thlr zur Ausstattung der Amtswohnung des

Präsidenten 4000 Thlr.). Die Vorlage des Bundesrathes hat nur 43,000 Thlr. als Pauschquantum für das Bureau des Reichs tages ausgeworfen. Im ersten Abschnitt des von dem Gesammtvorstande entworfenen Etats sind unter den Bureaubedürfnissen 10,000 Thlr. für Druckkosten angesetzt. Hierfür sind verausgabt worden 1867: 4054 Thlr., 1868: 6562 Thlr., 1869: 8634 Tblr., 1870: 10,435 Thlr., zusammen 29,685 Thlr., im Durchschnitt jährlich 7421 Thlr. Mit Rücksicht auf die vermehrte Zahl der Reichstagsmitglieder und die im nächsten Jahre zu erwartenden größeren Vorlagen ist dieser Betrag pro 1872 auf 10,000 Thlr. erhöht worden. Füͤr den Ankauf der stenographischen Berichte sind verausgabt worden: 1867: 2656 Thlr., 1868: 3118 Thir., 1869: 6754 Thlr., 1870: 7512 Thir., zusammen 20,041 Thlr. oder im jährlichen Durchschnitt 5010 Thlr. Aus den vorgedachten Gründen ist diese Ausgabe pro 1872 auf 8000 Tblr. erhöht worden. Die Aus⸗ gaben fuͤr Schreib⸗ und Packmaterialien betrugen 1867: 605 Thlr., 1868: 588 Thlr., 1869: 766 Thlr., 1870: 908 Thlr., zusammen 2868 Thlr., im Durchschnitt 717 Thlr. In dem neuen Etat sind hierfür 1000 Thlr. ausgeworfen. Für Buchbinderorbeiten sind im Durchschnitt jährlich 830 Thlr. bezahlt worden. An Stenographen (Abschnitt 2) sind in den Jahren 1867 1870 im Durchschnitt jäͤhrlich 3391 Thlr., an die Stenegraphen⸗Sekretäre 1047 Tblr. verausgabt wehee In dem neuen Etat sind hierfür 3888 und 1188 Thlr. aus⸗ geworfen.

Der Bericht der Kommission für den Bundeshaus⸗ halt über die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen des Norddeutschen Bundes (ausschließlich derjenigen, welche durch den Krieg gegen Frankreich veranlaßt sind) mit dem Nachweise der Etatsüberschreitungen und extra⸗ ordinären Ausgaben für das Jahr 1870 ist erschienen. Nach denselben hat die Kommission folgende Anträge angenommen:

Der Reichstag wolle beschließen: 1) Vorbehaltlich der bei der Prüfung der Rechnungen sich etna noch ergebenden Erinnerungen die nachgewiesenen Ecatsüberschreitungen und exraordinären Aus⸗ gaben für das Jahr 1870 im Betrage von 1,800 871 Thlrn. nachträg⸗ lich zu genehmigen. 2) Den Reichskanzler aufzufordern, entsprechend der Verpflichtung zur Rechnungslegung nach den einzelnen Positionen der Titel der Sp zialetats auch in den Uebersichten über die Einnahmen und Ausgaben der Vorjahre vom nächsten Jahre ab, die Etatsüber⸗ schreitungen, soweit dies bis zur Vorlegung derselben ausführbar ist, nach Titeln und Positionen der Spezialetats zur Genehmigung des Reichstages mitzutheilen. 3) Das Reichskanzler⸗Amt zu eisuchen, dem Reichstage in der nächsten Session einen umfassenden Bericht über die bei den Maßregeln zur Bekämpfung der Rinderpest gemachten Erfah⸗ rungen vorzulegen.

Das Amtsblatt der Deutschen; Reichs⸗Postverwal⸗ tung Nr. 49 enthält Folgendes: Generalverfügungen; vom 31. Okto⸗ ber 1871: Amtsbibliotheken der Kaiserlichen Ober⸗Postdirektionen und Ober⸗Postämter; vom 28. Oktober 1871: Feststellung des zutaxirten Portos in den ordinären Frachtkarten; vom 29. Oktober 1871: Beutel⸗ stücke; vom 31 Oktober 1871: Postverbindung mit Konstantinopel; und eine Bescheidung vom 25. Oktober 1871: Ueberweisung zu Gunsten des Post⸗Armenfonds aus einer Klagesache wegen Beleidigung.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 6. November. Im Konzertsaale des Königl. Schau⸗ spielhauses hielt Dr. Ludwig Nohl aus München gestern Mittag 12 ½ Uhr den ersten seiner angekündigten drei Vorträge über das Deutsche Mufikdrama. Der Vortragende, der sich bereits einen Namen als Aestdetiker und Kunstschriftsteller erworben, behandelte die Entstehung der Oper und ihr erstes Entwickelungsnadium in Gluck und Mozart, nach folgenden Hauptpunkten: Bestimmung der Kunst. Wesen des Drama's als künstlerische Gesammtdarstellung des Men⸗ schen. Die antike Tragoͤdie. Die Tonsprache als selbständiges geistiges Ausodrucksmittel. Ihre allmälige Ausbildung im Mittelalter. Wieder⸗ erweckung des Dramas in der Renaissancezeit. Enistehung der Oper. Die Opera seria. Gluck's Reformirung derselben. Seine Schaffung

eines dramatischen Accents in der Mustk. Mozart. Seine Bedeutung

für Begründung eines erhöhten Sprachausdrucks im Drama. Der nächste Vortrag am 12ten d. wird über Beethoven und C. M. von Weber handeln.

Die neueste Nummer der Allgemeinen Militär⸗Zeitung veröffentlicht folgende Aufsätze: Das preußische Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesen. III. Die Kriegs Atkademie des Deutschen Heeres. (Die Nrn. I. und II betrafen die Kriegsschulen) Zur Festungs⸗ frage. Die ersten Tage der Beschießung der Südfront von Paris. Die Bewaffnungsfrage des deutschen Reichsheeres.

Marburg, 3. November. Der Geh. Rath Heusinger beging heute sein 50jähriges Professorjubiläum. Durch eine Universitäͤts⸗ Deputation wurde neben Glückwünsch n eine Festschrift überreicht. Auch Seitens der städtischen Behörden wurde durch eine Deputation der Jubilar beglückwünscht und ihm namentlich der Dank ausge⸗ sprochen für die lange segensreiche Wirksamkeit als Direktor des Land⸗ krankenhauses, wie auch für seine Thätigkeit als Arzt, wobei beson⸗ .“ während der Typhusepidemie im Jahre 1 55 geda wurde. 8 Landwirthschaft. v“

Berlin, 6. Novemvber. Von dem Minister für die landwirih⸗ schaftlichen Angelegenheiten ist eine heut zusammengetretene Kom⸗ mission berufen worden, welche die Bestimmung hat, die Frage wegen Förderung der Privat⸗Pferdezucht zur Erörterung vor ihr Forum zu ziehen. Es war diese Frage in der letzten Sitzung des Landes⸗Ocken mie⸗Kellegiums als Antrag eingebracht worden. An dieselbe Frage schlessen sich folgende Spezial⸗Anträge:

88 .

Texas haben sich den Berichten zufolge die

3089

1) Dauernde Bewilligung der Rennpreise mit allmäliger Fest⸗ stellung der Prämien für lange Distanzen mit schwerem Hewichte. 2) a) Nur solche Hengste aus den Hauptgaestüten in die Landgestüte einzustellen, welche geeignet sind, die Landpferdezucht zu heben. b) Völlige Trennuag der Verwaltung der Hauptgestüte von der Verwaltung der Landgestüte, unter Mitwirkung des zu bildenden Landgestütraths. c) Ankauf solcher Hengste, welche unter Berücksichtigung besonderer Lokaltverhältnisse geeignet sind, die Zucht der schweren Schläge zu verbessern. 3) a) Daß die auf den Auttionen der Hauptgestüte einkommenden Gelder nicht, wie bis jetzt, in die Staatskasse fließen mögen, sondern dee Gestüt⸗Ver⸗ waltung zur Disposition gestellt werden. b) Vermehrung der zum Ankauf von Landbeschälern ausgesetzten Geldmittel durch Auflösung der Trainir⸗Anstalt zu Gaditz. 4) Allzemeine jährliche Brämitrung unter der Bedingung, daß die Hengste eine bestimmte Zahl Stuten für nicht hohe Gelder decken. 5) Verwendung der Prämien auf die heranwachsende bildungsfähige Generation der Mutte stuten der Zukunst. 6) Mögliche Beförderung der Zuchtoereine. Da jedoch das Kollegium erkannte, daß die Angelegenheit einer eingehen⸗ den Vorberathung bedürfe, so wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1) die Verhandlung von der Tagesordnung abzusetzen und als einen der ersten G genstände auf die Tagesordnung der nächsten Sitzungs⸗ Periode zu setzen; 2) dem Herin Minister die Bildung einer Spezial⸗ Kommission für die Vorberathung der Frage über die Förderung der Pferdezucht zu empfehlen. Diesen Beschlüssen ist der Minister adurch nachgekommen, daß er die jetzt tagende Spezial⸗Kommission erief. Die Verhandlungen werden voraussichtlich die ganze Woche hindurch waͤhren, weshalb der ständige Ausschuß des Landes⸗Oekonomie⸗ Kollegiums erst am Montag, den 13. d. M. in Thätigkeit treten wird. Die Kommission besteht aus den Herren: Fürst v. Pleß, Graf v. Renard, Erb Landmarschall Graf zu Muͤnster, Rittergutsbesitzern v. Saucken⸗ ultenfelde, Freiherrn von Schorlemer⸗Alst, von Wedemeyer⸗Schoöͤn⸗ rade, Baron von Cramm⸗Rhode, von Neumann ⸗Weedern und von Simpson⸗Georg nburg, Staats⸗Minister a. D. Graf von Borties⸗ Eelle, Wirklichen Geheimen Kriegsrath Mentzel, Praͤsidenten a. D. on Heemskerck⸗Wiesbaden, Landes⸗Oekonomie⸗Rath von Nathusius⸗ Koöoͤnigsborn, Landschafts⸗Direktor von Hagen⸗Premslaff, General⸗ andschafts⸗Rath Nichter⸗Schreitlacken, Geheimen Regierun s⸗Rath on Salviati, Geheimen Regierungs⸗Rath Dannemann, Hoß. Stall neister von Rauch, Land⸗Stallmeister von Dassel, Land⸗Stallmeister Wettich, Land⸗Stallmeister Graf von Lehndorff, Geheimen Ober⸗ Regierungs⸗Rath v. Nathusius und Oberst Lüderttz.

Ueber die Baumwollernte lautet der am 17. Oktober ver⸗ öffentlichte offizielle Oktoberbericht des Agrikultur⸗Bureaus in Washington, wie folgt: »Die Baumwollberichte für Oktober sind nicht günstiger als die im Vormonat. In keinem Staat hielt sich der Durchschnittsertrag auf der im September abgeschätzten Höhe. In

Prozenten ausgedrückt, ist der Generaldurchschnitt des Ertrages für die erste Woche laufenden Monats 76 pCt. gegen 80 pCt. m September. In einigen Theilen des Mississippithales und

1 Ernte⸗Aussichten ebessert, während die Majorität der aus dem Südwesten o wie von der Küste des Atlantischen Oceans eingelaufenen Berichte

einen geringeren als den erwarteten Ernte Ertrag in Aussicht stellt.

In Prozenten ausgedrückt, stellt sich das Ernteresultat in den verschie⸗

denen Staaten wie folgt: Nord⸗Carolina 80, Süd⸗Carolina 75,

Georgia 72, Florida 73, Alabama 75, Mississippi 76, Louisiana 73,

Texas 72, Arkansas 82 und Tennessee 94. Von schädlichem Einfluß

waren den Berichten zufolge: Rost, vorzeitiges Aufplatzen der Frucht⸗ kapseln, hinreichend niedrige Temperatur, um in den nördlichen Breiten der Entwickelung der Fruchtkapfel Einhalt zu thun. Regengüsse und

Ueberschwemmungen in Florida und Georgia, so wie der Bollen⸗

wurm und die Heerraupe in Theilen Mississippis, so wie den west⸗

licher gelegenen Staaten.« 1“ 2 Gewerbe und Handel.

Zur Feier des 200jährigen Geburtsfestes des Kaisers Peter

des Großen findet bekanntlich 1872 vom Juni bis September eine große internationale polytechnische Ausstellung in Moskau statt. Die vielfachen Handelsbeziehungen zwischen Rußland und Deutsch⸗ land und der Export Deutschlands nach Rußland werden durch diese Ausstellung Förderung gewinnen. Die Beschickung der Ausstellung ist wesentlich erleichtert, die Frachten sind durch die russischen Bahnen bereits um 30 50 Prozent ermäßigt, die Zoͤlle für Ausstellungsgegen⸗ stände aufgehoben und wichtige Neuerungen und Patente durch ein für die Dauer der Ausstellung bewilligtes russisches Patent gegen unberechtigte Nachabmung geschützt. Die Kaiserlich russische Aus⸗

EEEE hat die Vert etung ihrer Interessen in die Hände des r. Hermann Grothe, Ingenieur und Dozent an der König⸗

lichen Gewerbe ⸗Akademie, als ihres Generalbevollmächtigten für ganz Deutschland gelegt. Ihm zur Seite stehen die Ingenieure

A. List in Leipzig und F. Scheer in Berlin. Die Generalbevoll⸗

mächtigten haben zunächst ein Komite gebildet, dem sowohl Groß⸗ industrielle angehoͤren, als auch Beamte und Professoren technischer und landwirthschaftlicher Anstalten und Landwirthe. Das Bestre⸗ ben der General⸗Bevollmächtigten und des Komites geht dahin, vauf der Ausstellung zu Moskau ein annähernd vollkemmenes Bild der gesammten deutschen Industrie zu geben, sowohl in wissenschaft⸗ licher Hinsicht als auch in praktischer.⸗« Die Erreichung dieser Absicht wird bei einigem Entgegenkommen der deutschen In⸗ dustri llen durch die eigenthümliche Organisation wesentlich er⸗, leichte t. Es wid fur diese Ausstellung nämlich gefordert daß ven den Indust iepoduften: 1) Rohmaterialien, 2) Zwischen⸗ produkte, 3) Endprodukte geliefert werden und war in Proben, die greß genug sind, um ein Urtheil über diese Produkte zu ge⸗ winnen. Wenig kostbar sind z. B. die Herstellung und Ausstellung eines solchen Probesortimen 8 für die Gespinnstfasermanufakturen,

Farbenfabrikation oder für Papierfabrikation. Daß die Maschinen⸗ fabrikation durch diesen Ausstellungsmodus weniger gewinnt, liegt auf der Hand. Für die Maschmenfabrikation ist aber in anderer Weise günstig gesorgt. Es wird den Maschinensabrikanten nämlich Platz zur Aufstellung und Betriebskraft zum Ingangsetzen der Ma⸗ schinen gratis geliefert. Außerdem bietet sich in Moskau günstige Ge⸗ legenheit zum Verkauf der ausgestellten Maschinen, und es wird aus⸗ drücklich bemertt, daß zum Endzweck der Bildung eines polytechnischen Museums zu Moskau die Kaiserlich russische Ausstellungstommission die Absicht hat, Maschinen, Modelle, Fabrikate, Sammlungen, Apparate aus den ausgestellten Gegenständen anzukaufen. Bezüglich der aus⸗ zustellenden Gegenstände muß noch bemerkt werden, daß die Absicht der Ausstellung dahin geht, zu zeigen, wie weit die Anwendung der Naturwissenschaften auf das Leben, die Künste und die Indugrie gediehen ist. Daher liegt dem Ausstellungs⸗ komite nichts daran, Konkurrenzausstellungen zu erhalten. Die Gene⸗ ral⸗Bevollmächtigten sind angewiesen, mit jedem Exponenten in direkte Verbindung zu treten, um, durch Hervorhebung dieser oder jener Spezialität jedes Fabrikanten, den Charakter der Konkurrenz abzu⸗ schwächen und das Bild des betreffenden Industriezweiges durch voll⸗ endetere Vorführung der Spezialitaͤten zu vervollkommnen. Wollen z. B. mehrere Kattunfabrikanten ausstellen, so würden dieselben gebeten, derart idre Kollektionen einzurichten, daß bei dem Einen die Krapp⸗ artikel, bei dem Anderen die Applikationsartikel hervorgehoben wer⸗ den, je nachdem er in diesen Arrikeln seine Fabrikation stark glaubt. Die General⸗Bevollmächtigten und das Komite tragen Sorge, daß ganz Deutschland möglichst vertreten ist, daher ist auch in Elsaß⸗ Lothringen ein Komitemitglied thätig.

Aus der Zahl der allgemeinen und speziellen Ausstellungs⸗ Bedingungen, die vom deutschen Komite in einem ausführlichen Pro⸗ gramm bearbeitet und zusammengestellt sind (dasselbe ist von der Centralstelle F. Scheer u. Petzold, Berlin, Chausseestraße 98, gratis sammt Anmeldebogen zu beziehen), heben wir noch hervor, daß der Plat zur Ausstellung unentgeltlich gegeben wird, die Dekoration desselben aber auf Kosten des Ausstellers geschieht. Zur Aufstellung und An⸗ ordnung der Gegenstände begiebt sich einer der General⸗Bevollmäch⸗ tigten zur Zeit an Ort und Stelle, und besorgt für enisprechende Entschädigung die Aufstellung und Wartung sowie event. Rücksendung. Die General⸗Bevollmächtigten sind zu jeder Auskunst bereit. Für hervorragende Leistungen irgend welcher Art auf wissenschaftlichem wie praktischem Gebiete werden Ehrendiplome, goldene, silbverne und bronzene Medaillen durch eine gemischte Jury zuerkannt. Bis Ende 1871 geschieht die Anmeldung bei den Bevollmächtigten und bis März 1872 sind die Gegenstände ꝛc. zum Transport zu stellen.

Leipzig, 5. November. Das hiesige »Tageblatt⸗« meldet: Zu⸗ verlässiger Mittheilung zufolge ist der Konkurs gegen die säͤchsische Ses eröffnet worden; zu Rechts⸗ beziehungsweise

ütervertretern sind die Advokaten Konrad Hoffmann und Dr. Tröndlin bestellt worden. Die Passiva sollen sich auf 7,800,000 Thlr. belaufen. Man hofft, daß bei Ausschüttung Masse noch 38 pCt. gerettet werden.

Telegraphische Witterungsberichte v. 4. November

Bar. AbwTemp. Abw Ort. p. I. v. M. R. v. M.

[Constautin. 335,4 12,2/ S., schwach. 5. November. 8

4,4 N., schwach. wolkig. ²) 1 4,6 NW., schwach. wolkig. —3.8 bedeckt. ³)

2,5 N., schwach. wolkig, trübe. NW., schwach heiter.

N., schwach. heiter.

N., schwach. gganz heiter. NW., schwach. völlig heiter. ¹⁴) N., schwach. wolkig. NW., schwach. heiter.

NW., mässig. [heiter, Rei NO., mässig. heiter.

0., schwach. sbedeckt.*) NO., stark. heiter.

SW., s. schw. trübe

NO., mässig. heiter Windstille. bezogen, trübe O., schwach. bewölkt.

O., schwach. sbedeckt.

S., schwach. wolkig.

NO., schwach. schön.

NW., mässig. bedeckt. NW., schwach. bewölkt. NNW., mässig. O., still.

O., schwach. SW., mässig. SS0O., schw. SW., schwach. NW., s. stark. NW., schwach t NNW., schw. heiter. N., schwach. shalb heiter.

1) Gestern Abend Regen. ²) Nachts Schnec. ³) Nachts Schnee. ⁴) Reif. ³) Min. 1,5. *) Gestern Nachmittag N. schwach. Strom N. Srrom S *) Gestern Nachmittag XNO. schwach. ⁸) Regen, gestern Abend Regen. ²) Gestern Schnee. Max. 2,6. Min. 2,5

[Allgememe Himmelsansicht wen. bew. ¹)

Wind.

[Memel 237,9 +0, 9 Königsbrg. 338,2 + 1, 4 Danzig 338,6 +1, 4 Cöslin 339,9 †+ 3,8 Stettin 340, 8 + 3, s Putbus 38,3 + 3,1 Berlin 339,5 + 3,9 Posen 337,6 + 3,5 KRatibor 330,8 + 0, 7 Breslau 334,7 +₰2, 6 Torgau 337,1 + 3,2 Münster 338,9 + 3,27 Cöln. 338,0 + 3,0 Trier 831,0 Flensburg. 340,3 Wiesbaden 335, 4 Kioler Haf. 341, 4 Wilhelmsh. 340,27 Bremen. 340,1 Weserleuchtth. 340,5 Brüssel 338,9 Petersburg 334,9 Riga 336,4 Skudesnäs 340,7 Gröningen 341, 6 Helder. 311,3 Christians. 340,9 Helsingör.

Frederiksh.ü

Constantin. 336,5 Stockholm 339. 3 Hernösand 338 4 Haparandea 336,0

bewölkt.

v v vvVvSVVS᷑GF UœlSGIvvVvNvSvVvNvNSU8NS=NIS